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ZT | Mai 2014

Ausgabe 26 - 05/14

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26. Ausgabe — <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong><br />

OUTFIT<br />

VERKAUFT MIT<br />

SO UNTERSTREICHEN KLEIDUNG UND STIL IHRE KOMPETENZ<br />

ELISABETH MOTSCH


DAS ONLINE-MAGAZIN FÜR AUS- UND WEITERBILDUNG<br />

JET<strong>ZT</strong> KOSTENLOS ABONNIEREN<br />

ZUKUNFT-TRAINING<br />

2<br />

Zukunft-Training — 05/14


Ein Wort des Herausgebers<br />

4 und 10.000<br />

Als wir Zukunft-Training im September 2010 ins Leben riefen hatten wir nicht<br />

damit gerechnet so viel Anklang am Markt zu finden. Inzwischen befinden wir<br />

uns kurz vor dem 4. Jahr des Bestehens und verzeichnen mit einigen unserer 26<br />

Ausgaben inzwischen Leserzahlen jenseits der 10.000er Marke. Das Feedback<br />

unserer Autoren und Leser ist sehr positiv, anregend und inspirierend. Diese<br />

Ergebnisse machen mich glücklich und motivieren, gemeinsam mit unseren<br />

Experten weiterhin ein hochwertiges Produkt zu publizieren.<br />

Mehr als 60 Autoren aus der Weiterbildungsbranche teilen inzwischen ihr<br />

Fachwissen mit uns und machen durch ihre Beiträge den eigentlichen Kern<br />

von <strong>ZT</strong> aus. Aus diesem Grund geht an dieser Stelle ein großes Dankeschön an<br />

alle unsere Autoren, die das Magazin erst möglich machen:<br />

Vielen, vielen Dank!<br />

Zu dieser Ausgabe:<br />

“Was möchte ich mit meinem Kleidungsstil ausdrücken?“ Wer sich mit dieser<br />

Frage nicht auseinandergesetzt hat bevor er zur Arbeit eilt, sollte schnell<br />

kehrtmachen und vorsichtshalber nochmal den Kleiderschrank konsultieren.<br />

Die Wahrnehmung von Auftreten und Kompetenz sind unweigerlich<br />

miteinander verbunden und begleiten Sie im Beruflichen wie im Privaten —<br />

ob es Ihnen gefällt, oder nicht!<br />

Unsere Stilexpertin Elisabeth Motsch weiß worauf es ankommt und steht mit<br />

Rat zur Seite. Ein sehr lesenswerter Artikel einer bemerkenswerten Frau.<br />

Wohin der Trend im Bereich Verkauf im Internet geht, weiß Frank Felte.<br />

Er erklärt, welche Möglichkeiten sich damit auch für angehende Verkäufer<br />

bieten. Gabriel Schandl definiert die neue Lust am Leistungsglück und<br />

Suzanne Grieger-Langer hat Profiler-Tipps gegen Trickser im Gepäck.<br />

Freuen Sie sich auf eine hervorragende Ausgabe.<br />

Ihr<br />

Frederic M. Fuchs<br />

Herausgeber


INHALT<br />

Outfit verkauft mit<br />

06<br />

So unterstreichen Kleidung und Stil Ihre Kompetenz<br />

von Elisabeth Motsch<br />

12<br />

Im Interview mit Elisabeth Motsch<br />

Glaubwürdig und kompetent im Business<br />

Live-Shopping im Netz<br />

4<br />

18<br />

Die Zukunft des Verkaufens?<br />

Zukunft-Training — 05/14<br />

von Frank Felte


26. Ausgabe — <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong><br />

24<br />

Im Gespräch mit<br />

Gabriel Schandl<br />

Profiler-Tipps gegen unfaire Tricks<br />

32<br />

Blender und Trickser erkennen, meiden und nebenbei ein gutes Leben führen!<br />

von Suzanne Grieger-Langer<br />

Fotocredits<br />

Die verwendeten Fotos stammen von<br />

fotolia.de, pixeden.de oder aus dem<br />

privaten Archiv unserer Autoren.<br />

Kontakt<br />

Web<br />

Redaktion<br />

Anzeigen<br />

www.zukunfttrainining.de<br />

redaktion@zukunfttraining.de<br />

anzeigen@zukunfttraining.de<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

TAM-Edition Verlag<br />

Trainer-Akademie München<br />

Coverfoto<br />

Elisabeth Motsch<br />

Copyright Hannelore Armstorfer<br />

Copyright Robert Fritz<br />

5<br />

Zukunft-Training — 05/14


6<br />

Zukunft-Training — 05/14


OUTFIT<br />

VERKAUFT MIT<br />

SO UNTERSTREICHEN KLEIDUNG UND STIL IHRE KOMPETENZ<br />

„Sag mir, wie Du Dich kleidest, und ich sage Dir, wer Du bist.“ – Stimmt das? Wie wichtig<br />

ist das Outfit für das Image eines Menschen oder eines Unternehmens? Was sagen unser<br />

Stil und unsere Garderobe über uns aus? Können wir wirklich vom Erfolgsfaktor Kleidung<br />

sprechen? Was haben Kompetenz und Garderobe miteinander zu tun? Die Stilexpertin<br />

Elisabeth Motsch kennt die Antworten auf all diese Fragen.<br />

von Elisabeth Motsch<br />

Es ist 8.50 Uhr. Gudrun Landsberger fährt im Aufzug<br />

in die 8. Etage. Sie hat um 9.00 Uhr einen Vorstellungstermin<br />

für ihren Traumjob als Leiterin der Abteilung<br />

„Privatkundenbetreuung“ eines bekannten<br />

Bankhauses. Gudrun ist positiv nervös, aber sie fühlt<br />

sich sicher. Sie hat das Unternehmen vorher recherchiert und<br />

ist auf alle Fragen vorbereitet. Fachlich hat sie keine Bedenken,<br />

sie ist mehr als kompetent und hat eine ähnliche Position<br />

seit vier Jahren bereits sehr erfolgreich bei einer kleinen<br />

regionalen Bank inne. Nun steht der nächste Karriereschritt<br />

an. Sie ist bereit und betritt mit dynamischen Schritten die<br />

beeindruckende Lobby des Bankhauses. Eine attraktive Rezeptionistin<br />

im taubengrauen eleganten Hosenanzug mit weißer<br />

Bluse begrüßt sie. Nach 10 Minuten wird Gudrun in das<br />

Büro von Melanie Scharer, Leiterin der Abteilung Recruiting,<br />

gebeten. Atemberaubende Aussicht über Frankfurt, stylische<br />

Möbel und eine sehr elegante Erscheinung im dunkelblauen<br />

Business-Kostüm und blauen Pumps erwarten Gudrun. Das<br />

Gespräch verläuft ausgezeichnet, Gudrun bleibt fachlich keine<br />

Antwort schuldig. Sie drückt sich rhetorisch geschliffen<br />

aus – der Rhetorik-Kurs vom Vorjahr hat sich gelohnt. Melanie<br />

Scharer drückt ihr herzlich die Hand und verabschiedet sie mit<br />

7<br />

Zukunft-Training — 05/14<br />

* Alle verwendete Namen in diesem Beitrag sind frei erfunden.


