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6<br />
DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />
Ein Magazin von<br />
Österreich € 6,50<br />
Schweiz sFr. 11,50<br />
Luxemburg € 6,90<br />
Italien € 7,50<br />
Schweden SKR 89,00<br />
€ 5,90<br />
<strong>Juni</strong> 2014<br />
www.flugzeugclassic.de<br />
Wie sich die Luftwaffe gegen die<br />
Operation »Overlord« stemmte<br />
Josef Priller: Er flog mit<br />
zwei Fw 190 gegen<br />
die Invasionsmacht<br />
<strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong>:<br />
■ Geheime Vorbereitungen<br />
■ So griffen die USAAF & RAF an<br />
■ Die Ohnmacht der Luftwaffe<br />
Junkers Ju 388<br />
Kraftpaket für große Höhen<br />
■ NA F-86 Sabre<br />
US-Jet mit deutschen Genen<br />
■ Curtiss H-1<br />
Verhinderter Rekordflug<br />
■ Iljuschin Il-2<br />
Rarität gehoben
Fundiert recherchiert,<br />
packend erzählt!<br />
Ab 13.05<br />
neu am<br />
Kiosk!
06<br />
Editorial<br />
Die Invasion<br />
ner zu keiner geordneten Gegenwehr mehr<br />
in der Lage sein. Die Landung fand jedoch<br />
nicht statt – die Rede ist vom Unternehmen<br />
»Seelöwe«, die geplante Invasion Großbritanniens<br />
im Jahr 1940 durch die Wehrmacht.<br />
Vier Jahre später wiederholen sich die<br />
Ereignisse, nur in umgekehrter Richtung.<br />
Und die Alliierten bringen zu Ende, was<br />
das deutsche Oberkommando 1940 nur<br />
halbherzig anging. Ab Seite 14 schildert Peter<br />
Cronauer, vor welchen Herausforderungen<br />
die alliierten Luftstreitkräfte standen,<br />
um den »Sturm auf die Festung Europa«<br />
aus der Luft zu bewerkstelligen – und wie<br />
machtlos die Luftwaffe dem gegenüberstand.<br />
Hawker Typhoon Mk. IB in der Normandie<br />
– gefürchteter Gegner der deutschen<br />
Bodentruppen<br />
Foto H. Ringlstetter<br />
Markus Wunderlich,<br />
Chefredakteur<br />
Sie sollten die feindliche Luftstreitmacht<br />
ausschalten – am Boden und in der<br />
Luft. Nur keine Ruhe lassen, zermürben.<br />
Bis zur Invasion sollte die absolute<br />
Luftherrschaft errungen sein und der Geg-<br />
Wenn Sie, liebe Leser, mehr über den<br />
»D-<strong>Day</strong>« in seiner ganzen Komplexität<br />
erfahren möchten, so will ich es nicht<br />
versäumen, Ihnen das neue CLAUSE-<br />
WITZ Spezial zu empfehlen – schließlich<br />
ist der 70. Jahrestag der Operation<br />
»Overlord« der zweite große Erinnerungstag<br />
neben den Gedenkfeiern zu<br />
»100 Jahre Erster Weltkrieg«.<br />
Ihr Markus Wunderlich<br />
D-DAY <strong>1944</strong><br />
Clausewitz Spezial<br />
Clausewitz Spezial<br />
D-DAY <strong>1944</strong><br />
Harte Kämpfe<br />
Clausewitz Spezial<br />
D-DAY <strong>1944</strong><br />
70. Jahrestag!<br />
Das Magazin für Militärgeschichte<br />
Landung der<br />
Alliierten<br />
Als die Invasion auf Messers<br />
Schneide stand<br />
Befreiung von Paris<br />
General Charles de Gaulles<br />
triumphale Rückkehr<br />
D: € 9,90<br />
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CH: sFr 19,80<br />
Flucht der Wehrmacht<br />
Die Vorboten des<br />
totalen Zusammenbruchs<br />
4 198159 809905<br />
ISBN 978-3-86245-455-6<br />
BeNeLux: € 11,40 Norwegen: NOK 127,- Italien: € 12,85<br />
CLAUSEWITZ<br />
Spezial »D-<strong>Day</strong><br />
<strong>1944</strong> – Landung<br />
der Alliierten«,<br />
96 S., zirka 150<br />
Abb., Preis 9,90 €.<br />
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Ihre Meinung zur F-8<strong>6.</strong><br />
Mehr zum Thema ab<br />
Seite 24!<br />
Die North American F-86 …<br />
Die Umfrage auf www.flugzeug-classic.de – Sie haben abgestimmt:<br />
94,1 %<br />
… wäre ohne die umfangreiche deutsche Entwicklungsarbeit bis Kriegsende nicht so erfolgreich in die Luft gekommen.<br />
1,1 %<br />
… beinhaltet nichts, worauf US-Ingenieure ohne deutsche Vorarbeit nicht auch gekommen wären.<br />
4,8 %<br />
… spiegelt einfach nur konsequent die allgemeine Evolution im Jagdflugzeugbau wider.<br />
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<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
3
INHALT<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6-14<br />
14 Invasion<br />
Auch der beherzte Einsatz der Luftwaffenpiloten<br />
konnte das Unabwendbare nicht verhindern: die<br />
in der Normandie im Jahre <strong>1944</strong><br />
ZEITGESCHICHTE<br />
Sturm auf die »Festung Europa«<br />
Luftkrieg über der Normandie. . . . . . . . . . . . 14<br />
Am <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong> war es so weit: Die Westalliierten<br />
begannen mit der Invasion in Nordfrankreich. Dabei<br />
hatten die Piloten eine wichtige Rolle zu erfüllen.<br />
TITELTHEMA<br />
TECHNIK<br />
US-Jet mit deutschen Genen – Teil 1<br />
Ein echter Trendsetter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Schon im Prototypen-Stadium überzeugte die<br />
NA F-86 Sabre. Doch wäre ihr schneller Erfolg<br />
nicht möglich gewesen ohne deutsche Vorarbeit.<br />
TITELTHEMA<br />
TECHNIK<br />
Scheiterte die Luftwaffe an der Motorenfrage?<br />
Konzeptlos. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
Welcher Motor sollte es sein? Verzettelungen bei den<br />
entscheidenden Stellen führten zu Fehlplanungen und<br />
damit zur Schwächung der Luftwaffe.<br />
TITELTHEMA<br />
TECHNIK – TYPENGESCHICHTE<br />
Junkers Ju 388 – Teil 1<br />
Spezialistin in der Höhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
Junkers vollendete mit der Ju 388 konsequent den<br />
Weg, der mit der Ju 88 begann. Dabei war die neue<br />
Maschine speziell für große Höhen ausgelegt.<br />
24<br />
32<br />
Ein Meilenstein der Luftfahrtgeschichte ist die F-8<strong>6.</strong><br />
Wieviel deutsche Technik steckt in ihr?<br />
Drei sind einer zu viel. So kann man das Dilemma der deutschen<br />
Motorenproduktion am besten beschreiben. Warum war das so?<br />
4
Ein Magazin von<br />
Österreich € 6,50<br />
Schweiz sFr. 11,50 € 5,90<br />
Luxemburg € 6,90<br />
Italien € 7,50<br />
Schweden SKR 89,00 <strong>Juni</strong> 2014<br />
www.flugzeugclassic.de<br />
Josef Priller: Er flog mit<br />
zwei Fw 190 gegen<br />
die Invasionsmacht<br />
Eigentlich als »Friedensengel« zwischen Amerika und Europa konzi-<br />
70 piert, musste die Curtiss bald eine ganz andere Aufgabe erfüllen<br />
Zurück aus der Tiefe: Nach fast 70 Jahren hoben Experten eine<br />
64 Iljuschin Il 2 aus einem See. Nun soll sie bald wieder fliegen<br />
TECHNIK – COCKPIT<br />
Schulmaschine im Krieg – LVG C I<br />
Nur bedingt kriegstauglich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
Geringes Platzangebot, spartanische Ausrüstung<br />
und unbefriedigende Leistungen: So lässt sich der<br />
Aufklärer LVG C I beschreiben.<br />
SERIE<br />
Die »Vergeltungswaffe« V1<br />
»Diver« gegen »Rumpelkammer« . . . . . 50<br />
Am frühen Morgen des 13. <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong> schlugen die<br />
ersten Fieseler Fi 103 in englischer Erde ein. Für die<br />
Alliierten war die V1 zunächst ein absolutes Rätsel.<br />
OLDTIMER<br />
Il-2-Bergung am Polarkreis<br />
»Schlächter« aus der Eishölle . . . . . . . . . . . . . . 64<br />
Die Bergung einer Iljuschin Il 2 aus einem See sollte<br />
sich zu einem echten Abenteuer entwickeln, denn<br />
die Maschine hatte etwas Brisantes an Bord.<br />
Flugzeuge in dieser Ausgabe<br />
Bristol Blenheim .................10<br />
Curtiss H-1 ........................70<br />
De Havilland »Mosquito«........6<br />
Dornier Do 335 ..................34<br />
Farman FA-2 .........................8<br />
Fieseler Fi 103...................12<br />
FK 131 Jungmann ................9<br />
Heinkel He 111..................35<br />
Heinkel He 177..................75<br />
Iljuschin Il-2 .......................64<br />
Junkers Ju 388 ..................40<br />
Lockheed Model 10-E..........11<br />
LVG C I ..............................46<br />
Messerschmitt Bf 109 ..........8<br />
Messerschmitt Me 264.......38<br />
Messerschmitt Me 323.......74<br />
Messerschmitt Me 410.......34<br />
North American F-86 ...........13<br />
North American F-100 .........24<br />
Westland SH-14D ...............10<br />
ZEITGESCHICHTE<br />
Der Friedensengel wird U-Boot-Jäger<br />
»America« trifft Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />
Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges beendete ein<br />
Vorhaben, das einen Beitrag zur Völkerverständigung<br />
leisten sollte.<br />
LESERALBUM<br />
Im Angesicht der »Gigant« – Teil 1<br />
Bei den Großtransportern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />
Keine Me 323<br />
hat den Krieg<br />
überdauert.<br />
Umso sehenswerter<br />
sind die<br />
Fotoraritäten,<br />
die Heinz Köhler<br />
während<br />
seiner Zeit bei<br />
den »Giganten«<br />
machte.<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
Bild des Monats. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Panorama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Background. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
Modellbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />
Termine/Museumstipp/Bücher . . . . . 62<br />
Leserbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />
<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
6<br />
Messerschmitt Me 323 | Messerschmitt Bf 109 | Bristol Blennheim<br />
DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />
Wie sich die Luftwa fe gegen die<br />
Operation »Overlord« stemmte<br />
D-<strong>Day</strong><br />
<strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong>:<br />
■ Geheime Vorbereitungen<br />
■ So griffen die USAAF & RAF an<br />
■ Die Ohnmacht der Luftwaffe<br />
Junkers Ju 388<br />
Triebwerk-Entwicklung<br />
Kraftpaket für große Höhen<br />
Wie sich die Luftwaffe verzettelte<br />
■ NA F-86 Sabre<br />
■ Curtiss H-1<br />
■ Iljuschin Il-2<br />
US-Jet mit deutschen Genen Verhinderter Rekordflug Rarität gehoben<br />
TITELBILD<br />
B-26, Profil, Ju 388,<br />
J. Priller: H. Ringlstetter<br />
DB 603: D. Hermann<br />
TITELSEITE: Mittlerer US-Bomber Martin B-26 Marauder der<br />
596th Bomb Squadron, 397th Bomb Group mit Invasionsstreifen<br />
Mitte <strong>1944</strong><br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
5
BILD DES MONATS<br />
Die »Mosquito« sticht wieder<br />
Die de Havilland Mosquito KA 114 war über siebeneinhalb Jahre<br />
in Ardmore in der Nähe von Auckland, Neuseeland, eingelagert.<br />
Glynn Powell und sein Team bauten die hölzerne Struktur,<br />
die Spezialisten bei Avspecs versetzten das Flugzeug schließlich<br />
in flugtüchtigen Zustand. Dauer: fünf Jahre.<br />
Im September 2012 erhob sich die Maschine wieder in die<br />
Luft. Nach etlichen Testflügen, bei denen Dave Philips und Keith<br />
Skilling am Steuer saßen, präsentierte sich der Vogel bei Airshows<br />
in Neuseeland. Virginia Beach in den USA war die nächste<br />
Station der de Havilland, wo man sie dem Besitzer Jerry Yagen<br />
im Military Aircraft Museum präsentierte. Foto Gavin Conroy<br />
6
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
7
PANORAMA<br />
Die Blechnerarbeiten<br />
kommen gut voran:<br />
Bald wird sich die Bf 109<br />
in die Luft erheben<br />
■ MESSERSCHMITT BF 109 G-6/G-12<br />
den Überführungsflug nach Heringsdorf auf<br />
Usedom erteilt wird.<br />
Nicht nur für Restaurationen, sondern auch<br />
für kompetent durchgeführte Reparaturen ist<br />
das Haus MeierMotors Partner der Air Figh-<br />
Air Fighter Academy rüstet weiter auf<br />
Seit November 2013 ist die schon jetzt sehr sind. Fachleute bescheinigen schon jetzt ein ter Academy bei der Wiederherstellung ihrer<br />
respektable Flotte der Air Fighter Academy äußeres Erscheinungsbild, das an Authentizität Bf 109 Buchón. Die 1954 im spanischen Lizenzbau<br />
um eine Bf 109 G-6 bereichert. Im Hangar 10 und Perfektion höchsten Ansprüchen genügen<br />
produzierte Maschine war bei einem Roll-<br />
wird sie Ende April/Anfang Mai erwartet. wird, wenn dann in Kürze die Startfreigabe für unfall in Heringsdorf so schwer beschädigt worden,<br />
Auch bei dieser Maschine wird man<br />
dass eine revolutionäre Idee<br />
sich nicht mit einem statischen Exponat<br />
aufkeimte: Warum nicht die Gelegen-<br />
begnügen – sie soll fliegen.<br />
heit für einen Umbau in eine G-12<br />
Vor mehr als sechs Jahren wurde das<br />
nutzen und damit die weltweit einzige<br />
Projekt von dem Österreicher Michael<br />
doppelsitzige Bf 109 zu schaffen?<br />
Rinner aufgelegt. Ausgangsbasis waren<br />
Die Abwägung zwischen Investi -<br />
Originalteile und Registrierung ei-<br />
tionsaufwand und Einzigartigkeit<br />
ner Maschine aus dem Jahr 1943. Mit<br />
führte zu der klaren Entscheidung:<br />
Unterstützung der Firma Hartmair<br />
Die G-12 wird gebaut, und somit<br />
Leichtbau in Freising wurden zahlreiche<br />
könnte einer der begehrtesten Klaswerk<br />
Teile neu gefertigt und das Triebsiker<br />
des Zweiten Weltkrieges für<br />
komplett überholt.<br />
Passagierflüge über Usedom zur Verfügung<br />
Mit der Übernahme durch die Air<br />
stehen.<br />
Fighter Academy wurde der weitgehend<br />
Und eine weitere Option wird sich<br />
fertiggestellte Rumpf in die<br />
auftun: Einweisung und<br />
Schulung<br />
Firma MeierMotors nach Bremgarten<br />
überführt, wo noch die Tragflächen zu<br />
montieren sind, vor allem aber die Zulassungsverfahren<br />
nach deutschem<br />
Recht abgewickelt werden. Weit ist der Weg<br />
bis zur Lufttüchtigkeit nicht mehr. Jedoch gilt<br />
es noch, den letzten Feinschliff anzubringen,<br />
wobei Michael Rinner und sein Team nach wie<br />
vor vollständig in die Arbeiten eingebunden<br />
Schadensbilanz: Bevor der Umbau zu einer G-12 durchgeführt werden<br />
kann, müssen alle Schäden registriert werden Fotos (3) Matthias Dorst<br />
für flugerfahrene und flugbegeisterte<br />
Interessenten. Doch vorerst müssen<br />
sie sich in Geduld üben, der Zeitaufwand<br />
ist enorm. Es gibt keine Konstruktionszeichnungen<br />
mehr. Zurzeit werden<br />
Hauben vermessen, um Baupläne zu erstellen.<br />
Danach erst können mit viel Aufwand Teile<br />
nachgebaut werden. Vom Lufttüchtigkeitszeugnis<br />
ganz zu schweigen. Helmuth Lage ■<br />
Das unter dem Dach des Louman Museums in der Nähe von Den Haag<br />
hängende Replikat der Farman FA-2<br />
Foto Roger Soupart<br />
■ FARMAN FA-2<br />
Zurück in der Luft<br />
Das Replikat eines der ersten Militärflugzeuge der Niederlande, die<br />
Farman FA-2, hat nach Restaurierung und einem Facelift ihres weißen<br />
Farbanstrichs und ihrer orangefarbenen Kokarden eine neue Heimat<br />
unter dem Dach des Louman Museums in der Nähe von Den Haag gefunden.<br />
Bisher war der Nachbau in dem jetzt geschlossenen Militärluftfahrmuseum<br />
in Soesterberg zu sehen.<br />
Inzwischen befindet sich ein zweites Exemplar der Farman mit der<br />
gleichen Kennung, LA-2, im Bau für das Dutch National Defense Museum,<br />
das in nicht allzu ferner Zukunft eröffnet wird.<br />
Roger Soupart ■<br />
8
■ DH 80 A<br />
»Alter Schwede«<br />
Die DH 80A Puss Moth, SE-AFH (Bau-Nummer<br />
2038), die derzeit in Schweden restauriert<br />
wird, schrieb erstmals am 28. September<br />
1930 Geschichte. An diesem Tag gewann sie<br />
mit ihrem belgischen Besitzer Georges Hanet<br />
am Steuer den belgischen Coupe Challenge International.<br />
Unter den Vorkriegsbesitzern der<br />
Maschine waren der 9. Herzog von Grafton<br />
und die Svensk Flygtjänst AB (Swedish Air Services<br />
Ltd.). Diese Lufttransportfirma brachte<br />
die in Großbritannien<br />
zugelassene<br />
DH 80A, G-AAF,<br />
im Oktober 1936<br />
nach Schweden, wo<br />
sie die Zulassung<br />
SE-AFH erhielt.<br />
1939 kaufte Nils<br />
Thüring die Maschine,<br />
der ihr den<br />
Namen »Pussy« gab<br />
und sie für seine<br />
Hochzeitsreise quer<br />
durch Europa nutzte.<br />
Als der Zweite Weltkrieg unmittelbar bevorstand,<br />
waren die Frischvermählten zu einem<br />
raschen Rückzug nach Schweden gezwungen.<br />
Während des Krieges diente die SE-AFH zur<br />
Schulung schwedischer Flak-Schützen.<br />
Ein Blick zurück: So sah<br />
die Puss Moth Anfang der<br />
1950er-Jahre aus<br />
Nachdem die Flügel fertig sind, gehen die Arbeiten im<br />
schwedischen Håtunaholm Manor mit dem Rumpf der<br />
DH 80A Puss Moth SE-AFH weiter<br />
Fotos Jan Forsgren<br />
Nach dem Krieg wechselte sie<br />
mehrfach den Besitzer und war später auf<br />
dem Flughafen Bromma eingelagert. Dann erwarben<br />
Curt Sandberg, dessen Sohn Stefan<br />
und Håkan Wijkander die Maschine und<br />
brachten sie nach Håtunaholm Manor, nördlich<br />
der schwedischen Hautpstadt Stockholm,<br />
zur Restaurierung in flugtüchtigen Zustand.<br />
Inzwischen sind die Tragflächen fertiggestellt<br />
und man hofft, dass die Puss Moth noch vor<br />
Ende dieses Jahres wieder fliegen wird.<br />
Jan Forsgren ■<br />
■ FK 131 JUNGMANN<br />
Geht gut: Repro-Bücker<br />
Gute Nachricht für die Fans der unverwüstlichen<br />
»Jungmann«: Die ersten<br />
Exemplare der ultraleichten FK 131 konnten<br />
zu Jahresbeginn ausgeliefert werden.<br />
Die abgespeckte und unauffällig modifizierte<br />
Neuauflage (siehe <strong>FLUGZEUG</strong> CLAS-<br />
SIC 2/2013) basiert auf der leichteren<br />
A-Version, die 1934 noch mit Hirth HM 60R<br />
geflogen war. Ein vergleichbarer tschechischer<br />
Walter-Mikron IIIC ersetzt heute<br />
den alten deutschen Vierzylinder. Die große<br />
Nachfrage zeigt, dass die Repro-Bücker einen<br />
Nerv der Szene getroffen hat.<br />
Gefertigt wird die limitierte Serie bei<br />
dem kleinen polnischen Hersteller Podesva<br />
Air. Die Verkehrszulassung der FK 131<br />
Jungmann als Luftsportgerät (UL) in<br />
Deutschland ist allerdings noch im Gange.<br />
Die Flugerprobung sei jedoch weitgehend<br />
abgeschlossen, lässt der Vertrieb, die Firma<br />
B&F Technik in Speyer, vermelden.<br />
Stefan Bartmann ■<br />
Nach dem Erwerb der Marken- und Namensrechte<br />
von der Traditionsfirma »Bücker«<br />
denkt man dort über weitere Nachbauten<br />
der famosen Produktionslinie nach Werkfoto<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
9
PANORAMA<br />
Die Bristol Blenheim Mk1 L6739/<br />
G-BPIV in Duxford mit angebauten<br />
Motoren<br />
Foto Cole Pope<br />
■ BRISTOL BLENHEIM<br />
Blenheim wird flügge<br />
Die Bristol Blenheim Mk1 L6739/G-BPIV<br />
der Blenheim Duxford Ltd. hat vor Kurzem<br />
einen weiteren bedeutsamen Schritt<br />
in Richtung Flugtüchtigkeit getan. Der erste<br />
der beiden von John Romain und Tom Clarke<br />
von der Aircraft Restoration Company überholten<br />
Bristol-Mercury-XX-Motoren wurde<br />
im September, der zweite im Dezember<br />
2013 eingebaut. Als Nächstes folgen Triebwerkanlagen,<br />
Abgassammler sowie Bedienelemente.<br />
Doch bis zum Erstflug ist der<br />
Weg noch weit. Roger Soupart ■<br />
■ WESTLAND SH-14D<br />
Geretteter Retter<br />
■ BEECHCRAFT D18S<br />
Zurück im alten Kleid<br />
Die Beechcraft D18S, PH-UBX, früher von<br />
der niederländischen Rijksluchtvaart<br />
School eingesetzt, ist vollständig restauriert<br />
und jetzt im Oorlogsmuseum (Kriegs-<br />
museum) in Schaarsbergen bei Arnheim ausgestellt.<br />
Die Maschine stand jahrzehntelang<br />
auf einem Autofriedhof und befand sich in<br />
äußerst schlechtem Zustand. Ende Dezember<br />
2012 erwarb sie das Museum und restaurierte<br />
sie. Die Beechcraft weist jetzt ein Tarnschema<br />
auf, wie es die von der Royal Air Force und<br />
Royal Navy während des Zweiten Weltkriegs<br />
im Fernen Osten eingesetzten Beechcraft (Expediator<br />
I/II) trugen. Roger Soupart ■<br />
Hingucker: Die Beechcraft D18S PH-UBX ist wieder zurück im Museum in Arnheim Roger Soupart<br />
Der Lynx »273« soll seinen Anstrich behalten<br />
und als Ausbildungsmaschine auf dem Flughafen<br />
Maastricht-Aachen dienen Foto Roger Soupart<br />
Der ehemalige Westland SH-14D Lynx-Hubschrauber<br />
»273« der niederländischen Marineflieger<br />
hat eine neue Heimat beim Aviation<br />
Competence Centre (ACC) auf dem Flughafen<br />
Maastricht-Aachen als Ausbildungsmaschine<br />
gefunden. Das ACC ist Teil des Bildungszentrums<br />
Leeuwenborgh.<br />
Bei dem Lynx mit der Zulassung »273« handelt<br />
es sich um einen von drei Lynx-Hubschraubern,<br />
die aus Anlass der Außerdienststellung<br />
2011 einen Sonderanstrich erhalten<br />
haben. Die noch vorhandenen dienten überwiegend<br />
zur Ersatzteilgewinnung und wurden<br />
anschließend verschrottet. Der »273« ist das<br />
zweite Exemplar, das erhalten bleiben soll. Das<br />
erste befindet sich derzeit im National Defense<br />
Museum.<br />
Roger Soupart ■<br />
10
■ LOCKHEED MODEL 10-E<br />
Ein »elektrisierendes« Leben<br />
Eines der noch wenigen existierenden flugtüchtigen<br />
Exemplare der Lockheed Model<br />
10-E Electra, die NX72GT (Ser.Nr. 1015), ist jetzt<br />
im Museum of Flight in Seattle, Washington,<br />
ausgestellt. Das fünfzehnte von insgesamt 149<br />
produzierten Exemplaren (Bau-Nr. 1015) requirierte<br />
die US Army Air Force im Zweiten Weltkrieg,<br />
nachdem sie ab 1935 für die Northwest<br />
Airlines geflogen war. Anschließend kam die<br />
Maschine zur brasilianischen Luftwaffe und<br />
später zur brasilianischen Fluggesellschaft VA-<br />
RIG. Bei Lockheed erhielt sie stärkere Motoren,<br />
die sie zur 10-E-Version aufwerteten.<br />
Schließlich rüstete Linda Finch die Electra<br />
um, gab ihr einen neuen Farbanstrich und stattete<br />
sie mit Langstrecken-Rumpftanks aus, sodass<br />
sie der Lockheed Model 10 entsprach, mit<br />
der Amelia Earhart ihren verhängnisvollen Versuch<br />
eines Fluges rund um den Erdball unternahm.<br />
Am 17. März 1997 beging Linda Finch<br />
den 60. Jahrestag von Earharts Flug mit dem<br />
Start in Oakland, Kalifornien, zum Flug um<br />
die Welt. Später nutzte man die Electra nur<br />
noch wenig, bis sie 2013 bei den Reno National<br />
Championship Air Races in Nevada wieder<br />
auftauchte, bevor sie schließlich nach Seattle<br />
übersiedelte.<br />
Frank B. Mormillo ■<br />
Linda Finch in ihrer Lockheed Model 10-E Electra über Half Moon Bay, Kalifornien, am 17. März<br />
1997 auf dem ersten Streckenabschnitt ihres Fluges rund um die Welt Foto Frank B. Mormillo<br />
Trudelsicher …<br />
Die erste A 16 in Bremen<br />
… ist das wichtigste Schlagwort, mit dem<br />
die noch junge Focke-Wulf Flugzeugbau AG<br />
aus Bremen vor 90 Jahren Werbung für ihr<br />
erstes Verkehrsflugzeug macht. Das Geheimnis<br />
ist die Flügelform des einmotorigen bauchigen<br />
Schulterdeckers, in dem insgesamt<br />
drei Passagiere sowie ein Pilot Platz finden.<br />
Sie ist dem Zanonia-Samen nachempfunden<br />
und verleiht der kompakten Verkehrsmaschine<br />
in Verbindung mit dem gewählten<br />
Tragflächenprofil sehr gutmütige Flugeigenschaften<br />
– vor allem das gefürchtete Trudeln<br />
kann gar nicht erst aufkommen. Neben<br />
hoher Flugsicherheit ist Konstrukteur<br />
Henrich Focke natürlich<br />
auch eine aerodynamisch saubere<br />
Formgebung wichtig, um trotz bescheidener<br />
Motorisierung gute Flugleistung<br />
zu garantieren.<br />
Die A 16, so die Bezeichnung des<br />
ganz aus Holz und damit vergleichsweise<br />
preisgünstig hergestellten<br />
Kleinverkehrsflugzeuges,<br />
startet am<br />
23. <strong>Juni</strong> 1924 zum Erstflug. Vom<br />
Reißbrett weg liegt bereits ein Auftrag<br />
der Bremer Luftverkehrsgesellschaft<br />
vor; die Produktion kann<br />
deshalb zügig anlaufen. Im Zuge<br />
ihrer Fertigung wird die A 16<br />
schrittweise stärker motorisiert;<br />
insgesamt kommen 21 Stück in<br />
vier unterschiedlichen Ausführungen<br />
bis 1927 zum Verkauf. Die letzten<br />
davon fliegen noch 193<strong>6.</strong> Auslegung<br />
und Konzept der A 16 sind<br />
Grundstein einer ganzen Reihe weiterer Erfolgsmodelle<br />
von Focke und Wulf, etwa der<br />
berühmten Möwen. Zwar ist kein Originalexemplar<br />
mehr erhalten geblieben, doch lässt<br />
sich im Deutschen Technikmuseum in Berlin<br />
ein nicht flugfähiger Nachbau bewundern,<br />
der 1988 einst als Traditionsflugzeug bei Airbus<br />
in Bremen entstanden war.<br />
Wolfgang Mühlbauer ■<br />
A 16d über Osnabrück<br />
Fotos (2) Airbus Group Corporate Heritage<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
11
NEWS PANORAMA<br />
KLASSIKWELT BODENSEE<br />
Viel los am Himmel<br />
Die historische Mobilität<br />
in ihrer ganzen<br />
Vielfalt zeigt die<br />
Messe Klassikwelt<br />
Bodensee vom 23.<br />
bis 25. Mai 2014,<br />
und dazu gehören<br />
natürlich auch fliegende<br />
Veteranen: Mit zwei rasanten Warbirds<br />
vom Typ North American P-51 und<br />
Yak-3 sowie dem Propeller-Airliner de Havilland<br />
Dove kommen seltene Maschinen<br />
nach Friedrichshafen. Im Static Display in<br />
der Messehalle A3 ist auch ein Nachbau<br />
des berühmten Dreideckers des Roten Barons,<br />
Manfred von Richthofen, zu bewundern.<br />
Außerdem bietet das Flugwerk<br />
Mannheim Rundflüge mit der T-6, Broussard,<br />
Tiger Moth, Stampe und Boeing Stearman<br />
an.<br />
Weitere Informationen über die Maschinen<br />
und die Klassikwelt in Friedrichshafen<br />
finden Sie unter www.ltu-classic.de oder<br />
www.klassikwelt-bodensee.de.<br />
ANTIKUHRENBÖRSE FURTWANGEN<br />
Für Fliegerfreunde<br />
Sammler von Fliegeruhren sollten unbedingt<br />
am Wochenende vom 29. bis 31. August<br />
nach Furtwangen fahren. Dort findet<br />
die 30. Antikuhrenbörse statt, die fast alles<br />
bietet, was das Liebhaberherz begehrt. Dabei<br />
ist die Veranstaltung längst kein Geheimtipp<br />
mehr. Stammkunden reisen mittlerweile<br />
aus dem gesamten Bundesgebiet<br />
und der EU an. Gleichzeitig mit dem Eintritt<br />
zur Messe hat man die Möglichkeit, das<br />
Deutsche Uhrenmuseum zu besichtigen.<br />
Ein Besuch lohnt sich so auf alle Fälle.<br />
Günter Besenfelder<br />
Foto Messe Friedrichshafen<br />
Foto Günter Besenfelder<br />
Diese Fi 103 B-2 wird in Kürze in Fort Veldhuis zu sehen sein. Die roten Warnkreuze zeigen, dass es<br />
sich um eine B-2 mit Trialen-Gefechtskopf handelt<br />
Foto Roger Soupart<br />
■ FIESELER FI 103<br />
Frankensteins V1<br />
Die Aircraft Recovery Group des Airwar Museum<br />
in Fort Veldhuis in den Niederlanden<br />
ist gerade dabei, eine Fieseler Fi 103 in ihre<br />
Sammlung aufzunehmen. Diese V1 entstand aus<br />
verschiedenen neuen Teilen sowie Wrackteilen<br />
anderer »fliegender Bomben« aus dem Zweiten<br />
Weltkrieg. Bei der Eröffnung des Museums im<br />
Mai wird die »fliegende Bombe« so präsentiert,<br />
als ob sie bruchgelandet wäre und dabei einen<br />
Die über das Wochenende vom 11./12. Januar<br />
veranstaltete 39th Cable Air Show,<br />
