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Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de

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<strong>Die</strong>s war <strong>de</strong>r Punkt. David ließ Berta in ihrer Neugier zwar wissen ließ, dass er in <strong>de</strong>r Nähe<br />

sei, aber er suchte sie nicht auf. David wollte Berta in keinerlei Weise strafen. Er überprüfte<br />

nur ihr Re<strong>de</strong>n, ob es wirklich so wäre, dass sie von Helene losgelassen hätte und keine Spur<br />

von Eifersucht in sich trug. Immer wie<strong>de</strong>r bestätigte Berta es David, sie wäre vollkommen frei<br />

von Neid. Es dauerte keine vier Wochen und Berta hatte ihre Prüfung doch noch nicht<br />

bestan<strong>de</strong>n. David re<strong>de</strong>te in einer unendlichen Geduld auf Berta ein. An manchen Tagen wur<strong>de</strong><br />

er auch sehr streng zu ihr. Aber er musste einsehen, dass es zu diesem Zeitpunkt keinen<br />

Zweck hatte, das Thema aufzugreifen. David hatte sie nicht aufgegeben, son<strong>de</strong>rn sie tat es.<br />

Berta wollte lei<strong>de</strong>n.<br />

24.02.2001 – 19.00 Uhr<br />

Maria hatte nach <strong>de</strong>m Essen eine kleine Pause eingelegt. Sie empfand eine unendliche<br />

körperliche Müdigkeit in sich. Sie hatte immer noch nicht ihre Hausarbeit erledigt. David<br />

bereitete ihr liebevoll ein komplettes Mahl zu. Seine Kochkünste waren wie immer ausgezeichnet<br />

und auf Davids Frage, wie es ihr geschmeckt habe, kam wie immer die Antwort -<br />

„ausgezeichnet“. Nach<strong>de</strong>m sie gegessen hatten, räumte sie das Geschirr zusammen und<br />

brachte es in die Küche. Achtung, jetzt mel<strong>de</strong>te sich ihre logisches Stimme wie<strong>de</strong>r. Na,<br />

solltest Du nicht endlich aufräumen, schau, das Spülbecken wartet auf die Politur, <strong>de</strong>r<br />

Fußbo<strong>de</strong>n muss gewischt wer<strong>de</strong>n. Nein, dachte Maria, heute hatte die Marionette Maria<br />

dienstfrei. Es nützte nichts, dass es mittlerweile in ihrem Kopf hämmerte und hämmerte. Los,<br />

fange an, Du musst noch Deine Arbeiten erledigen. Aber <strong>de</strong>r Beobachter war stärker. In seiner<br />

Anwesenheit, ohne auch nur einen Ton zur Maria zu sagen, thronte er über <strong>de</strong>m<br />

Stimmengewirr in ihrem Kopf. Ja, <strong>de</strong>r Beobachter machte sich über Maria lustig, über diese<br />

kleine Gestalt, die keinen eigenen Willen hatte. Maria nahm die Stiche <strong>de</strong>r Logik in Kauf,<br />

schnappte sich ihre Kuschel<strong>de</strong>cke und wollte einfach ihren Geist einschläfern. Weit gefehlt,<br />

gera<strong>de</strong> als sie sich hinlegen wollte, beruhigend die Augen schloss, mel<strong>de</strong>te sich <strong>de</strong>r<br />

Beobachter.<br />

Na, Maria, hast Du keine Lust mehr etwas schreiben? Ist Deine Energie genauso kurzlebig<br />

wie Deine Beobachtungen? Typisch für Dich Maria. Du möchtest wohl wie<strong>de</strong>r aufgeben? Du<br />

hast jetzt nur Angst, mich durch Dich einfach fließen zu lassen. Du musst doch nichts tun.<br />

Setze Dich doch einfach an <strong>de</strong>n Computer und lasse Deine Gedanken gleiten. Maria, Du<br />

schaffst es!<br />

Maria hörte <strong>de</strong>m Beobachter kritisch zu. Ja, er hatte recht. Aber sie war körperlich so mü<strong>de</strong>.<br />

Der Geist wollte jedoch wohl mit ihr Überstun<strong>de</strong>n machen. Er gab einfach keine Ruhe. Eine<br />

Stun<strong>de</strong> später hatte er sie geschafft. Es kam ihr nicht wie eine volle Stun<strong>de</strong> vor, nein, vielleicht<br />

waren es auch nur Bruchteile von Sekun<strong>de</strong>n, aber <strong>de</strong>r Gedankenstoß zeigte seine<br />

Wirkung. Maria richtete sich auf und schaltete <strong>de</strong>n Computer wie<strong>de</strong>r ein. Keine Chance!,<br />

dachte sie sich. Ihr Beobachter war unheimlich hartnäckig, noch strenger als die Logik und<br />

Moral. Einfach phantastisch!<br />

Maria erkannte das erste Mal in ihrem Leben, dass es in ihr einen neutralen und zugleich sehr<br />

for<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Beobachter gab. Ja, an manchen Tagen machte er sich schon bemerkbar, aber nur<br />

für kurze Zeit. An<strong>de</strong>re Stimmen wie Moral o<strong>de</strong>r Logik waren durchdringen<strong>de</strong>r. Nicht, dass ihr<br />

neutraler Beobachter sie vergaß, nein er schaute ihr nur zu. Sah ihr zu, mit welcher Dummheit<br />

sie ihr logisches o<strong>de</strong>r moralisches Verhalten stets verteidigte. Aber jetzt machte es ihr einen<br />

ungeheuren Spaß, dass diese neutrale Stimme überhand genommen hatte. Sie bemerkte, dass<br />

26 <strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1

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