Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de
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Okay, Felix, sagte Maria, <strong>de</strong>r erste Gedankengang war, dass (gemäß <strong>de</strong>r Bügelwäsche )<br />
David „schwarz“ und ich „weiß“ bin . Schwarz empfin<strong>de</strong> ich als mystisch und dunkel, weiß<br />
als klar und durchsichtig.<br />
Zum Glück hast Du „durchsichtig“ und nicht „einsichtig“ geschrieben. <strong>Die</strong>ser Gedanke ist<br />
Dir zwar eingespielt wor<strong>de</strong>n, aber Du bist nicht in meine Falle getappt!<br />
Stimmt ! lächelte Maria vor sich hin. Der Gedanke kam in mir hoch, aber ich wusste sofort,<br />
dass ich noch lange nicht einsichtig bin. Seit<strong>de</strong>m Du in mein Leben getreten bist, bin ich<br />
durchsichtig für je<strong>de</strong>rmann. Aber ich glaube, dass wie<strong>de</strong>r einmal alles gespiegelt ist. Ich bin<br />
„Schwarz“ und David „Weiß“.<br />
Stimmt, sagte Felix. Auch das hast Du richtig verstan<strong>de</strong>n.<br />
Wenn ich mir die Beschreibung <strong>de</strong>s Spiels anschaue, glaube ich fast, dass ich die Kreatur an<br />
<strong>de</strong>r Leine bin.<br />
Vielleicht, sagte Felix und lachte laut auf. Denke doch selbst darüber nach!<br />
Maria konnte sich gut daran erinnern, wie David begonnen hatte, sich mit <strong>de</strong>m Spiel zu<br />
befassen. Da es keine Bedienungsanleitung gab, musste er die Aufgaben durch „eigenes<br />
Ausprobieren“ lösen. Maria wun<strong>de</strong>rte sich, wie schnell er voran kam. Bereits nach wenigen<br />
Minuten erschien eine Auffor<strong>de</strong>rung, <strong>de</strong>n erreichten „Level“ zu speichern. Aber gera<strong>de</strong> an<br />
<strong>de</strong>n Tagen, wo David spielte, klingelte pausenlos das Telefon. Durch die Unterbrechungen<br />
waren einige Aufgaben, die er bereits gelöst hatte, nicht gespeichert wor<strong>de</strong>n und er konnte<br />
wie<strong>de</strong>r von vorne beginnen. „Jetzt ist alles weg!“, sagte David. Maria lächelte ihn an, <strong>de</strong>nn sie<br />
wusste, dass ihn das überhaupt nicht störte. Sie antwortete, es sei halt wie im richtigen Leben.<br />
Gott macht auch keine Pause, um zu telefonieren. Danach spielte David unermüdlich weiter.<br />
Maria war erstaunt, dass Davids „Kreatur“ ein wissbegieriger Affen war.<br />
Hast Du wirklich etwas an<strong>de</strong>res erwartet, Maria?, hakte Felix nach.<br />
Natürlich nicht. Im Nachhinein kommen mir immer die Antworten auf meine Fragen.<br />
David spielte sich weiter ein. Im Spiel kam ein Wesen vor, das 30 Leute gekidnappt hatte.<br />
David schnappte es sich und das Wesen versuchte, mit ihm einen Deal zu machen. Wenn er<br />
ihn frei ließe, dann wür<strong>de</strong> er ihm verraten, wo er die Menschen versteckt habe. Dann tauchten<br />
auf <strong>de</strong>m Bildschirm zwei Gestalten auf, die im Spiel immer wie<strong>de</strong>r vorkamen, nämlich Gott<br />
und <strong>de</strong>r Teufel. Gott sagte natürlich, David solle ihm das Leben schenken, <strong>de</strong>r Teufel riet ihm,<br />
das Wesen zu töten. David entschied sich dafür, das Wesen frei zu lassen und wur<strong>de</strong><br />
enttäuscht. Der Kidnapper hatte gelogen und alle 30 Menschen starben. David war entsetzt.<br />
„Ich hätte dieses Wesen doch töten sollen, wie es <strong>de</strong>r Teufel empfahl“, erzählte er Maria<br />
später. „Wie im richtigen Leben. Man sollte niemals zu gut zu <strong>de</strong>n Menschen sein. Man muss<br />
auch einmal Opfer bringen.“<br />
Im weiteren Verlauf <strong>de</strong>s Spiels hätte er noch einmal vier Menschen retten müssen, war auch<br />
kurz davor, aber plötzlich spielte seine Kreatur verrückt und fraß die vier auf. Kurz danach<br />
schaltete David <strong>de</strong>n Computer ab und setzte mit <strong>de</strong>m Spiel aus. Maria wusste nicht, ob er<br />
einfach keine Lust mehr hatte, weiter zu spielen o<strong>de</strong>r ob es daran gelegen hatte, dass er in<br />
seinem Spiel an einem Tag 34 Menschen nicht retten konnte. Als dritte Möglichkeit blieb<br />
noch, dass er eigentlich gar nicht spielen konnte, weil Maria immerzu schrieb.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1 145