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Die Schattenfrau - Band 1 - Arcor.de

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22.02.2001 – 20.00 Uhr<br />

Marias Beobachter mel<strong>de</strong>t sich wie<strong>de</strong>r. Ja, Maria hat im Hier und Jetzt Probleme. David<br />

telefoniert mit einer Bekannten. Man unterhält sich über Sanskrit und Hebräisch. Sie bemerkt,<br />

dass Davids Stimme energischer ist als ihre Gedanken. Was soll es ihr sagen? Aufhören zu<br />

schreiben? Wer hat mehr Macht! Marias Gedanken o<strong>de</strong>r Davids Stimme? Sie beobachtet, dass<br />

ihre Gedanken immer schwächer wer<strong>de</strong>n. Nein, auch die Stimme ihres Mannes ist nur in<br />

ihrem Kopf <strong>Die</strong>s ist nur eine Prüfung für Maria, sich nicht über Störungen aufzuregen.<br />

Maria versuchte sich schon 1998 zu fin<strong>de</strong>n. Sie besuchte in ihrer Jugend die Fachoberschule<br />

für Gestaltung. Der damalige Lehrer sagte ihr, dass sie keine künstlerische A<strong>de</strong>r in sich hätte<br />

und niemals etwas mit Malerei machen sollte. Maria war damals total eingeschüchtert. Ja, sie<br />

erkannte früher nicht, dass man sich nicht unbedingt an das Wort eines Menschen bin<strong>de</strong>n<br />

sollte, <strong>de</strong>r darüber richtet, was man tun sollte o<strong>de</strong>r nicht. Maria hatte nicht begriffen, dass<br />

ganz allein sie dafür verantwortlich ist, was aus ihr wer<strong>de</strong>n kann. Nein, früher wollte sie<br />

nachplappern. Man sagt, Du kannst es nicht, also ist es auch Gesetz. Oh, wie trügerisch!<br />

1998 begann sie zu malen. Sie wollte etwas eigenes kreieren und sich nicht mehr so oft an<br />

David klammern. Sie begriff, es war nicht ihr Weg, David intellektuell zu folgen. Sie wür<strong>de</strong><br />

sich nur unter Druck setzen. Also konnte sie ihm nur mit <strong>de</strong>m Herzen folgen.<br />

<strong>Die</strong> ersten Pinselstriche mit Aquarellfarbe gelangen nicht, aber Maria hatte Ehrgeiz. Ja, sie<br />

wollte etwas erschaffen. Sie bemerkte, dass nicht ihre Hand die Bil<strong>de</strong>r malte. Es kam ihr so<br />

vor, als wenn eine unsichtbare Kraft <strong>de</strong>n Pinsel lenkte. Danach begann Maria die Malerei mit<br />

Ölfarbe.<br />

David bestärkte sie in ihrem Vorhaben, wobei er durchaus auch eigennützlich han<strong>de</strong>lte.<br />

Nach<strong>de</strong>m er nämlich bemerkt hatte, dass seine Ehefrau ihn während seiner schriftstellerischen<br />

Phasen regelmäßig störte, musste er sie motivieren, dass sie sich in ihrer Malerei fin<strong>de</strong>n<br />

könnte. Also malte Maria wie besessen! Sie bemerkte, dass es we<strong>de</strong>r Raum noch Zeit gab,<br />

wenn sie sich ihren Bil<strong>de</strong>rn hingab. In raschem Tempo waren künstlerische Dinge zustan<strong>de</strong><br />

gekommen, die sie sich nicht in ihren kühnsten Träumen hätte aus<strong>de</strong>nken können. Was o<strong>de</strong>r<br />

wer malte durch sie?, fragte sie sich immer wie<strong>de</strong>r. <strong>Die</strong> Ergebnisse waren so erstaunlich, dass<br />

sie an manchen Tagen fassungslos auf ihre Bil<strong>de</strong>r blickte. Nein, sie hätte we<strong>de</strong>r Farben noch<br />

Motiv auswählen können, dafür war sie viel zu gefangen in ihrer Logik. Und wie kamen<br />

eigentlich nackte Menschen auf ihre Leinwand, wo sie doch durch ihre Erziehung so spießig<br />

war? Was wollten ihr eigentlich die Bil<strong>de</strong>r sagen? <strong>Die</strong> eigene Logik unterbrechen? – Ja, jetzt<br />

hatte sie es! Nicht mehr so angepasst sein an Moralvorstellungen!. Eine große Freu<strong>de</strong><br />

überkam sie. Ja, das war es!! Aber Sekun<strong>de</strong>n später platzte die Erleuchtungsblase. Es<br />

klingelte an <strong>de</strong>r Tür und David und sie erhielten Überraschungsbesuch. Oh Gott, dachte sich<br />

Maria, was <strong>de</strong>nken jetzt wohl die Leute von mir. Auf ihrer Staffelei befand sich ein<br />

halbnackter Mann mit Engelsflügeln. Ja, dieses Bild hatte zwar Ästhetik, aber auch auf <strong>de</strong>m<br />

ersten Blick etwas Frivoles. Nein, sie hätte mit <strong>de</strong>m Bild nicht einfach flüchten können. <strong>Die</strong><br />

Farben waren noch frisch und sie selbst sah mit ihrer farbbeklecksten Latzhose doch etwas<br />

verloren aus. Was <strong>de</strong>nken jetzt wohl die Bekannten von mir?, fragte sie sich immer wie<strong>de</strong>r.<br />

Flucht? – keine Chance. Selbst wenn sie sich <strong>de</strong>n Weg hätte freimachen können befand sich<br />

doch in einer Zimmerecke noch eine an<strong>de</strong>re Leinwand. Und dieses Bild zeigte eine nackte<br />

Frau vor <strong>de</strong>m Spiegel. Nun gut, die Interpretation war frei, aber sie sah in <strong>de</strong>n Gesichtern <strong>de</strong>r<br />

Menschen nicht die Qualität <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s, son<strong>de</strong>rn die moralischen Gedanken. Sie konnte es<br />

ihnen es direkt von <strong>de</strong>r Stirn ablesen. Meine Güte, hat diese Frau Probleme, dachten sie sich.<br />

Maria konnte je<strong>de</strong>n einzelnen Gedanken von ihnen abrastern. Von sexueller Frustration über<br />

lesbische Anwandlungen bis zu sexueller Gier und Seitensprüngen war alles dabei. Ja, es<br />

10 <strong>Die</strong> <strong>Schattenfrau</strong> - <strong>Band</strong> 1

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