ausgerichtet von der Cable Airport Foundation<br />
in Upland, Kalifornien, könnte vielleicht<br />
die letzte dieser Veranstaltungen in den USA<br />
gewesen sein.<br />
Grund sind neue Gebühren und zusätzlicher<br />
Papierkrieg für Airshows sowie der Einsatz zugelassener<br />
FAA-Fluglotsen. Diese zusätzlichen<br />
Kosten reißen tiefe Löcher in die Einnahmen,<br />
die unter anderem als Finanzierungshilfen für<br />
lokale Luftfahrt-Stipendienprogramme verwendet<br />
werden.<br />
Eine Rechnung über 15 000 Dollar traf die<br />
Veranstalter hart – und das 45 Tage vor dem<br />
geplanten Start des Events.<br />
Flügel verloren hätte. Die roten Warnkreuze zeigen,<br />
dass es sich um eine B-2-Variante der Fi 103<br />
mit hochempfindlichem Trialen-Gefechtskopf<br />
handelt. Ansonsten ist die B-2 praktisch identisch<br />
mit ihrer Vorgängerversion B-1.<br />
Um für die Besucher einen besseren Blick ins<br />
Innere des Flugkörpers zu ermöglichen, setzte<br />
man ins hintere Rumpfteil mehrere Plexiglasscheiben<br />
ein.<br />
Roger Soupart ■<br />
■ TEURER FLUGLOTSENZWANG<br />
Gefahr für US-Flugveranstaltungen<br />
Die B-25J Mitchell »Pacific Princess« begeisterte die<br />
Zuschauer auf der Cable Air Show Foto Frank B. Mormillo<br />
Bei Kunstflugvorführungen verlangt die FAA<br />
jetzt auf Flugplätzen ohne Verkehrskontrolle<br />
(ohne Turmkontrolle bei normalem Flugbetrieb)<br />
den Einsatz von Fluglotsen für den Teil des Tages,<br />
an dem der Luftraum für derartige Aktivitäten<br />
gesperrt ist.<br />
Bei der diesjährigen Cable Air Show waren<br />
an beiden Tagen je fünf Fluglotsen für jeweils<br />
zwei Stunden eingesetzt. In der Vergangenheit<br />
konnten diese in ihrer Freizeit die Kontrolle kostenlos<br />
übernehmen.<br />
Sollte die FAA ihre neue Politik nicht ändern,<br />
stehen die Dinge nicht nur schlecht für Cable,<br />
sondern auch für viele andere kleinere Airshows<br />
in den Vereinigten Staaten.<br />
Frank B. Mormillo ■<br />
12
■ FANTASY OF FLIGHT MUSEUM<br />
Legende schließt!<br />
Kermit Weeks hat bekanntgegeben, dass sein<br />
berühmtes Fantasy of Flight Museum am<br />
<strong>6.</strong> April 2014 seine Pforten schließt. In Zukunft<br />
will er sich auf seinen Veranstaltungsservice<br />
konzentrieren und das Museum zu einem<br />
neuen Anziehungspunkt entwickeln. Obwohl<br />
lediglich 20 Minuten westlich von Walt Disney<br />
World gelegen, betrachtet Weeks sein<br />
»Fantasy of Flight« als zu weit vom Zentrum<br />
des Massentourismus entfernt, was zur Folge<br />
hat, dass sein Angebot nicht richtig wahrgenommen<br />
wird.<br />
Es gibt jedoch auch gute Nachrichten für<br />
die an Luftfahrtgeschichte Interessierten. Es<br />
wird an Plänen gearbeitet, eine schwerpunktmäßige<br />
Sammlung in reduziertem Umfang<br />
und bei geringeren Eintrittspreisen noch im<br />
Laufe dieses Jahres zu präsentieren.<br />
Roger Soupart ■<br />
Eine B-17 bei der Instandsetzung auf einem Flugplatz. Das Fantasy of Flight Museum war bekannt<br />
für seinen Mix aus flugtüchtigen Maschinen und statischen Exponaten Foto Roger Soupart<br />
■ MFI-15<br />
Die glorreichen Sieben<br />
Die 1974 bis 1977 als »Brotbomber« in Äthiopien eingesetzte MFI-15,<br />
SE-FIP, fliegt wieder<br />
Foto Joakim West<br />
Der schwedische Warbird-Sammler Joakim West hat seiner Sammlung<br />
ein weiteres historisches Flugzeug hinzugefügt: die MFI-<br />
15, SE-FIP. Eine der interessantesten Verwendungen der ursprünglich<br />
als Schulflugzeug ausgelegten Maschine waren ihre Einsätze als<br />
»Brotbomber« in Äthiopien zwischen 1974 und 1977, als dort große<br />
Teile des Landes unter schwerer Dürre litten. Insgesamt brachten<br />
sieben MFI-15 Vorräte zu abgelegenen Orten. Jede der Maschinen<br />
konnte vier 75-Kilogramm-Säcke mit Vorräten auf Schienen unter<br />
den Flügeln transportieren. Die sieben Flugzeuge transportierten so<br />
fast 550 Tonnen an Lebensmitteln ins Ziel. Dabei gingen allerdings<br />
auch vier MFI-15 verloren.<br />
Die 1976 gebaute SE-FIP (Bau-Nummer 15.902) war das letzte an<br />
Äthiopien ausgelieferte Muster. Sie erhielt dort die Zulassung ET-<br />
AGD. Am 29. April 1982 absolvierte sie ihren letzten Flug und wurde<br />
anschließend eingelagert. 1987 kehrte sie mit zwei weiteren MFI-15<br />
nach Schweden zurück und erhielt als SE-FIP ihre Zulassung für den<br />
Sunne Aero Club. Zurzeit ist das Leichtgewicht in Skå Edeby bei<br />
Stockholm beheimatet. Joakim West beabsichtigt, mit der SE-FIP<br />
künftig auf Airshows die in Äthiopien benutzten Abwurfverfahren<br />
vorzuführen.<br />
Jan Forsgren ■<br />
■ F-100F SUPER SABRE<br />
Das »Wiesel« ist da!<br />
Das Pacific Aviation Museum Pearl Harbor hat das 43. historische<br />
Flugzeug in seine Sammlung aufgenommen. Es ist<br />
die vom Museum of Aviation auf der Robins AFB in der Nähe<br />
von Warner Robins, Georgia, stammende F-100F Super Sabre<br />
(Ser.Nr. 58-1232).<br />
Die von North American unter dem Namen »Wild Weasel« produzierte<br />
F-100F spielte eine bedeutende Rolle im Vietnamkrieg.<br />
Sie war speziell gegen modernere Boden-Luft-Flugkörpersysteme<br />
entwickelt worden, wie sie die nordvietnamesische Armee einsetzte,<br />
und galt als Wegbereiter, was Geschwindigkeit und elektronische<br />
Kampfführung anbelangte. Viele der heute von der<br />
USAF eingesetzten Waffen und Taktiken haben ihren Ursprung<br />
im Vietnamkonflikt. Zu gegebener Zeit soll die F-100F ein Tarnschema<br />
aus dieser Zeit erhalten.<br />
Roger Soupart ■<br />
Die North American F-100 Super Sabre, 58-1232, aufgenommen<br />
kurz nach ihrem Eintreffen in Pearl Harbour Foto PAM<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
13
ZEITGESCHICHTE<br />
»D-<strong>Day</strong>«<br />
Laut Adolf Galland, dem damaligen General<br />
der Jagdflieger, meldete die in<br />
Frankreich stehende Luftflotte 3 am 5.<br />
<strong>Juni</strong> <strong>1944</strong> eine »Kampfstärke von 481 Flugzeugen,<br />
darunter 64 Aufklärungs- und 100<br />
Jagdflugzeuge«. Am <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> waren 319 dieser<br />
Maschinen einsatzbereit. Ihnen standen fast<br />
13 000 Flugzeuge gegenüber, welche die anglo-amerikanischen<br />
Luftstreitkräfte für die Invasion<br />
aufboten: »5409 Jäger, 1467 schwere<br />
Bomber und 1645 leichte und mittlere Bomber.<br />
Hinzu kamen noch 860 Lastensegler und<br />
1500 Transportflugzeuge. Im Augenblick der<br />
Invasion waren von dieser gewaltigen Luftmacht<br />
6000 bis 7000 Flugzeuge einsatzbereit.«<br />
Josef »Pips« Priller, seinerzeit Kommodore<br />
des JG 26, rechnete das Kräfteverhältnis<br />
unter den Jägern hoch: »Nimmt man an,<br />
dass von den 5409 anglo-amerikanischen<br />
Jagdfliegern in den ersten Invasionstagen 60<br />
Prozent, das heißt, rund 3200 einsatzbereit<br />
waren, kämpften die deutschen Piloten der<br />
Jagdgeschwader 2 ›Richthofen‹ und 26<br />
›Schlageter‹ gegen eine mehr als dreißigfache<br />
Übermacht, bis aus dem Reich, beginnend<br />
ab dem 9. <strong>Juni</strong>, neue Jagdverbände zur<br />
Verstärkung eintrafen.«<br />
Von langer Hand<br />
Die komplexe Planungsgeschichte der alliierten<br />
Landung in der Normandie reicht zurück<br />
bis ins Jahr 1940, in die Zeit der Niederlage<br />
Frankreichs. Das Vorhaben zum »Sturm auf<br />
Europa« stellte die Planer vor große Herausforderungen:<br />
Es ging nicht nur darum, Marine-,<br />
Luftstreitkräfte und anzulandende Bo-<br />
14
STURM AUF DIE »FESTUNG EUROPA«<br />
Luftkrieg über<br />
der Normandie<br />
Die Gegenwehr zerschlagen, die Lufthoheit erringen und feindliche Reserven<br />
fernhalten. Dies waren die Aufgaben der alliierten Piloten in den frühen<br />
Morgenstunden des <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong>. Die Landung in der Normandie<br />
hatte gerade begonnen – alles stand auf Messers Schneide Von Peter Cronauer<br />
Sie sollten den Invasionstruppen<br />
den Weg ebnen:<br />
Mittlere Bomber Martin<br />
B-26 Marauder Foto USAF<br />
dentruppen in ausreichender Stärke bereit zu<br />
stellen; ihr Einsatz musste auch sorgfältig geplant<br />
und vorbereitet und die dafür notwendige<br />
Ausrüstung, Infrastruktur und Logistik<br />
im Hintergrund geschaffen werden. Zählt<br />
man alle im Vorfeld Beteiligten zusammen, –<br />
beispielsweise auch die Tätigen im Schiffsund<br />
Flugzeugbau, die den benötigten Transportraum<br />
schufen –, arbeiteten in den involvierten<br />
Ländern insgesamt mehrere Millionen<br />
Menschen auf dieses Großereignis hin. Die alliierte<br />
Führung bildete Planungsstäbe, hielt<br />
Konferenzen ab; die erstellten Pläne wurden<br />
laufend kontrovers diskutiert, wieder verworfen,<br />
oder erweitert und ergänzt. Es gab durchaus<br />
auch Rückschläge, der Zeitplan wurde<br />
mehrfach verschoben, doch letztlich gipfelten<br />
die Bemühungen im <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong> in der gelungenen<br />
alliierten Landung in der Normandie.<br />
Gründliche Vorbereitung<br />
Neben der Übermacht war diese minutiöse<br />
Vorbereitung der Schlüssel zum Erfolg. Dazu<br />
zählte auch der Auf- und Ausbau eines<br />
umfangreichen Agenten- und Informantennetzes<br />
in Frankreich – einschließlich enger<br />
Verbindungen zur Résistance. Dafür nutzte<br />
die 1940 in England gebildete »Special Operations<br />
Executive« (SOE) spezielle Sonderstaffeln<br />
der RAF, um im von der Wehrmacht<br />
besetzten Europa Agenten per Fallschirmabsprung<br />
abzusetzen und Widerstandsgruppen<br />
mit Waffen und sonstiger Ausrüstung zu versorgen.<br />
Anfangs kamen hier Maschinen vom<br />
Typ Armstrong Whitley oder Vickers Wellington<br />
zum Einsatz, ab Herbst 1942 auch die<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
15
ZEITGESCHICHTE<br />
»D-<strong>Day</strong>«<br />
schweren Handley Page Halifax der in<br />
Tempsford stationierten 138 Squadron, mit<br />
speziell für diese Zwecke geschulten Besatzungen.<br />
Im gleichen Kontext sind auch die<br />
Einsätze der im südenglischen Tangenmere<br />
stationierten 161. Squadron zu sehen, deren<br />
Westland Lysander MK 5 Agenten und Angehörige<br />
des Widerstands in höchst riskanten<br />
»Pick-up«-Einsätzen über den Ärmelkanal<br />
hinweg zwischen Großbritannien und dem<br />
»Kontinent« hin und her transportierten; stets<br />
bedroht von Flak, Nachtjägern und deutschen<br />
Suchkommandos in unwägbarem Terrain.<br />
Häufig kehrten diese Maschinen mit deutlich<br />
sichtbaren Zeugnissen des in Kauf genommenen<br />
Risikos nach Großbritannien zurück:<br />
Einschusslöcher, Flaktreffer oder in den Fahrwerkbeinen<br />
verfangene Strom- oder Telefonkabel<br />
waren keine Seltenheit.<br />
Auch deren Einsätze hatten ihren Anteil<br />
am Gelingen von »Operation Neptune«: Eiflüge<br />
gesammelt wurden. Mit welcher Sorgfalt<br />
die Alliierten ihren Sturm auf die »Festung<br />
Europa« vorbereiteten, zeigt sich als<br />
pars pro toto auch darin, dass die gesamte<br />
Küste der Normandie mit Hilfe von Bodenproben,<br />
Augenzeugenberichten und hunderttausenden<br />
privater Urlaubsfotos neu kartographiert<br />
werden musste, nachdem sich<br />
herausgestellt hatte, dass das vorhandene<br />
Kartenmaterial aus dem 19. Jahrhundert fehlerhaft<br />
und völlig veraltet war.<br />
Blick aus einem Aufklärer<br />
Lockheed F-5 (P-38) auf das<br />
Invasionsgeschehen Foto USAF<br />
zur gegnerischen Infrastruktur. Berichte, wonach<br />
die Deutschen in Dorf »soundso« die<br />
Straße zur Küste zugemauert und die Fenster<br />
der umliegenden Häuser in Schießscharten<br />
umgewandelt hatten, waren für die Planung<br />
der Invasion genauso von Bedeutung, wie<br />
allgemeine Informationen über Verkehrswege,<br />
Hafen-, Flugplatz-oder Befestigungsanlagen,<br />
die durch systematische Aufklärungs-<br />
Die JG 26 und 2 waren für lange Zeit die einzigen in Frankreich stationierten<br />
Jagdgeschwader. Josef Wurmheller (vierter von links)<br />
führte am <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> eine Angriff des JG 2<br />
nerseits wurde mit ihrer Hilfe der Widerstand<br />
unterstützt und zunehmend koordiniert,<br />
– auch im Hinblick auf das spätere Zusammenwirken<br />
mit den Invasionstruppen –,<br />
andererseits erhielten die alliierten Planer so<br />
wertvolle Detailinformationen, beispielsweise<br />
über die Beschaffenheit des Geländes, oder<br />
Psychologische Kriegsführung<br />
Auch die deutsche Abwehr verfügte über ein<br />
Netz von V-Leuten und betrieb ebenfalls erfolgreich<br />
Spionage. Laut Oberstleutnant Oskar<br />
Reile, seinerzeit »Kommandeur Frontaufklärung<br />
West«, war ab Beginn des Jahres <strong>1944</strong><br />
klar, dass der Hauptstoß der Invasion in der<br />
Normandie zu erwarten war. Selbst die Sprüche<br />
und Code-Wörter waren bekannt, mit denen<br />
die BBC Agenten- und Widerstandsgruppen<br />
in Europa informierte. Auch der<br />
Begriff »D-<strong>Day</strong>« machte bereits die Runde:<br />
Am 11. Mai <strong>1944</strong> kündigte ein Ansager des<br />
Großdeutschen Rundfunks ein weiteres Feature<br />
der gebürtigen US-Amerikanerin Mildred<br />
Gillars an, – von den Alliierten »Axis<br />
Sally« genannt –, die unter Pseudonym und<br />
in Diensten der Nationalsozialisten Propagandasendungen<br />
in ihrer Muttersprache sendete.<br />
Nach dem Krieg stellte man sie unter<br />
anderem wegen jenes Features mit dem Titel<br />
»Vision of Invasion« in den USA vor Gericht,<br />
denn nur wenige Wochen vor dem tatsächlichen<br />
»D-<strong>Day</strong>« wurde ihre Darbietung mit<br />
den Worten »The D of D-<strong>Day</strong> stands for<br />
doom… disaster… death… defeat… Dunkerque<br />
or Dieppe« untermalt. (Übersetzung:<br />
»Das D in D-<strong>Day</strong> bedeutet Untergang … Unheil<br />
… Tod …Niederlage … Dünkirchen oder<br />
Dieppe.«)<br />
»Krieg im Äther«<br />
Doch auch die Alliierten beherrschten den<br />
»Krieg im Äther«, wie ein Beispiel von vielen<br />
zeigt: Am Dienstag, den 30. Mai, hatten die<br />
Besatzungen der II./KG 100 (s. Karte S. 18) ihre<br />
Ausbildung und Umschulung auf die<br />
Häufig kehrten die Maschinen mit deutlich sichtbaren<br />
Zeugnissen des Kampfes zurück.<br />
Heinkel He 177 nahezu abgeschlossen. Auf<br />
dem Flugplatz bei Aalborg in Dänemark wurden<br />
ihre fabrikneuen Maschinen überprüft,<br />
betankt, und mit Abwurfwaffen gegen<br />
Schiffsziele beladen, während die Besatzungen<br />
auf den Einsatzbefehl warteten. Pfadfindermaschinen<br />
des KG 66 sollten sie zu massiven<br />
Schiffsansammlungen in Häfen an der<br />
Südküste Englands führen; sie wussten, dass<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Herbert Ringlstetter<br />
16
Beutemaschine Fieseler Fi 156 Storch,<br />
die vom Kommandeur der No 83 Group<br />
RAF, Air Vice Marshal Harry Broadhurst,<br />
geflogen wurde Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />
Planungsablauf der Operation »Overlord«. Trotz sorgfältiger Vorbereitung stießen die Angreifer auf<br />
unerwartete Probleme, doch die Luftüberlegenheit sicherte den Sieg<br />
Grafik Schlaich<br />
<strong>1944</strong> General der Jagdflieger: Adolf Galland<br />
sich dort etwas zusammenbraut. Doch die<br />
Stunden vergingen, und der Einsatzbefehl<br />
ließ auf sich warten. Irgendwann landete ein<br />
Besatzungsmitglied, das verbotenerweise an<br />
seinem kleinen Volksempfänger herumspielte,<br />
beim »Soldatensender Calais«. Zunächst<br />
ertönte eingängige Musik, doch dann eine<br />
männliche Stimme in akzentfreiem Deutsch:<br />
Unmissverständliche Botschaft<br />
»Und nun, Kameraden vom Kampfgeschwader<br />
100, jetzt müssen wir uns einmal mit Euch<br />
unterhalten. Wir wissen genau, dass Ihr schon<br />
einige Stunden in Euren Fliegerkombinationen<br />
auf den Einsatzbefehl zu uns wartet. Warum<br />
kommt Ihr nicht? Habt Ihr Angst? Es ist<br />
auch besser so, wenn Ihr zu Hause bleibt! Ich<br />
wollt ja schließlich Eure Frauen, Freundinnen<br />
und Eltern wiedersehen. Falls Ihr trotzdem<br />
kommen solltet, werden wir Euch einen heißen<br />
Empfang bereiten, so wie Ihr ihn bislang<br />
nicht erlebt habt! Nun, wie ist’s? Wollt Ihr<br />
noch kommen?« Zwei weitere Stunden später<br />
blies man den Einsatz schließlich ab.<br />
Über den Küstenabschnitten der anlandenden<br />
Bodentruppen errichteten die alliierten<br />
Jagdfliegerverbände sogleich einen dichten<br />
Jägerschirm. Nur wenige deutsche Piloten<br />
drangen bis zum Invasionsstrand vor. Im<br />
Aufstellung zum Angriff auf die »Festung Europa«. Mit ihrer<br />
gewaltigen materiellen Überlegenheit sicherten die Alllierten ihr Unternehmen<br />
ab. Dagegen war die Luftwaffe chancenlos Foto Wolfgang Mühlbauer<br />
Spielfilm »Der längste Tag« setzte man dem<br />
Rottenflug von Oberst Josef Priller und seinem<br />
Flügelmann über der Küste ein cineastisches<br />
Denkmal. Zum tatsächlichen Ereignis<br />
notierte der Kommodore des JG 26 in seinem<br />
Tagebuch: »Am <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> war das Jagdgeschwader<br />
26 mit zwei Flugzeugen einsatzbereit,<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
17
ZEITGESCHICHTE<br />
»D-<strong>Day</strong>«<br />
Bomber des Typs B-26 am <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong><br />
über dem Kanal<br />
Foto: USAF<br />
und zwar waren dies der Kommodore und<br />
sein Kaczmarek. Mit dieser Einsatzstärke bin<br />
ich auch in den Kampfraum geflogen und habe<br />
fast geheult vor Wut, dass ich nur zwei<br />
Maschinen hatte. Es wäre schon etwas zu machen<br />
gewesen, aber bei der Übermacht von<br />
Dort wurden unsere Focke Wulf mit<br />
Bordraketen vom Typ BR 21 ausgerüstet.<br />
Lage der im Text erwähnten Beispiele für den<br />
aussichtlosen Kampf der Deutschen gegen die<br />
alliierte Übermacht<br />
Heinkel He 111 H-20 der II./KG 53,<br />
die Mitte <strong>1944</strong> in Le Bourget lag und Einsätze<br />
gegen die Invasionstruppen flogt<br />
Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />
mehreren hundert Feindflugzeugen konnte<br />
ich froh sein, dass ich mit meinem Kaczmarek<br />
nicht selbst abgeschossen wurde.«<br />
Auch Maschinen der I./JG 2 drangen bis<br />
zu den Landungsstränden vor, wie Leutnant<br />
Wolfgang Fischer von der dritten Staffel schilderte:<br />
»Gegen 5 Uhr früh hielt ein Kradmelder<br />
vor meinem Hotel in Cormeilles, brüllte<br />
meinen Namen und rief ›Invasion!‹ Anschließend<br />
fuhr er mich zum Plateau hinauf, von<br />
wo aus wir durch kniehohes Gras zum rund<br />
40 Kilometer nördlich von Paris gelegenen<br />
Platz Creil starteten. Dort wurden unsere Focke<br />
Wulf mit Bordraketen vom Typ ›BR 21‹<br />
ausgerüstet, derselben Rakete vom Kaliber 21<br />
cm, die bereits seit längerer Zeit von den ›Nebelwerfern‹<br />
des Heeres abgefeuert wurde.<br />
Nun hängte man sie in einfachen Stahlrohren<br />
unter den Tragflächen unserer Maschinen<br />
auf, auf jeder Seite eine. Zwei Stunden dauerte<br />
die Montage, und während dieser Wartezeit<br />
überlegte ich, wie man wohl mit diesen<br />
Dingern etwas treffen könnte, denn ›gearbeitet‹<br />
hatte ich damit bislang noch nie. Wir<br />
nannten sie ›Dödel‹, was für uns ein universell<br />
einsetzbarer Sammelausdruck für alles<br />
Mögliche war; unter anderem bezeichneten<br />
wir damit auch das Ritterkreuz. Die Zielanweisung<br />
lautete schlicht und ergreifend: ›Auf<br />
1000 Meter Entfernung 80 Meter links vorhalten!‹<br />
– Zur Stabilisierung der Flugbahn traten<br />
die Treibgase aus 24 schräg in den Raketenboden<br />
gebohrten Löchern aus, so dass die Geschosse<br />
im Flug einen Rechtsdrall bekamen<br />
und nach rechts abdrifteten. Gegen kleine,<br />
punktförmige Ziele waren sie deshalb unge-<br />
18
Focke-Wulf Fw 190 A der 7./JG 26, geflogen<br />
von Staffelkapitän Leutnant Gerhard<br />
Vogt Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />
Josef Priller (Mitte), der Kommodore<br />
des JG 26, flog am <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> mit seinem<br />
Kaczmarek über den Invasionsstränden<br />
eignet. Gegen Schiffe mit ihrer großen Längenausdehnung,<br />
so kalkulierte ich, müsste<br />
man jedoch eine reelle Chance haben. Nun<br />
war unsere damalige Zieleinrichtung, das so<br />
genannte ›Revi‹ (Reflexvisier) so konstruiert,<br />
dass es vor unsere Augen das Luftbild eines<br />
Kreises projizierte, dessen Durchmesser ein<br />
Zehntel der Entfernung zum jeweiligen Zielobjekt<br />
simulierte. Das bedeutete, dass man<br />
zehn Meter hinter einer Jagdmaschine saß, sobald<br />
diese mit der üblichen Spannweite von<br />
rund 10 Metern den Kreis gerade ausfüllte. So<br />
hätte ich mit genügender Genauigkeit den<br />
Abstand zu einem Schiff und das notwendige<br />
Vorhaltemaß ermitteln können, um beim Angriff<br />
von der Breitseite einen Treffer anbringen<br />
zu können – wenn man uns vorab darüber informiert<br />
hätte, wie lang diese verdammten<br />
Kähne eigentlich sind.<br />
So schätzte ich als unbedarfter Luftkutscher<br />
für die verschiedenen Typen bestimmte<br />
Längen, beispielsweise 100 Meter für einen<br />
Truppentransporter. Um 9.30 Uhr starteten<br />
wir dann mit zwölf Maschinen zu unserem<br />
ersten Einsatz an die Invasionsfont, in den Bereich<br />
des britischen Abschnitts ›Gold‹ an der<br />
Küste des Dorfes Vers-sur-Mer.<br />
Hauptmann Wurmheller führte den Verband.<br />
Der Himmel war zu diesem Zeitpunkt<br />
Lockheed P-38J Lightning der 55th FS,<br />
20th FG. Die Maschine trägt die Invasionsstreifen<br />
und ging verloren als 1st Lieutenant<br />
John Klink über dem Englischen Kanal<br />
austeigen musste Zeichnung Jaunita Franzi<br />
C-47 und Lastensegler der 438th Troop Carrier Group stehen in Greenham Common für den Einsatz<br />
an D-<strong>Day</strong> bereit<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
19
ZEITGESCHICHTE<br />
»D-<strong>Day</strong>«<br />
»Schwarze Männer«<br />
beim Einführen einer<br />
Werfergranate 21 (BR<br />
21) in das Abschussrohr<br />
unter der Fläche<br />
einer Fw 190 A-8<br />
zu sieben Zehnteln mit dicken Kumuluswolken<br />
bedeckt, dazwischen sichteten wir immer<br />
wieder Schwärme von alliierten Jägern, mit<br />
denen wir uns aber nicht einlassen sollten,<br />
um erst mal unsere Raketen gegen Schiffsziele<br />
einzusetzen. Gegen 10.00 Uhr überflogen<br />
wir Bayeux, in dem ich bereits Brände erkannte,<br />
flogen geschickter Weise zunächst in<br />
Republic P-47 Thunderbolt der 353rd Fighter Group mit typischen Invasionsstreifen zur Freund/<br />
Feinderkennung<br />
Foto: USAF<br />
Allgemeine Kriegslage<br />
In der Nacht vom 5. auf den <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> begann<br />
die Landung in der Normandie; mit<br />
dem Durchbruch der Roten Armee an der<br />
Karelischen Front am 10. <strong>Juni</strong> begann das<br />
Ausscheiden Finnlands aus dem Bündnis<br />
mit dem Deutschen Reich; am 22. <strong>Juni</strong> –<br />
dem dritten Jahrestag des Unternehmens<br />
»Barbarossa« – beginnt die Rote Armee im<br />
Mittelabschnitt der Ostfront ihre Großoffensive;<br />
am 15. 8. beginnt die Operation »Dragoon«,<br />
die Landung alliierter Truppen in<br />
Südfrankreich. Schon bald nach Beginn<br />
von »Operation Neptune« nahmen die<br />
schweren Bomberverbände der westlichen<br />
Alliierten ihre Angriffe auf Ziele im Reichsgebiet<br />
wieder auf. Vor allem Ölfelder, Raffinerien<br />
und Hydrierwerke gerieten verstärkt<br />
in ihr Visier.<br />
■<br />
etwa 3000 Meter Höhe ein Stück weit auf die<br />
Seine-Bucht hinaus, und griffen dann von der<br />
Seeseite her an. Dadurch konnten wir die<br />
Schiffsflak täuschen, denn wir blieben zunächst<br />
völlig unbehelligt. Das entscheidende<br />
Handicap für uns war jedoch, dass wir wegen<br />
des dichten Jagdschutzes über dem Landekopf<br />
nicht genug Zeit hatten, um günstige Positionen<br />
einzunehmen, um Schiffe von ihrer<br />
Breitseite her anfliegen zu können.<br />
Aus unserer Flughöhe überblickte ich von<br />
der Orne-Mündung bei Caen bis hinauf nach<br />
Sainte-Mère-Église den ganzen Küstenstreifen,<br />
vor dem ich eine tiefgestaffelte Armada<br />
von Schlachtschiffen weit draußen liegen sah,<br />
zahllose Transportschiffe näher zum Land,<br />
und kleine Landungsboote, die mit Heckwellen<br />
zum Strand unterwegs waren. Über den<br />
küstennahen Einheiten hingen dicke, dunkle<br />
Sperrballons in der Luft. Da ich so etwas noch<br />
nie gesehen und daher keinen Vergleichsmaßstab<br />
für ähnliche Operationen hatte,<br />
nahm ich diese grandiose Szenerie zunächst<br />
ohne große Gefühlsregungen hin. Dennoch<br />
befiel mich eine unterbewusste Ahnung, dass<br />
dies alles für uns nicht mehr zu beherrschen<br />
war. Immerhin hatte ich als Einziger von uns<br />
das Glück, einen größeren Kahn, der aussah<br />
wie ein Truppentransporter der Victory- oder<br />
Liberty-Klasse, von denen ich schon mal vage<br />
gehört hatte, direkt in meiner Anflugrichtung<br />
breitseitig anzutreffen.<br />
Schwer zu treffende Ziele<br />
Ich drückte an und zielte eine halbe Schiffslänge<br />
vor den Bug, hatte dabei aber nicht bedacht,<br />
dass sich der Kahn langsam nach links<br />
und dann auch noch in einer leichten Linkskurve<br />
bewegte. Ich korrigierte also noch<br />
schnell bei reduzierter Fahrt, – um nicht unter<br />
die 1000-Meter-Grenze zu kommen -, auf eine<br />
ganze Schiffslänge nach links, wartete, bis es<br />
nach meiner Schätzung den Durchmesser des<br />
Revis ausgefüllt hätte, löste dann die Raketen<br />
20
aus und sah mich für den Bruchteil einer Sekunde<br />
von einem mächtigen Feuerschein umgeben,<br />
begleitet von dem Geheul einer Horde<br />
von Teufeln. Sofort machte die plötzlich entlastete<br />
Maschine einen Sprung nach oben,<br />
und das alles zusammen ließ mich zunächst<br />
vor Schreck erstarren. Das verging aber auch<br />
schnell wieder, als ich merkte, dass mein<br />
Flugzeug ruhig und sicher weiterflog. Ich verfolgte<br />
dann die beiden Lichtpunkte auf ihrem<br />
Flug nach unten und sah, dass der linke am<br />
Heck des Schiffs in einer Explosionswolke<br />
verschwand, während der rechte knapp hinter<br />
dem Schiff in einer Wasserfontäne verlöschte.<br />
Jetzt warf ich die beiden leeren Kartuschen<br />
der Raketen ab und steuerte wegen<br />
des anschwellenden Flakfeuers mit zunehmender<br />
Fahrt im Sinkflug auf die Küste zu,<br />
wobei ich mit allen Bordwaffen die Strandlinie<br />
unter Feuer nahm. Ein längeres Verweilen<br />
Anderthalb Stunden später starteten die<br />
restlichen Besatzunge, mit Hs 293 bewaffnet.<br />
