13.05.2014 Aufrufe

FLUGZEUG CLASSIC 6. Juni 1944: D-Day (Vorschau)

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

6<br />

DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />

Ein Magazin von<br />

Österreich € 6,50<br />

Schweiz sFr. 11,50<br />

Luxemburg € 6,90<br />

Italien € 7,50<br />

Schweden SKR 89,00<br />

€ 5,90<br />

<strong>Juni</strong> 2014<br />

www.flugzeugclassic.de<br />

Wie sich die Luftwaffe gegen die<br />

Operation »Overlord« stemmte<br />

Josef Priller: Er flog mit<br />

zwei Fw 190 gegen<br />

die Invasionsmacht<br />

<strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong>:<br />

■ Geheime Vorbereitungen<br />

■ So griffen die USAAF & RAF an<br />

■ Die Ohnmacht der Luftwaffe<br />

Junkers Ju 388<br />

Kraftpaket für große Höhen<br />

■ NA F-86 Sabre<br />

US-Jet mit deutschen Genen<br />

■ Curtiss H-1<br />

Verhinderter Rekordflug<br />

■ Iljuschin Il-2<br />

Rarität gehoben


Fundiert recherchiert,<br />

packend erzählt!<br />

Ab 13.05<br />

neu am<br />

Kiosk!


06<br />

Editorial<br />

Die Invasion<br />

ner zu keiner geordneten Gegenwehr mehr<br />

in der Lage sein. Die Landung fand jedoch<br />

nicht statt – die Rede ist vom Unternehmen<br />

»Seelöwe«, die geplante Invasion Großbritanniens<br />

im Jahr 1940 durch die Wehrmacht.<br />

Vier Jahre später wiederholen sich die<br />

Ereignisse, nur in umgekehrter Richtung.<br />

Und die Alliierten bringen zu Ende, was<br />

das deutsche Oberkommando 1940 nur<br />

halbherzig anging. Ab Seite 14 schildert Peter<br />

Cronauer, vor welchen Herausforderungen<br />

die alliierten Luftstreitkräfte standen,<br />

um den »Sturm auf die Festung Europa«<br />

aus der Luft zu bewerkstelligen – und wie<br />

machtlos die Luftwaffe dem gegenüberstand.<br />

Hawker Typhoon Mk. IB in der Normandie<br />

– gefürchteter Gegner der deutschen<br />

Bodentruppen<br />

Foto H. Ringlstetter<br />

Markus Wunderlich,<br />

Chefredakteur<br />

Sie sollten die feindliche Luftstreitmacht<br />

ausschalten – am Boden und in der<br />

Luft. Nur keine Ruhe lassen, zermürben.<br />

Bis zur Invasion sollte die absolute<br />

Luftherrschaft errungen sein und der Geg-<br />

Wenn Sie, liebe Leser, mehr über den<br />

»D-<strong>Day</strong>« in seiner ganzen Komplexität<br />

erfahren möchten, so will ich es nicht<br />

versäumen, Ihnen das neue CLAUSE-<br />

WITZ Spezial zu empfehlen – schließlich<br />

ist der 70. Jahrestag der Operation<br />

»Overlord« der zweite große Erinnerungstag<br />

neben den Gedenkfeiern zu<br />

»100 Jahre Erster Weltkrieg«.<br />

Ihr Markus Wunderlich<br />

D-DAY <strong>1944</strong><br />

Clausewitz Spezial<br />

Clausewitz Spezial<br />

D-DAY <strong>1944</strong><br />

Harte Kämpfe<br />

Clausewitz Spezial<br />

D-DAY <strong>1944</strong><br />

70. Jahrestag!<br />

Das Magazin für Militärgeschichte<br />

Landung der<br />

Alliierten<br />

Als die Invasion auf Messers<br />

Schneide stand<br />

Befreiung von Paris<br />

General Charles de Gaulles<br />

triumphale Rückkehr<br />

D: € 9,90<br />

A: € 10,90<br />

CH: sFr 19,80<br />

Flucht der Wehrmacht<br />

Die Vorboten des<br />

totalen Zusammenbruchs<br />

4 198159 809905<br />

ISBN 978-3-86245-455-6<br />

BeNeLux: € 11,40 Norwegen: NOK 127,- Italien: € 12,85<br />

CLAUSEWITZ<br />

Spezial »D-<strong>Day</strong><br />

<strong>1944</strong> – Landung<br />

der Alliierten«,<br />

96 S., zirka 150<br />

Abb., Preis 9,90 €.<br />

Ab 12. Mai am<br />

Kiosk oder<br />

erhältlich unter<br />

www.verlagshaus24.de<br />

Ihre Meinung zur F-8<strong>6.</strong><br />

Mehr zum Thema ab<br />

Seite 24!<br />

Die North American F-86 …<br />

Die Umfrage auf www.flugzeug-classic.de – Sie haben abgestimmt:<br />

94,1 %<br />

… wäre ohne die umfangreiche deutsche Entwicklungsarbeit bis Kriegsende nicht so erfolgreich in die Luft gekommen.<br />

1,1 %<br />

… beinhaltet nichts, worauf US-Ingenieure ohne deutsche Vorarbeit nicht auch gekommen wären.<br />

4,8 %<br />

… spiegelt einfach nur konsequent die allgemeine Evolution im Jagdflugzeugbau wider.<br />

Besuchen Sie unsere Website und machen Sie bei der aktuellen Umfrage mit!<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

3


INHALT<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6-14<br />

14 Invasion<br />

Auch der beherzte Einsatz der Luftwaffenpiloten<br />

konnte das Unabwendbare nicht verhindern: die<br />

in der Normandie im Jahre <strong>1944</strong><br />

ZEITGESCHICHTE<br />

Sturm auf die »Festung Europa«<br />

Luftkrieg über der Normandie. . . . . . . . . . . . 14<br />

Am <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong> war es so weit: Die Westalliierten<br />

begannen mit der Invasion in Nordfrankreich. Dabei<br />

hatten die Piloten eine wichtige Rolle zu erfüllen.<br />

TITELTHEMA<br />

TECHNIK<br />

US-Jet mit deutschen Genen – Teil 1<br />

Ein echter Trendsetter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Schon im Prototypen-Stadium überzeugte die<br />

NA F-86 Sabre. Doch wäre ihr schneller Erfolg<br />

nicht möglich gewesen ohne deutsche Vorarbeit.<br />

TITELTHEMA<br />

TECHNIK<br />

Scheiterte die Luftwaffe an der Motorenfrage?<br />

Konzeptlos. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

Welcher Motor sollte es sein? Verzettelungen bei den<br />

entscheidenden Stellen führten zu Fehlplanungen und<br />

damit zur Schwächung der Luftwaffe.<br />

TITELTHEMA<br />

TECHNIK – TYPENGESCHICHTE<br />

Junkers Ju 388 – Teil 1<br />

Spezialistin in der Höhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

Junkers vollendete mit der Ju 388 konsequent den<br />

Weg, der mit der Ju 88 begann. Dabei war die neue<br />

Maschine speziell für große Höhen ausgelegt.<br />

24<br />

32<br />

Ein Meilenstein der Luftfahrtgeschichte ist die F-8<strong>6.</strong><br />

Wieviel deutsche Technik steckt in ihr?<br />

Drei sind einer zu viel. So kann man das Dilemma der deutschen<br />

Motorenproduktion am besten beschreiben. Warum war das so?<br />

4


Ein Magazin von<br />

Österreich € 6,50<br />

Schweiz sFr. 11,50 € 5,90<br />

Luxemburg € 6,90<br />

Italien € 7,50<br />

Schweden SKR 89,00 <strong>Juni</strong> 2014<br />

www.flugzeugclassic.de<br />

Josef Priller: Er flog mit<br />

zwei Fw 190 gegen<br />

die Invasionsmacht<br />

Eigentlich als »Friedensengel« zwischen Amerika und Europa konzi-<br />

70 piert, musste die Curtiss bald eine ganz andere Aufgabe erfüllen<br />

Zurück aus der Tiefe: Nach fast 70 Jahren hoben Experten eine<br />

64 Iljuschin Il 2 aus einem See. Nun soll sie bald wieder fliegen<br />

TECHNIK – COCKPIT<br />

Schulmaschine im Krieg – LVG C I<br />

Nur bedingt kriegstauglich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

Geringes Platzangebot, spartanische Ausrüstung<br />

und unbefriedigende Leistungen: So lässt sich der<br />

Aufklärer LVG C I beschreiben.<br />

SERIE<br />

Die »Vergeltungswaffe« V1<br />

»Diver« gegen »Rumpelkammer« . . . . . 50<br />

Am frühen Morgen des 13. <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong> schlugen die<br />

ersten Fieseler Fi 103 in englischer Erde ein. Für die<br />

Alliierten war die V1 zunächst ein absolutes Rätsel.<br />

OLDTIMER<br />

Il-2-Bergung am Polarkreis<br />

»Schlächter« aus der Eishölle . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

Die Bergung einer Iljuschin Il 2 aus einem See sollte<br />

sich zu einem echten Abenteuer entwickeln, denn<br />

die Maschine hatte etwas Brisantes an Bord.<br />

Flugzeuge in dieser Ausgabe<br />

Bristol Blenheim .................10<br />

Curtiss H-1 ........................70<br />

De Havilland »Mosquito«........6<br />

Dornier Do 335 ..................34<br />

Farman FA-2 .........................8<br />

Fieseler Fi 103...................12<br />

FK 131 Jungmann ................9<br />

Heinkel He 111..................35<br />

Heinkel He 177..................75<br />

Iljuschin Il-2 .......................64<br />

Junkers Ju 388 ..................40<br />

Lockheed Model 10-E..........11<br />

LVG C I ..............................46<br />

Messerschmitt Bf 109 ..........8<br />

Messerschmitt Me 264.......38<br />

Messerschmitt Me 323.......74<br />

Messerschmitt Me 410.......34<br />

North American F-86 ...........13<br />

North American F-100 .........24<br />

Westland SH-14D ...............10<br />

ZEITGESCHICHTE<br />

Der Friedensengel wird U-Boot-Jäger<br />

»America« trifft Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges beendete ein<br />

Vorhaben, das einen Beitrag zur Völkerverständigung<br />

leisten sollte.<br />

LESERALBUM<br />

Im Angesicht der »Gigant« – Teil 1<br />

Bei den Großtransportern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

Keine Me 323<br />

hat den Krieg<br />

überdauert.<br />

Umso sehenswerter<br />

sind die<br />

Fotoraritäten,<br />

die Heinz Köhler<br />

während<br />

seiner Zeit bei<br />

den »Giganten«<br />

machte.<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Bild des Monats. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Panorama . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Background. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

Modellbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

Termine/Museumstipp/Bücher . . . . . 62<br />

Leserbriefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

<strong>Vorschau</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

6<br />

Messerschmitt Me 323 | Messerschmitt Bf 109 | Bristol Blennheim<br />

DAS MAGAZIN FÜR LUFTFAHRT, ZEITGESCHICHTE UND OLDTIMER<br />

Wie sich die Luftwa fe gegen die<br />

Operation »Overlord« stemmte<br />

D-<strong>Day</strong><br />

<strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong>:<br />

■ Geheime Vorbereitungen<br />

■ So griffen die USAAF & RAF an<br />

■ Die Ohnmacht der Luftwaffe<br />

Junkers Ju 388<br />

Triebwerk-Entwicklung<br />

Kraftpaket für große Höhen<br />

Wie sich die Luftwaffe verzettelte<br />

■ NA F-86 Sabre<br />

■ Curtiss H-1<br />

■ Iljuschin Il-2<br />

US-Jet mit deutschen Genen Verhinderter Rekordflug Rarität gehoben<br />

TITELBILD<br />

B-26, Profil, Ju 388,<br />

J. Priller: H. Ringlstetter<br />

DB 603: D. Hermann<br />

TITELSEITE: Mittlerer US-Bomber Martin B-26 Marauder der<br />

596th Bomb Squadron, 397th Bomb Group mit Invasionsstreifen<br />

Mitte <strong>1944</strong><br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

5


BILD DES MONATS<br />

Die »Mosquito« sticht wieder<br />

Die de Havilland Mosquito KA 114 war über siebeneinhalb Jahre<br />

in Ardmore in der Nähe von Auckland, Neuseeland, eingelagert.<br />

Glynn Powell und sein Team bauten die hölzerne Struktur,<br />

die Spezialisten bei Avspecs versetzten das Flugzeug schließlich<br />

in flugtüchtigen Zustand. Dauer: fünf Jahre.<br />

Im September 2012 erhob sich die Maschine wieder in die<br />

Luft. Nach etlichen Testflügen, bei denen Dave Philips und Keith<br />

Skilling am Steuer saßen, präsentierte sich der Vogel bei Airshows<br />

in Neuseeland. Virginia Beach in den USA war die nächste<br />

Station der de Havilland, wo man sie dem Besitzer Jerry Yagen<br />

im Military Aircraft Museum präsentierte. Foto Gavin Conroy<br />

6


<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

7


PANORAMA<br />

Die Blechnerarbeiten<br />

kommen gut voran:<br />

Bald wird sich die Bf 109<br />

in die Luft erheben<br />

■ MESSERSCHMITT BF 109 G-6/G-12<br />

den Überführungsflug nach Heringsdorf auf<br />

Usedom erteilt wird.<br />

Nicht nur für Restaurationen, sondern auch<br />

für kompetent durchgeführte Reparaturen ist<br />

das Haus MeierMotors Partner der Air Figh-<br />

Air Fighter Academy rüstet weiter auf<br />

Seit November 2013 ist die schon jetzt sehr sind. Fachleute bescheinigen schon jetzt ein ter Academy bei der Wiederherstellung ihrer<br />

respektable Flotte der Air Fighter Academy äußeres Erscheinungsbild, das an Authentizität Bf 109 Buchón. Die 1954 im spanischen Lizenzbau<br />

um eine Bf 109 G-6 bereichert. Im Hangar 10 und Perfektion höchsten Ansprüchen genügen<br />

produzierte Maschine war bei einem Roll-<br />

wird sie Ende April/Anfang Mai erwartet. wird, wenn dann in Kürze die Startfreigabe für unfall in Heringsdorf so schwer beschädigt worden,<br />

Auch bei dieser Maschine wird man<br />

dass eine revolutionäre Idee<br />

sich nicht mit einem statischen Exponat<br />

aufkeimte: Warum nicht die Gelegen-<br />

begnügen – sie soll fliegen.<br />

heit für einen Umbau in eine G-12<br />

Vor mehr als sechs Jahren wurde das<br />

nutzen und damit die weltweit einzige<br />

Projekt von dem Österreicher Michael<br />

doppelsitzige Bf 109 zu schaffen?<br />

Rinner aufgelegt. Ausgangsbasis waren<br />

Die Abwägung zwischen Investi -<br />

Originalteile und Registrierung ei-<br />

tionsaufwand und Einzigartigkeit<br />

ner Maschine aus dem Jahr 1943. Mit<br />

führte zu der klaren Entscheidung:<br />

Unterstützung der Firma Hartmair<br />

Die G-12 wird gebaut, und somit<br />

Leichtbau in Freising wurden zahlreiche<br />

könnte einer der begehrtesten Klaswerk<br />

Teile neu gefertigt und das Triebsiker<br />

des Zweiten Weltkrieges für<br />

komplett überholt.<br />

Passagierflüge über Usedom zur Verfügung<br />

Mit der Übernahme durch die Air<br />

stehen.<br />

Fighter Academy wurde der weitgehend<br />

Und eine weitere Option wird sich<br />

fertiggestellte Rumpf in die<br />

auftun: Einweisung und<br />

Schulung<br />

Firma MeierMotors nach Bremgarten<br />

überführt, wo noch die Tragflächen zu<br />

montieren sind, vor allem aber die Zulassungsverfahren<br />

nach deutschem<br />

Recht abgewickelt werden. Weit ist der Weg<br />

bis zur Lufttüchtigkeit nicht mehr. Jedoch gilt<br />

es noch, den letzten Feinschliff anzubringen,<br />

wobei Michael Rinner und sein Team nach wie<br />

vor vollständig in die Arbeiten eingebunden<br />

Schadensbilanz: Bevor der Umbau zu einer G-12 durchgeführt werden<br />

kann, müssen alle Schäden registriert werden Fotos (3) Matthias Dorst<br />

für flugerfahrene und flugbegeisterte<br />

Interessenten. Doch vorerst müssen<br />

sie sich in Geduld üben, der Zeitaufwand<br />

ist enorm. Es gibt keine Konstruktionszeichnungen<br />

mehr. Zurzeit werden<br />

Hauben vermessen, um Baupläne zu erstellen.<br />

Danach erst können mit viel Aufwand Teile<br />

nachgebaut werden. Vom Lufttüchtigkeitszeugnis<br />

ganz zu schweigen. Helmuth Lage ■<br />

Das unter dem Dach des Louman Museums in der Nähe von Den Haag<br />

hängende Replikat der Farman FA-2<br />

Foto Roger Soupart<br />

■ FARMAN FA-2<br />

Zurück in der Luft<br />

Das Replikat eines der ersten Militärflugzeuge der Niederlande, die<br />

Farman FA-2, hat nach Restaurierung und einem Facelift ihres weißen<br />

Farbanstrichs und ihrer orangefarbenen Kokarden eine neue Heimat<br />

unter dem Dach des Louman Museums in der Nähe von Den Haag gefunden.<br />

Bisher war der Nachbau in dem jetzt geschlossenen Militärluftfahrmuseum<br />

in Soesterberg zu sehen.<br />

Inzwischen befindet sich ein zweites Exemplar der Farman mit der<br />

gleichen Kennung, LA-2, im Bau für das Dutch National Defense Museum,<br />

das in nicht allzu ferner Zukunft eröffnet wird.<br />

Roger Soupart ■<br />

8


■ DH 80 A<br />

»Alter Schwede«<br />

Die DH 80A Puss Moth, SE-AFH (Bau-Nummer<br />

2038), die derzeit in Schweden restauriert<br />

wird, schrieb erstmals am 28. September<br />

1930 Geschichte. An diesem Tag gewann sie<br />

mit ihrem belgischen Besitzer Georges Hanet<br />

am Steuer den belgischen Coupe Challenge International.<br />

Unter den Vorkriegsbesitzern der<br />

Maschine waren der 9. Herzog von Grafton<br />

und die Svensk Flygtjänst AB (Swedish Air Services<br />

Ltd.). Diese Lufttransportfirma brachte<br />

die in Großbritannien<br />

zugelassene<br />

DH 80A, G-AAF,<br />

im Oktober 1936<br />

nach Schweden, wo<br />

sie die Zulassung<br />

SE-AFH erhielt.<br />

1939 kaufte Nils<br />

Thüring die Maschine,<br />

der ihr den<br />

Namen »Pussy« gab<br />

und sie für seine<br />

Hochzeitsreise quer<br />

durch Europa nutzte.<br />

Als der Zweite Weltkrieg unmittelbar bevorstand,<br />

waren die Frischvermählten zu einem<br />

raschen Rückzug nach Schweden gezwungen.<br />

Während des Krieges diente die SE-AFH zur<br />

Schulung schwedischer Flak-Schützen.<br />

Ein Blick zurück: So sah<br />

die Puss Moth Anfang der<br />

1950er-Jahre aus<br />

Nachdem die Flügel fertig sind, gehen die Arbeiten im<br />

schwedischen Håtunaholm Manor mit dem Rumpf der<br />

DH 80A Puss Moth SE-AFH weiter<br />

Fotos Jan Forsgren<br />

Nach dem Krieg wechselte sie<br />

mehrfach den Besitzer und war später auf<br />

dem Flughafen Bromma eingelagert. Dann erwarben<br />

Curt Sandberg, dessen Sohn Stefan<br />

und Håkan Wijkander die Maschine und<br />

brachten sie nach Håtunaholm Manor, nördlich<br />

der schwedischen Hautpstadt Stockholm,<br />

zur Restaurierung in flugtüchtigen Zustand.<br />

Inzwischen sind die Tragflächen fertiggestellt<br />

und man hofft, dass die Puss Moth noch vor<br />

Ende dieses Jahres wieder fliegen wird.<br />

Jan Forsgren ■<br />

■ FK 131 JUNGMANN<br />

Geht gut: Repro-Bücker<br />

Gute Nachricht für die Fans der unverwüstlichen<br />

»Jungmann«: Die ersten<br />

Exemplare der ultraleichten FK 131 konnten<br />

zu Jahresbeginn ausgeliefert werden.<br />

Die abgespeckte und unauffällig modifizierte<br />

Neuauflage (siehe <strong>FLUGZEUG</strong> CLAS-<br />

SIC 2/2013) basiert auf der leichteren<br />

A-Version, die 1934 noch mit Hirth HM 60R<br />

geflogen war. Ein vergleichbarer tschechischer<br />

Walter-Mikron IIIC ersetzt heute<br />

den alten deutschen Vierzylinder. Die große<br />

Nachfrage zeigt, dass die Repro-Bücker einen<br />

Nerv der Szene getroffen hat.<br />

Gefertigt wird die limitierte Serie bei<br />

dem kleinen polnischen Hersteller Podesva<br />

Air. Die Verkehrszulassung der FK 131<br />

Jungmann als Luftsportgerät (UL) in<br />

Deutschland ist allerdings noch im Gange.<br />

Die Flugerprobung sei jedoch weitgehend<br />

abgeschlossen, lässt der Vertrieb, die Firma<br />

B&F Technik in Speyer, vermelden.<br />

Stefan Bartmann ■<br />

Nach dem Erwerb der Marken- und Namensrechte<br />

von der Traditionsfirma »Bücker«<br />

denkt man dort über weitere Nachbauten<br />

der famosen Produktionslinie nach Werkfoto<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

9


PANORAMA<br />

Die Bristol Blenheim Mk1 L6739/<br />

G-BPIV in Duxford mit angebauten<br />

Motoren<br />

Foto Cole Pope<br />

■ BRISTOL BLENHEIM<br />

Blenheim wird flügge<br />

Die Bristol Blenheim Mk1 L6739/G-BPIV<br />

der Blenheim Duxford Ltd. hat vor Kurzem<br />

einen weiteren bedeutsamen Schritt<br />

in Richtung Flugtüchtigkeit getan. Der erste<br />

der beiden von John Romain und Tom Clarke<br />

von der Aircraft Restoration Company überholten<br />

Bristol-Mercury-XX-Motoren wurde<br />

im September, der zweite im Dezember<br />

2013 eingebaut. Als Nächstes folgen Triebwerkanlagen,<br />

Abgassammler sowie Bedienelemente.<br />

Doch bis zum Erstflug ist der<br />

Weg noch weit. Roger Soupart ■<br />

■ WESTLAND SH-14D<br />

Geretteter Retter<br />

■ BEECHCRAFT D18S<br />

Zurück im alten Kleid<br />

Die Beechcraft D18S, PH-UBX, früher von<br />

der niederländischen Rijksluchtvaart<br />

School eingesetzt, ist vollständig restauriert<br />

und jetzt im Oorlogsmuseum (Kriegs-<br />

museum) in Schaarsbergen bei Arnheim ausgestellt.<br />

Die Maschine stand jahrzehntelang<br />

auf einem Autofriedhof und befand sich in<br />

äußerst schlechtem Zustand. Ende Dezember<br />

2012 erwarb sie das Museum und restaurierte<br />

sie. Die Beechcraft weist jetzt ein Tarnschema<br />

auf, wie es die von der Royal Air Force und<br />

Royal Navy während des Zweiten Weltkriegs<br />

im Fernen Osten eingesetzten Beechcraft (Expediator<br />

I/II) trugen. Roger Soupart ■<br />

Hingucker: Die Beechcraft D18S PH-UBX ist wieder zurück im Museum in Arnheim Roger Soupart<br />

Der Lynx »273« soll seinen Anstrich behalten<br />

und als Ausbildungsmaschine auf dem Flughafen<br />

Maastricht-Aachen dienen Foto Roger Soupart<br />

Der ehemalige Westland SH-14D Lynx-Hubschrauber<br />

»273« der niederländischen Marineflieger<br />

hat eine neue Heimat beim Aviation<br />

Competence Centre (ACC) auf dem Flughafen<br />

Maastricht-Aachen als Ausbildungsmaschine<br />

gefunden. Das ACC ist Teil des Bildungszentrums<br />

Leeuwenborgh.<br />

Bei dem Lynx mit der Zulassung »273« handelt<br />

es sich um einen von drei Lynx-Hubschraubern,<br />

die aus Anlass der Außerdienststellung<br />

2011 einen Sonderanstrich erhalten<br />

haben. Die noch vorhandenen dienten überwiegend<br />

zur Ersatzteilgewinnung und wurden<br />

anschließend verschrottet. Der »273« ist das<br />

zweite Exemplar, das erhalten bleiben soll. Das<br />

erste befindet sich derzeit im National Defense<br />

Museum.<br />

Roger Soupart ■<br />

10


■ LOCKHEED MODEL 10-E<br />

Ein »elektrisierendes« Leben<br />

Eines der noch wenigen existierenden flugtüchtigen<br />

Exemplare der Lockheed Model<br />

10-E Electra, die NX72GT (Ser.Nr. 1015), ist jetzt<br />

im Museum of Flight in Seattle, Washington,<br />

ausgestellt. Das fünfzehnte von insgesamt 149<br />

produzierten Exemplaren (Bau-Nr. 1015) requirierte<br />

die US Army Air Force im Zweiten Weltkrieg,<br />

nachdem sie ab 1935 für die Northwest<br />

Airlines geflogen war. Anschließend kam die<br />

Maschine zur brasilianischen Luftwaffe und<br />

später zur brasilianischen Fluggesellschaft VA-<br />

RIG. Bei Lockheed erhielt sie stärkere Motoren,<br />

die sie zur 10-E-Version aufwerteten.<br />

Schließlich rüstete Linda Finch die Electra<br />

um, gab ihr einen neuen Farbanstrich und stattete<br />

sie mit Langstrecken-Rumpftanks aus, sodass<br />

sie der Lockheed Model 10 entsprach, mit<br />

der Amelia Earhart ihren verhängnisvollen Versuch<br />

eines Fluges rund um den Erdball unternahm.<br />

Am 17. März 1997 beging Linda Finch<br />

den 60. Jahrestag von Earharts Flug mit dem<br />

Start in Oakland, Kalifornien, zum Flug um<br />

die Welt. Später nutzte man die Electra nur<br />

noch wenig, bis sie 2013 bei den Reno National<br />

Championship Air Races in Nevada wieder<br />

auftauchte, bevor sie schließlich nach Seattle<br />

übersiedelte.<br />

Frank B. Mormillo ■<br />

Linda Finch in ihrer Lockheed Model 10-E Electra über Half Moon Bay, Kalifornien, am 17. März<br />

1997 auf dem ersten Streckenabschnitt ihres Fluges rund um die Welt Foto Frank B. Mormillo<br />

Trudelsicher …<br />

Die erste A 16 in Bremen<br />

… ist das wichtigste Schlagwort, mit dem<br />

die noch junge Focke-Wulf Flugzeugbau AG<br />

aus Bremen vor 90 Jahren Werbung für ihr<br />

erstes Verkehrsflugzeug macht. Das Geheimnis<br />

ist die Flügelform des einmotorigen bauchigen<br />

Schulterdeckers, in dem insgesamt<br />

drei Passagiere sowie ein Pilot Platz finden.<br />

Sie ist dem Zanonia-Samen nachempfunden<br />

und verleiht der kompakten Verkehrsmaschine<br />

in Verbindung mit dem gewählten<br />

Tragflächenprofil sehr gutmütige Flugeigenschaften<br />

– vor allem das gefürchtete Trudeln<br />

kann gar nicht erst aufkommen. Neben<br />

hoher Flugsicherheit ist Konstrukteur<br />

Henrich Focke natürlich<br />

auch eine aerodynamisch saubere<br />

Formgebung wichtig, um trotz bescheidener<br />

Motorisierung gute Flugleistung<br />

zu garantieren.<br />

Die A 16, so die Bezeichnung des<br />

ganz aus Holz und damit vergleichsweise<br />

preisgünstig hergestellten<br />

Kleinverkehrsflugzeuges,<br />

startet am<br />

23. <strong>Juni</strong> 1924 zum Erstflug. Vom<br />

Reißbrett weg liegt bereits ein Auftrag<br />

der Bremer Luftverkehrsgesellschaft<br />

vor; die Produktion kann<br />

deshalb zügig anlaufen. Im Zuge<br />

ihrer Fertigung wird die A 16<br />

schrittweise stärker motorisiert;<br />

insgesamt kommen 21 Stück in<br />

vier unterschiedlichen Ausführungen<br />

bis 1927 zum Verkauf. Die letzten<br />

davon fliegen noch 193<strong>6.</strong> Auslegung<br />

und Konzept der A 16 sind<br />

Grundstein einer ganzen Reihe weiterer Erfolgsmodelle<br />

von Focke und Wulf, etwa der<br />

berühmten Möwen. Zwar ist kein Originalexemplar<br />

mehr erhalten geblieben, doch lässt<br />

sich im Deutschen Technikmuseum in Berlin<br />

ein nicht flugfähiger Nachbau bewundern,<br />

der 1988 einst als Traditionsflugzeug bei Airbus<br />

in Bremen entstanden war.<br />

Wolfgang Mühlbauer ■<br />

A 16d über Osnabrück<br />

Fotos (2) Airbus Group Corporate Heritage<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

11


NEWS PANORAMA<br />

KLASSIKWELT BODENSEE<br />

Viel los am Himmel<br />

Die historische Mobilität<br />

in ihrer ganzen<br />

Vielfalt zeigt die<br />

Messe Klassikwelt<br />

Bodensee vom 23.<br />

bis 25. Mai 2014,<br />

und dazu gehören<br />

natürlich auch fliegende<br />

Veteranen: Mit zwei rasanten Warbirds<br />

vom Typ North American P-51 und<br />

Yak-3 sowie dem Propeller-Airliner de Havilland<br />

Dove kommen seltene Maschinen<br />

nach Friedrichshafen. Im Static Display in<br />

der Messehalle A3 ist auch ein Nachbau<br />

des berühmten Dreideckers des Roten Barons,<br />

Manfred von Richthofen, zu bewundern.<br />

Außerdem bietet das Flugwerk<br />

Mannheim Rundflüge mit der T-6, Broussard,<br />

Tiger Moth, Stampe und Boeing Stearman<br />

an.<br />

Weitere Informationen über die Maschinen<br />

und die Klassikwelt in Friedrichshafen<br />

finden Sie unter www.ltu-classic.de oder<br />

www.klassikwelt-bodensee.de.<br />

ANTIKUHRENBÖRSE FURTWANGEN<br />

Für Fliegerfreunde<br />

Sammler von Fliegeruhren sollten unbedingt<br />

am Wochenende vom 29. bis 31. August<br />

nach Furtwangen fahren. Dort findet<br />

die 30. Antikuhrenbörse statt, die fast alles<br />

bietet, was das Liebhaberherz begehrt. Dabei<br />

ist die Veranstaltung längst kein Geheimtipp<br />

mehr. Stammkunden reisen mittlerweile<br />

aus dem gesamten Bundesgebiet<br />

und der EU an. Gleichzeitig mit dem Eintritt<br />

zur Messe hat man die Möglichkeit, das<br />

Deutsche Uhrenmuseum zu besichtigen.<br />

Ein Besuch lohnt sich so auf alle Fälle.<br />

Günter Besenfelder<br />

Foto Messe Friedrichshafen<br />

Foto Günter Besenfelder<br />

Diese Fi 103 B-2 wird in Kürze in Fort Veldhuis zu sehen sein. Die roten Warnkreuze zeigen, dass es<br />

sich um eine B-2 mit Trialen-Gefechtskopf handelt<br />

Foto Roger Soupart<br />

■ FIESELER FI 103<br />

Frankensteins V1<br />

Die Aircraft Recovery Group des Airwar Museum<br />

in Fort Veldhuis in den Niederlanden<br />

ist gerade dabei, eine Fieseler Fi 103 in ihre<br />

Sammlung aufzunehmen. Diese V1 entstand aus<br />

verschiedenen neuen Teilen sowie Wrackteilen<br />

anderer »fliegender Bomben« aus dem Zweiten<br />

Weltkrieg. Bei der Eröffnung des Museums im<br />

Mai wird die »fliegende Bombe« so präsentiert,<br />

als ob sie bruchgelandet wäre und dabei einen<br />

Die über das Wochenende vom 11./12. Januar<br />

veranstaltete 39th Cable Air Show,<br />

ausgerichtet von der Cable Airport Foundation<br />

in Upland, Kalifornien, könnte vielleicht<br />

die letzte dieser Veranstaltungen in den USA<br />

gewesen sein.<br />

Grund sind neue Gebühren und zusätzlicher<br />

Papierkrieg für Airshows sowie der Einsatz zugelassener<br />

FAA-Fluglotsen. Diese zusätzlichen<br />

Kosten reißen tiefe Löcher in die Einnahmen,<br />

die unter anderem als Finanzierungshilfen für<br />

lokale Luftfahrt-Stipendienprogramme verwendet<br />

werden.<br />

Eine Rechnung über 15 000 Dollar traf die<br />

Veranstalter hart – und das 45 Tage vor dem<br />

geplanten Start des Events.<br />

Flügel verloren hätte. Die roten Warnkreuze zeigen,<br />

dass es sich um eine B-2-Variante der Fi 103<br />

mit hochempfindlichem Trialen-Gefechtskopf<br />

handelt. Ansonsten ist die B-2 praktisch identisch<br />

mit ihrer Vorgängerversion B-1.<br />

Um für die Besucher einen besseren Blick ins<br />

Innere des Flugkörpers zu ermöglichen, setzte<br />

man ins hintere Rumpfteil mehrere Plexiglasscheiben<br />

ein.<br />

Roger Soupart ■<br />

■ TEURER FLUGLOTSENZWANG<br />

Gefahr für US-Flugveranstaltungen<br />

Die B-25J Mitchell »Pacific Princess« begeisterte die<br />

Zuschauer auf der Cable Air Show Foto Frank B. Mormillo<br />

Bei Kunstflugvorführungen verlangt die FAA<br />

jetzt auf Flugplätzen ohne Verkehrskontrolle<br />

(ohne Turmkontrolle bei normalem Flugbetrieb)<br />

den Einsatz von Fluglotsen für den Teil des Tages,<br />

an dem der Luftraum für derartige Aktivitäten<br />

gesperrt ist.<br />

Bei der diesjährigen Cable Air Show waren<br />

an beiden Tagen je fünf Fluglotsen für jeweils<br />

zwei Stunden eingesetzt. In der Vergangenheit<br />

konnten diese in ihrer Freizeit die Kontrolle kostenlos<br />

übernehmen.<br />

Sollte die FAA ihre neue Politik nicht ändern,<br />

stehen die Dinge nicht nur schlecht für Cable,<br />

sondern auch für viele andere kleinere Airshows<br />

in den Vereinigten Staaten.<br />

Frank B. Mormillo ■<br />

12


■ FANTASY OF FLIGHT MUSEUM<br />

Legende schließt!<br />

Kermit Weeks hat bekanntgegeben, dass sein<br />

berühmtes Fantasy of Flight Museum am<br />

<strong>6.</strong> April 2014 seine Pforten schließt. In Zukunft<br />

will er sich auf seinen Veranstaltungsservice<br />

konzentrieren und das Museum zu einem<br />

neuen Anziehungspunkt entwickeln. Obwohl<br />

lediglich 20 Minuten westlich von Walt Disney<br />

World gelegen, betrachtet Weeks sein<br />

»Fantasy of Flight« als zu weit vom Zentrum<br />

des Massentourismus entfernt, was zur Folge<br />

hat, dass sein Angebot nicht richtig wahrgenommen<br />

wird.<br />

Es gibt jedoch auch gute Nachrichten für<br />

die an Luftfahrtgeschichte Interessierten. Es<br />

wird an Plänen gearbeitet, eine schwerpunktmäßige<br />

Sammlung in reduziertem Umfang<br />

und bei geringeren Eintrittspreisen noch im<br />

Laufe dieses Jahres zu präsentieren.<br />

Roger Soupart ■<br />

Eine B-17 bei der Instandsetzung auf einem Flugplatz. Das Fantasy of Flight Museum war bekannt<br />

für seinen Mix aus flugtüchtigen Maschinen und statischen Exponaten Foto Roger Soupart<br />