„Geht die Farbe mit mir oder gehe ich mit der Farbe?“<br />

einem vielversprechenden „Sie hören<br />

von uns“. Beschwingt verlässt Gudrun<br />

das Bankgebäude. „Ich bin ganz sicher<br />

in der nächsten Runde“, freut sie sich.<br />

Das darf doch nicht wahr sein<br />

Zwei Wochen später erhält Gudrun die<br />

knappe Absage der Bank. Sie fällt aus<br />

allen Wolken und versteht die Welt<br />

nicht mehr. Wie kann es sein, dass sie<br />

mit all ihrer Erfahrung nicht einmal in<br />

die zweite Runde gekommen ist?<br />

Nun, ich als Stil-Expertin<br />

durfte in diesem Bankhaus<br />

hinter die Kulissen blicken<br />

und habe das durchaus<br />

verstanden. Gudrun hat es<br />

nicht geschafft, mit ihrem<br />

Outfit und ihrer Wirkung<br />

zu überzeugen und auch<br />

dadurch die notwendige<br />

Kompetenz zu vermitteln.<br />

Auf dem Papier war sie<br />

die ideale Kandidatin und<br />

wurde deswegen als Erste<br />

eingeladen. In ihrem realen<br />

Erscheinungsbild sah<br />

die Recruiterin dies: Eine Frau Ende 30.<br />

Blondes, wild gelocktes Haar. Eine himmelblaue<br />

Bluse mit kleinen dunkleren<br />

Blümchen, dazu einen Rock, kombiniert<br />

mit einem Blazer aus einem anderen<br />

Stoff, dafür geschmückt am Revers mit<br />

einer hellblauen Häkelblume als Brosche.<br />

Flache bequeme Schuhe und eine<br />

große, ausgebeulte Handtasche. Ich<br />

darf erinnern, es ging um die Besetzung<br />

der Leiterin der Abteilung für hochrangige<br />

Privatkunden! Der erfahrenen Recruiterin<br />

Scharer war sofort klar, dass<br />

Gudrun aufgrund Ihres Erscheinungsbildes<br />

bei der anspruchsvollen Klientel<br />

des Bankhauses nicht ankommen würde.<br />

Ihre Kompetenz auf dem Papier und<br />

ihre guten Referenzen konnten dieses<br />

äußerliche Manko nicht aufwerten.<br />

Deswegen die sofortige Absage. Erst<br />

noch in eine Image- und Stilberatung<br />

investieren zu müssen, interessiert keinen<br />

potentiellen Arbeitgeber.<br />

Wer bekam den Job?<br />

Lily Baumeister, 39 Jahre alt, mit<br />

dunklem, perfekt geschnittenen Bob,<br />

„Wir dürfen betreffend unseres<br />

Stils durchaus alle Grenzen<br />

überschreiten, wenn uns danach<br />

ist, aber wir müssen dann die<br />

entsprechenden Konsequenzen in<br />

Kauf nehmen.“<br />

schwarzem Business-Kostüm mit roter<br />

Bluse und dezentem, aber edlem<br />

Schmuck. So vermittelte sie das perfekte<br />

Image der erfolgreichen Bankerin.<br />

Nicht zu konservativ, eine gewisse Dynamik<br />

ausstrahlend durch das Rot ihrer<br />

Bluse, so überzeugte sie die Recruiterin<br />

wie den Vorstand im zweiten Gespräch<br />

mit ihrem Stil und ihrer Kompetenz. Ihre<br />

Referenzen waren sehr gut. Sie hatte jedoch<br />

noch nie eine Abteilung geleitet,<br />

sondern war vorher Abteilungsleiter-<br />

Stellvertreterin. Aufgrund ihres ausgezeichneten<br />

Auftretens traute man ihr<br />

diese neue Herausforderung zu.<br />

Outfit verkauft – oder eben nicht<br />

In diesem Fall war das optische Erscheinungsbild<br />

für die zu besetzende Position<br />

extrem wichtig, deswegen kam die<br />

zweite Kandidatin zum Zug, obwohl sie<br />

auf dem Papier nicht ganz so qualifiziert<br />

war. Aber sie wirkte qualifiziert und<br />

kompetent. Aufgrund ihres Auftretens<br />

und Erscheinungsbildes traute man ihr<br />

mehr zu. Ich finde es immer wieder tragisch,<br />

wenn Menschen hohe Summen<br />

in Stimmtraining, Rhetorik-Coaching<br />

und sonstige Ausbildungen<br />

investieren, aber die so<br />

wichtige persönliche Note<br />

ihrer Garderobe vernachlässigen.<br />

Sie verkaufen sich<br />

dadurch nicht so gut, wie<br />

sie tatsächlich sind. Und<br />

schlimmer, andere, die sich<br />

intensiv mit ihrem Erscheinungsbild<br />

beschäftigen,<br />

steigen in Positionen auf,<br />

für die sie unter Umständen<br />

gar nicht geeignet<br />

sind.<br />

Kompetenz durch<br />

persönlichen Stil unterstreichen<br />

Die Praxis zeigt: Outfit schlägt (oft)<br />

Kompetenz. Mich wundert es nicht. Aus<br />

meiner langjährigen Erfahrung weiß ich<br />

sehr genau, dass Fälle wie dieser an der<br />

Tagesordnung sind. Gudrun Landsberger<br />

hat zwei klassische Fehler begangen.<br />

Sie hielt sich erstens betreffend<br />

ihres Outfits nicht an den logischen<br />

Dresscode des Unternehmens. Wer<br />

nur ein wenig Fingerspitzengefühl hat,<br />

muss wissen, dass in einem Frankfurter<br />

Bankhaus die Blümchenbluse fehl<br />

am Platze sein muss. Dazu ist es nicht<br />

8<br />

Zukunft-Training — 05/14


erforderlich, schon einmal dort gewesen zu<br />

sein. Zweitens hat sie sich keine Gedanken<br />

über die richtige Garderobe für die Position<br />

gemacht, für die sie sich bewirbt. Beides war<br />

fatal und katapultierte sie schließlich ins Aus.<br />

Ungerecht? Nein, gar nicht. Das mag hart<br />

klingen, aber wer nicht versteht, wo er sich<br />

bewirbt oder sich in dem dort herrschenden<br />

Dresscode nicht wohl fühlt, kann und darf<br />

diesen Job nicht antreten. Sonst wirkt diese<br />

Person verkleidet, wenig authentisch, nicht<br />

überzeugend und wird langfristig keinen Erfolg<br />

haben. Mein Tipp: Recherchieren Sie unbedingt<br />

im Vorfeld von Bewerbungsgesprächen<br />

und sonstigen wichtigen Terminen die<br />

in diesem Unternehmen oder in der Branche<br />

herrschenden Regeln des Dresscode. Die<br />

Zeit, die Sie hier investieren, lohnt sich.<br />

„Vergeigen“ Sie niemals den ersten<br />

Eindruck<br />

Bedeutet das also, dass Menschen, die<br />

schlecht gekleidet sind, nicht erfolgreich<br />

sein können? Nein, durchaus nicht, aber ich<br />

wage zu behaupten, dass diese Menschen<br />

sich sehr viel mehr anstrengen müssen. Weil<br />

sie eben auf den zweiten Blick überzeugen<br />

müssen, da sie den ersten Eindruck meist<br />

nicht bestehen. Manchmal verhelfen jedoch<br />

leider auch der zweite Blick und eine hervorragende<br />

Leistung nicht zur erwünschten<br />

Beförderung. Ich kenne Fälle, wo sehr fähige<br />

Personen intern nicht aufstiegen, weil externe,<br />

besser gekleidete Personen den Zuschlag<br />

bekamen. Diese Gründe werden natürlich<br />

nicht offiziell genannt, aber sie sind im Grunde<br />

oft die wahren Verhinderer von Karrieren.<br />

Na, dann wähle ich halt den Business-Stil<br />

Viele Menschen verfallen dann ins genaue<br />

Gegenteil und verlegen sich auf die Schiene<br />

„total langweiliger Business-Stil“. Von oben<br />

bis unten. Klar, das ist Nummer sicher. Aber<br />

sehr, sehr unauffällig. Auch das kann karrieremäßig<br />

ins Auge gehen. Denn, was heute<br />

vor allem zählt, ist die Persönlichkeit. Wer sie<br />

Elisabeth Motsch<br />

Stilsicher. Selbstbewusst. Kompetent<br />

Elisabeth Motsch, Image-Coach, Trainerin und Speaker,<br />

ist die Spezialistin für den Erfolgsfaktor Kleidung<br />

und Umgangsformen und ist mit ihrem stilsicheren,<br />

selbstbewussten und kompetenten Auftritt zur Marke<br />

geworden. In ihrer Tätigkeit als Referentin und Trainerin<br />

verbindet sie sprühende Leidenschaft für Menschen,<br />

Mode und Stil mit fachlicher Kompetenz. Mit klar<br />

verständlichen Tools, österreichischen Charme und<br />

ihrer motivierenden Art begeistert sie ihre Teilnehmer<br />

in Seminaren und Vorträgen. Sie hilft ihren Kunden,<br />

ihr individuelles Image-Konzept zu entwickeln, um als<br />

Person auch optisch zu überzeugen.<br />

Sie ist Erfolgsautorin der Bücher „Karriere mit Stil – Top<br />

Umgangsformen im Business“ und „Lust am eigenen Stil“,<br />

sowie Mitautorin des Buches der GSA-Edition: „Die besten<br />

Ideen für eine starke Persönlichkeit“, Hrsg. Jörg Löhr.<br />

Als Impulsgeberin motiviert sie in den verschiedensten<br />

Branchen Mitarbeiter und Führungspersönlichkeiten,<br />

sich authentisch und kompetent zu kleiden und<br />

aufzutreten. Ihre vielen Kunden in Österreich,<br />

Deutschland, Schweiz und Südtirol bestätigen ihre hohe<br />

fachliche Kompetenz und ihre Fähigkeit, Menschen mit<br />

diesen sensiblen Themen zu begeistern.<br />

„Jede Begegnung mit Menschen hinterlässt eine Spur.<br />

Je klarer Sie Ihre Persönlichkeit über Ihre Kleidung<br />

mitteilen, desto nachhaltiger ist Ihre Spur. Zeigen Sie mit<br />

Ihrer Kleidung und Ihrem Auftreten, wofür Sie mit Ihrem<br />

ganzen Herzblut stehen.“<br />

www.motsch.at


nicht zeigt, gerät ins Hintertreffen. Reine Business-Kleidung<br />

von der Stange reicht also nicht aus. Lily Baumeister kam<br />

korrekt im Banker-Kostüm, hatte es aber ihrer dynamischen<br />

Persönlichkeit wegen mit der roten Bluse kombiniert. Ihr<br />

Schmuck war leicht extravagant, wenn auch nicht zu groß. Sie<br />

zeigte eindeutig persönlichen, guten Stil. Das überzeugte. Ja,<br />

ich gebe es zu, es ist eine Gratwanderung, zu viel ist nicht gut,<br />

zu wenig auch nicht. Es hilft, sich diese beiden Fragen zu stellen:<br />

Wo gehe ich hin, für welche Art von Event bin ich gerade<br />

dabei, mich zu kleiden? Und: Was brauche ich für mein gutes<br />

Gefühl, um dort perfekt auftreten zu können? Wenn Ihr Gefühl<br />

etwas diametral anderes will, als es die Art des Events erfordert,<br />

muss das Gefühl – so leid es mir tut – weichen.<br />

Haben es Männer leichter?<br />

Das werde ich immer wieder gefragt. Auf der einen Seite ja,<br />

weil sie durch die offensichtliche Kombination Business-Anzug<br />

– Hemd – Krawatte klar festgelegt sind. Obwohl sie durch<br />

unvorteilhafte Schnitte, falsche Schuhe und Socken und einen<br />

unpassenden Muster-Mix von Hemd und Krawatte auch viel<br />

falsch machen können. Auf der anderen Seite haben sie etwas<br />

weniger Möglichkeiten, einen persönlichen Stil zu entwickeln.<br />

Es bleiben den Herren der Schöpfung außer speziellen, edlen<br />

Materialien ihrer Anzüge fast nur das Einstecktuch und die Krawatte,<br />

um ein persönliches Mode-Alleinstellungsmerkmal zu<br />

haben. Hier erleben wir aus falsch verstandenen Kreativitätsgründen<br />

leider oft Unerfreuliches. Viele vergaloppieren sich<br />

bei der Auswahl vor allem von Krawatten. Wilde Paisely-Muster<br />

in gelb und grün, viel zu breite, dominante Streifen oder gar<br />

das rosa Hemd mit pinkfarbener Krawatte im Set. Wenn Männer<br />

die folgenden Regeln einhalten, sind sie auf der sicheren<br />

Seite: Keine zu schmalen Krawatten für stattliche Männer, keine<br />

zu breiten Krawatten für eher schlanke Herren. Die Länge<br />

der Krawatte bitte exakt bis zum Dorn des Gürtels, hier gibt es<br />

immer wieder sehr unschöne Abweichungen. Meine Herren,<br />

vermeiden Sie bitte auch zu helle Krawatten, diese stellen keinen<br />

Kontrast zu Ihrem Gesicht dar. Und wenn Sie nicht zu einer<br />

bestimmten Organisation aus Süditalien gehören, niemals,<br />

niemals ein dunkles Hemd und eine helle Krawatte kombinieren.<br />

Oft kommen Männer zu mir in die Beratung und in wenigen<br />

Stunden haben wir für sie das passende Outfit gefunden,<br />

mit dem sie sich wohl fühlen und top wirken.<br />

Mut zur Persönlichkeit<br />

Grundsätzlich gilt es für Herren wie für Damen, einen Stil zu<br />

finden, der die positiven Aspekte des Charakters unterstreicht,<br />

ohne aufgesetzt zu wirken. Gehen Sie bei der Auswahl Ihres<br />

Outfits mit Gefühl für das geschäftliche Umfeld, aber vor allem<br />

auch für den eigenen Typ vor. Auf diese Weise erzielen Sie<br />

eine Wirkung, die Sie dabei unterstützt, Professionalität und<br />

Ihre Kompetenz nach außen zu kommunizieren, ohne dabei<br />

die eigene Persönlichkeit außer Acht zu lassen. So können Sie<br />

Vertrauen und Sicherheit vermitteln und gleichzeitig unverwechselbar<br />

sein. Davon werden Sie auf zwischenmenschlicher<br />

wie auch geschäftlicher Ebene profitieren.<br />

***<br />

von Elisabeth Motsch<br />

Karriere mit Stil<br />

Top-Umgangsformen im Business<br />

von Elisabeth Motsch<br />

ca. 300 Seiten<br />

24,90 Eur[D]<br />

ISBN-13: 978-3-85499-540-1<br />

Januar <strong>2014</strong><br />

http://www.motsch.at/publikationen.html<br />

10<br />

Zukunft-Training — 05/14


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GLAUBWÜRDIG UND KOMPETENT<br />