über dem Landekopf war wegen des dichten<br />
alliierten Jagdschutzes nicht möglich, ich<br />
nahm Kurs auf ›Gartenzaun‹.«<br />
Wie es den Kampffliegerverbänden erging,<br />
zeigt ein Blick in die Chronik des KG 100. Beispielsweise<br />
wurde die in Südfrankreich stationierte<br />
III. Gruppe, die mit modernsten<br />
Flugzeugen und Lenkwaffen ausgerüstet war,<br />
– und die unter anderem im September 1943<br />
das italienische Schlachtschiff »Roma« mit<br />
»Fritz-X« versenkt hatte –, innerhalb kurzer<br />
Zeit nahezu vollständig aufgerieben: »Am 4.<br />
Juli <strong>1944</strong>, gegen 18.00 Uhr, wurden zwei Besatzungen<br />
vom Stab der III. Gruppe und etwa<br />
sechs Besatzungen der einzelnen Staffeln zur<br />
Einsatzbesprechung nach Toulouse-Blagnac (S.<br />
Karte S. 18) befohlen: Ein Angriff auf Schiffsansammlungen<br />
in der Seinemündung war geplant.<br />
Zu diesem Angriff startete eine Maschine<br />
um 19.30 Uhr von Blagnac aus mit einer<br />
North American P-51D Mustang der<br />
364th Fighter Squadron, 357th FG von<br />
Captain Richard Peterson, der den Krieg<br />
mit 15,5 Luftsiegen beendete<br />
Zeichnung Juanita Franzi<br />
FX-Lenkbombe. Die Besatzung hatte die Anweisung,<br />
zwischen 22.20 Uhr und 22.40 Uhr<br />
aus der der Waffe entsprechenden Höhe anzugreifen.<br />
Anderthalb Stunden später starteten<br />
dann die restlichen Besatzungen, mit Hs 293<br />
bewaffnet, von Blagnac und Francazal aus,<br />
sammelten in der Nähe von Toulouse und flogen<br />
zur französischen Küste in der Nähe von<br />
Le Havre. Kurz bevor sie die Küste erreichten,<br />
stieg eine der Maschinen auf eine Höhe von<br />
1000 m in die Wolken und drehte nach Erreichen<br />
der See in westliche Richtung ab.<br />
Wiederholte Angriffe<br />
Der Pilot durchbrach in 800 m Höhe die Wolkendecke,<br />
um ein geeignetes Ziel zu suchen,<br />
doch im gleichen Moment erschien eine Mosquito<br />
von Steuerbord. Obwohl die Do 217 zu<br />
einem Ausweichmanöver ansetzte, griff die<br />
Mosquito an. Das Eröffnungsfeuer verfehlte<br />
das Ziel, aber ein zweiter Angriff setzte die<br />
Ein dickes Ding<br />
In der Nacht vom 8. auf den 9. <strong>Juni</strong> bombardierten<br />
Verbände des RAF Bomber Command<br />
diverse Eisenbahnziele, um den deutschen<br />
Nachschub aus dem Süden<br />
Frankreichs zur Normandie möglichst zu unterbinden.<br />
Einige von ihnen nahmen dabei<br />
den Eisenbahntunnel bei Saumur ins Visier<br />
(S. Karte S. 18), drei Mosquitos sowie vier<br />
Lancaster der 83 Squadron markierten das<br />
Ziel mit Leuchtbomben, anschließend öffneten<br />
darüber 25 Lancasters der 617 Squadron<br />
ihre Bombenschächte. Die ersten Tallboy-Bomben<br />
schlugen unten ein, gruben<br />
sich in die Tiefe und verursachten kleine<br />
Erdbeben mit ihren Explosionen. Eine durchbohrte<br />
die fast 20 Meter starke Erdschicht<br />
über der Tunnelröhre, explodierte in deren<br />
Inneren, und ließ sie teilweise einstürzen.<br />
Zwei weitere Volltreffer im Gleisbett vor dem<br />
Tunnelmund und diverse Nahtreffer machten<br />
den Tunnel für lange Zeit unpassierbar, die<br />
Verlegung einer ganzen Panzer-Division aus<br />
dem Süden an die Invasionsfront verzögerte<br />
sich auf diese Weise.<br />
■<br />
Eine der schwersten Bomben des<br />
Zweiten Weltkriegs: Tallboy Foto RAF<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
21
ZEITGESCHICHTE<br />
»D-<strong>Day</strong>«<br />
Do 217 mit Lenkbombe Hs 293 unter der rechten<br />
Fläche, links ist ein Zusatztank untergehängt<br />
Do 217 in Brand. Unverzüglich verließ die<br />
deutsche Besatzung das Flugzeug, wurde<br />
später von einer britischen Marineeinheit aufgelesen<br />
und geriet in Gefangenschaft.<br />
Aussichtloses Unterfangen<br />
Eine zweite Maschine wurde von oben und<br />
hinten von einem Nachtjäger angegriffen, als<br />
sie sich dem Zielgebiet gerade näherte. Die<br />
Do 217 fing sofort Feuer. Die Besatzung stieg<br />
aus und der Pilot, der einzige Überlebende,<br />
wurde ungefähr fünf Stunden später aufgefischt<br />
und geriet ebenfalls in Gefangenschaft.<br />
Eine dritte Maschine flog nördlich der Landungsköpfe<br />
in einer Höhe von 450 m in der<br />
Mitte des Kanals, um nach schweren Marineeinheiten<br />
zu suchen. Die Besatzung hatte die<br />
Anweisung, so weit wie möglich in einer<br />
Aufklärer Supermarine Spitfire PR Mk XI der<br />
22nd Photographic Reconnaissance Squadron<br />
Nord-Südrichtung anzugreifen, so dass sie<br />
bei Nachtjägergefahr über deutsch besetztes<br />
Gebiet entkommen konnte. Schließlich warf<br />
sie ihre Hs 293 auf ein als großer Zerstörer beschriebenes<br />
Ziel. Kurz danach stieg die Maschine<br />
auf 4000 m Höhe. Hier wurde sie dreimal<br />
von einer einmotorigen Maschine<br />
angegriffen und stürzte brennend ins Meer.<br />
Der Pilot wurde aus dem Flugzeug geschleudert,<br />
kam mit dem Fallschirm herunter, und<br />
konnte unverletzt gerettet werden. Insgesamt<br />
verlor die III./K.G. 100 bei diesem Einsatz<br />
sechs Besatzungen. Allein von der 7. Staffel<br />
wurden drei Maschinen abgeschossen.«<br />
In den Monaten vor der Landung bombardierten<br />
die strategischen und taktischen<br />
Bomberverbände der Westalliierten syste -<br />
matisch die von der Wehrmacht genutzte Infrastruktur<br />
in Frankreich: Rüstungsbetriebe,<br />
Verkehrsnetze und Kommunikationswege,<br />
Kasernen und Befestigungsanlagen, und<br />
Supermarine Spitfire Mk IX (MH454)<br />
mit temporären D-<strong>Day</strong>-Markierungen. Ihre<br />
Heimat war der Fliegerhorst in Detling.<br />
Zeichnung Juanita Franzi<br />
22
Das Magazin für Militärgeschichte<br />
D: € 9,90<br />
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CH: sFr 19,80<br />
06<br />
4 198159 809905<br />
ISBN 978-3-86245-455-6<br />
Ahnungslose Sieger<br />
mann erteilte Hauptmann Helmut<br />
Eberspächer, Staffelkapitän der<br />
3./SKG 10, den Einsatzbefehl.<br />
Kurz darauf starteten vier Fw 190<br />
in immer noch dunkle Nacht. Gegen<br />
5:00 Uhr trafen die Jagdbomber-Piloten<br />
auf britische Lancaster.<br />
Dann ging alles sehr schnell: Binnen<br />
weniger Minuten fielen einige Briten<br />
den Deutschen zum Opfer, Eberspächer alleine<br />
schoss vier Lancaster ab, eine weitere Vier-<br />
Dreifacher Sieger am <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong>:<br />
Hauptmann Helmut Eberspächer<br />
Staffelkapitän der 3./SKG 10<br />
In der Nacht von 5. auf <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> starteten<br />
Focke-Wulf Fw 190 G der I. Gruppe des<br />
Schnellkampfgeschwader 10, um Lastensegler<br />
und Schleppmaschinen im Raum St. Lô<br />
anzugreifen. Doch die zu Nachtjägern umfunktionierten<br />
Jagdbomberpiloten fanden<br />
nichts und landeten ohne Feinberührung in<br />
Evreux. Früh am Morgen des <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> ging bei<br />
eine weitere Feindmeldung ein: Zwischen Carentan<br />
und Caen wurden alliierte Bomber gesichtet.<br />
Gruppenkommandeur Major Dahlmot<br />
fiel den gezielten Feuerstößen<br />
aus Feldwebel Eiseles Fw 190<br />
zum Opfer. Es waren die ersten<br />
deutschen Luftsiege am D-<strong>Day</strong>. Zu<br />
welch monströsem Angriffsplan die<br />
britischen Lancaster gehörten, davon<br />
ahnten die deutschen Flieger zu diesem<br />
Zeitpunkt nichts. Herbert Ringlstetter ■<br />
Fw 190 G der I./SKG stiegen in der Nacht zum <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> auf, um alliierte<br />
Lastensegler und Schleppmaschinen abzufangen<br />
Lancaster-Bomber griffen in den frühen Morgenstunden Ziele<br />
zwischen Carentan und Caen<br />
Fotos (3) Sammlung H. Ringlstetter<br />
insbesondere die Flugplätze und sonstigen<br />
Bodeneinrichtungen der Luftwaffe. Am<br />
1. April <strong>1944</strong> wurden sogar Air Chief Marshall<br />
Arthur Harris und das RAF Bomber<br />
Command dem Oberbefehlshaber der alliierten<br />
Streitkräfte in Nordwesteuropa, General<br />
Dwight D. Eisenhower, unterstellt.<br />
Mit Beginn der Landung erhöhten sie den<br />
Druck, zumal die alliierten Flieger schon bald<br />
Die deutschen Jagdflieger gehörten<br />
bald zur ›Gejagdwaffe‹.<br />
nach der Landung vom französischen Festland<br />
aus operieren konnten. Neue Feldflugplätze<br />
entstanden rasch, zwei künstliche Häfen<br />
und eine durch den Kanal verlegte<br />
Pipeline ermöglichten die Landung schwersten<br />
Materials und eine laufende Kraftstoffversorgung<br />
der alliierten Streitkräfte – die<br />
deutschen Jagdflieger gehörten bald zur<br />
»Gejagdwaffe«.<br />
■<br />
Quellen:<br />
Ulf Balke, »Kampfgeschwader 100<br />
›Wiking‹«, Motorbuch 1981<br />
Josef Priller, »Geschichte eines Jagdgeschwaders«,<br />
Vowinckel 1956<br />
Wolfgang Fischer,<br />
Flieger-Blatt Nr. 5/2006<br />
Oskar Reile, »Der deutsche Geheimdienst<br />
im II. Weltkrieg – Westfront«, Weltbild 1990<br />
M. Middlebrook/Chr. Everitt, »The Bomber<br />
Command War Diaries«, Kriegstagebuch<br />
der USAAF, Midland Publ., 2011<br />
Adolf Galland, »Die Ersten und die Letzten«,<br />
Schneekluth 1953<br />
D-<strong>Day</strong> <strong>1944</strong><br />
Douglas A-20 Havoc der US Army Air<br />
Force während des Angriffs auf Bahnanlagen<br />
in Frankreich Foto: USAF<br />
Stand die Invasion<br />
vor dem Scheitern?<br />
Wieso war<br />
der »Atlantiwall«<br />
so wirkungslos?<br />
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D-DAY <strong>1944</strong><br />
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Landung der<br />
Alliierten<br />
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Schneide stand<br />
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General Charles de Gau les<br />
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■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
23
TECHNIK<br />
North American F-86<br />
US-JET MIT DEUTSCHEN GENEN – TEIL 1<br />
Ein echter Trend<br />
Treffender lässt sich die North American F-86 Sabre schon im Prototypenstadium<br />
kaum bezeichnen. Ein guter Teil ihres Erfolges fußt auf deutscher Forschung, vor allem<br />
Auslegung und Technik der Me 262 sind äußerst hilfreich<br />
Von Wolfgang Mühlbauer<br />
Als die North American Aircraft Corp.<br />
(NAA) im November <strong>1944</strong> mit der Arbeit<br />
an einem Düsenjäger für die US<br />
Marine beginnt, greift sie auf möglichst viel<br />
Bewährtes zurück. Denn das trägertaugliche<br />
Flugzeug soll rechtzeitig für die im Mai 1946<br />
geplante Invasion des japanischen Mutterlandes<br />
einsatzbereit sein. Verständlich, dass sich<br />
der vorgeschlagene Entwurf mit der Bezeichnung<br />
NA-143 großzügig bei der P-51H, der<br />
letzten Serienversion der Mustang, bedient.<br />
Da sie als Paradebeispiel eines fortschrittlichen<br />
Hochgeschwindigkeitsjägers gilt, hat der<br />
künftige Jet-Fighter zum Beispiel Tragflächen<br />
mit weitgehend ähnlichem Laminarprofil sowie<br />
anfänglich eine nahezu gleiche Leitwerks -<br />
partie. Auf der anderen Seite verlangt das GE-<br />
J35-Axialtriebwerk einen großen Rumpfdurchmesser,<br />
sodass der Tiefdecker mit zentralem<br />
Lufteinlauf im Bug reichlich plump wirkt.<br />
Doch das stört die Marine ebenso wenig<br />
wie dessen bodenständige Konstruktion, die<br />
ohne große Innovation auskommt. Schnelle<br />
Frontreife ist offensichtlich wichtiger. Am<br />
1. Januar 1945 erteilt sie den Bauauftrag für<br />
drei Prototypen des später als FJ-1 Fury in<br />
Dienst gestellten Jagdflugzeuges.<br />
Parallel dazu haben die USAAF Interesse<br />
an einem modernen strahlgetriebenen Tagjäger<br />
mittlerer Reichweite, der sich auch zum<br />
Begleitschutz oder als Jagdbomber eignet. An<br />
dieser Ausschreibung beteiligt sich die NAA<br />
natürlich ebenfalls. Am 22. November <strong>1944</strong><br />
24
Die F-86 Sabre ist einer der großen Wegweiser im Jagdflugzeugbau. Und das<br />
nicht nur, weil Cheftestpilot George Welch am 1. Oktober 1947 im hier abgebildeten<br />
ersten Prototypen höchst inoffiziell bereits zwei Wochen vor Chuck<br />
Yeager und der Bell X-1 allem Anschein nach die Schallmauer durchbricht<br />
setter<br />
erheblich gestiegen. So soll die Höchstgeschwindigkeit<br />
jetzt 965 km/h betragen.<br />
Am 20. <strong>Juni</strong> wird zwar das Mock-up erfolgreich<br />
abgenommen, doch an einer größeren<br />
Überarbeitung führt kein Weg vorbei, sollen<br />
die anspruchsvollen Wünsche des Militärs<br />
erfüllt werden. Stellt sich die Frage, was man<br />
Maßgeschneiderte Hilfe kam aus Deutschland.<br />
Das Zauberwort heißt Pfeilflügel.<br />
reicht man mit der NA-140 den passenden<br />
Vorschlag ein, der sich eng am Entwurf für<br />
die Navy orientiert.<br />
Da die Zelle weniger robust sein kann – sie<br />
braucht weder Katapultstarts noch heftige<br />
Decklandungen auszuhalten –, ist der Rumpf<br />
im Vergleich schlanker, die Tragflächen mit einem<br />
Dickenverhältnis von zehn Prozent sind<br />
deutlich dünner. Als die USAAF jedoch am<br />
18. Mai 1945 drei Exemplare der zwischenzeitlich<br />
als XP-86 bezeichneten Maschine<br />
bestellen, sind die Leistungsanforderungen<br />
überhaupt noch tun kann. Beim damaligen<br />
Kenntnisstand der beteiligten Aerodynamiker<br />
bleibt lediglich, den Rumpf windschnittiger<br />
zu gestalten. Aber egal, wie sie es drehen und<br />
wenden: Mehr als 936 km/h dürfte die Maschine<br />
nicht erreichen. Und damit ist sie<br />
der Konkurrenz, insbesondere der Republic<br />
XP-84, um keinen Schritt voraus.<br />
Normalerweise wäre die XP-86 damit<br />
im Attrappenstadium wohl gestorben, käme<br />
nicht unerwartet maßgeschneiderte Schützenhilfe<br />
aus Deutschland. Das Zauberwort<br />
heißt Pfeilflügel. Obschon in den USA nicht<br />
gänzlich unbekannt, ist man hier dessen praktischer<br />
Anwendbarkeit erst seit Kurzem systematisch<br />
auf der Spur, allen voran der findige<br />
Aerodynamiker Michael Gluhareff, der<br />
sich schon gut vier Jahre lang grundlegend<br />
damit beschäftigt. Gleichwohl finden seine<br />
theoretischen Resultate erst im März 1945 den<br />
Weg ins Direktorium der NACA, wo kurz darauf<br />
praktische Versuchsreihen beginnen. Der<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
25
TECHNIK<br />
North American F-86<br />
Stelldichein der drei gebauten Prototypen.<br />
Im Vordergrund die zweite Maschine, dahinter<br />
die erste und die dritte XF-86<br />
26<br />
Ein Merkmal der XP-86 sind die in vier unabhängige Segmente<br />
unterteilten Vorflügel. Bei der späteren ersten Serienversion<br />
sind sie dagegen fest miteinander verbunden
Abschlussbericht ist am 11. Mai fertig und verifiziert<br />
Gluhareffs bisherige Ergebnisse.<br />
Doch angesichts der umfangreichen Forschungs-<br />
und Entwicklungsdaten, die amerikanische<br />
Spezialisten zeitgleich als Beutegut<br />
aus Deutschland mitbringen, verblasst seine<br />
Pionierleistung. Die deutschen Kollegen hatten<br />
mit der Me 262 und der Me 163 nicht nur<br />
zwei Strahlflugzeuge mit moderat gepfeilten<br />
Flächen zur Einsatzreife gebracht, sondern<br />
waren unmittelbar davor gestanden, mit der<br />
Me P.1101 einen echten, wenn auch experimen -<br />
tellen, Pfeilflügeljäger in die Luft zu bringen.<br />
Die gesammelten Daten werden zunächst<br />
an Boeing übergeben, wo man den wertvollen<br />
Wissensschatz freilich nicht für sich allein<br />
beansprucht. So kommt bald auch North Americans<br />
Entwicklungsmannschaft in dessen Genuss.<br />
Wie gut, dass der Leiter der Projektaerodynamik,<br />
Larry Green, in weiser Voraussicht<br />
technisches Deutsch auf der Abendschule gepaukt<br />
hat – und sich sofort zielgerichtet jenen<br />
Dokumenten widmen kann, die auf einen<br />
Schlüssel zur Rettung der XP-86 hoffen lassen.<br />
Der ersehnte Lösungsansatz findet sich im<br />
Endeffekt bei den Hochgeschwindigkeitsstudien<br />
zur Me 262, speziell beim HG-II-Projekt<br />
und dem darin vorgeschlagenen, um<br />
35 Grad gefeilten Tragflügel. Passende Modellversuche<br />
liefern Green die nötigen Fakten,<br />
um seinen Chef Ed Horkey zu überzeugen,<br />
dass die XP-86 einzig und allein mit solchen<br />
Pfeilflügeln eine Chance hat.<br />
Mit ihrer Hilfe können die kritische Machzahl<br />
um wenigstens 0,1 M erhöht und die gefürchteten<br />
Kompressibilitätseffekte derart im<br />
Zaum gehalten werden, dass die verlangten<br />
960 km/h sicher zu erreichen sind. Wobei sich<br />
Vor- und Nachteile die Waage halten, da das<br />
Überziehverhalten eines Pfeilflügels erheblich<br />
kritischer als das einer geraden Tragfläche ist.<br />
Besonders im Langsamflug bricht der Auftrieb,<br />
beginnend an den Flächenspitzen, bereits<br />
bei wesentlich höherer Geschwindigkeit<br />
zusammen.<br />
Passenderweise hält die Me 262 auch dafür<br />
einen technischen Ausweg parat: den automatischen<br />
Vorflügel, ebenfalls ein weitgehendes<br />
Novum für Amerikas Flugzeugbauer.<br />
Bei zahllosen Testreihen im Windkanal kristallisiert<br />
sich schließlich ein vertretbarer Kompromiss<br />
zwischen maximalem Auftrieb und<br />
bestmöglichen Flugeigenschaften heraus: eine<br />
um 35 Grad gepfeilte Fläche mit elf Prozent<br />
Dicke an der Wurzel und einem Streckungsverhältnis<br />
von 4,79:1.<br />
Passenderweise hält die Me 262 auch dafür<br />
einen technischen Ausweg parat.<br />
Wegen der gebotenen Eile übernimmt<br />
NAA das symmetrische Flächenprofil aus der<br />
HG-II-Studie sowie die Vorflügelgetriebe und<br />
-mechanik der Me 262. In vier Segmente unterteilt,<br />
reichen die Vorflügel der XP-86 über<br />
75 Prozent ihrer Spannweite. Für die Struktur<br />
Herstellungsübersicht F-86A-NA<br />
North American F-86A Sabre des<br />
aerobatic teams »The Silver Sabres« der<br />
335th FS, 4th FG, USAF<br />
Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />
der Tragfläche setzt NAA dagegen auf neuartige<br />
eigene Herstellungsverfahren und<br />
dünnste Frästeile. Das Militär stimmt allen<br />
Änderungen zu; die modifizierte Attrappe<br />
wird am 28. Februar 1946 abgesegnet.<br />
Sechs Monate später läuft der Prototypenbau<br />
an und am 20. November bestellt das<br />
Militär bereits 33 Serienflugzeuge P-86A<br />
mit schubstärkerem J47-GE-1-Triebwerk. Am<br />
8. August 1947 rollt schließlich im Stammwerk<br />
Inglewood die erste XP-86 aus der Halle. Nach<br />
anfänglichen Bodentests wird sie am 11. September<br />
zerlegt und zur geheimen Flugerprobung<br />
auf die Muroc Dry Lake Army Air Base<br />
(heute Edwards Air Force Base) transportiert.<br />
Dort startet Cheftestpilot George Welch am<br />
1. Oktober 1947 zum in vieler Hinsicht denkwürdigen<br />
Erstflug. Mangelndes Vertrau en in<br />
Baulos/Block Seriennummern Wichtigste Merkmale oder Änderungen<br />
F-86A-1-NA * 47-605 bis 47-637 – elektrisch gesteuerte Mündungsklappen<br />
– Mk-18-Kreiselvisier<br />
– J47-GE-1- bzw. vereinzelt GE-3-Triebwerk<br />
F-86A-5-NA* 48-129 bis 48-316 – V-förmiger Windschutz<br />
(erstes Baulos) **<br />
– abwerfbare Kanzelhaube<br />
– Aufnahmepunkte in den Tragflächen<br />
– J47-GE-7-Triebwerk<br />
– ab 48-162: Waffenheizung<br />
– ab 48-211: neue Vorflügelmechanik<br />
– ab 48-228: neue Kabinenabdichtung, neue Bugradlenkung<br />
– ab 48-288: geänderte Vorflügel<br />
– allgemein Nachrüstung auf offene Waffenmündungen<br />
– weitgehend Nachrüstung auf GE-13-Triebwerk<br />
F-86A-5-NA 49-1007 bis 49-1339 – J47-GE-13-Triebwerk<br />
(zweites Baulos) **<br />
– ab 49-1067: geändertes Querruder<br />
– ab 49-1315: A-1CM-Kreiselvisier und AN/APG-30-<br />
Zielerfassungsradar<br />
– allgemein Nachrüstung auf offene Waffenmündungen<br />
F-86A-6-NA<br />
– Nachrüstung auf A-1CM-Kreiselvisier und AN/APG-5C-<br />
(Upgrade A-5) ***<br />
Zielerfassungsradar<br />
F-86A-7-NA<br />
– Nachrüstung auf AN/APG-30-Zielerfassungsradar<br />
(Upgrade A-5) ***<br />
*<br />
beide Baulose intern als NA-151 bezeichnet<br />
**<br />
generell mit Einbaumöglichkeit AN/APG-5C-Zielerfassungsradar ausgeliefert<br />
***<br />
Depotumrüstung von insgesamt 350 Maschinen zwischen Januar 1952 und August 1953<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
27
TECHNIK<br />
North American F-86<br />
Die F-86A-1 wird in nur 33 Exemplaren hergestellt. Sämtliche Maschinen<br />
dienen im Regelfall Erprobungs- und Ausbildungszwecken<br />
Deutsche Beutetechnik in der Sabre<br />
Um die XP-86 erfolgreich zu verwirklichen, muss sich North American, nicht zuletzt aus Zeitgründen, teilweise an der Me 262 schadlos halten.<br />
Dies gilt primär für den Pfeilflügel und dessen Profil – beides fußt nahezu ausschließlich auf den Hochgeschwindigkeitsstudien deutscher Projekt -<br />
ingenieure. Daneben wird die gesamte Mechanik des automatischen Vorflügels nahezu unverändert von der Me 262 übernommen.<br />
Skizze der HG II<br />
mit gepfeilten<br />
Flügeln und Seitenleitwerken<br />
Fast unverändert in<br />
der XP-86: Vorflügelgetriebe<br />
der Me 262<br />
Zeichnung des 35°-<br />
Pfeilflügels für die<br />
HG II Fotos (3) Airbus<br />
Group Corporate Heritage<br />
Alle Fotos, soweit nicht anders angegeben, USAF<br />
28
die unerprobte Maschine hat der Draufgänger<br />
offensichtlich nicht. Vom Flugverhalten<br />
sofort begeistert, macht er sich allem Anschein<br />
nach daran, im Stechflug heimlich<br />
und höchst inoffiziell die Schallmauer zu<br />
durchbrechen (siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
04/2008). Manches deutet darauf hin, dass<br />
ihm dies tatsächlich gelingt – zwei Wochen<br />
vor Chuck Yeager und der Bell X-1. Amtlich<br />
erreicht die XP-86 übrigens erst am 2<strong>6.</strong> April<br />
1948 Überschallgeschwindigkeit.<br />
Als Welch nach 30 Minuten landen will,<br />
fährt das Bugfahrwerk nicht vollständig aus.<br />
Er entschließt sich trotzdem zur Landung,<br />
setzt butterweich auf und hat Glück. Gerade<br />
als sich die Nase unaufhaltsam abwärts neigt,<br />
rastet das Fahrgestell unerwartet ein. Wie sich<br />
zeigt, liefert der eingebaute Hydraulikzylinder<br />
zu wenig Druck, um es in der Luft entgegen<br />
der Flugrichtung auszufahren.<br />
Davon abgesehen, entpuppt sich die XP-86<br />
wie erwartet als großer Wurf. Beispielsweise<br />
beurteilt sie Roland Beamont, bekannter britischer<br />
Testpilot, aufgrund seines ersten und einzigen<br />
Fluges im Mai 1948 als den unzweifelhaften<br />
Trendsetter im künftigen Jagdflugzeugbau.<br />
Neben der beeindruckenden Leistungsfähigkeit<br />
lobt er nicht zuletzt das ungewöhnlich<br />
ergonomisch gestaltete Cockpit, aus dem der<br />
Pilot unter seiner Vollsichthaube bis dahin unerreicht<br />
gute Sichtverhältnisse genießt.<br />
Bereits im Dezember 1947 ist das nächste<br />
Fertigungslos (Block) über 188 P-86A sowie<br />
zwei P-86C-Langstreckenbegleitjäger verabschiedet<br />
worden. Die anfangs ebenso bestellte<br />
B-Version hat sich bis dahin als technisch<br />
überflüssig erwiesen und verbleibt am Reißbrett.<br />
Entscheidende Unterschiede gegenüber<br />
den Prototypen betreffen unter anderem die<br />
Druckbelüftung der Kabine. Überdies fällt die<br />
zentrale Bremsklappe im Unterrumpf weg,<br />
während die beiden seitlichen Luftbremsen<br />
nun entgegen der Flugrichtung ausfahren.<br />
Zudem sind die segmentierten Vorflügel fest<br />
miteinander verbunden.<br />
Am 20. Mai 1948 rollt die erste der 33<br />
P-86A-1-Serienmaschinen, werkinterne Bezeichnung<br />
NA-151, an den Start. Da das<br />
J47-GE-1-Aggregat zu Schaufelbrüchen neigt,<br />
erhalten einige Flugzeuge ab Werk das verbesserte<br />
GE-3. Standardmäßig ist der Jäger<br />
mit sechs 12,7-mm-M3-Browning-MG im Bug<br />
Als Welch nach 30 Minuten landen will, fährt<br />
das Bugfahrwerk nicht vollständig aus.<br />
F-86A mit der Major R. L. Johnson im<br />
September 1948 den Geschwindigkeits-<br />
Weltrekord brechen wollte<br />
Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />
bestückt. Die Mündungen werden durch<br />
elektrisch betätigte Klappen verschlossen, die<br />
sich eine zwanzigstel Sekunde vor Auslösen<br />
der Waffen öffnen. Im Zuge diverser Nachrüstungen<br />
ersetzt man dieses komplexe System<br />
aber bei allen Maschinen, auch den nachfolgenden<br />
zwei Fertigungslosen, durch offene<br />
Waffenmündungen.<br />
Im <strong>Juni</strong> ändert die Air Force, seit September<br />
des Vorjahres eigenständige Waffengattung,<br />
das bisher für ihre Jäger übliche Kürzel:<br />
aus P wie »Pursuit« (Verfolgungsflugzeug)<br />
wird F für Fighter und aus P-86 dementsprechend<br />
F-8<strong>6.</strong> Dank ihres stärkeren Antriebs<br />
zeigt deren A-1-Version trotz gestiegener Leermasse<br />
weit bessere Flugleistungen als die Prototypen,<br />
zum Beispiel maximal 941 km/h in<br />
Meereshöhe bei normaler Ausrüstung – das<br />
Zur Sicherheit vorerst an den Kran<br />
gefesselt, dient die 47-611 nach ihrem<br />
geglückten Rekordflug für die ersten<br />
Abschussversuche von HVAR-Raketen<br />
Die hochgeschwindigkeitstauglichen<br />
Zusatztanks für die F-86A-5 erfordern<br />
erheblichen Entwicklungsaufwand,<br />
denn die richtige Form zu finden ist<br />
unerwartet schwierig<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
29
TECHNIK<br />
North American F-86<br />
F-86A-5 der 27th FS. Der Verband gehört zur 1st FG, die ab<br />
Sommer 1949 mit der Sabre den Schutz des Großraumes Los<br />
Angeles übernimmt – und damit auch ihrer Herstellerwerke<br />
sind fast 111 km/h mehr als die XF-8<strong>6.</strong> Obendrein<br />
hat sich die Steigrate fast verdoppelt.<br />
Genug Potenzial also, um den Erzrivalen<br />
von der Navy den absoluten Geschwindigkeitsweltrekord<br />
abzujagen. Am 14. September<br />
1948 erreicht die F-86A-1 mit der Seriennummer<br />
47-611 über dem Muroc Salzsee durchschnittlich<br />
1079 km/h – und knackt damit die<br />
seit mehr als einem Jahr gültige Bestmarke.<br />
Wie alle Flugzeuge dieser ersten Serienausführung<br />
dient sie lediglich Test-, Erprobungsoder<br />
Ausbildungszwecken.<br />
Erst der Nachfolger F-86A-5 gilt als voll<br />
einsatzfähig. Er besitzt an beiden Tragflächen<br />
Aufnahmepunkte, die entweder die Mitführung<br />
von Zusatztanks, einer Abwurflast<br />
von bis zu 2000 lb (958 Kilogramm) oder<br />
16 HVAR-Raketen zulassen. Ferner hat man<br />
Technische Daten – North American F-86A-5 (NA-151)<br />
Länge<br />
11,43 m<br />
Höhe<br />
4,49 m<br />
Spannweite<br />
11,30 m<br />
Tragflügelfläche 25,48 m²<br />
Triebwerk<br />
ein General Electric J47-GE-7 mit 2420 kp Schub<br />
Max. Startmasse<br />
7454 kg<br />
Höchstgeschwindigkeit 949 km/h auf Meereshöhe<br />
Gefechtsreichweite<br />
601 km (mit Zusatztanks)*<br />
Dienstgipfelhöhe 14 508 m*<br />
