Decksbeschichtung - Palstek
Decksbeschichtung - Palstek
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Refit<br />
Decksrenovierung<br />
Decksbeläge<br />
Rauhputz<br />
Wenn im Zuge eines Refits das Deck einer GFK-Yacht neu lackiert wird,<br />
stellt sich auch die Frage nach einer effektiven Antislip-Beschichtung. Die<br />
Oberfläche muss rutschsicher und dennoch leicht zu reinigen sein, zwei<br />
Maßgaben, die sich eigentlich gegenseitig ausschließen. Jan Kuffel hat sich<br />
mit möglichen Lösungen beschäftigt<br />
Die Renovierung eines Decks ist<br />
immer eine aufwendige Sache.<br />
Unzählige Beschläge müssen<br />
demontiert oder abgeklebt werden,<br />
das anschließende Schleifen kostet<br />
ebenfalls Zeit und Nerven. Damit<br />
das Ergebnis hinterher nicht nur<br />
dem Auge Freude macht, sondern<br />
sich darüber hinaus in der Praxis<br />
bewährt, sollte man sich frühzeitig<br />
Gedanken über rutschhemmende Beläge<br />
oder Beschichtungen machen.<br />
Vielgeliebter Klassiker<br />
Die sicherlich „schiffigste“ Möglichkeit<br />
ist es, ein Teakdeck aufzulegen.<br />
Es wertet die Optik einer Yacht<br />
erheblich auf und kann bei fachmännischer<br />
Verlegung und guter<br />
Pflege viele Jahre halten. Die Traditionalisten<br />
werden mich steinigen,<br />
aber leider war es das auch schon<br />
mit den Vorteilen. Wer ein sauber<br />
verlegtes Teakdeck nachrüsten oder<br />
erneuern will, muss tief in die<br />
Tasche greifen, in Eigenleistung ist<br />
diese Arbeit nur mit ausgeprägten<br />
handwerklichen Kenntnissen<br />
zu schaffen. Die rutschhemmende<br />
Wirkung ist in trockenem Zustand<br />
wirklich gut, kommt jedoch Wasser<br />
an Deck, wird der Boden unter den<br />
Füßen allerdings schnell seifig. Der<br />
Wartungsaufwand ist sehr hoch, will<br />
man nicht riskieren, dass der Teakbelag<br />
durch Feuchtigkeit unterwandert<br />
wird und es im Schiff anfängt zu<br />
tropfen. Nicht zuletzt erhöht das<br />
Teakdeck das Toppgewicht einer<br />
Yacht und muss demzufolge in die<br />
Stabilitätsrechnung mit einbezogen<br />
werden.<br />
Als Alternative bieten sich Decksbeläge<br />
aus Kork/Kautschuk-Gemisch<br />
oder PVC an. Wer bei der Teak-Optik<br />
bleiben will, wählt das sogenannte<br />
Flexi-Teak oder ein ähnliches Produkt,<br />
ein rutschfestes und komplett<br />
durchgefärbtes PVC-Material. Das<br />
Verlegen kann in Eigenregie erfolgen.<br />
Wer sich dies nicht zutraut,<br />
fertigt Schablonen an und bestellt<br />
das Teak-Imitat als Plattenware.<br />
Die Verarbeitung eines PVC-Teakdeckimitats<br />
wurde im <strong>Palstek</strong> bereits<br />
ausführlich beschrieben (PALSTEK<br />
1/02). Über die Lebensdauer des<br />
Materials liegen bisher nur wenig<br />
Erfahrungen vor.<br />
102<br />
PALSTEK 4/06
Ein Teakdeck kann die Optik einer<br />
Yacht erheblich aufwerten, ist aber<br />
sehr teuer und pflegeintensiv<br />
Die Lebensdauer von Korkdecks ist begrenzt,<br />
durch UV-Licht, Seewasser und<br />
Grünalgen wird das Material zerstört<br />
Besonders im Bereich der Kanten löst<br />
sich die Verklebung häufig, mehrfaches<br />
Nachbessern ist die Folge<br />
Von der Rolle<br />
Decksbeläge aus Kork/Kautschuk<br />
befinden sich seit Jahren auf dem<br />
Markt, viele Werften wie Dehler<br />
oder Etap rüsten ihre Yachten<br />
serienmäßig damit aus. Anfänglich<br />
wurde viel Lehrgeld in Form<br />
von sich lösender Kanten, ausbleichender<br />
Farbtöne und schnellem<br />
Grünalgenbefall gezahlt, heute sind<br />
die Beläge in der Regel ausgereift.<br />
Um möglichst lange Freude am<br />
neuen Deck zu haben, ist auch in<br />
diesem Fall besondere Sorgfalt bei<br />
der Verarbeitung nötig.<br />
