Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
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eher Berta ähnlich war. Sie war auch keine große Persönlichkeit, sie war eigentlich genauso<br />
wie Berta ständig bemüht, ja nicht aufzufallen. Was spielte sich dort bloß ab? Helene war<br />
distanziert höflich, Berta buckelte um David und Helene. Nach<strong>de</strong>m Berta bemerkte, dass<br />
David sich mehr um Helene bemühte, än<strong>de</strong>rte sich bei dieser hilflosen ge<strong>de</strong>mütigten Frau <strong>de</strong>r<br />
Blick. Maria sah in <strong>de</strong>n Augen Bertas die blanke Eifersucht. Ja, diesen Blick kannte Maria<br />
von sich selbst. Oh, wie diese Frau doch lei<strong>de</strong>n musste! Berta bemühte sich aber, ihre Eifersucht<br />
in <strong>de</strong>n Griff zu bekommen, was ihr für einige Stun<strong>de</strong>n auch gelang. Aber nach<strong>de</strong>m<br />
David und Maria mit Berta Helenes Haus verlassen hatten und wie<strong>de</strong>r bei ihr zuhause waren,<br />
brach über sie ein Re<strong>de</strong>schwall herein, <strong>de</strong>r sich nicht mehr stoppen ließ. Ja, sie wollte doch<br />
nur die Freundschaft mit Helene, ja, sie dankte immer wie<strong>de</strong>r Helene, für all das, was sie für<br />
sie getan hatte, außer<strong>de</strong>m seien sie doch die besten Freundinnen, aber Helene kümmere sich<br />
nicht um sie. Berta verstand ihre kleine Welt nicht mehr, warum bloß war Helene so abweisend<br />
zu ihr. Es sei doch nichts vorgefallen, bekräftigte sie. David ging nicht auf das Gespräch<br />
ein, son<strong>de</strong>rn unterbrach behutsam <strong>de</strong>n Re<strong>de</strong>schwall und lenkte an<strong>de</strong>re Themen ein, worauf sie<br />
sofort einstieg, aber das Thema Helene war trotz allem für sie noch nicht vergessen. Immer<br />
wie<strong>de</strong>r machte Berta Ansätze, die Problematik erneut anzusprechen, aber sie stieß bei David<br />
auf Granit. „Keine Chance“, wollte Maria sich schon zu Wort mel<strong>de</strong>n, „das kenne ich doch<br />
aus Erfahrung“, aber sie blieb stumm.<br />
Eigene Erfahrungen machen lehrte sie David:<br />
„Du kannst es nicht verhin<strong>de</strong>rn, wenn Kin<strong>de</strong>r trotz Ermahnungen immer wie<strong>de</strong>r auf die „heiße<br />
Herdplatte“ fassen möchten“, so predigte ihr Mann.<br />
Also, halte Dich aus dieser Sache heraus, ermahnte Marias Beobachter sie immer wie<strong>de</strong>r.<br />
Berta erzählte von ihren Wun<strong>de</strong>rn. Ja, so viele Leute hätten sich schon bei ihr gemel<strong>de</strong>t, nein,<br />
missioniert hätte sie nicht, aber sie wollte doch nur ihren Mitmenschen die gleiche Freu<strong>de</strong><br />
machen, die sie selbst erfahren durfte. Ganz geschickt fä<strong>de</strong>lte sie ein, dass sie ja David einen<br />
schönen Urlaub bereiten wollte, er solle sich ja bei ihr wohlfühlen, nein, belästigen wolle sie<br />
ihn ja nicht, aber die vielen Leute, <strong>de</strong>nen sie doch eine Freu<strong>de</strong> machen wollte, wür<strong>de</strong>n sie<br />
ständig anrufen, wann einmal das „Geschenk David“ kommen wür<strong>de</strong>. Und dann wur<strong>de</strong>n die<br />
nächsten Tagen von David und Maria verplant. Morgen früh kommt mein Masseur,<br />
nachmittags die Nachbarin, ja könnte man <strong>de</strong>nn nicht eine kleine Versammlung in meinem<br />
Wohnzimmer stattfin<strong>de</strong>n lassen, wo David nur kurz zu <strong>de</strong>n Leuten sprach, so äußerte sich<br />
Berta. David gab sich hin. „In Ordnung, sagte er, wenn Du es willst, Berta, dann re<strong>de</strong> zu <strong>de</strong>n<br />
Leuten“. Aus einem kleinen Treffen mit zwei Personen wur<strong>de</strong> ein großes Treffen mit 10<br />
Leuten. „Ich weiß gar nicht, wer diese ganzen Menschen sind, ich kenne <strong>de</strong>n größten Teil <strong>de</strong>r<br />
in meiner Wohnung ist, gar nicht“, so stammelte Berta. Maria fiel auf, dass das Selbstwertgefühl<br />
von Berta während <strong>de</strong>s Treffens um <strong>de</strong>n Faktor 100 stieg. <strong>Die</strong>se ge<strong>de</strong>mütigte Frau von<br />
gestern war eine thronen<strong>de</strong> Frau von heute. So kann man also Berta glücklich machen, dachte<br />
sie sich. Maria konnte das Gefühl, wie Berta David vorführte, nachvollziehen, aber sie wusste<br />
aus eigener Erfahrung, dass es eigentlich nur einer reiner Akt von Egoismus war. Sich mit<br />
David aufzuwerten, gelang nur für kurze Zeit. Aber was geschieht, wenn David sich<br />
abwen<strong>de</strong>te? Maria kannte die Antwort, aber sie war wachsam, nieman<strong>de</strong>n eine Erfahrungen<br />
zu verwehren und hielt ihren Mund.<br />
Einige Tage später mel<strong>de</strong>te sich Helene. Helene wohnte nur ca. 1 Kilometer von Berta<br />
entfernt und lud nur David und Maria zum Essen ein. Was sollte es Maria sagen? Wür<strong>de</strong> sich<br />
Helene über Berta äußern, und wür<strong>de</strong> sie erzählen, was eigentlich <strong>de</strong>r Grund war, warum sie<br />
so distanziert war? Nein, Helene reagierte ganz an<strong>de</strong>rs als Maria es erwartet hatte. Sie hatte<br />
die Kühle, die sie umgab, komplett abgelegt und <strong>de</strong>r Tag war schön. David lenkte das Thema<br />
„Berta“ geschickt im Beisein von Helene ein. „Ja“, sagte David, „Berta hat so viele Probleme mit<br />
20 <strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1