■ MFI-15<br />

Die glorreichen Sieben<br />

Die 1974 bis 1977 als »Brotbomber« in Äthiopien eingesetzte MFI-15,<br />

SE-FIP, fliegt wieder<br />

Foto Joakim West<br />

Der schwedische Warbird-Sammler Joakim West hat seiner Sammlung<br />

ein weiteres historisches Flugzeug hinzugefügt: die MFI-<br />

15, SE-FIP. Eine der interessantesten Verwendungen der ursprünglich<br />

als Schulflugzeug ausgelegten Maschine waren ihre Einsätze als<br />

»Brotbomber« in Äthiopien zwischen 1974 und 1977, als dort große<br />

Teile des Landes unter schwerer Dürre litten. Insgesamt brachten<br />

sieben MFI-15 Vorräte zu abgelegenen Orten. Jede der Maschinen<br />

konnte vier 75-Kilogramm-Säcke mit Vorräten auf Schienen unter<br />

den Flügeln transportieren. Die sieben Flugzeuge transportierten so<br />

fast 550 Tonnen an Lebensmitteln ins Ziel. Dabei gingen allerdings<br />

auch vier MFI-15 verloren.<br />

Die 1976 gebaute SE-FIP (Bau-Nummer 15.902) war das letzte an<br />

Äthiopien ausgelieferte Muster. Sie erhielt dort die Zulassung ET-<br />

AGD. Am 29. April 1982 absolvierte sie ihren letzten Flug und wurde<br />

anschließend eingelagert. 1987 kehrte sie mit zwei weiteren MFI-15<br />

nach Schweden zurück und erhielt als SE-FIP ihre Zulassung für den<br />

Sunne Aero Club. Zurzeit ist das Leichtgewicht in Skå Edeby bei<br />

Stockholm beheimatet. Joakim West beabsichtigt, mit der SE-FIP<br />

künftig auf Airshows die in Äthiopien benutzten Abwurfverfahren<br />

vorzuführen.<br />

Jan Forsgren ■<br />

■ F-100F SUPER SABRE<br />

Das »Wiesel« ist da!<br />

Das Pacific Aviation Museum Pearl Harbor hat das 43. historische<br />

Flugzeug in seine Sammlung aufgenommen. Es ist<br />

die vom Museum of Aviation auf der Robins AFB in der Nähe<br />

von Warner Robins, Georgia, stammende F-100F Super Sabre<br />

(Ser.Nr. 58-1232).<br />

Die von North American unter dem Namen »Wild Weasel« produzierte<br />

F-100F spielte eine bedeutende Rolle im Vietnamkrieg.<br />

Sie war speziell gegen modernere Boden-Luft-Flugkörpersysteme<br />

entwickelt worden, wie sie die nordvietnamesische Armee einsetzte,<br />

und galt als Wegbereiter, was Geschwindigkeit und elektronische<br />

Kampfführung anbelangte. Viele der heute von der<br />

USAF eingesetzten Waffen und Taktiken haben ihren Ursprung<br />

im Vietnamkonflikt. Zu gegebener Zeit soll die F-100F ein Tarnschema<br />

aus dieser Zeit erhalten.<br />

Roger Soupart ■<br />

Die North American F-100 Super Sabre, 58-1232, aufgenommen<br />

kurz nach ihrem Eintreffen in Pearl Harbour Foto PAM<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

13


ZEITGESCHICHTE<br />

»D-<strong>Day</strong>«<br />

Laut Adolf Galland, dem damaligen General<br />

der Jagdflieger, meldete die in<br />

Frankreich stehende Luftflotte 3 am 5.<br />

<strong>Juni</strong> <strong>1944</strong> eine »Kampfstärke von 481 Flugzeugen,<br />

darunter 64 Aufklärungs- und 100<br />

Jagdflugzeuge«. Am <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> waren 319 dieser<br />

Maschinen einsatzbereit. Ihnen standen fast<br />

13 000 Flugzeuge gegenüber, welche die anglo-amerikanischen<br />

Luftstreitkräfte für die Invasion<br />

aufboten: »5409 Jäger, 1467 schwere<br />

Bomber und 1645 leichte und mittlere Bomber.<br />

Hinzu kamen noch 860 Lastensegler und<br />

1500 Transportflugzeuge. Im Augenblick der<br />

Invasion waren von dieser gewaltigen Luftmacht<br />

6000 bis 7000 Flugzeuge einsatzbereit.«<br />

Josef »Pips« Priller, seinerzeit Kommodore<br />

des JG 26, rechnete das Kräfteverhältnis<br />

unter den Jägern hoch: »Nimmt man an,<br />

dass von den 5409 anglo-amerikanischen<br />

Jagdfliegern in den ersten Invasionstagen 60<br />

Prozent, das heißt, rund 3200 einsatzbereit<br />

waren, kämpften die deutschen Piloten der<br />

Jagdgeschwader 2 ›Richthofen‹ und 26<br />

›Schlageter‹ gegen eine mehr als dreißigfache<br />

Übermacht, bis aus dem Reich, beginnend<br />

ab dem 9. <strong>Juni</strong>, neue Jagdverbände zur<br />

Verstärkung eintrafen.«<br />

Von langer Hand<br />

Die komplexe Planungsgeschichte der alliierten<br />

Landung in der Normandie reicht zurück<br />

bis ins Jahr 1940, in die Zeit der Niederlage<br />

Frankreichs. Das Vorhaben zum »Sturm auf<br />

Europa« stellte die Planer vor große Herausforderungen:<br />

Es ging nicht nur darum, Marine-,<br />

Luftstreitkräfte und anzulandende Bo-<br />

14


STURM AUF DIE »FESTUNG EUROPA«<br />

Luftkrieg über<br />

der Normandie<br />

Die Gegenwehr zerschlagen, die Lufthoheit erringen und feindliche Reserven<br />

fernhalten. Dies waren die Aufgaben der alliierten Piloten in den frühen<br />

Morgenstunden des <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong>. Die Landung in der Normandie<br />

hatte gerade begonnen – alles stand auf Messers Schneide Von Peter Cronauer<br />

Sie sollten den Invasionstruppen<br />

den Weg ebnen:<br />

Mittlere Bomber Martin<br />

B-26 Marauder Foto USAF<br />

dentruppen in ausreichender Stärke bereit zu<br />

stellen; ihr Einsatz musste auch sorgfältig geplant<br />

und vorbereitet und die dafür notwendige<br />

Ausrüstung, Infrastruktur und Logistik<br />

im Hintergrund geschaffen werden. Zählt<br />

man alle im Vorfeld Beteiligten zusammen, –<br />

beispielsweise auch die Tätigen im Schiffsund<br />

Flugzeugbau, die den benötigten Transportraum<br />

schufen –, arbeiteten in den involvierten<br />

Ländern insgesamt mehrere Millionen<br />

Menschen auf dieses Großereignis hin. Die alliierte<br />

Führung bildete Planungsstäbe, hielt<br />

Konferenzen ab; die erstellten Pläne wurden<br />

laufend kontrovers diskutiert, wieder verworfen,<br />

oder erweitert und ergänzt. Es gab durchaus<br />

auch Rückschläge, der Zeitplan wurde<br />

mehrfach verschoben, doch letztlich gipfelten<br />

die Bemühungen im <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong> in der gelungenen<br />

alliierten Landung in der Normandie.<br />

Gründliche Vorbereitung<br />

Neben der Übermacht war diese minutiöse<br />

Vorbereitung der Schlüssel zum Erfolg. Dazu<br />

zählte auch der Auf- und Ausbau eines<br />

umfangreichen Agenten- und Informantennetzes<br />

in Frankreich – einschließlich enger<br />

Verbindungen zur Résistance. Dafür nutzte<br />

die 1940 in England gebildete »Special Operations<br />

Executive« (SOE) spezielle Sonderstaffeln<br />

der RAF, um im von der Wehrmacht<br />

besetzten Europa Agenten per Fallschirmabsprung<br />

abzusetzen und Widerstandsgruppen<br />

mit Waffen und sonstiger Ausrüstung zu versorgen.<br />

Anfangs kamen hier Maschinen vom<br />

Typ Armstrong Whitley oder Vickers Wellington<br />

zum Einsatz, ab Herbst 1942 auch die<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

15


ZEITGESCHICHTE<br />

»D-<strong>Day</strong>«<br />

schweren Handley Page Halifax der in<br />

Tempsford stationierten 138 Squadron, mit<br />

speziell für diese Zwecke geschulten Besatzungen.<br />

Im gleichen Kontext sind auch die<br />

Einsätze der im südenglischen Tangenmere<br />

stationierten 161. Squadron zu sehen, deren<br />

Westland Lysander MK 5 Agenten und Angehörige<br />

des Widerstands in höchst riskanten<br />

»Pick-up«-Einsätzen über den Ärmelkanal<br />

hinweg zwischen Großbritannien und dem<br />

»Kontinent« hin und her transportierten; stets<br />

bedroht von Flak, Nachtjägern und deutschen<br />

Suchkommandos in unwägbarem Terrain.<br />

Häufig kehrten diese Maschinen mit deutlich<br />

sichtbaren Zeugnissen des in Kauf genommenen<br />

Risikos nach Großbritannien zurück:<br />

Einschusslöcher, Flaktreffer oder in den Fahrwerkbeinen<br />

verfangene Strom- oder Telefonkabel<br />

waren keine Seltenheit.<br />

Auch deren Einsätze hatten ihren Anteil<br />

am Gelingen von »Operation Neptune«: Eiflüge<br />

gesammelt wurden. Mit welcher Sorgfalt<br />

die Alliierten ihren Sturm auf die »Festung<br />

Europa« vorbereiteten, zeigt sich als<br />

pars pro toto auch darin, dass die gesamte<br />

Küste der Normandie mit Hilfe von Bodenproben,<br />

Augenzeugenberichten und hunderttausenden<br />

privater Urlaubsfotos neu kartographiert<br />

werden musste, nachdem sich<br />

herausgestellt hatte, dass das vorhandene<br />

Kartenmaterial aus dem 19. Jahrhundert fehlerhaft<br />

und völlig veraltet war.<br />

Blick aus einem Aufklärer<br />

Lockheed F-5 (P-38) auf das<br />

Invasionsgeschehen Foto USAF<br />

zur gegnerischen Infrastruktur. Berichte, wonach<br />

die Deutschen in Dorf »soundso« die<br />

Straße zur Küste zugemauert und die Fenster<br />

der umliegenden Häuser in Schießscharten<br />

umgewandelt hatten, waren für die Planung<br />

der Invasion genauso von Bedeutung, wie<br />

allgemeine Informationen über Verkehrswege,<br />

Hafen-, Flugplatz-oder Befestigungsanlagen,<br />

die durch systematische Aufklärungs-<br />

Die JG 26 und 2 waren für lange Zeit die einzigen in Frankreich stationierten<br />

Jagdgeschwader. Josef Wurmheller (vierter von links)<br />

führte am <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> eine Angriff des JG 2<br />

nerseits wurde mit ihrer Hilfe der Widerstand<br />

unterstützt und zunehmend koordiniert,<br />

– auch im Hinblick auf das spätere Zusammenwirken<br />

mit den Invasionstruppen –,<br />

andererseits erhielten die alliierten Planer so<br />

wertvolle Detailinformationen, beispielsweise<br />

über die Beschaffenheit des Geländes, oder<br />

Psychologische Kriegsführung<br />

Auch die deutsche Abwehr verfügte über ein<br />

Netz von V-Leuten und betrieb ebenfalls erfolgreich<br />

Spionage. Laut Oberstleutnant Oskar<br />

Reile, seinerzeit »Kommandeur Frontaufklärung<br />

West«, war ab Beginn des Jahres <strong>1944</strong><br />

klar, dass der Hauptstoß der Invasion in der<br />

Normandie zu erwarten war. Selbst die Sprüche<br />

und Code-Wörter waren bekannt, mit denen<br />

die BBC Agenten- und Widerstandsgruppen<br />

in Europa informierte. Auch der<br />

Begriff »D-<strong>Day</strong>« machte bereits die Runde:<br />

Am 11. Mai <strong>1944</strong> kündigte ein Ansager des<br />

Großdeutschen Rundfunks ein weiteres Feature<br />

der gebürtigen US-Amerikanerin Mildred<br />

Gillars an, – von den Alliierten »Axis<br />

Sally« genannt –, die unter Pseudonym und<br />

in Diensten der Nationalsozialisten Propagandasendungen<br />

in ihrer Muttersprache sendete.<br />

Nach dem Krieg stellte man sie unter<br />

anderem wegen jenes Features mit dem Titel<br />

»Vision of Invasion« in den USA vor Gericht,<br />

denn nur wenige Wochen vor dem tatsächlichen<br />

»D-<strong>Day</strong>« wurde ihre Darbietung mit<br />

den Worten »The D of D-<strong>Day</strong> stands for<br />

doom… disaster… death… defeat… Dunkerque<br />

or Dieppe« untermalt. (Übersetzung:<br />

»Das D in D-<strong>Day</strong> bedeutet Untergang … Unheil<br />

… Tod …Niederlage … Dünkirchen oder<br />

Dieppe.«)<br />

»Krieg im Äther«<br />

Doch auch die Alliierten beherrschten den<br />

»Krieg im Äther«, wie ein Beispiel von vielen<br />

zeigt: Am Dienstag, den 30. Mai, hatten die<br />

Besatzungen der II./KG 100 (s. Karte S. 18) ihre<br />

Ausbildung und Umschulung auf die<br />

Häufig kehrten die Maschinen mit deutlich sichtbaren<br />

Zeugnissen des Kampfes zurück.<br />

Heinkel He 177 nahezu abgeschlossen. Auf<br />

dem Flugplatz bei Aalborg in Dänemark wurden<br />

ihre fabrikneuen Maschinen überprüft,<br />

betankt, und mit Abwurfwaffen gegen<br />

Schiffsziele beladen, während die Besatzungen<br />

auf den Einsatzbefehl warteten. Pfadfindermaschinen<br />

des KG 66 sollten sie zu massiven<br />

Schiffsansammlungen in Häfen an der<br />

Südküste Englands führen; sie wussten, dass<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Herbert Ringlstetter<br />

16


Beutemaschine Fieseler Fi 156 Storch,<br />

die vom Kommandeur der No 83 Group<br />

RAF, Air Vice Marshal Harry Broadhurst,<br />

geflogen wurde Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />

Planungsablauf der Operation »Overlord«. Trotz sorgfältiger Vorbereitung stießen die Angreifer auf<br />

unerwartete Probleme, doch die Luftüberlegenheit sicherte den Sieg<br />

Grafik Schlaich<br />

<strong>1944</strong> General der Jagdflieger: Adolf Galland<br />

sich dort etwas zusammenbraut. Doch die<br />

Stunden vergingen, und der Einsatzbefehl<br />

ließ auf sich warten. Irgendwann landete ein<br />

Besatzungsmitglied, das verbotenerweise an<br />

seinem kleinen Volksempfänger herumspielte,<br />

beim »Soldatensender Calais«. Zunächst<br />

ertönte eingängige Musik, doch dann eine<br />

männliche Stimme in akzentfreiem Deutsch:<br />

Unmissverständliche Botschaft<br />

»Und nun, Kameraden vom Kampfgeschwader<br />

100, jetzt müssen wir uns einmal mit Euch<br />

unterhalten. Wir wissen genau, dass Ihr schon<br />

einige Stunden in Euren Fliegerkombinationen<br />

auf den Einsatzbefehl zu uns wartet. Warum<br />

kommt Ihr nicht? Habt Ihr Angst? Es ist<br />

auch besser so, wenn Ihr zu Hause bleibt! Ich<br />

wollt ja schließlich Eure Frauen, Freundinnen<br />

und Eltern wiedersehen. Falls Ihr trotzdem<br />

kommen solltet, werden wir Euch einen heißen<br />

Empfang bereiten, so wie Ihr ihn bislang<br />

nicht erlebt habt! Nun, wie ist’s? Wollt Ihr<br />

noch kommen?« Zwei weitere Stunden später<br />

blies man den Einsatz schließlich ab.<br />

Über den Küstenabschnitten der anlandenden<br />

Bodentruppen errichteten die alliierten<br />

Jagdfliegerverbände sogleich einen dichten<br />

Jägerschirm. Nur wenige deutsche Piloten<br />

drangen bis zum Invasionsstrand vor. Im<br />

Aufstellung zum Angriff auf die »Festung Europa«. Mit ihrer<br />

gewaltigen materiellen Überlegenheit sicherten die Alllierten ihr Unternehmen<br />

ab. Dagegen war die Luftwaffe chancenlos Foto Wolfgang Mühlbauer<br />

Spielfilm »Der längste Tag« setzte man dem<br />

Rottenflug von Oberst Josef Priller und seinem<br />

Flügelmann über der Küste ein cineastisches<br />

Denkmal. Zum tatsächlichen Ereignis<br />

notierte der Kommodore des JG 26 in seinem<br />

Tagebuch: »Am <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> war das Jagdgeschwader<br />

26 mit zwei Flugzeugen einsatzbereit,<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

17


ZEITGESCHICHTE<br />

»D-<strong>Day</strong>«<br />

Bomber des Typs B-26 am <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong><br />

über dem Kanal<br />

Foto: USAF<br />

und zwar waren dies der Kommodore und<br />

sein Kaczmarek. Mit dieser Einsatzstärke bin<br />

ich auch in den Kampfraum geflogen und habe<br />

fast geheult vor Wut, dass ich nur zwei<br />

Maschinen hatte. Es wäre schon etwas zu machen<br />

gewesen, aber bei der Übermacht von<br />

Dort wurden unsere Focke Wulf mit<br />

Bordraketen vom Typ BR 21 ausgerüstet.<br />

Lage der im Text erwähnten Beispiele für den<br />

aussichtlosen Kampf der Deutschen gegen die<br />

alliierte Übermacht<br />

Heinkel He 111 H-20 der II./KG 53,<br />

die Mitte <strong>1944</strong> in Le Bourget lag und Einsätze<br />

gegen die Invasionstruppen flogt<br />

Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />

mehreren hundert Feindflugzeugen konnte<br />

ich froh sein, dass ich mit meinem Kaczmarek<br />

nicht selbst abgeschossen wurde.«<br />

Auch Maschinen der I./JG 2 drangen bis<br />

zu den Landungsstränden vor, wie Leutnant<br />

Wolfgang Fischer von der dritten Staffel schilderte:<br />

»Gegen 5 Uhr früh hielt ein Kradmelder<br />

vor meinem Hotel in Cormeilles, brüllte<br />

meinen Namen und rief ›Invasion!‹ Anschließend<br />

fuhr er mich zum Plateau hinauf, von<br />

wo aus wir durch kniehohes Gras zum rund<br />

40 Kilometer nördlich von Paris gelegenen<br />

Platz Creil starteten. Dort wurden unsere Focke<br />

Wulf mit Bordraketen vom Typ ›BR 21‹<br />

ausgerüstet, derselben Rakete vom Kaliber 21<br />

cm, die bereits seit längerer Zeit von den ›Nebelwerfern‹<br />

des Heeres abgefeuert wurde.<br />

Nun hängte man sie in einfachen Stahlrohren<br />

unter den Tragflächen unserer Maschinen<br />

auf, auf jeder Seite eine. Zwei Stunden dauerte<br />

die Montage, und während dieser Wartezeit<br />

überlegte ich, wie man wohl mit diesen<br />

Dingern etwas treffen könnte, denn ›gearbeitet‹<br />

hatte ich damit bislang noch nie. Wir<br />

nannten sie ›Dödel‹, was für uns ein universell<br />

einsetzbarer Sammelausdruck für alles<br />

Mögliche war; unter anderem bezeichneten<br />

wir damit auch das Ritterkreuz. Die Zielanweisung<br />

lautete schlicht und ergreifend: ›Auf<br />

1000 Meter Entfernung 80 Meter links vorhalten!‹<br />

– Zur Stabilisierung der Flugbahn traten<br />

die Treibgase aus 24 schräg in den Raketenboden<br />

gebohrten Löchern aus, so dass die Geschosse<br />

im Flug einen Rechtsdrall bekamen<br />

und nach rechts abdrifteten. Gegen kleine,<br />

punktförmige Ziele waren sie deshalb unge-<br />

18


Focke-Wulf Fw 190 A der 7./JG 26, geflogen<br />

von Staffelkapitän Leutnant Gerhard<br />

Vogt Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />

Josef Priller (Mitte), der Kommodore<br />

des JG 26, flog am <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> mit seinem<br />

Kaczmarek über den Invasionsstränden<br />

eignet. Gegen Schiffe mit ihrer großen Längenausdehnung,<br />

so kalkulierte ich, müsste<br />

man jedoch eine reelle Chance haben. Nun<br />

war unsere damalige Zieleinrichtung, das so<br />

genannte ›Revi‹ (Reflexvisier) so konstruiert,<br />

dass es vor unsere Augen das Luftbild eines<br />

Kreises projizierte, dessen Durchmesser ein<br />

Zehntel der Entfernung zum jeweiligen Zielobjekt<br />

simulierte. Das bedeutete, dass man<br />

zehn Meter hinter einer Jagdmaschine saß, sobald<br />

diese mit der üblichen Spannweite von<br />

rund 10 Metern den Kreis gerade ausfüllte. So<br />

hätte ich mit genügender Genauigkeit den<br />

Abstand zu einem Schiff und das notwendige<br />

Vorhaltemaß ermitteln können, um beim Angriff<br />

von der Breitseite einen Treffer anbringen<br />

zu können – wenn man uns vorab darüber informiert<br />

hätte, wie lang diese verdammten<br />

Kähne eigentlich sind.<br />

So schätzte ich als unbedarfter Luftkutscher<br />

für die verschiedenen Typen bestimmte<br />

Längen, beispielsweise 100 Meter für einen<br />

Truppentransporter. Um 9.30 Uhr starteten<br />

wir dann mit zwölf Maschinen zu unserem<br />

ersten Einsatz an die Invasionsfont, in den Bereich<br />

des britischen Abschnitts ›Gold‹ an der<br />

Küste des Dorfes Vers-sur-Mer.<br />

Hauptmann Wurmheller führte den Verband.<br />

Der Himmel war zu diesem Zeitpunkt<br />

Lockheed P-38J Lightning der 55th FS,<br />

20th FG. Die Maschine trägt die Invasionsstreifen<br />

und ging verloren als 1st Lieutenant<br />

John Klink über dem Englischen Kanal<br />

austeigen musste Zeichnung Jaunita Franzi<br />

C-47 und Lastensegler der 438th Troop Carrier Group stehen in Greenham Common für den Einsatz<br />

an D-<strong>Day</strong> bereit<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

19


ZEITGESCHICHTE<br />

»D-<strong>Day</strong>«<br />

»Schwarze Männer«<br />

beim Einführen einer<br />

Werfergranate 21 (BR<br />

21) in das Abschussrohr<br />

unter der Fläche<br />

einer Fw 190 A-8<br />

zu sieben Zehnteln mit dicken Kumuluswolken<br />

bedeckt, dazwischen sichteten wir immer<br />

wieder Schwärme von alliierten Jägern, mit<br />

denen wir uns aber nicht einlassen sollten,<br />

um erst mal unsere Raketen gegen Schiffsziele<br />

einzusetzen. Gegen 10.00 Uhr überflogen<br />

wir Bayeux, in dem ich bereits Brände erkannte,<br />

flogen geschickter Weise zunächst in<br />

Republic P-47 Thunderbolt der 353rd Fighter Group mit typischen Invasionsstreifen zur Freund/<br />

Feinderkennung<br />

Foto: USAF<br />

Allgemeine Kriegslage<br />

In der Nacht vom 5. auf den <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> begann<br />

die Landung in der Normandie; mit<br />

dem Durchbruch der Roten Armee an der<br />

Karelischen Front am 10. <strong>Juni</strong> begann das<br />

Ausscheiden Finnlands aus dem Bündnis<br />

mit dem Deutschen Reich; am 22. <strong>Juni</strong> –<br />

dem dritten Jahrestag des Unternehmens<br />

»Barbarossa« – beginnt die Rote Armee im<br />

Mittelabschnitt der Ostfront ihre Großoffensive;<br />

am 15. 8. beginnt die Operation »Dragoon«,<br />

die Landung alliierter Truppen in<br />

Südfrankreich. Schon bald nach Beginn<br />

von »Operation Neptune« nahmen die<br />

schweren Bomberverbände der westlichen<br />

Alliierten ihre Angriffe auf Ziele im Reichsgebiet<br />

wieder auf. Vor allem Ölfelder, Raffinerien<br />

und Hydrierwerke gerieten verstärkt<br />

in ihr Visier.<br />

■<br />

etwa 3000 Meter Höhe ein Stück weit auf die<br />

Seine-Bucht hinaus, und griffen dann von der<br />

Seeseite her an. Dadurch konnten wir die<br />

Schiffsflak täuschen, denn wir blieben zunächst<br />

völlig unbehelligt. Das entscheidende<br />

Handicap für uns war jedoch, dass wir wegen<br />

des dichten Jagdschutzes über dem Landekopf<br />

nicht genug Zeit hatten, um günstige Positionen<br />

einzunehmen, um Schiffe von ihrer<br />

Breitseite her anfliegen zu können.<br />

Aus unserer Flughöhe überblickte ich von<br />

der Orne-Mündung bei Caen bis hinauf nach<br />

Sainte-Mère-Église den ganzen Küstenstreifen,<br />

vor dem ich eine tiefgestaffelte Armada<br />

von Schlachtschiffen weit draußen liegen sah,<br />

zahllose Transportschiffe näher zum Land,<br />

und kleine Landungsboote, die mit Heckwellen<br />

zum Strand unterwegs waren. Über den<br />

küstennahen Einheiten hingen dicke, dunkle<br />

Sperrballons in der Luft. Da ich so etwas noch<br />

nie gesehen und daher keinen Vergleichsmaßstab<br />

für ähnliche Operationen hatte,<br />

nahm ich diese grandiose Szenerie zunächst<br />

ohne große Gefühlsregungen hin. Dennoch<br />

befiel mich eine unterbewusste Ahnung, dass<br />

dies alles für uns nicht mehr zu beherrschen<br />

war. Immerhin hatte ich als Einziger von uns<br />

das Glück, einen größeren Kahn, der aussah<br />

wie ein Truppentransporter der Victory- oder<br />

Liberty-Klasse, von denen ich schon mal vage<br />

gehört hatte, direkt in meiner Anflugrichtung<br />

breitseitig anzutreffen.<br />

Schwer zu treffende Ziele<br />

Ich drückte an und zielte eine halbe Schiffslänge<br />

vor den Bug, hatte dabei aber nicht bedacht,<br />

dass sich der Kahn langsam nach links<br />

und dann auch noch in einer leichten Linkskurve<br />

bewegte. Ich korrigierte also noch<br />

schnell bei reduzierter Fahrt, – um nicht unter<br />

die 1000-Meter-Grenze zu kommen -, auf eine<br />

ganze Schiffslänge nach links, wartete, bis es<br />

nach meiner Schätzung den Durchmesser des<br />

Revis ausgefüllt hätte, löste dann die Raketen<br />

20


aus und sah mich für den Bruchteil einer Sekunde<br />

von einem mächtigen Feuerschein umgeben,<br />

begleitet von dem Geheul einer Horde<br />

von Teufeln. Sofort machte die plötzlich entlastete<br />

Maschine einen Sprung nach oben,<br />

und das alles zusammen ließ mich zunächst<br />

vor Schreck erstarren. Das verging aber auch<br />

schnell wieder, als ich merkte, dass mein<br />

Flugzeug ruhig und sicher weiterflog. Ich verfolgte<br />

dann die beiden Lichtpunkte auf ihrem<br />

Flug nach unten und sah, dass der linke am<br />

Heck des Schiffs in einer Explosionswolke<br />

verschwand, während der rechte knapp hinter<br />

dem Schiff in einer Wasserfontäne verlöschte.<br />

Jetzt warf ich die beiden leeren Kartuschen<br />

der Raketen ab und steuerte wegen<br />

des anschwellenden Flakfeuers mit zunehmender<br />

Fahrt im Sinkflug auf die Küste zu,<br />

wobei ich mit allen Bordwaffen die Strandlinie<br />

unter Feuer nahm. Ein längeres Verweilen<br />

Anderthalb Stunden später starteten die<br />

restlichen Besatzunge, mit Hs 293 bewaffnet.<br />

über dem Landekopf war wegen des dichten<br />

alliierten Jagdschutzes nicht möglich, ich<br />

nahm Kurs auf ›Gartenzaun‹.«<br />

Wie es den Kampffliegerverbänden erging,<br />

zeigt ein Blick in die Chronik des KG 100. Beispielsweise<br />

wurde die in Südfrankreich stationierte<br />

III. Gruppe, die mit modernsten<br />

Flugzeugen und Lenkwaffen ausgerüstet war,<br />

– und die unter anderem im September 1943<br />

das italienische Schlachtschiff »Roma« mit<br />

»Fritz-X« versenkt hatte –, innerhalb kurzer<br />

Zeit nahezu vollständig aufgerieben: »Am 4.<br />

Juli <strong>1944</strong>, gegen 18.00 Uhr, wurden zwei Besatzungen<br />

vom Stab der III. Gruppe und etwa<br />

sechs Besatzungen der einzelnen Staffeln zur<br />

Einsatzbesprechung nach Toulouse-Blagnac (S.<br />

Karte S. 18) befohlen: Ein Angriff auf Schiffsansammlungen<br />

in der Seinemündung war geplant.<br />

Zu diesem Angriff startete eine Maschine<br />

um 19.30 Uhr von Blagnac aus mit einer<br />

North American P-51D Mustang der<br />

364th Fighter Squadron, 357th FG von<br />

Captain Richard Peterson, der den Krieg<br />

mit 15,5 Luftsiegen beendete<br />

Zeichnung Juanita Franzi<br />

FX-Lenkbombe. Die Besatzung hatte die Anweisung,<br />

zwischen 22.20 Uhr und 22.40 Uhr<br />

aus der der Waffe entsprechenden Höhe anzugreifen.<br />

Anderthalb Stunden später starteten<br />

dann die restlichen Besatzungen, mit Hs 293<br />

bewaffnet, von Blagnac und Francazal aus,<br />

sammelten in der Nähe von Toulouse und flogen<br />

zur französischen Küste in der Nähe von<br />

Le Havre. Kurz bevor sie die Küste erreichten,<br />

stieg eine der Maschinen auf eine Höhe von<br />

1000 m in die Wolken und drehte nach Erreichen<br />

der See in westliche Richtung ab.<br />

Wiederholte Angriffe<br />

Der Pilot durchbrach in 800 m Höhe die Wolkendecke,<br />

um ein geeignetes Ziel zu suchen,<br />

doch im gleichen Moment erschien eine Mosquito<br />

von Steuerbord. Obwohl die Do 217 zu<br />

einem Ausweichmanöver ansetzte, griff die<br />

Mosquito an. Das Eröffnungsfeuer verfehlte<br />

das Ziel, aber ein zweiter Angriff setzte die<br />

Ein dickes Ding<br />

In der Nacht vom 8. auf den 9. <strong>Juni</strong> bombardierten<br />

Verbände des RAF Bomber Command<br />

diverse Eisenbahnziele, um den deutschen<br />

Nachschub aus dem Süden<br />

Frankreichs zur Normandie möglichst zu unterbinden.<br />

Einige von ihnen nahmen dabei<br />

den Eisenbahntunnel bei Saumur ins Visier<br />

(S. Karte S. 18), drei Mosquitos sowie vier<br />

Lancaster der 83 Squadron markierten das<br />

Ziel mit Leuchtbomben, anschließend öffneten<br />

darüber 25 Lancasters der 617 Squadron<br />

ihre Bombenschächte. Die ersten Tallboy-Bomben<br />

schlugen unten ein, gruben<br />

sich in die Tiefe und verursachten kleine<br />

Erdbeben mit ihren Explosionen. Eine durchbohrte<br />

die fast 20 Meter starke Erdschicht<br />

über der Tunnelröhre, explodierte in deren<br />

Inneren, und ließ sie teilweise einstürzen.<br />

Zwei weitere Volltreffer im Gleisbett vor dem<br />

Tunnelmund und diverse Nahtreffer machten<br />

den Tunnel für lange Zeit unpassierbar, die<br />

Verlegung einer ganzen Panzer-Division aus<br />

dem Süden an die Invasionsfront verzögerte<br />

sich auf diese Weise.<br />

■<br />

Eine der schwersten Bomben des<br />

Zweiten Weltkriegs: Tallboy Foto RAF<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

21


ZEITGESCHICHTE<br />

»D-<strong>Day</strong>«<br />

Do 217 mit Lenkbombe Hs 293 unter der rechten<br />

Fläche, links ist ein Zusatztank untergehängt<br />

Do 217 in Brand. Unverzüglich verließ die<br />

deutsche Besatzung das Flugzeug, wurde<br />

später von einer britischen Marineeinheit aufgelesen<br />

und geriet in Gefangenschaft.<br />

Aussichtloses Unterfangen<br />

Eine zweite Maschine wurde von oben und<br />

hinten von einem Nachtjäger angegriffen, als<br />

sie sich dem Zielgebiet gerade näherte. Die<br />

Do 217 fing sofort Feuer. Die Besatzung stieg<br />

aus und der Pilot, der einzige Überlebende,<br />

wurde ungefähr fünf Stunden später aufgefischt<br />

und geriet ebenfalls in Gefangenschaft.<br />

Eine dritte Maschine flog nördlich der Landungsköpfe<br />

in einer Höhe von 450 m in der<br />

Mitte des Kanals, um nach schweren Marineeinheiten<br />

zu suchen. Die Besatzung hatte die<br />

Anweisung, so weit wie möglich in einer<br />

Aufklärer Supermarine Spitfire PR Mk XI der<br />

22nd Photographic Reconnaissance Squadron<br />

Nord-Südrichtung anzugreifen, so dass sie<br />

bei Nachtjägergefahr über deutsch besetztes<br />

Gebiet entkommen konnte. Schließlich warf<br />

sie ihre Hs 293 auf ein als großer Zerstörer beschriebenes<br />

Ziel. Kurz danach stieg die Maschine<br />

auf 4000 m Höhe. Hier wurde sie dreimal<br />

von einer einmotorigen Maschine<br />

angegriffen und stürzte brennend ins Meer.<br />

Der Pilot wurde aus dem Flugzeug geschleudert,<br />

kam mit dem Fallschirm herunter, und<br />

konnte unverletzt gerettet werden. Insgesamt<br />

verlor die III./K.G. 100 bei diesem Einsatz<br />

sechs Besatzungen. Allein von der 7. Staffel<br />

wurden drei Maschinen abgeschossen.«<br />

In den Monaten vor der Landung bombardierten<br />

die strategischen und taktischen<br />

Bomberverbände der Westalliierten syste -<br />

matisch die von der Wehrmacht genutzte Infrastruktur<br />

in Frankreich: Rüstungsbetriebe,<br />

Verkehrsnetze und Kommunikationswege,<br />

Kasernen und Befestigungsanlagen, und<br />

Supermarine Spitfire Mk IX (MH454)<br />

mit temporären D-<strong>Day</strong>-Markierungen. Ihre<br />

Heimat war der Fliegerhorst in Detling.<br />

Zeichnung Juanita Franzi<br />

22


Das Magazin für Militärgeschichte<br />

D: € 9,90<br />

A: € 10,90<br />

CH: sFr 19,80<br />

06<br />

4 198159 809905<br />

ISBN 978-3-86245-455-6<br />

Ahnungslose Sieger<br />

mann erteilte Hauptmann Helmut<br />

Eberspächer, Staffelkapitän der<br />

3./SKG 10, den Einsatzbefehl.<br />

Kurz darauf starteten vier Fw 190<br />

in immer noch dunkle Nacht. Gegen<br />

5:00 Uhr trafen die Jagdbomber-Piloten<br />

auf britische Lancaster.<br />

Dann ging alles sehr schnell: Binnen<br />

weniger Minuten fielen einige Briten<br />

den Deutschen zum Opfer, Eberspächer alleine<br />

schoss vier Lancaster ab, eine weitere Vier-<br />

Dreifacher Sieger am <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong>:<br />

