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Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de

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Alles Quatsch, Maria. Fühlst Du Dich jetzt gestresst? Nein, das geht doch nicht, sagte die<br />

Stimme. Wie kann man von einer Gedankenreise erschöpft sein? Los, erkläre es mir!<br />

Keine Chance, dachte sich Maria. Nicht nur David holte sie immer wie<strong>de</strong>r ins Hier und Jetzt<br />

zurück. Nein, diese Stimme in ihrem Kopf fing jetzt auch noch an zu nerven. Oh Gott, jetzt<br />

pochte es in ihrem Kopf. War es ihr Hungergefühl o<strong>de</strong>r die Verkrampfungen im Kopf, dass<br />

sie sich unwohl fühlte? <strong>Die</strong> logische Stimme mel<strong>de</strong>t sich jetzt. Es ist doch völlig klar, wenn<br />

Du nichts gegessen hast, wird Dein Blutzuckerspiegel sinken und dies verursacht ein Unwohlsein.<br />

„Stopp!“, schreit es in ihr auf.<br />

Nein, absoluter Blödsinn, Maria! Höre nicht auf die Logik. Du kannst noch weiterschreiben,<br />

Du bist doch noch lange nicht fertig. Mache weiter!<br />

David und Maria nahmen noch einige Einladungen von Berta an. Mit Entsetzen musste Maria<br />

aber feststellen, dass sich bei Berta nichts geän<strong>de</strong>rt hatte. Auch eine Berta versuchte immer<br />

wie<strong>de</strong>r mit Tricks David zu überzeugen, Treffen bei ihr zu veranstalten. David sagte Berta<br />

zwar immer wie<strong>de</strong>r, sie solle, wenn sie seine Bücher studieren wolle, es ganz für sich alleine<br />

machen, aber Berta ignorierte es. Sie hatte mittlerweile einen Pulk von Leuten um sich<br />

geschart. Einmal die Woche trafen sie sich bei Berta und erzählten stolz von ihren<br />

Fortschritten. Weit gefehlt mit Freiheit! <strong>Die</strong>se Treffen, die je<strong>de</strong>m ja so gut getan haben, waren<br />

zum Teil auch reiner Egoaustausch. Klatsch und Tratsch bestimmten die Meetings.<br />

Besserwisser, Richter und Mitläufer trafen sich. David schmunzelte, als er davon erfuhr. Was<br />

hatte er Berta immer wie<strong>de</strong>r gesagt?<br />

„Berta, Du musst es begreifen, kein an<strong>de</strong>rer. Wenn Du Dich erlöst, erlöst Du automatisch alle an<strong>de</strong>ren<br />

mit!“<br />

David konnte sie nicht erreichen. Viel zu viel Stolz trug sie in sich. Stolz, dass sie <strong>de</strong>r<br />

Auslöser war, dass Davids Worte mit ihrer Hilfe publik gemacht wur<strong>de</strong>n. Nein, Berta hatte<br />

kein Selbstwertgefühl, aber durch David war sie die Quelle, die bestens über sein Leben und<br />

seine Termine informiert war. Eines Tages sprach Maria Berta persönlich an. Sie hatte das<br />

Gefühl, ihr auch helfen zu können, da sie endlich begriff, dass sie sich alle Erklärungen, die<br />

sie abgab, nur selbst erzählte. Sie trennte an diesem Tag bewusst <strong>de</strong>n Beobachter von <strong>de</strong>r<br />

Marionette Maria. „Berta“, begann Maria das Gespräch, „kein David kann Dich aufwerten,<br />

Du musst mit <strong>de</strong>m zufrie<strong>de</strong>n sein, was Du bist. Wenn Du nicht zu <strong>de</strong>n erleuchteten Menschen<br />

gehörst und immer wie<strong>de</strong>r im Alltag abstürzt, dann stehe dazu. Du musst wissen“, setzte sie<br />

fort, „dass all diese Menschen, die David sehen wollen, sich komplett von Dir lösen, sobald er<br />

nicht mehr da ist. Kein Mensch will wissen, was Du zu sagen hast, son<strong>de</strong>rn sie kommen<br />

ausschließlich wegen David.“ “Ja“, antwortete Berta kleinlaut, „ich weiß, dass es so ist, aber<br />

ich freue mich für meine Mitmenschen, wenn sie David sehen. Ich weiß, dass ich absolut<br />

unwichtig bin, aber es ist ein schönes Gefühl, David um mich zu haben. <strong>Die</strong>s ist das Schönste,<br />

was ich erleben durfte“. Maria wun<strong>de</strong>rte sich über Bertas Einsicht (die eigentliche Einsicht<br />

war, dass Marias es endlich begriff). Hatte sie nicht schon längst begriffen, dass es zwecklos<br />

war neben David zu thronen? Bertas Erkenntnis blieb nicht von langer Dauer. Einige Stun<strong>de</strong>n<br />

später sollte das Meeting stattfin<strong>de</strong>n. Bertas Beobachter schlief während <strong>de</strong>r Zeit, da sie sich<br />

komplett ihrem alten Raster hingab. Natürlich gefiel es ihr auch, dass die verschie<strong>de</strong>nsten<br />

Leute da waren. „Ja, Herr Dr. ...., natürlich können sie kommen, David ist ja da usw.“ Da sie<br />

mittlerweile Probleme mit ihrem Bein hatte, freute sie sich um so mehr, dass Ärzte ihr<br />

beschei<strong>de</strong>nes Haus aufsuchten. Schnell und mit einer geschickten <strong>de</strong>mütigen Art sprach sie<br />

ihr gesundheitliches Defizit an. „Ja“, entschuldigte sie sich immer wie<strong>de</strong>r, wenn David ihr auf<br />

<strong>de</strong>n Kopf zusagte, dass sie unbewusst war. „Nicht ich spreche die Leute an, son<strong>de</strong>rn die Leute<br />

24 <strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1

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