IM BUSINESS<br />

Im Interview mit<br />

Elisabeth Motsch<br />

Frau Motsch, wenn jemand Sie fragt,<br />

was Sie von Beruf machen, was<br />

antworten Sie?<br />

Als Stilexpertin zeige ich Menschen,<br />

wie sie ihr Innerstes - ihren Kern - im Außen<br />

durch Kleidung authentisch darstellen und dabei<br />

gleichzeitig ihr Outfit im Business als Marketinginstrument<br />

in eigener Sache nutzen können.<br />

Was ist Stil für Sie?<br />

Für mich ist Stil vor allem Ausdruck der eigenen<br />

Persönlichkeit. Stil unterstreicht den individuellen<br />

Charakter und den Geschmack einer Person.<br />

Stil heißt aber vor allem auch, nicht wahllos jede<br />

Mode mitzumachen. Modetrends kommen und<br />

gehen. Stil bleibt! Stil unterstützt auch, die „Herausforderung“<br />

des berühmten ersten Eindrucks<br />

mit Bravour zu bestehen. An stilvolle Menschen<br />

erinnern wir uns einfach öfter und positiver. Eine<br />

Tatsache, die im Business nicht zu unterschätzen<br />

ist.<br />

Outfit sei Privatsache, meinen viele. Andererseits<br />

ist der Stil der Mitarbeiter maßgeblich<br />

für das Image eines Unternehmens. In welchem<br />

Ausmaß haben Unternehmen überhaupt<br />

das Recht, bei den Kleidungsstilen ihrer<br />

Mitarbeiter ein Wort mitzureden?<br />

In einem hohen Ausmaß. Denn: Das Outfit verkauft,<br />

das Auge kauft! Das gilt für nahezu alle<br />

Branchen. Unternehmen, die ein wirklich makelloses<br />

Image aufbauen wollen, können diese<br />

Themen nicht ignorieren. Sie müssen erstens<br />

entsprechend ihrer Branche einen klaren Dresscode<br />

aufstellen. Das schaffen viele Unternehmen<br />

noch sehr gut. Allerdings ist der nächste<br />

wichtige Schritt dann die Umsetzung, und hier<br />

agieren viele Firmen nicht konsequent genug.<br />

Jeder potentielle Mitarbeiter sollte bereits beim<br />

Bewerbungsgespräch die Information über den<br />

verbindlich geltenden Dresscode bekommen.<br />

Wer sich damit gar nicht wohl fühlt, weiß sofort,<br />

das ist nicht mein Unternehmen. So können Recruiter<br />

teure Einstellungsfehler vermeiden. Wer<br />

sich im Anzug nicht wohlfühlt und sich in einer<br />

Bank bewirbt, sollte eventuell noch einmal hinterfragen,<br />

ob ein Bankjob der richtige ist. Der<br />

nächste Schritt ist ein regelmäßiges Hinweisen<br />

der Mitarbeiter auf eine zu lasche Interpretation<br />

des geltenden Dresscodes. Das mag für manche<br />

in der Durchführung unangenehm sein, aber<br />

nur eine wirklich konsequente Vorgangsweise<br />

wird hier funktionieren und langfristig exzellente<br />

Image-Ergebnisse bringen. Die HR-Mitarbeiter,<br />

die unternehmensintern damit beauftragt<br />

sind, müssen hier auf jeden Fall mit viel Diplomatie<br />

und Fingerspitzengefühl vorgehen.