Hauptmann Helmut Eberspächer<br />

Staffelkapitän der 3./SKG 10<br />

In der Nacht von 5. auf <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> starteten<br />

Focke-Wulf Fw 190 G der I. Gruppe des<br />

Schnellkampfgeschwader 10, um Lastensegler<br />

und Schleppmaschinen im Raum St. Lô<br />

anzugreifen. Doch die zu Nachtjägern umfunktionierten<br />

Jagdbomberpiloten fanden<br />

nichts und landeten ohne Feinberührung in<br />

Evreux. Früh am Morgen des <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> ging bei<br />

eine weitere Feindmeldung ein: Zwischen Carentan<br />

und Caen wurden alliierte Bomber gesichtet.<br />

Gruppenkommandeur Major Dahlmot<br />

fiel den gezielten Feuerstößen<br />

aus Feldwebel Eiseles Fw 190<br />

zum Opfer. Es waren die ersten<br />

deutschen Luftsiege am D-<strong>Day</strong>. Zu<br />

welch monströsem Angriffsplan die<br />

britischen Lancaster gehörten, davon<br />

ahnten die deutschen Flieger zu diesem<br />

Zeitpunkt nichts. Herbert Ringlstetter ■<br />

Fw 190 G der I./SKG stiegen in der Nacht zum <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> auf, um alliierte<br />

Lastensegler und Schleppmaschinen abzufangen<br />

Lancaster-Bomber griffen in den frühen Morgenstunden Ziele<br />

zwischen Carentan und Caen<br />

Fotos (3) Sammlung H. Ringlstetter<br />

insbesondere die Flugplätze und sonstigen<br />

Bodeneinrichtungen der Luftwaffe. Am<br />

1. April <strong>1944</strong> wurden sogar Air Chief Marshall<br />

Arthur Harris und das RAF Bomber<br />

Command dem Oberbefehlshaber der alliierten<br />

Streitkräfte in Nordwesteuropa, General<br />

Dwight D. Eisenhower, unterstellt.<br />

Mit Beginn der Landung erhöhten sie den<br />

Druck, zumal die alliierten Flieger schon bald<br />

Die deutschen Jagdflieger gehörten<br />

bald zur ›Gejagdwaffe‹.<br />

nach der Landung vom französischen Festland<br />

aus operieren konnten. Neue Feldflugplätze<br />

entstanden rasch, zwei künstliche Häfen<br />

und eine durch den Kanal verlegte<br />

Pipeline ermöglichten die Landung schwersten<br />

Materials und eine laufende Kraftstoffversorgung<br />

der alliierten Streitkräfte – die<br />

deutschen Jagdflieger gehörten bald zur<br />

»Gejagdwaffe«.<br />

■<br />

Quellen:<br />

Ulf Balke, »Kampfgeschwader 100<br />

›Wiking‹«, Motorbuch 1981<br />

Josef Priller, »Geschichte eines Jagdgeschwaders«,<br />

Vowinckel 1956<br />

Wolfgang Fischer,<br />

Flieger-Blatt Nr. 5/2006<br />

Oskar Reile, »Der deutsche Geheimdienst<br />

im II. Weltkrieg – Westfront«, Weltbild 1990<br />

M. Middlebrook/Chr. Everitt, »The Bomber<br />

Command War Diaries«, Kriegstagebuch<br />

der USAAF, Midland Publ., 2011<br />

Adolf Galland, »Die Ersten und die Letzten«,<br />

Schneekluth 1953<br />

D-<strong>Day</strong> <strong>1944</strong><br />

Douglas A-20 Havoc der US Army Air<br />

Force während des Angriffs auf Bahnanlagen<br />

in Frankreich Foto: USAF<br />

Stand die Invasion<br />

vor dem Scheitern?<br />

Wieso war<br />

der »Atlantiwall«<br />

so wirkungslos?<br />

Erfahren Sie alles<br />

zum Thema D-<strong>Day</strong><br />

in der aktuellen<br />

Ausgabe von<br />

CLAUSEWITZ Spezial<br />

Nummer <strong>6.</strong><br />

Clausewitz Spezial<br />

Auf 100 Seiten zeigen wir Ihnen, mit vielen<br />

unbekannten Aufnahmen, den Kampf<br />

um die »Festung Europa« zu Lande, zu<br />

Wasser und in der Luft. Jetzt erhältlich<br />

am Kiosk und in allen gut sortierten<br />

Buchhandlungen.<br />

D-DAY <strong>1944</strong><br />

Clausewitz Spezial<br />

Clausewitz Spezial<br />

D-DAY <strong>1944</strong><br />

Harte Kämpfe<br />

D-DAY <strong>1944</strong><br />

70. Jahrestag!<br />

Landung der<br />

Alliierten<br />

Als die Invasion auf Messers<br />

Schneide stand<br />

Befreiung von Paris<br />

General Charles de Gau les<br />

triumphale Rückkehr<br />

Flucht der Wehrmacht<br />

Die Vorboten des<br />

totalen Zusammenbruchs<br />

BeNeLux: € 1,40 Norwegen: NOK 127,- Italien: € 12,85<br />

■<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

23


TECHNIK<br />

North American F-86<br />

US-JET MIT DEUTSCHEN GENEN – TEIL 1<br />

Ein echter Trend<br />

Treffender lässt sich die North American F-86 Sabre schon im Prototypenstadium<br />

kaum bezeichnen. Ein guter Teil ihres Erfolges fußt auf deutscher Forschung, vor allem<br />

Auslegung und Technik der Me 262 sind äußerst hilfreich<br />

Von Wolfgang Mühlbauer<br />

Als die North American Aircraft Corp.<br />

(NAA) im November <strong>1944</strong> mit der Arbeit<br />

an einem Düsenjäger für die US<br />

Marine beginnt, greift sie auf möglichst viel<br />

Bewährtes zurück. Denn das trägertaugliche<br />

Flugzeug soll rechtzeitig für die im Mai 1946<br />

geplante Invasion des japanischen Mutterlandes<br />

einsatzbereit sein. Verständlich, dass sich<br />

der vorgeschlagene Entwurf mit der Bezeichnung<br />

NA-143 großzügig bei der P-51H, der<br />

letzten Serienversion der Mustang, bedient.<br />

Da sie als Paradebeispiel eines fortschrittlichen<br />

Hochgeschwindigkeitsjägers gilt, hat der<br />

künftige Jet-Fighter zum Beispiel Tragflächen<br />

mit weitgehend ähnlichem Laminarprofil sowie<br />

anfänglich eine nahezu gleiche Leitwerks -<br />

partie. Auf der anderen Seite verlangt das GE-<br />

J35-Axialtriebwerk einen großen Rumpfdurchmesser,<br />

sodass der Tiefdecker mit zentralem<br />

Lufteinlauf im Bug reichlich plump wirkt.<br />

Doch das stört die Marine ebenso wenig<br />

wie dessen bodenständige Konstruktion, die<br />

ohne große Innovation auskommt. Schnelle<br />

Frontreife ist offensichtlich wichtiger. Am<br />

1. Januar 1945 erteilt sie den Bauauftrag für<br />

drei Prototypen des später als FJ-1 Fury in<br />

Dienst gestellten Jagdflugzeuges.<br />

Parallel dazu haben die USAAF Interesse<br />

an einem modernen strahlgetriebenen Tagjäger<br />

mittlerer Reichweite, der sich auch zum<br />

Begleitschutz oder als Jagdbomber eignet. An<br />

dieser Ausschreibung beteiligt sich die NAA<br />

natürlich ebenfalls. Am 22. November <strong>1944</strong><br />

24


Die F-86 Sabre ist einer der großen Wegweiser im Jagdflugzeugbau. Und das<br />

nicht nur, weil Cheftestpilot George Welch am 1. Oktober 1947 im hier abgebildeten<br />

ersten Prototypen höchst inoffiziell bereits zwei Wochen vor Chuck<br />

Yeager und der Bell X-1 allem Anschein nach die Schallmauer durchbricht<br />

setter<br />

erheblich gestiegen. So soll die Höchstgeschwindigkeit<br />

jetzt 965 km/h betragen.<br />

Am 20. <strong>Juni</strong> wird zwar das Mock-up erfolgreich<br />

abgenommen, doch an einer größeren<br />

Überarbeitung führt kein Weg vorbei, sollen<br />

die anspruchsvollen Wünsche des Militärs<br />

erfüllt werden. Stellt sich die Frage, was man<br />

Maßgeschneiderte Hilfe kam aus Deutschland.<br />

Das Zauberwort heißt Pfeilflügel.<br />

reicht man mit der NA-140 den passenden<br />

Vorschlag ein, der sich eng am Entwurf für<br />

die Navy orientiert.<br />

Da die Zelle weniger robust sein kann – sie<br />

braucht weder Katapultstarts noch heftige<br />

Decklandungen auszuhalten –, ist der Rumpf<br />

im Vergleich schlanker, die Tragflächen mit einem<br />

Dickenverhältnis von zehn Prozent sind<br />

deutlich dünner. Als die USAAF jedoch am<br />

18. Mai 1945 drei Exemplare der zwischenzeitlich<br />

als XP-86 bezeichneten Maschine<br />

bestellen, sind die Leistungsanforderungen<br />

überhaupt noch tun kann. Beim damaligen<br />

Kenntnisstand der beteiligten Aerodynamiker<br />

bleibt lediglich, den Rumpf windschnittiger<br />

zu gestalten. Aber egal, wie sie es drehen und<br />

wenden: Mehr als 936 km/h dürfte die Maschine<br />

nicht erreichen. Und damit ist sie<br />

der Konkurrenz, insbesondere der Republic<br />

XP-84, um keinen Schritt voraus.<br />

Normalerweise wäre die XP-86 damit<br />

im Attrappenstadium wohl gestorben, käme<br />

nicht unerwartet maßgeschneiderte Schützenhilfe<br />

aus Deutschland. Das Zauberwort<br />

heißt Pfeilflügel. Obschon in den USA nicht<br />

gänzlich unbekannt, ist man hier dessen praktischer<br />

Anwendbarkeit erst seit Kurzem systematisch<br />

auf der Spur, allen voran der findige<br />

Aerodynamiker Michael Gluhareff, der<br />

sich schon gut vier Jahre lang grundlegend<br />

damit beschäftigt. Gleichwohl finden seine<br />

theoretischen Resultate erst im März 1945 den<br />

Weg ins Direktorium der NACA, wo kurz darauf<br />

praktische Versuchsreihen beginnen. Der<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

25


TECHNIK<br />

North American F-86<br />

Stelldichein der drei gebauten Prototypen.<br />

Im Vordergrund die zweite Maschine, dahinter<br />

die erste und die dritte XF-86<br />

26<br />

Ein Merkmal der XP-86 sind die in vier unabhängige Segmente<br />

unterteilten Vorflügel. Bei der späteren ersten Serienversion<br />

sind sie dagegen fest miteinander verbunden


Abschlussbericht ist am 11. Mai fertig und verifiziert<br />

Gluhareffs bisherige Ergebnisse.<br />

Doch angesichts der umfangreichen Forschungs-<br />

und Entwicklungsdaten, die amerikanische<br />

Spezialisten zeitgleich als Beutegut<br />

aus Deutschland mitbringen, verblasst seine<br />

Pionierleistung. Die deutschen Kollegen hatten<br />

mit der Me 262 und der Me 163 nicht nur<br />

zwei Strahlflugzeuge mit moderat gepfeilten<br />

Flächen zur Einsatzreife gebracht, sondern<br />

waren unmittelbar davor gestanden, mit der<br />

Me P.1101 einen echten, wenn auch experimen -<br />

tellen, Pfeilflügeljäger in die Luft zu bringen.<br />

Die gesammelten Daten werden zunächst<br />

an Boeing übergeben, wo man den wertvollen<br />

Wissensschatz freilich nicht für sich allein<br />

beansprucht. So kommt bald auch North Americans<br />

Entwicklungsmannschaft in dessen Genuss.<br />

Wie gut, dass der Leiter der Projektaerodynamik,<br />

Larry Green, in weiser Voraussicht<br />

technisches Deutsch auf der Abendschule gepaukt<br />

hat – und sich sofort zielgerichtet jenen<br />

Dokumenten widmen kann, die auf einen<br />

Schlüssel zur Rettung der XP-86 hoffen lassen.<br />

Der ersehnte Lösungsansatz findet sich im<br />

Endeffekt bei den Hochgeschwindigkeitsstudien<br />

zur Me 262, speziell beim HG-II-Projekt<br />

und dem darin vorgeschlagenen, um<br />

35 Grad gefeilten Tragflügel. Passende Modellversuche<br />

liefern Green die nötigen Fakten,<br />

um seinen Chef Ed Horkey zu überzeugen,<br />

dass die XP-86 einzig und allein mit solchen<br />

Pfeilflügeln eine Chance hat.<br />

Mit ihrer Hilfe können die kritische Machzahl<br />

um wenigstens 0,1 M erhöht und die gefürchteten<br />

Kompressibilitätseffekte derart im<br />

Zaum gehalten werden, dass die verlangten<br />

960 km/h sicher zu erreichen sind. Wobei sich<br />

Vor- und Nachteile die Waage halten, da das<br />

Überziehverhalten eines Pfeilflügels erheblich<br />

kritischer als das einer geraden Tragfläche ist.<br />

Besonders im Langsamflug bricht der Auftrieb,<br />

beginnend an den Flächenspitzen, bereits<br />

bei wesentlich höherer Geschwindigkeit<br />

zusammen.<br />

Passenderweise hält die Me 262 auch dafür<br />

einen technischen Ausweg parat: den automatischen<br />

Vorflügel, ebenfalls ein weitgehendes<br />

Novum für Amerikas Flugzeugbauer.<br />

Bei zahllosen Testreihen im Windkanal kristallisiert<br />

sich schließlich ein vertretbarer Kompromiss<br />

zwischen maximalem Auftrieb und<br />

bestmöglichen Flugeigenschaften heraus: eine<br />

um 35 Grad gepfeilte Fläche mit elf Prozent<br />

Dicke an der Wurzel und einem Streckungsverhältnis<br />

von 4,79:1.<br />

Passenderweise hält die Me 262 auch dafür<br />

einen technischen Ausweg parat.<br />

Wegen der gebotenen Eile übernimmt<br />

NAA das symmetrische Flächenprofil aus der<br />

HG-II-Studie sowie die Vorflügelgetriebe und<br />

-mechanik der Me 262. In vier Segmente unterteilt,<br />

reichen die Vorflügel der XP-86 über<br />

75 Prozent ihrer Spannweite. Für die Struktur<br />

Herstellungsübersicht F-86A-NA<br />

North American F-86A Sabre des<br />

aerobatic teams »The Silver Sabres« der<br />

335th FS, 4th FG, USAF<br />

Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />

der Tragfläche setzt NAA dagegen auf neuartige<br />

eigene Herstellungsverfahren und<br />

dünnste Frästeile. Das Militär stimmt allen<br />

Änderungen zu; die modifizierte Attrappe<br />

wird am 28. Februar 1946 abgesegnet.<br />

Sechs Monate später läuft der Prototypenbau<br />

an und am 20. November bestellt das<br />

Militär bereits 33 Serienflugzeuge P-86A<br />

mit schubstärkerem J47-GE-1-Triebwerk. Am<br />

8. August 1947 rollt schließlich im Stammwerk<br />

Inglewood die erste XP-86 aus der Halle. Nach<br />

anfänglichen Bodentests wird sie am 11. September<br />

zerlegt und zur geheimen Flugerprobung<br />

auf die Muroc Dry Lake Army Air Base<br />

(heute Edwards Air Force Base) transportiert.<br />

Dort startet Cheftestpilot George Welch am<br />

1. Oktober 1947 zum in vieler Hinsicht denkwürdigen<br />

Erstflug. Mangelndes Vertrau en in<br />

Baulos/Block Seriennummern Wichtigste Merkmale oder Änderungen<br />

F-86A-1-NA * 47-605 bis 47-637 – elektrisch gesteuerte Mündungsklappen<br />

– Mk-18-Kreiselvisier<br />

– J47-GE-1- bzw. vereinzelt GE-3-Triebwerk<br />

F-86A-5-NA* 48-129 bis 48-316 – V-förmiger Windschutz<br />

(erstes Baulos) **<br />

– abwerfbare Kanzelhaube<br />

– Aufnahmepunkte in den Tragflächen<br />

– J47-GE-7-Triebwerk<br />

– ab 48-162: Waffenheizung<br />

– ab 48-211: neue Vorflügelmechanik<br />

– ab 48-228: neue Kabinenabdichtung, neue Bugradlenkung<br />

– ab 48-288: geänderte Vorflügel<br />

– allgemein Nachrüstung auf offene Waffenmündungen<br />

– weitgehend Nachrüstung auf GE-13-Triebwerk<br />

F-86A-5-NA 49-1007 bis 49-1339 – J47-GE-13-Triebwerk<br />

(zweites Baulos) **<br />

– ab 49-1067: geändertes Querruder<br />

– ab 49-1315: A-1CM-Kreiselvisier und AN/APG-30-<br />

Zielerfassungsradar<br />

– allgemein Nachrüstung auf offene Waffenmündungen<br />

F-86A-6-NA<br />

– Nachrüstung auf A-1CM-Kreiselvisier und AN/APG-5C-<br />

(Upgrade A-5) ***<br />

Zielerfassungsradar<br />

F-86A-7-NA<br />

– Nachrüstung auf AN/APG-30-Zielerfassungsradar<br />

(Upgrade A-5) ***<br />

*<br />

beide Baulose intern als NA-151 bezeichnet<br />

**<br />

generell mit Einbaumöglichkeit AN/APG-5C-Zielerfassungsradar ausgeliefert<br />

***<br />

Depotumrüstung von insgesamt 350 Maschinen zwischen Januar 1952 und August 1953<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

27


TECHNIK<br />

North American F-86<br />

Die F-86A-1 wird in nur 33 Exemplaren hergestellt. Sämtliche Maschinen<br />

dienen im Regelfall Erprobungs- und Ausbildungszwecken<br />

Deutsche Beutetechnik in der Sabre<br />

Um die XP-86 erfolgreich zu verwirklichen, muss sich North American, nicht zuletzt aus Zeitgründen, teilweise an der Me 262 schadlos halten.<br />

Dies gilt primär für den Pfeilflügel und dessen Profil – beides fußt nahezu ausschließlich auf den Hochgeschwindigkeitsstudien deutscher Projekt -<br />

ingenieure. Daneben wird die gesamte Mechanik des automatischen Vorflügels nahezu unverändert von der Me 262 übernommen.<br />

Skizze der HG II<br />

mit gepfeilten<br />

Flügeln und Seitenleitwerken<br />

Fast unverändert in<br />

der XP-86: Vorflügelgetriebe<br />

der Me 262<br />

Zeichnung des 35°-<br />

Pfeilflügels für die<br />

HG II Fotos (3) Airbus<br />

Group Corporate Heritage<br />

Alle Fotos, soweit nicht anders angegeben, USAF<br />

28


die unerprobte Maschine hat der Draufgänger<br />

offensichtlich nicht. Vom Flugverhalten<br />

sofort begeistert, macht er sich allem Anschein<br />

nach daran, im Stechflug heimlich<br />

und höchst inoffiziell die Schallmauer zu<br />

durchbrechen (siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

04/2008). Manches deutet darauf hin, dass<br />

ihm dies tatsächlich gelingt – zwei Wochen<br />

vor Chuck Yeager und der Bell X-1. Amtlich<br />

erreicht die XP-86 übrigens erst am 2<strong>6.</strong> April<br />

1948 Überschallgeschwindigkeit.<br />

Als Welch nach 30 Minuten landen will,<br />

fährt das Bugfahrwerk nicht vollständig aus.<br />

Er entschließt sich trotzdem zur Landung,<br />

setzt butterweich auf und hat Glück. Gerade<br />

als sich die Nase unaufhaltsam abwärts neigt,<br />

rastet das Fahrgestell unerwartet ein. Wie sich<br />

zeigt, liefert der eingebaute Hydraulikzylinder<br />

zu wenig Druck, um es in der Luft entgegen<br />

der Flugrichtung auszufahren.<br />

Davon abgesehen, entpuppt sich die XP-86<br />

wie erwartet als großer Wurf. Beispielsweise<br />

beurteilt sie Roland Beamont, bekannter britischer<br />

Testpilot, aufgrund seines ersten und einzigen<br />

Fluges im Mai 1948 als den unzweifelhaften<br />

Trendsetter im künftigen Jagdflugzeugbau.<br />

Neben der beeindruckenden Leistungsfähigkeit<br />

lobt er nicht zuletzt das ungewöhnlich<br />

ergonomisch gestaltete Cockpit, aus dem der<br />

Pilot unter seiner Vollsichthaube bis dahin unerreicht<br />

gute Sichtverhältnisse genießt.<br />

Bereits im Dezember 1947 ist das nächste<br />

Fertigungslos (Block) über 188 P-86A sowie<br />

zwei P-86C-Langstreckenbegleitjäger verabschiedet<br />

worden. Die anfangs ebenso bestellte<br />

B-Version hat sich bis dahin als technisch<br />

überflüssig erwiesen und verbleibt am Reißbrett.<br />

Entscheidende Unterschiede gegenüber<br />

den Prototypen betreffen unter anderem die<br />

Druckbelüftung der Kabine. Überdies fällt die<br />

zentrale Bremsklappe im Unterrumpf weg,<br />

während die beiden seitlichen Luftbremsen<br />

nun entgegen der Flugrichtung ausfahren.<br />

Zudem sind die segmentierten Vorflügel fest<br />

miteinander verbunden.<br />

Am 20. Mai 1948 rollt die erste der 33<br />

P-86A-1-Serienmaschinen, werkinterne Bezeichnung<br />

NA-151, an den Start. Da das<br />

J47-GE-1-Aggregat zu Schaufelbrüchen neigt,<br />

erhalten einige Flugzeuge ab Werk das verbesserte<br />

GE-3. Standardmäßig ist der Jäger<br />

mit sechs 12,7-mm-M3-Browning-MG im Bug<br />

Als Welch nach 30 Minuten landen will, fährt<br />

das Bugfahrwerk nicht vollständig aus.<br />

F-86A mit der Major R. L. Johnson im<br />

September 1948 den Geschwindigkeits-<br />

Weltrekord brechen wollte<br />

Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />

bestückt. Die Mündungen werden durch<br />

elektrisch betätigte Klappen verschlossen, die<br />

sich eine zwanzigstel Sekunde vor Auslösen<br />

der Waffen öffnen. Im Zuge diverser Nachrüstungen<br />

ersetzt man dieses komplexe System<br />

aber bei allen Maschinen, auch den nachfolgenden<br />

zwei Fertigungslosen, durch offene<br />

Waffenmündungen.<br />

Im <strong>Juni</strong> ändert die Air Force, seit September<br />

des Vorjahres eigenständige Waffengattung,<br />

das bisher für ihre Jäger übliche Kürzel:<br />

aus P wie »Pursuit« (Verfolgungsflugzeug)<br />

wird F für Fighter und aus P-86 dementsprechend<br />

F-8<strong>6.</strong> Dank ihres stärkeren Antriebs<br />

zeigt deren A-1-Version trotz gestiegener Leermasse<br />

weit bessere Flugleistungen als die Prototypen,<br />

zum Beispiel maximal 941 km/h in<br />

Meereshöhe bei normaler Ausrüstung – das<br />

Zur Sicherheit vorerst an den Kran<br />

gefesselt, dient die 47-611 nach ihrem<br />

geglückten Rekordflug für die ersten<br />

Abschussversuche von HVAR-Raketen<br />

Die hochgeschwindigkeitstauglichen<br />

Zusatztanks für die F-86A-5 erfordern<br />

erheblichen Entwicklungsaufwand,<br />

denn die richtige Form zu finden ist<br />

unerwartet schwierig<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

29


TECHNIK<br />

North American F-86<br />

F-86A-5 der 27th FS. Der Verband gehört zur 1st FG, die ab<br />

Sommer 1949 mit der Sabre den Schutz des Großraumes Los<br />

Angeles übernimmt – und damit auch ihrer Herstellerwerke<br />

sind fast 111 km/h mehr als die XF-8<strong>6.</strong> Obendrein<br />

hat sich die Steigrate fast verdoppelt.<br />

Genug Potenzial also, um den Erzrivalen<br />

von der Navy den absoluten Geschwindigkeitsweltrekord<br />

abzujagen. Am 14. September<br />

1948 erreicht die F-86A-1 mit der Seriennummer<br />

47-611 über dem Muroc Salzsee durchschnittlich<br />

1079 km/h – und knackt damit die<br />

seit mehr als einem Jahr gültige Bestmarke.<br />

Wie alle Flugzeuge dieser ersten Serienausführung<br />

dient sie lediglich Test-, Erprobungsoder<br />

Ausbildungszwecken.<br />

Erst der Nachfolger F-86A-5 gilt als voll<br />

einsatzfähig. Er besitzt an beiden Tragflächen<br />

Aufnahmepunkte, die entweder die Mitführung<br />

von Zusatztanks, einer Abwurflast<br />

von bis zu 2000 lb (958 Kilogramm) oder<br />

16 HVAR-Raketen zulassen. Ferner hat man<br />

Technische Daten – North American F-86A-5 (NA-151)<br />

Länge<br />

11,43 m<br />

Höhe<br />

4,49 m<br />

Spannweite<br />

11,30 m<br />

Tragflügelfläche 25,48 m²<br />

Triebwerk<br />

ein General Electric J47-GE-7 mit 2420 kp Schub<br />

Max. Startmasse<br />

7454 kg<br />

Höchstgeschwindigkeit 949 km/h auf Meereshöhe<br />

Gefechtsreichweite<br />

601 km (mit Zusatztanks)*<br />

Dienstgipfelhöhe 14 508 m*<br />

Bewaffnung<br />

sechs 12,7-mm-Browning-MG<br />

958 kg Abwurflast<br />

16 HVAR-Raketen<br />

Besatzung<br />

ein Mann<br />

*je nach Quelle unterschiedliche Angaben<br />

Primärer Trainingsverband für die Sabre wird die Fighter<br />

School auf der Las Vegas Air Force Base. Im Bild eine<br />

ihrer F-86A-5, die zwei Übungsbomben mitführt<br />

mit großem Aufwand Überführungs- und<br />

Gefechtstanks (Combat Tanks) für hohe Fluggeschwindigkeiten<br />

entwickelt.<br />

Die 188 Exemplare des zweiten Blocks<br />

werden bis September 1949 ausgeliefert. Von<br />

anfänglichen Ausnahmen abgesehen, tragen<br />

sie das zuverlässigere J47-GE-7 im Bauch.<br />

Weitere 333 Flugzeuge mit verbessertem GE-<br />

13-Triebwerk, die man werksintern NA-161<br />

nennt, hat die Air Force bereits Mitte Februar<br />

geordert. Während ihrer gesamten Produktionszeit,<br />

die im Dezember 1950 endet, erfahren<br />

beide Lose der A-5 immer wieder Änderungen.<br />

Die ersten Maschinen kommen ab Februar<br />

1949 zu den Einsatzverbänden. Den<br />

Anfang macht die 1st FG (Fighter Group),<br />

zuständig für die Luftverteidigung des Großraumes<br />

Los Angeles. Spätestens jetzt braucht<br />

der Pfeilflügler einen knackigen Beinamen,<br />

den das Geschwader schnell in einem Wettbewerb<br />

ermittelt. Die Wahl fällt auf »Sabre«<br />

(Säbel) – von der Air Force ab 4. März offiziell<br />

akzeptiert.<br />

Als Nächstes stellt die 4th FG auf die Sabre<br />

um. Ihre drei Squadrons schützen ab Herbst<br />

den Großraum Washington. Zu Beginn des<br />

Koreakrieges im <strong>Juni</strong> 1950 verfügt die USAF<br />

dann über fünf einsatzbereite Jagdgeschwader<br />

mit F-86A – jedes hat eine Sollstärke von 75<br />

Flugzeugen. Wie die Feuertaufe der Sabre über<br />

Korea und ihre technische Weiterentwicklung<br />

verlaufen, erfahren Sie in einer kommenden<br />

Ausgabe von <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>. ■<br />

Quellen (Auswahl):<br />

Beamont, R.: »Testing Early Jets«. Airlife<br />

Publishing Ltd. 1990<br />

Blackburn, A.: »Aces Wild: The Race for<br />

Mach 1«. Scholarly Resources Inc. 1998.<br />

Duncan, C.: »North American F-86 Sabre«.<br />

Crowood Press 2000<br />

30


Mayday! Mayday!<br />

NEU!<br />

Als am 1. <strong>Juni</strong> 2009 ein voll besetzter Airbus auf dem Weg von Rio<br />

de Janeiro nach Paris in den Atlantik stürzte und 228 Menschen in<br />

den Tod riss, war die Welt schockiert. Seit über 100 Jahren verunglücken<br />

Flugzeuge, dennoch ist jeder Crash anders. Tragische Flugzeugunglücke,<br />

deren Ursachenerforschung die Luftfahrt veränderte,<br />

darüber gibt das Buch »Black Box« Auskunft. Minutiös recherchiert,<br />

kompetent analysiert und anschaulich illustriert!<br />

160 Seiten · ca. 100 Abb. · 17,0 x 24,0 cm<br />

€ [A] 27,80 · sFr. 36,90<br />

ISBN 978-3-86245-324-5 € 26,99<br />

FLUG<br />

Jochen W. Braun<br />

Jochen W. Braun<br />

AUSSER KONTROLLE KONTROLLE<br />

Unfälle und Entführungen:<br />

Hintergründe, Unfälle Ursachen, und Entführungen: Konsequenzen<br />

Hintergründe, Ursachen, Konsequenzen<br />

Abstürze, Bruchlandungen,<br />

Sturzflüge – eine fesselnde<br />

Sammlung wahrer Geschichten<br />

aus dem Flugalltag. Akribisch recherchiert,<br />

aufwendig illustriert.<br />

192 Seiten · ca. 80 Abb.<br />

17,0 x 24,0 cm<br />

€ [A] 27,80<br />

sFr. 36,90 € 26,99<br />

ISBN 978-3-86245-331-3<br />

23 spannende Geschichten<br />

unglaublicher Flugunfälle seit<br />

den Anfängen der Fliegerei.<br />

Akribisch recherchiert, packend<br />

erzählt und reich bebildert!<br />

160 Seiten · ca. 80 Abb.<br />

17,0 x 24,2 cm<br />

€ [A] 25,70<br />

sFr. 34,90 € 24,95<br />

ISBN 978-3-86245-319-1<br />

Fesselnd von Anfang bis Ende:<br />

Spektakuläre Flugunfälle aus aller<br />

Welt. Minutiös recherchiert, kompetent<br />

erklärt und analysiert, umfangreich<br />

bebildert!<br />

160 Seiten · ca. 100 Abb.<br />

17,0 x 24,0 cm<br />

€ [A] 25,70<br />

sFr. 34,90 € 24,95<br />

ISBN 978-3-7654-7000-4<br />

Auch als eBook erhältlich<br />

Flugsicherung, Funkverkehr,<br />

Platzkontrolle. Gefahrensituationen,<br />

Lotsen, Instrumente. Spannende<br />

Einblicke in die komplexen<br />

Arbeitsabläufe im Tower.<br />

160 Seiten · ca. 180 Abb.<br />

17,0 x 24,0 cm<br />

€ [A] 25,70<br />

sFr. 34,90 € 24,95<br />

ISBN 978-3-86245-304-7<br />

Faszination Technik<br />

www.geramond.de<br />

oder gleich bestellen unter<br />

Tel. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)


TECHNIK<br />

Triebwerke<br />

Die Produktion des<br />

Me-410-Zerstörers wurde<br />

bis zum Herbst <strong>1944</strong> eingestellt,<br />

noch ehe sie mit<br />

dem DB 603 Einheitstriebwerk<br />

in Serie<br />

gehen konnte<br />

SCHEITERTE DIE LUFTWAFFE AN DER MOTORENFRAGE?<br />

Konzeptlos<br />

Schon Friedrich der Große wusste: »Wer alles defendieren möchte, defendiert gar<br />

nichts.« Dies galt auch für die deutsche Luftfahrtindustrie, die sich in vielen Projekten<br />

verzetteln musste, sodass wichtige Innovationen nicht vorankamen Von Dietmar Hermann<br />

Zwei Dinge gehören im Flugzeugbau<br />

immer zusammen: das Flugzeug selbst<br />

und der Motor, der es antreibt. Beide<br />

sind schicksalhaft miteinander verbunden. Ist<br />

die Zelle gut, aber der Antrieb nicht leistungsfähig,<br />

kann die Maschine nie ihr vorhandenes<br />

Potenzial ausschöpfen. Jede Luftwaffe<br />

muss sich an der Leistungsfähigkeit der<br />

gegnerischen Kampfflugzeuge messen lassen.<br />

Letztendlich entscheidend ist, dass man mit<br />

dem Gegner technisch mithalten und zudem<br />

entsprechende Stückzahlen in den Einsatz<br />

bringen kann. Die Frage ist nur, wie viele verschiedene<br />

Antriebsmuster nötig sind.<br />

Die Luftwaffe ließ drei Motoren in der gleichen<br />

Leistungsklasse parallel bauen. BMW<br />

lieferte den luftgekühlten BMW 801, Junkers<br />

den wassergekühlten Jumo 213 und Daimler-<br />

Benz den ebenfalls wassergekühlten DB 603.<br />

Daran schien auch niemand rütteln zu wollen.<br />

Doch führte diese Mehrgleisigkeit nicht<br />

unweigerlich dazu, dass sich die Ingenieure<br />

verzettelten und die eigene Leistungsfähigkeit<br />

beeinträchtigten?<br />

Daimler-Benz schlug im September 1936<br />

dem RLM erstmals vor, den DB 603 mit einer<br />

geplanten Leistung von 1500 PS und einem<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Dietmar Hermann<br />

