Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
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lässt ihn einfach in seinem Stuhl sitzen. David wirkt auf sie wie ein Kind, dass sich abgestellt<br />
fühlt.<br />
Stopp!, kommt endlich die erlösen<strong>de</strong> Stimme <strong>de</strong>s neutralen Beobachters. Na, wie haben Dir<br />
diese Dinge gefallen, die ich Dich habe <strong>de</strong>nken lassen?, fragte die Stimme. Ja, ich bin es! Ich,<br />
<strong>de</strong>r die Logik und Moral eingespielt hat. Wie viele Gedanken muss ich Dir noch einspielen,<br />
bis es endlich in Dir aufschreit, dass Du diesen ganzen Blödsinn nicht mehr mitmachen<br />
willst? Überlege in aller Ruhe. Es gibt nur das Hier und Jetzt. Du siehst we<strong>de</strong>r Hausarbeit<br />
noch David. Was sieht Du? Nur einen Bildschirm mit Worten, wobei Du noch nicht mal<br />
beweisen kannst, dass Du diese Sätze aufgeschrieben hast. Arme kleingeistige Maria!<br />
Maria und David wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n nächsten Monaten sehr oft von Berta eingela<strong>de</strong>n. Sie verhielt<br />
sich gegenüber David sehr unterwürfig, aber sobald Maria Bertas Anruf entgegen nahm,<br />
wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mütigen Frau schon einmal die bestimmen<strong>de</strong> Frau. Sehr geschickt versuchte<br />
sie Maria davon zu überzeugen, dass die bei<strong>de</strong>n sie zu einer bestimmten Zeit aufsuchten<br />
müssten. „Ja, wäre es nicht schön, wenn Ihr vor Weihnachten kommen könntet, ja, die Leute<br />
rufen mich doch immer an, was soll ich ihnen <strong>de</strong>nn sagen?“, argumentierte Berta. „Außer<strong>de</strong>m<br />
könnt Ihr doch bei mir Urlaub machen und ich wür<strong>de</strong> Euch auch nicht belästigen“. Maria<br />
bekam <strong>de</strong>n Magendruck zu spüren. <strong>Die</strong>se Frau wollte doch nur ein schönes Weihnachtsfest<br />
verbringen. Sie hatte doch nur einen kleinen Bekanntenkreis, dachte sich Maria. Der Gedanke<br />
an eine alleinstehen<strong>de</strong> Frau die tränenreich an Weihnachten <strong>de</strong>nkt, machte Maria mürbe. „Ach<br />
weißt Du“, sagte Maria zu Berta, „wir können lei<strong>de</strong>r nicht kommen, da David und ich meine<br />
Familie besuchen wollten“, versuchte sie sich zu rechtfertigen. Maria hatte das Gefühl, dass<br />
ihre Moral an bei<strong>de</strong>n Armen riss. Wie sollte sie es Berta verständnisvoll beibringen, fragte sie<br />
sich. Behutsam erzählte Maria von ihren Weihnachtsplänen. „Es tut uns so leid, Berta, aber<br />
lei<strong>de</strong>r können wir nicht kommen, weißt Du, vielleicht können wir Dich einen Monat später<br />
einmal besuchen“, erwi<strong>de</strong>rte sie. Aber dann wen<strong>de</strong>te sich das Blatt. Berta versuchte mit allen<br />
Tricks, sie davon zu überzeugen, sie doch zu besuchen. Maria hörte sich die Bitten an, betonte<br />
aber immer wie<strong>de</strong>r, dass sich <strong>de</strong>r Plan lei<strong>de</strong>r nicht verschieben lässt. Dann verän<strong>de</strong>rte sich die<br />
liebenswürdig <strong>de</strong>mütige Frau in ein trotziges Kind. Fast energisch fuhr sie Maria über <strong>de</strong>n<br />
Mund, um ihre Vorstellung durchzusetzen. Maria war geschockt. Was steckte in dieser Frau,<br />
wenn sie ihren Willen nicht durchsetzen konnte? Wie<strong>de</strong>r hatte Maria etwas gelernt. Je<strong>de</strong>r<br />
Mensch setzte eine Maske auf, auch die, die ja so nett sind (einschließlich auch Maria).<br />
Je<strong>de</strong>r Tag war ein lehrreicher Tag. Maria und David setzten ihren Plan durch und fuhren in<br />
Marias Heimatort, um dort Weihnachten zu feiern. Nach<strong>de</strong>m die Feiertage vorüber waren,<br />
setzten sie zur Heimreise an. Einige Tage später folgte eine Einladung von Boris und Jasmin.<br />
Maria und David freuten sich sehr, da auch Helene angekündigt war. Es wur<strong>de</strong> ein sehr<br />
schönes Treffen, wobei Maria aber schon merkte, dass sie ein Gefühl von Stress beschlich.<br />
Nein, aus <strong>de</strong>m Koffer leben, wollte sie nicht. Hier eine Einladung, dort eine Einladung konnte<br />
auf Dauer schon sehr anstrengend sein. In solchen Momenten wünschte sich Maria für einen<br />
kurzen Augenblick ihr altes Leben zurück.<br />
24.02.2001 – 15.00 Uhr<br />
Marias Beobachter spielte ihr einen Streich. Nach<strong>de</strong>m sie die letzten Zeilen noch einmal<br />
gelesen hatte, beschlich sie das Gefühl, Stress erlebt zu haben. Sie bemerkte, dass sie innerlich<br />
zusammensackte, da sie ja früher soviel Arbeit hatte.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1 23