Viele Serienhersteller bereiten das<br />
Deck schon beim Formenbau auf die<br />
Aufnahme eines rutschhemmenden<br />
Belages vor. Die Platten werden in<br />
eine Mulde im Deck eingeklebt und<br />
die Ränder mit farblich abgestimmter<br />
Vergussmasse verfugt. Dadurch<br />
sind die Schnittkanten optimal geschützt,<br />
Ablösungen treten praktisch<br />
nicht auf. Bei einer Nachrüstung<br />
muss daher der Verklebung der<br />
Ränder besondere Aufmerksamkeit<br />
gewidmet werden.<br />
Die eben beschriebenen Produkte<br />
haben nur eine begrenzte Lebensdauer<br />
von ungefähr 10 bis 15<br />
Jahren. Sie können ausbleichen,<br />
spröde werden und an den Kanten<br />
ausbrechen. Wenn Ersatz notwendig<br />
wird, dann ist das Entfernen<br />
der alten Beläge mit viel Arbeit<br />
verbunden, sie müssen von Hand<br />
mühsam Stück für Stück abgekratzt<br />
werden, möglichst ohne das Deck<br />
zu schädigen. Die Verklebung kann<br />
immer nur in relativ kleinen Feldern<br />
erfolgen, so dass sich insgesamt eine<br />
„Patchwork“-Optik ergibt, das Deck<br />
wird in kleine Stücke zergliedert.<br />
Ob das gefällt, ist Geschmackssache.<br />
Für den Materialbedarf macht<br />
es einen großen Unterschied, ob<br />
das Material strukturiert ist (wie<br />
Treadmaster) oder nicht (TBS). Bei<br />
einer Noppen- oder Rautenstruktur<br />
muss man erheblich mehr Verschnitt<br />
einplanen.<br />
Dunkle Farben sollten generell vermieden<br />
werden, auch wenn sie sich<br />
gut in die Optik des Bootes einfügen.<br />
Bei Sonneneinstrahlung<br />
Ein dunkler Decksbelag beeinträchtigt<br />
nicht nur die Optik einer Yacht, er<br />
heizt sich in der Sonne auch stark auf<br />
Werftseitig verlegtes TBS-Deck.<br />
Die Kanten sind durch Verfugen gut<br />
geschützt<br />
Eine bereits angegriffene Oberfläche<br />
fördert die Bildung von Grünalgen auf<br />
allen Decksbelägen<br />
PALSTEK 4/06 103
Refit<br />
Decksrenovierung<br />
Das Streichen von speziellen Decksfarben ist die einfachste<br />
Art der Deckssanierung. Leider verschmutzt die stumpfe<br />
Oberfläche sehr schnell<br />
Um eine gute Haftung zu erzielen, muss unbedingt der passende<br />
Primer vorgestrichen werden. Ein genaues Einhalten<br />
der Überstreichintervalle ist ebenfalls wichtig<br />
heizt sich eine dunkle Farbe auch<br />
in unseren Breiten sehr schnell<br />
auf, sodass das Deck mit bloßen<br />
Füßen kaum noch betreten werden<br />
kann. Der Innenraum des Schiffes<br />
wird entsprechend aufgeheizt. Wenn<br />
beim Reinigen der GFK-Flächen die<br />
Politur auf einen dunklen Decksbelag<br />
gelangt, dann hinterlässt das<br />
unschöne helle Flecken, die sich<br />
nur mit großer Mühe wieder entfernen<br />
lassen.<br />
Alles im Lack<br />
Das Lackieren des Decks ist vergleichsweise<br />
günstig und auch von<br />
Laien ohne große Probleme zu<br />
bewerkstelligen. Wird allerdings die<br />
werftseitig eingearbeitete Antirutschstruktur<br />
einfach nur überlackiert,<br />
erhält man zwar ein sprichwörtlich<br />
glänzendes Ergebnis, nur von sicherem<br />
Stand kann dann keine Rede<br />
mehr sein. Hinzu kommt, dass<br />
der neue Lack auf dem üblicherweise<br />
recht spitzen Rautenmuster<br />
schnell durchgetreten wird. Besser<br />
ist es, das Antislipprofil im Gelcoat<br />
zunächst plan zu schleifen. Hierzu<br />
sollten die zu bearbeitenden Flächen<br />
schon vor dem Schleifen abgeklebt<br />
werden, damit man einen optischen<br />
Anhaltspunkt hat und nicht in die<br />
glatten Bereiche schleift. Mit einem<br />
guten Schwingschleifer und 80er<br />
Körnung geht die Arbeit gut von<br />
der Hand. Für Kanten und schlecht<br />
zugängliche Stellen kommt ein<br />
Dreieckschleifer zum Einsatz. Ganz<br />