32


Hubraum von 44,5 Litern zu entwickeln. Ein<br />

halbes Jahr später aber musste das Unternehmen<br />

die ersten Entwicklungsarbeiten stoppen.<br />

Andere Motorenmuster erhielten einen<br />

höheren Dringlichkeitsgrad. Erst Ende 1939,<br />

der Zweite Weltkrieg hatte bereits begonnen,<br />

begann man sich von amtlicher Seite wieder<br />

für den DB 603 zu interessieren. Dies kam<br />

nicht von ungefähr, denn der damalige DB-<br />

Direktor Fritz Nallinger berichtete General<br />

Ernst Udet und auch Generalstabsingenieur<br />

Roluf Lucht über den Entwicklungsstand des<br />

DB 603 und zog dabei auch den Lizenzverkauf<br />

des Boliden ins Ausland in Betracht. Das<br />

Schreiben datierte vom 2. Dezember 1939.<br />

Höhepunkte der DB 603 Motorenentwicklung<br />

Der DB 603E entstand aus dem DB 603G. Er war als Massentriebwerk für die Do 335, Me 410<br />

und die viermotorige He 177 geplant. Für die viermotorige He 177 war ein spezielles Triebwerk<br />

mit Flammenvernichteranlage für Nachteinsätze vorgesehen.<br />

Mit gesteigerter Volldruckhöhe<br />

Kurze Zeit später, im Februar 1940, sagte<br />

Daimler-Benz zu, von Oktober 1940 bis September<br />

1941 dem RLM (Reichsluftfahrtministerium)<br />

120 Null-Reihen-Antriebe zu liefern,<br />

darunter auch zehn Motoren mit sogenannten<br />

Grenzladern, die eine gesteigerte Volldruckhöhe<br />

erreichen sollten. Der DB 603 ließ sich<br />

sowohl für Jagdmaschinen als auch für Bomber<br />

verwenden. Der gerade erst mit dem Bau<br />

der neuen Fw 190 beauftragte Hersteller<br />

Focke-Wulf stellte schon 1940 erste Berechnungen<br />

zum Einbau des neuen Motors in die<br />

Fw-190-Zelle an. In einer internen Daimler-<br />

Benz-Aktennotiz vom <strong>6.</strong> Februar 1940 hieß es<br />

dazu: »Die Firma Focke-Wulf teilt mit, dass sie<br />

für ihre Maschine Fw 190 den Einbau des DB-<br />

603-Motors untersucht habe und zu folgendem<br />

Ergebnis gegenüber dem bis jetzt vorgesehenen<br />

Motor (BMW 801) gekommen sei:<br />

– Einbau sehr gut<br />

– Geschwindigkeit des Flugzeuges 50 km/h<br />

schneller<br />

– Fluggewicht kleiner<br />

Der Einbau des DB 603 würde sich ebenso gut<br />

auch bei dem in Entwicklung befindlichen<br />

zweimotorigen Flugzeug 1 vornehmen lassen,<br />

und dort würden ähnliche Vorteile herauskommen.<br />

Herr Dir. Tank und Herr Kaether<br />

seien bereits mit dem Flugzeug nach Berlin<br />

unterwegs, um dort im RLM zu erwirken,<br />

dass diese Flugzeuge auf DB 603 umgestellt<br />

werden.«<br />

Doch so einfach, wie es schien, war es<br />

nicht. Kurt Tank erhielt vom RLM eine klare<br />

Absage und antwortete wenig später Daimler-<br />

Benz: »Im RLM wurde uns bekannt gegeben,<br />

dass die Leistungen der Fw 190 mit dem<br />

BMW 801 nach den bisherigen Informationen<br />

für die nächste Zeit genügen, dass wir uns jedoch<br />

so einstellen sollen, dass jederzeit auf<br />

die Leistungssteigerung der Maschine mit ihrem<br />

Motor zurückgegriffen werden kann.«<br />

Zu diesem Zeitpunkt aber hatte der Krieg<br />

gegen die Sowjetunion noch nicht begonnen,<br />

1 gemeint war hier die Fw 191<br />

DB 603 E: Fehlplanungen<br />

führten dazu, dass er nie seine<br />

Leistungsfähigkeit unter<br />

Beweis stellen konnte, obwohl<br />

es genügend davon gab<br />

Für die Me 209 und Ta 152 C war<br />

der DB 603 als Triebwerk vorgesehen;<br />

beide schafften es nicht, in<br />

die Produktion zu kommen<br />

Weil die viermotorige He 177<br />

nicht in Serie ging, wurde das<br />

geplante DB-603-Einheitstriebwerk<br />

nie in Großserie gebaut<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

33


TECHNIK<br />

Triebwerke<br />

Die Do 335 war die große Hoffnung für die Luftwaffe, doch sie ging<br />

nie in Großserie. Technische Probleme behinderten ihren Einsatz<br />

Der Motorenplaner<br />

Die Flugmotorenentwicklung<br />

von<br />

Daimler-Benz ist<br />

untrennbar mit Fritz<br />

Nallinger verbunden.<br />

Seine berufliche<br />

Laufbahn begann<br />

er zunächst<br />

in der Konstruktionsabteilung<br />

von<br />

Benz. Nach der Fusion<br />

mit Daimler<br />

1926 übernahm er die Leitung der Versuchsabteilung.<br />

Von da an wuchs sein<br />

Einfluss auf die vom Unternehmen entwickelten<br />

Fahrzeuge und Motoren. Fritz Nallinger<br />

übernahm bereits 1935 als Technischer<br />

Direktor die Gesamtleitung des<br />

Motorenbaues bei Daimler-Benz. Dazu<br />

gehörte unter anderem auch die Konstruktions-<br />

und Versuchsabteilung für Flugzeugantriebe.<br />

Diesen Posten behielt er<br />

bis zum Ende des Krieges.<br />

■<br />

Die Dornier Do 217 lief zunächst in der E-Version mit dem BMW 801 vom Band. Über 800 Stück<br />

wurden davon gebaut<br />

Der Zerstörer Me 410 war mit dem DB 603 A<br />

ausgerüstet. Über 1000 Maschinen verließen<br />

die Fertigungshallen<br />

und die Luftwaffe schien jedem Gegner überlegen<br />

zu sein. Dies sollte sich bald ändern. Lediglich<br />

in Prototypenform durfte Focke-Wulf<br />

in drei Versuchstypen den DB 603 einbauen<br />

– die Probemuster erzielten auf Anhieb hervorragende<br />

Leistungen.<br />

Die Entwicklung des Junkers Jumo 213<br />

Der Jumo 213 war das direkte Konkurrenzprodukt<br />

zum DB 603. Junkers leitete ihn aus<br />

dem in Massen gebauten Jumo 211 ab, indem<br />

die Ingenieure den 34,97-l-Hubraum des<br />

Zwölfzylinder-Reihenmotors beibehielten,<br />

dafür aber die Drehzahl erhöhten.<br />

Gleichzeitig ist die Entwicklungsgeschichte<br />

des Jumo 213 auch ein typisches Beispiel<br />

für die teils kurzsichtigen Entscheidungen,<br />

die das RLM zu dieser Zeit traf. Im Oktober<br />

1940 setzte man den Jumo 213 zunächst vom<br />

Serienprogramm ab und schränkte seine Weiterentwicklung<br />

stark ein. Damit wollte das<br />

RLM die Entwicklung des stärkeren Jumo 222<br />

forcieren. Dieser wiederum war als Antrieb<br />

für den wichtigen neuen Bomber B (Ju 288)<br />

vorgesehen. Erst Anfang 1942 beschloss man<br />

im RLM, den 213 als Ablösung für den 211 in<br />

Großserie zu fertigen. Gegenüber dem Jumo<br />

211 war die Leistung des Jumo 213 deutlich<br />

gesteigert. Der Jumo 213 war nie als reiner<br />

Bombermotor geplant gewesen. Einbauuntersuchungen,<br />

die das RLM Mitte 1941 für<br />

die Bf 109, Me 309 und Fw 190 gefordert hatte,<br />

zeigten, dass der Jumo 213 von Anfang an<br />

auch für Jäger angedacht war. Trotzdem zog<br />

man nicht in Betracht, ihn schnellstmöglich<br />

in die Zelle des deutschen Standardjägers<br />

Bf 109 einzubauen, um dessen Leistung zu<br />

verbessern. Dies geschah ungeachtet der Tatsache,<br />

dass sich der Jumo 213 in die Zelle der<br />

Einbauuntersuchungen zeigten, dass der<br />

Jumo 213 auch für Jäger angedacht war.<br />

Bf 109 integrieren ließ, während der DB 603<br />

dafür zu groß war. Im Juli 1942 lieferte Junkers<br />

Einbauattrappen des Antriebs an Messerschmitt<br />

für die Me 309 und an Focke-Wulf<br />

für die Fw 190. Im gleichen Monat überleg-<br />

34


540 km/h schneller Bomber: Junkers<br />

Ju 188 A-2 mit zwei Jumo 213 A der<br />

I. Gruppe des KG 6 in Belgien <strong>1944</strong><br />

Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />

te man erstmals, den Jumo 213 in den Kampfflugzeugen<br />

Junkers Ju 88 und Junkers Ju 188<br />

einzubauen.<br />

Probleme bei der Fw-190-Erprobung<br />

Als die Ingenieure den Jumo 213 zum ersten<br />

Mal in einer Fw-190-Zelle (Fw 190 V17)<br />

erprobten, kam es zu ernsthaften und unvorhergesehenen<br />

technischen Problemen. So<br />

zeigten sich schon bei den ersten Flügen mit<br />

der V17 im Herbst 1942 schwere Resonanzerscheinungen<br />

zwischen Motor und Zelle.<br />

Durch diese starken Schüttelschwingungen<br />

war die Maschine kaum zu fliegen. Der Jäger-Einsatz<br />

wurde damit praktisch unmöglich,<br />

da die Flugzeugführer infolge der Vibrationen<br />

nicht durch das Reflexvisier zielen<br />

konnten. Umfangreiche Untersuchungen<br />

mussten angestellt werden, wertvolle Zeit<br />

ging dabei verloren. Außerdem konnte die<br />

V17 aufgrund der vielen Probleme nur äußerst<br />

zögerlich erprobt werden. Selbst ein<br />

halbes Jahr nach dem Erstflug bekamen die<br />

Ingenieure diese Anfangsschwierigkeiten<br />

nicht in den Griff.<br />

Ursachensuche kostet Zeit<br />

Als Ursache für die gravierenden Schwingungen<br />

stellte man eine Resonanz der Kurbelwelle<br />

im Dauerdrehzahlbereich des Motors<br />

fest, die sich auf das gesamte Flugzeug<br />

übertrug. Während Junkers ein Speichenrad<br />

zwischen Kurbelwelle und Luftschraube einschaltete,<br />

um damit die Resonanz in einen<br />

Drehzahlbereich zu verlagern, wo sie nicht<br />

mehr störte, ging die E-Stelle Rechlin einen<br />

anderen Weg. Die Experten dort hofften, die<br />

Resonanz beseitigen zu können, indem sie die<br />

Zündfolge veränderten. Die Versuche waren<br />

so erfolgreich, dass Junkers seine Versuche<br />

abbrach und die »Rechliner Zündfolge« übernahm.<br />

Doch diese Lösung hatte auch ihre<br />

Schattenseiten. Sie führte nämlich zu einem<br />

Leistungsverlust von acht Prozent, da die Abgas-<br />

und Ansaugleitungen auf die alte Zündfolge<br />

optimal abgestimmt waren. Das hört<br />

sich wenig an, doch die ursprünglich geplante<br />

Leistung von 1900 PS fiel dadurch auf<br />

Mit vier DB-603-Einzelmotoren besaß die He 177 nicht mehr<br />

die Schwächen der empfindlichen DB-610. Zudem war sie<br />

mit Einzelmotoren um 50 km/h schneller<br />

Opel im Dienst der Motorenproduktion<br />

1750 PS zurück. Alle bis dahin ausgelieferten<br />

Jumo 213 musste der Hersteller nun zurückrufen<br />

und umarbeiten. Die Änderungsak tion<br />

lief aber erst im Sommer 1943 an.<br />

Einer der Hauptproduzenten für den Jumo<br />

213 war das Opel Werk in Rüsselheim.<br />

Auch hier lief nicht alles rund. Während einer<br />

Besprechung am 5. <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong> stellte<br />

Opel fest, dass durch das Abstoppen des<br />

Jumo-211-Baus und Nichtanlaufen der neuen<br />

213-Triebwerke ein Produktionsausfall<br />

von 4483 Stück entstanden sei. Der<br />

Jumo 213 war nicht ausschließlich für die<br />

Fw 190 vorgesehen. Noch bevor die ersten<br />

Fw 190 D-9 die Werkshallen verließen, lief<br />

im Sommer <strong>1944</strong> der Serienbau des<br />

Nachtjägers Ju 88 G-6 mit dem neuen Jumo<br />

213 A an. Innerhalb der kommenden<br />

Monate wurde die Ju 88 zum neuen Standardnachtjäger<br />

der Luftwaffe. Das Bild<br />

zeigt eine Ju 88 als Nachtjäger.<br />

■<br />

Verzögerung der Einheitstriebwerke<br />

Ein weiteres Ziel der Hersteller bestand darin,<br />

sogenannte Einheitstriebwerke (ETW) zu entwickeln.<br />

Bis zur Einführung der ETW war es<br />

üblich, dass die Zellenfirmen die nackten Antriebe<br />

übernahmen und die notwendigen<br />

Triebwerke, also Motor plus Kühler, Luftschraube<br />

und Zusatzaggregate, selbst entwickelten<br />

und bauten. Sinn der ETW sollte es<br />

sein, vollständige Wechseltriebwerke mit vereinheitlichen<br />

Trennstellen den Zellenfirmen<br />

zur Verfügung zu stellen. Damit lag die komplette<br />

Triebwerksverantwortung nun bei den<br />

Motorenherstellern. Doch diese ETW zu entwickeln,<br />

kostete erneut viel Zeit. Vielfach<br />

mussten Versuchsmuster auf die ETW warten<br />

und konnten deshalb nicht erprobt werden.<br />

So war es beispielsweise auch bei Focke-Wulf.<br />

Während die Fw 190 V19 im Juli 1943 noch<br />

mit dem von Focke-Wulf entwickelten Jumo-<br />

213-Triebwerk erstmals flog, ging die V20 mit<br />

Jumo-213-ETW erst Ende November 1943 in<br />

die Erprobung.<br />

Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen,<br />

forderte das RLM, dass die DB-603- und Jumo-213-Triebwerke<br />

parallel weiterentwickelt<br />

und als ETW an den Trennstellen zur Zelle<br />

untereinander auch noch völlig kompatibel<br />

sein sollten. Auch dies verlangte zusätzliche<br />

Entwicklungszeit. Zudem versuchte man die<br />

Motorleistungen zu vereinheitlichen. Für die<br />

Großserie der Me 309 beziehungsweise später<br />

für die Me 209 sowie für die Me 410 war der<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

35


TECHNIK<br />

Triebwerke<br />

Die Ta 152 C sollte mit dem DB 603 LA in Großserie laufen.<br />

Die Kriegsereignisse verhinderten aber ihre Massenproduktion<br />

DB 603 G mit einem verbesserten Lader als<br />

ETW geplant. Die Leistung musste man dabei<br />

aus Einheitlichkeitsgründen von ursprünglich<br />

1950 PS auf 1850 PS verringern, da der<br />

Jumo 213 nicht mehr hergab. Das Ganze<br />

mündete sogar in die absurde, aber ernsthaft<br />

gestellte Frage, ob nicht sogar die Seite<br />

für den Ladereinlauf vereinheitlicht werden<br />

könnte. Doch war der Weg zu den Einheitstriebwerken<br />

in einer kritischen Kriegsphase<br />

überhaupt notwendig?<br />

Der BMW 801 E leidet<br />

Bereits am 13. Juli 1942 erteilte das RLM BMW<br />

den Auftrag, die Entwicklung des 2000 PS<br />

starken BMW 801 E mit allen Mitteln zu beschleunigen.<br />

Im März/April 1943 fanden bereits<br />

erfolgreiche Prüfstandsläufe statt. Der<br />

Beginn der Flugerprobung war für Ende<br />

Mai 1943 geplant. Die Leistungen des BMW<br />

801 E verbesserten sich dabei laufend. Technisch<br />

funktionierte der Antrieb einwandfrei,<br />

doch es fehlte an notwendigen Werkzeugmaschinen<br />

für die Massenproduktion.<br />

Der BMW 801 E, fest eingeplant für die<br />

Fw 190, war auch Thema in der GL-Besprechung<br />

am 10. August 1943. Um einen frühzeitigen<br />

Einsatz des BMW 801 E ab Februar<br />

<strong>1944</strong> gewährleisten zu können, fehlten laut<br />

dem RLM 400 000 Stunden. Dabei handelte es<br />

sich um die Stunden für die Konstruktion<br />

und Herstellung der notwendigen Bauvorrichtungen<br />

für den Motor. Während nun bei<br />

Jumo und DB ausreichend Ingenieure ihre<br />

Projekte weiterentwickeln konnten, fehlten<br />

bei BMW die notwendigen Werkzeugmacher,<br />

um das erste Triebwerk in der 2000-PS-Klasse<br />

rechtzeitig anlaufen zu lassen. Es gelang somit<br />

nicht mehr, den Antrieb vollständig in die<br />

Fertigung zu bringen.<br />

Motoren für die Bomber<br />

Der BMW 801 E spielte im Übrigen auch bei<br />

den Bomberprojekten eine große Rolle. So war<br />

er unter anderem für die viermotorige Me 264<br />

und Ta 400 vorgesehen. Die Entwicklung lief<br />

zwar weiter, doch statt wie geplant ab Februar<br />

<strong>1944</strong> in Serie zu gehen, mussten die Ingenieure<br />

unter dem Druck der alliierten Übermacht<br />

hastig Zwischenlösungen wie den BMW 801 S<br />

realisieren. Die Luftwaffe schien den DB 603<br />

Der neue Jumo 213 wird für den Einbau in die<br />

Zelle der Fw 190 V 17 vorbereitet. Er ist bereits<br />

am neuen Motorträger befestigt<br />

Der Einbau des Jumo 213 in der Fw 190 sorgte<br />

in der Anfangsphase für erhebliche Probleme.<br />

Ein Einsatz als Jagdflugzeug war damit zunächst<br />

nicht möglich<br />

Die Fw 190 zeigte schon 1942 mit dem DB 603 hervorragende Leistungen und war den alliierten<br />

Jägern mindestens ebenbürtig. Ein Serienbau fand aber nicht statt<br />

36


Schnelle Tandem-Zweimot mit Zugund<br />

Druckpropeller: Dornier Do 335 A-0<br />

»Pfeil« mit zwei DB 603<br />

Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />

ausschließlich für Zerstörer und Bomber einzuplanen,<br />

wie etwa für die Me 410 oder für die<br />

Do 335. Hinzu kam die Do 217 als Kampfflugzeug,<br />

deren M- und N-Version man ebenfalls<br />

mit dem DB 603 ausrüstete. Die dramatische<br />

Kriegslage führte am 1. Juli <strong>1944</strong> dazu, dass das<br />

RLM 20 Flugzeugtypen von der Beschaffungsliste<br />

strich, darunter auch die Me 410, die<br />

Do 217 und die viermotorige He 177.<br />

Dies bedeutete freilich auch das Ende für<br />

die Massenproduktion des DB 603. Dabei hatte<br />

man ursprünglich beabsichtigt, allein <strong>1944</strong><br />

9600 DB 603 E, 3360 DB 603 A und 4290 DB<br />

603 L zu herzustellen. Herausgekommen sind<br />

am Ende aber nur 5126 Motoren.<br />

Die Triebwerke für den schweren Bomber<br />

He 177 waren fertig entwickelt, wurden<br />

durch die Serienabsage aber nicht mehr gebraucht.<br />

Gleiches galt für die Do 217. Zwar<br />

lief die Antriebslieferung für die Dornier<br />

Do 335 noch weiter. Doch hatte diese mit erheblichen<br />

Problemen zu kämpfen, sodass<br />

der Typ bis Kriegsende nie in die Massenproduktion<br />

ging. Dornier musste deshalb die<br />

Die Triebwerke für die He 177 waren fertig,<br />

wurden aber nicht mehr gebraucht.<br />

bereits gelieferte DB 603 konservieren und<br />

einlagern. Ebenso blieben die Produktionszahlen<br />

des He-219-Nachtjägers weiter gering.<br />

In der kritischsten Phase des Krieges<br />

drosselte man daher den Bau des DB 603<br />

drastisch. Im September <strong>1944</strong> ergab sich so<br />

die groteske Situation, dass man die Produktion<br />

des Jumo 213 A für die neue Fw 190<br />

D-9 hochfuhr, während zeitgleich massenhaft<br />

DB 603 herumstanden und auf ihren<br />

Einbau warteten.<br />

Zu wenig Flugzeuge<br />

Allein zwischen Juli und Dezember <strong>1944</strong> verließen<br />

insgesamt 2361 DB 603 die Werkhallen,<br />

obwohl die Industrie lediglich 351 Flugzeuge<br />

damit ausrüstete (Me 410, He 219, Do 217<br />

und Do 335). Selbst mit 25 Prozent Reservemotoren<br />

waren das nur 878 Antriebe, die gebraucht<br />

wurden. Demzufolge müssten rund<br />

1500 Stück auf Halde gelegen haben. Das war<br />

eine ausreichend hohe Zahl, um selbst die<br />

Produktion der Fw 190 über mehrere Monate<br />

mit Motoren zu versorgen.<br />

Die neue 2000-PS-Klasse<br />

Der Jumo 213 E besaß einen zweistufigen Lader<br />

und ein Dreigang-Schaltgetriebe. Damit war er<br />

als Höhenmotor prädestiniert für die Ta 152 H<br />

Innerhalb kürzester Zeit rüstete Focke-Wulf die<br />

Fw 190 mit Jumo 213 A aus. Hier die Fw 190<br />

V53 im Sommer <strong>1944</strong> in Langenhagen<br />

Mit dem BMW 801 E besaß die Luftwaffe<br />

erstmals ein funktionsfähiges Triebwerk<br />

in der 2000-PS-Klasse. Erstes Ziel war<br />

eine Fertigungsvereinfachung. Die Motorenteile<br />

des BMW 801 E sollten mit sogenannten<br />

Einzweckmaschinen anstelle<br />

von Universalmaschinen deutlich rationeller<br />

hergestellt werden. Im März/April<br />

1943 fanden erste Prüfstandsläufe statt.<br />

Kurz darauf begann die Flugerprobung.<br />

Im Juli <strong>1944</strong> erreichte der Motor bei<br />

Standläufen mit MW-50-Zusatz 2400 PS<br />

und lief dabei störungsfrei. Die fehlenden<br />

Werkzeugmaschinen verhinderten eine<br />

Massenproduktion. Wahrscheinlich wurden<br />

weniger als 100 Antriebe gebaut. ■<br />

Mit dem Jumo 213 E war die Ta 152 der leistungsfähigste<br />

deutsche Jäger. Allerdings konnten bis Kriegsende<br />

nur noch wenige Maschinen gebaut werden<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

37


TECHNIK<br />

Triebwerke<br />

Seit August 1943 flog die Fw 190 V34<br />

mit dem BMW 801 F und zeigte mit fast<br />

700 km/h sehr gute Leistungen<br />

Die Ta 400 war ein Fernkampfflugzeug der Superlative und sollte zehn Tonnen Bombenlast<br />

mitnehmen können. Sechs 2000 PS starke BMW 801 E ließen eine Kampfgeschwindigkeit von<br />

558 km/h und 7050 Kilometer Reichweite bei 400 km/h zu<br />

Mit vier geplanten BMW-801-E-Motoren waren die<br />

Leistungen der Me 264 eindrucksvoll. Sie erlaubten<br />

eine Höchstgeschwindigkeit von 595 km/h in<br />

sechs Kilometer Höhe und im Sparflug eine Reichweite<br />

von 14 100 Kilometern<br />

Einbau des BMW 801 F in die Zelle der<br />

Fw 190. Der Motor ist sofort durch die geänderten<br />

Zylinder erkennbar<br />

Die Fw 190 mit dem BMW 801 F kam<br />

durch Fehldisposition viel zu spät in den Einsatz.<br />

Mit dem stärkeren F-Motor konnte sie<br />

technisch mit der P-51 Mustang mithalten<br />

Dass diese Situation tatsächlich so war, bestätigte<br />

Fritz Nallinger in einem Schreiben Anfang<br />

1945 an Kurt Tank: »Sie wissen, dass bei<br />

Junkers Lieferschwierigkeiten aufgetreten<br />

sind, und andererseits stehen DB-603-E-Motoren<br />

da, die bei geringer Umarbeitung für<br />

den Einbau in die Fw 190 zu gebrauchen sind.«<br />

Im Dezember <strong>1944</strong> unternahm Generalleutnant<br />

Adolf Galland einen letzten Vorstoß.<br />

Er regte den Einbau des DB 603 E in die<br />

Fw 190 in einer Sonderaktion an, was das<br />

RLM jedoch nicht umsetzte.<br />

Dies war somit das vorgezeichnete Aus für<br />

den leistungsstärksten deutschen Flugmotor.<br />

Junkers hatte sich mit dem Jumo 213 bei den<br />

Kolbenmotoren und mit dem Jumo 004 bei<br />

den Strahltriebwerken durchgesetzt.<br />

Der geplante massenhafte Einbau des DB<br />

603 LA, der ab März 1945 für die Ta 152 vorgesehen<br />

war, blieb nur ein unrealistisches<br />

Gedankenspiel. Dass auch die Fw 190 mit<br />

dem DB 603 eine gelungene Konstruktion<br />

sein konnte, bewies Daimler-Benz bereits<br />

eindrucksvoll im Herbst <strong>1944</strong> mit dem Umbau<br />

von zwei Fw 190 D-9 auf den DB 603 E.<br />

Der Bolide ließ sich ohne Probleme in die Fw<br />

190 einbauen und besaß ein hervorragendes<br />

Leistungspotenzial, das oberhalb der Fw 190<br />

D-9 mit Jumo 213 lag. Diese D-9 konnten<br />

selbst mit den besten alliierten Jägern mithalten.<br />

Mit MW-50-Zusatzeinspritzung übertrafen<br />

sie sogar die P-51 Mustang. Ein Serienbau<br />

der Fw 190 D-14 oder D-15 fand aber<br />

nicht mehr statt.<br />

Der geplante massenhafte Einbau des<br />

DB 603 LA blieb nur ein Gedankenspiel.<br />

Fazit<br />

Zweifellos stellen der DB 603 und der Jumo<br />

213 Meisterwerke der Ingenieurskunst dar.<br />

Doch war es wirklich sinnvoll, zwei leistungsgleiche<br />

Triebwerke parallel in Serie bauen<br />

zu lassen? Zumal die Luftwaffe in der Leistungsklasse<br />

bis 2000 PS mit dem BMW 801 D<br />

ohnehin einen luftgekühlten Motor besaß,<br />

der als Alternative für die Flugzeugbauer jederzeit<br />

infrage kam. Drei Antriebe in der<br />

gleichen Leistungsklasse war sicherlich ein<br />

Motor zu viel. Bedenkt man, dass der BMW<br />

801 E allein nur deshalb nicht rechtzeitig anlaufen<br />

konnte, weil es an Konstruktionsstunden<br />

für die Werkzeugmaschinen gefehlt hat,<br />

muss diese Frage erlaubt sein.<br />

Der DB 603 war dem Jumo 213 zumindest<br />

terminlich voraus. Er hatte auch mit weniger<br />

Problemen zu kämpfen. Jumo entwickelte<br />

und baute den Jumo 213 parallel zum<br />

Jumo 004, den das RLM wiederum dringend<br />

38


für die Me 262 brauchte. Das Jumo-004-<br />

Strahltriebwerk war eine äußerst gelungene<br />

Entwicklung, die man beispielsweise mit dem<br />

Wegfall des Jumo 213 hätte forcieren können.<br />

Außerdem wären damit genügend Kapazitäten<br />

vorhanden gewesen, um die Haltbarkeit<br />

der 004-Triebwerke zu verbessern, die sehr zu<br />

wünschen übrig ließ.<br />

Völlig vernachlässigt hatte das RLM<br />

den Kampfflugzeugsektor. Im Oktober 1943<br />

stellte der General der Kampfflieger (GdK)<br />

schließlich fest, dass die He-111-Verbände<br />

praktisch die einzigen verbliebenen Verbände<br />

dieser Art im Osten waren. Die Luftwaffenführung<br />

beabsichtigte, bis Ende des Jahres<br />

<strong>1944</strong> an der He 111 festzuhalten. Der GdK kritisierte<br />

diese Planung jedoch und forderte<br />

den Jumo 213, um die Leistung der He 111 zu<br />

steigern.<br />

Sicherlich war die mit dem Jumo 213 A<br />

ausgestattete Fw 190 D ein gelungener Entwurf<br />

und der beste Kolbenjäger der Luftwaffe.<br />

Doch sie erschien deutlich zu spät an<br />

der Front. Hinzu kam die umstrittene Forderung<br />

des Reichsluftfahrtsministeriums<br />

nach Einheitstriebwerken, die einen erheblichen<br />

Mehraufwand in der Konstruktionsphase<br />

benötigten. Die Folgen waren, dass<br />

leistungsfähige Triebwerke viel zu spät in<br />

Serie gehen konnten, obwohl deren Entwicklung<br />

bereits vollständig abgeschlossen<br />

war.<br />

■<br />

Die Messerschmitt Me 264 V1 war zunächst mit Jumo 211 ausgerüstet und erhielt anschließend<br />

leistungsstärkere BMW-801-Motoren<br />

Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />

Als Ablösung der Bf 109 sollte die Me 209 mit dem DB 603 G<br />

in Massen gebaut werden. Auch sie ging nicht in Serie<br />

Außenstelle der Massenproduktion<br />

Motorenbau im DB-Werk Genshagen bei Berlin.<br />

Genshagen baute zunächst den DB 601,<br />

anschließend bis Kriegsende den DB 605 in<br />

Massen. Der DB 605 war der kleinere Bruder<br />

des DB 603 und wurde hauptsächlich<br />

bei der Bf 109 und Bf 110 eingebaut. Genshagen<br />

lieferte aber auch DB-606- und DB-<br />

610-Doppelmotoren für die Heinkel He 177.<br />

Bis Dezember <strong>1944</strong> stieg die Gesamtproduktion<br />

auf über 31 000 Exemplare. ■<br />

Versuchsmäßiger Einbau von leistungsstarken BMW-801-Motoren bei<br />

der Dornier Do 217<br />

Die Me 309 war als Ablösung für die Bf 109 mit dem stärkeren DB 603<br />

geplant. Ihre Leistungen enttäuschten und sie ging nicht in Serie<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

39


TECHNIK<br />

Typengeschichte<br />

JUNKERS JU 388 – TEIL 1<br />

Spezialistin<br />

in der Höhe<br />

Mit der Ju 388 vollendete Junkers die mit der Ju 88 begonnene<br />

Entwicklung eines Mehrzweck-Kampfflugzeuges. Als direkter<br />

Abkömmling der Ju 188 war die Ju 388 speziell auf den Einsatz<br />

in großen Höhen ausgelegt<br />

Von Herbert Ringlstetter<br />

40


Der sogenannte Kampfkopf war bei der Ju 388 als Druckkabine ausgebildet, die als Großbauteil<br />

gefertigt wurde und über vier Kugelverschraubungen am Rumpf angeschlossen war. Die Kabine<br />

ist sichtbar beschädigt – ein Bruchversuch?<br />

Vorserienmaschine Ju 388 L-0, W.Nr.<br />

3000291, im April <strong>1944</strong>. Praktisch<br />

handelt es sich bei der »388« um eine<br />

Version der Ju 188, da deren Zelle nur<br />

im Detail verändert wurde. Neu an der<br />

Ju 388 war die Druckkabine<br />

Die Ju 388 beruhte auf der Ju 188, die bei den Besatzungen beliebt war. Die Aufnahme zeigt<br />

Ju 188 D-2 der Fernaufklärungsgruppe 124 in Kirkenes, Norwegen<br />

Die Notwendigkeit eines schnellen<br />

Mehrzweck-Kampfflugzeuges für große<br />

Höhen trat 1943 immer eindring -<br />

licher zutage, doch geeignete Muster ließen<br />

auf sich warten.<br />

Bei den Junkers Flugzeug- und Motorenwerken<br />

(JFM) verlief die Entwicklung der<br />

Ju 288 im Rahmen des Bomber-B-Programmes<br />

äußerst schleppend. Aufgrund der sich<br />

verschlechternden Kriegslage beschloss das<br />

Technische Amt des Reichsluftfahrtministeriums<br />

(RLM) im <strong>Juni</strong> 1943 das Programm<br />

einzustellen. Es schien inzwischen zu aufwendig,<br />

ein gänzlich neues Kampfflugzeugmuster<br />

herzustellen.<br />

So wurden Überlegungen laut, auf die bereits<br />

vorhandene sowie im Frontdienst bewährte<br />

Ju 188 zurückzugreifen und das Flugzeug<br />

speziell für den Einsatz in Höhen von<br />

zehn bis zwölf Kilometern zu optimieren. Ziel<br />

war es, eine möglichst hohe Geschwindigkeit<br />

in der Volldruck höhe ihrer Motoren zu erreichen.<br />

So könnte mit relativ geringem Aufwand<br />

ein den Erfordernissen entsprechendes<br />

Muster in absehbarer Zeit in Produktion gehen.<br />

Die Maschine sollte als Zerstörer für<br />

den Tages- und Schlechtwettereinsatz sowie<br />

Nachtjäger als Ju 388 J, in der Bomberrolle unter<br />

der Bezeichnung Ju 388 K sowie als Fernaufklärer<br />

Ju 388 L einsetzbar sein. Das RLM<br />

beauftragte Junkers daraufhin mit dem Bau<br />

von zunächst zehn, dann 20 Vorserienflugzeugen<br />

L-0.<br />

Erstes »Hubertus-Flugzeug«<br />

Als erstes Flugzeug des unter der Bezeichnung<br />

»Hubertus« laufenden Höhenkampfflugzeug-Programms<br />

flog am 22. Dezember<br />

1943 die Ju 388 L-0 V7, PG+YA, Werknummer<br />

300001. Gefertigt wurde die Maschine in Merseburg<br />

unter Verwendung von Großbauteilen<br />

der Ju 188 aus der laufenden Serie.<br />

Der Werkserprobung folgte die Untersuchung<br />

der Ju 388 L-0 V7 bei der Erprobungs-<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