Bewaffnung<br />
sechs 12,7-mm-Browning-MG<br />
958 kg Abwurflast<br />
16 HVAR-Raketen<br />
Besatzung<br />
ein Mann<br />
*je nach Quelle unterschiedliche Angaben<br />
Primärer Trainingsverband für die Sabre wird die Fighter<br />
School auf der Las Vegas Air Force Base. Im Bild eine<br />
ihrer F-86A-5, die zwei Übungsbomben mitführt<br />
mit großem Aufwand Überführungs- und<br />
Gefechtstanks (Combat Tanks) für hohe Fluggeschwindigkeiten<br />
entwickelt.<br />
Die 188 Exemplare des zweiten Blocks<br />
werden bis September 1949 ausgeliefert. Von<br />
anfänglichen Ausnahmen abgesehen, tragen<br />
sie das zuverlässigere J47-GE-7 im Bauch.<br />
Weitere 333 Flugzeuge mit verbessertem GE-<br />
13-Triebwerk, die man werksintern NA-161<br />
nennt, hat die Air Force bereits Mitte Februar<br />
geordert. Während ihrer gesamten Produktionszeit,<br />
die im Dezember 1950 endet, erfahren<br />
beide Lose der A-5 immer wieder Änderungen.<br />
Die ersten Maschinen kommen ab Februar<br />
1949 zu den Einsatzverbänden. Den<br />
Anfang macht die 1st FG (Fighter Group),<br />
zuständig für die Luftverteidigung des Großraumes<br />
Los Angeles. Spätestens jetzt braucht<br />
der Pfeilflügler einen knackigen Beinamen,<br />
den das Geschwader schnell in einem Wettbewerb<br />
ermittelt. Die Wahl fällt auf »Sabre«<br />
(Säbel) – von der Air Force ab 4. März offiziell<br />
akzeptiert.<br />
Als Nächstes stellt die 4th FG auf die Sabre<br />
um. Ihre drei Squadrons schützen ab Herbst<br />
den Großraum Washington. Zu Beginn des<br />
Koreakrieges im <strong>Juni</strong> 1950 verfügt die USAF<br />
dann über fünf einsatzbereite Jagdgeschwader<br />
mit F-86A – jedes hat eine Sollstärke von 75<br />
Flugzeugen. Wie die Feuertaufe der Sabre über<br />
Korea und ihre technische Weiterentwicklung<br />
verlaufen, erfahren Sie in einer kommenden<br />
Ausgabe von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>. ■<br />
Quellen (Auswahl):<br />
Beamont, R.: »Testing Early Jets«. Airlife<br />
Publishing Ltd. 1990<br />
Blackburn, A.: »Aces Wild: The Race for<br />
Mach 1«. Scholarly Resources Inc. 1998.<br />
Duncan, C.: »North American F-86 Sabre«.<br />
Crowood Press 2000<br />
30
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TECHNIK<br />
Triebwerke<br />
Die Produktion des<br />
Me-410-Zerstörers wurde<br />
bis zum Herbst <strong>1944</strong> eingestellt,<br />
noch ehe sie mit<br />
dem DB 603 Einheitstriebwerk<br />
in Serie<br />
gehen konnte<br />
SCHEITERTE DIE LUFTWAFFE AN DER MOTORENFRAGE?<br />
Konzeptlos<br />
Schon Friedrich der Große wusste: »Wer alles defendieren möchte, defendiert gar<br />
nichts.« Dies galt auch für die deutsche Luftfahrtindustrie, die sich in vielen Projekten<br />
verzetteln musste, sodass wichtige Innovationen nicht vorankamen Von Dietmar Hermann<br />
Zwei Dinge gehören im Flugzeugbau<br />
immer zusammen: das Flugzeug selbst<br />
und der Motor, der es antreibt. Beide<br />
sind schicksalhaft miteinander verbunden. Ist<br />
die Zelle gut, aber der Antrieb nicht leistungsfähig,<br />
kann die Maschine nie ihr vorhandenes<br />
Potenzial ausschöpfen. Jede Luftwaffe<br />
muss sich an der Leistungsfähigkeit der<br />
gegnerischen Kampfflugzeuge messen lassen.<br />
Letztendlich entscheidend ist, dass man mit<br />
dem Gegner technisch mithalten und zudem<br />
entsprechende Stückzahlen in den Einsatz<br />
bringen kann. Die Frage ist nur, wie viele verschiedene<br />
Antriebsmuster nötig sind.<br />
Die Luftwaffe ließ drei Motoren in der gleichen<br />
Leistungsklasse parallel bauen. BMW<br />
lieferte den luftgekühlten BMW 801, Junkers<br />
den wassergekühlten Jumo 213 und Daimler-<br />
Benz den ebenfalls wassergekühlten DB 603.<br />
Daran schien auch niemand rütteln zu wollen.<br />
Doch führte diese Mehrgleisigkeit nicht<br />
unweigerlich dazu, dass sich die Ingenieure<br />
verzettelten und die eigene Leistungsfähigkeit<br />
beeinträchtigten?<br />
Daimler-Benz schlug im September 1936<br />
dem RLM erstmals vor, den DB 603 mit einer<br />
geplanten Leistung von 1500 PS und einem<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Dietmar Hermann<br />
32
Hubraum von 44,5 Litern zu entwickeln. Ein<br />
halbes Jahr später aber musste das Unternehmen<br />
die ersten Entwicklungsarbeiten stoppen.<br />
Andere Motorenmuster erhielten einen<br />
höheren Dringlichkeitsgrad. Erst Ende 1939,<br />
der Zweite Weltkrieg hatte bereits begonnen,<br />
begann man sich von amtlicher Seite wieder<br />
für den DB 603 zu interessieren. Dies kam<br />
nicht von ungefähr, denn der damalige DB-<br />
Direktor Fritz Nallinger berichtete General<br />
Ernst Udet und auch Generalstabsingenieur<br />
Roluf Lucht über den Entwicklungsstand des<br />
DB 603 und zog dabei auch den Lizenzverkauf<br />
des Boliden ins Ausland in Betracht. Das<br />
Schreiben datierte vom 2. Dezember 1939.<br />
Höhepunkte der DB 603 Motorenentwicklung<br />
Der DB 603E entstand aus dem DB 603G. Er war als Massentriebwerk für die Do 335, Me 410<br />
und die viermotorige He 177 geplant. Für die viermotorige He 177 war ein spezielles Triebwerk<br />
mit Flammenvernichteranlage für Nachteinsätze vorgesehen.<br />
Mit gesteigerter Volldruckhöhe<br />
Kurze Zeit später, im Februar 1940, sagte<br />
Daimler-Benz zu, von Oktober 1940 bis September<br />
1941 dem RLM (Reichsluftfahrtministerium)<br />
120 Null-Reihen-Antriebe zu liefern,<br />
darunter auch zehn Motoren mit sogenannten<br />
Grenzladern, die eine gesteigerte Volldruckhöhe<br />
erreichen sollten. Der DB 603 ließ sich<br />
sowohl für Jagdmaschinen als auch für Bomber<br />
verwenden. Der gerade erst mit dem Bau<br />
der neuen Fw 190 beauftragte Hersteller<br />
Focke-Wulf stellte schon 1940 erste Berechnungen<br />
zum Einbau des neuen Motors in die<br />
Fw-190-Zelle an. In einer internen Daimler-<br />
Benz-Aktennotiz vom <strong>6.</strong> Februar 1940 hieß es<br />
dazu: »Die Firma Focke-Wulf teilt mit, dass sie<br />
für ihre Maschine Fw 190 den Einbau des DB-<br />
603-Motors untersucht habe und zu folgendem<br />
Ergebnis gegenüber dem bis jetzt vorgesehenen<br />
Motor (BMW 801) gekommen sei:<br />
– Einbau sehr gut<br />
– Geschwindigkeit des Flugzeuges 50 km/h<br />
schneller<br />
– Fluggewicht kleiner<br />
Der Einbau des DB 603 würde sich ebenso gut<br />
auch bei dem in Entwicklung befindlichen<br />
zweimotorigen Flugzeug 1 vornehmen lassen,<br />
und dort würden ähnliche Vorteile herauskommen.<br />
Herr Dir. Tank und Herr Kaether<br />
seien bereits mit dem Flugzeug nach Berlin<br />
unterwegs, um dort im RLM zu erwirken,<br />
dass diese Flugzeuge auf DB 603 umgestellt<br />
werden.«<br />
Doch so einfach, wie es schien, war es<br />
nicht. Kurt Tank erhielt vom RLM eine klare<br />
Absage und antwortete wenig später Daimler-<br />
Benz: »Im RLM wurde uns bekannt gegeben,<br />
dass die Leistungen der Fw 190 mit dem<br />
BMW 801 nach den bisherigen Informationen<br />
für die nächste Zeit genügen, dass wir uns jedoch<br />
so einstellen sollen, dass jederzeit auf<br />
die Leistungssteigerung der Maschine mit ihrem<br />
Motor zurückgegriffen werden kann.«<br />
Zu diesem Zeitpunkt aber hatte der Krieg<br />
gegen die Sowjetunion noch nicht begonnen,<br />
1 gemeint war hier die Fw 191<br />
DB 603 E: Fehlplanungen<br />
führten dazu, dass er nie seine<br />
Leistungsfähigkeit unter<br />
Beweis stellen konnte, obwohl<br />
es genügend davon gab<br />
Für die Me 209 und Ta 152 C war<br />
der DB 603 als Triebwerk vorgesehen;<br />
beide schafften es nicht, in<br />
die Produktion zu kommen<br />
Weil die viermotorige He 177<br />
nicht in Serie ging, wurde das<br />
geplante DB-603-Einheitstriebwerk<br />
nie in Großserie gebaut<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
33
TECHNIK<br />
Triebwerke<br />
Die Do 335 war die große Hoffnung für die Luftwaffe, doch sie ging<br />
nie in Großserie. Technische Probleme behinderten ihren Einsatz<br />
Der Motorenplaner<br />
Die Flugmotorenentwicklung<br />
von<br />
Daimler-Benz ist<br />
untrennbar mit Fritz<br />
Nallinger verbunden.<br />
Seine berufliche<br />
Laufbahn begann<br />
er zunächst<br />
in der Konstruktionsabteilung<br />
von<br />
Benz. Nach der Fusion<br />
mit Daimler<br />
1926 übernahm er die Leitung der Versuchsabteilung.<br />
Von da an wuchs sein<br />
Einfluss auf die vom Unternehmen entwickelten<br />
Fahrzeuge und Motoren. Fritz Nallinger<br />
übernahm bereits 1935 als Technischer<br />
Direktor die Gesamtleitung des<br />
Motorenbaues bei Daimler-Benz. Dazu<br />
gehörte unter anderem auch die Konstruktions-<br />
und Versuchsabteilung für Flugzeugantriebe.<br />
Diesen Posten behielt er<br />
bis zum Ende des Krieges.<br />
■<br />
Die Dornier Do 217 lief zunächst in der E-Version mit dem BMW 801 vom Band. Über 800 Stück<br />
wurden davon gebaut<br />
Der Zerstörer Me 410 war mit dem DB 603 A<br />
ausgerüstet. Über 1000 Maschinen verließen<br />
die Fertigungshallen<br />
und die Luftwaffe schien jedem Gegner überlegen<br />
zu sein. Dies sollte sich bald ändern. Lediglich<br />
in Prototypenform durfte Focke-Wulf<br />
in drei Versuchstypen den DB 603 einbauen<br />
– die Probemuster erzielten auf Anhieb hervorragende<br />
Leistungen.<br />
Die Entwicklung des Junkers Jumo 213<br />
Der Jumo 213 war das direkte Konkurrenzprodukt<br />
zum DB 603. Junkers leitete ihn aus<br />
dem in Massen gebauten Jumo 211 ab, indem<br />
die Ingenieure den 34,97-l-Hubraum des<br />
Zwölfzylinder-Reihenmotors beibehielten,<br />
dafür aber die Drehzahl erhöhten.<br />
Gleichzeitig ist die Entwicklungsgeschichte<br />
des Jumo 213 auch ein typisches Beispiel<br />
für die teils kurzsichtigen Entscheidungen,<br />
die das RLM zu dieser Zeit traf. Im Oktober<br />
1940 setzte man den Jumo 213 zunächst vom<br />
Serienprogramm ab und schränkte seine Weiterentwicklung<br />
stark ein. Damit wollte das<br />
RLM die Entwicklung des stärkeren Jumo 222<br />
forcieren. Dieser wiederum war als Antrieb<br />
für den wichtigen neuen Bomber B (Ju 288)<br />
vorgesehen. Erst Anfang 1942 beschloss man<br />
im RLM, den 213 als Ablösung für den 211 in<br />
Großserie zu fertigen. Gegenüber dem Jumo<br />
211 war die Leistung des Jumo 213 deutlich<br />
gesteigert. Der Jumo 213 war nie als reiner<br />
Bombermotor geplant gewesen. Einbauuntersuchungen,<br />
die das RLM Mitte 1941 für<br />
die Bf 109, Me 309 und Fw 190 gefordert hatte,<br />
zeigten, dass der Jumo 213 von Anfang an<br />
auch für Jäger angedacht war. Trotzdem zog<br />
man nicht in Betracht, ihn schnellstmöglich<br />
in die Zelle des deutschen Standardjägers<br />
Bf 109 einzubauen, um dessen Leistung zu<br />
verbessern. Dies geschah ungeachtet der Tatsache,<br />
dass sich der Jumo 213 in die Zelle der<br />
Einbauuntersuchungen zeigten, dass der<br />
Jumo 213 auch für Jäger angedacht war.<br />
Bf 109 integrieren ließ, während der DB 603<br />
dafür zu groß war. Im Juli 1942 lieferte Junkers<br />
Einbauattrappen des Antriebs an Messerschmitt<br />
für die Me 309 und an Focke-Wulf<br />
für die Fw 190. Im gleichen Monat überleg-<br />
34
540 km/h schneller Bomber: Junkers<br />
Ju 188 A-2 mit zwei Jumo 213 A der<br />
I. Gruppe des KG 6 in Belgien <strong>1944</strong><br />
Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />
te man erstmals, den Jumo 213 in den Kampfflugzeugen<br />
Junkers Ju 88 und Junkers Ju 188<br />
einzubauen.<br />
Probleme bei der Fw-190-Erprobung<br />
Als die Ingenieure den Jumo 213 zum ersten<br />
Mal in einer Fw-190-Zelle (Fw 190 V17)<br />
erprobten, kam es zu ernsthaften und unvorhergesehenen<br />
technischen Problemen. So<br />
zeigten sich schon bei den ersten Flügen mit<br />
der V17 im Herbst 1942 schwere Resonanzerscheinungen<br />
zwischen Motor und Zelle.<br />
Durch diese starken Schüttelschwingungen<br />
war die Maschine kaum zu fliegen. Der Jäger-Einsatz<br />
wurde damit praktisch unmöglich,<br />
da die Flugzeugführer infolge der Vibrationen<br />
nicht durch das Reflexvisier zielen<br />
konnten. Umfangreiche Untersuchungen<br />
mussten angestellt werden, wertvolle Zeit<br />
ging dabei verloren. Außerdem konnte die<br />
V17 aufgrund der vielen Probleme nur äußerst<br />
zögerlich erprobt werden. Selbst ein<br />
halbes Jahr nach dem Erstflug bekamen die<br />
Ingenieure diese Anfangsschwierigkeiten<br />
nicht in den Griff.<br />
Ursachensuche kostet Zeit<br />
Als Ursache für die gravierenden Schwingungen<br />
stellte man eine Resonanz der Kurbelwelle<br />
im Dauerdrehzahlbereich des Motors<br />
fest, die sich auf das gesamte Flugzeug<br />
übertrug. Während Junkers ein Speichenrad<br />
zwischen Kurbelwelle und Luftschraube einschaltete,<br />
um damit die Resonanz in einen<br />
Drehzahlbereich zu verlagern, wo sie nicht<br />
mehr störte, ging die E-Stelle Rechlin einen<br />
anderen Weg. Die Experten dort hofften, die<br />
Resonanz beseitigen zu können, indem sie die<br />
Zündfolge veränderten. Die Versuche waren<br />
so erfolgreich, dass Junkers seine Versuche<br />
abbrach und die »Rechliner Zündfolge« übernahm.<br />
Doch diese Lösung hatte auch ihre<br />
Schattenseiten. Sie führte nämlich zu einem<br />
Leistungsverlust von acht Prozent, da die Abgas-<br />
und Ansaugleitungen auf die alte Zündfolge<br />
optimal abgestimmt waren. Das hört<br />
sich wenig an, doch die ursprünglich geplante<br />
Leistung von 1900 PS fiel dadurch auf<br />
Mit vier DB-603-Einzelmotoren besaß die He 177 nicht mehr<br />
die Schwächen der empfindlichen DB-610. Zudem war sie<br />
mit Einzelmotoren um 50 km/h schneller<br />
Opel im Dienst der Motorenproduktion<br />
1750 PS zurück. Alle bis dahin ausgelieferten<br />
Jumo 213 musste der Hersteller nun zurückrufen<br />
und umarbeiten. Die Änderungsak tion<br />
lief aber erst im Sommer 1943 an.<br />
Einer der Hauptproduzenten für den Jumo<br />
213 war das Opel Werk in Rüsselheim.<br />
Auch hier lief nicht alles rund. Während einer<br />
Besprechung am 5. <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong> stellte<br />
Opel fest, dass durch das Abstoppen des<br />
Jumo-211-Baus und Nichtanlaufen der neuen<br />
213-Triebwerke ein Produktionsausfall<br />
von 4483 Stück entstanden sei. Der<br />
Jumo 213 war nicht ausschließlich für die<br />
Fw 190 vorgesehen. Noch bevor die ersten<br />
Fw 190 D-9 die Werkshallen verließen, lief<br />
im Sommer <strong>1944</strong> der Serienbau des<br />
Nachtjägers Ju 88 G-6 mit dem neuen Jumo<br />
213 A an. Innerhalb der kommenden<br />
Monate wurde die Ju 88 zum neuen Standardnachtjäger<br />
der Luftwaffe. Das Bild<br />
zeigt eine Ju 88 als Nachtjäger.<br />
■<br />
Verzögerung der Einheitstriebwerke<br />
Ein weiteres Ziel der Hersteller bestand darin,<br />
sogenannte Einheitstriebwerke (ETW) zu entwickeln.<br />
Bis zur Einführung der ETW war es<br />
üblich, dass die Zellenfirmen die nackten Antriebe<br />
übernahmen und die notwendigen<br />
Triebwerke, also Motor plus Kühler, Luftschraube<br />
und Zusatzaggregate, selbst entwickelten<br />
und bauten. Sinn der ETW sollte es<br />
sein, vollständige Wechseltriebwerke mit vereinheitlichen<br />
Trennstellen den Zellenfirmen<br />
zur Verfügung zu stellen. Damit lag die komplette<br />
Triebwerksverantwortung nun bei den<br />
Motorenherstellern. Doch diese ETW zu entwickeln,<br />
kostete erneut viel Zeit. Vielfach<br />
mussten Versuchsmuster auf die ETW warten<br />
und konnten deshalb nicht erprobt werden.<br />
So war es beispielsweise auch bei Focke-Wulf.<br />
Während die Fw 190 V19 im Juli 1943 noch<br />
mit dem von Focke-Wulf entwickelten Jumo-<br />
213-Triebwerk erstmals flog, ging die V20 mit<br />
Jumo-213-ETW erst Ende November 1943 in<br />
die Erprobung.<br />
Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen,<br />
forderte das RLM, dass die DB-603- und Jumo-213-Triebwerke<br />
parallel weiterentwickelt<br />
und als ETW an den Trennstellen zur Zelle<br />
untereinander auch noch völlig kompatibel<br />
sein sollten. Auch dies verlangte zusätzliche<br />
Entwicklungszeit. Zudem versuchte man die<br />
Motorleistungen zu vereinheitlichen. Für die<br />
Großserie der Me 309 beziehungsweise später<br />
für die Me 209 sowie für die Me 410 war der<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
35
TECHNIK<br />
Triebwerke<br />
Die Ta 152 C sollte mit dem DB 603 LA in Großserie laufen.<br />
Die Kriegsereignisse verhinderten aber ihre Massenproduktion<br />
DB 603 G mit einem verbesserten Lader als<br />
ETW geplant. Die Leistung musste man dabei<br />
aus Einheitlichkeitsgründen von ursprünglich<br />
1950 PS auf 1850 PS verringern, da der<br />
Jumo 213 nicht mehr hergab. Das Ganze<br />
mündete sogar in die absurde, aber ernsthaft<br />
gestellte Frage, ob nicht sogar die Seite<br />
für den Ladereinlauf vereinheitlicht werden<br />
könnte. Doch war der Weg zu den Einheitstriebwerken<br />
in einer kritischen Kriegsphase<br />
überhaupt notwendig?<br />
Der BMW 801 E leidet<br />
Bereits am 13. Juli 1942 erteilte das RLM BMW<br />
den Auftrag, die Entwicklung des 2000 PS<br />
starken BMW 801 E mit allen Mitteln zu beschleunigen.<br />
Im März/April 1943 fanden bereits<br />
erfolgreiche Prüfstandsläufe statt. Der<br />
Beginn der Flugerprobung war für Ende<br />
Mai 1943 geplant. Die Leistungen des BMW<br />
801 E verbesserten sich dabei laufend. Technisch<br />
funktionierte der Antrieb einwandfrei,<br />
doch es fehlte an notwendigen Werkzeugmaschinen<br />
für die Massenproduktion.<br />
Der BMW 801 E, fest eingeplant für die<br />
Fw 190, war auch Thema in der GL-Besprechung<br />
am 10. August 1943. Um einen frühzeitigen<br />
Einsatz des BMW 801 E ab Februar<br />
<strong>1944</strong> gewährleisten zu können, fehlten laut<br />
dem RLM 400 000 Stunden. Dabei handelte es<br />
sich um die Stunden für die Konstruktion<br />
und Herstellung der notwendigen Bauvorrichtungen<br />
für den Motor. Während nun bei<br />
Jumo und DB ausreichend Ingenieure ihre<br />
Projekte weiterentwickeln konnten, fehlten<br />
bei BMW die notwendigen Werkzeugmacher,<br />
um das erste Triebwerk in der 2000-PS-Klasse<br />
rechtzeitig anlaufen zu lassen. Es gelang somit<br />
nicht mehr, den Antrieb vollständig in die<br />
Fertigung zu bringen.<br />
Motoren für die Bomber<br />
Der BMW 801 E spielte im Übrigen auch bei<br />
den Bomberprojekten eine große Rolle. So war<br />
er unter anderem für die viermotorige Me 264<br />
und Ta 400 vorgesehen. Die Entwicklung lief<br />
zwar weiter, doch statt wie geplant ab Februar<br />
<strong>1944</strong> in Serie zu gehen, mussten die Ingenieure<br />
unter dem Druck der alliierten Übermacht<br />
hastig Zwischenlösungen wie den BMW 801 S<br />
realisieren. Die Luftwaffe schien den DB 603<br />
Der neue Jumo 213 wird für den Einbau in die<br />
Zelle der Fw 190 V 17 vorbereitet. Er ist bereits<br />
am neuen Motorträger befestigt<br />
Der Einbau des Jumo 213 in der Fw 190 sorgte<br />
in der Anfangsphase für erhebliche Probleme.<br />
Ein Einsatz als Jagdflugzeug war damit zunächst<br />
nicht möglich<br />
Die Fw 190 zeigte schon 1942 mit dem DB 603 hervorragende Leistungen und war den alliierten<br />
Jägern mindestens ebenbürtig. Ein Serienbau fand aber nicht statt<br />
36
Schnelle Tandem-Zweimot mit Zugund<br />
Druckpropeller: Dornier Do 335 A-0<br />
»Pfeil« mit zwei DB 603<br />
Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />
ausschließlich für Zerstörer und Bomber einzuplanen,<br />
wie etwa für die Me 410 oder für die<br />
Do 335. Hinzu kam die Do 217 als Kampfflugzeug,<br />
deren M- und N-Version man ebenfalls<br />
mit dem DB 603 ausrüstete. Die dramatische<br />
Kriegslage führte am 1. Juli <strong>1944</strong> dazu, dass das<br />
RLM 20 Flugzeugtypen von der Beschaffungsliste<br />
strich, darunter auch die Me 410, die<br />
Do 217 und die viermotorige He 177.<br />
Dies bedeutete freilich auch das Ende für<br />
die Massenproduktion des DB 603. Dabei hatte<br />
man ursprünglich beabsichtigt, allein <strong>1944</strong><br />
9600 DB 603 E, 3360 DB 603 A und 4290 DB<br />
603 L zu herzustellen. Herausgekommen sind<br />
am Ende aber nur 5126 Motoren.<br />
Die Triebwerke für den schweren Bomber<br />
He 177 waren fertig entwickelt, wurden<br />
durch die Serienabsage aber nicht mehr gebraucht.<br />
Gleiches galt für die Do 217. Zwar<br />
lief die Antriebslieferung für die Dornier<br />
Do 335 noch weiter. Doch hatte diese mit erheblichen<br />
Problemen zu kämpfen, sodass<br />
der Typ bis Kriegsende nie in die Massenproduktion<br />
ging. Dornier musste deshalb die<br />
Die Triebwerke für die He 177 waren fertig,<br />
wurden aber nicht mehr gebraucht.<br />
bereits gelieferte DB 603 konservieren und<br />
einlagern. Ebenso blieben die Produktionszahlen<br />
des He-219-Nachtjägers weiter gering.<br />
In der kritischsten Phase des Krieges<br />
drosselte man daher den Bau des DB 603<br />
drastisch. Im September <strong>1944</strong> ergab sich so<br />
die groteske Situation, dass man die Produktion<br />
des Jumo 213 A für die neue Fw 190<br />
D-9 hochfuhr, während zeitgleich massenhaft<br />
DB 603 herumstanden und auf ihren<br />
Einbau warteten.<br />
Zu wenig Flugzeuge<br />
Allein zwischen Juli und Dezember <strong>1944</strong> verließen<br />
insgesamt 2361 DB 603 die Werkhallen,<br />
obwohl die Industrie lediglich 351 Flugzeuge<br />
damit ausrüstete (Me 410, He 219, Do 217<br />
und Do 335). Selbst mit 25 Prozent Reservemotoren<br />
waren das nur 878 Antriebe, die gebraucht<br />
wurden. Demzufolge müssten rund<br />
1500 Stück auf Halde gelegen haben. Das war<br />
eine ausreichend hohe Zahl, um selbst die<br />
Produktion der Fw 190 über mehrere Monate<br />
mit Motoren zu versorgen.<br />
Die neue 2000-PS-Klasse<br />
Der Jumo 213 E besaß einen zweistufigen Lader<br />
und ein Dreigang-Schaltgetriebe. Damit war er<br />
als Höhenmotor prädestiniert für die Ta 152 H<br />
Innerhalb kürzester Zeit rüstete Focke-Wulf die<br />
Fw 190 mit Jumo 213 A aus. Hier die Fw 190<br />
V53 im Sommer <strong>1944</strong> in Langenhagen<br />
Mit dem BMW 801 E besaß die Luftwaffe<br />
erstmals ein funktionsfähiges Triebwerk<br />
in der 2000-PS-Klasse. Erstes Ziel war<br />
eine Fertigungsvereinfachung. Die Motorenteile<br />
des BMW 801 E sollten mit sogenannten<br />
Einzweckmaschinen anstelle<br />
von Universalmaschinen deutlich rationeller<br />
hergestellt werden. Im März/April<br />
1943 fanden erste Prüfstandsläufe statt.<br />
Kurz darauf begann die Flugerprobung.<br />
Im Juli <strong>1944</strong> erreichte der Motor bei<br />
Standläufen mit MW-50-Zusatz 2400 PS<br />
und lief dabei störungsfrei. Die fehlenden<br />
Werkzeugmaschinen verhinderten eine<br />
Massenproduktion. Wahrscheinlich wurden<br />
weniger als 100 Antriebe gebaut. ■<br />
Mit dem Jumo 213 E war die Ta 152 der leistungsfähigste<br />
deutsche Jäger. Allerdings konnten bis Kriegsende<br />
nur noch wenige Maschinen gebaut werden<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
37
TECHNIK<br />
Triebwerke<br />
Seit August 1943 flog die Fw 190 V34<br />
mit dem BMW 801 F und zeigte mit fast<br />
700 km/h sehr gute Leistungen<br />
Die Ta 400 war ein Fernkampfflugzeug der Superlative und sollte zehn Tonnen Bombenlast<br />
mitnehmen können. Sechs 2000 PS starke BMW 801 E ließen eine Kampfgeschwindigkeit von<br />
558 km/h und 7050 Kilometer Reichweite bei 400 km/h zu<br />
Mit vier geplanten BMW-801-E-Motoren waren die<br />
Leistungen der Me 264 eindrucksvoll. Sie erlaubten<br />
eine Höchstgeschwindigkeit von 595 km/h in<br />
sechs Kilometer Höhe und im Sparflug eine Reichweite<br />
von 14 100 Kilometern<br />
Einbau des BMW 801 F in die Zelle der<br />
Fw 190. Der Motor ist sofort durch die geänderten<br />
Zylinder erkennbar<br />
Die Fw 190 mit dem BMW 801 F kam<br />
durch Fehldisposition viel zu spät in den Einsatz.<br />
Mit dem stärkeren F-Motor konnte sie<br />
technisch mit der P-51 Mustang mithalten<br />
Dass diese Situation tatsächlich so war, bestätigte<br />
Fritz Nallinger in einem Schreiben Anfang<br />
1945 an Kurt Tank: »Sie wissen, dass bei<br />
Junkers Lieferschwierigkeiten aufgetreten<br />
sind, und andererseits stehen DB-603-E-Motoren<br />
da, die bei geringer Umarbeitung für<br />
den Einbau in die Fw 190 zu gebrauchen sind.«<br />
Im Dezember <strong>1944</strong> unternahm Generalleutnant<br />
Adolf Galland einen letzten Vorstoß.<br />
Er regte den Einbau des DB 603 E in die<br />
Fw 190 in einer Sonderaktion an, was das<br />
RLM jedoch nicht umsetzte.<br />
Dies war somit das vorgezeichnete Aus für<br />
den leistungsstärksten deutschen Flugmotor.<br />
Junkers hatte sich mit dem Jumo 213 bei den<br />
Kolbenmotoren und mit dem Jumo 004 bei<br />
den Strahltriebwerken durchgesetzt.<br />
Der geplante massenhafte Einbau des DB<br />
603 LA, der ab März 1945 für die Ta 152 vorgesehen<br />
war, blieb nur ein unrealistisches<br />
Gedankenspiel. Dass auch die Fw 190 mit<br />
dem DB 603 eine gelungene Konstruktion<br />
sein konnte, bewies Daimler-Benz bereits<br />
eindrucksvoll im Herbst <strong>1944</strong> mit dem Umbau<br />
von zwei Fw 190 D-9 auf den DB 603 E.<br />
Der Bolide ließ sich ohne Probleme in die Fw<br />
190 einbauen und besaß ein hervorragendes<br />
Leistungspotenzial, das oberhalb der Fw 190<br />
D-9 mit Jumo 213 lag. Diese D-9 konnten<br />
selbst mit den besten alliierten Jägern mithalten.<br />
Mit MW-50-Zusatzeinspritzung übertrafen<br />
sie sogar die P-51 Mustang. Ein Serienbau<br />
der Fw 190 D-14 oder D-15 fand aber<br />
nicht mehr statt.<br />
Der geplante massenhafte Einbau des<br />
DB 603 LA blieb nur ein Gedankenspiel.<br />
Fazit<br />
Zweifellos stellen der DB 603 und der Jumo<br />
213 Meisterwerke der Ingenieurskunst dar.<br />
Doch war es wirklich sinnvoll, zwei leistungsgleiche<br />
Triebwerke parallel in Serie bauen<br />
zu lassen? Zumal die Luftwaffe in der Leistungsklasse<br />
bis 2000 PS mit dem BMW 801 D<br />
ohnehin einen luftgekühlten Motor besaß,<br />
der als Alternative für die Flugzeugbauer jederzeit<br />
infrage kam. Drei Antriebe in der<br />
gleichen Leistungsklasse war sicherlich ein<br />
Motor zu viel. Bedenkt man, dass der BMW<br />
801 E allein nur deshalb nicht rechtzeitig anlaufen<br />
konnte, weil es an Konstruktionsstunden<br />
für die Werkzeugmaschinen gefehlt hat,<br />
muss diese Frage erlaubt sein.<br />
Der DB 603 war dem Jumo 213 zumindest<br />
terminlich voraus. Er hatte auch mit weniger<br />
Problemen zu kämpfen. Jumo entwickelte<br />
und baute den Jumo 213 parallel zum<br />
Jumo 004, den das RLM wiederum dringend<br />
38
für die Me 262 brauchte. Das Jumo-004-<br />
Strahltriebwerk war eine äußerst gelungene<br />
Entwicklung, die man beispielsweise mit dem<br />