© Copyright Robert Fritz


Gibt es ein Outfit, das als „typisch businesslike“<br />

qualifiziert werden kann?<br />

Hier gibt es Grundregeln und Grundlagen, die wir<br />

als typisch businesslike kategorisieren können. Es<br />

wäre jedoch ein großer Fehler, nur nach Schema F<br />

vorzugehen und pauschal zu sagen, dieses ist DAS<br />

Business-Outfit für z. B. weibliche Banker. Das kann<br />

nicht funktionieren, da ein solches 08/15-Vorgehen<br />

niemals die Persönlichkeit der Menschen, ihr Temperament<br />

und ihre naturgegebenen Farben berücksichtigen<br />

kann. Wie oben schon erwähnt, sollen<br />

Unternehmen Dresscodes als generellen Leitfaden<br />

erstellen, der jedoch im Rahmen individuell interpretiert<br />

werden kann und soll. Unternehmen brauchen<br />

kreative Menschen aus Fleisch und Blut, die<br />

sich in ihrem Outfit wohl fühlen und keine Roboter<br />

in „Uniformen“.<br />

Warum versuchen so viele Menschen, sich durch<br />

ihr Outfit zu „verkleiden“, sich als jemand dazustellen,<br />

der sie nicht wirklich sind?<br />

Das liegt daran, dass viele Menschen gar nicht wissen,<br />

wer sie wirklich sind. Wer nicht weiß, wer er<br />

ist, kann sich stilmäßig auch nicht treu bleiben. Die<br />

meisten sind unsicher, was wirklich zu ihnen passt.<br />

Und kaufen dann total nach der jeweils herrschenden<br />

Mode ein, besonders Frauen. Es wird uns allerdings<br />

auch nicht leicht gemacht. Wenn gewisse<br />

Schnitte und Muster gerade „in“ sind, gibt es oft wenig<br />

andere Auswahl. So kommt es immer wieder zu<br />

Käufen, die uns eben „verkleidet“ erscheinen lassen.<br />

Die Herren haben es da einfacher, ihren eigenen Stil<br />

zu entwickeln und beizubehalten, da sie weniger<br />

den herrschenden Modetrends unterworfen sind.<br />

Dazu kommt, dass in vielen Modemagazinen immer<br />

wieder vorgegeben wird, dass alles erlaubt sei. Dem<br />

ist nicht so. Um wirklich stimmig rüberzukommen,<br />

müssen Damen wie Herren ihr Outfit ihrem Körperbau<br />

und ihrer Persönlichkeit anpassen. In meinen<br />

Seminaren und Einzelcoachings erarbeite ich mit<br />

den Teilnehmern und Coachees alle diese Details.<br />

Wer genau sind die Kunden, die Ihre Unterstützung<br />

als Outfit-Coach in Anspruch nehmen und<br />

wie gehen Sie vor?<br />

Meine Kunden sind auf der einen Seite Einzelpersonen,<br />

Männer wie Frauen, die ihr Gesamt-Image und<br />

ihren Außenauftritt verbessern wollen. Diese Menschen<br />

stehen sehr oft vor wichtigen Bewerbungsgesprächen<br />

oder sind bereits in neue berufliche Positionen<br />

aufgestiegen. Nun wünschen Sie sich, ihre<br />

Kleidung an die neuen Herausforderungen und professionellen<br />

Umfelder anzupassen. Wir besprechen<br />

im ersten Schritt die Wünsche und Anforderungen<br />

der Kunden. Danach vereinbaren wir ein persönliches<br />

Stil-Coaching, in dem wir theoretisch besprechen,<br />

was für diese Person Outfit-technisch passt<br />

und was nicht, was der Fokus und das Ziel der Neuanschaffungen<br />

an Garderobe sein sollen. Erst dann<br />

gehen wir zusammen einkaufen. Diese individuellen<br />

Einzel-Coachings sind sehr wichtig – meine Kunden<br />

sollen ja gerade verstehen, dass Kleidung kaufen<br />

eine strategische, geplante Herangehensweise erfordert.<br />

Strategie und dabei Spaß haben schließen<br />

einander ja nicht aus! Auf diese Weise kann ich meine<br />

Kunden direkt vor Ort in den Geschäften auf neue<br />

Kombinationen hinweisen, die diese niemals selber<br />

in Erwägung gezogen hätten. Alleine gelassen haben<br />

die meisten Menschen die Tendenz, immer wieder<br />

dasselbe zu kaufen, einen weiteren schwarzen<br />

Business-Anzug oder den dritten blauen Blazer. Mittels<br />

meiner Beratung werden meine Kunden offener,<br />

lassen einen anderen Blickwinkel auf sich selber zu<br />

und erlauben sich dadurch, outfitmäßig neue Wege<br />

zu gehen.<br />

Sie sind selbst Trainerin und Sprecherin, stehen<br />

in der Öffentlichkeit, was ist besonders in dieser<br />

Branche kleidungsmäßig zu beachten?<br />

Hier müssen wir unterscheiden, ob wir kurz als Sprecher<br />

auf einer großen Bühne zu sehen sind oder<br />

den ganzen Tag in einem Seminarraum verweilen.<br />

Die Anforderungen an unsere Garderobe sind hier<br />

völlig andere. Auf der Bühne gilt, dass die Kleidung


eines Speakers von Schnitt und Farbe natürlich mit<br />

seiner Persönlichkeit konform geht, aber vor allem<br />

auch mit dem Thema, über das referiert wird. Stellen<br />

Sie sich vor, jemand der über Kreativität spricht,<br />

kommt im konservativen schwarzen Businesskostüm<br />

mit braver weißer Bluse auf die Bühne. Da entsteht<br />

von Anfang an ein Ungleichgewicht, das vom<br />

Publikum sofort wahrgenommen wird. Die Glaubwürdigkeit<br />

sinkt, die Zuhörer trauen dem Sprecher,<br />

der Sprecherin weniger zu. Das sind alles unbewusste<br />

Abläufe, aber sie finden statt. Der Schnitt und<br />

die Passform müssen gerade auf der Bühne zu 100<br />

% perfekt sein. Als Sprecher sind wir exponiert und<br />

im vollen Fokus der Menschen. Das Röntgenauge<br />

des Publikums sieht alles und nimmt alles wahr. Wir<br />

können all dem entgegenwirken, wenn wir gewisse<br />

Regeln im Vorfeld beachten. Beim Training muss das<br />

Outfit natürlich ebenfalls zum Trainingsgegenstand<br />

passen, hier geht es aber auch um Bequemlichkeit.<br />

Als Trainer verwenden wir oft Flipcharts oder zeigen<br />

Übungen. Wenn hier Anzüge oder Blazer zu eng<br />

sind, bringen wir uns um unsere Beweglichkeit und<br />

damit ein Stück weit um unsere authentische Haltung.<br />

Gerade für Trainings rate ich meinen Kunden<br />

immer, auf soweit wie möglich knitterfreie Stoffe zu<br />

achten, die auch am Ende des Seminartages nichts<br />

von ihrer Passform eingebüßt haben und dadurch<br />

nicht nachlässig oder schlampig wirken. Das klingt<br />

einfach, aber ich weiß aus der Praxis, wie oft gerade<br />

diese Kleinigkeiten, die unseren ultimativen Stil und<br />

Schliff ausmachen, vernachlässigt werden.<br />

„Der oder die ist aber schlecht gekleidet“, das sagen<br />

wir so schnell, aber was bedeutet es im Grunde<br />

wirklich? Gibt es eine Definition für „schlecht<br />

gekleidet“?<br />

Für mich bedeutet schlecht gekleidet entweder<br />

nicht entsprechend dem Anlass, der Persönlichkeit<br />

oder dem Produkt gekleidet zu sein. Bei vielen offiziellen<br />

Anlässen ist der Dresscode in der Einladung<br />

vorgegeben. Wer hier bei Angabe von „Cocktailkleidung“<br />

im strengen Businesskostüm kommt oder in<br />

Jeans, ist dem Anlass entsprechend extrem schlecht<br />

gekleidet. Wer seinen Persönlichkeitstyp hinter der<br />

völlig falschen Garderobe versteckt und dadurch<br />

nicht wirkt, ebenso. Wichtig ist auch, die Kleidung<br />

der Mitarbeiter eines Unternehmens an die Art des<br />

Produkts, das sie vertreten oder verkaufen, anzupassen.<br />

Strahlt Kleidung eine gewisse Nachlässigkeit<br />

aus, wird instinktiv jeder dies sofort mit der Kompetenz<br />

und der Qualität der Arbeit eines Menschen assoziieren.<br />

Diese Dinge laufen ganz unterbewusst ab,<br />

niemand denkt das bewusst, aber insgesamt geht es<br />

in die Beurteilung ein.<br />

Frau Motsch, in Ihrem Beitrag erzählen Sie die<br />

Geschichte von Gudrun, die durch ihren Outfit-<br />

Fauxpas ihren Traumjob nicht bekommt. Die Damen<br />

scheinen es wirklich schwerer zu haben bei<br />

der Wahl ihrer Business-Kleidung. Welche Tipps<br />

geben Sie speziell unseren weiblichen Lesern<br />

mit?<br />

Ich empfehle allen Damen, bei der Auswahl ihres<br />

Schmucks dezent, aber doch persönlichkeitskonform<br />

vorzugehen. Auffälligere Damen können auch<br />

etwas auffälligeren Schmuck tragen, ohne dabei<br />

jedoch zu sehr zu übertreiben. Schmuck sollte zur<br />

Trägerin und dem Outfit passen und nicht zu sehr<br />

ins Auge stechen, damit er nicht vom Inhalt ablenkt.<br />

Gehen Sie mit der aktuellen Mode, wenn Sie dies<br />

wollen, aber machen Sie nicht jeden Trend mit. Achten<br />

Sie im Business auf dezente, nicht zu laute Farben.<br />

Edle Schuhe und passende Handtaschen sind<br />

- wenn klug gewählt - das Highlight jedes Outfits.<br />

Zusammenfassend finde ich, dass das Outfit immer<br />

die Persönlichkeit unterstreichen, aber nicht vereinnahmen<br />

darf. Und mein ultimativer Tipp an Damen<br />

wie Herren: Lernen Sie die Regeln des guten Stils<br />

kennen, denn dann, und nur dann, können Sie sie im<br />

gewissen Rahmen ein ganz klein wenig „brechen“<br />

und ganz Sie selber sein.<br />

***<br />

Vielen Dank für das Gespräch,<br />

Frau Motsch.


18<br />

Zukunft-Training — 05/14


LIVE-SHOPPING<br />

IM NETZ<br />

DIE ZUKUNFT DES VERKAUFENS?<br />

Der elektronische Handel gehört in Deutschland mittlerweile zu den wichtigen<br />

Wirtschaftszweigen – und Live-Shopping-Plattformen haben dem E-Commerce einen<br />

neuen Ansatz gegeben. Das ist nicht nur ökonomisch wichtig. Auch die Menschen, die sich<br />

zum Verkäufer entwickeln wollen, blicken mehr und mehr auf die Online-Kanäle, die das<br />