wichtig ist das saubere Abkleben der<br />
zu lackierenden Flächen, unsaubere<br />
oder schiefe Kanten fallen ganz<br />
extrem ins Auge und die Optik des<br />
ganzen Bootes leidet. Das Gleiche<br />
gilt für geklebte Beläge, wenn sie<br />
schief sitzen oder unregelmäßig<br />
ausgeschnitten wurden.<br />
Für den rutschhemmenden Effekt<br />
der Deckslackierung gibt es verschiedene<br />
Möglichkeiten. Antirutsch-<br />
Eine überlackierte Gelcoatstruktur hat kaum noch rutschhemmende<br />
Eigenschaften. Was optisch vorteilhaft erscheint,<br />
kann auf See gefährliche Auswirkungen haben<br />
Eine Lackierung muss im Gegensatz zu Decksbelägen nicht<br />
unterbrochen werden, die gestalterischen Möglichkeiten<br />
sind größer<br />
104<br />
PALSTEK 4/06
Zusätze in Form von Granulat oder<br />
simplem Vogelsand, die in den<br />
Lack eingerührt und mitgestrichen<br />
werden, bringen gute Ergebnisse.<br />
Allerdings sollte man hier vorher<br />
testen, wieviel Granulat man zugibt,<br />
damit das Deck nicht zum<br />
Ölzeugfresser wird. Auch muss der<br />
Lack während des Anstrichs in der<br />
Dose ständig umgerührt werden,<br />
sonst setzen sich die Körner am<br />
Boden ab und die Oberfläche wird<br />
sehr unregelmäßig. Eine homogen<br />
gestaltete Oberfläche kann erreicht<br />
werden, wenn der Antirutsch-Zusatz<br />
erst nach der Lackierung durch ein<br />
Teesieb in die frische Farbe eingestreut<br />
wird. Im Anschluss folgt<br />
eine zweite Lackschicht, um die<br />
Oberfläche zu versiegeln.<br />
Einfacher ist die Verarbeitung spezieller<br />
Decksfarben, wie sie fast alle<br />
Hersteller im Angebot führen. Viele<br />
Produkte haben aber den gravierenden<br />
Nachteil, dass sie eine extrem<br />
stumpfe Oberfläche erzeugen und<br />
kaum zu reinigen sind, ein Neuanstrich<br />
nach nur wenigen Jahren ist<br />
oft die Folge. Vorteil einer Lackierung<br />
ist, dass es bei guter Vorbereitung<br />
normalerweise keine Probleme<br />
mit Ablösungen an den Kanten gibt,<br />
die Beschichtung erzeugt auch keine<br />
Stolperfallen wie aufgeklebte Beläge,<br />
wenn sie nicht ins Deck eingelassen<br />
sind. Die Farbtöne können je nach<br />
gewünschter Optik gewählt werden<br />
und verändern das Aussehen der<br />
Yacht nicht zwangsläufig.<br />
Allen Anstrichsystemen gemein ist<br />
die Grundvoraussetzung, dass die<br />
vom Hersteller empfohlenen Vorgaben<br />
wie Umgebungstemperatur,<br />
relative Luftfeuchte und Überstreichintervalle<br />
penibel eingehalten werden.<br />
Ein passender Primer oder<br />
Vorstrich ist ebenfalls zwingend<br />
für eine langlebige Lackierung erforderlich.<br />
Gelcoat aus der Dose<br />
Eine interessante Alternative zu den<br />
beschriebenen Arten der Deckssanierung<br />
vertreibt die Firma Vosschemie<br />
unter dem Namen Yachtcare Anti-<br />
Rutsch-Beschichtung.<br />
Gelcoat aus der Dose mit per Rolle<br />
„einmassierter“ Antislipstruktur. Der<br />
Auftrag ist auch für Laien möglich<br />
Wenn möglich, sollten alle Beschläge demontiert oder zumindest sauber abgeklebt<br />
werden. Solcher Pfusch an Deck zerstört jede Optik und mindert die Freude<br />
an der eigenen Yacht<br />
PALSTEK 4/06 105
Refit<br />
Decksrenovierung<br />
Hierbei handelt es sich im Prinzip<br />
um Polyester-Gelcoat aus der Dose,<br />
das zur Verarbeitung für Amateure<br />
speziell eingestellt ist und einfache<br />
Applikation, sehr gute Standsicherheit<br />
sowie leichte Reinigung gewährleisten<br />
soll. Momentan ist das<br />
Material nur in Hellgrau erhältlich,<br />
bei entsprechender Nachfrage sollen<br />
weitere Farbtöne angeboten werden.<br />
Laut Herstellerangaben reicht ein<br />
Gebinde von 975 Gramm (plus<br />
25 Gramm Härter) für ungefähr<br />