Wegfall des Jumo 213 hätte forcieren können.<br />
Außerdem wären damit genügend Kapazitäten<br />
vorhanden gewesen, um die Haltbarkeit<br />
der 004-Triebwerke zu verbessern, die sehr zu<br />
wünschen übrig ließ.<br />
Völlig vernachlässigt hatte das RLM<br />
den Kampfflugzeugsektor. Im Oktober 1943<br />
stellte der General der Kampfflieger (GdK)<br />
schließlich fest, dass die He-111-Verbände<br />
praktisch die einzigen verbliebenen Verbände<br />
dieser Art im Osten waren. Die Luftwaffenführung<br />
beabsichtigte, bis Ende des Jahres<br />
<strong>1944</strong> an der He 111 festzuhalten. Der GdK kritisierte<br />
diese Planung jedoch und forderte<br />
den Jumo 213, um die Leistung der He 111 zu<br />
steigern.<br />
Sicherlich war die mit dem Jumo 213 A<br />
ausgestattete Fw 190 D ein gelungener Entwurf<br />
und der beste Kolbenjäger der Luftwaffe.<br />
Doch sie erschien deutlich zu spät an<br />
der Front. Hinzu kam die umstrittene Forderung<br />
des Reichsluftfahrtsministeriums<br />
nach Einheitstriebwerken, die einen erheblichen<br />
Mehraufwand in der Konstruktionsphase<br />
benötigten. Die Folgen waren, dass<br />
leistungsfähige Triebwerke viel zu spät in<br />
Serie gehen konnten, obwohl deren Entwicklung<br />
bereits vollständig abgeschlossen<br />
war.<br />
■<br />
Die Messerschmitt Me 264 V1 war zunächst mit Jumo 211 ausgerüstet und erhielt anschließend<br />
leistungsstärkere BMW-801-Motoren<br />
Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />
Als Ablösung der Bf 109 sollte die Me 209 mit dem DB 603 G<br />
in Massen gebaut werden. Auch sie ging nicht in Serie<br />
Außenstelle der Massenproduktion<br />
Motorenbau im DB-Werk Genshagen bei Berlin.<br />
Genshagen baute zunächst den DB 601,<br />
anschließend bis Kriegsende den DB 605 in<br />
Massen. Der DB 605 war der kleinere Bruder<br />
des DB 603 und wurde hauptsächlich<br />
bei der Bf 109 und Bf 110 eingebaut. Genshagen<br />
lieferte aber auch DB-606- und DB-<br />
610-Doppelmotoren für die Heinkel He 177.<br />
Bis Dezember <strong>1944</strong> stieg die Gesamtproduktion<br />
auf über 31 000 Exemplare. ■<br />
Versuchsmäßiger Einbau von leistungsstarken BMW-801-Motoren bei<br />
der Dornier Do 217<br />
Die Me 309 war als Ablösung für die Bf 109 mit dem stärkeren DB 603<br />
geplant. Ihre Leistungen enttäuschten und sie ging nicht in Serie<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
39
TECHNIK<br />
Typengeschichte<br />
JUNKERS JU 388 – TEIL 1<br />
Spezialistin<br />
in der Höhe<br />
Mit der Ju 388 vollendete Junkers die mit der Ju 88 begonnene<br />
Entwicklung eines Mehrzweck-Kampfflugzeuges. Als direkter<br />
Abkömmling der Ju 188 war die Ju 388 speziell auf den Einsatz<br />
in großen Höhen ausgelegt<br />
Von Herbert Ringlstetter<br />
40
Der sogenannte Kampfkopf war bei der Ju 388 als Druckkabine ausgebildet, die als Großbauteil<br />
gefertigt wurde und über vier Kugelverschraubungen am Rumpf angeschlossen war. Die Kabine<br />
ist sichtbar beschädigt – ein Bruchversuch?<br />
Vorserienmaschine Ju 388 L-0, W.Nr.<br />
3000291, im April <strong>1944</strong>. Praktisch<br />
handelt es sich bei der »388« um eine<br />
Version der Ju 188, da deren Zelle nur<br />
im Detail verändert wurde. Neu an der<br />
Ju 388 war die Druckkabine<br />
Die Ju 388 beruhte auf der Ju 188, die bei den Besatzungen beliebt war. Die Aufnahme zeigt<br />
Ju 188 D-2 der Fernaufklärungsgruppe 124 in Kirkenes, Norwegen<br />
Die Notwendigkeit eines schnellen<br />
Mehrzweck-Kampfflugzeuges für große<br />
Höhen trat 1943 immer eindring -<br />
licher zutage, doch geeignete Muster ließen<br />
auf sich warten.<br />
Bei den Junkers Flugzeug- und Motorenwerken<br />
(JFM) verlief die Entwicklung der<br />
Ju 288 im Rahmen des Bomber-B-Programmes<br />
äußerst schleppend. Aufgrund der sich<br />
verschlechternden Kriegslage beschloss das<br />
Technische Amt des Reichsluftfahrtministeriums<br />
(RLM) im <strong>Juni</strong> 1943 das Programm<br />
einzustellen. Es schien inzwischen zu aufwendig,<br />
ein gänzlich neues Kampfflugzeugmuster<br />
herzustellen.<br />
So wurden Überlegungen laut, auf die bereits<br />
vorhandene sowie im Frontdienst bewährte<br />
Ju 188 zurückzugreifen und das Flugzeug<br />
speziell für den Einsatz in Höhen von<br />
zehn bis zwölf Kilometern zu optimieren. Ziel<br />
war es, eine möglichst hohe Geschwindigkeit<br />
in der Volldruck höhe ihrer Motoren zu erreichen.<br />
So könnte mit relativ geringem Aufwand<br />
ein den Erfordernissen entsprechendes<br />
Muster in absehbarer Zeit in Produktion gehen.<br />
Die Maschine sollte als Zerstörer für<br />
den Tages- und Schlechtwettereinsatz sowie<br />
Nachtjäger als Ju 388 J, in der Bomberrolle unter<br />
der Bezeichnung Ju 388 K sowie als Fernaufklärer<br />
Ju 388 L einsetzbar sein. Das RLM<br />
beauftragte Junkers daraufhin mit dem Bau<br />
von zunächst zehn, dann 20 Vorserienflugzeugen<br />
L-0.<br />
Erstes »Hubertus-Flugzeug«<br />
Als erstes Flugzeug des unter der Bezeichnung<br />
»Hubertus« laufenden Höhenkampfflugzeug-Programms<br />
flog am 22. Dezember<br />
1943 die Ju 388 L-0 V7, PG+YA, Werknummer<br />
300001. Gefertigt wurde die Maschine in Merseburg<br />
unter Verwendung von Großbauteilen<br />
der Ju 188 aus der laufenden Serie.<br />
Der Werkserprobung folgte die Untersuchung<br />
der Ju 388 L-0 V7 bei der Erprobungs-<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
41
TECHNIK<br />
Typengeschichte<br />
Eine frühe Ju 388 bei der Endmontage. Bis auf die Motorverkleidungsbleche<br />
ist das Flugzeug bereits komplett mit einem Sichtschutzanstrich<br />
versehen. Auf der Flügelunterseite ist auch ein Balkenkreuz zu erkennen<br />
stelle Rechlin, wo sie überwiegend positiv beurteilt<br />
wurde. Wie die Ju 188 zeigte auch die<br />
Ju 388 L-0 V7 gute Flugeigenschaften.<br />
Auffälligstes Unterscheidungsmerkmal<br />
gegenüber der Ju 188 war die neu konstruierte,<br />
Höhenkammer genannte Druckkabine.<br />
Junkers konnte diesbezüglich bereits auf hinreichend<br />
Erfahrung zurückblicken. So waren<br />
in den Mustern Ju 49, EF 61, Ju 86 P und R<br />
(Höhenaufklärer) und auch in der Ju 288 be-<br />
reits Druckkabinen mit Erfolg verwendet<br />
worden. Der Attrappenbau für die spätere<br />
Druckkabine der Ju 388 hatte schon im<br />
September 1942 im Zuge der Weiterentwicklung<br />
der Ju 188 begonnen. Ein Abwehrstand<br />
(B-Stand) auf dem Kanzeldach wie bei der<br />
Ju 188 wurde aus aerodynamischen Gründen<br />
nicht mehr vorgesehen. Auch die Liegewanne<br />
unter der Kabine entfiel. Der Rest des<br />
Rumpfes wurde belassen.<br />
Auf manchen Aufnahmen nahezu weiß wirkend,<br />
ist hier deutlich der Kontrast der Farben<br />
RLM 02 (oben) und RLM 65 (76?) zu sehen<br />
Tragflächen sowie Höhen- und Seitenleitwerk<br />
wurden komplett von der Ju 188 übernommen,<br />
so auch das Fahrwerk, das ursprünglich<br />
von der Ju 88 stammte.<br />
Das zweite Flugzeug dieser Reihe erhielt<br />
bereits eine langgezogene Wanne unter dem<br />
Rumpf. Es wurde im Sommer <strong>1944</strong> an die<br />
E-Stelle Rechlin abgegeben, wo die Ingenieure<br />
es zur Erprobung von Höhentriebwerken<br />
nutzten. In Dessau wurde zudem eine Reihe<br />
von Versuchsflugzeugen für die drei Konfigurationen<br />
Ju 388 J-1, K-1 sowie L-1 gefertigt.<br />
Schnelligkeit in großer Höhe<br />
Als schnellstmöglicher Antrieb für die Ju 388<br />
verwendete Junkers den BMW 801 TJ, der<br />
speziell für den Einsatz in großen Höhen mit<br />
einem Abgasturbolader ausgestattet und auf<br />
eine Volldruckhöhe von neun Kilometern<br />
ausgelegt war. Der luftgekühlte 14-Zylinder-<br />
Doppelsternmotor lieferte eine Startleistung<br />
von 1615 PS, die er an eine vierblättrige, verstellbare<br />
VDM-Luftschraube aus Metall mit<br />
einem Durchmesser von 3,7 Metern übertrug.<br />
Die Ju 388 L-0 musste allerdings noch mit<br />
Dreiblattpropellern auskommen. Der BMW<br />
801 TJ-0 war für die Versionen Ju 388 J-1, K-1<br />
und L-1 bestimmt. Teilweise erhielten Ju 388<br />
auch den BMW 801 TJ-1 mit 1810 PS. Doch<br />
wurden von diesem Motor nur noch wenige<br />
bis Kriegsende ausgeliefert.<br />
Für die Ausführungen Ju 388 J-2, K-2 und<br />
L-2 sah man dagegen den Jumo 222 mit einstufigem<br />
Lader und Zweigang-Schaltgetriebe<br />
vor. Das 24-Zylinder-Aggregat war eine Mischung<br />
aus Stern- und Reihenmotor mit<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Herbert Ringlstetter<br />
42
Junkers Ju 388<br />
Junkers Ju 188 L-0<br />
W.Nr. 3000291<br />
April <strong>1944</strong><br />
Lackierung: RLM 02/65<br />
© Zeichnung: H. Ringlstetter/Aviaticus<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
43
TECHNIK<br />
Typengeschichte<br />
kleinstmöglicher Stirnfläche. Die für Mitte<br />
1945 erwartete Version Jumo 222 E/F verfügte<br />
über einen Zweistufenlader und eine hydraulische<br />
Kupplung. Der Motor leistete in<br />
neun Kilometer Höhe satte 1940 PS und in elf<br />
Kilometer Höhe immerhin noch 1680 PS. Seine<br />
Startleistung betrug 2500 PS.<br />
Die dritte Variante<br />
Als dritte Antriebsvariante, gedacht für die<br />
Ausführungen Ju 388 J-3, K-3 und L-3, war<br />
der ebenfalls hauseigene Höhenmotor Jumo<br />
213 E mit zweistufigem Dreiganglader geplant.<br />
Für die nötige Kühlung von Schmierstoff<br />
und Ladeluft sorgte ein Wärmetauscher.<br />
Die Startleistung des hängenden V-12-Zylinalle<br />
Ausführungen der Ju 388 vorgesehen. Für<br />
den Einbau des Heckstandes wurde das<br />
Rumpfende etwas verbreitert und das Seitenruder<br />
im unteren Bereich gekürzt. Spätere, mit<br />
FHL 131 ausgerüstete Ju 388 erhielten ein vergrößertes<br />
Seitenleitwerk. Bestückt war die<br />
Mittels MW-50-Einspritzung konnten kurzzeitig<br />
zusätzlich 300 PS mobilisiert werden.<br />
dermotors betrug 1750 PS. Er war auf eine<br />
Volldruckhöhe von 9600 Metern ausgelegt<br />
und erreichte in zehn Kilometern noch eine<br />
Leistung von 1320 PS. Mittels MW-50-Einspritzung<br />
konnten zusätzliche 300 PS mobilisiert<br />
werden. Da der Jumo 213 den niedrigsten<br />
Verbrauch der drei Motoren aufwies, war<br />
mit ihm die größte Reichweite zu erwarten.<br />
Zur Abwehr feindlicher Jäger kam ein<br />
Heckstand in Form einer ferngelenkten Hecklafette<br />
FHL 131 Z zum Einbau. Diese war für<br />
FHL 131 Z mit zwei 13-mm-MG-131. An Munition<br />
lagen 600 Schuss je Lauf vorrätig. Bedient<br />
wurden die übereinander angeordneten<br />
Waffen vom Bordschützen über ein in der Kabine<br />
installiertes Periskopvisier PVE 11, eine<br />
Technische Daten – Junkers Ju 388 L-1<br />
Einsatzzweck<br />
Höhenaufklärer<br />
Besatzung 3<br />
Antrieb<br />
2 x BMW 801 TJ-0<br />
14-Zylinder-Doppelsternmotor<br />
Startleistung<br />
2 x 1615 PS – ges. 3230 PS<br />
Kampfleistung<br />
2 x 1430 PS in 12300 m – ges. 2860 PS<br />
Länge<br />
14,87 m<br />
Spannweite<br />
22,00 m<br />
Höhe<br />
4,35 m<br />
Spurweite<br />
5,77 m<br />
Flügelfläche 56 m²<br />
Spannweite Höhenleitwerk 8,00 m<br />
Rüstgewicht<br />
10 150 kg<br />
Startgewicht<br />
13 890 kg<br />
Flächenbelastung max. 248 kg/m²<br />
Höchstgeschwindigkeit 620 km/h in 11 600 m mit MW 50<br />
Marschgeschwindigkeit max. 560 km/h in 11 000 m<br />
Landegeschwindigkeit 160 km/h<br />
Steigleistung<br />
11 000 m in 30 min<br />
Startrollstrecke<br />
1180 m<br />
Landerollstrecke<br />
780 m<br />
Reichweite max.<br />
3100 km in 11 000 m<br />
Dienstgipfelhöhe<br />
12 800 m<br />
Defensivbewaffnung<br />
1 x MG 131 Z, 13 mm, in FHL 131 Z<br />
Abwurflast max.<br />
keine<br />
Spezielle Ausrüstung<br />
zwei Reihenbildgeräte und Blitzlichtbomben<br />
Der Arbeitsplatz des Flugzeugführers in einer Ju 388 bot ein<br />
gutes Sichtfeld<br />
44
Die Ju 388 L-0 mit BMW 801 J-0 war als Höhenaufklärer (L) ausgelegt<br />
und erhielt möglicherweise deshalb eine sehr helle Lackierung. Sie ist<br />
mit Dreiblattpropellern ausgerüstet, während an späteren Ju 388 vierblättrige<br />
Luftschrauben montiert waren<br />
Gemeinschaftsentwicklung von Zeiss und<br />
Junkers. Das innovative Lenksystem FA 15<br />
(Fernantrieb Typ 15) hatte zunächst große<br />
Schwierigkeiten bereitet und blieb auch später<br />
noch anfällig für Störungen. Überdies stellte<br />
sich heraus, dass bei hohen Geschwindigkeiten<br />
der Winkel des Periskopvisiers mit der<br />
Waffenstellung nicht mehr übereinstimmte.<br />
Als Alternative erhielten die ersten Maschinen<br />
einen links unter der Rumpfmitte montierten,<br />
sogenannten Waffentropfen. Im Inneren der<br />
Verkleidung war ein nach hinten feuerndes<br />
Zwillings-Maschinengewehr MG 131 Z, Kaliber<br />
13 Millimeter, montiert. Es sollte vom<br />
Piloten über ein Rückblickfernrohr bedient<br />
werden. Außerdem war im rückwärtigen Kabinenfenster<br />
ein von Hand bedientes MG 131<br />
mit 500 Schuss vorgesehen, das jedoch ebenfalls<br />
zu Schwierigkeiten führen sollte.<br />
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe von<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> über den konstruktiven<br />
Aufbau sowie die Zerstörer- und Nachtjäger-Versionen<br />
der Ju 388.<br />
■<br />
Der fernbediente Heckstand FHL 131 Z war für alle Varianten der Ju 388<br />
vorgesehen. Das Schussfeld der Waffe lag bei 45 Grad nach oben und<br />
unten sowie 60 Grad nach beiden Seiten<br />
Sehr aufwendig und störanfällig:<br />
Fernantrieb FA 15<br />
Sichtgerät und Steuer der fernbedienten Hecklafette in einer Ju-388-Kabine<br />
Das obere Periskop, über das der Bordschütze Angreifer ins Visier nahm<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
45
TECHNIK<br />
Cockpit<br />
SCHULMASCHINE IM KRIEG – LVG C I<br />
Nur bedingt<br />
kriegstauglich<br />
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs waren die eingesetzten<br />
Flugzeuge meist noch Typen aus Friedenszeiten, die eine<br />
militärische Zusatzausrüstung erhielten. Ein Beispiel dafür<br />
ist der Aufklärer LVG C I, der seine Wurzeln noch in<br />
einem bewährten Schulflugzeug hat Von Peter W. Cohausz<br />
Linke Seite des Pilotensitzes einer LVG C I<br />
mit Zündschalter, Gashebel, Anlassmagnet<br />
und Luftpumpe. Zahlreiche Leitungen<br />
verlaufen hier offen<br />
Archiv GBSL<br />
Das aus dem Jahr 1912 stammende<br />
Schulflugzeug LVG B I, nach seinem<br />
Konstrukteur Franz Schneider auch<br />
»LVG Schneider« genannt, war ein klassischer<br />
zweisitziger Doppeldecker mit einem<br />
100 PS starken Mercedes-Motor. Fluglehrer<br />
und Flugschüler hatten einen gemeinsamen<br />
Sitzausschnitt, die Ausrüstung war noch äußerst<br />
spartanisch und eine Mittelkufe mit<br />
einem kleinen Bugrad sollte helfen, Überschläge<br />
zu verhindern.<br />
Die B I war die erste serienmäßig gebaute<br />
LVG und Grundmuster einer ganzen Reihe<br />
von Schulflugzeugen. Als mit Beginn des<br />
Ersten Weltkriegs leistungsfähigere Flugzeuge<br />
gefordert waren, entstand 1915 daraus der<br />
Aufklärer LVG C I. Dabei glich das Muster zunächst<br />
nahezu der B-Variante – man baute<br />
lediglich einen stärkeren 150-PS-Benz-Motor<br />
und einen Drehring für das MG des Beobachters<br />
neu ein. Der gemeinsame Sitzausschnitt<br />
blieb erhalten, ebenso wie auch die seit-<br />
46
Ausrüstung einer LVG C I<br />
Gerät<br />
Anzeigebereich Hersteller<br />
Man beachte den Höhenschreiber zwischen<br />
den rechten und das Stofftier-Maskottchen<br />
zwischen den linken Flächen<br />
1 Zündschloss Bosch<br />
2 Gashebel (rastbar)<br />
3 Benzindruckmesser 0–0,5 kg/cm² IC Eckardt<br />
4 Behälter für Werkzeug?<br />
5 Anlassmagnet Bosch<br />
6 Benzinhahn<br />
7 Ventil für Benzin-Druckablass<br />
8 Luftpumpe für die Benzinanlage Atmos<br />
9 Kühlwasserleitungen<br />
10 Schutzblech hinter dem Motor<br />
11 Steuerknüppel<br />
12 Drehzahlmesser 300–1600 U/min Morell<br />
13 Borduhr<br />
14 Höhenmesser 0–3500 m Bohne<br />
15 Benzinuhr 0–220 Liter Maximall<br />
16 Kartentasche<br />
Übersicht des LVG-C-I-Cockpits<br />
Direkt vor sich hatte der Pilot der LVG C I<br />
nur das Schutzblech hinter dem Motor.<br />
Hier hängt ein (nicht lesbares) Hinweisschild<br />
oder eine Karte am Steuerknüppel<br />
Archiv GBSL<br />
Rechte Seite des LVG-C-I-<br />
Pilotensitzes. Borduhr<br />
und Höhenmesser waren<br />
hier die einzigen Flugüberwachungsgeräte<br />
im<br />
Cockpit Archiv GBSL<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
47
TECHNIK<br />
Cockpit<br />
Ein Benzindruckmesser bis<br />
0,5 kg/cm² für den Benz-Motor<br />
Foto Jordan<br />
Pilot und Beobachter einer LVG C I. Hier hängt der Bohne-Höhenmesser<br />
an den Spanndrähten<br />
Der Höhenmesser von Otto<br />
Bohne aus Berlin Foto Jordan<br />
lichen Lamellenkühler, die aber bald einem widerstandsärmeren<br />
Kühler im Oberflügel weichen<br />
mussten.<br />
Ab 1916 erschien die verbesserte LVG C II,<br />
mit einem 160-PS-Daimler-D.III, die auch als<br />
Nachtbomber eingesetzt wurde. Die ausgelieferte<br />
Stückzahl war hoch und das Muster<br />
blieb bis 1917 im Einsatz. Folgemodelle waren<br />
die C III, C IV und C V mit laufenden Verbesserungen<br />
und Motoren in der 200-PS-Klasse,<br />
die allerdings zum Teil nur in einzelnen Versuchsmaschinen<br />
flogen. Am bekanntesten<br />
war die 1918 eingeführte und wieder in großer<br />
Zahl gebaute LVG C VI, die die Deutschen<br />
nicht nur als Aufklärer, sondern auch als Artillerieflugzeug<br />
einsetzten.<br />
Die LVG C I hatte noch den von der Schulflugzeugtype<br />
LVG B übernommenen, gemeinsamen<br />
offenen Sitzausschnitt für den vorne<br />
sitzenden Piloten und den hinten sitzenden<br />
Beobachter. Fotos einer LVG C I zeigen sehr<br />
Ab 1916 erschien die verbesserte LVG C II,<br />
mit einem 160-PS-Daimler-D.III.<br />
Die Borduhr<br />
war eine<br />
Taschenuhr in einem<br />
Schutzgehäuse Foto Jordan<br />
Der Morell-Drehzahlmesser war ein<br />
frühes Modell mit noch komplett<br />
ausgeschriebenen Zahlen Foto Jordan<br />
anschaulich den Arbeitsplatz eines Piloten im<br />
August 1915. Solche Bilder sind heute große<br />
Raritäten, da das Innenleben eines Flugzeugs<br />
damals nur sehr selten fotografiert wurde.<br />
Die ganze Auslegung war relativ einfach,<br />
Ergonomie und Bedienfreundlichkeit waren<br />
kein Thema, noch nicht einmal ein Instru-<br />
Beengt und unpraktisch<br />
Historischer Blick in den Beobachterplatz eines C-Flugzeugs.<br />
Der originale Bildtext nimmt es mit Humor:<br />
»Es bleibt nur die Frage, wo er sitzen soll. Links die<br />
Kurbel für die Schleppantenne des Funkgeräts und ein<br />
Satz Karten. In der Mitte der Fotoapparat. Rechts der<br />
Höhenschreiber, der Kompass und ganz unten eine<br />
MG-Trommel. Setzt es Kurvenluftkampf, dann rollt der<br />
ganze Salat durcheinander. Viel Vergnügen!«<br />
menten- oder Schaltbrett war vorhanden, wie<br />
es sonst eigentlich um 1915 schon bei den<br />
meisten Flugzeugen üblich war.<br />
Ein großes Schutzblech dominierte den Pilotensitz<br />
hinter dem Motor, das den Mann am<br />
Steuerknüppel im Wesentlichen vor der Abwärme<br />
und dem austretenden Öl schützen<br />
sollte. Die Funktion eines Brandschotts erfüllte<br />
es nur eingeschränkt – denn die Fotos zeigen<br />
links und rechts die zahlreichen Leitungen<br />
für die Benzinanlage und das Kühlwasser.<br />
Die bescheidenen Instrumente und Schalter<br />
waren an den Rumpfseiten angeordnet,<br />
links überwiegend die Bedienelemente für<br />
den Motor und die Benzinanlage und rechts,<br />
zusammen mit dem wichtigen Drehzahlmesser<br />
und der Benzinuhr, die wenigen Flugüberwachungs-<br />
und Navigationsgeräte – ein<br />
Höhenmesser und eine Borduhr.<br />
Als Fahrtmesser gab es damals, wenn<br />
überhaupt, nur ein Anemometer an den Tragflächenstreben,<br />
und der Kompass saß üblicherweise<br />
am Rumpfboden vor dem Flugzeugführer<br />
oder im linken oder rechten Un -<br />
terflügel. Insgesamt vermittelt das Cockpit<br />
den Eindruck, dass lediglich die Ausrüstung<br />
einer Schulmaschine durch zusätzliche Geräte<br />
für den militärischen Einsatz ergänzt worden<br />
ist. Auch der für frühe LVG-Typen markante<br />
Steuerknüppel mit dem waagerechten<br />
Ringgriff ist beibehalten worden. Üblicherweise<br />
waren die Aufklärer meist auch noch<br />
mit einem Höhenschreiber ausgerüstet, der<br />
an Gummischnüren zwischen den Tragflächen<br />
befestigt war.<br />
Die Ausrüstung wurde nach historischen<br />
Fotos zusammengestellt. Nicht alle Details<br />
waren eindeutig erkennbar.<br />
Ein besonderer Dank geht an Herrn Dr.<br />
Bernd-Rüdiger Ahlbrecht von der GBSL, der<br />
die schönen und seltenen Cockpitfotos einer<br />
LVG C I zur Verfügung gestellt hat. ■<br />
Quellen:<br />
Kens/Müller: »Die Flugzeuge des ersten<br />
Weltkriegs 1914–1918«. München 1966<br />
Lange: »Das Buch der deutschen Luftfahrttechnik«.<br />
Mainz 1970<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Peter W. Cohausz<br />
48
»Eisenflugzeug«<br />
BACKGROUND<br />
GUTMÜTIGER JETSAURIER F-86<br />
Jäger ohne Macken<br />
»Eisenschwein« der ersten Stunde:<br />
F-86, frühe Jet-Garnitur der jungen<br />
Bundesluftwaffe<br />
Foto Sammlung Mühlbauer via Joos<br />
Was für Zeiten, als Jets ein Haifischmaul hatten<br />
und wie aus dem Vollen gefräst daherkamen!<br />
Der »Säbel«, die North American<br />
F-86, war so ein Flugzeug. »Die Eighty-Six kennt alle<br />
Tricks«, preist ein alter Pilotensong. »Sie macht Loopings,<br />
rollt und trudelt, aber sie wird nie crashen.« Das<br />
stimmte nicht ganz, aber die Maschine galt wirklich als<br />
gutmütig; beispielsweise kam sie nicht ins berüchtigte<br />
Flachtrudeln.<br />
PILOTEN WIE DER APOLLO-11-ASTRONAUT Buzz<br />
Aldrin liebten den knuffigen Unterschall-Abfangjäger<br />
mit den gepfeilten Flächen und automatischen Vorflügeln,<br />
dessen Entwicklung auf Erfahrungen mit der<br />
Me 262 zurückgingen. Die F-86 wurde in mehreren Varianten<br />
von 1948 bis 1956 fast 10 000 Mal gebaut. Im<br />
Koreakrieg konnte sie als einziger Jäger der westlichen<br />
Welt die sowjetischen MiG-15 von Luft-Boden-Kämpfen<br />
abhalten – ein Grund, warum man sie später zum<br />
Standardjäger der NATO machte. Siebzehn F-86-Fliegerhorste<br />
der deutschen Luftwaffe, der US Air Force,<br />
der RAF und der kanadischen Streitkräfte befanden<br />
sich allein in der Bundesrepublik. Die Deutschen flogen<br />
rund 300 F-86F und F-86K »Sabre Dog« mit der<br />
auffälligen Radarnase; die »K« war ihr erster Allwetter-<br />
Abfangjäger.<br />
DIE F-86 GALT ALS NAHEZU PERFEKT und war<br />
doch nach nur sieben Jahren reif zur Ausmusterung –<br />
eine heute für ein bewährtes Waffensystem nicht mehr<br />
vorstellbare kurze Nutzungsdauer. Das neun Tonnen<br />
leichte Flugzeug hatte einen kleinen Nachteil: Es flog<br />
Unterschall und war damit als Abfangjäger nicht mehr<br />
zeitgemäß. Anfang der 1960er-Jahre rüstete man in<br />
Deutschland und vielen Partnerstaaten auf den doppelt<br />
so schnellen F-104G »Starfighter« um. Die Zeit der<br />
»Eisenflugzeuge« mit den gutmütigen Eigenschaften<br />
war vorbei.<br />
Rolf Stünkel ■<br />
»Es flog Unterschall<br />
und<br />
war damit als<br />
Abfangjäger<br />
nicht mehr<br />
zeitgemäß.«<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
49
SERIE<br />
Der<br />
Luftkrieg<br />
von 1939–1945<br />
DIE »VERGELTUNGSWAFFE« V1<br />
»Diver« gegen<br />
»Rumpelkammer«<br />
Als am frühen Morgen des 13. <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong> die ersten<br />
Fieseler Fi 103 auf englischem Boden einschlugen,<br />
standen die Augenzeugen in Südengland vor einem<br />
Rätsel<br />
Von Peter Cronauer<br />
Sie beschrieben ein kleines Flugzeug,<br />
aus dessen Auspuffrohr orangefarbene<br />
Flammen schlugen; womöglich habe es<br />
auch gebrannt. Man vermutete Motorprobleme<br />
als Ursache für den Absturz, die seltsame<br />
Geräuschkulisse spreche jedenfalls dafür. Es<br />
habe sich so angehört, als »quäle sich ein uralter<br />
Ford eine steile Straße hinauf«. Da die vermeintlichen<br />
Absturzstellen zudem räumlich<br />
sehr weit voneinander entfernt waren – im<br />
Londoner Stadtteil Bethnal Green, in den Orten<br />
Cuckfield, Swanscobe und Sevenoaks in<br />
den Grafschaften Kent und West-Sussex –,<br />
gingen die Anrainer von Einzelfällen aus und<br />
konnten keinen Zusammenhang erkennen.<br />
Die britische Führung hingegen schon.<br />
Dass die deutsche Seite an »Fernwaffen«<br />
arbeitete, war den westlichen Alliierten seit<br />
Längerem bekannt: Durch zugetragene Informationen<br />
wie den »Oslo-Report«, durch eigene<br />
geheimdienstliche Tätigkeiten, durch das<br />
Abhören gefangen genommener ranghoher<br />
deutscher Offiziere, durch die sorgfältige Auswertung<br />
von Luftbildern, durch die Zusammenarbeit<br />
mit Widerstandsgruppen in ganz<br />
Europa … Bereits 1943 befasste sich in Großbritannien<br />
ein eigens eingerichtetes Komitee<br />
Dass die deutsche Seite an ›Fernwaffen‹<br />
arbeitete, war den Alliierten bekannt.<br />
mit der Frage, wie dieser Bedrohung möglichst<br />
schon im Vorfeld zu begegnen sei. Die<br />
Bombardierung der Heeresversuchsanstalt<br />
Peenemünde durch britische Bomber in der<br />
Nacht vom 17. auf den 18. August 1943 oder<br />
1.9.1939 Polenfeldzug,<br />
Beginn des Zweiten Weltkriegs<br />
10.5.1940 Westfeldzug<br />
9.4.1940 Unternehmen<br />
»Weserübung«<br />
10.7.–31.10.1940 »Luftschlacht«<br />
um England<br />
22.<strong>6.</strong>1941 Deutscher<br />
Angriff auf die UdSSR<br />
7.12.1941 Japanischer<br />
Überfall auf Pearl Harbor<br />
1939 1940 1941 1942<br />
50
Sehr schnell in niedrigen Höhen:<br />
V-1-Jäger Hawker Tempest. Hier eine<br />
Mk V der No 501 Sqn, geflogen von<br />
Squadron Leader Joseph Berry (59 V-1-<br />
Abschüsse) Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />
die systematische Zerstörung der mit großem<br />
Aufwand im Hinterland der französischen<br />
Kanalküste angelegten Abschussstellungen<br />
durch angloamerikanische Bomberverbände<br />
im Dezember desselben Jahres sind nur zwei<br />
von zahlreichen Versuchen, um die Deutschen<br />
an Entwicklung, Bau und Einsatz von »Fernwaffen«<br />
wie Raketen zu hindern.<br />
Nicht durchgeführte Zerstörungen<br />
Doch offensichtlich gelang dies nicht, denn<br />
spätestens mit den ersten Einschlägen von<br />
Fi 103 – die später als V1 bekannt werden<br />
sollten – bekam die Auseinandersetzung eine<br />
neue Qualität. Jetzt mussten schnellstmöglich<br />
Mittel und Wege gefunden werden,<br />
um die in England schon bald »Doodlebug«<br />
(»Ameisenlöwe«) genannte »Wunderwaffe«<br />
abzuwehren.<br />
Tatsächlich standen die vier Einschläge in<br />
