Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
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David und Maria fuhren nach ca. 2 Wochen Aufenthalt bei Berta wie<strong>de</strong>r heim. Ja, viele<br />
Erfahrungen hatte Maria gemacht. Sie versuchte alles noch einmal Revue passieren zu lassen.<br />
Maria hatte schon vor einiger Zeit gemerkt, dass sich die Menschen um sie herum komplett<br />
verän<strong>de</strong>rten, wenn David nicht dabei war. Es wur<strong>de</strong> geurteilt, gehetzt, sich größer gemacht.<br />
Alle Facetten an kleinen Schweinerein lernte sie kennen. Ein Lächeln für David, eine Fratze<br />
hinter seinem Rücken. David interessierte sich für das Geschwätz überhaupt nicht. Wenn die<br />
bei<strong>de</strong>n unterwegs waren, hatten sie es sich zum Betthupferle gemacht, dass Maria David von<br />
Gesprächen während seiner Abwesenheit erzählte. Es waren keine urteilen<strong>de</strong>n Gespräche,<br />
son<strong>de</strong>rn absolut wertfrei wie<strong>de</strong>rgegeben. Ja, wie machten sich doch die Menschen groß, wie<br />
groß war <strong>de</strong>r Hass und Neid auf die Mitmenschen. Beson<strong>de</strong>rs richtend wur<strong>de</strong> über wohlsituierte<br />
Menschen gesprochen. <strong>Die</strong> Argumente waren so anmaßend. Reiche Menschen<br />
sollten nicht ins Himmelreich, nein, spen<strong>de</strong>n sollten die doch erst einmal. Wie wollen die<br />
<strong>de</strong>nn Freiheit erlangen? <strong>Die</strong> sitzen doch nur auf ihrem Geldhaufen. Schaut euch doch die<br />
Reichen an, müssen sich Freun<strong>de</strong> kaufen, sehen nur sich, sehen nicht die armen Leute.<br />
Oh Gott, dachte sich Maria, ihr wur<strong>de</strong> jetzt erstmalig bewusst, welchen Hass-Attacken sich<br />
gut situierte Leute zum Teil aussetzen mussten. Ja, manche von ihnen machten schon ein<br />
Spiel mit ihren Mitmenschen. Das Auftrumpfen von Reichtümern machte manchen von ihnen<br />
schon Freu<strong>de</strong>, aber wen konnten sie nur damit treffen? Betroffen sein kann nur <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r<br />
Spuren von Neid in sich hat. Man kann sich doch darüber freuen, wenn Schmuck o<strong>de</strong>r Autos<br />
wie Or<strong>de</strong>n zur Schau gestellt wer<strong>de</strong>n. Du musst doch an <strong>de</strong>m Spiel nicht teilnehmen. Auf die<br />
Freiheit! Kann man wirklich sagen, dass es nur ein Spaß <strong>de</strong>r Reichen ist? Machen es nicht<br />
auch die Menschen, die es sich eigentlich gar nicht erlauben können? „Or<strong>de</strong>nträger“ sind sie<br />
doch alle.<br />
24.02.2001 – 13.30 Uhr<br />
Marias Beobachter schaltet sich ein. Der Gedanke an Hunger tritt in ihren Geist und prompt<br />
mel<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Magen. Maria bittet David in nächster Zeit etwas zu kochen. David reagiert<br />
wie fast je<strong>de</strong>n Tag. „Schatz, ich habe noch keinen Hunger, ich möchte noch einige Seiten lesen,<br />
dann mache ich uns etwas.“ Ja, Maria hat immer noch ein Problem körperlichen Hunger<br />
abzuschalten. Sie merkt, dass sie in solchen Momenten komplett neben sich steht. <strong>Die</strong>ses<br />
Gefühl von Hunger ist für sie ein Teufelskreis, aus <strong>de</strong>m sie immer wie<strong>de</strong>r schlecht herauskommt.<br />
Maria wird in solchen Situation eine Furie. Sie kann es nicht mehr steuern, wenn die<br />
Marionette Maria etwas essen möchte. Sie kann es zwar rauszögern, aber wehe, das Gefühl<br />
nimmt überhand. Sie meckert grundlos an David herum, dass er seine Sachen wegräumen<br />
solle, außer<strong>de</strong>m war dies und jenes, was er ihrer Meinung nach nicht richtig gemacht hätte.<br />
Sie benimmt sich wie ein Tier im Käfig, das eine Woche lang auf Diät gesetzt wur<strong>de</strong> und<br />
je<strong>de</strong>n zerfleischen möchte, <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>m Gefängnis nur nähert.<br />
Ja, sagt <strong>de</strong>r Beobachter, dieses Problem müssen wir auch noch angehen, Maria. Du hast<br />
Dich zwar schon gebessert, aber die Prüfung noch längst nicht geschafft.<br />
Plötzlich mel<strong>de</strong>t sich eine an<strong>de</strong>re Stimme in ihrem Kopf.<br />
Es war die Logik: Na, Maria, hast Du schon Deine Hausarbeit gemacht? Wann willst Du <strong>de</strong>nn<br />
endlich damit anfangen? Hinterher kannst Du eine Nachtschicht einlegen, um alles zu<br />
bewältigen. Maria kämpft mit <strong>de</strong>n Tränen. Verdammt mit <strong>de</strong>r Logik und Moral. Jetzt hat sie<br />
auch noch die Stimme <strong>de</strong>r Moral im Kopf. Schau Maria, wie gehst Du nur mit David um.<br />
Sind das vielleicht die Pflichten einer geliebten Ehefrau? Du kümmerst Dich nicht um ihn,<br />
22 <strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1