fünf Quadratmeter Decksfläche, bei<br />
einem Preis von 22,25 Euro pro<br />
Gebinde wäre ein so saniertes Deck<br />
also relativ preiswert. Doch wie<br />
sieht die Praxis aus? Um die oben<br />
genannten Aussagen zu überprüfen,<br />
haben wir ein „Testschiff“ mit der<br />
Zunächst wird die alte Gelcoatstruktur<br />
abgeschliffen und die Oberfläche<br />
gründlich entfettet<br />
Die Ecken werden komplett überklebt,<br />
Rundungen anschließend mit einem<br />
Cutter sauber ausgeschnitten<br />
Test auf einem Probestück, mit<br />
welcher Rolle sich die gewünschte<br />
Struktur erstellen lässt<br />
Das neue Gelcoat wird mit einem<br />
breiten Pinsel möglichst gleichmäßig<br />
aufgetragen<br />
Mit geringem Druck wird die Antislipstruktur<br />
gerollt. Auf einem Brett wird<br />
überflüssiges Material abgestrichen<br />
Die Oberfläche härtet schnell aus,<br />
ohne zu verlaufen, daher sollte die<br />
Struktur nicht zu grob werden<br />
Die Klebebänder müssen abgezogen<br />
werden, bevor das Gelcoat abbindet,<br />
später ist es nicht mehr möglich<br />
Werden große Deckspartien beschichtet,<br />
muss man sehr schnell arbeiten,<br />
sonst entstehen sichtbare Übergänge<br />
106<br />
PALSTEK 4/06
Anti-Rutsch-Beschichtung versehen.<br />
Zur Vorbereitung des Untergrundes<br />
sollten auch hier die originale<br />
Antirutschstruktur sowie eventuell<br />
vorhandene Altanstriche komplett<br />
entfernt werden, die Arbeitsabläufe<br />
sind die gleichen wie bei der oben<br />
beschriebenen Lackierung des Decks.<br />
Nach gründlichem Entfetten werden<br />
die Kanten abgeklebt und alle Rundungen<br />
sauber ausgeschnitten. Es ist<br />
sinnvoll, frei bleibende Zwischenräume<br />
ebenfalls abzukleben, damit<br />
man die Ränder gut ausrollen kann.<br />
Dann wird das neue Gelcoat mit<br />
einem breiten Flachpinsel möglichst<br />
gleichmäßig aufgetragen. Zur Erzeugung<br />
der Antirutschstruktur wird die<br />
Fläche direkt im Anschluss mit einer<br />
Mohairrolle mit nur leichtem Druck<br />
übergerollt. Es ist sinnvoll, zunächst<br />
auf einem Brett zu üben, um eine<br />
zur gewünschten Struktur passende<br />
Rolle zu finden und das richtige<br />
Gefühl für den Anpressdruck zu<br />
bekommen. Es hilft, die Rolle mehrmals<br />
auf einem Brett auszustreichen,<br />
damit nicht zuviel Material an ihr<br />
haftet. Dies würde eine zu starke<br />
Struktur erzeugen, die auch nach<br />
dem Aushärten bestehen bleibt, da<br />
das Material keinerlei Verlaufeigenschaften<br />
aufweist. Es wird immer<br />
nur ein abgeklebtes Feld bearbeitet,<br />
die Klebebänder müssen direkt nach<br />
dem Auftrag abgezogen werden, da<br />
das Material sehr schnell aushärtet.<br />
Dementsprechend sollte auch immer<br />
nur eine entsprechend kleine Menge<br />
Harz und Härter angemischt werden,<br />
um eingetrocknete Reste zu vermeiden.<br />
Die Verarbeitungszeit beträgt<br />
bei 20 Grad Celsius zirka zwanzig<br />
Minuten, bereits nach vier Stunden<br />
ist das Deck unter den genannten<br />
Bedingungen wieder begehbar.<br />
Der ganze Vorgang gestaltet sich<br />
ähnlich einfach wie ein simples<br />
Lackieren des Decks.<br />
Bei sorgfältiger Arbeit sieht das Deck<br />
aus wie frisch aus der Werft, die<br />
Standsicherheit in nassem wie trockenem<br />
Zustand ist sehr gut. Auch<br />
das Reinigen der so beschichteten<br />
Oberfläche gestaltet sich einfach,<br />
Schrubber und klares Wasser reichen<br />
aus. Dies gilt wohlgemerkt<br />
für eine neue Beschichtung. Ob<br />
sich das Material auch bei intensiver<br />
UV-Bestrahlung und längerer<br />
Seewassereinwirkung bewährt, muss<br />
sich noch herausstellen.<br />
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