Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
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Mensch eine komplett an<strong>de</strong>re Sicht <strong>de</strong>r Situationen hat. Niemand kann jemals so empfin<strong>de</strong>n,<br />
wie Du empfun<strong>de</strong>n hast!“<br />
Wer hatte jetzt recht? Waren nicht all diese Geschichten wirklich nur in ihrem Kopf? Machte<br />
Maria nicht nur eine lange Gedankenreise mit Zwischenstopps?<br />
24.02.2001 – 10.30 Uhr<br />
Maria fand sich morgens an ihrem Computer wie<strong>de</strong>r. Sie konnte sich nicht daran erinnern,<br />
wie sie dort hin gelangt war. Konnte es vielleicht sein, dass <strong>de</strong>r gewohnte morgendliche<br />
Ablauf auch nur wie<strong>de</strong>r ein Gedanke in ihrem Kopf war?<br />
Ja! sagte jetzt <strong>de</strong>utlich ihr Beobachter. Du hast Deinen morgendlichen Ablauf schon längst<br />
hinter Dir gelassen, wenn es je diese Situation gab. Es sollte Dir egal sein, los, schreibe<br />
weiter!, sagte die Stimme.<br />
Maria setzte ihren Gedankenzug in Bewegung. Wo wür<strong>de</strong> er wohl jetzt stoppen?<br />
Im Jahre 1998 lernten Maria und David Berta kennen. Berta wohnte ca. 300 Kilometer von<br />
ihnen entfernt in einem wun<strong>de</strong>rschönen Urlaubsgebiet. Maria freute sich, dass viele<br />
Bekanntschaften weit von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n entfernt lebten, <strong>de</strong>nn das hatte auch <strong>de</strong>n großen Vorteil,<br />
dass man die bei<strong>de</strong>n nicht eben einmal kurz besuchen konnte. Sie liebte es, wenn sie und<br />
David an manchen Tagen die absolute Ruhe in ihrer Wohnung hatten. In <strong>de</strong>r ersten Zeit<br />
konnte Maria sich schlecht mit <strong>de</strong>m Gedanken anfreun<strong>de</strong>n, dass ihre Wohnung mit Besuch<br />
belagert war. Nicht, dass sie die Menschen nicht liebte, o<strong>de</strong>r dass sie ungastlich war, nein,<br />
Maria war ein Mensch, <strong>de</strong>r die Stille liebte. Sie genoss es, sich in ihre eigenen Wän<strong>de</strong> verkriechen<br />
zu können, wie es ihr beliebte. Eigentlich war sie von Natur aus schüchtern und<br />
gehemmt.<br />
Noch nie hatte sie erlebt, dass sich Aka<strong>de</strong>miker so zwanglos in ihrer Wohnung aufhielten.<br />
Nein, seit ihrem Berufsleben musste sie erkennen, dass es, wenn sie ihre Arbeit behalten<br />
wollte, für sie keinen Wi<strong>de</strong>rstand geben durfte. Nur immer schön vor höher gestellten Persönlichkeiten<br />
buckeln. Nicht auffallen! Zuvorkommend, fast kriechend fristete sie bisher ihr<br />
Leben. Und jetzt war alles ganz an<strong>de</strong>res. David zeigte ihr eine ganz an<strong>de</strong>re Welt. Da es nie<br />
sein Bestreben war zu missionieren, mussten sich die Leute bei ihm mel<strong>de</strong>n. David wollte<br />
nichts von ihnen. Wenn jemand vor <strong>de</strong>r Türe stand, half er ihm gerne. Aber er musste<br />
nieman<strong>de</strong>m hinterher telefonieren, weil er es sich verbat, einen Kult o<strong>de</strong>r gar eine Sekte zu<br />
organisieren. Bei David gab es nur Freiheit, und zwar eine Freiheit, die nichts mit an<strong>de</strong>ren zu<br />
tun hatte, keine Rituale, kein Missionieren, keine Regeln. Er hatte nur eine einzige Regel, und<br />
zwar die, sich selbst glücklich zu machen - aber nicht auf Kosten <strong>de</strong>s Gegenübers:<br />
„Deine Freiheit spielt sich nur in Deinem Kopf ab, nur Du bist wichtig, kein an<strong>de</strong>rer muss davon<br />
erfahren!“, so Davids Worte.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1 17