aus dem TV bekannte Konzept des Live-Shoppings ins Internet übertragen.<br />

von Frank Felte<br />

Der E-Commerce, also der elektronische Handel<br />

mit Gütern aller Art, ist eine Erfolgsgeschichte,<br />

die niemand mehr ignorieren kann. Das Internet<br />

wird als Absatzkanal für Unternehmen über<br />

(beinahe) alle Industrien hinweg immer wichtiger.<br />

Einige aktuelle Zahlen verdeutlichen dies: Im dritten<br />

Quartal des vergangenen Jahres erwirtschafteten die Onlineund<br />

Versandhändler einen Umsatz von 11,65 Milliarden Euro.<br />

Das entspricht einem Plus von 26,7 Prozent im Vergleich zum<br />

Vorjahreszeitraum. Am Versandhandel hat der E-Commerce<br />

sogar einen Anteil von gut 83 Prozent. Insgesamt belief sich<br />

der E-Commerce-Umsatz in Deutschland in 2013 auf mehr als<br />

33 Milliarden Euro, während der Einzelhandel als Ganzes etwa<br />

433 Milliarden Euro umsetzte.<br />

Somit hat sich der elektronische Handel zu einem bedeutenden<br />

Wirtschaftsfaktor entwickelt – dessen Dynamik aber<br />

längst nicht am Ende ist! Denn freilich hat die Innovationskraft<br />

der Internetwirtschaft noch lange nicht ihre Spitze erreicht<br />

oder befindet sich sogar schon wieder im Abschwung.<br />

Eine Innovation sind E-Commerce-Plattformen, die das aus<br />

dem TV bekannte Konzept des Live-Shoppings ins Internet<br />

19<br />

Zukunft-Training — 05/14


Manybuy ist die erste Live-Shopping-Plattform im Internet.<br />

übertragen. Sie revolutionieren das E-<br />

Shopping, denn im Unterschied zum<br />

stationären Handel im Internet liegt der<br />

Fokus der Live-Shopping-Plattformen<br />

darauf, natürliche Kommunikation in<br />

Echtzeit zu gewährleisten, etwa per<br />

Sprache (Headset oder Mikrofon) oder<br />

Text-Chat, und so echte Beratung möglich<br />

zu machen.<br />

Erhebungen zu den Umsätzen auf diesen<br />

jungen Kanälen existieren noch<br />

nicht. Aber ausgehend von anderen<br />

Erkenntnissen lassen sich<br />

sowohl die Daseinsberechtigung<br />

der Live-Shopping-<br />

Plattformen selbst als<br />

auch deren wirtschaftliche<br />

Bedeutung ermitteln: Die<br />

deutschen Teleshopping-<br />

Unternehmen mit ihren Aktionen<br />

vor der Kamera erwirtschaften<br />

jährlich einen<br />

Umsatz von 1,7 Milliarden<br />

Euro – Tendenz steigend.<br />

Gleichzeitig aber orientiert<br />

sich die klassische Zielgruppe<br />

– die Generation<br />

55+ – mehr und mehr in<br />

die digitale Welt. Und dort wiederum<br />

steigen seit Jahren die Umsätze der Versandhäuser.<br />

Von diesem Run auf den<br />

Online-Handel werden die Plattformen,<br />

aber vor allem die Unternehmer, die<br />

dort tätig sind, durch die Verknüpfung<br />

von Teleshopping und E-Commerce<br />

stark profitieren.<br />

Nun mag sich die Frage stellen: Braucht<br />

das tatsächlich jemand? Gibt es echte<br />

Kundenbedürfnisse für solche Angebote?<br />

Die Antwort lautet kurz und<br />

präzise: ja. Vor Weihnachten hat das E-<br />

Commerce-Center Köln (ECC Köln), die<br />

„Die deutschen Teleshopping-<br />

Unternehmen mit ihren Aktionen<br />

vor der Kamera erwirtschaften<br />

jährlich einen Umsatz von<br />

1,7 Milliarden Euro – Tendenz<br />

steigend“<br />

Online-Abteilung des IFH Instituts für<br />

Handelsforschung (IFH Köln), Ergebnisse<br />

der Studie „Konsumentenerwartungen<br />

an Online-Serviceangebote in<br />

Echtzeit“ veröffentlicht. Denn während<br />

Online-Serviceangebote in der Branche<br />

diskutiert werden (Braucht man sie? Kosten<br />

sie nicht zu viel? Wollen Kunden sie<br />

überhaupt?), formulieren die Experten<br />

in der Studie, dass mehr als die Hälfte<br />

der Online-Shopper Serviceangebote<br />

für wichtig hält. Vor allem die Beratung<br />

sei wichtig. Rund zwei Drittel der Befragten<br />

wünschen sich, dass ihre Fragen<br />

beim Internet-Shopping unmittelbar<br />

beantwortet werden. Laut der Studie<br />

hätten viele Käufer Shopping-Prozesse<br />

bereits mindestens einmal abgebrochen,<br />

weil ihnen wichtige Informationen<br />

gefehlt hätten. Das zeigt ganz konkret:<br />

Beratung ist genauso wichtig wie<br />

das Angebot an sich und die technische<br />

Funktionalität einer E-Commerce-Plattform<br />

– und Live-Shopping-Plattformen<br />

kommen dieser Anforderung der Kunden<br />

entgegen.<br />

Ein Beispiel für dieses Konzept ist die<br />

ManyBuy AG in der Schweiz. Manybuy<br />

ist die erste Live-Shopping-Plattform im<br />

Internet, die es ermöglicht, jegliche Art<br />

von Produkten über einen Videokanal<br />

live zu verkaufen. Auf www.manybuy.<br />

com präsentieren Privatleute und Unternehmen<br />

ihre Angebote unmittelbar<br />

vor der Kamera. Damit transportiert<br />

das seit November 2013 bestehende<br />

Unternehmen die Idee des Homeshoppings,<br />

wie es im TV in den vergangenen<br />

Jahren berühmt geworden ist, ins<br />

Internet. Diese Live-Übertragung hat<br />

für viele Kunden den eben<br />

entscheidenden Vorteil,<br />

dass eine direkte Beratung<br />

und Beantwortung aller<br />

offenen Fragen möglich<br />

ist. Alle Verkäufer sind ansprechbar<br />

und können<br />

auf offene Punkte seitens<br />

der Käufer reagieren. So<br />

steht einem umfassenden<br />

Einkaufserlebnis nichts<br />

im Wege, bei dem keine<br />

Fragen offen bleiben und<br />

sich später aufgrund fehlender<br />

Informationen keine<br />

Enttäuschung einstellen<br />

kann – wie es durchaus im statischen E-<br />

Commerce der Fall sein kann. Und dann<br />

sind Ärger und Enttäuschung in vielen<br />

Fällen groß.<br />

Gleichzeitig zielt diese Online-Innovation<br />

auch darauf ab, Verkaufstalenten<br />

echte Karrierechancen im Internet<br />

zu eröffnen. Denn im Gegensatz zum<br />

„Vorbild“ TV-Shopping können private<br />

und gewerbliche Verkäufer, zumindest<br />

bei Manybuy, unmittelbar tätig werden<br />

und sich über die Web-Cam den<br />

Nutzern der Plattform präsentieren.<br />

Dadurch, dass für diese Präsentatoren<br />

20<br />

Zukunft-Training — 05/14


kein Casting stattfindet, bietet sich im dynamischen<br />

Online-Shopping grundsätzlich<br />

jedem die Möglichkeit, seine Fähigkeiten voll<br />

zu entfalten.<br />

Doch warum dieser Denkansatz bei der Entwicklung<br />

eines Portals? Viele Menschen, das<br />

wissen Sales- und Marketingexperten, haben<br />

das Zeug dazu, es als Verkäufer zu großem<br />

Erfolg zu bringen. Aber kaum jemand erhält<br />

ohne berufliche Erfahrung und passende formale<br />

Qualifikationen in der „analogen Welt“<br />

die Möglichkeit dazu, sich zu beweisen und<br />

seine Talente langfristig entfalten und entwickeln<br />

zu können. Unternehmen setzen in<br />

aller Regel sehr enge Zeitfenster, sodass ein<br />

Hineinwachsen in die Materie, ein Erproben<br />

der eigenen Kompetenzen und auch ohne<br />

Überarbeitung des eigenen Auftritts vor dem<br />

Kunden kaum möglich ist. So scheitern Verkaufskarrieren,<br />

bevor sie begonnen haben,<br />

und potenzielle Talente können ihre Perspektiven<br />

für eine echte Karriere im Verkauf nicht<br />

weiterverfolgen.<br />

Frank Felte<br />

Teleshopping-Profi<br />

Frank Felte, bundesweit bekannter und renommierter<br />

Teleshopping-Profi, ist Initiator von www.manybuy.<br />

com. Die Live-Shopping-Plattform ermöglicht im Internet<br />

erstmals, jegliche Art von Produkten über einen<br />

Videokanal live zu verkaufen und unmittelbar vor<br />

der Kamera zu präsentieren. Damit transportiert Manybuy<br />

die Idee des Homeshoppings, wie es im TV in<br />

den vergangenen Jahren berühmt geworden ist, ins<br />

Internet – aber jeder kann teilnehmen, ohne Casting<br />

oder Selektion.<br />

www.manybuy.com<br />

Live-Shopping-Plattformen im World Wide<br />

Web richten sich deshalb explizit an jedermann,<br />

im wahrsten Sinne des Wortes. Denn<br />

für die Präsentationen eigener Angebote<br />

kommt es gerade nicht darauf an, die typischen<br />

Qualifikationen nachzuweisen, die für<br />

eine Verkäuferlaufbahn in einem Unternehmen<br />

oder einer Struktur in der Regel nötig<br />

sind. Deshalb existieren auch keine Auswahlmechanismen<br />

für den Start als Verkäufer vor<br />

der Internetkamera. Denn Karrieren werden<br />

nicht durch Zeugnisse auf den Weg gebracht,<br />

sondern durch persönliches Engagement,<br />

echtes Commitment für die Sache und dem<br />

unbedingten Willen zum Erfolg. Wer beim<br />

Publikum einen guten Eindruck macht und<br />

unverstellt und sympathisch seine Produkte<br />

vor der Kamera präsentiert, hat beste Chancen<br />

auf eine Karriere als Online-Verkäufer.<br />

Dabei kommt es vor allem auf eines an: Authentizität.<br />

Die ist bei diesem Weg das A und<br />

O. Wer sich vor der Kamera verstellt, falsche<br />

Tatsachen vorgaukelt und versucht, seine


Schwächen zu überspielen, wird zwangsläufig<br />

unsympathisch und deshalb scheitern,<br />

denn auf lange Sicht lässt sich die Öffentlichkeit<br />

nicht blenden und zum Narren halten.<br />

Die Kunden vor den Bildschirmen merken<br />

schnell, wie ernst es ein Verkäufer meint – die<br />

Live-Formate decken jeden Fehler, jede Unehrlichkeit<br />

gnadenlos auf und strafen „Windhunde“<br />

sehr schnell ab. Das kann unechten<br />

Persönlichkeiten zu einem jähen Ende aller<br />

Verkaufs- und Marketingvorstellungen im<br />

World Wide Web verhelfen, schützt aber<br />

gleichzeitig die authentischen, offenen und<br />

fairen Verkäufer, die im Auftrag und für das<br />

Wohl ihrer Kunden unterwegs sind und sich<br />

als echte Partner des Verkäufers verstehen.<br />

„Die Kunden vor<br />

den Bildschirmen<br />

merken schnell,<br />

wie ernst es<br />

ein Verkäufer<br />

meint – die Live-<br />

Formate decken<br />

jeden Fehler, jede<br />

Unehrlichkeit<br />

gnadenlos auf<br />

und strafen<br />

„Windhunde“ sehr<br />

schnell ab.“<br />

Welchen Wert das Internet für die Karriere<br />

haben kann, wenn man den Kanal geschickt<br />

einsetzt und seine Person gut präsentiert,<br />

haben übrigens zwei Musiker gezeigt. Beinahe<br />

die ganze Welt kennt Lana del Rey und<br />

Justin Bieber: Die beiden Musiker verkaufen<br />

zig Millionen Platten und füllen Stadien und<br />

Hallen rund um den Globus. Das Besondere<br />

an ihnen: Sie haben keine konventionelle<br />

Musikerkarriere hingelegt, sondern sind über<br />

das Videoportal YouTube bekannt geworden.<br />

Dort haben immer mehr Nutzer das Talent<br />

der heutigen Superstars erkannt.<br />

Das alles bedeutet zusammengefasst: Online-Shopping-Portale,<br />

die durch ihren echten<br />

Live-Charakter messbare Mehrwerte erschaffen,<br />

sind nicht nur Geldbringer für die betreibenden<br />

Unternehmen. Es sind vielmehr auch<br />

Karriereplattformen für diejenigen, die sich<br />

selbst als Verkäufer verwirklichen und ihre<br />

Talente gewinnbringend einsetzen wollen.<br />

Solche Menschen präsentieren ihre Produkte<br />

dem Netzpublikum und werden so zu ihren<br />

eigenen besten Verkäufern, ob im privaten<br />

Bereich oder eben im gewerblichen. Persönliche<br />

und geschäftliche Entwicklung werden<br />

auf diese Weise erfolgreich kombiniert.<br />

***<br />

von Frank Felte<br />

22<br />

Zukunft-Training — 05/14


www.heikovaneckert.de<br />

<br />

VERHANDLUNGS-<br />

TRAINING<br />

<br />

VERHANDLUNGS-<br />

PROZESSBERATUNG<br />

<br />

VERHANDLUNGS-<br />

COACHING<br />

<br />

NEGOTIATION TASK<br />

FORCE<br />

Bessere Verhandlungsergebnisse:<br />

Durch klassisches<br />

Verhandlungstraining als<br />

Basis, erweitert durch Einkäufer-Perspektive<br />

und reale<br />

Praxisfälle mit Experten-Feedback.<br />

Bestens aufgestellt: Gemeinsam<br />

mit Ihnen legen wir das<br />

best-practice Vorgehen fest,<br />

entwickeln Templates und<br />

Checklisten, um z.B. Machtverhältnisse<br />

zu analysieren,<br />

Rollen festzulegen etc.<br />

Sparringspartner für<br />

den Deal: Mit einem<br />

Verhandlungsexperten im<br />

Hintergrund bringen Sie Ihre<br />

Verhandlung zum Ziel.<br />

Top unterstützt – auch am<br />

Tisch: Wenn Expertenwissen<br />

für Branchen und Länder<br />

gefragt ist, haben Sie mit der<br />

Task Force externe Verhandlungs-<br />

und Kulturspezialisten<br />

mit im Team, die gemeinsam<br />

mit Ihnen dafür sorgen, dass<br />

Sie den Deal gewinnen.<br />

DER VERHANDLUNGSPROFI<br />

FÜR KOMPLEXE VERHANDLUNGEN<br />

Als B2B-Verhandlungs- und Vertriebsexperte bin ich seit 1997<br />

selbstständig als Berater und Trainer unterwegs. Davor war ich<br />

selbst über 10 Jahre im Vertrieb von Produkten, Dienstleistungen<br />

und Projekten tätig. Im Jahr 2005 habe ich die salegro AG<br />

gegründet. Die salegro berät, trainiert und coacht international<br />

tätige B2B-Vertriebsorganisationen.<br />

Im Vertrieb hat mich das Thema Verhandlungen schon früh<br />

erreicht und immer fasziniert. Heute habe ich mich auf Training,<br />

Begleitung und Coaching komplexer Verhandlungen spezialisiert<br />

und berate und begleite Kunden in Verhandlungsprozessen.<br />

KONTAKT | Heiko van Eckert | Claudius-Keller-Str. 3A | 81669 München | Germany | T +49 89 2441423-0 | F -11<br />

mail@heikovaneckert.de | www.heikovaneckert.de | /profiles/Heikovan_Eckert | /in/heikovaneckert | /HvEckert


24<br />

Zukunft-Training — 05/14


IM GESPRÄCH MIT<br />

GABRIEL SCHANDL<br />

Wieder der Blick auf die Uhr. Noch drei Stunden, noch zwei Stunden, noch eine<br />

Stunde. Viele sehnen die Zeit bis zum Feierabend jeden Tag wie eine Erlösung<br />

herbei, und sehen das auch noch als selbstverständlich an. Doch sollten, und<br />

wichtiger, wollen wir wirklich so arbeiten? Gabriel Schandl plädiert für eine neue<br />