41


TECHNIK<br />

Typengeschichte<br />

Eine frühe Ju 388 bei der Endmontage. Bis auf die Motorverkleidungsbleche<br />

ist das Flugzeug bereits komplett mit einem Sichtschutzanstrich<br />

versehen. Auf der Flügelunterseite ist auch ein Balkenkreuz zu erkennen<br />

stelle Rechlin, wo sie überwiegend positiv beurteilt<br />

wurde. Wie die Ju 188 zeigte auch die<br />

Ju 388 L-0 V7 gute Flugeigenschaften.<br />

Auffälligstes Unterscheidungsmerkmal<br />

gegenüber der Ju 188 war die neu konstruierte,<br />

Höhenkammer genannte Druckkabine.<br />

Junkers konnte diesbezüglich bereits auf hinreichend<br />

Erfahrung zurückblicken. So waren<br />

in den Mustern Ju 49, EF 61, Ju 86 P und R<br />

(Höhenaufklärer) und auch in der Ju 288 be-<br />

reits Druckkabinen mit Erfolg verwendet<br />

worden. Der Attrappenbau für die spätere<br />

Druckkabine der Ju 388 hatte schon im<br />

September 1942 im Zuge der Weiterentwicklung<br />

der Ju 188 begonnen. Ein Abwehrstand<br />

(B-Stand) auf dem Kanzeldach wie bei der<br />

Ju 188 wurde aus aerodynamischen Gründen<br />

nicht mehr vorgesehen. Auch die Liegewanne<br />

unter der Kabine entfiel. Der Rest des<br />

Rumpfes wurde belassen.<br />

Auf manchen Aufnahmen nahezu weiß wirkend,<br />

ist hier deutlich der Kontrast der Farben<br />

RLM 02 (oben) und RLM 65 (76?) zu sehen<br />

Tragflächen sowie Höhen- und Seitenleitwerk<br />

wurden komplett von der Ju 188 übernommen,<br />

so auch das Fahrwerk, das ursprünglich<br />

von der Ju 88 stammte.<br />

Das zweite Flugzeug dieser Reihe erhielt<br />

bereits eine langgezogene Wanne unter dem<br />

Rumpf. Es wurde im Sommer <strong>1944</strong> an die<br />

E-Stelle Rechlin abgegeben, wo die Ingenieure<br />

es zur Erprobung von Höhentriebwerken<br />

nutzten. In Dessau wurde zudem eine Reihe<br />

von Versuchsflugzeugen für die drei Konfigurationen<br />

Ju 388 J-1, K-1 sowie L-1 gefertigt.<br />

Schnelligkeit in großer Höhe<br />

Als schnellstmöglicher Antrieb für die Ju 388<br />

verwendete Junkers den BMW 801 TJ, der<br />

speziell für den Einsatz in großen Höhen mit<br />

einem Abgasturbolader ausgestattet und auf<br />

eine Volldruckhöhe von neun Kilometern<br />

ausgelegt war. Der luftgekühlte 14-Zylinder-<br />

Doppelsternmotor lieferte eine Startleistung<br />

von 1615 PS, die er an eine vierblättrige, verstellbare<br />

VDM-Luftschraube aus Metall mit<br />

einem Durchmesser von 3,7 Metern übertrug.<br />

Die Ju 388 L-0 musste allerdings noch mit<br />

Dreiblattpropellern auskommen. Der BMW<br />

801 TJ-0 war für die Versionen Ju 388 J-1, K-1<br />

und L-1 bestimmt. Teilweise erhielten Ju 388<br />

auch den BMW 801 TJ-1 mit 1810 PS. Doch<br />

wurden von diesem Motor nur noch wenige<br />

bis Kriegsende ausgeliefert.<br />

Für die Ausführungen Ju 388 J-2, K-2 und<br />

L-2 sah man dagegen den Jumo 222 mit einstufigem<br />

Lader und Zweigang-Schaltgetriebe<br />

vor. Das 24-Zylinder-Aggregat war eine Mischung<br />

aus Stern- und Reihenmotor mit<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Herbert Ringlstetter<br />

42


Junkers Ju 388<br />

Junkers Ju 188 L-0<br />

W.Nr. 3000291<br />

April <strong>1944</strong><br />

Lackierung: RLM 02/65<br />

© Zeichnung: H. Ringlstetter/Aviaticus<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

43


TECHNIK<br />

Typengeschichte<br />

kleinstmöglicher Stirnfläche. Die für Mitte<br />

1945 erwartete Version Jumo 222 E/F verfügte<br />

über einen Zweistufenlader und eine hydraulische<br />

Kupplung. Der Motor leistete in<br />

neun Kilometer Höhe satte 1940 PS und in elf<br />

Kilometer Höhe immerhin noch 1680 PS. Seine<br />

Startleistung betrug 2500 PS.<br />

Die dritte Variante<br />

Als dritte Antriebsvariante, gedacht für die<br />

Ausführungen Ju 388 J-3, K-3 und L-3, war<br />

der ebenfalls hauseigene Höhenmotor Jumo<br />

213 E mit zweistufigem Dreiganglader geplant.<br />

Für die nötige Kühlung von Schmierstoff<br />

und Ladeluft sorgte ein Wärmetauscher.<br />

Die Startleistung des hängenden V-12-Zylinalle<br />

Ausführungen der Ju 388 vorgesehen. Für<br />

den Einbau des Heckstandes wurde das<br />

Rumpfende etwas verbreitert und das Seitenruder<br />

im unteren Bereich gekürzt. Spätere, mit<br />

FHL 131 ausgerüstete Ju 388 erhielten ein vergrößertes<br />

Seitenleitwerk. Bestückt war die<br />

Mittels MW-50-Einspritzung konnten kurzzeitig<br />

zusätzlich 300 PS mobilisiert werden.<br />

dermotors betrug 1750 PS. Er war auf eine<br />

Volldruckhöhe von 9600 Metern ausgelegt<br />

und erreichte in zehn Kilometern noch eine<br />

Leistung von 1320 PS. Mittels MW-50-Einspritzung<br />

konnten zusätzliche 300 PS mobilisiert<br />

werden. Da der Jumo 213 den niedrigsten<br />

Verbrauch der drei Motoren aufwies, war<br />

mit ihm die größte Reichweite zu erwarten.<br />

Zur Abwehr feindlicher Jäger kam ein<br />

Heckstand in Form einer ferngelenkten Hecklafette<br />

FHL 131 Z zum Einbau. Diese war für<br />

FHL 131 Z mit zwei 13-mm-MG-131. An Munition<br />

lagen 600 Schuss je Lauf vorrätig. Bedient<br />

wurden die übereinander angeordneten<br />

Waffen vom Bordschützen über ein in der Kabine<br />

installiertes Periskopvisier PVE 11, eine<br />

Technische Daten – Junkers Ju 388 L-1<br />

Einsatzzweck<br />

Höhenaufklärer<br />

Besatzung 3<br />

Antrieb<br />

2 x BMW 801 TJ-0<br />

14-Zylinder-Doppelsternmotor<br />

Startleistung<br />

2 x 1615 PS – ges. 3230 PS<br />

Kampfleistung<br />

2 x 1430 PS in 12300 m – ges. 2860 PS<br />

Länge<br />

14,87 m<br />

Spannweite<br />

22,00 m<br />

Höhe<br />

4,35 m<br />

Spurweite<br />

5,77 m<br />

Flügelfläche 56 m²<br />

Spannweite Höhenleitwerk 8,00 m<br />

Rüstgewicht<br />

10 150 kg<br />

Startgewicht<br />

13 890 kg<br />

Flächenbelastung max. 248 kg/m²<br />

Höchstgeschwindigkeit 620 km/h in 11 600 m mit MW 50<br />

Marschgeschwindigkeit max. 560 km/h in 11 000 m<br />

Landegeschwindigkeit 160 km/h<br />

Steigleistung<br />

11 000 m in 30 min<br />

Startrollstrecke<br />

1180 m<br />

Landerollstrecke<br />

780 m<br />

Reichweite max.<br />

3100 km in 11 000 m<br />

Dienstgipfelhöhe<br />

12 800 m<br />

Defensivbewaffnung<br />

1 x MG 131 Z, 13 mm, in FHL 131 Z<br />

Abwurflast max.<br />

keine<br />

Spezielle Ausrüstung<br />

zwei Reihenbildgeräte und Blitzlichtbomben<br />

Der Arbeitsplatz des Flugzeugführers in einer Ju 388 bot ein<br />

gutes Sichtfeld<br />

44


Die Ju 388 L-0 mit BMW 801 J-0 war als Höhenaufklärer (L) ausgelegt<br />

und erhielt möglicherweise deshalb eine sehr helle Lackierung. Sie ist<br />

mit Dreiblattpropellern ausgerüstet, während an späteren Ju 388 vierblättrige<br />

Luftschrauben montiert waren<br />

Gemeinschaftsentwicklung von Zeiss und<br />

Junkers. Das innovative Lenksystem FA 15<br />

(Fernantrieb Typ 15) hatte zunächst große<br />

Schwierigkeiten bereitet und blieb auch später<br />

noch anfällig für Störungen. Überdies stellte<br />

sich heraus, dass bei hohen Geschwindigkeiten<br />

der Winkel des Periskopvisiers mit der<br />

Waffenstellung nicht mehr übereinstimmte.<br />

Als Alternative erhielten die ersten Maschinen<br />

einen links unter der Rumpfmitte montierten,<br />

sogenannten Waffentropfen. Im Inneren der<br />

Verkleidung war ein nach hinten feuerndes<br />

Zwillings-Maschinengewehr MG 131 Z, Kaliber<br />

13 Millimeter, montiert. Es sollte vom<br />

Piloten über ein Rückblickfernrohr bedient<br />

werden. Außerdem war im rückwärtigen Kabinenfenster<br />

ein von Hand bedientes MG 131<br />

mit 500 Schuss vorgesehen, das jedoch ebenfalls<br />

zu Schwierigkeiten führen sollte.<br />

Lesen Sie in der nächsten Ausgabe von<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> über den konstruktiven<br />

Aufbau sowie die Zerstörer- und Nachtjäger-Versionen<br />

der Ju 388.<br />

■<br />

Der fernbediente Heckstand FHL 131 Z war für alle Varianten der Ju 388<br />

vorgesehen. Das Schussfeld der Waffe lag bei 45 Grad nach oben und<br />

unten sowie 60 Grad nach beiden Seiten<br />

Sehr aufwendig und störanfällig:<br />

Fernantrieb FA 15<br />

Sichtgerät und Steuer der fernbedienten Hecklafette in einer Ju-388-Kabine<br />

Das obere Periskop, über das der Bordschütze Angreifer ins Visier nahm<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

45


TECHNIK<br />

Cockpit<br />

SCHULMASCHINE IM KRIEG – LVG C I<br />

Nur bedingt<br />

kriegstauglich<br />

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs waren die eingesetzten<br />

Flugzeuge meist noch Typen aus Friedenszeiten, die eine<br />

militärische Zusatzausrüstung erhielten. Ein Beispiel dafür<br />

ist der Aufklärer LVG C I, der seine Wurzeln noch in<br />

einem bewährten Schulflugzeug hat Von Peter W. Cohausz<br />

Linke Seite des Pilotensitzes einer LVG C I<br />

mit Zündschalter, Gashebel, Anlassmagnet<br />

und Luftpumpe. Zahlreiche Leitungen<br />

verlaufen hier offen<br />

Archiv GBSL<br />

Das aus dem Jahr 1912 stammende<br />

Schulflugzeug LVG B I, nach seinem<br />

Konstrukteur Franz Schneider auch<br />

»LVG Schneider« genannt, war ein klassischer<br />

zweisitziger Doppeldecker mit einem<br />

100 PS starken Mercedes-Motor. Fluglehrer<br />

und Flugschüler hatten einen gemeinsamen<br />

Sitzausschnitt, die Ausrüstung war noch äußerst<br />

spartanisch und eine Mittelkufe mit<br />

einem kleinen Bugrad sollte helfen, Überschläge<br />

zu verhindern.<br />

Die B I war die erste serienmäßig gebaute<br />

LVG und Grundmuster einer ganzen Reihe<br />

von Schulflugzeugen. Als mit Beginn des<br />

Ersten Weltkriegs leistungsfähigere Flugzeuge<br />

gefordert waren, entstand 1915 daraus der<br />

Aufklärer LVG C I. Dabei glich das Muster zunächst<br />

nahezu der B-Variante – man baute<br />

lediglich einen stärkeren 150-PS-Benz-Motor<br />

und einen Drehring für das MG des Beobachters<br />

neu ein. Der gemeinsame Sitzausschnitt<br />

blieb erhalten, ebenso wie auch die seit-<br />

46


Ausrüstung einer LVG C I<br />

Gerät<br />

Anzeigebereich Hersteller<br />

Man beachte den Höhenschreiber zwischen<br />

den rechten und das Stofftier-Maskottchen<br />

zwischen den linken Flächen<br />

1 Zündschloss Bosch<br />

2 Gashebel (rastbar)<br />

3 Benzindruckmesser 0–0,5 kg/cm² IC Eckardt<br />

4 Behälter für Werkzeug?<br />

5 Anlassmagnet Bosch<br />

6 Benzinhahn<br />

7 Ventil für Benzin-Druckablass<br />

8 Luftpumpe für die Benzinanlage Atmos<br />

9 Kühlwasserleitungen<br />

10 Schutzblech hinter dem Motor<br />

11 Steuerknüppel<br />

12 Drehzahlmesser 300–1600 U/min Morell<br />

13 Borduhr<br />

14 Höhenmesser 0–3500 m Bohne<br />

15 Benzinuhr 0–220 Liter Maximall<br />

16 Kartentasche<br />

Übersicht des LVG-C-I-Cockpits<br />

Direkt vor sich hatte der Pilot der LVG C I<br />

nur das Schutzblech hinter dem Motor.<br />

Hier hängt ein (nicht lesbares) Hinweisschild<br />

oder eine Karte am Steuerknüppel<br />

Archiv GBSL<br />

Rechte Seite des LVG-C-I-<br />

Pilotensitzes. Borduhr<br />

und Höhenmesser waren<br />

hier die einzigen Flugüberwachungsgeräte<br />

im<br />

Cockpit Archiv GBSL<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

47


TECHNIK<br />

Cockpit<br />

Ein Benzindruckmesser bis<br />

0,5 kg/cm² für den Benz-Motor<br />

Foto Jordan<br />

Pilot und Beobachter einer LVG C I. Hier hängt der Bohne-Höhenmesser<br />

an den Spanndrähten<br />

Der Höhenmesser von Otto<br />

Bohne aus Berlin Foto Jordan<br />

lichen Lamellenkühler, die aber bald einem widerstandsärmeren<br />

Kühler im Oberflügel weichen<br />

mussten.<br />

Ab 1916 erschien die verbesserte LVG C II,<br />

mit einem 160-PS-Daimler-D.III, die auch als<br />

Nachtbomber eingesetzt wurde. Die ausgelieferte<br />

Stückzahl war hoch und das Muster<br />

blieb bis 1917 im Einsatz. Folgemodelle waren<br />

die C III, C IV und C V mit laufenden Verbesserungen<br />

und Motoren in der 200-PS-Klasse,<br />

die allerdings zum Teil nur in einzelnen Versuchsmaschinen<br />

flogen. Am bekanntesten<br />

war die 1918 eingeführte und wieder in großer<br />

Zahl gebaute LVG C VI, die die Deutschen<br />

nicht nur als Aufklärer, sondern auch als Artillerieflugzeug<br />

einsetzten.<br />

Die LVG C I hatte noch den von der Schulflugzeugtype<br />

LVG B übernommenen, gemeinsamen<br />

offenen Sitzausschnitt für den vorne<br />

sitzenden Piloten und den hinten sitzenden<br />

Beobachter. Fotos einer LVG C I zeigen sehr<br />

Ab 1916 erschien die verbesserte LVG C II,<br />

mit einem 160-PS-Daimler-D.III.<br />

Die Borduhr<br />

war eine<br />

Taschenuhr in einem<br />

Schutzgehäuse Foto Jordan<br />

Der Morell-Drehzahlmesser war ein<br />

frühes Modell mit noch komplett<br />

ausgeschriebenen Zahlen Foto Jordan<br />

anschaulich den Arbeitsplatz eines Piloten im<br />

August 1915. Solche Bilder sind heute große<br />

Raritäten, da das Innenleben eines Flugzeugs<br />

damals nur sehr selten fotografiert wurde.<br />

Die ganze Auslegung war relativ einfach,<br />

Ergonomie und Bedienfreundlichkeit waren<br />

kein Thema, noch nicht einmal ein Instru-<br />

Beengt und unpraktisch<br />

Historischer Blick in den Beobachterplatz eines C-Flugzeugs.<br />

Der originale Bildtext nimmt es mit Humor:<br />

»Es bleibt nur die Frage, wo er sitzen soll. Links die<br />

Kurbel für die Schleppantenne des Funkgeräts und ein<br />

Satz Karten. In der Mitte der Fotoapparat. Rechts der<br />

Höhenschreiber, der Kompass und ganz unten eine<br />

MG-Trommel. Setzt es Kurvenluftkampf, dann rollt der<br />

ganze Salat durcheinander. Viel Vergnügen!«<br />

menten- oder Schaltbrett war vorhanden, wie<br />

es sonst eigentlich um 1915 schon bei den<br />

meisten Flugzeugen üblich war.<br />

Ein großes Schutzblech dominierte den Pilotensitz<br />

hinter dem Motor, das den Mann am<br />

Steuerknüppel im Wesentlichen vor der Abwärme<br />

und dem austretenden Öl schützen<br />

sollte. Die Funktion eines Brandschotts erfüllte<br />

es nur eingeschränkt – denn die Fotos zeigen<br />

links und rechts die zahlreichen Leitungen<br />

für die Benzinanlage und das Kühlwasser.<br />

Die bescheidenen Instrumente und Schalter<br />

waren an den Rumpfseiten angeordnet,<br />

links überwiegend die Bedienelemente für<br />

den Motor und die Benzinanlage und rechts,<br />

zusammen mit dem wichtigen Drehzahlmesser<br />

und der Benzinuhr, die wenigen Flugüberwachungs-<br />

und Navigationsgeräte – ein<br />

Höhenmesser und eine Borduhr.<br />

Als Fahrtmesser gab es damals, wenn<br />

überhaupt, nur ein Anemometer an den Tragflächenstreben,<br />

und der Kompass saß üblicherweise<br />

am Rumpfboden vor dem Flugzeugführer<br />

oder im linken oder rechten Un -<br />

terflügel. Insgesamt vermittelt das Cockpit<br />

den Eindruck, dass lediglich die Ausrüstung<br />

einer Schulmaschine durch zusätzliche Geräte<br />

für den militärischen Einsatz ergänzt worden<br />

ist. Auch der für frühe LVG-Typen markante<br />

Steuerknüppel mit dem waagerechten<br />

Ringgriff ist beibehalten worden. Üblicherweise<br />

waren die Aufklärer meist auch noch<br />

mit einem Höhenschreiber ausgerüstet, der<br />

an Gummischnüren zwischen den Tragflächen<br />

befestigt war.<br />

Die Ausrüstung wurde nach historischen<br />

Fotos zusammengestellt. Nicht alle Details<br />

waren eindeutig erkennbar.<br />

Ein besonderer Dank geht an Herrn Dr.<br />

Bernd-Rüdiger Ahlbrecht von der GBSL, der<br />

die schönen und seltenen Cockpitfotos einer<br />

LVG C I zur Verfügung gestellt hat. ■<br />

Quellen:<br />

Kens/Müller: »Die Flugzeuge des ersten<br />

Weltkriegs 1914–1918«. München 1966<br />

Lange: »Das Buch der deutschen Luftfahrttechnik«.<br />

Mainz 1970<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Peter W. Cohausz<br />

48


»Eisenflugzeug«<br />

BACKGROUND<br />

GUTMÜTIGER JETSAURIER F-86<br />

Jäger ohne Macken<br />

»Eisenschwein« der ersten Stunde:<br />

F-86, frühe Jet-Garnitur der jungen<br />

Bundesluftwaffe<br />

Foto Sammlung Mühlbauer via Joos<br />

Was für Zeiten, als Jets ein Haifischmaul hatten<br />

und wie aus dem Vollen gefräst daherkamen!<br />

Der »Säbel«, die North American<br />

F-86, war so ein Flugzeug. »Die Eighty-Six kennt alle<br />

Tricks«, preist ein alter Pilotensong. »Sie macht Loopings,<br />

rollt und trudelt, aber sie wird nie crashen.« Das<br />

stimmte nicht ganz, aber die Maschine galt wirklich als<br />

gutmütig; beispielsweise kam sie nicht ins berüchtigte<br />

Flachtrudeln.<br />

PILOTEN WIE DER APOLLO-11-ASTRONAUT Buzz<br />

Aldrin liebten den knuffigen Unterschall-Abfangjäger<br />

mit den gepfeilten Flächen und automatischen Vorflügeln,<br />

dessen Entwicklung auf Erfahrungen mit der<br />

Me 262 zurückgingen. Die F-86 wurde in mehreren Varianten<br />

von 1948 bis 1956 fast 10 000 Mal gebaut. Im<br />

Koreakrieg konnte sie als einziger Jäger der westlichen<br />

Welt die sowjetischen MiG-15 von Luft-Boden-Kämpfen<br />

abhalten – ein Grund, warum man sie später zum<br />

Standardjäger der NATO machte. Siebzehn F-86-Fliegerhorste<br />

der deutschen Luftwaffe, der US Air Force,<br />

der RAF und der kanadischen Streitkräfte befanden<br />

sich allein in der Bundesrepublik. Die Deutschen flogen<br />

rund 300 F-86F und F-86K »Sabre Dog« mit der<br />

auffälligen Radarnase; die »K« war ihr erster Allwetter-<br />

Abfangjäger.<br />

DIE F-86 GALT ALS NAHEZU PERFEKT und war<br />

doch nach nur sieben Jahren reif zur Ausmusterung –<br />

eine heute für ein bewährtes Waffensystem nicht mehr<br />

vorstellbare kurze Nutzungsdauer. Das neun Tonnen<br />

leichte Flugzeug hatte einen kleinen Nachteil: Es flog<br />

Unterschall und war damit als Abfangjäger nicht mehr<br />

zeitgemäß. Anfang der 1960er-Jahre rüstete man in<br />

Deutschland und vielen Partnerstaaten auf den doppelt<br />

so schnellen F-104G »Starfighter« um. Die Zeit der<br />

»Eisenflugzeuge« mit den gutmütigen Eigenschaften<br />

war vorbei.<br />

Rolf Stünkel ■<br />

»Es flog Unterschall<br />

und<br />

war damit als<br />

Abfangjäger<br />

nicht mehr<br />

zeitgemäß.«<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

49


SERIE<br />

Der<br />

Luftkrieg<br />

von 1939–1945<br />

DIE »VERGELTUNGSWAFFE« V1<br />

»Diver« gegen<br />

»Rumpelkammer«<br />

Als am frühen Morgen des 13. <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong> die ersten<br />

Fieseler Fi 103 auf englischem Boden einschlugen,<br />

standen die Augenzeugen in Südengland vor einem<br />

Rätsel<br />

Von Peter Cronauer<br />

Sie beschrieben ein kleines Flugzeug,<br />

aus dessen Auspuffrohr orangefarbene<br />

Flammen schlugen; womöglich habe es<br />

auch gebrannt. Man vermutete Motorprobleme<br />

als Ursache für den Absturz, die seltsame<br />

Geräuschkulisse spreche jedenfalls dafür. Es<br />

habe sich so angehört, als »quäle sich ein uralter<br />

Ford eine steile Straße hinauf«. Da die vermeintlichen<br />

Absturzstellen zudem räumlich<br />

sehr weit voneinander entfernt waren – im<br />

Londoner Stadtteil Bethnal Green, in den Orten<br />

Cuckfield, Swanscobe und Sevenoaks in<br />

den Grafschaften Kent und West-Sussex –,<br />

gingen die Anrainer von Einzelfällen aus und<br />

konnten keinen Zusammenhang erkennen.<br />

Die britische Führung hingegen schon.<br />

Dass die deutsche Seite an »Fernwaffen«<br />

arbeitete, war den westlichen Alliierten seit<br />

Längerem bekannt: Durch zugetragene Informationen<br />

wie den »Oslo-Report«, durch eigene<br />

geheimdienstliche Tätigkeiten, durch das<br />

Abhören gefangen genommener ranghoher<br />

deutscher Offiziere, durch die sorgfältige Auswertung<br />

von Luftbildern, durch die Zusammenarbeit<br />

mit Widerstandsgruppen in ganz<br />

Europa … Bereits 1943 befasste sich in Großbritannien<br />

ein eigens eingerichtetes Komitee<br />

Dass die deutsche Seite an ›Fernwaffen‹<br />

arbeitete, war den Alliierten bekannt.<br />

mit der Frage, wie dieser Bedrohung möglichst<br />

schon im Vorfeld zu begegnen sei. Die<br />

Bombardierung der Heeresversuchsanstalt<br />

Peenemünde durch britische Bomber in der<br />

Nacht vom 17. auf den 18. August 1943 oder<br />

1.9.1939 Polenfeldzug,<br />

Beginn des Zweiten Weltkriegs<br />

10.5.1940 Westfeldzug<br />

9.4.1940 Unternehmen<br />

»Weserübung«<br />

10.7.–31.10.1940 »Luftschlacht«<br />

um England<br />

22.<strong>6.</strong>1941 Deutscher<br />

Angriff auf die UdSSR<br />

7.12.1941 Japanischer<br />

Überfall auf Pearl Harbor<br />

1939 1940 1941 1942<br />

50


Sehr schnell in niedrigen Höhen:<br />

V-1-Jäger Hawker Tempest. Hier eine<br />

Mk V der No 501 Sqn, geflogen von<br />

Squadron Leader Joseph Berry (59 V-1-<br />

Abschüsse) Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />

die systematische Zerstörung der mit großem<br />

Aufwand im Hinterland der französischen<br />

Kanalküste angelegten Abschussstellungen<br />

durch angloamerikanische Bomberverbände<br />

im Dezember desselben Jahres sind nur zwei<br />

von zahlreichen Versuchen, um die Deutschen<br />

an Entwicklung, Bau und Einsatz von »Fernwaffen«<br />

wie Raketen zu hindern.<br />

Nicht durchgeführte Zerstörungen<br />

Doch offensichtlich gelang dies nicht, denn<br />

spätestens mit den ersten Einschlägen von<br />

Fi 103 – die später als V1 bekannt werden<br />

sollten – bekam die Auseinandersetzung eine<br />

neue Qualität. Jetzt mussten schnellstmöglich<br />

Mittel und Wege gefunden werden,<br />

um die in England schon bald »Doodlebug«<br />

(»Ameisenlöwe«) genannte »Wunderwaffe«<br />

abzuwehren.<br />

Tatsächlich standen die vier Einschläge in<br />

der Nacht vom 12. auf den 13. <strong>Juni</strong> nur am<br />

Anfang einer langen Reihe solcher Angriffe.<br />

Zwar war Oberst Max Wachtel, der Kommandeur<br />

des Flak-Regiments 155 (W) – das infolge<br />

diverser geheimdienstlicher Scharaden genauso<br />

häufig die Bezeichnung wechselte, wie<br />

sein Befehlshaber den Namen –, mit dem Auftakt<br />

nicht zufrieden.<br />

Codewort »Rumpelkammer«<br />

Ihm zufolge kam der Einsatzbefehl mit dem<br />

Codewort »Rumpelkammer« eindeutig zu<br />

früh; dennoch sorgten er und seine Einheit dafür,<br />

dass der Sommer <strong>1944</strong> am Ende als<br />

Spuren der Zerstörung nach einem V-1-<br />

Einschlag in London <strong>1944</strong> Foto (2) RAF<br />

Genaue Angriffsplanung<br />

Flak und Jäger waren die besten Waffen gegen die V1.<br />

Ballonsperren hatten eher psychologische Bedeutung<br />

Skizze einer typischen »V-1-Abschussbasis«.<br />

Bemerkenswert daran ist, dass es sich hierbei<br />

um einen Plan vom April <strong>1944</strong> handelt,<br />

der für die Alliierten angefertig wurde. So<br />

waren die Angreifer bereits vor Beginn der<br />

Invasion von dieser »Wunderwaffe« unterrichtet,<br />

die am Strand hätte einschlagen können.<br />

Doch Hitler entschied sich kategorisch<br />

gegen einen Einsatz in der Normandie –<br />

Vergeltungsschläge auf die britische Hauptstadt<br />

hatten für ihn absoluten Vorrang, entgegen<br />

der militärischen Logik.<br />

■<br />

Zeichnung USAF<br />

2.2.1943 Untergang der<br />

<strong>6.</strong> Armee in Stalingrad<br />

5.7.1943 Unternehmen<br />

»Zitadelle«<br />

<strong>6.</strong><strong>6.</strong><strong>1944</strong> D-<strong>Day</strong><br />

1943 <strong>1944</strong> 1945<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

51


SERIE<br />

Der<br />

Luftkrieg<br />

von 1939–1945<br />

Eine Walter-Schlitzrohrschleuder nach<br />

einem alliierten Bombenangriff<br />

Foto picture-alliance/United Archives/TopFoto<br />

»Doodlebug-Summer« in die britischen Annalen<br />

Einzug hielt.<br />

Ab der Nacht vom 15. auf den 1<strong>6.</strong> <strong>Juni</strong><br />

1943 nahm die Anzahl der »fliegenden<br />

Bomben« deutlich zu. Bis zum Mittag des<br />

1<strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> wurden innerhalb weniger Stunden<br />

244 Marschflugkörper auf London abgefeuert,<br />

und schon am frühen Morgen meldete<br />

ein deutscher Aufklärer starke Brände im<br />

Zielgebiet, wie man sie bei bisherigen Angriffen<br />

des IX. Fliegerkorps noch nicht gesehen<br />

habe. Dem begegneten die Engländer<br />

mit energischen Abwehrmaßnahmen: dem<br />

Plan »Diver«. An die 200 schwere und rund<br />

250 leichte Flugabwehrgeschütze brachte<br />

man im Raum Kent und Sussex in Südostengland<br />

in Stellung, fast 500 Sperrballons bildeten<br />

in den Einflugschneisen der fliegenden<br />

Bomben eine zusätzliche Barriere und<br />

acht Jagd-Squadrons der RAF sollten sie entlang<br />

der Kanalküste und möglichst schon<br />

davor abfangen.<br />

Zwei Nächte nach dem ersten »scharfen«<br />

Einsatz der Fi 103 – die aus Tarnungsgründen<br />

auch als »Flak Ziel Gerät (FZG) 76« bezeichnet<br />

wurde oder Decknamen wie »Kirschkern«<br />

oder »Höllenhund« erhielt, bevor man sich<br />

auf »V1« festlegte – schoss ein gegnerisches<br />

Flugzeug erstmals eine der »fliegenden Bomben«<br />

ab: In der Nacht vom 14. auf den 15. <strong>Juni</strong><br />

<strong>1944</strong> gelang der Besatzung Leutnant J. G.<br />

Musgrave und Sergeant F. W. Sumwell von<br />

der 605. Squadron »County of Warwick« mit<br />

ihrer »Mosquito« die Vernichtung einer Fi 103.<br />

Grundsätzlich lag deren Geschwindigkeit<br />

im oberen Bereich moderner alliierter Jagdflugzeuge,<br />

und da sie keine Ausweich- oder<br />

Abwehrbewegungen fliegen konnte, war ihr<br />

Kurs für Piloten leicht vorhersehbar. Aller-<br />

dings war ihr Abschuss für jeden Jagdflieger<br />

mit großem Risiko verbunden, denn die deutsche<br />

Flugbombe war verhältnismäßig klein.<br />

Verglichen mit der Hawker Tempest, die der<br />

Fi 103 im Horizontalflug mühelos folgen konnte,<br />

war der Kolbenmotorjäger rund zwei Meter<br />

länger und maß mehr als die doppelte Spannweite.<br />

Wer also kein ausgesprochener Kunstschütze<br />

war, musste entsprechend nah ran und<br />

lief dann Gefahr, selbst vom etwa explodierenden<br />

Sprengkopf der V1 ins Verderben gerissen<br />

zu werden.<br />

Jet gegen Pulso-Triebwerk<br />

Am 12. Juli <strong>1944</strong> begann mit der Indienststellung<br />

des ersten alliierten Düsenjägers für die<br />

angloamerikanischen Luftstreitkräfte ein neues<br />

Kapitel: Die auf dem Luftstützpunkt Manston<br />

in Kent stationierte 616 Squadron »South<br />

Yorkshire« sollte fortan mit Maschinen vom<br />

Typ Gloster Meteor III Jagd auf die Flügelbomben<br />

machen. Gut zwei Wochen später,<br />

am 27. Juli <strong>1944</strong>, begannen ihre Patrouillenflüge<br />

über dem Kanal, und bereits bei einem<br />

Ihr Abschuss war für jeden Jagdflieger mit<br />

großem Risiko verbunden.<br />

der ersten derartigen Einsätze begegnete<br />

Squadron Leader Walls einem »pilotless plane«.<br />

Er flog bis auf Schussweite heran, wollte<br />

das Feuer eröffnen, doch die Kanonen seiner<br />

Maschine verweigerten ihren Dienst. Am<br />

Ende flog ihm die V1 unversehrt davon.<br />

Anfang August erzielte der britische Düsenjäger<br />

dann doch noch seinen ersten Luftsieg:<br />

Flight Officer P. J. Dean kam über der<br />

Grafschaft Kent, etwa sechs Kilometer süd-<br />

Die Fi 103 war für die Alliierten<br />

unschwer einzuholen. Hier verfolgt<br />

eine Spitfire (unterer Bildrand)<br />

eine V1 (s. weißer Pfeil)<br />

Foto RAF<br />

Zweite Zerstörungswelle: London, gezeichnet durch die Angriffe<br />

von 1940, erlitt durch die V1 (und später V2) weitere Verwüstungen<br />

Foto picture-alliance/akg-images<br />

Fotos, wenn nicht anders angegeben, Herbert Ringlstetter<br />

52


Fieseler Fi 103/Flak Ziel Gerät 76 – V1<br />

Fieseler Fi 103 in typischem Tarnschema von <strong>1944</strong><br />

Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />

An der Entwicklung ab 1942 beteiligte Firmen: Gerhard Fieseler<br />

Werke (Flugkörper), Walter- und Argus-Motoren-Werke (Triebwerk),<br />

Askania-Werke (Steuerung)<br />

Maßgeblichen Anteil an der Entwicklung hatten unter anderem<br />

Dr. Dipl. Ing. Robert Lusser, Dipl. Ing. Willy Fiedler (beide Fieseler)<br />

und Dr. Dipl. Ing. Fritz Gosslau (Argus)<br />

Technische Angaben:<br />

Flugkörper: Ganzmetallkonstruktion aus Stahlblech, Bugspitze aus<br />

Leichtmetall, Rumpflänge: 8,30 Meter, Spannweite: 5,40 Meter,<br />

Startgewicht: 2,2 Tonnen<br />

Triebwerk: Argus-Schmidt-Rohr 109-014, Leistung: 350 kp Schub,<br />

Fassungsvermögen Treibstoffraum: 680 Liter<br />

Flughöhe: Einstellbar zwischen 300 und 2000 Meter, Höchstgeschwindigkeit:<br />

650 km/h, Reichweite: bis 250 Kilometer<br />

Startvorrichtung: Walter-Schlitzrohrschleuder<br />

Trägerflugzeug: Heinkel He 111 H-22<br />

Sprengkopf: annähernd 850-kg-Amatol, eine kostengünstige<br />

Mischung aus TNT und Kunstdünger; ein Aufschlagzünder, vier<br />

weitere Zünder an der Unterseite, ein Zeitzünder<br />

Herstellung pro Stück: 280 Arbeitsstunden<br />

Quelle: Lehrfilm der Erprobungsstelle der Luftwaffe Karlshagen<br />

aus dem Jahr <strong>1944</strong>.<br />

(Angaben in anderen Quellen weichen mitunter hiervon ab.)<br />

Risszeichnung der Fi 103 ohne Zeit- und Aufschlagzünder. Die V1<br />

konnte am Boden von einem katapultartigen Spezialgeschütz, der<br />

»Walter-Schlitzrohrschleuder«, abgeschossen werden, in der Luft von<br />

einem Trägerflugzeug. Sie flog, von einem Schubrohr angetrieben<br />

und von einer automatischen Steuerung gelenkt, selbstständig bis<br />

zu ihrem Ziel. Die zurückgelegte Entfernung bis dorthin maß ein Zählwerk,<br />

das von einem Luftlog (kleine Luftschraube) an der Bugspitze<br />

angetrieben wurde. War die vorab eingestellte Kilometerzahl erreicht,<br />

setzte sich eine weitere Automatik in Gang, die das Triebwerk abschaltete,<br />

den Sturzflug einleitete und letztlich zum Aufschlag führte<br />

le. Alle halben Stunden wechselten sich jeweils<br />

zwei Düsenmaschinen ab.<br />

Für die Londoner kam diese neuartige<br />

Waffe der Deutschen zu einem denkbar ungünstigen<br />

Zeitpunkt. Seit dem <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> fassten<br />

alliierte Truppen Fuß in der Normandie, ihre<br />

Luftstreitkräfte beherrschten den Himmel<br />

über dem Invasionsgebiet und nach fünf Jahren<br />

Krieg sah es für die britische Bevölkerung<br />

so aus, als habe sie das Schlimmste nun endlich<br />

überstanden. Viele hofften auf ein baldiges<br />

Kriegsende.<br />

Angst und Schrecken<br />

Doch stattdessen verbreiteten nun »Doodlebugs«<br />

am Himmel über London täglich Angst<br />

und Schrecken. Ständig mischte sich das Sirenengeheul<br />

des Fliegeralarms mit dem niederlich<br />

von Tonbridge, eine V1 in die Quere. Da<br />

auch die Kanonen seiner Meteor unter Ladehemmung<br />

litten, wandte Dean ein Manöver<br />

an, mit dem mehrere Jagdpiloten der<br />

RAF erfolgreich »Doodlebugs« vom Himmel<br />

holten: Er näherte sich der V1, setzte sich<br />

dicht neben sie und hob mit der Tragflächenspitze<br />

einen ihrer Flügel an beziehungsweise<br />

drückte ihn nach unten. Mangels<br />

Querrudern konnte die V1 eine solche Drehung<br />

um ihre Längsachse nicht ausgleichen,<br />

sie kippte aus ihrer Flugbahn, die Kreiselsteuerung<br />

wurde überfordert, der unbemannte<br />

Flugkörper geriet außer Kontrolle<br />

und stürzte ab. Kurz darauf erledigte Flight<br />

Officer J. K. Roger in der Nähe von Tenterden<br />

in Kent eine weitere V1, und von da an<br />

flog die 616 Squadron permanent Patrouilfrequenten<br />

Dröhnen des Pulso-Triebwerks,<br />

dem die Flugbombe ihren britischen Spitznamen<br />

verdankte. Die Bewohner lauschten angespannt:<br />

Entfernt sich das Triebwerksgeräusch?<br />

Oder kommt es näher? Sobald das<br />

Argus-Walter-Schubrohr verstummte, blieben<br />

nur noch wenige Sekunden bis zum Einschlag.<br />

Schlimme Nachrichten machten die Runde;<br />

beispielsweise die vom Volltreffer in einer Kirche<br />

während der Morgenandacht: Allein hier<br />

waren mehr als 140 Tote zu beklagen. Wer<br />

konnte, verließ nach Möglichkeit die Stadt.<br />

Gut zwei Jahre zuvor, im April 1942, schlug<br />

der damals für die Gerhard Fieseler Werke tätige<br />

Dr. Dipl. Ing. Robert Lusser dem Reichsluftfahrtministerium<br />

(RLM) den Bau einer<br />

unbemannten, selbstgesteuerten Fernflugbombe<br />

mit eigenem Antrieb zur Bekämpfung<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