der Nacht vom 12. auf den 13. <strong>Juni</strong> nur am<br />
Anfang einer langen Reihe solcher Angriffe.<br />
Zwar war Oberst Max Wachtel, der Kommandeur<br />
des Flak-Regiments 155 (W) – das infolge<br />
diverser geheimdienstlicher Scharaden genauso<br />
häufig die Bezeichnung wechselte, wie<br />
sein Befehlshaber den Namen –, mit dem Auftakt<br />
nicht zufrieden.<br />
Codewort »Rumpelkammer«<br />
Ihm zufolge kam der Einsatzbefehl mit dem<br />
Codewort »Rumpelkammer« eindeutig zu<br />
früh; dennoch sorgten er und seine Einheit dafür,<br />
dass der Sommer <strong>1944</strong> am Ende als<br />
Spuren der Zerstörung nach einem V-1-<br />
Einschlag in London <strong>1944</strong> Foto (2) RAF<br />
Genaue Angriffsplanung<br />
Flak und Jäger waren die besten Waffen gegen die V1.<br />
Ballonsperren hatten eher psychologische Bedeutung<br />
Skizze einer typischen »V-1-Abschussbasis«.<br />
Bemerkenswert daran ist, dass es sich hierbei<br />
um einen Plan vom April <strong>1944</strong> handelt,<br />
der für die Alliierten angefertig wurde. So<br />
waren die Angreifer bereits vor Beginn der<br />
Invasion von dieser »Wunderwaffe« unterrichtet,<br />
die am Strand hätte einschlagen können.<br />
Doch Hitler entschied sich kategorisch<br />
gegen einen Einsatz in der Normandie –<br />
Vergeltungsschläge auf die britische Hauptstadt<br />
hatten für ihn absoluten Vorrang, entgegen<br />
der militärischen Logik.<br />
■<br />
Zeichnung USAF<br />
2.2.1943 Untergang der<br />
<strong>6.</strong> Armee in Stalingrad<br />
5.7.1943 Unternehmen<br />
»Zitadelle«<br />
<strong>6.</strong><strong>6.</strong><strong>1944</strong> D-<strong>Day</strong><br />
1943 <strong>1944</strong> 1945<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
51
SERIE<br />
Der<br />
Luftkrieg<br />
von 1939–1945<br />
Eine Walter-Schlitzrohrschleuder nach<br />
einem alliierten Bombenangriff<br />
Foto picture-alliance/United Archives/TopFoto<br />
»Doodlebug-Summer« in die britischen Annalen<br />
Einzug hielt.<br />
Ab der Nacht vom 15. auf den 1<strong>6.</strong> <strong>Juni</strong><br />
1943 nahm die Anzahl der »fliegenden<br />
Bomben« deutlich zu. Bis zum Mittag des<br />
1<strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> wurden innerhalb weniger Stunden<br />
244 Marschflugkörper auf London abgefeuert,<br />
und schon am frühen Morgen meldete<br />
ein deutscher Aufklärer starke Brände im<br />
Zielgebiet, wie man sie bei bisherigen Angriffen<br />
des IX. Fliegerkorps noch nicht gesehen<br />
habe. Dem begegneten die Engländer<br />
mit energischen Abwehrmaßnahmen: dem<br />
Plan »Diver«. An die 200 schwere und rund<br />
250 leichte Flugabwehrgeschütze brachte<br />
man im Raum Kent und Sussex in Südostengland<br />
in Stellung, fast 500 Sperrballons bildeten<br />
in den Einflugschneisen der fliegenden<br />
Bomben eine zusätzliche Barriere und<br />
acht Jagd-Squadrons der RAF sollten sie entlang<br />
der Kanalküste und möglichst schon<br />
davor abfangen.<br />
Zwei Nächte nach dem ersten »scharfen«<br />
Einsatz der Fi 103 – die aus Tarnungsgründen<br />
auch als »Flak Ziel Gerät (FZG) 76« bezeichnet<br />
wurde oder Decknamen wie »Kirschkern«<br />
oder »Höllenhund« erhielt, bevor man sich<br />
auf »V1« festlegte – schoss ein gegnerisches<br />
Flugzeug erstmals eine der »fliegenden Bomben«<br />
ab: In der Nacht vom 14. auf den 15. <strong>Juni</strong><br />
<strong>1944</strong> gelang der Besatzung Leutnant J. G.<br />
Musgrave und Sergeant F. W. Sumwell von<br />
der 605. Squadron »County of Warwick« mit<br />
ihrer »Mosquito« die Vernichtung einer Fi 103.<br />
Grundsätzlich lag deren Geschwindigkeit<br />
im oberen Bereich moderner alliierter Jagdflugzeuge,<br />
und da sie keine Ausweich- oder<br />
Abwehrbewegungen fliegen konnte, war ihr<br />
Kurs für Piloten leicht vorhersehbar. Aller-<br />
dings war ihr Abschuss für jeden Jagdflieger<br />
mit großem Risiko verbunden, denn die deutsche<br />
Flugbombe war verhältnismäßig klein.<br />
Verglichen mit der Hawker Tempest, die der<br />
Fi 103 im Horizontalflug mühelos folgen konnte,<br />
war der Kolbenmotorjäger rund zwei Meter<br />
länger und maß mehr als die doppelte Spannweite.<br />
Wer also kein ausgesprochener Kunstschütze<br />
war, musste entsprechend nah ran und<br />
lief dann Gefahr, selbst vom etwa explodierenden<br />
Sprengkopf der V1 ins Verderben gerissen<br />
zu werden.<br />
Jet gegen Pulso-Triebwerk<br />
Am 12. Juli <strong>1944</strong> begann mit der Indienststellung<br />
des ersten alliierten Düsenjägers für die<br />
angloamerikanischen Luftstreitkräfte ein neues<br />
Kapitel: Die auf dem Luftstützpunkt Manston<br />
in Kent stationierte 616 Squadron »South<br />
Yorkshire« sollte fortan mit Maschinen vom<br />
Typ Gloster Meteor III Jagd auf die Flügelbomben<br />
machen. Gut zwei Wochen später,<br />
am 27. Juli <strong>1944</strong>, begannen ihre Patrouillenflüge<br />
über dem Kanal, und bereits bei einem<br />
Ihr Abschuss war für jeden Jagdflieger mit<br />
großem Risiko verbunden.<br />
der ersten derartigen Einsätze begegnete<br />
Squadron Leader Walls einem »pilotless plane«.<br />
Er flog bis auf Schussweite heran, wollte<br />
das Feuer eröffnen, doch die Kanonen seiner<br />
Maschine verweigerten ihren Dienst. Am<br />
Ende flog ihm die V1 unversehrt davon.<br />
Anfang August erzielte der britische Düsenjäger<br />
dann doch noch seinen ersten Luftsieg:<br />
Flight Officer P. J. Dean kam über der<br />
Grafschaft Kent, etwa sechs Kilometer süd-<br />
Die Fi 103 war für die Alliierten<br />
unschwer einzuholen. Hier verfolgt<br />
eine Spitfire (unterer Bildrand)<br />
eine V1 (s. weißer Pfeil)<br />
Foto RAF<br />
Zweite Zerstörungswelle: London, gezeichnet durch die Angriffe<br />
von 1940, erlitt durch die V1 (und später V2) weitere Verwüstungen<br />
Foto picture-alliance/akg-images<br />
Fotos, wenn nicht anders angegeben, Herbert Ringlstetter<br />
52
Fieseler Fi 103/Flak Ziel Gerät 76 – V1<br />
Fieseler Fi 103 in typischem Tarnschema von <strong>1944</strong><br />
Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />
An der Entwicklung ab 1942 beteiligte Firmen: Gerhard Fieseler<br />
Werke (Flugkörper), Walter- und Argus-Motoren-Werke (Triebwerk),<br />
Askania-Werke (Steuerung)<br />
Maßgeblichen Anteil an der Entwicklung hatten unter anderem<br />
Dr. Dipl. Ing. Robert Lusser, Dipl. Ing. Willy Fiedler (beide Fieseler)<br />
und Dr. Dipl. Ing. Fritz Gosslau (Argus)<br />
Technische Angaben:<br />
Flugkörper: Ganzmetallkonstruktion aus Stahlblech, Bugspitze aus<br />
Leichtmetall, Rumpflänge: 8,30 Meter, Spannweite: 5,40 Meter,<br />
Startgewicht: 2,2 Tonnen<br />
Triebwerk: Argus-Schmidt-Rohr 109-014, Leistung: 350 kp Schub,<br />
Fassungsvermögen Treibstoffraum: 680 Liter<br />
Flughöhe: Einstellbar zwischen 300 und 2000 Meter, Höchstgeschwindigkeit:<br />
650 km/h, Reichweite: bis 250 Kilometer<br />
Startvorrichtung: Walter-Schlitzrohrschleuder<br />
Trägerflugzeug: Heinkel He 111 H-22<br />
Sprengkopf: annähernd 850-kg-Amatol, eine kostengünstige<br />
Mischung aus TNT und Kunstdünger; ein Aufschlagzünder, vier<br />
weitere Zünder an der Unterseite, ein Zeitzünder<br />
Herstellung pro Stück: 280 Arbeitsstunden<br />
Quelle: Lehrfilm der Erprobungsstelle der Luftwaffe Karlshagen<br />
aus dem Jahr <strong>1944</strong>.<br />
(Angaben in anderen Quellen weichen mitunter hiervon ab.)<br />
Risszeichnung der Fi 103 ohne Zeit- und Aufschlagzünder. Die V1<br />
konnte am Boden von einem katapultartigen Spezialgeschütz, der<br />
»Walter-Schlitzrohrschleuder«, abgeschossen werden, in der Luft von<br />
einem Trägerflugzeug. Sie flog, von einem Schubrohr angetrieben<br />
und von einer automatischen Steuerung gelenkt, selbstständig bis<br />
zu ihrem Ziel. Die zurückgelegte Entfernung bis dorthin maß ein Zählwerk,<br />
das von einem Luftlog (kleine Luftschraube) an der Bugspitze<br />
angetrieben wurde. War die vorab eingestellte Kilometerzahl erreicht,<br />
setzte sich eine weitere Automatik in Gang, die das Triebwerk abschaltete,<br />
den Sturzflug einleitete und letztlich zum Aufschlag führte<br />
le. Alle halben Stunden wechselten sich jeweils<br />
zwei Düsenmaschinen ab.<br />
Für die Londoner kam diese neuartige<br />
Waffe der Deutschen zu einem denkbar ungünstigen<br />
Zeitpunkt. Seit dem <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> fassten<br />
alliierte Truppen Fuß in der Normandie, ihre<br />
Luftstreitkräfte beherrschten den Himmel<br />
über dem Invasionsgebiet und nach fünf Jahren<br />
Krieg sah es für die britische Bevölkerung<br />
so aus, als habe sie das Schlimmste nun endlich<br />
überstanden. Viele hofften auf ein baldiges<br />
Kriegsende.<br />
Angst und Schrecken<br />
Doch stattdessen verbreiteten nun »Doodlebugs«<br />
am Himmel über London täglich Angst<br />
und Schrecken. Ständig mischte sich das Sirenengeheul<br />
des Fliegeralarms mit dem niederlich<br />
von Tonbridge, eine V1 in die Quere. Da<br />
auch die Kanonen seiner Meteor unter Ladehemmung<br />
litten, wandte Dean ein Manöver<br />
an, mit dem mehrere Jagdpiloten der<br />
RAF erfolgreich »Doodlebugs« vom Himmel<br />
holten: Er näherte sich der V1, setzte sich<br />
dicht neben sie und hob mit der Tragflächenspitze<br />
einen ihrer Flügel an beziehungsweise<br />
drückte ihn nach unten. Mangels<br />
Querrudern konnte die V1 eine solche Drehung<br />
um ihre Längsachse nicht ausgleichen,<br />
sie kippte aus ihrer Flugbahn, die Kreiselsteuerung<br />
wurde überfordert, der unbemannte<br />
Flugkörper geriet außer Kontrolle<br />
und stürzte ab. Kurz darauf erledigte Flight<br />
Officer J. K. Roger in der Nähe von Tenterden<br />
in Kent eine weitere V1, und von da an<br />
flog die 616 Squadron permanent Patrouilfrequenten<br />
Dröhnen des Pulso-Triebwerks,<br />
dem die Flugbombe ihren britischen Spitznamen<br />
verdankte. Die Bewohner lauschten angespannt:<br />
Entfernt sich das Triebwerksgeräusch?<br />
Oder kommt es näher? Sobald das<br />
Argus-Walter-Schubrohr verstummte, blieben<br />
nur noch wenige Sekunden bis zum Einschlag.<br />
Schlimme Nachrichten machten die Runde;<br />
beispielsweise die vom Volltreffer in einer Kirche<br />
während der Morgenandacht: Allein hier<br />
waren mehr als 140 Tote zu beklagen. Wer<br />
konnte, verließ nach Möglichkeit die Stadt.<br />
Gut zwei Jahre zuvor, im April 1942, schlug<br />
der damals für die Gerhard Fieseler Werke tätige<br />
Dr. Dipl. Ing. Robert Lusser dem Reichsluftfahrtministerium<br />
(RLM) den Bau einer<br />
unbemannten, selbstgesteuerten Fernflugbombe<br />
mit eigenem Antrieb zur Bekämpfung<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
53
SERIE<br />
Der<br />
Luftkrieg<br />
von 1939–1945<br />
Auch der erste zum Einsatz gekommene<br />
Düsenjäger der Alliierten machte<br />
Jagd auf die V1<br />
Foto RAF<br />
Dieses Bild zeigt den Größenunterschied<br />
zwischen<br />
einer Fi 103 und einer<br />
Spitfire, die den deutschen<br />
Marschflugkörper gerade<br />
mit Flügelkippen zum Absturz<br />
bringt<br />
Foto RAF<br />
großflächiger Landziele vor. Generalluftzeugmeister<br />
Erhard Milch genehmigte das<br />
Vorhaben Mitte <strong>Juni</strong> und die beteiligten Firmen<br />
entwickelten das technisch anspruchsvolle<br />
Gerät unter strengster Geheimhaltung<br />
und mit der höchsten Dringlichkeitsstufe in<br />
verhältnismäßig kurzer Zeit. Dabei betraten<br />
die Konstrukteure in vieler Hinsicht Neuland,<br />
und wie gefährlich ihre Arbeit war, berichtete<br />
beispielsweise der seinerzeit bei der Erprobungsstelle<br />
Rechlin für Flugmessungen und<br />
die Beurteilung der Flugeigenschaften aller<br />
Muster zuständige Ingenieur Heinrich Beauvais:<br />
»Die pulsierende Verpuffungsverbrennung<br />
des Argus-Schmidt-Rohres 109-014, die<br />
mit einer Frequenz von etwa 48 Hertz erfolgte,<br />
und der nach dem Anlassen des Triebwerks<br />
entstehende Schalldruck führten bei<br />
Hitler forderte ausschließlich<br />
›Vergeltungsschläge‹ gegen London.<br />
Fliegende Abschussbasis: Zahlreiche Heinkel<br />
He 111 H wurden zu V-1-Trägern umgerüstet<br />
einzelnen Mitarbeitern an den Prüfständen<br />
oder am Katapult zu solchen Schädigungen<br />
an inneren Organen, deren Eigenschwingungsfrequenz<br />
in Resonanz geriet, dass sie in<br />
das Krankenhaus nach Greifswald eingeliefert<br />
werden mussten und wochenlang ausfielen.«<br />
Neben der Spreng- war auch die psychologische<br />
Wirkung dieser Waffe nicht zu<br />
unterschätzen.<br />
Der 500. Abschuss<br />
Am Sonntag, dem 18. <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong>, wurde bereits<br />
die 500. »fliegende Bombe« auf Großbritannien<br />
abgeschossen. Eine von ihnen traf die<br />
Wellington-Kaserne in der Nähe des Bu ckingham<br />
Palasts; 121 Menschen starben, darunter<br />
63 Offiziere und Mannschaften. General<br />
Eisenhower, zur Zeit der Invasion der Oberbefehlshaber<br />
der alliierten Streitkräfte in<br />
He 111 H-22 der II. Gruppe des KG 53<br />
»Legion Condor« mit Fi 103 unter der<br />
rechten Innenfläche<br />
Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />
Westeuropa, notierte unter dem Eindruck der<br />
Ereignisse: »Hätten die Deutschen ihre neue<br />
Waffe sechs Monate früher gehabt und eingesetzt,<br />
so wäre die Landung wahrscheinlich<br />
äußerst schwierig, wenn nicht unmöglich geworden.«<br />
Laut eigenen Angaben hatte Oberst<br />
Wachtel mehrfach darauf gedrängt, auch andere<br />
Ziele wie die für den Nachschub in die<br />
Normandie wichtigen Häfen in Südengland<br />
ins Visier zu nehmen. Doch Hitler habe dies<br />
kategorisch abgelehnt; er forderte ausschließlich<br />
»Vergeltungsschläge gegen London«.<br />
Mittel gegen die »Wunderwaffe«<br />
Und die Einsatzzahlen der V-1-Geschosse<br />
stiegen kontinuierlich an, vor allem in der<br />
ersten Juli-Hälfte. Darüber kam man in England<br />
zu der Erkenntnis, dass die Flak ihre<br />
volle Wirkung nicht entfalten könne, weil sie<br />
auf die eigenen Jäger Rücksicht nehmen<br />
müsse. »Diver« wurde entsprechend modifiziert,<br />
die Flakgeschütze wurden umgruppiert<br />
und an die Kanalküste verlegt. Doch<br />
noch immer erwies sich die Bekämpfung der<br />
V1 vom Boden aus als schwierig: Zwar war<br />
sie mit ihrer gleichbleibenden Geschwindigkeit<br />
– und weil sie keine Ausweichmanöver<br />
fliegen konnte – für jeden Richtkanonier ein<br />
ideales Ziel. Allerdings flog sie in der Regel<br />
für die leichte Flak zu hoch und für die<br />
schwere Flak zu tief.<br />
54
Noch schwerere Kaliber<br />
Bei den Angriffen des RAF-Bomberkommandos gegen Lagerstätten<br />
und Abschussrampen der V1 wurden auch »Tallboys« eingesetzt.<br />
Beispielsweise bombardierte die 617 »Dambuster«-Squadron am<br />
Dienstag, den 4. Juli <strong>1944</strong>, die rund 50 Kilometer nordwestlich<br />
von Paris gelegenen Champignon-Höhlen von St. Leu d’Esserent,<br />
in denen Hunderte der fliegenden Bomben lagerten. Die Kalksteindecken<br />
hielten dem Bombardement zwar stand, doch der<br />
Chef des Stabes des deutschen LXV. Armeekorps, Oberst Walter,<br />
schrieb über diese Angriffe: »Selbst Menschen mit sehr starken<br />
Nerven konnte ein längerer Aufenthalt in solchen Höhlen nicht<br />
mehr zugemutet werden.«<br />
■<br />
Gewaltige Technik.<br />
NEU!<br />
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ww.geramond<br />
Eine Neuerung brachte Abhilfe: Der Annäherungszünder M K 45.<br />
Mit jener »Proximity Fuse« (einem winzigen Radargerät) ausgestattete<br />
Flakgranaten explodieren automatisch, sobald die Wellen des M K 45<br />
im Umkreis von 30 Metern auf ein Zielobjekt trafen. Von nun an benötigte<br />
man im Durchschnitt nur noch 77 Granaten für den Abschuss<br />
einer V1. Binnen weniger Wochen stieg der Anteil der Flak an den Abschüssen<br />
von 43 auf 83 Prozent. Und der Flakgürtel wurde weiter ausgebaut:<br />
Am 19. Juli <strong>1944</strong> waren östlich von Dover mehr als 400 schwere<br />
und fast 1200 leichte Flakgeschütze sowie rund 200 Raketenwerfer<br />
auf einem fünf Kilometer breiten Streifen zwischen Beachy Head und<br />
St. Margaret’s Bay entlang der Kanalküste in Stellung gebracht.<br />
Weit ab vom Schuss<br />
Bereits Mitte August <strong>1944</strong> dämmten Ballonsperren, Flak und Jagdflugzeuge<br />
den Ansturm der V1 spürbar ein. Wiederholte Bombenangriffe<br />
auf Lagerstätten und Feuerstellungen zeigten ebenfalls Wirkung, und<br />
schließlich zwangen die nach Osten vorstoßenden alliierten Truppen die<br />
Abschussbasen in Nordfrankreich zum Rückzug. Die Stellungen mussten<br />
verlegt werden, und für die V1, die nur rund 250 Kilometer weit fliegen<br />
konnte, rückte England zunehmend in weite Ferne.<br />
Anfang September <strong>1944</strong> war es schließlich so weit. Vom Boden aus<br />
abgefeuerte V1 konnten London nicht mehr erreichen. Stattdessen<br />
setzte die Luftwaffe nun Heinkel He 111 H als fliegende Startrampen<br />
für die V1 ein. Sie flogen zumeist nachts und in geringer Höhe, um der<br />
starken britischen Luftabwehr zu entgehen und das gegnerische Radar<br />
zu unterfliegen. Rund 60 Kilometer vor der englischen Küste stie-<br />
192 Seiten · ca. 650 Abb.<br />
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gen die Maschinen dann auf etwa 500 Meter Höhe, starteten die V1<br />
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und kehrten, dicht über der Wasseroberfläche fliegend, zu ihrem Ausgangspunkt<br />
zurück. Bei diesen Einsätzen erlitten die deutschen Flie-<br />
ISBN 978-3-95613-40<br />
95 3 2-9<br />
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ger hohe Verluste. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen wurden viele abgeschossen,<br />
auch explodierte so manche V1 noch vor ihrem Start unter<br />
dem Flugzeug. Die Einsatzgeschichte der Fieseler Fi 103 ging aber<br />
noch bis ins Frühjahr 1945 weiter. ■ Faszination Technik<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
Der Starfighter, die Lockheed F104G, war ein Kampf-<br />
flugzeug, optimiert für hohe Geschwindigkeit und<br />
enorme Steigleistung. Der ehemalige Starfighter-Pilot<br />
Rolf Stünkel berichtet »live aus dem Cockpit« von<br />
unglaublichen Einsätzen im Kalten Krieg, von seinen<br />
Patrouillenflügen entlang der Grenze zur DDR und lässt<br />
zahlreiche früheree Fliegerkameraden zu Wort kommen.<br />
Packend!<br />
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Auc
MODELLBAU<br />
Kein ausladendes Gesäß aber ein ansprechendes Modell:<br />
P-51C Mustang der 328 Figther Squadron aus dem Jahr<br />
<strong>1944</strong>. Modell von Faller (Easy Models 36355)<br />
OPERATION »OVERLORD« VOR 70 JAHREN IM MODELLBAU<br />
Was bieten die Hersteller zum D-<strong>Day</strong>?<br />
Die Landung in der Normandie im Morgengrauen<br />
des <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong> beschäftigt die<br />
Wissenschaftler, Historiker und auch Modellbauer<br />
nach wie vor. Das haben die Hersteller<br />
wieder zum Anlass genommen, 2014 zum<br />
70. Jahrestag des D-<strong>Day</strong> verschiedene Bausätze<br />
mit neuen Markierungen oder auch komplett<br />
neue Kits auf den Markt zu bringen.<br />
Ebenso gibt es auf dem Fertigmodellsektor einige<br />
gute Flugzeugmodelle, die wir Ihnen<br />
hier auszugsweise vorstellen wollen.<br />
Auf der Spielwarenmesse und in den Katalogen<br />
waren die D-<strong>Day</strong>-Neuheiten im Modell<br />
oder als Deckelbild zu sehen. Die Firmen<br />
Airfix und Italeri warten mit einer großen<br />
Vielfalt von Modellen zu Wasser, zu Land Peter Lauerbachs Spitfire Mk.IXc PT396/EJ-C von Pacific Coast Models (32005) in 1:32 mit den<br />
und in der Luft auf. Die Engländer kündigen D-<strong>Day</strong>-Streifen aufgemalt, geflogen von Wg. Cdr. Jack Charles, RCAF, OC Tangmere Wing, <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong><br />
Kommt von Italeri: Stirling Mk.IV glider tug/<br />
paratroop transport in 1:72 (1350) Foto Italeri<br />
Angekündigt für 2014 in 1:48: die Hawker<br />
Typhoon Mk.I von Italieri (2734) Foto Italeri<br />
In Auslieferung: AS.51 Horsa mit Fallschirmjägern<br />
von Italeri in 1:72 (1356) Foto Italeri<br />
Alle Fotos, soweit nicht anders angegeben, Othmar Hellinger<br />
56
Für Dioramenfreunde:<br />
D-<strong>Day</strong><br />
The Air Assault in<br />
1:72 (A50157)<br />
mit Kleber, Pinsel<br />
und Farben<br />
Foto Airfix<br />
Eine ganze Sonderpackung<br />
von Heller in 1:72 (53007)<br />
zum Thema Landung in der<br />
Normandie Foto Heller<br />
Die Douglas Dakota C-47A/D Skytrain<br />
(Airfix, 1:72, A08014), wird bald<br />
aus neuen Formen erscheinen Foto Airfix<br />
Aus Liebe<br />
zum Detail<br />
Das Hammermodel<br />
2014 von Airfix:<br />
die neue Hawker<br />
Typhoon MKIB im<br />
1:24er-Großmaßstab<br />
(19002) Foto Airfix<br />
die Hawker Typhoon Mk.I in 1:24 für <strong>Juni</strong><br />
2014 an, gefolgt von der Douglas Dakota/<br />
C-47 in 1:72 aus neuen Formen. Als Kleindiorama<br />
kommt das Set »D-<strong>Day</strong> Air Assault«<br />
mit einer Typhoon, dem RAF Vehicle<br />
Set und Figuren in 1:72 in die Läden. Die Italiener<br />
bringen neben einer Typhoon Mk.I in<br />
1:48 den AS.51 Horsa Lastensegler mit Fallschirmjägern<br />
in 1:72 bei der »Pegasus-Brückenaktion«<br />
und die Short Stirling Mk.IV als<br />
Schleppflugzeug für die Segler in 1:72 heraus.<br />
Der französische Hersteller Heller fügt<br />
verschiedene D-<strong>Day</strong>-Einzelsets zum Jahrestag<br />
in einer Großpackung zusammen. Revell<br />
hat eine P-51D Mustang (04148) in 1:72 und<br />
in 1:48 eine P-51C (04872) im Programm. Die<br />
in die Jahre gekommene und durchaus noch<br />
gute de Havilland Mosquito Mk.IV (04758)<br />
in 1:32 wird heuer wieder aufgelegt. Im Fertigmodellsektor<br />
gibt es zahlreiche Modelle,<br />
die von der Firma Easy Models aus Fernost<br />
stammen. Optisch besonders reizvoll: Sie<br />
werden in einer attraktiven Verpackung mit<br />
Displayständer geliefert. Die Oberflächengravuren<br />
und -details sind ansprechend und<br />
der Farbauftrag fein ausgeführt, ebenso die<br />
Markierungen. Die Propeller sind drehbar.<br />
Der Preis der Flugzeugmodelle liegt bei zirka<br />
zehn Euro pro Stück. Zu beziehen sind<br />
Fertigmodelle und Bausätze über den einschlägigen<br />
Handel.<br />
Othmar Hellinger<br />
Hawker Typhoon der 193 Squadron<br />
der RAF im August <strong>1944</strong>. Modell von<br />
Glow2b (Easy Models 36512)<br />
Jeden Monat<br />
neu am Kiosk!<br />
Eine P-47D 30-RA Thunderbolt der 531 Fighter<br />
Squadron, 406 Figther Group aus dem Jahr<br />
<strong>1944</strong>. Modell von Faller (Easy Models 37286)<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
Online blättern oder<br />
Testabo mit Prämie unter:<br />
www.modellfan.de/abo<br />
www.flugmodell-magazin.de/abo
MODELLBAU<br />
Die Fokker E.II 69/15, wie sie auf einem<br />
Feldflugplatz der Feldfliegerabteilung 53<br />
im Sommer 1915 zu sehen gewesen wäre<br />
FOKKER E.II EARLY VON WINGNUT WINGS IN 1:32<br />
Eindecker – keine einfache Verspannung<br />
Nach der Albatros D.III von Roden in 1:32 perfekte Lackierung der Einzelteile, Baugruppen<br />
und des fertigen Modells wirklich die nöpelten<br />
Innendurchmesser der Verspannung<br />
Nylonschnur eine Messinghülse mit dem dop-<br />
(siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 7/2013)<br />
reizte nach Inaugenscheinnahme des Anfang<br />
2013 neu erschienenen Kits der Fokker E.II &<br />
E.III den Modellbauer Guido Veik der sofortige<br />
Bau. Der Karton ist mit schönen und gratfrei<br />
gefertigten Bauteilen bestückt, die in mittelgrauem<br />
und transparentem Kunststoff auf<br />
sieben Spritzgussrahmen verteilt sind. Dazu<br />
gesellen sich eine Ätzteilplatine für die Sitzgurte<br />
sowie das MG und perfekt gedruckte<br />
Abziehbilder von Cartograf.<br />
Vorab ist zu bemerken, dass aufgrund der<br />
sehr guten Passgenauigkeit die Teile auch ohne<br />
Kleber halten würden. Somit kann auf die<br />
tige Zeit verwendet werden. Der farbig gestalteten<br />
Anleitung folgte Guido Veik genau, da sie<br />
sinnvoll in sieben Abschnitte aufgebaut ist. Für<br />
detailversessene Modellbauer sind die Originalbilder<br />
im Manual äußerst hilfreich.<br />
Veik begann mit dem für heutige Begriffe<br />
sehr spartanischen Cockpit, das alle wesentlichen<br />
Teile wie Flugzeugführersitz, Tank, Hülsenauffangbehälter<br />
und einzelne Instru mente<br />
enthält. Im Innenraum wurde mit Anglerschnur<br />
der Stärke 0,14 Millimeter und Hülsentechnik<br />
verspannt. Bei dieser Technik handelt<br />
es sich um einen Eigenbau, indem auf die<br />
aufgeschoben wird. Am Endpunkt wird der<br />
Spanndraht durch eine Bohrung oder eine<br />
selbst gefertigte Kupferöse geführt und die<br />
Hülse wieder zurückgeschoben. Wenn dies<br />
auf beiden Seiten geschehen ist, kann man den<br />
Spanndraht perfekt mit der nötigen Belastung<br />
spannen. Wenn alle Spanndrähte einer Baugruppe<br />
eingezogen sind, können die Drähte<br />
in den Hülsen verklebt werden – aber immer<br />
auf die Spannung achten. Diese Arbeitsweise<br />
ermöglicht eine Korrektur der kompletten Verspannung<br />
inklusive des Flügelausrichtens.<br />
Der weitere Bau der Fokker ist problemlos. Als<br />
Detailaufnahme<br />
vom Oberursel-<br />
U.1-Umlaufsternmotor<br />
und Germania-Holzpropeller<br />
Fertig lackierte und gealterte Bauteile vor dem Zusammenbau und der<br />
Verspannung<br />
Foto Guido Veik<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Othmar Hellinger; Modell Guido Veik<br />
58
Eine Legende meldet sich ab! Die<br />
Bundesluftwaffe verabschiedete<br />
ihre letzten F-4 Phantom in den<br />
Ruhestand. In der neuen<br />
Ausgabe von ModellFan,<br />
die jetzt am Kiosk<br />
liegt, setzen wir der<br />
Phantom ein kleines<br />
Denkmal.<br />
Das fertige Cockpit, aber der Flugzeugführersitz<br />
noch ohne Gurte<br />
Foto Guido Veik<br />
Tank mit Hülsenauffangkasten, Instrumenten<br />
und rechts mit Cockpitrückwand Foto Guido Veik<br />
Detailansicht der<br />
Verspannung, Bewaffnung<br />
und der<br />
tollen Hammerschlaglackierung<br />
der Metallteile<br />
einzige »kleine Schwachstelle« ist der Lederwulst<br />
um die Cockpitöffnung anzusehen, die<br />
ein wenig Spachtelmasse benötigt. Nachdem<br />
alles fertiggestellt war, begann der Modellbauer<br />
mit der Lackierung. Als Bayer kam nur<br />
eine der zwei bayerischen Versionen in Betracht.<br />
Das Modell von Guido Veik zeigt die<br />
Maschine von Kurt von Crailsheim, der diese<br />
E.II 69/15 im<br />
Oktober 1915 bei<br />
der Feldfliegerabteilung<br />