Wahrnehmung von Arbeit und spricht über seine Definition von Leistungsglück.<br />

Herr Schandl, Ihr neues Buch<br />

trägt den Titel „Das Beste geben<br />

- Wege zum Leistungsglück“.<br />

Aus welchen Gründen fühlen<br />

gerade Sie sich berufen, über<br />

Leistungsglück zu schreiben?<br />

Zu viele Menschen vegetieren vor sich hin und<br />

suchen ihre Freude am Wochenende. Verstehen Sie<br />

mich bitte richtig: Ich mag das Wochenende auch sehr<br />

gern, da ist Zeit für die Familie, zum Ausspannen und<br />

um die Akkus wieder zu laden. Aber muss es das Hauptziel<br />

unserer Tätigkeit sein? Was, wenn wir alle viel mehr<br />

Freude bei unserer Arbeit empfinden würden, weil wir<br />

unsere Talente, unsere Stärken leben können? Noch nie hat<br />

es eine Zeit mit so vielen Auswahlmöglichkeiten gegeben wie heute. Daran<br />

möchte ich die Menschen erinnern, weil ich auch selbst betroffen war: Ich<br />

hatte schlicht keine Lust und Freude mehr an meinem Beruf. Ich musste mich<br />

„neu erfinden“, um diese innere Befriedigung, die Freude an der Leistung<br />

wieder zu spüren. Heute habe ich sie zum Großteil der Zeit und genieße sie.<br />

Keiner verlangt von uns, ständig grinsend mit der rosa Brille durch die Gegend<br />

zu laufen. Das ist Unsinn. Aber sich selbst die Frage zu beantworten:<br />

Wie will ich den Großteil meines (restlichen) Lebens verbringen? Diese und<br />

viele weitere Fragen stelle ich in meinem neuen Buch. Und ich bringe Antworten<br />