53


SERIE<br />

Der<br />

Luftkrieg<br />

von 1939–1945<br />

Auch der erste zum Einsatz gekommene<br />

Düsenjäger der Alliierten machte<br />

Jagd auf die V1<br />

Foto RAF<br />

Dieses Bild zeigt den Größenunterschied<br />

zwischen<br />

einer Fi 103 und einer<br />

Spitfire, die den deutschen<br />

Marschflugkörper gerade<br />

mit Flügelkippen zum Absturz<br />

bringt<br />

Foto RAF<br />

großflächiger Landziele vor. Generalluftzeugmeister<br />

Erhard Milch genehmigte das<br />

Vorhaben Mitte <strong>Juni</strong> und die beteiligten Firmen<br />

entwickelten das technisch anspruchsvolle<br />

Gerät unter strengster Geheimhaltung<br />

und mit der höchsten Dringlichkeitsstufe in<br />

verhältnismäßig kurzer Zeit. Dabei betraten<br />

die Konstrukteure in vieler Hinsicht Neuland,<br />

und wie gefährlich ihre Arbeit war, berichtete<br />

beispielsweise der seinerzeit bei der Erprobungsstelle<br />

Rechlin für Flugmessungen und<br />

die Beurteilung der Flugeigenschaften aller<br />

Muster zuständige Ingenieur Heinrich Beauvais:<br />

»Die pulsierende Verpuffungsverbrennung<br />

des Argus-Schmidt-Rohres 109-014, die<br />

mit einer Frequenz von etwa 48 Hertz erfolgte,<br />

und der nach dem Anlassen des Triebwerks<br />

entstehende Schalldruck führten bei<br />

Hitler forderte ausschließlich<br />

›Vergeltungsschläge‹ gegen London.<br />

Fliegende Abschussbasis: Zahlreiche Heinkel<br />

He 111 H wurden zu V-1-Trägern umgerüstet<br />

einzelnen Mitarbeitern an den Prüfständen<br />

oder am Katapult zu solchen Schädigungen<br />

an inneren Organen, deren Eigenschwingungsfrequenz<br />

in Resonanz geriet, dass sie in<br />

das Krankenhaus nach Greifswald eingeliefert<br />

werden mussten und wochenlang ausfielen.«<br />

Neben der Spreng- war auch die psychologische<br />

Wirkung dieser Waffe nicht zu<br />

unterschätzen.<br />

Der 500. Abschuss<br />

Am Sonntag, dem 18. <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong>, wurde bereits<br />

die 500. »fliegende Bombe« auf Großbritannien<br />

abgeschossen. Eine von ihnen traf die<br />

Wellington-Kaserne in der Nähe des Bu ckingham<br />

Palasts; 121 Menschen starben, darunter<br />

63 Offiziere und Mannschaften. General<br />

Eisenhower, zur Zeit der Invasion der Oberbefehlshaber<br />

der alliierten Streitkräfte in<br />

He 111 H-22 der II. Gruppe des KG 53<br />

»Legion Condor« mit Fi 103 unter der<br />

rechten Innenfläche<br />

Zeichnung Ringlstetter/Aviaticus<br />

Westeuropa, notierte unter dem Eindruck der<br />

Ereignisse: »Hätten die Deutschen ihre neue<br />

Waffe sechs Monate früher gehabt und eingesetzt,<br />

so wäre die Landung wahrscheinlich<br />

äußerst schwierig, wenn nicht unmöglich geworden.«<br />

Laut eigenen Angaben hatte Oberst<br />

Wachtel mehrfach darauf gedrängt, auch andere<br />

Ziele wie die für den Nachschub in die<br />

Normandie wichtigen Häfen in Südengland<br />

ins Visier zu nehmen. Doch Hitler habe dies<br />

kategorisch abgelehnt; er forderte ausschließlich<br />

»Vergeltungsschläge gegen London«.<br />

Mittel gegen die »Wunderwaffe«<br />

Und die Einsatzzahlen der V-1-Geschosse<br />

stiegen kontinuierlich an, vor allem in der<br />

ersten Juli-Hälfte. Darüber kam man in England<br />

zu der Erkenntnis, dass die Flak ihre<br />

volle Wirkung nicht entfalten könne, weil sie<br />

auf die eigenen Jäger Rücksicht nehmen<br />

müsse. »Diver« wurde entsprechend modifiziert,<br />

die Flakgeschütze wurden umgruppiert<br />

und an die Kanalküste verlegt. Doch<br />

noch immer erwies sich die Bekämpfung der<br />

V1 vom Boden aus als schwierig: Zwar war<br />

sie mit ihrer gleichbleibenden Geschwindigkeit<br />

– und weil sie keine Ausweichmanöver<br />

fliegen konnte – für jeden Richtkanonier ein<br />

ideales Ziel. Allerdings flog sie in der Regel<br />

für die leichte Flak zu hoch und für die<br />

schwere Flak zu tief.<br />

54


Noch schwerere Kaliber<br />

Bei den Angriffen des RAF-Bomberkommandos gegen Lagerstätten<br />

und Abschussrampen der V1 wurden auch »Tallboys« eingesetzt.<br />

Beispielsweise bombardierte die 617 »Dambuster«-Squadron am<br />

Dienstag, den 4. Juli <strong>1944</strong>, die rund 50 Kilometer nordwestlich<br />

von Paris gelegenen Champignon-Höhlen von St. Leu d’Esserent,<br />

in denen Hunderte der fliegenden Bomben lagerten. Die Kalksteindecken<br />

hielten dem Bombardement zwar stand, doch der<br />

Chef des Stabes des deutschen LXV. Armeekorps, Oberst Walter,<br />

schrieb über diese Angriffe: »Selbst Menschen mit sehr starken<br />

Nerven konnte ein längerer Aufenthalt in solchen Höhlen nicht<br />

mehr zugemutet werden.«<br />

■<br />

Gewaltige Technik.<br />

NEU!<br />

.de<br />

w<br />

ww.geramond<br />

Eine Neuerung brachte Abhilfe: Der Annäherungszünder M K 45.<br />

Mit jener »Proximity Fuse« (einem winzigen Radargerät) ausgestattete<br />

Flakgranaten explodieren automatisch, sobald die Wellen des M K 45<br />

im Umkreis von 30 Metern auf ein Zielobjekt trafen. Von nun an benötigte<br />

man im Durchschnitt nur noch 77 Granaten für den Abschuss<br />

einer V1. Binnen weniger Wochen stieg der Anteil der Flak an den Abschüssen<br />

von 43 auf 83 Prozent. Und der Flakgürtel wurde weiter ausgebaut:<br />

Am 19. Juli <strong>1944</strong> waren östlich von Dover mehr als 400 schwere<br />

und fast 1200 leichte Flakgeschütze sowie rund 200 Raketenwerfer<br />

auf einem fünf Kilometer breiten Streifen zwischen Beachy Head und<br />

St. Margaret’s Bay entlang der Kanalküste in Stellung gebracht.<br />

Weit ab vom Schuss<br />

Bereits Mitte August <strong>1944</strong> dämmten Ballonsperren, Flak und Jagdflugzeuge<br />

den Ansturm der V1 spürbar ein. Wiederholte Bombenangriffe<br />

auf Lagerstätten und Feuerstellungen zeigten ebenfalls Wirkung, und<br />

schließlich zwangen die nach Osten vorstoßenden alliierten Truppen die<br />

Abschussbasen in Nordfrankreich zum Rückzug. Die Stellungen mussten<br />

verlegt werden, und für die V1, die nur rund 250 Kilometer weit fliegen<br />

konnte, rückte England zunehmend in weite Ferne.<br />

Anfang September <strong>1944</strong> war es schließlich so weit. Vom Boden aus<br />

abgefeuerte V1 konnten London nicht mehr erreichen. Stattdessen<br />

setzte die Luftwaffe nun Heinkel He 111 H als fliegende Startrampen<br />

für die V1 ein. Sie flogen zumeist nachts und in geringer Höhe, um der<br />

starken britischen Luftabwehr zu entgehen und das gegnerische Radar<br />

zu unterfliegen. Rund 60 Kilometer vor der englischen Küste stie-<br />

192 Seiten · ca. 650 Abb.<br />

21,6 x 28,6 cm<br />

gen die Maschinen dann auf etwa 500 Meter Höhe, starteten die V1<br />

€[A]<br />

20,60<br />

und kehrten, dicht über der Wasseroberfläche fliegend, zu ihrem Ausgangspunkt<br />

zurück. Bei diesen Einsätzen erlitten die deutschen Flie-<br />

ISBN 978-3-95613-40<br />

95 3 2-9<br />

sFr. 27,90 € 19,99<br />

ger hohe Verluste. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen wurden viele abgeschossen,<br />

auch explodierte so manche V1 noch vor ihrem Start unter<br />

dem Flugzeug. Die Einsatzgeschichte der Fieseler Fi 103 ging aber<br />

noch bis ins Frühjahr 1945 weiter. ■ Faszination Technik<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

Der Starfighter, die Lockheed F104G, war ein Kampf-<br />

flugzeug, optimiert für hohe Geschwindigkeit und<br />

enorme Steigleistung. Der ehemalige Starfighter-Pilot<br />

Rolf Stünkel berichtet »live aus dem Cockpit« von<br />

unglaublichen Einsätzen im Kalten Krieg, von seinen<br />

Patrouillenflügen entlang der Grenze zur DDR und lässt<br />

zahlreiche früheree Fliegerkameraden zu Wort kommen.<br />

Packend!<br />

224 Seiten · ca. 40 Abb. · 14,3 x 22,3 cm<br />

€ [A] 23,70 · sFr. 32,90<br />

ISBN 978-3-86245-33<br />

33-7 € 22,99<br />

192 S eiten · ca. 200 Abb.<br />

12,0 x 18,5 cm<br />

€ [A] 15,50<br />

sFr. 21,90 €1<br />

9 ISBN 978-3-86245<br />

5-321-4 53 14,99<br />

www.geramond.de<br />

oder gleich bestellen unter<br />

Te<br />

l. 0180-532 16 17 (0,14 €/Min.)<br />

ch als eBook erhältlich<br />

Auc


MODELLBAU<br />

Kein ausladendes Gesäß aber ein ansprechendes Modell:<br />

P-51C Mustang der 328 Figther Squadron aus dem Jahr<br />

<strong>1944</strong>. Modell von Faller (Easy Models 36355)<br />

OPERATION »OVERLORD« VOR 70 JAHREN IM MODELLBAU<br />

Was bieten die Hersteller zum D-<strong>Day</strong>?<br />

Die Landung in der Normandie im Morgengrauen<br />

des <strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong> beschäftigt die<br />

Wissenschaftler, Historiker und auch Modellbauer<br />

nach wie vor. Das haben die Hersteller<br />

wieder zum Anlass genommen, 2014 zum<br />

70. Jahrestag des D-<strong>Day</strong> verschiedene Bausätze<br />

mit neuen Markierungen oder auch komplett<br />

neue Kits auf den Markt zu bringen.<br />

Ebenso gibt es auf dem Fertigmodellsektor einige<br />

gute Flugzeugmodelle, die wir Ihnen<br />

hier auszugsweise vorstellen wollen.<br />

Auf der Spielwarenmesse und in den Katalogen<br />

waren die D-<strong>Day</strong>-Neuheiten im Modell<br />

oder als Deckelbild zu sehen. Die Firmen<br />

Airfix und Italeri warten mit einer großen<br />

Vielfalt von Modellen zu Wasser, zu Land Peter Lauerbachs Spitfire Mk.IXc PT396/EJ-C von Pacific Coast Models (32005) in 1:32 mit den<br />

und in der Luft auf. Die Engländer kündigen D-<strong>Day</strong>-Streifen aufgemalt, geflogen von Wg. Cdr. Jack Charles, RCAF, OC Tangmere Wing, <strong>Juni</strong> <strong>1944</strong><br />

Kommt von Italeri: Stirling Mk.IV glider tug/<br />

paratroop transport in 1:72 (1350) Foto Italeri<br />

Angekündigt für 2014 in 1:48: die Hawker<br />

Typhoon Mk.I von Italieri (2734) Foto Italeri<br />

In Auslieferung: AS.51 Horsa mit Fallschirmjägern<br />

von Italeri in 1:72 (1356) Foto Italeri<br />

Alle Fotos, soweit nicht anders angegeben, Othmar Hellinger<br />

56


Für Dioramenfreunde:<br />

D-<strong>Day</strong><br />

The Air Assault in<br />

1:72 (A50157)<br />

mit Kleber, Pinsel<br />

und Farben<br />

Foto Airfix<br />

Eine ganze Sonderpackung<br />

von Heller in 1:72 (53007)<br />

zum Thema Landung in der<br />

Normandie Foto Heller<br />

Die Douglas Dakota C-47A/D Skytrain<br />

(Airfix, 1:72, A08014), wird bald<br />

aus neuen Formen erscheinen Foto Airfix<br />

Aus Liebe<br />

zum Detail<br />

Das Hammermodel<br />

2014 von Airfix:<br />

die neue Hawker<br />

Typhoon MKIB im<br />

1:24er-Großmaßstab<br />

(19002) Foto Airfix<br />

die Hawker Typhoon Mk.I in 1:24 für <strong>Juni</strong><br />

2014 an, gefolgt von der Douglas Dakota/<br />

C-47 in 1:72 aus neuen Formen. Als Kleindiorama<br />

kommt das Set »D-<strong>Day</strong> Air Assault«<br />

mit einer Typhoon, dem RAF Vehicle<br />

Set und Figuren in 1:72 in die Läden. Die Italiener<br />

bringen neben einer Typhoon Mk.I in<br />

1:48 den AS.51 Horsa Lastensegler mit Fallschirmjägern<br />

in 1:72 bei der »Pegasus-Brückenaktion«<br />

und die Short Stirling Mk.IV als<br />

Schleppflugzeug für die Segler in 1:72 heraus.<br />

Der französische Hersteller Heller fügt<br />

verschiedene D-<strong>Day</strong>-Einzelsets zum Jahrestag<br />

in einer Großpackung zusammen. Revell<br />

hat eine P-51D Mustang (04148) in 1:72 und<br />

in 1:48 eine P-51C (04872) im Programm. Die<br />

in die Jahre gekommene und durchaus noch<br />

gute de Havilland Mosquito Mk.IV (04758)<br />

in 1:32 wird heuer wieder aufgelegt. Im Fertigmodellsektor<br />

gibt es zahlreiche Modelle,<br />

die von der Firma Easy Models aus Fernost<br />

stammen. Optisch besonders reizvoll: Sie<br />

werden in einer attraktiven Verpackung mit<br />

Displayständer geliefert. Die Oberflächengravuren<br />

und -details sind ansprechend und<br />

der Farbauftrag fein ausgeführt, ebenso die<br />

Markierungen. Die Propeller sind drehbar.<br />

Der Preis der Flugzeugmodelle liegt bei zirka<br />

zehn Euro pro Stück. Zu beziehen sind<br />

Fertigmodelle und Bausätze über den einschlägigen<br />

Handel.<br />

Othmar Hellinger<br />

Hawker Typhoon der 193 Squadron<br />

der RAF im August <strong>1944</strong>. Modell von<br />

Glow2b (Easy Models 36512)<br />

Jeden Monat<br />

neu am Kiosk!<br />

Eine P-47D 30-RA Thunderbolt der 531 Fighter<br />

Squadron, 406 Figther Group aus dem Jahr<br />

<strong>1944</strong>. Modell von Faller (Easy Models 37286)<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

Online blättern oder<br />

Testabo mit Prämie unter:<br />

www.modellfan.de/abo<br />

www.flugmodell-magazin.de/abo


MODELLBAU<br />

Die Fokker E.II 69/15, wie sie auf einem<br />

Feldflugplatz der Feldfliegerabteilung 53<br />

im Sommer 1915 zu sehen gewesen wäre<br />

FOKKER E.II EARLY VON WINGNUT WINGS IN 1:32<br />

Eindecker – keine einfache Verspannung<br />

Nach der Albatros D.III von Roden in 1:32 perfekte Lackierung der Einzelteile, Baugruppen<br />

und des fertigen Modells wirklich die nöpelten<br />

Innendurchmesser der Verspannung<br />

Nylonschnur eine Messinghülse mit dem dop-<br />

(siehe <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 7/2013)<br />

reizte nach Inaugenscheinnahme des Anfang<br />

2013 neu erschienenen Kits der Fokker E.II &<br />

E.III den Modellbauer Guido Veik der sofortige<br />

Bau. Der Karton ist mit schönen und gratfrei<br />

gefertigten Bauteilen bestückt, die in mittelgrauem<br />

und transparentem Kunststoff auf<br />

sieben Spritzgussrahmen verteilt sind. Dazu<br />

gesellen sich eine Ätzteilplatine für die Sitzgurte<br />

sowie das MG und perfekt gedruckte<br />

Abziehbilder von Cartograf.<br />

Vorab ist zu bemerken, dass aufgrund der<br />

sehr guten Passgenauigkeit die Teile auch ohne<br />

Kleber halten würden. Somit kann auf die<br />

tige Zeit verwendet werden. Der farbig gestalteten<br />

Anleitung folgte Guido Veik genau, da sie<br />

sinnvoll in sieben Abschnitte aufgebaut ist. Für<br />

detailversessene Modellbauer sind die Originalbilder<br />

im Manual äußerst hilfreich.<br />

Veik begann mit dem für heutige Begriffe<br />

sehr spartanischen Cockpit, das alle wesentlichen<br />

Teile wie Flugzeugführersitz, Tank, Hülsenauffangbehälter<br />

und einzelne Instru mente<br />

enthält. Im Innenraum wurde mit Anglerschnur<br />

der Stärke 0,14 Millimeter und Hülsentechnik<br />

verspannt. Bei dieser Technik handelt<br />

es sich um einen Eigenbau, indem auf die<br />

aufgeschoben wird. Am Endpunkt wird der<br />

Spanndraht durch eine Bohrung oder eine<br />

selbst gefertigte Kupferöse geführt und die<br />

Hülse wieder zurückgeschoben. Wenn dies<br />

auf beiden Seiten geschehen ist, kann man den<br />

Spanndraht perfekt mit der nötigen Belastung<br />

spannen. Wenn alle Spanndrähte einer Baugruppe<br />

eingezogen sind, können die Drähte<br />

in den Hülsen verklebt werden – aber immer<br />

auf die Spannung achten. Diese Arbeitsweise<br />

ermöglicht eine Korrektur der kompletten Verspannung<br />

inklusive des Flügelausrichtens.<br />

Der weitere Bau der Fokker ist problemlos. Als<br />

Detailaufnahme<br />

vom Oberursel-<br />

U.1-Umlaufsternmotor<br />

und Germania-Holzpropeller<br />

Fertig lackierte und gealterte Bauteile vor dem Zusammenbau und der<br />

Verspannung<br />

Foto Guido Veik<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Othmar Hellinger; Modell Guido Veik<br />

58


Eine Legende meldet sich ab! Die<br />

Bundesluftwaffe verabschiedete<br />

ihre letzten F-4 Phantom in den<br />

Ruhestand. In der neuen<br />

Ausgabe von ModellFan,<br />

die jetzt am Kiosk<br />

liegt, setzen wir der<br />

Phantom ein kleines<br />

Denkmal.<br />

Das fertige Cockpit, aber der Flugzeugführersitz<br />

noch ohne Gurte<br />

Foto Guido Veik<br />

Tank mit Hülsenauffangkasten, Instrumenten<br />

und rechts mit Cockpitrückwand Foto Guido Veik<br />

Detailansicht der<br />

Verspannung, Bewaffnung<br />

und der<br />

tollen Hammerschlaglackierung<br />

der Metallteile<br />

einzige »kleine Schwachstelle« ist der Lederwulst<br />

um die Cockpitöffnung anzusehen, die<br />

ein wenig Spachtelmasse benötigt. Nachdem<br />

alles fertiggestellt war, begann der Modellbauer<br />

mit der Lackierung. Als Bayer kam nur<br />

eine der zwei bayerischen Versionen in Betracht.<br />

Das Modell von Guido Veik zeigt die<br />

Maschine von Kurt von Crailsheim, der diese<br />

E.II 69/15 im<br />

Oktober 1915 bei<br />

der Feldfliegerabteilung<br />

53 an der<br />

Westfront flog. Er<br />

verwendete die angegebenen Tamiya-Farbtöne.<br />

Die Decals lassen sich hervorragend aufbringen<br />

und passen sich der Oberflächenkontur<br />

gut an.<br />

Wingnut Wings hat mit der Fokker eine gelungene<br />

Reihe des Eindeckers herausgebracht<br />

und es wird auch nicht sein letztes Modell dieses<br />

Typs sein. Othmar Hellinger/Guido Veik<br />

Modellbau-News<br />

REVELL: VALOM<br />

Bla Fouga blalddflalsd Magister flasd CM.170R<br />

und CM.170 in 1:72 (Kit:<br />

REVELL: 72084 bzw. 72083). An -<br />

Bla fang blalddflalsd des Jahres flasd kamen<br />

zwei interessante Bausätze<br />

aus Tschechien heraus. Die<br />

beiden Fouga-Magister-Kits sind recht gut gefertigt<br />

und zeigen feine Oberflächendetails und -gravuren.<br />

Zudem sind noch Ätz- und Resin-Teile zur Ver -<br />

feinerung enthalten. Mit den Decals lassen sich<br />

jeweils zwei Maschinen bauen. Preis: je 17,50 €<br />

ACADEMY/ACADEMY-EUROPE<br />

F-4C Phantom II »Vietnam<br />

War« in 1:48 (Kit: 12294).<br />

Die koreanische Firma<br />

bringt das berühmte<br />

Schlachtross in der USAF-<br />

Aufmachung auf den<br />

Markt. Die Bauteile sind in drei verschiedenen<br />

Farben plus Klarsichtteile ausgeführt. Der Rumpf<br />

kommt gespritzt in einem Teil. Alle Modellober -<br />

flächen weisen feine Gravuren auf. Die Decals<br />

beschränken sich aber nur auf eine Maschine der<br />

8. TFW. Preis: 46,90 €<br />

TRUMPETER/FALLER<br />

US T-38A Talon in 1:48<br />

(Kit: 02852). Der Hersteller<br />

aus China bringt aus<br />

neuen Formen den be -<br />

kannten Überschalltrainer<br />

in die Läden. Die Teile des Kits besitzen recht<br />

gute Oberflächengravuren und ein gut eingerichtetes<br />

Cockpit. Ein Ätzteilbogen mit Gurten und<br />

anderen Dingen ist ebenfalls enthalten. Mit den<br />

tollen Decals lassen sich zwei Talons bauen. In<br />

der Rumpflänge ist diese T-38A etwas zu lang<br />

geraten. Preis: 21,99 €<br />

EDUARD<br />

DH.2 »Striped Down«<br />

Limited Edition in 1:48<br />

(Kit: 1185). Die Tsche -<br />

chen liefern ein limi -<br />

tiertes Modell des<br />

englischen Jagddoppeldeckers,<br />

der komplett als »stripped down«-<br />

Modell gebaut werden kann. Dafür liegen einige<br />

Ätzteilplatinen bei. Für den technisch begeisterten<br />

Modellbaukollegen eine große Herausforderung.<br />

Preis: 39,99 €<br />

CYBERHOBBY/DRAGON<br />

Bf 109 E-7 Trop in<br />

1:32 (Kit: 3223). Die<br />

Firma aus Fernost<br />

schlägt wieder mit<br />

einer Tropen-Version<br />

der »109« zu. Der neue<br />

Kit des Messerschmitt-<br />

Jägers kommt mit detailliertem Cockpit, Motor -<br />

imitation, separaten Ruderflächen und Ätzteilen.<br />

Die Teile besitzen tolle Oberflächenstrukturen und<br />

weisen feine Gravuren auf. Mit den Decals lassen<br />

sich zwei Wüsten-109 bauen. Preis: 47,99 €<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

59


Markt<br />

Anzeigen<br />

Deutsche Luftfahrttechnik 1930 - 1945<br />

Ankauf von Originalunterlagen und Verkauf von Reproduktionen von Flugzeug-,<br />

Motoren-, Waffen- und Geräte-Handbüchern, Betriebsanleitungen, Ersatzteillisten,<br />

Bed.-Vorschriften, Luftschrauben-Anlagen, Montageanleitungen, Fl-Nummern-Listen<br />

Luftfahrt-Archiv Hafner Salonallee 5 71638 Ludwigsburg<br />

Tel. 07141 / 90 16 03 www.luftfahrt-archiv-hafner.de Fax 07141 / 92 66 58<br />

Für unseren GeraMond Verlag suchen wir einen ambitionierten und<br />

innovativen<br />

Produktmanager/Redakteur (m/w)<br />

Eisenbahn-/Modellbau-/Luftfahrtbücher<br />

Sie sollten ein gutes Gespür für die Bedürfnisse des Marktes und<br />

der angesprochenen Zielgruppe mitbringen sowie über eine hohe<br />

Fachkompetenz und Organisationstalent verfügen.<br />

Ihre Kernaufgaben:<br />

• Entwicklung und Umsetzung neuer Buchthemen<br />

• Gewinnung und Betreuung von Autoren und Fotografen<br />

• Eigenverantwortliche Zusammenarbeit mit Autoren, Industriekunden,<br />

Layoutern und Herstellung<br />

Für diese Stelle setzen wir voraus:<br />

• Mehrjährige Erfahrung als Buch-Lektor/in oder -Redakteur/in<br />

• sehr gute Kenntnisse im Bereich Eisenbahn/Modellbau/Luftfahrt<br />

• Begeisterungsfähigkeit und Kreativität sowie Stilsicherheit und<br />

Detailgenauigkeit<br />

• Erfahrung in der Konzeption von erfolgreichen Reihen und Einzeltiteln<br />

Ihre ausführlichen Unterlagen mit Gehaltsvorstellung und frühestem<br />

Eintrittstermin senden Sie bitte an:<br />

Verlagshaus GeraNova Bruckmann GmbH, Frau Irina Dörrscheidt,<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München oder per Email an<br />

irina.doerrscheidt@verlagshaus.de<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

60


Tel.: 0 89 13 06 99-520 · Fax: 0 89 13 06 99-100 · E-Mail: anzeigen@verlagshaus.de<br />

www.modellfan.de<br />

20 Jahre<br />

. . . since 1993!<br />

Traudl’s Modellbauladen<br />

Mannertstr. 22<br />

80997 München<br />

Tel.: 089 /8929458<br />

94 www.traudlsmodellbau.com<br />

Jetzt auch mit eigenem Shop.<br />

Viel Spaß beim Stöbern! www.traudls-shop.de<br />

IHR ANSPRECHPARTNER FÜR ANZEIGEN<br />

Herr Helmut Gassner, Tel. (089) 13 06 99 – 520<br />

helmut.gassner@verlagshaus.de<br />

Ihre Prämie<br />

Bf-109E „Adolf Galland“<br />

Spannweite: ca. 56 cm; Länge ca. 51 cm<br />

Wollenweber, Wolfgang: Die Reichsadler<br />

Dokumentation über die Einsätze mit der Me 110<br />

und der He 162<br />

188 Seiten, 169 Fotos, 4 Karten, fest gebunden, Großformat<br />

ISBN 978-3-86933-080-8 38,50 €<br />

In allen Buchhandlungen oder helios-verlag.de<br />

versandkostenfreie Auslieferung<br />

FertigmodellE<br />

1:18<br />

Noch mehr Auswahl unter<br />

www.flugzeugclassic.de/abo<br />

Me-262A2a KG(J)51„Edelweiss“<br />

ME-262A2A KG(J)51 „Edelweiss“<br />

P-51D Mustang „American Beauty“<br />

Best-Nr.: JSI60025<br />

Spannweite: ca. 62 cm<br />

Spannweite: ca. 70 cm; Länge Spannweite: ca. 59 cm ca. 70 cm; Länge ca. 59 cm<br />

99 €<br />

1:18<br />

Best-Nr.: JSI60026<br />

99 €<br />

Länge ca. 67,9 cm<br />

Best-Nr.: MS004<br />

Warbirdmodelle Unterberg<br />

Im Euler 24, 63584 Gründau<br />

Tel.: 06051-6189862, Fax: 06051-6189863<br />

129 € F-86F Sabre USAF Best-Nr.: JSI60022<br />

Fahrwerk einklappbar<br />

F-86F Sabre USAF<br />

Ansteckbarer Zusatztank<br />

Detailliertes Cockpit<br />

Detailliertes Je nach Cockpit Typ weitere Fahrwerk Funktionen einklappbar129 Bewegliche € Landeklappen<br />

Riesengroßes Sortiment an Fertigmodellen in 1:72 + 1:48 z.Bsp.: FW-190, Spitfire, P-51, Stearman,<br />

F-100, F-101, F-102, F-104, F-105, F-106, F-111, F-4, F-5, F-14, F-15, F-16, F-18, F-22, Mig´s, usw. Und weitere Exoten!<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