53 an der<br />
Westfront flog. Er<br />
verwendete die angegebenen Tamiya-Farbtöne.<br />
Die Decals lassen sich hervorragend aufbringen<br />
und passen sich der Oberflächenkontur<br />
gut an.<br />
Wingnut Wings hat mit der Fokker eine gelungene<br />
Reihe des Eindeckers herausgebracht<br />
und es wird auch nicht sein letztes Modell dieses<br />
Typs sein. Othmar Hellinger/Guido Veik<br />
Modellbau-News<br />
REVELL: VALOM<br />
Bla Fouga blalddflalsd Magister flasd CM.170R<br />
und CM.170 in 1:72 (Kit:<br />
REVELL: 72084 bzw. 72083). An -<br />
Bla fang blalddflalsd des Jahres flasd kamen<br />
zwei interessante Bausätze<br />
aus Tschechien heraus. Die<br />
beiden Fouga-Magister-Kits sind recht gut gefertigt<br />
und zeigen feine Oberflächendetails und -gravuren.<br />
Zudem sind noch Ätz- und Resin-Teile zur Ver -<br />
feinerung enthalten. Mit den Decals lassen sich<br />
jeweils zwei Maschinen bauen. Preis: je 17,50 €<br />
ACADEMY/ACADEMY-EUROPE<br />
F-4C Phantom II »Vietnam<br />
War« in 1:48 (Kit: 12294).<br />
Die koreanische Firma<br />
bringt das berühmte<br />
Schlachtross in der USAF-<br />
Aufmachung auf den<br />
Markt. Die Bauteile sind in drei verschiedenen<br />
Farben plus Klarsichtteile ausgeführt. Der Rumpf<br />
kommt gespritzt in einem Teil. Alle Modellober -<br />
flächen weisen feine Gravuren auf. Die Decals<br />
beschränken sich aber nur auf eine Maschine der<br />
8. TFW. Preis: 46,90 €<br />
TRUMPETER/FALLER<br />
US T-38A Talon in 1:48<br />
(Kit: 02852). Der Hersteller<br />
aus China bringt aus<br />
neuen Formen den be -<br />
kannten Überschalltrainer<br />
in die Läden. Die Teile des Kits besitzen recht<br />
gute Oberflächengravuren und ein gut eingerichtetes<br />
Cockpit. Ein Ätzteilbogen mit Gurten und<br />
anderen Dingen ist ebenfalls enthalten. Mit den<br />
tollen Decals lassen sich zwei Talons bauen. In<br />
der Rumpflänge ist diese T-38A etwas zu lang<br />
geraten. Preis: 21,99 €<br />
EDUARD<br />
DH.2 »Striped Down«<br />
Limited Edition in 1:48<br />
(Kit: 1185). Die Tsche -<br />
chen liefern ein limi -<br />
tiertes Modell des<br />
englischen Jagddoppeldeckers,<br />
der komplett als »stripped down«-<br />
Modell gebaut werden kann. Dafür liegen einige<br />
Ätzteilplatinen bei. Für den technisch begeisterten<br />
Modellbaukollegen eine große Herausforderung.<br />
Preis: 39,99 €<br />
CYBERHOBBY/DRAGON<br />
Bf 109 E-7 Trop in<br />
1:32 (Kit: 3223). Die<br />
Firma aus Fernost<br />
schlägt wieder mit<br />
einer Tropen-Version<br />
der »109« zu. Der neue<br />
Kit des Messerschmitt-<br />
Jägers kommt mit detailliertem Cockpit, Motor -<br />
imitation, separaten Ruderflächen und Ätzteilen.<br />
Die Teile besitzen tolle Oberflächenstrukturen und<br />
weisen feine Gravuren auf. Mit den Decals lassen<br />
sich zwei Wüsten-109 bauen. Preis: 47,99 €<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
59
Markt<br />
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Luftfahrt-Archiv Hafner Salonallee 5 71638 Ludwigsburg<br />
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Infanteriestraße 11a, 80797 München oder per Email an<br />
irina.doerrscheidt@verlagshaus.de<br />
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60
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Mannertstr. 22<br />
80997 München<br />
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und der He 162<br />
188 Seiten, 169 Fotos, 4 Karten, fest gebunden, Großformat<br />
ISBN 978-3-86933-080-8 38,50 €<br />
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Spannweite: ca. 70 cm; Länge Spannweite: ca. 59 cm ca. 70 cm; Länge ca. 59 cm<br />
99 €<br />
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Best-Nr.: JSI60026<br />
99 €<br />
Länge ca. 67,9 cm<br />
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<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
61
TERMINE / MUSEUMSTIPP<br />
TERMINE 2014<br />
FÜR DEUTSCHLAND,<br />
ÖSTERREICH UND SCHWEIZ<br />
MAI<br />
20.–25. Mai<br />
ILA Berlin Air Show, Messe für Luft &<br />
Raumfahrt, Flughafen Berlin Schönefeld,<br />
www.ila-berlin.de<br />
23.–25. Mai<br />
Klassikwelt am Bodensee, Messe Friedrichshafen,<br />
www.klassikwelt-bodensee.de<br />
29. Mai<br />
Fliegerfest, Verkehrslandeplatz Schwäbisch<br />
Hall/Weckrieden, www.lsv-sha.de<br />
29. Mai–1. <strong>Juni</strong><br />
Flugtag, Sonderlandeplatz Laucha,<br />
www.lsv-laucha.de/termine/flugtag<br />
30. Mai–1. <strong>Juni</strong><br />
Militärhistorisches Treffen/Flugtag,<br />
Verkehrslandeplatz Großenhain,<br />
www.grossflugtage.de<br />
31. Mai/1. <strong>Juni</strong><br />
2. Oldtimer- und Luftfahrtfestival<br />
»Mobile Legenden«, Eutingen,<br />
www.mobile-legenden.de<br />
JUNI<br />
7.–9. <strong>Juni</strong><br />
Tag der offenen Tür, Verkehrslandeplatz<br />
Ailertchen, www.fsv-ailertchen.de<br />
1<strong>6.</strong>–27. <strong>Juni</strong><br />
NATO Tiger Meet, Taktisches Luftwaffengeschwader<br />
51, Fliegerhorst Schleswig/Jagel,<br />
www.natotigers.org<br />
19.–22. <strong>Juni</strong><br />
Flugtage, Sonderlandeplatz Kehl-Sundheim,<br />
www.kehler-flugtage.de<br />
27.–29. <strong>Juni</strong><br />
31. Pipertreffen PA-18/J3, Rendsburg-<br />
Schachtholm, www.Pipertreffen2014.de<br />
28./29. <strong>Juni</strong><br />
Flugtage, Sonderlandeplatz Allstedt,<br />
www.allstedt-flugplatz.de<br />
JULI<br />
4./5. Juli<br />
Flugtage, Verkehrslandeplatz Altenburg-<br />
Nobitz, www.grossflugtage.de<br />
12./13. Juli<br />
Fly-In, Deutsches Museum –<br />
Flugwerft Schleißheim,<br />
Sonderlandeplatz Oberschleißheim,<br />
www.deutsches-museum.de/flugwerft<br />
12./13. Juli<br />
Cessna-Treffen, Verkehrslandeplatz Jena-<br />
Schöngleina, www.flugplatz-jena.de<br />
5. Juli<br />
Int. DC-3 Fly-In, Flughafen Salzburg/Österreich,<br />
www.dc-3flyin.com/wp<br />
2<strong>6.</strong>/27. Juli<br />
Flugtag, Segelfluggelände Uslar,<br />
www.segelflug.de/vereine/uslar<br />
AUGUST<br />
2./3. August<br />
Flugplatzfest, Sonderlandeplatz<br />
Bad Frankenhausen,<br />
www.aeroclub-frankenhausen.de<br />
8.–10. August<br />
Flugtage, Verkehrslandeplatz Bautzen,<br />
www.flugtage-bautzen.de<br />
23. August<br />
Hunterfest, St. Stephan/Schweiz,<br />
www.hunterverein.ch<br />
23. August<br />
Tag der offenen Tür beim Jagdgeschwader<br />
73 mit Flugvorführungen , Fliegerhorst<br />
Laage, www.airshow-laage.de<br />
29.–31. August<br />
30. Internationale Furtwanger Antik-Uhrenbörse<br />
in den Räumen der Hochschule<br />
Furtwangen, www.antik-uhrenboerse.eu<br />
30./31. August<br />
AIR 14 Teil I – 100 Jahre Schweizer<br />
Luftwaffe, Fliegerhorst Payerne/Schweiz,<br />
www.lw.admin.ch/internet/luftwaffe/de/<br />
home/themen/100jahre.html<br />
SEPTEMBER<br />
<strong>6.</strong>/7. September<br />
Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Wershofen/<br />
Eifel, www.flugtag-wershofen.de<br />
<strong>6.</strong>/7. September<br />
Flugtag, Verkehrslandeplatz Pirmasens,<br />
www.flugtag-pirmasens.de<br />
<strong>6.</strong>/7. September<br />
AIR 14 Teil II – 100 Jahre Schweizer Luftwaffe,<br />
Fliegerhorst Payerne/Schweiz,<br />
www.lw.admin.ch/internet/luftwaffe/de/<br />
home/themen/100jahre.html<br />
OKTOBER<br />
25. Oktober<br />
37. Internationale Flugzeug-Veteranen-<br />
Teile-Börse, Technik Museum Speyer,<br />
Peter Seelinger, pseelinger@t-online.de<br />
EUROPA<br />
JUNI<br />
3.–9. <strong>Juni</strong><br />
Internationales DC-3/C-47 Treffen,<br />
Cherbourg-Maupertus, Frankreich,<br />
www.daksovernormandy.com<br />
7./8. <strong>Juni</strong><br />
Oldtimer Airshow, La Ferte Alais/Cerny,<br />
Frankreich, www.ajbs.fr<br />
20./21. <strong>Juni</strong><br />
Airshow, Gilze Rijen Airbase, Niederlande,<br />
www.defensie.nl/luchtmachtdagen<br />
21./22. <strong>Juni</strong><br />
Airshow, Flughafen Vaernes-Trondheim/<br />
Norwegen, www.varnesairshow.no<br />
22. <strong>Juni</strong><br />
Airshow – 100 Jahre Militärluftfahrt, Karup<br />
Air Base, Dänemark, www.danishairshow.dk<br />
27.–29. <strong>Juni</strong><br />
Internationale Airshow, Rom, Italien,<br />
www.romaairshow.net<br />
JULI<br />
12./13. Juli<br />
Flying Legends Airshow, Duxford/<br />
Großbritannien, www.iwm.org.uk<br />
12./13. Juli<br />
Royal International Air Tattoo (RIAT), RAF<br />
Fairford/Großbritannien, www.airtattoo.com<br />
14.–20. Juli<br />
Farnborough International Airshow, Farnborough/Großbritannien,<br />
www.farnborough.com<br />
AUGUST<br />
9./10. August<br />
Internationale Airshow, Oulu/Finnland,<br />
www.tourdesky.fi<br />
15.–17. August<br />
Oldtimer Fly-In, Schaffen-Diest/Belgien,<br />
http://flyin.dac.be<br />
SEPTEMBER<br />
<strong>6.</strong>/7. September<br />
The Duxford Airshow, Duxford/Großbritannien,<br />
www.iwm.org.uk<br />
<strong>6.</strong>/7. September<br />
CIAF Airshow, Hradec Kralove/Tschechien,<br />
www.airshow.cz<br />
21. September<br />
Luftfahrtbörse, Flughafen Strasourg-<br />
Entzheim/Frachtgebäude/Frankreich,<br />
www.aileshistoriquesdurhin.fr<br />
OKTOBER<br />
11. Oktober<br />
Herbst Airshow, Duxford/Großbritannien,<br />
www.iwm.org.uk<br />
WELTWEIT<br />
ACHTUNG<br />
NEUES DATUM<br />
JULI<br />
28. Juli–3. August<br />
EAA AirVenture Oshkosh, Wittman Regional<br />
Airport, Wisconsin/USA, www.airventure.org<br />
AUGUST<br />
8.–10. August<br />
Airshow, Abbotsford/Kanada,<br />
http://abbotsfordairshow.com<br />
SEPTEMBER<br />
10.–14. September<br />
Airrace, Reno, Nevad/USA, www.airrace.org<br />
Alle Angaben sind ohne Gewähr.<br />
Kurzfristige Änderungen treten häufig ein,<br />
eventuell beim Veranstalter nachfragen!<br />
Sie planen eine Veranstaltung?<br />
Teilen Sie uns diese bitte möglichst frühzeitig mit:<br />
Fax: 0951/4 28 23, E-Mail: janluftfahrt@aol.com,<br />
Alexander Nüßlein, janluftfahrt.de<br />
BÜCHER<br />
Horten Ho 229<br />
Spirit of Thuringia<br />
The Horten All-Wing Jet Fighter<br />
In englischer Sprache<br />
128 S., über 200 s/w- und<br />
Farbfotos sowie zahlreiche Abbildungen.<br />
Ian Allan Publishing.<br />
ISBN 978-1-903223-66-<strong>6.</strong><br />
Preis: 36,50 €<br />
Bezugsquelle: Sound Tonträger/<br />
Bücher. Tel. 0177/288 29 68.<br />
www.sound-bm.com<br />
A. SHEPELEV UND H. OTTENS<br />
Strahljäger Ho 229<br />
Kaum hat der japanische Modellhersteller<br />
Zokei-Mura einen hochwertigen<br />
Bausatz des Horten »Nurflüglers« angekündigt,<br />
kehrt das schon länger vergriffene<br />
Standardwerk zum Thema in den<br />
Buchhandel zurück. Sehr gut recherchiert<br />
und kompetent verfasst, zeichnet<br />
das Autorenduo die Entwicklungsgeschichte<br />
der Horten »Nurflügler« und<br />
der Ho 229 im Besonderen nach. Sie bleiben<br />
stets auf dem Boden der Tatsachen<br />
und vermeiden die oft üblichen spekulativen<br />
Pfade. Zum Bildmaterial gesellen<br />
sich Plan- und Detailzeichnungen sowie<br />
3-D-Darstellungen. Fazit: perfekte Ergänzung<br />
zum Hightech-Modell! WM<br />
WALTER WAISS<br />
Neues zur Legion Condor<br />
Wiederum interne Fakten und Berichte<br />
zur Legion Condor beinhaltet der zweite<br />
Band dieser Reihe. Aufhänger sind 22<br />
Flugbücher deutscher Piloten und Besatzungen,<br />
um die herum der tägliche<br />
Ablauf des fliegerischen Einsatzes nähergebracht<br />
wird. Ergänzend steht sehr<br />
reichhaltiges, oft unveröffentlichtes Fotomaterial<br />
zur Verfügung. Dabei vermitteln<br />
nicht nur die zahlreichen Flugzeugaufnahmen<br />
einen Eindruck des<br />
über Spanien von deutscher Seite geführten<br />
Luftkrieges. Wenngleich etwas<br />
unstrukturiert, hat die Faktensammlung<br />
für jeden viel zu bieten, der sich ernsthaft<br />
mit der Thematik befasst. WM<br />
Legion Condor<br />
Berichte, Dokumente, Fotos,<br />
Fakten. Band 2<br />
184 S., 152 s/w-Fotos und<br />
zahlreiche Abbildungen. Helios-<br />
Verlag. ISBN 978-3-86933-<br />
108-9. Preis 34,50 €<br />
Bezugsquelle: Fachbuchhandlung<br />
Schmidt.<br />
Tel. 089/70 32 27.<br />
www.christian-schmidt.com<br />
62
Fotos Jan Forsgren<br />
Die Lockheed C-60A Lodestar<br />
gehört zu den größeren Maschinen<br />
in der Ausstellung<br />
Schätze der Luftfahrt im<br />
hohen Norden<br />
Zu den deutschen<br />
Klassikern<br />
gehört<br />
diese Klemm<br />
Kl 35 D<br />
Die schwedische Zivilluftfahrtverwaltung<br />
hat bereits vor über 50 Jahren begonnen,<br />
historische Flugzeuge zu sammeln – zunächst<br />
an mehreren Orten eingelagert. Eine<br />
erste Ausstellung fand bereits in den frühen<br />
1980er-Jahren in einem Terminal des Flugplatzes<br />
Arlanda statt.<br />
Heute umfasst die Sammlung 55 Maschinen,<br />
von denen rund 30 in einer Lagerhalle<br />
am Flugplatz Arlanda zu sehen sind. Ein Teil<br />
der Luftfahrzeuge ist auch an andere schwedische<br />
Luftfahrtmuseen ausgeliehen.<br />
Die Bandbreite der Sammlung reicht von<br />
der Albatros B II aus dem Jahr 1917 bis hin<br />
zum ersten mit GPS ausgerüsteten Flugzeug<br />
vom Typ Glasair. Für deutsche Besucher besonders<br />
interessant sind eine Bücker Bü 131<br />
Jungmann, eine Junkers W 34, das Cockpit<br />
einer frühen Junkers Ju 52/3mce, eine<br />
Klemm Kl 35, eine Rieseler R III, eine französische<br />
Siebel Si 204 A sowie einige Segelflugzeuge<br />
wie DFS Meise, Grunau Baby,<br />
SG 38, Specht oder Bergfalke.<br />
Zu der Kollektion gehören auch noch 30<br />
Flugmotoren und Düsentriebwerke, einige<br />
Fahrzeuge, Ausrüstung, Tausende von Fotografien<br />
und eine große Bücherei.<br />
Am 22. Januar 2014 hat die Schwedische<br />
Transportverwaltung die Sammlung übernommen<br />
mit dem Ziel, langfristig ein größeres<br />
Nationales Ziviles Luftfahrtmuseum daraus<br />
zu machen. Peter W. Cohausz ■<br />
Das eher unscheinbare Museum in einer<br />
Lagerhalle<br />
Checkliste<br />
Adresse:<br />
Besuchsadresse: Kabinvägen, Stockholm-Arlanda<br />
Postadresse: Arlanda Flygsamlingars Vänner<br />
c/o LFV<br />
190 45 Stockholm-Arlanda<br />
Schweden<br />
Tel.: 0046/8/59 36 00 33<br />
E-Mail: arlandasamling@telia.com<br />
Website: www.arlandaflysamlingar.se<br />
Öffnungszeiten:<br />
Dienstag und Donnerstag 10:00–15:00 Uhr,<br />
sonst nach Vereinbarung<br />
Eintritt: vor Ort erfragen<br />
MUSEUMS-TIPP<br />
Von Caen zur Festung Sewastopol<br />
Stationen eines Bordinstrumentenprüfers<br />
in der Luftwaffe 1937–1942<br />
162 S., 206 s/w-Fotos und 55 Abbildungen.<br />
Helios-Verlag. ISBN 978-3-<br />
86933-110-2. Preis: 34,00 €<br />
Bezugsquelle: Fachbuchhandlung<br />
Schmidt. Tel. 089/70 32 27.<br />
www.christian-schmidt.com<br />
WALTER WAISS<br />
Instrumentenprüfer<br />
Herbert Heise war Bordinstrumentenprüfer.<br />
Seinen militärischen Lebensweg<br />
von 1937 bis Ende 1942 zeichnet dieses<br />
Werk nach. Grundlagen sind das Flugbuch<br />
und Fotoalben Heises – beides<br />
hier erstmals publiziert. Seine Tätigkeit<br />
führte ihn zu diversen Kampfgeschwadern<br />
– so auch nach Sewastopol, Russland,<br />
wo er zufällig den Fall der Festung<br />
miterlebt und fotografiert hat. Der<br />
Großteil der über 200 für das Buch verwendeten<br />
Aufnahmen zeigt freilich die<br />
unterschiedlichsten Flugzeugtypen. Eine<br />
Dokumenten- und Fotosammlung,<br />
deren Anschaffung sich auf jeden Fall<br />
lohnt.<br />
WM<br />
ULRICH A. SEIF<br />
Schlaglichter zu Zeppelin<br />
Anlässlich des 175. Geburtstages des Grafen<br />
Zeppelin widmet sich dieses Buch<br />
insbesondere dem geschichtlichen Umfeld<br />
sowie den politischen Entwicklungen<br />
in seinem Leben und Schaffen. Das<br />
gilt vor allem in Bezug auf seine Luftschiffe<br />
und die mit ihnen verbundenen,<br />
doch oft enttäuschten Hoffnungen. Zwar<br />
haben Layout und Bildausstattung des<br />
Buches den üblich herben Charme einer<br />
wissenschaftlichen Publikation, doch dafür<br />
erschließt sich viel Nachdenkenswertes.<br />
Rein technisch orientierte Leser kommen<br />
hierbei aber sicher weniger auf ihre<br />
Kosten als solche mit weitläufig historischem<br />
Interesse an der Materie. WM<br />
Zum 175. Geburtstag von<br />
Ferdinand Graf von Zeppelin<br />
1838–1917<br />
Betrachtungen und Schlaglichter<br />
zur Geschichte eines württembergischen<br />
Unternehmers<br />
und Hochtechnologiekonzerns<br />
in Krieg und Frieden<br />
193 S., 39 s/w-Abbildungen.<br />
Helios-Verlag. ISBN 978-3-<br />
86933-103-4. Preis 24,00 €<br />
Bezugsquelle: Sound Tonträger/<br />
Bücher. Tel. 0177/288 29 68.<br />
www.sound-bm.com<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
63
OLDTIMER<br />
Wrackbergung<br />
IL-2-FUND AM POLARKREIS<br />
»Schlächter«<br />
aus der Eishölle<br />
Aus der sprichwörtlichen »Versenkung« geholt, kam im Sommer<br />
2012 der Schrecken der deutschen Landser wieder ans Licht: eine<br />
Iljuschin Il-2, genannt »Schlächter« oder auch »Eiserner Gustav«.<br />
Dabei erwies sich das Unternehmen als äußerst riskant – die<br />
Maschine hatte noch Brisantes an Bord<br />
Von Mark Sheppard<br />
64
Langsam wird die Sturmovik ans Ufer gehoben,<br />
nachdem die Unterseite nach noch vorhandenen<br />
Bomben und Raketen untersucht worden ist – eine<br />
RS-132-Rakete musste erst noch abgebaut werden<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
65
OLDTIMER<br />
Wrackbergung<br />
Das anscheinend noch komplette<br />
Cockpit der Il-2 zeigt deutlich die<br />
Auswirkungen des unfreiwilligen<br />
Aufenthalts unter Wasser. Vom<br />
»Arbeitsplatz« des Bordschützen<br />
war nur noch wenig vorhanden,<br />
außer einem Teil der Halterung<br />
für das 12,7-mm-Berezin-MG<br />
Der Mann hinter der Bergung,<br />
Vadim Zadorozhny, Direktor<br />
des Zadorozhny Technical<br />
Museum in Moskau<br />
Fast 70 Jahre schlummerte ein kleiner<br />
»Kriegsschatz« auf dem Grund des Krivoe-Sees.<br />
Aus einer Tiefe von 17 Metern<br />
hob man eine Iljuschin Il-2 Sturmovik (Nr.<br />
1872452), die sich noch in einem recht vollständigen<br />
Zustand befand. Wie zu erwarten,<br />
hatten sich das hintere Rumpfteil und das<br />
Heck total aufgelöst – schließlich lag die Maschine<br />
seit dem 25. November 1943 unter<br />
Wasser.<br />
Dieser »Eiserne Gustav« gehörte zum<br />
4<strong>6.</strong> »Shtourmovoi Aviatsionny Polk« (4<strong>6.</strong><br />
ShAP), dem einzigen Verband der sowjetischen<br />
Marine, der die Il-2 im arktischen Norden<br />
einsetzte. Die sowjetische Führung stellte<br />
diese Einheit 1942 im Bereich des<br />
Schwarzmeeres auf und flog zunächst die<br />
UTI-16 als Nachtbomber, kam jedoch kaum<br />
zum Einsatz – bis sie die Il-2 erhielt und im<br />
Frühjahr 1943 an den Polarkreis verlegte. Zu<br />
ihr gehörte auch die gehobene Sturmovik.<br />
Die Il-2 Nr. 1872452 verließ im Frühjahr 1943<br />
das Werk Zavod 18 in Kuibyschew (heute<br />
Samara). Sie war Teil eines kleineren Loses<br />
von etwa 3300 Maschinen diesen Typs, das<br />
noch die ursprünglichen geraden Tragflächen<br />
mit 5-Grad-Pfeilung besaß und bei dem<br />
die Außenflügel aus Dural bestanden. Spätere<br />
Ausführungen, wie die Il-2 der »Flying<br />
Heritage Collection«, weisen eine Flügelpfeilung<br />
von 15 Grad auf und werden oft<br />
auch als »Pfeil« bezeichnet.<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Mark Sheppard<br />
66
Die Nummer des Seefundes kann aufgeschlüsselt<br />
werden in 18 (Werk), 7 (Modell), 24<br />
(Flugzeugnummer) und 52 (Seriennummer).<br />
Somit wurde diese Il-2 im Werk 18 gebaut, ist<br />
ein Modell 7 (Schlachtflugzeug Il-2) und die<br />
24. Maschine der 52. Baureihe.<br />
Eine Ersatzmaschine?<br />
Sie erhielt einen verbesserten, 1774 PS<br />
starken Mikulin-AM-38F-Motor und als Bewaffnung<br />
ein 7,62-mm-ShKAS-MG in der<br />
Flügelwurzel zusammen mit einer Volkov-<br />
Yartsev VYa-23-mm-Kanone in beiden Flügeln.<br />
Der Bordschütze verfügte über ein<br />
12,7-mm-Berezin UBT-MG. Innen und außen<br />
konnten 400 Kilogramm Bomben, acht RS-<br />
82-Raketen oder vier RS-132-Raketen mitgeführt<br />
werden.<br />
Der Tarnanstrich war noch immer in<br />
Schwarz/Grün gehalten, jedoch in den neueren<br />
Farben AMT-4 Grün, AMT-6 Schwarz und<br />
AMT-7 Hellblau. Die roten Sowjetsterne mit<br />
weißer Umrandung und einer schmäleren roten<br />
befanden sich lediglich an Rumpf, Leitwerk<br />
und Flügelunterseiten.<br />
Es ist nicht bekannt, wann genau diese<br />
Il-2 zur 4<strong>6.</strong> ShAP kam. Es könnte zu dem Zeitpunkt<br />
gewesen sein, an dem der Verband an<br />
den Polarkreis verlegte – allerdings könnte es<br />
sich auch um eine Ersatzmaschine handeln.<br />
Über ihr Einsatzleben ist wenig bekannt,<br />
außer dass sie einige Reparaturstellen aufwies<br />
und als »rote 19« gekennzeichnet war. Eines<br />
ist aber sicher belegt – der Tag ihres Verlustes:<br />
Donnerstag, 25. November 1943, ein schwarzer<br />
Tag für die 4<strong>6.</strong> ShAP und andere zum damaligen<br />
Zeitpunkt am Polarkreis stationierte<br />
sowjetische Verbände.<br />
Angriff im Morgengrauen<br />
Der Verband sollte die Frontlinie bei Titowka,<br />
40 Kilometer westlich Murmansks, und die<br />
Luftwaffenplätze in Kirkenes in Norwegen<br />
und Petsamo in Finnland angreifen. Da der<br />
Einsatz im Morgengrauen stattfand und das<br />
Wetter sehr schlecht war, konnte lediglich Titowka<br />
von einer aus 16 Il-2 der 4<strong>6.</strong> ShAP<br />
bestehenden und von sechs Hurricane, vier<br />
Yak-9, sechs Yak-1 und sechs P-40 begleiteten<br />
Gruppe mit begrenztem Erfolg angegriffen<br />
werden. Zwei Il-2 erlitten durch Flakfeuer Beschädigungen.<br />
Als sich das Wetter besserte, entschied<br />
man, Kirkenes und Petsamo bei Tageslicht anzufliegen.<br />
Die 16 Il-2 der 4<strong>6.</strong> ShAP teilten sich<br />
in zwei Verbände auf.<br />
Der 22 Jahre alte Pilot Valentin Skopintsev,<br />
stehend vor einer Il-2 der 4<strong>6.</strong> ShAP. Interessant<br />
ist der rote Stern an der Propellernabe<br />
Ein gestelltes Foto von Piloten der 4<strong>6.</strong> ShAP bei der Einweisung.<br />
Bemerkenswert: die etwas heruntergekommene Il-2 und<br />
die extrem kleinen Einlassöffnungen des gepanzerten Kühlers<br />
Die Iljuschin Il-2 Sturmovik Nr. 1872452<br />
der 4<strong>6.</strong> ShAP, in den Farben, die sie trug,<br />
als sie am 25. November 1943 von Valentin<br />
Skopintsev und seinem Bordschützen<br />
Vladimir Gumennoy geflogen wurde<br />
Zeichnung Juanita Franzi/Aeroillustrations.com<br />
Skopintsev mit seinem Bordschützen Gumennoy<br />
hinter ihm. Dessen Hemd zeigt, dass die<br />
4<strong>6.</strong> ShAP eine Marineeinheit war<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
67
OLDTIMER<br />
Wrackbergung<br />
Wieder auf dem Trockenen, wartet die Sturmovik Nr.<br />
1872452 auf die Reise zu Aviarestoration nach Nowo -<br />
sibirsk, wo sie in flugtüchtigen Zustand restauriert wird<br />
Die von Evdokimov geführte erste Gruppe<br />
(acht Il-2) hatte eine Entfernung von 152<br />
Kilometern beziehungsweise eine 40-minütige<br />
Flugzeit bis zum Ziel und griff quer dazu<br />
von Nordosten nach Südwesten an, wendete<br />
und flog erneut von West nach Ost an, bevor<br />
sie in Richtung Heimat abdrehte.<br />
Schwarzer Tag für die Rote Armee<br />
Die von Gulyaev geführte zweite Gruppe<br />
musste eine Entfernung von 100 Kilometern<br />
überwinden und sollte quer zum Ziel von Ost<br />
nach West angreifen, um 180 Grad drehen<br />
und erneut anfliegen, bevor sie nach Hause<br />
zurückkehrte. Zu dieser Gruppe gehörte auch<br />
die Il-2 Nr. 1872452.<br />
Die beiden Petsamo angreifenden Gruppen<br />
begleiteten sechs P-40 der 27. IAP, 14 Yak-1<br />
der 20. IAP und sechs Hurricane der 78. IAP.<br />
Gleichzeitig griffen zwölf Pe-2-Sturzbomber,<br />
in Begleitung von zwölf P-39 der 255. IAP und<br />
sechs Yak-9, den Flugplatz in Kirkenes an.<br />
Es scheint, dass die Petsamo angreifende<br />
Gruppe auf mehr als 25 Bf 109 G der III./JG 5<br />
traf (III./JG 5, bestehend aus Stab, 7., 8. und<br />
9. Staffel). Den Iljuschin-2 gelang es, ihr Ziel<br />
zu erreichen und nach den Unterlagen mit<br />
100-kg-Sprengbomben, 100-kg-Brandbomben,<br />
ROFS-132 und RS-82-Raketen sowie mit<br />
Bordkanonen zu belegen.<br />
Deutsche Abschusszahlen für den 25. November 1943<br />
OLt H. Ehrler Stab III./JG 5, zwei Il-2, zwei P-40<br />
Lt F. Dorr 7./JG 5 eine Il-2, eine P-40<br />
Lt K-H.Vogel 7./JG 5 eine Il-2, eine P-40 und eine Hurricane (obwohl<br />
keine Hurricane als Verlust gemeldet wurde)<br />
Fw A. Beth 7./JG 5 zwei Il-2<br />
Fw A. Beth 8./JG 5 zwei Il-2<br />
Hptm H. Schmidt 9./JG 5 eine Il-2, eine P-40<br />
Zehn weitere Piloten meldeten je einen Abschuss.<br />
meldeten acht weitere Luftsiege. Die offiziellen<br />
Verluste der Luftwaffe umfassen lediglich<br />
eine leicht beschädigte Fw 190A-3 der 14./(Jabo)/JG<br />
5.<br />
An diesem Tag flogen der 22-jährige Pilot<br />
Valentin Skopintsev und sein Bordschütze<br />
Vladimir Gumennoy, die bereits an dem Morgenangriff<br />
beteiligt waren, die Iljuschin Il-2<br />
Nummer 1872452. Munitioniert war die<br />
»1872452« mit zwei FAB-100- und zwei ZAP-<br />
Bilanz: zehn Luftwaffenflugzeuge am Boden<br />
und sechs Flak-Stellungen zerstört.<br />
Die 4<strong>6.</strong> ShAP gab folgende Bilanz für diesen<br />
Angriff ab: Zehn Luftwaffenflugzeuge am<br />
Boden und sechs Flakstellungen zerstört. Des<br />
Weiteren 26 Brände ausgelöst und fünf Bf 109<br />
von Il-2 abgeschossen. Die Begleitflugzeuge<br />
100-Bomben in den Flügelbombenschächten<br />
sowie mit je zwei RS-132- und RS-82-Raketen.<br />
Es war erst der dritte Einsatz des im Oktober<br />
angekommenen Piloten und der zweite des<br />
Bordschützen.<br />
Beim ersten Anflug auf den Platz gelang es<br />
Skopintsev, Bodenziele zu beschießen und seine<br />
Bomben abzuwerfen – bevor er wendete<br />
und ein zweites Mal angriff. Dabei erhielt er<br />
Treffer von einer deutschen 20-mm-Flak, die<br />
die Lichtmaschine zerstörten; außerdem mussten<br />
die linke Tragfläche, die linken Landeklappen<br />
und der dazugehörige Stellmotor, ein Munitionsbehälter<br />
für 23-mm-Munition sowie<br />
das rechte Querruder Treffer einstecken.<br />
Da Skopintsev danach weder seine Raketen<br />
abfeuern noch seine Bordkanonen benut-<br />
68
Bomben und Raketen<br />
sind nur selten<br />
eine angenehme<br />
Überraschung<br />
beim Bergen von<br />
Flugzeugen. Als<br />
die Sturmovik auf<br />
dem Eis landete,<br />
hing diese RS-<br />
132-Rakete noch<br />
immer an der<br />
Startschiene unter<br />
dem Flügel. Ohne<br />
Generator/Strom<br />
konnte sie der Pilot<br />
nicht mehr abfeuern<br />
Eine beträchtliche<br />
Menge 23-mm-Munition<br />
für die Kanone im<br />
Außenflügel war noch<br />
immer vorhanden<br />
Nicht nur irgendeine Nummer, sondern die unverzichtbare<br />