und Beispiele von Menschen, die das für sich schon auf eine besondere<br />

Art und Weise beantwortet haben.<br />

Sie schreiben über den Dreiklang des Erfolges. Was können wir uns darunter<br />

vorstellen?<br />

25<br />

Zukunft-Training — 05/14


Klassische Organigramme stellen den<br />

Boss nach ganz oben, dann kommt<br />

das Top-Management, das mittlere Management,<br />

bis hin zu den Mitarbeitern<br />

ganz unten. Im schlimmsten Fall haben<br />

die auch noch Nummern. Die wichtigste<br />

Person im Unternehmen fehlt: Der<br />

Kunde. Neuere Ansätze versuchen, die<br />

„Pyramide“ umzudrehen und die Mitarbeiter<br />

mit direktem Kundenkontakt als<br />

die wichtigsten Personen im Unternehmen<br />

darzustellen. In meinem Ansatz<br />

will ich weitergehen und den Kunden<br />

in den Mittelpunkt stellen. Um ihn herum<br />

gibt es drei Eckpfeiler: Besondere<br />

Produkte oder Dienstleistungen, besondere<br />

Mitarbeiter und besondere<br />

Führungskräfte. Sie alle konzentrieren<br />

sich auf die eine, wesentliche Frage:<br />

Wie können wir unsere Kunden erfolgreicher<br />

machen? Wenn die Denke und<br />

das Handeln in diese Richtung gehen,<br />

„klingt“ das Ergebnis sehr schön, für<br />

alle Beteiligten, deshalb der „Dreiklang<br />

des Erfolgs“.<br />

Was hat Leistungsglück mit Spitzenleistung<br />

zu tun? Wie hängen die beiden Faktoren<br />

Ihrer Ansicht nach zusammen?<br />

Wenn wir „leistungs-glücklich“ sind,<br />

machen wir das was wir tun mit viel<br />

Hingabe, Leidenschaft und Freude.<br />

Daraus entsteht etwas Besonderes, das<br />

kann man gar nicht verhindern, vor allem<br />

aus einer langfristigen Perspektive. Der<br />

Automatismus zur freiwilligen und<br />

entspannten Spitzenleistung heißt<br />

somit Leistungsglück. Nicht jeden<br />

Tag, aber unterm Strich sollten wir in<br />

dem Beruf sein, der uns erfüllt. Dort<br />

geben wir dann gerne „Gas“, leisten<br />

mehr als erwartet und das merken die<br />

Menschen. Vom Kunden bis zum Chef.<br />

Wenn es dann die Unternehmenskultur<br />

auch noch erlaubt und ermöglicht,<br />

Bestleistung zu geben, dann sind wir auf<br />

der Überholspur in unserer Wirtschaft<br />

und können so im Sog des Erfolgs<br />

weitere Menschen und Unternehmen<br />

inspirieren und mitreißen.<br />

Wir brauchen eine neue Denk-Kultur,<br />

es ist Zeit für einen Paradigmenwechsel.<br />

All das Besondere auf dieser Welt<br />

ist entstanden, weil Menschen ihrem<br />

Herzen gefolgt sind, ihrer wesentlichen<br />

Berufung. Das kann vom Kleinen bis<br />

hin zum Weltverändernden reichen.<br />

Eine Mutter leistet einen enorm wichtigen<br />

Beitrag zur Gesellschaft, ein Reinigungsmann<br />

kann durch ein freundliches<br />

Grüßen im Stockwerk eines Hotels<br />

einen Unterschied für den Hotelgast<br />

machen, eine Managerin kann Ermöglicherin<br />

statt Verhinderin für ihr Team<br />

sein. All das zählt. Jeder und Jede! Wir<br />

haben unsere Talente nicht bekommen,<br />

damit wir sie verschwenden, sondern<br />

damit wir etwas sinnvolles damit anstellen.<br />

Was das ist, spüren wir, wenn<br />

wir tief in uns reinhorchen und uns erinnern<br />

an die Momente, in denen wir<br />

glücklich waren. Obwohl wir arbeiteten.<br />

Wollen überhaupt alle Menschen Leistungsglück<br />

leben? Gibt es nicht auch<br />

viele, die sagen „Ich will nur meine<br />

ruhige Kugel schieben, in einem immer<br />

26<br />

Zukunft-Training — 05/14


Gabriel Schandl ist gebürtiger<br />

Salzburger, verheiratet und Vater von<br />

fünf Kindern. Bereits in jungen Jahren<br />

und unmittelbar nach Abschluss der<br />

Bundeshandelsakademie baute er ein Trainerund<br />

Spezialisten-Team mit auf, das in den<br />

letzten 10 Jahren weit über 20 Millionen Euro<br />

Umsatz durch professionelle Begleitung von<br />

Unternehmen im Aus- und Weiterbildungsbereich<br />

erzielte. Heute inspiriert der Autor Menschen als<br />

Vortrags-Redner bei Großveranstaltungen und<br />

Firmenevents.<br />

www.gabrielschandl.com<br />

gleichen Umfeld meine Arbeit tun und<br />

dann nach Hause gehen zu meiner Familie“?<br />

Empfinden solche Menschen es<br />

nicht als Zwangsbeglückung, mit diesen<br />

Themen konfrontiert zu<br />

werden?<br />

Zu Ihrer ersten Frage: Ich<br />

glaube nein. Nicht alle<br />

wollen das. Und das darf<br />

auch sein. Ich will niemanden<br />

bekehren oder missionieren.<br />

Ich will inspirieren.<br />

Es soll jeder über sein<br />

Leben selbst entscheiden.<br />

Tatsächlich gilt der Satz<br />

„Keiner, der am Sterbebett<br />

liegt, hätte rückblickend<br />

gerne mehr Zeit im Büro<br />

verbracht.“ Trotzdem sind<br />

viele von uns in Büros. Das Leben dort<br />

kann auch gestaltet werden! Unterm<br />

Strich wird es um die Beziehungen gehen,<br />

die wir gelebt haben, private genau<br />

wie berufliche. Sogar spirituelle,<br />

wenn Sie mir den Hinweis auf unseren<br />

Schöpfer erlauben. Auch das ist eine<br />

„Ich will niemanden bekehren<br />

oder missionieren. Ich will<br />

inspirieren. Es soll jeder über sein<br />

Leben selbst entscheiden.“<br />

Beziehung und eine enorme Kraftquelle<br />

für viele Menschen, die glauben und<br />

wissen, dass sie Talente und Fähigkeiten<br />

geschenkt bekommen haben, um<br />

diese auch zu leben. Daran möchte ich<br />

erinnern. Vielleicht werden wir eines Tages<br />

sogar gefragt werden, was wir mit<br />

diesen Talenten angestellt haben, ob<br />

wir sie genutzt haben, für uns und andere.<br />

Vielleicht fragen wir uns das auch<br />

selbst, zwischendurch oder am Ende<br />

unseres Lebens. Dann ist es allerdings<br />

oft schon zu spät. Wir haben es jetzt<br />

in der Hand, etwas mit dem, was wir<br />

haben, anzufangen. Bei einem<br />

Redner-Kongress in<br />

Vancouver fiel der Satz: „Wir<br />

alle haben Karten bekommen.<br />

Dabei geht es nicht um<br />

die Menge, die wir haben,<br />

sondern darum, wie wir sie<br />

ausspielen.“ Eine schöne<br />

Metapher. Sehr zutreffend,<br />

wie ich finde.<br />

Kennen Sie aus Ihrer langjährigen<br />

Erfahrung Unternehmen,<br />

die wirklich die idealen<br />

Voraussetzungen bieten, um<br />

ihren Mitarbeitern gelebtes<br />

Leistungsglück auch zu ermöglichen?<br />

Es gibt zwei Möglichkeiten dafür:<br />

Entweder man macht sich selbständig<br />

und ist sein eigener Chef, dann hat<br />

man alle Freiheiten, natürlich auch alle<br />

Risiken. Aber in welchem Job – auch<br />

fest angestellt – gibt es kein Risiko<br />

27<br />

Zukunft-Training — 05/14


„Entscheide dich: Was willst du?“<br />

mehr? Gut, Sie können Beamter werden, dann haben Sie<br />

eine relativ hohe Sicherheit. Aber entspricht das Ihrem Traum<br />

vom Leben? Nicht, dass wir Beamte nicht brauchen, viele<br />

von ihnen machen sicher eine gute Arbeit. Im Angestellten-<br />

Sein geht es grundsätzlich darum, die richtige Firma zu<br />

finden, in der ich mich wohl fühle, weil ich ein Umfeld habe,<br />

in dem ich meine Talente leben kann. Das kann vom kleinen<br />

Familienunternehmen bis hin zum Konzern gehen, je nachdem,<br />

was man möchte. Viele junge Menschen wollen aufsteigen<br />

oder bei einem Unternehmen mit einem großartigen Namen<br />

arbeiten. Deshalb bekommt zum Beispiel Red Bull so viele<br />

Bewerbungen. Dass die von ihren Mitarbeitern aber auch<br />

sehr viel verlangen, wird sicher in den ersten Wochen dort<br />

schon klar. Die Ideen der eigenen Lebensgestaltung gehören<br />

hier mit berücksichtigt: Will ich eine Familie gründen? Kann<br />

ich dann für sie da sein, wenn sie wächst, ermöglicht mein<br />

Unternehmen das? Kann ich Auszeiten nehmen für Bildung,<br />

Karenz oder anderes? Sind mir persönliche Beziehungen zum<br />

Chef wichtig oder will ich meine Ruhe? Will ich vorrangig mit<br />

anderen im Team arbeiten oder lieber alleine?<br />

In meinem Buch zeige ich Plattformen auf, die ermöglichen,<br />

Antworten und die Ideen auf solche Fragen zu finden, wie zum<br />

Beispiel „whatchado“. Dort gibt es an die 1.000 verschiedene<br />

Kurz-Videos, in denen Menschen ihre Arbeit beschreiben. Also<br />

ein wunderbares Job-Buffet, von dem man sich inspirieren<br />

lassen kann. Start-ups mit Ideen werden immer gefragter.<br />

Einige wenige von ihnen verkaufen ihr Unternehmen nach<br />

kurzer Zeit mit sattem Profit, weil sie sich getraut haben, etwas<br />

Neues zu probieren. Andere holen sich Investoren ins Boot und<br />

wachsen weiter. Es ist herrlich, wie viele Möglichkeiten es gibt,<br />

sich zu betätigen. Lassen Sie uns die Unzufriedenheit mit dem<br />

Status quo als Antriebsfeder für den Sprung ins Neuland nutzen.<br />

Alternativ dazu kann man schwere Zeiten auch mit Dankbarkeit<br />

überbrücken für das, was ist. Wir jammern ja meistens auf<br />

sehr hohem Niveau. Zufriedenheit ist etwas Wunderbares.<br />

Unzufriedenheit auch, aber nur, wenn man sie für weitere<br />

Entwicklungsschritte nutzt und sich auf die Entdeckungsreise<br />

nach dem Plan fürs eigene Leben macht. Dabei begleite ich<br />

Menschen, Teams und Organisationen als Strategie-Coach,<br />

Vortragsredner und Wirtschaftstrainer. Ich empfinde es als<br />

Das Beste geben<br />

Wege zum Leistungsglück<br />

von Gabriel Schandl<br />

Goldegg Verlag<br />

238 Seiten<br />

19,95 Eur[D]<br />

ISBN-13: 978-3902903839<br />

Erstausgabe <strong>Mai</strong> <strong>2014</strong><br />

28<br />

Zukunft-Training — 05/14


Privileg, beobachten und erleben zu dürfen, wie sich einzelne<br />

Personen und ganze Unternehmen entwickeln, mitunter weil sie<br />

das umsetzen, was wir gemeinsam erarbeitet haben. Da spüre ich<br />

ein wenig Stolz, nicht auf mich, sondern auf die, die das umsetzen.<br />

Und ich bin dankbar, dass ich entdecken durfte, dass genau darin<br />

meine Berufung liegt: Andere erfolgreicher zu machen.<br />

Ihre ultimativen 5 Tipps zum dauerhaften Leistungsglück?<br />

1. Entscheide dich: Was willst du? (In Abstimmung mit<br />

deinen Talenten)<br />

2. Setze kleine Schritte, um in die gewünschte Richtung<br />

vorwärts zu kommen<br />

3. Hole dir dazu professionelle Hilfe. Es gibt Coaches<br />

und Begleiter für alle Bereiche, sei es bei der<br />

Talentfindung, für Beziehungen, für Erfolg<br />

im Beruf. Keiner kann alles alleine schaffen<br />

und du musst auch nicht alle Fehler selber<br />

machen.<br />

4. Sei dankbar. Hilf anderen, zu wachsen,<br />

mache das Beste aus dem, was du<br />

gerade zu tun hast.<br />

5. Entwickle dich weiter, lerne dazu,<br />

lese, rede mit anderen Menschen.<br />

Bete. Du bist ein geliebtes Kind<br />

Gottes! Gönne dir Zeiten der Ruhe<br />

und der Freude.<br />

***<br />

Ein Gespräch mit<br />

Gabriel Schandl


30<br />

Zukunft-Training — 05/14


BEGNADETE FÜHRUNGSKRÄFTE<br />

FALLEN NICHT EINFACH VOM HIMMEL<br />

SIE WERDEN GEMACHT.<br />

WWW.TRAINER-AKADEMIE.DE<br />

31<br />

Zukunft-Training — 05/14


32<br />

Zukunft-Training — 05/14


PROFILER-TIPPS<br />

GEGEN UNFAIRE TRICKS<br />

BLENDER UND TRICKSER ERKENNEN, MEIDEN<br />

UND NEBENBEI EIN GUTES LEBEN FÜHREN!<br />

Irgendwann im Leben geht jeder einmal einem Trickser auf den Leim. Doch woran erkennt<br />

man, wer es nicht gut mit einem meint? Wie reagiert man vernünftig, ohne sich „geschlagen<br />

zu geben“? Wie kann man vermeiden, dass so etwas noch einmal passiert? Einige Beispiele<br />

