Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
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Maria hatte doch nur ihre Erlebnisse aufgeschrieben. Es waren keine genialen Weisheiten<br />
o<strong>de</strong>r umfangreiche Verknüpfungen verschie<strong>de</strong>nster Fachbereiche.<br />
Nein! Sie war sich sicher, dass es in erster Linie um ihr Erwachen ging und es vollkommen<br />
egal war, was an<strong>de</strong>re über diese Lektüre dachten.<br />
Schreibe nur für Dich, sagte <strong>de</strong>r Beobachter. Du solltest kein Kaufmanns<strong>de</strong>nken in Dir haben.<br />
Was ich später damit machen wer<strong>de</strong>, sage ich Dir im Hier und Jetzt.<br />
Mache Dir keine Gedanken darüber!<br />
Denn Du bist noch nicht soweit, dass Du es verstehen kannst.<br />
Schreibe weiter!<br />
28.02.2001 – 15.30 Uhr<br />
Das Telefon klingelte. David befand sich zu diesem Zeitpunkt im Ba<strong>de</strong>zimmer. Maria nahm<br />
<strong>de</strong>n Hörer ab und die Telefonstimme kündigte an, dass es Boris war.<br />
„Na“, sagte er, „wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesprochen. Ich glaube in diesem<br />
Jahr noch gar nicht“. Mit einem Lachen wünschte er ihr noch nachträglich ein schönes neues<br />
Jahr. Boris fragte Maria, ob sie schon ihre Koffer für <strong>de</strong>n Urlaub gepackt habe. Sie antwortete<br />
brav, dass sie mit ihren Reisevorbereitungen fertig sei. Außer<strong>de</strong>m sei sie noch nie auf dieser<br />
Insel gewesen. Sie könne daher we<strong>de</strong>r enttäuscht noch erfreut sein. Sicherlich freue sie sich<br />
darüber, in <strong>de</strong>n Sü<strong>de</strong>n zu fliegen, um dort Urlaub zu machen, aber sie wäre auch sehr gern<br />
daheim.<br />
Boris erwi<strong>de</strong>rte sofort, dass es ihm sehr gut ginge, seit<strong>de</strong>m er seine Firma aufgegeben habe<br />
und nur noch zu Hause sei. Auch wenn einige Bekannte von ihm das nicht nachvollziehen<br />
könnten, sei er doch glücklich, so ein Leben führen zu können. Er hätte komplett jegliches<br />
Zeitgefühl verloren, alles rennt nur noch an ihm vorbei. Sicher, er könne auch verreisen, aber<br />
David wür<strong>de</strong> zu ihm nur sagen, dass es in seiner Situation Flucht wäre und er damit nicht<br />
weiterkommen wür<strong>de</strong>. „Nein“, sagte Boris, „ich habe keine Lust das Haus zu verlassen.<br />
Übrigens“, führte er weiter fort, „meine Ex-Frau wohnt in Spanien“.<br />
„La<strong>de</strong> Dich doch ein“, sagte Maria zu ihm. „Nicht je<strong>de</strong>r Urlaub ist Flucht. David und ich sind<br />
auch sehr gerne zu hause, aber wenn ihn jemand bittet, zu ihm zu kommen, gibt er sich hin.<br />
Ich glaube, dass dieser Urlaub nicht mit Arbeit verbun<strong>de</strong>n ist. Keine Vorträge und somit wohl<br />
auch keine Anstrengung für David“.<br />
Boris lenkte in ein an<strong>de</strong>res Thema ein. „Übrigens“, begann er, „hat David mir gesagt, dass Du<br />
schreibst, Maria. Sicherlich habe ich in meinem Leben schon sehr viel erlebt. Ich wür<strong>de</strong> aber<br />
kein Buch schreiben, selbst wenn ich es könnte. Auch meine Frau sprach mich <strong>de</strong>shalb schon<br />
an, ob ich meine Erlebnisse nicht für meine Kin<strong>de</strong>r aufschreiben wolle. Aber was sollte mir<br />
das bringen? Es ist doch alles nur ‚vermutete Vergangenheit’.“<br />
„Stimmt“, erwi<strong>de</strong>rte Maria, „aber das, was ich schreibe, ist nicht meine Biographie. Ich habe<br />
noch nicht so viel erlebt, dass ich ein ganzen Buch über mich schreiben könnte. Ich versuche<br />
mich selbst zu fin<strong>de</strong>n. Mehr nicht!“<br />
Sie war froh, dass David zur Tür reingekommen war und sie <strong>de</strong>n Hörer abgeben konnte.<br />
Maria wollte Boris nicht erklären, warum und was sie eigentlich schrieb. Es waren doch nur<br />
Gedanken, das wusste sie doch selbst. Außer<strong>de</strong>m stimmte es sie ein wenig ärgerlich, dass<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1 51