Identifizierungsnummer des Flugzeuges,<br />
1872452, mit Schablone vorne auf der<br />
linken Fahrwerksgondelspitze angebracht<br />
Etwas verölt, aber ansonsten so gut wie neu: der<br />
1774-PS-Motor Mikulin AM-38F der Sturmovik<br />
zen konnte, drehte er ab und machte sich auf<br />
den Rückflug nach Veanga-2. Dabei griffen<br />
ihn jedoch Bf 109 an und die Il-2 erhielt weitere<br />
Treffer in der rechten Flügelwurzel und<br />
Gumennoy wurde verwundet.<br />
Bauchlandung auf dem gefrorenen See<br />
Sie überstanden zwar noch den Rückflug mit<br />
»schwammig« reagierendem Motor, doch Skopintsev<br />
erkannte, dass sie den Platz nicht mehr<br />
erreichen konnten, und feuerte ein Notsignal<br />
ab. Bei einbrechender Dunkelheit, ohne Landeklappen<br />
und mit eingefahrenem Fahrwerk<br />
blieb ihm nur die Möglichkeit, eine Bauchlandung<br />
auf dem teilweise zugefrorenen See zu<br />
versuchen. Ein gewagtes Unterfangen.<br />
Die Il-2 landete mit 200 km/h und schlitterte<br />
über den See, bevor sie schließlich zum<br />
Stehen kam. Es war außerordentlich gefährlich<br />
wegen der unter den Tragflächen hängenden<br />
Raketen. Skopintsev gelang es, seinen<br />
verwundeten Bordschützen aus der Maschine<br />
zu befreien und ans Ufer zu bringen, bevor<br />
die Il-2 im Eis einbrach und versank. Inzwischen<br />
war es dunkel geworden und Skopintsev<br />
trug seinen verwundeten Kameraden<br />
durch die kalte arktische Nacht zurück zu<br />
dem drei Kilometer entfernten Platz. Dies<br />
kann als indirekter Abschuss der Luftwaffe<br />
gewertet werden – schließlich war die Maschine<br />
nun verloren.<br />
Hinzu kamen die direkten Erfolge der<br />
Deutschen: Insgesamt meldete die III./JG 5<br />
den Abschuss von 13 Il-2 und zwölf Begleitflugzeugen<br />
(neun P-40 und je eine P-39, Yak-7<br />
und Hurricane). Fast alle der Luftkämpfe mit<br />
Begleitflugzeugen fanden nach den Aufzeichnungen<br />
in einer Höhe von ungefähr<br />
700 Metern statt, während sich die Verluste<br />
von Il-2 bei Flughöhen zwischen zehn und<br />
50 Metern über der Tundra ereigneten. Die<br />
deutschen Flakeinheiten meldeten ebenfalls<br />
sieben Il-2-Abschüsse … für die Russen ein<br />
schwarzer Tag.<br />
Die tatsächlichen Verluste betrugen allerdings<br />
»nur« vier Il-2 von jeder Gruppe – ein<br />
Verlust von 50 Prozent des angreifenden Verbands,<br />
einschließlich Skopintsevs Il-2. Ebenfalls<br />
verloren gingen sieben Begleitflugzeuge<br />
(vier P-40, eine Yak-7 und zwei P-39).<br />
Die Il-2 soll wieder fliegen<br />
Eine weitere Il-2 und eine Yak-9 beschädigten<br />
sich bei ihren Bauchlandungen. Es war der<br />
höchste Tagesverlust der 4<strong>6.</strong> ShAP im ganzen<br />
Russlandfeldzug.<br />
Valentin Skopintsev flog insgesamt 51 Einsätze,<br />
kam dann zu einer Ausbildungseinheit,<br />
schied 1946 infolge seiner im Krieg erlittenen<br />
Verwundungen bei den sowjetischen Marinefliegern<br />
aus und verstarb im Jahr 199<strong>6.</strong><br />
Aviarestoration in Novosibirsk in Sibirien<br />
plant derzeit, die Iljuschin-2 bis zum 70. Jahrestag<br />
der Einsätze in Petsamo und Kirkenes<br />
vom Herbst <strong>1944</strong> in flugtüchtigen Zustand<br />
zu restaurieren.<br />
■<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
69
ZEITGESCHICHTE<br />
Curtiss H-1 »America«<br />
Gedacht zur Völkerverständigung,<br />
bestimmt<br />
zum Militäreinsatz:<br />
Curtiss H-1 »America«<br />
DER FRIEDENSENGEL WIRD U-BOOT-JÄGER<br />
»America« trifft E<br />
Als 1914 der österreichisch-ungarische Thronfolger einem Attentat zum Opfer fällt, wird<br />
nicht nur der Frieden in Europa beerdigt. Das Ereignis bedeutet auch das Ende eines<br />
Fernfluges, der zwei Kontinente miteinander hätte verbinden sollen Von Stefan Bartmann<br />
Dabei hatte es Rodman Wanamaker<br />
doch so gut gemeint! Der Sohn des<br />
millionenschweren Kaufhauskönigs<br />
aus Philadelphia finanziert das Projekt. Er<br />
will ein Flugzeug auf die Reise von Amerika<br />
nach Großbritannien schicken – als Erinnerung<br />
an den 100 Jahre währenden Frieden<br />
zwischen den USA und ihren einstigen Kolonialherren.<br />
Und mit Flugpionier Glenn<br />
Curtiss findet er 1913 einen couragierten Firmenchef,<br />
der seinen guten Namen mit dem<br />
Vorhaben zu verbinden wagt.<br />
Die ersten einsatzfähigen Flugboote der<br />
US Navy kommen aus Curtiss’ Flugzeug-<br />
werk in Hammondsport, Staat New York.<br />
Doch die Maschine, die den Atlantik bezwingen<br />
könnte, muss erst konstruiert werden.<br />
Mit 22 Meter Spannweite wird es das bisher<br />
größte in den USA gebaute Flugzeug.<br />
Die erforderlichen Leistungsdaten für die<br />
Zweimot sind erschreckend. Praktisch läuft es<br />
auf einen gut 3000-Kilometer-Flug von Neufundland<br />
nach Irland hinaus, der innerhalb<br />
von 72 Stunden bewältigt werden muss. So<br />
will es Lord Northcliffe, Herausgeber der<br />
Londoner »Daily Mail«, der 1913 die Summe<br />
von 10 000 Pfund für den Atlantiksprung auslobt.<br />
Später erkennt man, dass der Trip ohne<br />
Zwischenlandungen nicht zu schaffen sein<br />
wird. Darum soll auf den Azoren nachgetankt<br />
werden. Dann will man weiter ins spanische<br />
Vigo, um schließlich im englischen Plymouth<br />
anzukommen.<br />
Curtiss sagt, alles, was er jetzt brauche, sei<br />
»Geld, Mathematik und einen starken Motor«.<br />
Und einen guten Konstrukteur. Vom britischen<br />
Flugzeugbauer Sopwith wirbt er einen<br />
der besten Leute ab: Benjamin Douglas<br />
Thomas, auf dessen Zeichenbrett bald die berühmte<br />
JN-4 »Jenny« entstehen wird.<br />
Um die Symbolkraft des Fluges zu betonen,<br />
sollen ein amerikanischer und ein briti-<br />
70
Eine Art »Rollout«: Der mächtige Rumpf<br />
des Flugboots wird zur Montage an den Keuka Lake gebracht<br />
Bereits das Aufrüsten<br />
der »America« gerät zur Sensation<br />
Geht gründlich daneben: Die Taufe des Curtiss-<br />
Wanamaker-Flugboots entwickelt sich zur Farce<br />
uropa<br />
scher Marineoffizier im Cockpit Platz nehmen.<br />
Aus Großbritannien steht Lieutenant<br />
John Cyril Porte zur Verfügung. Die US Navy<br />
beurlaubt John Towers für das Abenteuer. Im<br />
Herbst 1913 nimmt das Flugboot Formen an.<br />
Erst im Februar 1914 gehen Curtiss und Wanamaker<br />
mit ihrem Projekt an die Öffentlichkeit.<br />
Jetzt gibt es kein Zurück mehr, ohne sich<br />
lächerlich zu machen.<br />
Das Flugboot (und ein identisches Exemplar)<br />
wird als »Model H« geführt. Rodman<br />
Wanamaker entscheidet sich für den griffigeren<br />
Namen »America«. Doch schon die Taufe<br />
am 22. <strong>Juni</strong> 1914 gerät zur Lachnummer:<br />
Lieutenant Porte muss mit roher Gewalt<br />
nachhelfen, um die Champagnerflasche am<br />
Bug zum Platzen zu bringen. Danach findet<br />
Dann kommt auch noch die Weltgeschichte<br />
in die Quere. Es riecht nach Pulverdampf.<br />
der Stapellauf in den Keuka Lake statt. Der<br />
Erstflug der »America« am nächsten Morgen,<br />
zwei Runden über den See, ist ermutigend.<br />
»Stabil wie ein verdammter Felsen«, sagt<br />
Portez ufrieden.<br />
Der Aviatiker<br />
Glenn Curtiss<br />
(1878-1930)<br />
Mit Lieutenant John Cyril Porte<br />
sitzt Englands bester Testpilot<br />
hinter den Zelluloidscheiben<br />
des »America«-Cockpits<br />
Nur: Als man sich ans maximale Abfluggewicht<br />
herantastet, bis die errechnete Tonne an<br />
Kraftstoff erreicht ist, kommt die »America«<br />
nicht mehr vom Wasser los. Auch die V-8-Motoren<br />
leisten höchstens 85 von 100 PS, wie man<br />
jetzt weiß. Andere Probleme stellen sich ein. So<br />
drücken die Motoren beim Rollen die Rumpfnase<br />
unter Wasser. Flossenstummel am Vorderrumpf<br />
sorgen für Abhilfe. Der geplante<br />
Starttermin im Juli ist nicht mehr zu halten.<br />
Dann kommt auch noch die Weltgeschichte<br />
in die Quere. Nach dem Attentat in Sarajevo<br />
am 28. <strong>Juni</strong> riecht es nach Pulverdampf in<br />
Europa. In Curtiss’ Werkstatt wird derweil weiter<br />
an der »America« gebastelt. Als zündende<br />
Idee erweist sich der Einbau eines dritten Motors<br />
mit Zugprop, der wie ein Fremdkörper auf<br />
der oberen Tragfläche hockt. Ganz nebenbei<br />
entsteht so die erste Dreimot der Welt …<br />
Immerhin fliegt das mächtige Flugboot<br />
jetzt mit der benötigten Zuladung. Curtiss:<br />
»Ich kann sie nicht unten halten!« Weil jedoch<br />
der Mittelmotor nur beim Start gebraucht<br />
wird, verursacht er im Reiseflug viel Luftwiderstand,<br />
wie Messungen bestätigen. Somit<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
71
ZEITGESCHICHTE<br />
Curtiss H-1 »America«<br />
Endlich in der Luft: Der Erstflug der »America«<br />
ist kein Problem, …<br />
käme die »America« bestenfalls 1100 Meilen<br />
weit, also rund 2000 Kilometer. Bis zu den<br />
Azoren wird das sehr knapp!<br />
Ende Juli spitzt sich die Kriegsgefahr in<br />
Europa dramatisch zu. In Hammondsport visiert<br />
man den Oktober für den Atlantikflug<br />
an. Die »America« wird abgespeckt. Der Extramotor<br />
soll jetzt über dem Atlantik im Leerlauf<br />
nur sachte mitziehen. Und im Notfall als<br />
Ersatz dienen. Auch die knallrote Farbe des<br />
Flugzeuges hat praktische Bedeutung, wenn<br />
die Sache schief geht. Man hofft, die Maschine<br />
könnte damit besser von Schiffen gesichtet<br />
… doch bei steigendem Abfluggewicht zeigen<br />
sich die Grenzen des Flugboots<br />
werden. Die Kapitäne auf der Nordatlantik-<br />
Route werden entsprechend instruiert …<br />
Der Problemberg scheint gelöst, doch alle<br />
Bemühungen und Planspiele werden hinfällig,<br />
als am 28. Juli 1914 Österreich-Ungarn eine<br />
Kette von Kriegserklärungen auslöst, gerade<br />
einen Monat nach dem Schicksalstag von Sarajevo.<br />
In Europa fallen die Großmächte übereinander<br />
her. Die Welt erwartet einen kurzen<br />
Waffengang bis Weihnachten. Und in Hammondsport<br />
denkt man über eine Verschiebung<br />
des Fluges nach … Doch dazu kommt es nicht<br />
mehr. Der Atlantikflug ist vom Tisch.<br />
Letzte Rettung vor der Blamage. Erst ein dritter<br />
Motor bringt die »America« in die Luft<br />
Beide »Americas« finden dennoch ihren<br />
Weg nach Europa – zerlegt an Bord der »Mauretania«,<br />
die am 30. September in Liverpool<br />
einläuft. Man ahnt, was die Briten damit vorhaben,<br />
und der deutsche Botschafter protestiert;<br />
noch sind die USA neutral. Die Royal<br />
Navy wird mit dem Friedensbotschafter Jagd<br />
auf deutsche U-Boote machen – und bestellt<br />
sogleich ein Dutzend mehr. So begründet das<br />
Curtiss-Wanamaker-Flugboot eine lange Typenreihe<br />
britischer Marine-Flugboote der<br />
»H«-Klasse. Die Royal Navy nennt sie aber<br />
schlicht »The Americas«.<br />
■<br />
GLENN CURTISS: DER WEG ZUR »AMERICA«<br />
Offizieller Erstflug 2008: Die flugfähige »America«-Repro haben ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter des Curtiss-Museums in Hammondsport erstellt<br />
Foto Dave McDonald via Richard Chapman<br />
Glenn Curtiss hat an der stürmischen Entwicklung<br />
des Motorflugs seinen Anteil, zumindest<br />
in den USA. Über den Motorenbau<br />
war er in die Fliegerei geraten, als wichtigster<br />
Mann der 1907 gegründeten »Aerial Experiment<br />
Association« – ohne die verkniffenen<br />
Wrights, versteht sich. Curtiss »verfügt über<br />
den Mut eines Diebes«, soll Wilbur Wright<br />
einmal in verächtlichem Respekt über den<br />
wortkargen Draufgänger gesagt haben.<br />
Im August 1909 holt Curtiss in Reims<br />
den Gordon-Bennett-Cup für Amerika. Am<br />
29. Mai 1910 fliegt er den Hudson-River<br />
hinunter, von Albany nach New York City;<br />
ein wichtiges Datum in Amerikas Luftfahrt.<br />
Als Konstrukteur gelingt ihm 1912 die Kombination<br />
von Flugzeug und Boot – worin sich<br />
seine Leidenschaft für den Wassersport<br />
ausdrückt. Kurz: Curtiss leistet Großes, während<br />
die Wrights und ihre Anwälte ihn mit<br />
millionenschweren Patentklagen (in Sachen<br />
Tragflächenverwindung) überziehen. Der Streit<br />
überschattet auch die Entstehung des Flugbootes<br />
»America«.<br />
Vor Glenn Curtiss empfinden die Amerikaner<br />
bis heute größte Achtung. Das greifbare<br />
Dokument dieser Hingabe findet sich in<br />
Form des »Glenn H. Curtiss-Museum« in Hammondsport<br />
mit seiner exquisiten Sammlung.<br />
Das Museum leistet sich zudem den Luxus<br />
einiger flugtüchtiger Nachbauten mit Originalmotoren<br />
aus Curtiss’ aufregender Pionierzeit:<br />
den »Hudson Flyer«, die A-1-»Triad« (mit Zent -<br />
ralschwimmer) und eben auch das famose<br />
»America«-Flugboot, angetrieben von zwei Curtiss-OXX-6-Motoren<br />
mit 120 PS.<br />
Unbeabsichtigter »Erstflug« während der Rollversuche. Schon bei<br />
38 mph war die »America« in der Luft, so Testpilot Jim Poel<br />
Foto Dave McDonald via Richard Chapman<br />
Das Datenmaterial war dürftig, daher musste<br />
die »America« weitgehend rekonstruiert werden.<br />
Der Rumpf wurde aus Sitka-Spruce und<br />
Esche gefertigt und mit Glasfaser überzogen;<br />
einst wurde hierfür teure Japanseide verwendet.<br />
Im September 2007 brachte man die<br />
Komponenten zum Aufrüsten an den nahen<br />
Keuka Lake. Bis zum ersten öffentlichen Flug<br />
dauerte es dann noch bis September 2008.<br />
Mit ihren flugfähigen Repros hat das Curtiss-Museum<br />
nicht viel Glück gehabt. Bei<br />
den Vorbereitungen zum 100-jährigen Jubiläum<br />
des Fluges von Albany nach New York<br />
crashte 2010 der »Hudson Flyer«; der Pilot<br />
Jim Poel überlebte schwer verletzt. Und die<br />
»Triad« wurde 2011 auf dem Keuka Lake beschädigt.<br />
Die »America« ist nun eher im Museum<br />
als auf dem Wasser zu bewundern. ■<br />
Fotos, sofern nicht anders angegeben, NASM-Archives, Library of Congress, Bain-Collection<br />
72
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IM ANGESICHT DER »GIGANT« – TEIL 1<br />
Als Mechaniker bei<br />
Großtransportern<br />
Die Messerschmitt Me 323 war das größte landgestützte Transportflugzeug des<br />
Zweiten Weltkriegs. Da sich die Maschinen erst ab 1942 im Einsatz befanden, war der<br />
Dienst bei ihnen schon etwas Besonderes – Fotos davon sind rar! Von Peter W. Cohausz<br />
Unser Leser Wolfgang Fiedler hat von<br />
einem Freund eine interessante kleine<br />
Anzahl Bilder von der Me 323 erhalten.<br />
Dessen Vater Heinz Köhler war<br />
Mechaniker bei der I. Gruppe des Transportgeschwaders<br />
5, bei der er die Einsätze der<br />
Messerschmitt Me 323 »Gigant« im Mittelmeerraum<br />
und später in Ungarn miterlebte.<br />
Heinz Köhler – Jahrgang 1923 – stammt<br />
aus Sachsen und absolvierte nach der Schule<br />
eine Lehre als Gasinstallateur und Rohrschlosser<br />
in der Delitzscher Gasanstalt.<br />
Schon bald interessierte er sich für die Luftfahrt<br />
und ging zur Flieger-Hitlerjugend. Sein<br />
Berufswunsch war Pilot – doch erfüllte sich<br />
dieser Wunsch wegen gesundheitlicher Beschwerden<br />
nicht.<br />
1942 zog ihn die Luftwaffe zur Grundausbildung<br />
in Berlin-Schönweide ein. Die nächste<br />
Station war dann schon die I./KG z.b.V<br />
und dann später die I./TG 5, welche in Wittstock/Dosse<br />
ihr Personal ausbildete. Die nähere<br />
Einführung in die Konstruktion, die<br />
Funktionsweise und den Betrieb der Me 323<br />
erhielt Heinz Köhler dann in Leipheim im<br />
Rahmen einer Spezialausbildung.<br />
Sein Einsatz begann vermutlich in Amalfi,<br />
Italien, einem der Orte, von denen aus die<br />
Luftwaffe die deutschen Truppen in Nordafrika<br />
versorgte. Nach der Kapitulation der<br />
Heeresgruppe »Afrika« im Mai 1943 verlegte<br />
die I./TG 5 nach Keeskemer in Ungarn.<br />
Hier erlebte Heinz Köhler mehrere Verlegungen<br />
zu wechselnden Einsatzorten, bis das<br />
TG 5 im Sommer <strong>1944</strong> schließlich von der Liste<br />
der Luftwaffe verschwand: Auflösung!<br />
74
den<br />
Ein gut belegter Absprung-Flughafen in Italien.<br />
Neben einer Me 323 sind die He 111 H eines<br />
Kampfgeschwaders abgestellt, die im Vergleich<br />
zum Riesen fast klein wirken. Kein Wunder bei<br />
einer mehr als doppelt so großen Spannweite!<br />
Ein noch sehr<br />
jugendlicher<br />
Heinz Köhler<br />
Der Rückzug lief über die Tschechoslowakei,<br />
wo Köhlers neue Einheit kurzzeitig in eine<br />
Panzerdivision eingegliedert wurde. Mit<br />
dem beginnenden Zusammenbruch setzte er<br />
sich mit mehreren Kameraden ab und schlug<br />
sich in Zivil in die Heimat durch. Noch vor<br />
dem 8. Mai 1945 erreichte er Delitzsch, hatte<br />
Glück und entkam der Kriegsgefangenschaft.<br />
Nach dem Krieg begann für ihn das Familienleben<br />
mit drei Kindern. Beruflich kam er<br />
als Schlosser im »VEB Ziehwerk Delitzsch«<br />
unter. Seit zwei Jahren lebt er in einem Pflegeheim<br />
und ist mit seinen 90 Jahren noch bei<br />
guter Gesundheit.<br />
Das Transportgeschwader 5 ist allerdings<br />
erst im Mai 1943 in Wittstock aus dem<br />
Kampfgeschwader zur besonderen Verwendung<br />
323 (KG.z.b.V. 323) entstanden. Dabei<br />
bildete man die I. Gruppe des TG 5 aus<br />
der I./KG.z.b.V. 323 und die II. Gruppe<br />
völlig neu. Zwei Monate gab es<br />
auch noch eine III. Gruppe.<br />
Die Einsätze mit Me 323 und<br />
Ju 52 flog der Verband bis August<br />
<strong>1944</strong>, bis die beiden verbliebenen<br />
Gruppen wieder aufgelöst wurden.<br />
Die übrig gebliebenen Flugzeuge landeten<br />
beim Transportgeschwader 4.<br />
Mit besonderem Dank für die Informationen<br />
und Fotos an Wolfgang<br />
Fiedler.<br />
Weitere Quellen:<br />
Lange, Bruno: »Das Buch der deutschen<br />
Luftfahrttechnik«. Mainz<br />
Ketley, Barry: »Wappen der deutschen<br />
Luftwaffe 1939–1945«. Stuttgart 2013<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
75
LESERALBUM<br />
Schulgleiter-Fliegen mit einem Zögling bei der Flieger-HJ. Kurz vor dem Start wird das Gummiseil<br />
ausgezogen, gespannt und hinten halten zwei Kameraden fest, bis es »Los« heißt<br />
Erinnerungsfoto des Technischen Bereitschaftsdienstes der 1. Staffel des TG 5 auf einem italienischen<br />
Flugplatz. Auf der Tafel im Hintergrund werden die jeweils zum Dienst eingeteilten<br />
Feinmechaniker, Sattler und Tischler vermerkt. In der Kiste links unten befinden sich gemäß<br />
Aufschrift »Verzurrteile 1. Ordnung« für die Me 323<br />
Überführungsflug nach Italien. Unten sieht<br />
man im Dunst die Alpen und oben die zwei<br />
linken äußeren Motoren der »Gigant«<br />
76
Tiefflug einer Me 323 über Bayern, vermutlich in der Nähe von Leipheim oder Obertraubling. Den Testflug erkennt man am<br />
Stammkennzeichen und an der noch fehlenden Bewaffnung<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
77
LESERALBUM<br />
Drahtseilakt: Eine Me 323 D mit Zweiblatt-Luftschrauben von Heine wird gewartet. Um das Drehmoment auszugleichen, hatten die Motoren der<br />
jeweiligen Tragflächen unterschiedliche Drehrichtungen. Die Bewaffnung ist noch ausgebaut. Man beachte die etwas verwegen aussehenden Laufgerüste<br />
für die Mechaniker. Die Propellerhauben haben die Gruppenfarbe<br />
Motorenwartung an einer Me 323 mit verstellbaren Dreiblatt-Luftschrauben von Ratier. Die eingebaute Bewaffnung und die Abgasspuren zeigen,<br />
dass die Maschine schon einige Einsätze hinter sich hat<br />
78
Fahrwerksreparatur an einer Me 323, wohl nach einer harten Landung. Auch die Rumpfstruktur hat etwas abbekommen<br />
Eine beschädigte Me 323 wird repariert. Auf der Tragflächenoberseite fehlen einige Verkleidungen. Unter dem Kennzeichen C8+OE sind noch die<br />
übermalten Flächen des Stammkennzeichens zu erkennen<br />
SIE haben seltene Bilder oder sind auf bisher unveröffentlichte Fotoalben gestoßen? Dann schicken Sie uns<br />
die Aufnahmen zur Veröffentlichung an: <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
79
LESERALBUM<br />
LOOKHEED L1011-500 TRISTAR<br />
Das Anhängsel<br />
Manche Fracht passt nicht durch die Luke oder würde nur Raum im Flugzeugrumpf<br />
versperren. Handelt es sich dabei um ein Flugzeugteil, lässt es sich jedoch auch unkonventionell<br />
transportieren …<br />
Von Markus Wunderlich<br />
Die Lockheed L-1011 TriStar ist ein äußerst<br />
markanter Jet. Sein Name ist<br />
sein Markenzeichen, die Auslegung<br />
als dreistrahliges Verkehrsflugzeug machte<br />
ihn genauso wie die DC-10 zum Blickfang<br />
auf den Vorfeldern von vielen Verkehrsflughäfen.<br />
Ein exotisches Flugzeug, dabei aber<br />
nicht unsexy.<br />
Noch exotischer dürfte jedoch Lockheed<br />
L1011-500 der Air Lanka (seit 1999 SriLankan<br />
Airlines) gewesen sein, von der uns Karl-<br />
Friedrich Pack Fotos geschickt hat. Der ehemalige<br />
Flugzeugtechniker fotografierte Mitte<br />
der 1980er-Jahre auf dem Vorfeld des<br />
Flughafens Düsseldorf eine TriStar, die auf<br />
recht unkonventionelle Art ein Triebwerk<br />
transportierte. »LTU hatte europaweit die<br />
Vertretung der TriStar und der Triebwerke«,<br />
erinnert sich Pack. So auch für Frankfurt.<br />
Dort stand eine Air-Lanka-TriStar mit defekter<br />
Turbine. Um die Standzeit möglichst kurz<br />
zu halten, brachte eine Schwestermaschine<br />
das Ersatztriebwerk nach Eu ropa: »Das RB<br />
211-524B hing innen am rechten Flügel, zwischen<br />
Fahrwerk und dem serienmäßigen<br />
Triebwerk. Der Fan war ausgebaut, das Kerntriebwerk<br />
abgedeckt, um ein Drehen des<br />
Triebwerks ohne Öldruck und somit Lagerschäden<br />
zu vermeiden.« In Düsseldorf<br />
schraubten Pack und seine Kollegen das Ersatz-Kraftpaket<br />
ab, mit dem Tieflader wurde<br />
es nach Frankfurt gebracht und dort an den<br />
gegroundeten Jet montiert.<br />
■<br />
Fotos, soweit nicht anders angegeben, Karl-Friedrich Pack<br />
80
LESERBRIEFE<br />
Leserbriefe<br />
Sie wollen uns schreiben?<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />
GeraMond Verlag GmbH<br />
Infanteriestraße 11a<br />
80797 München<br />
Lilienthal-Nachbau<br />
»›No. 15‹ erfreut Großbritannien«<br />
in Heft 4/2014<br />
Die Typen-Nummerierung der<br />
Lilienthal-Gleiter ist bei den Doppeldeckern<br />
etwas kompliziert.<br />
Das Nummerierungssystem für<br />
die Lilienthal-Flugapparate wurde<br />
von Gerhard Halle, dem<br />
Schwiegersohn Gustav Lilien -<br />
thals, entwickelt und 1962 in dem<br />
Heft »Otto Lilienthal und seine<br />
Flugzeug-Konstruktionen« (Reihe:<br />
Deutsches Museum – Abhandlungen<br />
und Berichte) veröffentlicht.<br />
Als »Typ 15« wurde nun<br />
von Halle (1893–1966) darin derjenige<br />
Lilienthal-Doppeldecker<br />
bezeichnet, der damals im Deutschen<br />
Museum ausgestellt war.<br />
Leider war jedoch dem Museum<br />
ein Irrtum unterlaufen. Es handelte<br />
sich keinesfalls um einen<br />
Doppeldecker, wie ihn Lilienthal<br />
flog, sondern er wurde bei uns im<br />
Jahre 1904 aus den Originalteilen<br />
von zwei verschiedenen Gleit-<br />
flugapparaten zusammengebaut.<br />
Auf einen sogenannten Normal-<br />
Segelapparat, der auch als Unterteil<br />
des großen Doppeldeckers<br />
dienen konnte, wurde das Oberdeck<br />
des sogenannten kleinen<br />
Doppeldeckers aufgesetzt und<br />
somit ein dritter, nicht authentischer<br />
Lilienthal-Doppeldecker<br />
geschaffen!<br />
Gleiter-Nachbau des »Kleinen<br />
Doppeldeckers« im<br />
Deutschen Museum<br />
Foto Deutsches Museum<br />
Es gab in Wirklichkeit nur<br />
zwei Doppeldecker von Otto Lilienthal:<br />
• den kleinen Doppeldecker, als<br />
Typ 13 bezeichnet und<br />
• den großen Doppeldecker, als<br />
Typ 14 bezeichnet.<br />
Der kleine Doppeldecker bestand<br />
im Grunde aus dem Gleitflugapparat<br />
»Sturmflügelmodell«<br />
(Spannweite zirka 6,0 Meter) mit<br />
einem Oberdeck (Spannweite zirka<br />
5,0 Meter). Der große Doppeldecker<br />
besaß als Unterdeck den<br />
»Normal-Segelapparat« (Spannweite<br />
zirka 6,8 Meter) und ein<br />
Oberdeck mit zirka 6,1 Meter. Im<br />
Jahr 1990 wurde der historisch<br />
nicht korrekte »Typ 15«-Doppeldecker<br />
durch einen neuen Gleiter-Nachbau<br />
ersetzt. Diese Nachbildung<br />
entspricht nun dem des<br />
»Kleinen Doppeldeckers«. Ihre<br />
Formulierung »Lilienthals kleiner<br />
Doppeldecker« ist also durchaus<br />
richtig. Die Überschrift »No. 15<br />
erfreut Großbritannien« müsste<br />
aber lauten: »No. 13 erfreut Großbritannien«.<br />
Hans Holzer, Abteilung Luftfahrt<br />
Deutsches Museum, München<br />
Anmerkung der Redaktion Leserbriefe<br />
spiegeln nicht unbedingt die Meinung der<br />
Redaktion wider. Die Redaktion behält sich vor,<br />
Leserbriefe aus Gründen der Darstellung eines<br />
möglichst umfassenden Meinungsspektrums<br />
unserer Leser Sinn wahrend zu kürzen.<br />
<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />
81
VORSCHAU<br />
Nr. 156 I 6/14 I <strong>Juni</strong> I 15. Jahrgang<br />
Junkers Ju 87<br />
Es klingt nach einer Sensation: Heinz Jakubowski und Heinz Voßmeyer behaupten, die älteste<br />
heute noch lebende Stuka-Besatzung zu sein. 69 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs<br />
erzählen sie ihre Geschichte.<br />
Foto Sammlung Jakubowski<br />
Internet: www.flugzeugclassic.de<br />
vereinigt mit<br />
Redaktionsanschrift<br />
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Infanteriestr. 11a, 80797 München<br />
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Redaktion Markus Wunderlich (Chefredakteur), Richard<br />
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Layout Rico Kummerlöwe, Ralph Hellberg<br />
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Druck Stürtz, Würzburg<br />
Verlag<br />
Foto Sammlung Hermann<br />
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Mit der P-38E kommt kurz vor Kriegseintritt der USA die erste annähernd einsatztaugliche Version<br />
des berühmten »Gabelschwanzteufels« zur Auslieferung. Doch erst ihr Nachfolger gelangt<br />
wirklich als Jäger zum Fronteinsatz. Vor allem bei der 8. US-Luftflotte in England erwartet man<br />
ihn sehnlichst.<br />
Operation Frantic<br />
Geheime Pläne, geborgen aus einem abgestürzten<br />
US-Flugzeug, ermöglichten der Luftwaffe einen ihrer<br />
letzten spektakulären<br />
Großeinsätze:<br />
die<br />
Bombardierung<br />
des<br />
ukrainischen<br />
Flugfeldes<br />
Poltawa, das<br />
die Amerikaner<br />
für ihre<br />
Pendelangriffe<br />
nutzten.<br />
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Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn<br />
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ISSN 1617-0725 • 52469<br />
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Dieses Heft enthält historische Abbildungen aus der Zeit der nationalsozialistischen<br />
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