61


TERMINE / MUSEUMSTIPP<br />

TERMINE 2014<br />

FÜR DEUTSCHLAND,<br />

ÖSTERREICH UND SCHWEIZ<br />

MAI<br />

20.–25. Mai<br />

ILA Berlin Air Show, Messe für Luft &<br />

Raumfahrt, Flughafen Berlin Schönefeld,<br />

www.ila-berlin.de<br />

23.–25. Mai<br />

Klassikwelt am Bodensee, Messe Friedrichshafen,<br />

www.klassikwelt-bodensee.de<br />

29. Mai<br />

Fliegerfest, Verkehrslandeplatz Schwäbisch<br />

Hall/Weckrieden, www.lsv-sha.de<br />

29. Mai–1. <strong>Juni</strong><br />

Flugtag, Sonderlandeplatz Laucha,<br />

www.lsv-laucha.de/termine/flugtag<br />

30. Mai–1. <strong>Juni</strong><br />

Militärhistorisches Treffen/Flugtag,<br />

Verkehrslandeplatz Großenhain,<br />

www.grossflugtage.de<br />

31. Mai/1. <strong>Juni</strong><br />

2. Oldtimer- und Luftfahrtfestival<br />

»Mobile Legenden«, Eutingen,<br />

www.mobile-legenden.de<br />

JUNI<br />

7.–9. <strong>Juni</strong><br />

Tag der offenen Tür, Verkehrslandeplatz<br />

Ailertchen, www.fsv-ailertchen.de<br />

1<strong>6.</strong>–27. <strong>Juni</strong><br />

NATO Tiger Meet, Taktisches Luftwaffengeschwader<br />

51, Fliegerhorst Schleswig/Jagel,<br />

www.natotigers.org<br />

19.–22. <strong>Juni</strong><br />

Flugtage, Sonderlandeplatz Kehl-Sundheim,<br />

www.kehler-flugtage.de<br />

27.–29. <strong>Juni</strong><br />

31. Pipertreffen PA-18/J3, Rendsburg-<br />

Schachtholm, www.Pipertreffen2014.de<br />

28./29. <strong>Juni</strong><br />

Flugtage, Sonderlandeplatz Allstedt,<br />

www.allstedt-flugplatz.de<br />

JULI<br />

4./5. Juli<br />

Flugtage, Verkehrslandeplatz Altenburg-<br />

Nobitz, www.grossflugtage.de<br />

12./13. Juli<br />

Fly-In, Deutsches Museum –<br />

Flugwerft Schleißheim,<br />

Sonderlandeplatz Oberschleißheim,<br />

www.deutsches-museum.de/flugwerft<br />

12./13. Juli<br />

Cessna-Treffen, Verkehrslandeplatz Jena-<br />

Schöngleina, www.flugplatz-jena.de<br />

5. Juli<br />

Int. DC-3 Fly-In, Flughafen Salzburg/Österreich,<br />

www.dc-3flyin.com/wp<br />

2<strong>6.</strong>/27. Juli<br />

Flugtag, Segelfluggelände Uslar,<br />

www.segelflug.de/vereine/uslar<br />

AUGUST<br />

2./3. August<br />

Flugplatzfest, Sonderlandeplatz<br />

Bad Frankenhausen,<br />

www.aeroclub-frankenhausen.de<br />

8.–10. August<br />

Flugtage, Verkehrslandeplatz Bautzen,<br />

www.flugtage-bautzen.de<br />

23. August<br />

Hunterfest, St. Stephan/Schweiz,<br />

www.hunterverein.ch<br />

23. August<br />

Tag der offenen Tür beim Jagdgeschwader<br />

73 mit Flugvorführungen , Fliegerhorst<br />

Laage, www.airshow-laage.de<br />

29.–31. August<br />

30. Internationale Furtwanger Antik-Uhrenbörse<br />

in den Räumen der Hochschule<br />

Furtwangen, www.antik-uhrenboerse.eu<br />

30./31. August<br />

AIR 14 Teil I – 100 Jahre Schweizer<br />

Luftwaffe, Fliegerhorst Payerne/Schweiz,<br />

www.lw.admin.ch/internet/luftwaffe/de/<br />

home/themen/100jahre.html<br />

SEPTEMBER<br />

<strong>6.</strong>/7. September<br />

Flugplatzfest, Sonderlandeplatz Wershofen/<br />

Eifel, www.flugtag-wershofen.de<br />

<strong>6.</strong>/7. September<br />

Flugtag, Verkehrslandeplatz Pirmasens,<br />

www.flugtag-pirmasens.de<br />

<strong>6.</strong>/7. September<br />

AIR 14 Teil II – 100 Jahre Schweizer Luftwaffe,<br />

Fliegerhorst Payerne/Schweiz,<br />

www.lw.admin.ch/internet/luftwaffe/de/<br />

home/themen/100jahre.html<br />

OKTOBER<br />

25. Oktober<br />

37. Internationale Flugzeug-Veteranen-<br />

Teile-Börse, Technik Museum Speyer,<br />

Peter Seelinger, pseelinger@t-online.de<br />

EUROPA<br />

JUNI<br />

3.–9. <strong>Juni</strong><br />

Internationales DC-3/C-47 Treffen,<br />

Cherbourg-Maupertus, Frankreich,<br />

www.daksovernormandy.com<br />

7./8. <strong>Juni</strong><br />

Oldtimer Airshow, La Ferte Alais/Cerny,<br />

Frankreich, www.ajbs.fr<br />

20./21. <strong>Juni</strong><br />

Airshow, Gilze Rijen Airbase, Niederlande,<br />

www.defensie.nl/luchtmachtdagen<br />

21./22. <strong>Juni</strong><br />

Airshow, Flughafen Vaernes-Trondheim/<br />

Norwegen, www.varnesairshow.no<br />

22. <strong>Juni</strong><br />

Airshow – 100 Jahre Militärluftfahrt, Karup<br />

Air Base, Dänemark, www.danishairshow.dk<br />

27.–29. <strong>Juni</strong><br />

Internationale Airshow, Rom, Italien,<br />

www.romaairshow.net<br />

JULI<br />

12./13. Juli<br />

Flying Legends Airshow, Duxford/<br />

Großbritannien, www.iwm.org.uk<br />

12./13. Juli<br />

Royal International Air Tattoo (RIAT), RAF<br />

Fairford/Großbritannien, www.airtattoo.com<br />

14.–20. Juli<br />

Farnborough International Airshow, Farnborough/Großbritannien,<br />

www.farnborough.com<br />

AUGUST<br />

9./10. August<br />

Internationale Airshow, Oulu/Finnland,<br />

www.tourdesky.fi<br />

15.–17. August<br />

Oldtimer Fly-In, Schaffen-Diest/Belgien,<br />

http://flyin.dac.be<br />

SEPTEMBER<br />

<strong>6.</strong>/7. September<br />

The Duxford Airshow, Duxford/Großbritannien,<br />

www.iwm.org.uk<br />

<strong>6.</strong>/7. September<br />

CIAF Airshow, Hradec Kralove/Tschechien,<br />

www.airshow.cz<br />

21. September<br />

Luftfahrtbörse, Flughafen Strasourg-<br />

Entzheim/Frachtgebäude/Frankreich,<br />

www.aileshistoriquesdurhin.fr<br />

OKTOBER<br />

11. Oktober<br />

Herbst Airshow, Duxford/Großbritannien,<br />

www.iwm.org.uk<br />

WELTWEIT<br />

ACHTUNG<br />

NEUES DATUM<br />

JULI<br />

28. Juli–3. August<br />

EAA AirVenture Oshkosh, Wittman Regional<br />

Airport, Wisconsin/USA, www.airventure.org<br />

AUGUST<br />

8.–10. August<br />

Airshow, Abbotsford/Kanada,<br />

http://abbotsfordairshow.com<br />

SEPTEMBER<br />

10.–14. September<br />

Airrace, Reno, Nevad/USA, www.airrace.org<br />

Alle Angaben sind ohne Gewähr.<br />

Kurzfristige Änderungen treten häufig ein,<br />

eventuell beim Veranstalter nachfragen!<br />

Sie planen eine Veranstaltung?<br />

Teilen Sie uns diese bitte möglichst frühzeitig mit:<br />

Fax: 0951/4 28 23, E-Mail: janluftfahrt@aol.com,<br />

Alexander Nüßlein, janluftfahrt.de<br />

BÜCHER<br />

Horten Ho 229<br />

Spirit of Thuringia<br />

The Horten All-Wing Jet Fighter<br />

In englischer Sprache<br />

128 S., über 200 s/w- und<br />

Farbfotos sowie zahlreiche Abbildungen.<br />

Ian Allan Publishing.<br />

ISBN 978-1-903223-66-<strong>6.</strong><br />

Preis: 36,50 €<br />

Bezugsquelle: Sound Tonträger/<br />

Bücher. Tel. 0177/288 29 68.<br />

www.sound-bm.com<br />

A. SHEPELEV UND H. OTTENS<br />

Strahljäger Ho 229<br />

Kaum hat der japanische Modellhersteller<br />

Zokei-Mura einen hochwertigen<br />

Bausatz des Horten »Nurflüglers« angekündigt,<br />

kehrt das schon länger vergriffene<br />

Standardwerk zum Thema in den<br />

Buchhandel zurück. Sehr gut recherchiert<br />

und kompetent verfasst, zeichnet<br />

das Autorenduo die Entwicklungsgeschichte<br />

der Horten »Nurflügler« und<br />

der Ho 229 im Besonderen nach. Sie bleiben<br />

stets auf dem Boden der Tatsachen<br />

und vermeiden die oft üblichen spekulativen<br />

Pfade. Zum Bildmaterial gesellen<br />

sich Plan- und Detailzeichnungen sowie<br />

3-D-Darstellungen. Fazit: perfekte Ergänzung<br />

zum Hightech-Modell! WM<br />

WALTER WAISS<br />

Neues zur Legion Condor<br />

Wiederum interne Fakten und Berichte<br />

zur Legion Condor beinhaltet der zweite<br />

Band dieser Reihe. Aufhänger sind 22<br />

Flugbücher deutscher Piloten und Besatzungen,<br />

um die herum der tägliche<br />

Ablauf des fliegerischen Einsatzes nähergebracht<br />

wird. Ergänzend steht sehr<br />

reichhaltiges, oft unveröffentlichtes Fotomaterial<br />

zur Verfügung. Dabei vermitteln<br />

nicht nur die zahlreichen Flugzeugaufnahmen<br />

einen Eindruck des<br />

über Spanien von deutscher Seite geführten<br />

Luftkrieges. Wenngleich etwas<br />

unstrukturiert, hat die Faktensammlung<br />

für jeden viel zu bieten, der sich ernsthaft<br />

mit der Thematik befasst. WM<br />

Legion Condor<br />

Berichte, Dokumente, Fotos,<br />

Fakten. Band 2<br />

184 S., 152 s/w-Fotos und<br />

zahlreiche Abbildungen. Helios-<br />

Verlag. ISBN 978-3-86933-<br />

108-9. Preis 34,50 €<br />

Bezugsquelle: Fachbuchhandlung<br />

Schmidt.<br />

Tel. 089/70 32 27.<br />

www.christian-schmidt.com<br />

62


Fotos Jan Forsgren<br />

Die Lockheed C-60A Lodestar<br />

gehört zu den größeren Maschinen<br />

in der Ausstellung<br />

Schätze der Luftfahrt im<br />

hohen Norden<br />

Zu den deutschen<br />

Klassikern<br />

gehört<br />

diese Klemm<br />

Kl 35 D<br />

Die schwedische Zivilluftfahrtverwaltung<br />

hat bereits vor über 50 Jahren begonnen,<br />

historische Flugzeuge zu sammeln – zunächst<br />

an mehreren Orten eingelagert. Eine<br />

erste Ausstellung fand bereits in den frühen<br />

1980er-Jahren in einem Terminal des Flugplatzes<br />

Arlanda statt.<br />

Heute umfasst die Sammlung 55 Maschinen,<br />

von denen rund 30 in einer Lagerhalle<br />

am Flugplatz Arlanda zu sehen sind. Ein Teil<br />

der Luftfahrzeuge ist auch an andere schwedische<br />

Luftfahrtmuseen ausgeliehen.<br />

Die Bandbreite der Sammlung reicht von<br />

der Albatros B II aus dem Jahr 1917 bis hin<br />

zum ersten mit GPS ausgerüsteten Flugzeug<br />

vom Typ Glasair. Für deutsche Besucher besonders<br />

interessant sind eine Bücker Bü 131<br />

Jungmann, eine Junkers W 34, das Cockpit<br />

einer frühen Junkers Ju 52/3mce, eine<br />

Klemm Kl 35, eine Rieseler R III, eine französische<br />

Siebel Si 204 A sowie einige Segelflugzeuge<br />

wie DFS Meise, Grunau Baby,<br />

SG 38, Specht oder Bergfalke.<br />

Zu der Kollektion gehören auch noch 30<br />

Flugmotoren und Düsentriebwerke, einige<br />

Fahrzeuge, Ausrüstung, Tausende von Fotografien<br />

und eine große Bücherei.<br />

Am 22. Januar 2014 hat die Schwedische<br />

Transportverwaltung die Sammlung übernommen<br />

mit dem Ziel, langfristig ein größeres<br />

Nationales Ziviles Luftfahrtmuseum daraus<br />

zu machen. Peter W. Cohausz ■<br />

Das eher unscheinbare Museum in einer<br />

Lagerhalle<br />

Checkliste<br />

Adresse:<br />

Besuchsadresse: Kabinvägen, Stockholm-Arlanda<br />

Postadresse: Arlanda Flygsamlingars Vänner<br />

c/o LFV<br />

190 45 Stockholm-Arlanda<br />

Schweden<br />

Tel.: 0046/8/59 36 00 33<br />

E-Mail: arlandasamling@telia.com<br />

Website: www.arlandaflysamlingar.se<br />

Öffnungszeiten:<br />

Dienstag und Donnerstag 10:00–15:00 Uhr,<br />

sonst nach Vereinbarung<br />

Eintritt: vor Ort erfragen<br />

MUSEUMS-TIPP<br />

Von Caen zur Festung Sewastopol<br />

Stationen eines Bordinstrumentenprüfers<br />

in der Luftwaffe 1937–1942<br />

162 S., 206 s/w-Fotos und 55 Abbildungen.<br />

Helios-Verlag. ISBN 978-3-<br />

86933-110-2. Preis: 34,00 €<br />

Bezugsquelle: Fachbuchhandlung<br />

Schmidt. Tel. 089/70 32 27.<br />

www.christian-schmidt.com<br />

WALTER WAISS<br />

Instrumentenprüfer<br />

Herbert Heise war Bordinstrumentenprüfer.<br />

Seinen militärischen Lebensweg<br />

von 1937 bis Ende 1942 zeichnet dieses<br />

Werk nach. Grundlagen sind das Flugbuch<br />

und Fotoalben Heises – beides<br />

hier erstmals publiziert. Seine Tätigkeit<br />

führte ihn zu diversen Kampfgeschwadern<br />

– so auch nach Sewastopol, Russland,<br />

wo er zufällig den Fall der Festung<br />

miterlebt und fotografiert hat. Der<br />

Großteil der über 200 für das Buch verwendeten<br />

Aufnahmen zeigt freilich die<br />

unterschiedlichsten Flugzeugtypen. Eine<br />

Dokumenten- und Fotosammlung,<br />

deren Anschaffung sich auf jeden Fall<br />

lohnt.<br />

WM<br />

ULRICH A. SEIF<br />

Schlaglichter zu Zeppelin<br />

Anlässlich des 175. Geburtstages des Grafen<br />

Zeppelin widmet sich dieses Buch<br />

insbesondere dem geschichtlichen Umfeld<br />

sowie den politischen Entwicklungen<br />

in seinem Leben und Schaffen. Das<br />

gilt vor allem in Bezug auf seine Luftschiffe<br />

und die mit ihnen verbundenen,<br />

doch oft enttäuschten Hoffnungen. Zwar<br />

haben Layout und Bildausstattung des<br />

Buches den üblich herben Charme einer<br />

wissenschaftlichen Publikation, doch dafür<br />

erschließt sich viel Nachdenkenswertes.<br />

Rein technisch orientierte Leser kommen<br />

hierbei aber sicher weniger auf ihre<br />

Kosten als solche mit weitläufig historischem<br />

Interesse an der Materie. WM<br />

Zum 175. Geburtstag von<br />

Ferdinand Graf von Zeppelin<br />

1838–1917<br />

Betrachtungen und Schlaglichter<br />

zur Geschichte eines württembergischen<br />

Unternehmers<br />

und Hochtechnologiekonzerns<br />

in Krieg und Frieden<br />

193 S., 39 s/w-Abbildungen.<br />

Helios-Verlag. ISBN 978-3-<br />

86933-103-4. Preis 24,00 €<br />

Bezugsquelle: Sound Tonträger/<br />

Bücher. Tel. 0177/288 29 68.<br />

www.sound-bm.com<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

63


OLDTIMER<br />

Wrackbergung<br />

IL-2-FUND AM POLARKREIS<br />

»Schlächter«<br />

aus der Eishölle<br />

Aus der sprichwörtlichen »Versenkung« geholt, kam im Sommer<br />

2012 der Schrecken der deutschen Landser wieder ans Licht: eine<br />

Iljuschin Il-2, genannt »Schlächter« oder auch »Eiserner Gustav«.<br />

Dabei erwies sich das Unternehmen als äußerst riskant – die<br />

Maschine hatte noch Brisantes an Bord<br />

Von Mark Sheppard<br />

64


Langsam wird die Sturmovik ans Ufer gehoben,<br />

nachdem die Unterseite nach noch vorhandenen<br />

Bomben und Raketen untersucht worden ist – eine<br />

RS-132-Rakete musste erst noch abgebaut werden<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

65


OLDTIMER<br />

Wrackbergung<br />

Das anscheinend noch komplette<br />

Cockpit der Il-2 zeigt deutlich die<br />

Auswirkungen des unfreiwilligen<br />

Aufenthalts unter Wasser. Vom<br />

»Arbeitsplatz« des Bordschützen<br />

war nur noch wenig vorhanden,<br />

außer einem Teil der Halterung<br />

für das 12,7-mm-Berezin-MG<br />

Der Mann hinter der Bergung,<br />

Vadim Zadorozhny, Direktor<br />

des Zadorozhny Technical<br />

Museum in Moskau<br />

Fast 70 Jahre schlummerte ein kleiner<br />

»Kriegsschatz« auf dem Grund des Krivoe-Sees.<br />

Aus einer Tiefe von 17 Metern<br />

hob man eine Iljuschin Il-2 Sturmovik (Nr.<br />

1872452), die sich noch in einem recht vollständigen<br />

Zustand befand. Wie zu erwarten,<br />

hatten sich das hintere Rumpfteil und das<br />

Heck total aufgelöst – schließlich lag die Maschine<br />

seit dem 25. November 1943 unter<br />

Wasser.<br />

Dieser »Eiserne Gustav« gehörte zum<br />

4<strong>6.</strong> »Shtourmovoi Aviatsionny Polk« (4<strong>6.</strong><br />

ShAP), dem einzigen Verband der sowjetischen<br />

Marine, der die Il-2 im arktischen Norden<br />

einsetzte. Die sowjetische Führung stellte<br />

diese Einheit 1942 im Bereich des<br />

Schwarzmeeres auf und flog zunächst die<br />

UTI-16 als Nachtbomber, kam jedoch kaum<br />

zum Einsatz – bis sie die Il-2 erhielt und im<br />

Frühjahr 1943 an den Polarkreis verlegte. Zu<br />

ihr gehörte auch die gehobene Sturmovik.<br />

Die Il-2 Nr. 1872452 verließ im Frühjahr 1943<br />

das Werk Zavod 18 in Kuibyschew (heute<br />

Samara). Sie war Teil eines kleineren Loses<br />

von etwa 3300 Maschinen diesen Typs, das<br />

noch die ursprünglichen geraden Tragflächen<br />

mit 5-Grad-Pfeilung besaß und bei dem<br />

die Außenflügel aus Dural bestanden. Spätere<br />

Ausführungen, wie die Il-2 der »Flying<br />

Heritage Collection«, weisen eine Flügelpfeilung<br />

von 15 Grad auf und werden oft<br />

auch als »Pfeil« bezeichnet.<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Mark Sheppard<br />

66


Die Nummer des Seefundes kann aufgeschlüsselt<br />

werden in 18 (Werk), 7 (Modell), 24<br />

(Flugzeugnummer) und 52 (Seriennummer).<br />

Somit wurde diese Il-2 im Werk 18 gebaut, ist<br />

ein Modell 7 (Schlachtflugzeug Il-2) und die<br />

24. Maschine der 52. Baureihe.<br />

Eine Ersatzmaschine?<br />

Sie erhielt einen verbesserten, 1774 PS<br />

starken Mikulin-AM-38F-Motor und als Bewaffnung<br />

ein 7,62-mm-ShKAS-MG in der<br />

Flügelwurzel zusammen mit einer Volkov-<br />

Yartsev VYa-23-mm-Kanone in beiden Flügeln.<br />

Der Bordschütze verfügte über ein<br />

12,7-mm-Berezin UBT-MG. Innen und außen<br />

konnten 400 Kilogramm Bomben, acht RS-<br />

82-Raketen oder vier RS-132-Raketen mitgeführt<br />

werden.<br />

Der Tarnanstrich war noch immer in<br />

Schwarz/Grün gehalten, jedoch in den neueren<br />

Farben AMT-4 Grün, AMT-6 Schwarz und<br />

AMT-7 Hellblau. Die roten Sowjetsterne mit<br />

weißer Umrandung und einer schmäleren roten<br />

befanden sich lediglich an Rumpf, Leitwerk<br />

und Flügelunterseiten.<br />

Es ist nicht bekannt, wann genau diese<br />

Il-2 zur 4<strong>6.</strong> ShAP kam. Es könnte zu dem Zeitpunkt<br />

gewesen sein, an dem der Verband an<br />

den Polarkreis verlegte – allerdings könnte es<br />

sich auch um eine Ersatzmaschine handeln.<br />

Über ihr Einsatzleben ist wenig bekannt,<br />

außer dass sie einige Reparaturstellen aufwies<br />

und als »rote 19« gekennzeichnet war. Eines<br />

ist aber sicher belegt – der Tag ihres Verlustes:<br />

Donnerstag, 25. November 1943, ein schwarzer<br />

Tag für die 4<strong>6.</strong> ShAP und andere zum damaligen<br />

Zeitpunkt am Polarkreis stationierte<br />

sowjetische Verbände.<br />

Angriff im Morgengrauen<br />

Der Verband sollte die Frontlinie bei Titowka,<br />

40 Kilometer westlich Murmansks, und die<br />

Luftwaffenplätze in Kirkenes in Norwegen<br />

und Petsamo in Finnland angreifen. Da der<br />

Einsatz im Morgengrauen stattfand und das<br />

Wetter sehr schlecht war, konnte lediglich Titowka<br />

von einer aus 16 Il-2 der 4<strong>6.</strong> ShAP<br />

bestehenden und von sechs Hurricane, vier<br />

Yak-9, sechs Yak-1 und sechs P-40 begleiteten<br />

Gruppe mit begrenztem Erfolg angegriffen<br />

werden. Zwei Il-2 erlitten durch Flakfeuer Beschädigungen.<br />

Als sich das Wetter besserte, entschied<br />

man, Kirkenes und Petsamo bei Tageslicht anzufliegen.<br />

Die 16 Il-2 der 4<strong>6.</strong> ShAP teilten sich<br />

in zwei Verbände auf.<br />

Der 22 Jahre alte Pilot Valentin Skopintsev,<br />

stehend vor einer Il-2 der 4<strong>6.</strong> ShAP. Interessant<br />

ist der rote Stern an der Propellernabe<br />

Ein gestelltes Foto von Piloten der 4<strong>6.</strong> ShAP bei der Einweisung.<br />

Bemerkenswert: die etwas heruntergekommene Il-2 und<br />

die extrem kleinen Einlassöffnungen des gepanzerten Kühlers<br />

Die Iljuschin Il-2 Sturmovik Nr. 1872452<br />

der 4<strong>6.</strong> ShAP, in den Farben, die sie trug,<br />

als sie am 25. November 1943 von Valentin<br />

Skopintsev und seinem Bordschützen<br />

Vladimir Gumennoy geflogen wurde<br />

Zeichnung Juanita Franzi/Aeroillustrations.com<br />

Skopintsev mit seinem Bordschützen Gumennoy<br />

hinter ihm. Dessen Hemd zeigt, dass die<br />

4<strong>6.</strong> ShAP eine Marineeinheit war<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

67


OLDTIMER<br />

Wrackbergung<br />

Wieder auf dem Trockenen, wartet die Sturmovik Nr.<br />

1872452 auf die Reise zu Aviarestoration nach Nowo -<br />

sibirsk, wo sie in flugtüchtigen Zustand restauriert wird<br />

Die von Evdokimov geführte erste Gruppe<br />

(acht Il-2) hatte eine Entfernung von 152<br />

Kilometern beziehungsweise eine 40-minütige<br />

Flugzeit bis zum Ziel und griff quer dazu<br />

von Nordosten nach Südwesten an, wendete<br />

und flog erneut von West nach Ost an, bevor<br />

sie in Richtung Heimat abdrehte.<br />

Schwarzer Tag für die Rote Armee<br />

Die von Gulyaev geführte zweite Gruppe<br />

musste eine Entfernung von 100 Kilometern<br />

überwinden und sollte quer zum Ziel von Ost<br />

nach West angreifen, um 180 Grad drehen<br />

und erneut anfliegen, bevor sie nach Hause<br />

zurückkehrte. Zu dieser Gruppe gehörte auch<br />

die Il-2 Nr. 1872452.<br />

Die beiden Petsamo angreifenden Gruppen<br />

begleiteten sechs P-40 der 27. IAP, 14 Yak-1<br />

der 20. IAP und sechs Hurricane der 78. IAP.<br />

Gleichzeitig griffen zwölf Pe-2-Sturzbomber,<br />

in Begleitung von zwölf P-39 der 255. IAP und<br />

sechs Yak-9, den Flugplatz in Kirkenes an.<br />

Es scheint, dass die Petsamo angreifende<br />

Gruppe auf mehr als 25 Bf 109 G der III./JG 5<br />

traf (III./JG 5, bestehend aus Stab, 7., 8. und<br />

9. Staffel). Den Iljuschin-2 gelang es, ihr Ziel<br />

zu erreichen und nach den Unterlagen mit<br />

100-kg-Sprengbomben, 100-kg-Brandbomben,<br />

ROFS-132 und RS-82-Raketen sowie mit<br />

Bordkanonen zu belegen.<br />

Deutsche Abschusszahlen für den 25. November 1943<br />

OLt H. Ehrler Stab III./JG 5, zwei Il-2, zwei P-40<br />

Lt F. Dorr 7./JG 5 eine Il-2, eine P-40<br />

Lt K-H.Vogel 7./JG 5 eine Il-2, eine P-40 und eine Hurricane (obwohl<br />

keine Hurricane als Verlust gemeldet wurde)<br />

Fw A. Beth 7./JG 5 zwei Il-2<br />

Fw A. Beth 8./JG 5 zwei Il-2<br />

Hptm H. Schmidt 9./JG 5 eine Il-2, eine P-40<br />

Zehn weitere Piloten meldeten je einen Abschuss.<br />

meldeten acht weitere Luftsiege. Die offiziellen<br />

Verluste der Luftwaffe umfassen lediglich<br />

eine leicht beschädigte Fw 190A-3 der 14./(Jabo)/JG<br />

5.<br />

An diesem Tag flogen der 22-jährige Pilot<br />

Valentin Skopintsev und sein Bordschütze<br />

Vladimir Gumennoy, die bereits an dem Morgenangriff<br />

beteiligt waren, die Iljuschin Il-2<br />

Nummer 1872452. Munitioniert war die<br />

»1872452« mit zwei FAB-100- und zwei ZAP-<br />

Bilanz: zehn Luftwaffenflugzeuge am Boden<br />

und sechs Flak-Stellungen zerstört.<br />

Die 4<strong>6.</strong> ShAP gab folgende Bilanz für diesen<br />

Angriff ab: Zehn Luftwaffenflugzeuge am<br />

Boden und sechs Flakstellungen zerstört. Des<br />

Weiteren 26 Brände ausgelöst und fünf Bf 109<br />

von Il-2 abgeschossen. Die Begleitflugzeuge<br />

100-Bomben in den Flügelbombenschächten<br />

sowie mit je zwei RS-132- und RS-82-Raketen.<br />

Es war erst der dritte Einsatz des im Oktober<br />

angekommenen Piloten und der zweite des<br />

Bordschützen.<br />

Beim ersten Anflug auf den Platz gelang es<br />

Skopintsev, Bodenziele zu beschießen und seine<br />

Bomben abzuwerfen – bevor er wendete<br />

und ein zweites Mal angriff. Dabei erhielt er<br />

Treffer von einer deutschen 20-mm-Flak, die<br />

die Lichtmaschine zerstörten; außerdem mussten<br />

die linke Tragfläche, die linken Landeklappen<br />

und der dazugehörige Stellmotor, ein Munitionsbehälter<br />

für 23-mm-Munition sowie<br />

das rechte Querruder Treffer einstecken.<br />

Da Skopintsev danach weder seine Raketen<br />

abfeuern noch seine Bordkanonen benut-<br />

68


Bomben und Raketen<br />

sind nur selten<br />

eine angenehme<br />

Überraschung<br />

beim Bergen von<br />

Flugzeugen. Als<br />

die Sturmovik auf<br />

dem Eis landete,<br />

hing diese RS-<br />

132-Rakete noch<br />

immer an der<br />

Startschiene unter<br />

dem Flügel. Ohne<br />

Generator/Strom<br />

konnte sie der Pilot<br />

nicht mehr abfeuern<br />

Eine beträchtliche<br />

Menge 23-mm-Munition<br />

für die Kanone im<br />

Außenflügel war noch<br />

immer vorhanden<br />

Nicht nur irgendeine Nummer, sondern die unverzichtbare<br />

Identifizierungsnummer des Flugzeuges,<br />

1872452, mit Schablone vorne auf der<br />

linken Fahrwerksgondelspitze angebracht<br />

Etwas verölt, aber ansonsten so gut wie neu: der<br />

1774-PS-Motor Mikulin AM-38F der Sturmovik<br />

zen konnte, drehte er ab und machte sich auf<br />

den Rückflug nach Veanga-2. Dabei griffen<br />

ihn jedoch Bf 109 an und die Il-2 erhielt weitere<br />

Treffer in der rechten Flügelwurzel und<br />

Gumennoy wurde verwundet.<br />

Bauchlandung auf dem gefrorenen See<br />

Sie überstanden zwar noch den Rückflug mit<br />

»schwammig« reagierendem Motor, doch Skopintsev<br />

erkannte, dass sie den Platz nicht mehr<br />

erreichen konnten, und feuerte ein Notsignal<br />

ab. Bei einbrechender Dunkelheit, ohne Landeklappen<br />

und mit eingefahrenem Fahrwerk<br />

blieb ihm nur die Möglichkeit, eine Bauchlandung<br />

auf dem teilweise zugefrorenen See zu<br />

versuchen. Ein gewagtes Unterfangen.<br />

Die Il-2 landete mit 200 km/h und schlitterte<br />

über den See, bevor sie schließlich zum<br />

Stehen kam. Es war außerordentlich gefährlich<br />

wegen der unter den Tragflächen hängenden<br />

Raketen. Skopintsev gelang es, seinen<br />

verwundeten Bordschützen aus der Maschine<br />

zu befreien und ans Ufer zu bringen, bevor<br />

die Il-2 im Eis einbrach und versank. Inzwischen<br />

war es dunkel geworden und Skopintsev<br />

trug seinen verwundeten Kameraden<br />

durch die kalte arktische Nacht zurück zu<br />

dem drei Kilometer entfernten Platz. Dies<br />

kann als indirekter Abschuss der Luftwaffe<br />

gewertet werden – schließlich war die Maschine<br />

nun verloren.<br />

Hinzu kamen die direkten Erfolge der<br />

Deutschen: Insgesamt meldete die III./JG 5<br />

den Abschuss von 13 Il-2 und zwölf Begleitflugzeugen<br />

(neun P-40 und je eine P-39, Yak-7<br />

und Hurricane). Fast alle der Luftkämpfe mit<br />

Begleitflugzeugen fanden nach den Aufzeichnungen<br />

in einer Höhe von ungefähr<br />

700 Metern statt, während sich die Verluste<br />

von Il-2 bei Flughöhen zwischen zehn und<br />

50 Metern über der Tundra ereigneten. Die<br />

deutschen Flakeinheiten meldeten ebenfalls<br />

sieben Il-2-Abschüsse … für die Russen ein<br />

schwarzer Tag.<br />

Die tatsächlichen Verluste betrugen allerdings<br />

»nur« vier Il-2 von jeder Gruppe – ein<br />

Verlust von 50 Prozent des angreifenden Verbands,<br />

einschließlich Skopintsevs Il-2. Ebenfalls<br />

verloren gingen sieben Begleitflugzeuge<br />

(vier P-40, eine Yak-7 und zwei P-39).<br />

Die Il-2 soll wieder fliegen<br />

Eine weitere Il-2 und eine Yak-9 beschädigten<br />

sich bei ihren Bauchlandungen. Es war der<br />

höchste Tagesverlust der 4<strong>6.</strong> ShAP im ganzen<br />

Russlandfeldzug.<br />

Valentin Skopintsev flog insgesamt 51 Einsätze,<br />

kam dann zu einer Ausbildungseinheit,<br />

schied 1946 infolge seiner im Krieg erlittenen<br />

Verwundungen bei den sowjetischen Marinefliegern<br />

aus und verstarb im Jahr 199<strong>6.</strong><br />

Aviarestoration in Novosibirsk in Sibirien<br />

plant derzeit, die Iljuschin-2 bis zum 70. Jahrestag<br />

der Einsätze in Petsamo und Kirkenes<br />

vom Herbst <strong>1944</strong> in flugtüchtigen Zustand<br />

zu restaurieren.<br />

■<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

69


ZEITGESCHICHTE<br />

Curtiss H-1 »America«<br />

Gedacht zur Völkerverständigung,<br />

bestimmt<br />

zum Militäreinsatz:<br />

Curtiss H-1 »America«<br />

DER FRIEDENSENGEL WIRD U-BOOT-JÄGER<br />

»America« trifft E<br />

Als 1914 der österreichisch-ungarische Thronfolger einem Attentat zum Opfer fällt, wird<br />

nicht nur der Frieden in Europa beerdigt. Das Ereignis bedeutet auch das Ende eines<br />

Fernfluges, der zwei Kontinente miteinander hätte verbinden sollen Von Stefan Bartmann<br />

Dabei hatte es Rodman Wanamaker<br />

doch so gut gemeint! Der Sohn des<br />

millionenschweren Kaufhauskönigs<br />

aus Philadelphia finanziert das Projekt. Er<br />

will ein Flugzeug auf die Reise von Amerika<br />

nach Großbritannien schicken – als Erinnerung<br />

an den 100 Jahre währenden Frieden<br />

zwischen den USA und ihren einstigen Kolonialherren.<br />

Und mit Flugpionier Glenn<br />

Curtiss findet er 1913 einen couragierten Firmenchef,<br />

der seinen guten Namen mit dem<br />

Vorhaben zu verbinden wagt.<br />

Die ersten einsatzfähigen Flugboote der<br />

US Navy kommen aus Curtiss’ Flugzeug-<br />

werk in Hammondsport, Staat New York.<br />

Doch die Maschine, die den Atlantik bezwingen<br />

könnte, muss erst konstruiert werden.<br />

Mit 22 Meter Spannweite wird es das bisher<br />

größte in den USA gebaute Flugzeug.<br />

Die erforderlichen Leistungsdaten für die<br />

Zweimot sind erschreckend. Praktisch läuft es<br />

auf einen gut 3000-Kilometer-Flug von Neufundland<br />

nach Irland hinaus, der innerhalb<br />

von 72 Stunden bewältigt werden muss. So<br />

will es Lord Northcliffe, Herausgeber der<br />

Londoner »Daily Mail«, der 1913 die Summe<br />

von 10 000 Pfund für den Atlantiksprung auslobt.<br />

Später erkennt man, dass der Trip ohne<br />

Zwischenlandungen nicht zu schaffen sein<br />

wird. Darum soll auf den Azoren nachgetankt<br />

werden. Dann will man weiter ins spanische<br />

Vigo, um schließlich im englischen Plymouth<br />

anzukommen.<br />

Curtiss sagt, alles, was er jetzt brauche, sei<br />

»Geld, Mathematik und einen starken Motor«.<br />

Und einen guten Konstrukteur. Vom britischen<br />

Flugzeugbauer Sopwith wirbt er einen<br />

der besten Leute ab: Benjamin Douglas<br />

Thomas, auf dessen Zeichenbrett bald die berühmte<br />

JN-4 »Jenny« entstehen wird.<br />

Um die Symbolkraft des Fluges zu betonen,<br />

sollen ein amerikanischer und ein briti-<br />

70


Eine Art »Rollout«: Der mächtige Rumpf<br />

des Flugboots wird zur Montage an den Keuka Lake gebracht<br />

Bereits das Aufrüsten<br />

der »America« gerät zur Sensation<br />

Geht gründlich daneben: Die Taufe des Curtiss-<br />

Wanamaker-Flugboots entwickelt sich zur Farce<br />

uropa<br />

scher Marineoffizier im Cockpit Platz nehmen.<br />

Aus Großbritannien steht Lieutenant<br />

John Cyril Porte zur Verfügung. Die US Navy<br />

beurlaubt John Towers für das Abenteuer. Im<br />

Herbst 1913 nimmt das Flugboot Formen an.<br />

Erst im Februar 1914 gehen Curtiss und Wanamaker<br />

mit ihrem Projekt an die Öffentlichkeit.<br />

Jetzt gibt es kein Zurück mehr, ohne sich<br />

lächerlich zu machen.<br />

Das Flugboot (und ein identisches Exemplar)<br />

wird als »Model H« geführt. Rodman<br />

Wanamaker entscheidet sich für den griffigeren<br />

Namen »America«. Doch schon die Taufe<br />

am 22. <strong>Juni</strong> 1914 gerät zur Lachnummer:<br />

Lieutenant Porte muss mit roher Gewalt<br />

nachhelfen, um die Champagnerflasche am<br />

Bug zum Platzen zu bringen. Danach findet<br />

Dann kommt auch noch die Weltgeschichte<br />

in die Quere. Es riecht nach Pulverdampf.<br />

der Stapellauf in den Keuka Lake statt. Der<br />

Erstflug der »America« am nächsten Morgen,<br />

zwei Runden über den See, ist ermutigend.<br />

»Stabil wie ein verdammter Felsen«, sagt<br />

Portez ufrieden.<br />

Der Aviatiker<br />

Glenn Curtiss<br />

(1878-1930)<br />

Mit Lieutenant John Cyril Porte<br />

sitzt Englands bester Testpilot<br />

hinter den Zelluloidscheiben<br />

des »America«-Cockpits<br />

Nur: Als man sich ans maximale Abfluggewicht<br />

herantastet, bis die errechnete Tonne an<br />

Kraftstoff erreicht ist, kommt die »America«<br />

nicht mehr vom Wasser los. Auch die V-8-Motoren<br />

leisten höchstens 85 von 100 PS, wie man<br />

jetzt weiß. Andere Probleme stellen sich ein. So<br />

drücken die Motoren beim Rollen die Rumpfnase<br />

unter Wasser. Flossenstummel am Vorderrumpf<br />

sorgen für Abhilfe. Der geplante<br />

Starttermin im Juli ist nicht mehr zu halten.<br />

Dann kommt auch noch die Weltgeschichte<br />

in die Quere. Nach dem Attentat in Sarajevo<br />

am 28. <strong>Juni</strong> riecht es nach Pulverdampf in<br />

Europa. In Curtiss’ Werkstatt wird derweil weiter<br />

an der »America« gebastelt. Als zündende<br />

Idee erweist sich der Einbau eines dritten Motors<br />

mit Zugprop, der wie ein Fremdkörper auf<br />

der oberen Tragfläche hockt. Ganz nebenbei<br />

entsteht so die erste Dreimot der Welt …<br />

Immerhin fliegt das mächtige Flugboot<br />

jetzt mit der benötigten Zuladung. Curtiss:<br />

»Ich kann sie nicht unten halten!« Weil jedoch<br />

der Mittelmotor nur beim Start gebraucht<br />

wird, verursacht er im Reiseflug viel Luftwiderstand,<br />

wie Messungen bestätigen. Somit<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

71


ZEITGESCHICHTE<br />

Curtiss H-1 »America«<br />

Endlich in der Luft: Der Erstflug der »America«<br />

ist kein Problem, …<br />

käme die »America« bestenfalls 1100 Meilen<br />

weit, also rund 2000 Kilometer. Bis zu den<br />

Azoren wird das sehr knapp!<br />

Ende Juli spitzt sich die Kriegsgefahr in<br />

Europa dramatisch zu. In Hammondsport visiert<br />

man den Oktober für den Atlantikflug<br />

an. Die »America« wird abgespeckt. Der Extramotor<br />

soll jetzt über dem Atlantik im Leerlauf<br />

nur sachte mitziehen. Und im Notfall als<br />

Ersatz dienen. Auch die knallrote Farbe des<br />

Flugzeuges hat praktische Bedeutung, wenn<br />

die Sache schief geht. Man hofft, die Maschine<br />

könnte damit besser von Schiffen gesichtet<br />

… doch bei steigendem Abfluggewicht zeigen<br />

sich die Grenzen des Flugboots<br />

werden. Die Kapitäne auf der Nordatlantik-<br />

Route werden entsprechend instruiert …<br />

Der Problemberg scheint gelöst, doch alle<br />

Bemühungen und Planspiele werden hinfällig,<br />

als am 28. Juli 1914 Österreich-Ungarn eine<br />

Kette von Kriegserklärungen auslöst, gerade<br />

einen Monat nach dem Schicksalstag von Sarajevo.<br />

In Europa fallen die Großmächte übereinander<br />

her. Die Welt erwartet einen kurzen<br />

Waffengang bis Weihnachten. Und in Hammondsport<br />

denkt man über eine Verschiebung<br />

des Fluges nach … Doch dazu kommt es nicht<br />

mehr. Der Atlantikflug ist vom Tisch.<br />

Letzte Rettung vor der Blamage. Erst ein dritter<br />

Motor bringt die »America« in die Luft<br />

Beide »Americas« finden dennoch ihren<br />

Weg nach Europa – zerlegt an Bord der »Mauretania«,<br />

die am 30. September in Liverpool<br />

einläuft. Man ahnt, was die Briten damit vorhaben,<br />

und der deutsche Botschafter protestiert;<br />

noch sind die USA neutral. Die Royal<br />

Navy wird mit dem Friedensbotschafter Jagd<br />

auf deutsche U-Boote machen – und bestellt<br />

sogleich ein Dutzend mehr. So begründet das<br />

Curtiss-Wanamaker-Flugboot eine lange Typenreihe<br />

britischer Marine-Flugboote der<br />

»H«-Klasse. Die Royal Navy nennt sie aber<br />

schlicht »The Americas«.<br />

■<br />

GLENN CURTISS: DER WEG ZUR »AMERICA«<br />

Offizieller Erstflug 2008: Die flugfähige »America«-Repro haben ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter des Curtiss-Museums in Hammondsport erstellt<br />

Foto Dave McDonald via Richard Chapman<br />

Glenn Curtiss hat an der stürmischen Entwicklung<br />

des Motorflugs seinen Anteil, zumindest<br />

in den USA. Über den Motorenbau<br />

war er in die Fliegerei geraten, als wichtigster<br />

Mann der 1907 gegründeten »Aerial Experiment<br />

Association« – ohne die verkniffenen<br />

Wrights, versteht sich. Curtiss »verfügt über<br />

den Mut eines Diebes«, soll Wilbur Wright<br />

einmal in verächtlichem Respekt über den<br />

wortkargen Draufgänger gesagt haben.<br />

Im August 1909 holt Curtiss in Reims<br />

den Gordon-Bennett-Cup für Amerika. Am<br />

29. Mai 1910 fliegt er den Hudson-River<br />

hinunter, von Albany nach New York City;<br />

ein wichtiges Datum in Amerikas Luftfahrt.<br />

Als Konstrukteur gelingt ihm 1912 die Kombination<br />

von Flugzeug und Boot – worin sich<br />

seine Leidenschaft für den Wassersport<br />

ausdrückt. Kurz: Curtiss leistet Großes, während<br />

die Wrights und ihre Anwälte ihn mit<br />

millionenschweren Patentklagen (in Sachen<br />

Tragflächenverwindung) überziehen. Der Streit<br />

überschattet auch die Entstehung des Flugbootes<br />

»America«.<br />

Vor Glenn Curtiss empfinden die Amerikaner<br />

bis heute größte Achtung. Das greifbare<br />

Dokument dieser Hingabe findet sich in<br />

Form des »Glenn H. Curtiss-Museum« in Hammondsport<br />

mit seiner exquisiten Sammlung.<br />

Das Museum leistet sich zudem den Luxus<br />

einiger flugtüchtiger Nachbauten mit Originalmotoren<br />

aus Curtiss’ aufregender Pionierzeit:<br />

den »Hudson Flyer«, die A-1-»Triad« (mit Zent -<br />

ralschwimmer) und eben auch das famose<br />

»America«-Flugboot, angetrieben von zwei Curtiss-OXX-6-Motoren<br />

mit 120 PS.<br />

Unbeabsichtigter »Erstflug« während der Rollversuche. Schon bei<br />

38 mph war die »America« in der Luft, so Testpilot Jim Poel<br />

Foto Dave McDonald via Richard Chapman<br />

Das Datenmaterial war dürftig, daher musste<br />

die »America« weitgehend rekonstruiert werden.<br />

Der Rumpf wurde aus Sitka-Spruce und<br />

Esche gefertigt und mit Glasfaser überzogen;<br />

einst wurde hierfür teure Japanseide verwendet.<br />

Im September 2007 brachte man die<br />

Komponenten zum Aufrüsten an den nahen<br />

Keuka Lake. Bis zum ersten öffentlichen Flug<br />

dauerte es dann noch bis September 2008.<br />

Mit ihren flugfähigen Repros hat das Curtiss-Museum<br />

nicht viel Glück gehabt. Bei<br />

den Vorbereitungen zum 100-jährigen Jubiläum<br />

des Fluges von Albany nach New York<br />

crashte 2010 der »Hudson Flyer«; der Pilot<br />

Jim Poel überlebte schwer verletzt. Und die<br />

»Triad« wurde 2011 auf dem Keuka Lake beschädigt.<br />

Die »America« ist nun eher im Museum<br />

als auf dem Wasser zu bewundern. ■<br />

Fotos, sofern nicht anders angegeben, NASM-Archives, Library of Congress, Bain-Collection<br />

72


Ihr Willkommensgeschenk<br />

GRATIS !<br />

BUCH »LUFTFAHRT IM DRITTEN REICH«<br />

Pioniergeist, Innovationen, Technikeuphorie: Die<br />

Geschichte der zivilen und militärischen Luftfahrt<br />

1933 – 1945 kompetent erzählt und üppig bebildert.<br />

Neue Prämie!<br />

Mein Vorteilspaket<br />

✔ Ich spare 10% (bei Bankeinzug sogar 12%)!<br />

✔ Ich erhalte mein Heft 2 Tage vor dem Erstverkaufstag<br />

(nur im Inland) bequem nach Hause und verpasse<br />

keine Ausgabe mehr!<br />

✔ Ich kann nach dem ersten Jahr jederzeit abbestellen<br />

und erhalte zuviel bezahltes Geld zurück!<br />

✗<br />

❑ JA,<br />

Das <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>-Vorteilspaket<br />

ich möchte mein <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>-Vorteilspaket<br />

Bitte schicken Sie mir <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> ab sofort druckfrisch und mit 10 % Preisvorteil für nur<br />

€ 5,31* statt € 5,90 pro Heft (Jahrespreis: € 63,72*) monatlich frei Haus. Ich erhalte als<br />

Willkommens geschenk das Buch »Luftfahrt im Dritten Reich«**. Versand erfolgt nach Be zahlung<br />

der ersten Rechnung. Ich kann das Abo nach dem ersten Bezugsjahr jederzeit kündigen.<br />

Bitte informieren Sie mich künftig gern per E-Mail, Telefon oder Post über<br />

❑<br />

interessante Neuigkeiten und Angebote (bitte ankreuzen).<br />

Vorname/Nachname<br />

Straße/Hausnummer<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon<br />

E-Mail (für Rückfragen und weitere Infos)<br />

Datum/Unterschrift<br />

✗<br />

Sie möchten noch mehr sparen?<br />

Dann zahlen Sie per Bankab bu chung (nur im Inland möglich)<br />

und Sie sparen zusätzlich 2 % des Abopreises!<br />

Ja, ich will sparen und zahle künftig per Bankabbuchung***<br />

❑ pro Jahr<br />

❑ pro Quartal<br />

Datum/Unterschrift<br />

www.flugzeugclassic.de/abo<br />

✗<br />

WA-Nr. 620FC60470 – 62145307<br />

Ihr Geschenk<br />

IBAN: DE <br />

Bankname<br />

Bankleitzahl<br />

Kontonummer<br />

Bitte ausfüllen, ausschneiden oder kopieren und gleich senden an:<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> Leserservice, Postfach 1280, 82197 Gilching<br />

oder per Fax an 0180-532 16 20 (14 ct/min.)<br />

* Preise inkl. Mwst, im Ausland zzgl. Versandkosten<br />

** Solange Vorrat reicht, sonst gleichwertige Prämie<br />

*** SEPA ID DE63ZZZ00000314764


LESERALBUM<br />

IM ANGESICHT DER »GIGANT« – TEIL 1<br />

Als Mechaniker bei<br />

Großtransportern<br />

Die Messerschmitt Me 323 war das größte landgestützte Transportflugzeug des<br />

Zweiten Weltkriegs. Da sich die Maschinen erst ab 1942 im Einsatz befanden, war der<br />

Dienst bei ihnen schon etwas Besonderes – Fotos davon sind rar! Von Peter W. Cohausz<br />

Unser Leser Wolfgang Fiedler hat von<br />

einem Freund eine interessante kleine<br />

Anzahl Bilder von der Me 323 erhalten.<br />

Dessen Vater Heinz Köhler war<br />

Mechaniker bei der I. Gruppe des Transportgeschwaders<br />

5, bei der er die Einsätze der<br />

Messerschmitt Me 323 »Gigant« im Mittelmeerraum<br />

und später in Ungarn miterlebte.<br />

Heinz Köhler – Jahrgang 1923 – stammt<br />

aus Sachsen und absolvierte nach der Schule<br />

eine Lehre als Gasinstallateur und Rohrschlosser<br />

in der Delitzscher Gasanstalt.<br />

Schon bald interessierte er sich für die Luftfahrt<br />

und ging zur Flieger-Hitlerjugend. Sein<br />

Berufswunsch war Pilot – doch erfüllte sich<br />

dieser Wunsch wegen gesundheitlicher Beschwerden<br />

nicht.<br />

1942 zog ihn die Luftwaffe zur Grundausbildung<br />

in Berlin-Schönweide ein. Die nächste<br />

Station war dann schon die I./KG z.b.V<br />

und dann später die I./TG 5, welche in Wittstock/Dosse<br />

ihr Personal ausbildete. Die nähere<br />

Einführung in die Konstruktion, die<br />

Funktionsweise und den Betrieb der Me 323<br />

erhielt Heinz Köhler dann in Leipheim im<br />

Rahmen einer Spezialausbildung.<br />

Sein Einsatz begann vermutlich in Amalfi,<br />

Italien, einem der Orte, von denen aus die<br />

Luftwaffe die deutschen Truppen in Nordafrika<br />

versorgte. Nach der Kapitulation der<br />

Heeresgruppe »Afrika« im Mai 1943 verlegte<br />

die I./TG 5 nach Keeskemer in Ungarn.<br />

Hier erlebte Heinz Köhler mehrere Verlegungen<br />

zu wechselnden Einsatzorten, bis das<br />

TG 5 im Sommer <strong>1944</strong> schließlich von der Liste<br />

der Luftwaffe verschwand: Auflösung!<br />

74


den<br />

Ein gut belegter Absprung-Flughafen in Italien.<br />

Neben einer Me 323 sind die He 111 H eines<br />

Kampfgeschwaders abgestellt, die im Vergleich<br />

zum Riesen fast klein wirken. Kein Wunder bei<br />

einer mehr als doppelt so großen Spannweite!<br />

Ein noch sehr<br />

jugendlicher<br />

Heinz Köhler<br />

Der Rückzug lief über die Tschechoslowakei,<br />

wo Köhlers neue Einheit kurzzeitig in eine<br />

Panzerdivision eingegliedert wurde. Mit<br />

dem beginnenden Zusammenbruch setzte er<br />

sich mit mehreren Kameraden ab und schlug<br />

sich in Zivil in die Heimat durch. Noch vor<br />

dem 8. Mai 1945 erreichte er Delitzsch, hatte<br />

Glück und entkam der Kriegsgefangenschaft.<br />

Nach dem Krieg begann für ihn das Familienleben<br />

mit drei Kindern. Beruflich kam er<br />

als Schlosser im »VEB Ziehwerk Delitzsch«<br />

unter. Seit zwei Jahren lebt er in einem Pflegeheim<br />

und ist mit seinen 90 Jahren noch bei<br />

guter Gesundheit.<br />

Das Transportgeschwader 5 ist allerdings<br />

erst im Mai 1943 in Wittstock aus dem<br />

Kampfgeschwader zur besonderen Verwendung<br />

323 (KG.z.b.V. 323) entstanden. Dabei<br />

bildete man die I. Gruppe des TG 5 aus<br />

der I./KG.z.b.V. 323 und die II. Gruppe<br />

völlig neu. Zwei Monate gab es<br />

auch noch eine III. Gruppe.<br />

Die Einsätze mit Me 323 und<br />

Ju 52 flog der Verband bis August<br />

<strong>1944</strong>, bis die beiden verbliebenen<br />

Gruppen wieder aufgelöst wurden.<br />

Die übrig gebliebenen Flugzeuge landeten<br />

beim Transportgeschwader 4.<br />

Mit besonderem Dank für die Informationen<br />

und Fotos an Wolfgang<br />

Fiedler.<br />

Weitere Quellen:<br />

Lange, Bruno: »Das Buch der deutschen<br />

Luftfahrttechnik«. Mainz<br />

Ketley, Barry: »Wappen der deutschen<br />

Luftwaffe 1939–1945«. Stuttgart 2013<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

75


LESERALBUM<br />

Schulgleiter-Fliegen mit einem Zögling bei der Flieger-HJ. Kurz vor dem Start wird das Gummiseil<br />

ausgezogen, gespannt und hinten halten zwei Kameraden fest, bis es »Los« heißt<br />

Erinnerungsfoto des Technischen Bereitschaftsdienstes der 1. Staffel des TG 5 auf einem italienischen<br />

Flugplatz. Auf der Tafel im Hintergrund werden die jeweils zum Dienst eingeteilten<br />

Feinmechaniker, Sattler und Tischler vermerkt. In der Kiste links unten befinden sich gemäß<br />

Aufschrift »Verzurrteile 1. Ordnung« für die Me 323<br />

Überführungsflug nach Italien. Unten sieht<br />

man im Dunst die Alpen und oben die zwei<br />

linken äußeren Motoren der »Gigant«<br />

76


Tiefflug einer Me 323 über Bayern, vermutlich in der Nähe von Leipheim oder Obertraubling. Den Testflug erkennt man am<br />

Stammkennzeichen und an der noch fehlenden Bewaffnung<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

77


LESERALBUM<br />

Drahtseilakt: Eine Me 323 D mit Zweiblatt-Luftschrauben von Heine wird gewartet. Um das Drehmoment auszugleichen, hatten die Motoren der<br />

jeweiligen Tragflächen unterschiedliche Drehrichtungen. Die Bewaffnung ist noch ausgebaut. Man beachte die etwas verwegen aussehenden Laufgerüste<br />

für die Mechaniker. Die Propellerhauben haben die Gruppenfarbe<br />

Motorenwartung an einer Me 323 mit verstellbaren Dreiblatt-Luftschrauben von Ratier. Die eingebaute Bewaffnung und die Abgasspuren zeigen,<br />

dass die Maschine schon einige Einsätze hinter sich hat<br />

78


Fahrwerksreparatur an einer Me 323, wohl nach einer harten Landung. Auch die Rumpfstruktur hat etwas abbekommen<br />

Eine beschädigte Me 323 wird repariert. Auf der Tragflächenoberseite fehlen einige Verkleidungen. Unter dem Kennzeichen C8+OE sind noch die<br />

übermalten Flächen des Stammkennzeichens zu erkennen<br />

SIE haben seltene Bilder oder sind auf bisher unveröffentlichte Fotoalben gestoßen? Dann schicken Sie uns<br />

die Aufnahmen zur Veröffentlichung an: <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong>, Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

79


LESERALBUM<br />

LOOKHEED L1011-500 TRISTAR<br />

Das Anhängsel<br />

Manche Fracht passt nicht durch die Luke oder würde nur Raum im Flugzeugrumpf<br />

versperren. Handelt es sich dabei um ein Flugzeugteil, lässt es sich jedoch auch unkonventionell<br />

transportieren …<br />

Von Markus Wunderlich<br />

Die Lockheed L-1011 TriStar ist ein äußerst<br />

markanter Jet. Sein Name ist<br />

sein Markenzeichen, die Auslegung<br />

als dreistrahliges Verkehrsflugzeug machte<br />

ihn genauso wie die DC-10 zum Blickfang<br />

auf den Vorfeldern von vielen Verkehrsflughäfen.<br />

Ein exotisches Flugzeug, dabei aber<br />

nicht unsexy.<br />

Noch exotischer dürfte jedoch Lockheed<br />

L1011-500 der Air Lanka (seit 1999 SriLankan<br />

Airlines) gewesen sein, von der uns Karl-<br />

Friedrich Pack Fotos geschickt hat. Der ehemalige<br />

Flugzeugtechniker fotografierte Mitte<br />

der 1980er-Jahre auf dem Vorfeld des<br />

Flughafens Düsseldorf eine TriStar, die auf<br />

recht unkonventionelle Art ein Triebwerk<br />

transportierte. »LTU hatte europaweit die<br />

Vertretung der TriStar und der Triebwerke«,<br />

erinnert sich Pack. So auch für Frankfurt.<br />

Dort stand eine Air-Lanka-TriStar mit defekter<br />

Turbine. Um die Standzeit möglichst kurz<br />

zu halten, brachte eine Schwestermaschine<br />

das Ersatztriebwerk nach Eu ropa: »Das RB<br />

211-524B hing innen am rechten Flügel, zwischen<br />

Fahrwerk und dem serienmäßigen<br />

Triebwerk. Der Fan war ausgebaut, das Kerntriebwerk<br />

abgedeckt, um ein Drehen des<br />

Triebwerks ohne Öldruck und somit Lagerschäden<br />

zu vermeiden.« In Düsseldorf<br />

schraubten Pack und seine Kollegen das Ersatz-Kraftpaket<br />

ab, mit dem Tieflader wurde<br />

es nach Frankfurt gebracht und dort an den<br />

gegroundeten Jet montiert.<br />

■<br />

Fotos, soweit nicht anders angegeben, Karl-Friedrich Pack<br />

80


LESERBRIEFE<br />

Leserbriefe<br />

Sie wollen uns schreiben?<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

GeraMond Verlag GmbH<br />

Infanteriestraße 11a<br />

80797 München<br />

Lilienthal-Nachbau<br />

»›No. 15‹ erfreut Großbritannien«<br />

in Heft 4/2014<br />

Die Typen-Nummerierung der<br />

Lilienthal-Gleiter ist bei den Doppeldeckern<br />

etwas kompliziert.<br />

Das Nummerierungssystem für<br />

die Lilienthal-Flugapparate wurde<br />

von Gerhard Halle, dem<br />

Schwiegersohn Gustav Lilien -<br />

thals, entwickelt und 1962 in dem<br />

Heft »Otto Lilienthal und seine<br />

Flugzeug-Konstruktionen« (Reihe:<br />

Deutsches Museum – Abhandlungen<br />

und Berichte) veröffentlicht.<br />

Als »Typ 15« wurde nun<br />

von Halle (1893–1966) darin derjenige<br />

Lilienthal-Doppeldecker<br />

bezeichnet, der damals im Deutschen<br />

Museum ausgestellt war.<br />

Leider war jedoch dem Museum<br />

ein Irrtum unterlaufen. Es handelte<br />

sich keinesfalls um einen<br />

Doppeldecker, wie ihn Lilienthal<br />

flog, sondern er wurde bei uns im<br />

Jahre 1904 aus den Originalteilen<br />

von zwei verschiedenen Gleit-<br />

flugapparaten zusammengebaut.<br />

Auf einen sogenannten Normal-<br />

Segelapparat, der auch als Unterteil<br />

des großen Doppeldeckers<br />

dienen konnte, wurde das Oberdeck<br />

des sogenannten kleinen<br />

Doppeldeckers aufgesetzt und<br />

somit ein dritter, nicht authentischer<br />

Lilienthal-Doppeldecker<br />

geschaffen!<br />

Gleiter-Nachbau des »Kleinen<br />

Doppeldeckers« im<br />

Deutschen Museum<br />

Foto Deutsches Museum<br />

Es gab in Wirklichkeit nur<br />

zwei Doppeldecker von Otto Lilienthal:<br />

• den kleinen Doppeldecker, als<br />

Typ 13 bezeichnet und<br />

• den großen Doppeldecker, als<br />

Typ 14 bezeichnet.<br />

Der kleine Doppeldecker bestand<br />

im Grunde aus dem Gleitflugapparat<br />

»Sturmflügelmodell«<br />

(Spannweite zirka 6,0 Meter) mit<br />

einem Oberdeck (Spannweite zirka<br />

5,0 Meter). Der große Doppeldecker<br />

besaß als Unterdeck den<br />

»Normal-Segelapparat« (Spannweite<br />

zirka 6,8 Meter) und ein<br />

Oberdeck mit zirka 6,1 Meter. Im<br />

Jahr 1990 wurde der historisch<br />

nicht korrekte »Typ 15«-Doppeldecker<br />

durch einen neuen Gleiter-Nachbau<br />

ersetzt. Diese Nachbildung<br />

entspricht nun dem des<br />

»Kleinen Doppeldeckers«. Ihre<br />

Formulierung »Lilienthals kleiner<br />

Doppeldecker« ist also durchaus<br />

richtig. Die Überschrift »No. 15<br />

erfreut Großbritannien« müsste<br />

aber lauten: »No. 13 erfreut Großbritannien«.<br />

Hans Holzer, Abteilung Luftfahrt<br />

Deutsches Museum, München<br />

Anmerkung der Redaktion Leserbriefe<br />

spiegeln nicht unbedingt die Meinung der<br />

Redaktion wider. Die Redaktion behält sich vor,<br />

Leserbriefe aus Gründen der Darstellung eines<br />

möglichst umfassenden Meinungsspektrums<br />

unserer Leser Sinn wahrend zu kürzen.<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 6/2014<br />

81


VORSCHAU<br />

Nr. 156 I 6/14 I <strong>Juni</strong> I 15. Jahrgang<br />

Junkers Ju 87<br />

Es klingt nach einer Sensation: Heinz Jakubowski und Heinz Voßmeyer behaupten, die älteste<br />

heute noch lebende Stuka-Besatzung zu sein. 69 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs<br />

erzählen sie ihre Geschichte.<br />

Foto Sammlung Jakubowski<br />

Internet: www.flugzeugclassic.de<br />

vereinigt mit<br />

Redaktionsanschrift<br />

Flugzeug Classic<br />

Infanteriestr. 11a, 80797 München<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.720<br />

Fax +49 (0) 89.13 06 99.700<br />

redaktion@geramond.de<br />

Redaktion Markus Wunderlich (Chefredakteur), Richard<br />

Chapman (Koordination), Alexander Losert, Stefan Krüger<br />

Ständige Mitarbeiter<br />

Stefan Bartmann, Peter W. Co hausz, Dietmar Hermann,<br />

Othmar Hellinger, Lino von Gartzen, Helmuth Lage,<br />

Wolfgang Mühlbauer, Alexander Nüßlein, Herbert<br />

Ringlstetter, Rolf Stünkel<br />

Layout Rico Kummerlöwe, Ralph Hellberg<br />

Leserservice, Kundenservice<br />

GeraMond-Programm<br />

Tel. 0180 – 532 16 17 (14 Cent/Min.)<br />

Fax 0180 – 532 16 20 (14 Cent/Min.)<br />

leserservice@flugzeugclassic.de<br />

Gesamtanzeigenleitung<br />

Rudolf Gruber<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.527<br />

rudolf.gruber@verlagshaus.de<br />

Anzeigenleitung <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

Helmut Gassner<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.520<br />

helmut.gassner@verlagshaus.de<br />

Anzeigendisposition <strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

Johanna Eppert<br />

Tel. +49 (0) 89.13 06 99.130<br />

Fax. +49 (0) 89.13 06 99.100<br />

johanna.eppert@verlagshaus.de<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 21 gültig ab 1.1.2014<br />

Litho ludwigmedia, Zell am See, Österreich<br />

Druck Stürtz, Würzburg<br />

Verlag<br />

Foto Sammlung Hermann<br />

Lockheed P-38<br />

Mit der P-38E kommt kurz vor Kriegseintritt der USA die erste annähernd einsatztaugliche Version<br />

des berühmten »Gabelschwanzteufels« zur Auslieferung. Doch erst ihr Nachfolger gelangt<br />

wirklich als Jäger zum Fronteinsatz. Vor allem bei der 8. US-Luftflotte in England erwartet man<br />

ihn sehnlichst.<br />

Operation Frantic<br />

Geheime Pläne, geborgen aus einem abgestürzten<br />

US-Flugzeug, ermöglichten der Luftwaffe einen ihrer<br />

letzten spektakulären<br />

Großeinsätze:<br />

die<br />

Bombardierung<br />

des<br />

ukrainischen<br />

Flugfeldes<br />

Poltawa, das<br />

die Amerikaner<br />

für ihre<br />

Pendelangriffe<br />

nutzten.<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> 7/2014 erscheint am 1<strong>6.</strong> <strong>Juni</strong> 2014<br />

… oder schon 2 Tage früher im Abonnement mit bis zu<br />

44 % Preisvorteil 82 und Geschenkprämie.<br />

Jetzt bestellen unter www.flugzeugclassic.de<br />

Plus Geschenk<br />

Ihrer Wahl,<br />

z. B. den<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

Isolierbecher<br />

Lieber Leser,<br />

Sie haben Freunde,<br />

die sich ebenso für<br />

Oldtimer der Lüfte<br />

begeistern wie Sie?<br />

Dann empfehlen Sie<br />

uns doch weiter! Ich<br />

freue mich über jeden<br />

neuen Leser.<br />

Ihr Chefredakteur<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong><br />

Markus Wunderlich<br />

Foto Sammlung Mühlbauer<br />

GeraMond Verlag GmbH<br />

Infanteriestraße 11a, 80797 München<br />

www.geramond.de<br />

Geschäftsführung Clemens Hahn, Carsten Leininger<br />

Herstellungsleitung Sandra Kho<br />

Vertriebsleitung Dr. Regine Hahn<br />

Vertrieb/Auslieferung<br />

Bahnhofsbuchhandel, Zeitschriftenhandel:<br />

MZV, Unterschleißheim<br />

Im selben Verlag erscheinen außerdem:<br />

AUTO <strong>CLASSIC</strong><br />

TRAKTOR <strong>CLASSIC</strong><br />

FLUGMODELL<br />

SCHIFFSMODELL<br />

BAHN EXTRA<br />

LOK MAGAZIN<br />

STRASSENBAHN MAGAZIN<br />

MILITÄR & GESCHICHTE<br />

Preise Einzelheft € 5,90 (D), € 6,50 (A), sFr. 11,50 (CH)<br />

(bei Einzelversand zzgl. Versandk.); Jahresabonnement<br />

(12 Hefte) € 63,72 incl. MwSt., im Ausland zzgl. Versandk.<br />

Für Mitglieder der »Freunde der Lufthansa JU 52 e.V.« gilt ein<br />

Verbandspreis von € 54,12 pro Jahr (12 Ausgaben).<br />

ISSN 1617-0725 • 52469<br />

Erscheinen und Bezug<br />

<strong>FLUGZEUG</strong> <strong>CLASSIC</strong> erscheint monatlich. Sie erhalten <strong>FLUGZEUG</strong><br />

<strong>CLASSIC</strong> in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz im Bahnhofsbuchhandel,<br />

an gut sortierten Zeitschriftenkiosken sowie direkt<br />

beim Verlag.<br />

© 2014 by GeraMond Verlag. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge undAbbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Durch Annahme<br />

eines Manu skripts erwirbt der Verlag das ausschließliche Recht<br />

zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte Fotos und Manuskripte<br />

wird keine Haftung übernommen. Ge richts stand ist München.<br />

Verantwortlich für den redak tio nel len Inhalt: Markus Wunderlich; verantwortlich<br />

für die Anzeigen: Rudolf Gruber, beide: Infanterie straße<br />

11a, 80797 München.<br />

Dieses Heft enthält historische Abbildungen aus der Zeit der nationalsozialistischen<br />

Diktatur, sie können Hakenkreuze oder andere<br />

verfassungsfeindliche Symbole beinhalten. Soweit solche Fotos in diesem<br />

Heft veröffentlicht werden, dienen sie zur Berichterstattung über<br />

Vorgänge des Zeitgeschehens und dokumentieren die militärhistorische<br />

und wissenschaftliche Forschung. Diese Publikation befindet sich<br />

damit im Einklang mit der Rechtslage in der Bundesrepublik Deutschland,<br />

insbesondere § 86 (3) StGB. Wer solche Abbildungen aus diesem<br />

Heft kopiert und sie propagandistisch im Sinne von § 86 und § 86a<br />

StGB verwendet, macht sich strafbar! Redaktion und Verlag distanzieren<br />

sich ausdrücklich von jeglicher nationalsozialistischer Gesinnung.


Operation »Overlord«<br />

Jetzt am Kiosk!<br />

Jetzt am Kiosk oder unter:<br />

www.clausewitz-magazin.de


Werte, die erhalten bleiben<br />

The Ashton-Drake Galleries<br />

The Hamilton Collection<br />

Nach 9 Siegen in 10 Qualifikationsspielen sind unsere Jungs bestens<br />

vorbereitet! Sie wollen vom zweiten auf den ersten Platz der Weltrangliste<br />

und sich als Weltmeister den vierten Stern fürs Tikot holen! Am<br />

12. <strong>Juni</strong> 2014 um 17:00 Uhr Ortszeit beginnt in Brasilien die Fußball-<br />

WM! Mit der Fan-Uhr „Gebt alles Jungs“ verpassen Sie kein Spiel von<br />

Jogis Truppe, denn diese Uhr hat zwei Zifferblätter: So wissen Sie<br />

immer ganz genau, welche Zeit unsere Jungs in Brasilien haben und<br />

wann das nächste Spiel beginnt. Fiebern Sie mit und freuen Sie sich<br />

auf das Fußballereignis, das die Welt begeistert! Sichern Sie sich eine<br />

der auf 2014 Exemplare limiterten Uhren am besten gleich heute!<br />

• Streng limitierte Auflage: nur 2014 Exemplare<br />

• Hochwertige Quarzuhrwerke für zwei Zeitzonen<br />

• Aus robustem Edelstahl<br />

• Mit Gravur auf der Rückseite<br />

• Exklusiv bei The Bradford Exchange<br />

• Mit 120-TAGEN-Rückgabe-Garantie<br />

Mit zwei Quarzuhrwerken<br />

für<br />

zwei Zeitzonen<br />

<br />

Mit Gravur auf<br />

der Rückseite<br />

In Präsentationsbox<br />

und mit Echtheits-<br />

Zertifikat<br />

Das Angebot ist limitiert – Reservieren Sie noch heute!<br />

PERSÖNLICHE REFERENZ-NUMMER: 73770<br />

Mit 120-TAGE-Rückgabe-Garantie<br />

Zeitlich begrenztes Angebot: Antworten Sie bis zum 23. <strong>Juni</strong> 2014<br />

Ja, ich reserviere die Armbanduhr „Gebt alles Jungs“!<br />

Bitte in Druckbuchstaben ausfüllen:<br />

Designed in<br />

Vorname/Name<br />

Straße/Nummer<br />

PLZ/Ort<br />

<br />

Unterschrift<br />

Bitte gewünschte Zahlungsart ankreuzen():<br />

Ich zahle den Gesamtbetrag nach Erhalt der Rechnung<br />

Ich zahle in drei bequemen Monatsraten<br />

Ich zahle per Kreditkarte MasterCard VisaCard<br />

Kreditkarten-<br />

Nummer:<br />

Gültig bis:<br />

(MM/JJ)<br />

Bitte einsenden an: THE BRADFORD EXCHANGE<br />

Johann-Friedrich-Böttger-Str. 1-3 • 63317 Rödermark<br />

Österreich: Senderstr. 10 • A-6960 Wolfurt • Schweiz: Jöchlerweg 2 • CH-6340 Baar<br />

Geburtsdatum<br />

Telefon für eventuelle Rückfragen<br />

<br />

G e r m a n y<br />

Produkt-Nr: 522-FAN04.01<br />

Totale Länge: ca. 23 cm<br />

Ø Uhrengehäuse: ca. 4,6 cm<br />

Produktpreis: € 149,85<br />

(bezahlbar auch in drei<br />

Monatsraten zu je € 49,95)<br />

zzgl. € 8,95 Versand<br />

Uhrenbetrieb durch Knopfzellen 1,5 V<br />

(nicht im Lieferumfang enthalten)<br />

Internet: www.bradford.de<br />

Nennen Sie bei Online-Bestellung<br />

bitte Ihre Referenz-Nummer: 73770<br />

Telefon: 069/1729-7900<br />

©2014 The Bradford Exchange Ltd. • Joh.-Friedrich-Böttger-Str. 1-3 • 63317 Rödermark

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!