und Tipps zeigen, wie man Tricksersicher durch den (Arbeits-)Alltag kommt.<br />

Im echten Leben ist das leider anders. Klar, es sind die Netten,<br />

die aufs Kreuz gelegt werden. Und heimlich würden die den<br />

Idioten auch ordentlich eins drüber ziehen, so wie Bruce Willis.<br />

Aber machen die das auch? Warum eigentlich nicht? Tja, hier<br />

kommt ein Naturgesetz im Umgang mit Tricksern: Trickser arbeiten<br />

mit Ihren Tugenden und Ihrer guten Erziehung. Um gevon<br />

Suzanne Grieger-Langer<br />

Jetzt, da endlich der Sommer beginnt, habe ich eine<br />

wichtige Frage an Sie: „Was ist Ihr Weihnachtsfilm?“<br />

Ja, im Ernst. Gehören Sie eher der Fraktion „Der kleine<br />

Lord“ oder „Aschenbrödel“ an? Welchen Film sehen<br />

Sie traditionell an Weihnachten? Wir gucken „Stirb<br />

langsam“ – jedes Jahr, mehrfach…ich kann schon mitsprechen<br />

– alle fünf Teile!<br />

Was das jetzt soll? Ich merke schon, Sie können eben nicht<br />

mitsprechen ;-), also werde ich zitieren: „Die gleiche Scheiße<br />

passiert dem gleichen Mann zum zweiten Mal...“ flucht Bruce<br />

Willis als John McClane in Stirb langsam 2 und kriecht in das<br />

Rohr, um seinen Feinden ordentlich eins überzuziehen. Und<br />

während Bruce Willis flucht und kämpft, räkeln wir uns wohlig<br />

auf dem Sofa in der Gewissheit, dass der Gute gewinnt.<br />

33<br />

Zukunft-Training — 05/14


nau zu sein, verlassen sich Trickser darauf,<br />

dass Sie Ihre gute Erziehung nicht<br />

aufgeben, nur um den Trickser dingfest<br />

zu machen. Ganz ehrlich. Ist es nicht so,<br />

dass wir gern mal einem fiesen Typen<br />

ordentlich eins draufgeben wollen?<br />

Aber dann kommt im Kopf der Elternfunk<br />

dazwischen und wir finden, dass<br />

wir uns nicht auf dieses Niveau herab<br />

begeben wollen. Hm. Da ist ein Denkfehler!<br />

Kommen Sie mit mir auf eine kleine Reise:<br />

Wir zwei verreisen. Für ein paar Tage<br />

geht es nach… irgendwo in Asien. Wie<br />

wäre es mit China? Wissen Sie, was das<br />

bedeutet? Nein, nicht politisch, sondern<br />

ganz praktisch: Wir zwei sind dort Analphabeten.<br />

Wir verstehen nichts und<br />

niemanden. Können kein<br />

Schild entziffern. Und nun?<br />

Wir werden wohl versuchen,<br />

uns verständlich zu machen.<br />

Dabei stellen wir schnell fest,<br />

dass das mit Deutsch und<br />

Englisch – den Sprachen, die<br />

wir sprechen – nicht gelingt.<br />

Klar, man lächelt uns nett an,<br />

aber wir bekommen nicht,<br />

was wir wollen. Und nun?<br />

Begreifen wir, dass wir deren Sprache<br />

sprechen müssen? Liegt doch auf der<br />

Hand, oder? Also werden wir uns mit<br />

unserer Übersetzer-App und Händen<br />

und Füßen lächerlich machen, aber<br />

Essen und Hotel organisieren. Na, also.<br />

Geht doch!<br />

Wenn es aber um den Umgang mit fiesen<br />

Typen geht, da werden wir weniger<br />

pragmatisch. Typischerweise wird Bambi<br />

in seiner Blümchensprache mit dem<br />

Biest reden. Bambi redet dann meistens<br />

vom Verstehen und vom Vertragen. Das<br />

versteht das Biest aber entweder gar<br />

nicht oder als untergebenes Gejammer,<br />

also als nicht beachtenswert. Wenn sich<br />

Bambi also nachhaltig verständlich machen<br />

will, dann wird das wohl nur in der<br />

Sprache des Biestes gehen. Logisch? Logisch!<br />

Und doch, wird Bambi typischerweise<br />

jetzt sagen, dass es sich nicht auf<br />

dieses niedere Niveau herab begeben<br />

möchte. Und überhaupt, wohin wird<br />

die Gesellschaft abgleiten, wenn sich<br />

jeder so benimmt?<br />

Nun mal ehrlich, das ist ein hilfloser Versuch,<br />

sich in der Unterlegenheitsposition<br />

als überlegen zu fühlen. Gewonnen<br />

ist für das Bambi damit nichts. Für das<br />

Biest aber alles, frei nach dem Motto:<br />

Dreist gewinnt!<br />

Als Übersetzerin der Sprache von Biestern,<br />

Tricksern und Tyrannen möchte<br />

ich Sie das wichtigste Überlebenswort<br />

lehren. Es lautet: »Nein!« und ist von<br />

„Nein! - und damit fertig. Das ist<br />

der beste Weg eine Situation zu<br />

stoppen, in der Sie sich verfranzt<br />

haben.“<br />

keinen weiteren phonetischen Klängen<br />

begleitet, sprich: Nein! - und damit fertig.<br />

Das ist der beste Weg eine Situation<br />

zu stoppen, in der Sie sich verfranzt<br />

haben.<br />

Wie aber navigieren Sie sicher durch unzivilisiertes<br />

Gebiet? Sie brauchen eine<br />

Landkarte für die Typen der Trickser<br />

und deren Taten. Trickser sind gar nicht<br />

so leicht zu durchschauen. Es gibt sie<br />

in alle Farben, Formen und mit allerlei<br />

Fähigkeiten. Zur Grobsortierung reicht<br />

allerdings die einfache Unterscheidung<br />

in Amateure und Profis.<br />

Der Amateur wird verhältnismäßig<br />

trampelig und aggressiv vorgehen. Er<br />

will unbedingt beweisen, dass er ein<br />

Raubtier ist. Doch anstatt sich auf sanften<br />

Sohlen anzuschleichen, wird er laut<br />

brüllend auf sich aufmerksam machen,<br />

nach dem narzisstischen Motto: „Siehst<br />

du mich? Siehst du mich wirklich?“ Dieser<br />

Typ ist mehr damit beschäftigt, sich<br />

als Beutejäger zu präsentieren, als echte<br />

Beute zu machen. Das bedeutet: Punktabzug<br />

für den Grobmotoriker! Und für<br />

Sie: Entspannen Sie sich!<br />

Ein kleines Beispiel aus dem echten Leben:<br />

Nicht selten fragen mich Frauen in<br />

Führungspositionen, wie sie souverän<br />

auf sexistische Anspielungen reagieren<br />

sollten. Sie fühlen sich überfordert.<br />

Wollen nicht als Sensibelchen dastehen<br />

und fragen sich: Was sagen? – Regel<br />

Nummer 1: Es geht in erster Linie darum,<br />

was Ihr Körper spricht,<br />

nicht was Ihr Mund spricht.<br />

Die Körpersprache entscheidet<br />

in solchen Situationen<br />

– also gelebte Souveränität.<br />

Dazu gilt es zuerst einmal<br />

einen klaren Kopf zu behalten<br />

und sich an eine wichtige<br />

Erkenntnis zu erinnern.<br />

Schopenhauer wusste schon;<br />

wenn jemand ad rem (in der<br />

Sache) nicht weiter weiß, dann zielt er<br />

ad hominem (auf die Person), wird also<br />

beleidigend. Wenn ich diese Erkenntnis<br />

erinnere, dann weiß ich, dass ich<br />

Oberwasser habe. Ich muss also gar<br />

nicht reagieren – verbal. Ein wissendes<br />

Lächeln reicht. Wenn das nicht Ihr Ding<br />

ist, dann dürfen Sie gern auch mitleidig<br />

seufzen. Oder sind Sie der Augenverdreher-Typ?<br />

Auch erlaubt.<br />

Nun aber zu den echten Profis, den<br />

Berufs-Tricksern. Diese sind nett und<br />

damit brandgefährlich. Diese Trickser<br />

werden sich nicht als das Raubtier präsentieren,<br />

das sie sind. Sie haben eine<br />

ganz andere Masche der Manipulation<br />

bis zur Meisterschaft gebracht: das<br />

»Fluchttier-Flüstern«!<br />

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Ein Meistermanipulator wird Sie behandeln<br />

wie ein Fluchttier und mit dem Join-Up arbeiten.<br />

Und schon kommen wir zu ihren<br />

Taten. Die sind bei Tricksern schnell zusammengefasst,<br />

denn alle arbeiten in drei pragmatischen<br />

Schritten: abchecken, ausnutzen,<br />

abhauen.<br />

Abchecken<br />

Ein Trickser pirscht sich im Verborgenen an,<br />

wie eine Raubkatze. Das Opfer ist schon lange<br />

entdeckt und abgecheckt, bevor es den<br />

Trickser wahrnimmt. Und nicht selten ist es<br />

für die Beute dann auch schon zu spät. Mit<br />

raubtierhaftem Instinkt werden die Schwachstellen<br />

des Opfers aufgespürt. Der Trickser<br />

wartet und bewirkt, dass es müde wird. Erst<br />

dann erfolgt der eigentliche Angriff.<br />

Ein direkteres Vorgehen würde Opfern und<br />

Beobachtern ermöglichen, die wahre Absicht<br />

zu erkennen. Die indirekten Techniken<br />

aber destabilisieren und verleiten das Opfer<br />

zu glauben, dass das, was sich da tatsächlich<br />

abspielt, nicht sein kann, unwirklich ist. Denn<br />

die Aggression (der Beutezug) geschieht<br />

ohne großes Aufsehen. Worauf es dem Trickser<br />

ankommt, ist die Verwirrung des Opfers.<br />

Ein verwirrtes Beutetier ist ein unkoordiniertes<br />

Beutetier, ist ein desorientiertes Beutetier<br />

— ist leichte Beute.<br />

Suzanne Grieger-Langer<br />

Profiling-Expertin<br />

Suzanne Grieger-Langer ist verdeckte Profilerin, die<br />

einzige in Europa. Diesen Beruf verbindet man mit der<br />

Kriminalistik; doch ihre Kompetenzen sind vor allem<br />

in Wirtschaft und Politik gefragt. Eingesetzt wird sie im<br />

Bereich des Recruitment und der Potenzialerkennung<br />

und -optimierung, in der Verhandlungsgestaltung<br />

und im Fraud Management (Betrugsaufdeckung).<br />

www.grieger-langer.com<br />

Ausnutzen<br />

In dieser zweiten Phasen, der Hauptphase,<br />

werden Sie zuerst emotional angefixt. Sie<br />

werden so neugierig gemacht und so mit<br />

Nettigkeiten eingedeckt, dass Sie sich in<br />

diesen Trickser geradezu verlieben. So wie<br />

eine Mücke beim Stich betäubt, betäubt der<br />

Trickser Ihre Wachsamkeit und Ihren gesunden<br />

Menschenverstand mit Liebenswürdigkeiten.<br />

Sobald Sie nicht mehr Sie selbst sind,<br />

erfolgt sein Zugriff.<br />

Der Trickser wird dann so viel aus seinem Opfer<br />

herausholen, wie herauszuholen ist: Zeit,<br />

Geld, Wissen, Karriere, Status,... Die Liste ist<br />

unendlich.


Es geht darum,<br />

dass diesen<br />

Tricksern das<br />

Handwerk<br />

gelegt wird. Das<br />

braucht schon<br />

mal beherztes<br />

Eingreifen und<br />

dazu benötigen<br />

Sie auch drei<br />

pragmatische<br />

Schritte: Analyse,<br />

Versenkung,<br />

Zugriff.<br />

Abhauen<br />

Wenn das ausgelaugte Opfer nicht<br />

mehr „rentabel“ genug ist, entledigt<br />

der Trickser sich seiner ohne<br />

die geringste Gemütsbewegung. Er<br />

wird Sie fallen lassen wie eine heiße<br />

Kartoffel. Oft wird den Opfern von<br />

Tricksern erst jetzt klar, was wirklich<br />

geschah.<br />

Und warum? — Nur für den Kick,<br />

für den Augenblick! Das Ziel<br />

des Tricksers ist es, zur Macht zu<br />

gelangen und sich dann dort<br />

zu halten — egal mit welchen<br />

Mitteln. Es sollen Unfähigkeiten<br />

verschleiert, Status erhalten und<br />

Erfolge gesichert werden. Und dazu<br />

wird sich der Trickser alle möglichen<br />

Opfer als „Bauern“ gefügig machen<br />

und jeden potenziellen Kritiker<br />

ausschalten.<br />

Kennen Sie den Spruch: „Es sind<br />

immer zwei beteiligt.“? Ich mag<br />

diesen Spruch nicht, es klingt so,<br />

als wäre das Opfer mit Schuld<br />

oder verantwortlich dafür, was<br />

ihm angetan wurde. Das ist nicht<br />

der Fall. Und es ist auch nicht<br />

der Fall, dass nur naive oder<br />

unaufmerksame Personen von<br />

Tricksern ausgenutzt werden.<br />

Bedenken Sie, dass ein Trickser<br />

von einem klugen und potenten<br />

Opfer weit mehr profitiert. Und<br />

auch wenn Sie sich im Nachhinein<br />

wundern: „Wie konnte mir das denn<br />

nur passieren? Wie konnte ich denn<br />

nur so auf den Typ hereinfallen?“<br />

Dann seien Sie mit sich selbst fair<br />

und halten Sie sich zugute, dass Sie<br />

wahrscheinlich nicht auf der Schule<br />

der Boshaftigkeiten gelernt haben.<br />

Aber was jetzt? Mit gleicher Münze<br />

heimzahlen? Nein! Mit gleicher<br />

Wucht stoppen! Hier sind wir wieder<br />

bei meinem Weihnachtsfilm<br />

und John McClain. Es geht darum,<br />

dass diesen Tricksern das Handwerk<br />

gelegt wird. Das braucht schon mal<br />

beherztes Eingreifen und dazu benötigen<br />

Sie auch drei pragmatische<br />

Schritte: Analyse, Versenkung, Zugriff.<br />

Analyse<br />

Evaluation vor Intervention! Analysieren<br />

Sie genau, was da vor sich<br />

geht, bevor Sie Ihre Intervention<br />

planen. Vorsicht vor dem Phänomen<br />

„Lucky Luke“, sprich schneller<br />

zu reagieren, als Sie denken können.<br />

Glauben Sie nichts ungeprüft.<br />

Bleiben Sie wach und kritisch, achten<br />

Sie auf Brüche in der Silhouette.<br />

Versenkung<br />

Sie versenken nicht gleich den<br />

Trickser, sondern sich in sich und<br />

Ihre Fähigkeiten. Das Prinzip heißt:<br />

mind like water. Sie kommen aus<br />

solchen Verrückheiten nur mit<br />

einem klaren Kopf heraus. Das<br />

bedeutet, Sie müssen wieder zu<br />

Ihrer Mitte finden und bei sich<br />

bleiben. Damit entziehen Sie sich<br />

dem emotionalen Zugriff des<br />

Tricksers.<br />

Zugriff<br />

Wenn Sie gut vorbereitet sind und<br />

wieder gut zu sich selbst gefunden<br />

haben, dann zerren Sie die Untaten<br />

einfach nur ans Licht, mehr braucht<br />

es nicht. Den Rest erledigt die Gesellschaft.<br />

Und dann? Dann ist es Zeit für die<br />

Rache. Mein Rat: Die beste Rache,<br />

die Sie gegen einen Trickser anwenden<br />

können ist, ein gutes, freudvolles<br />

und von Freunden umgebenes<br />

Leben zu leben!<br />

***<br />

von Suzanne Grieger-Langer<br />

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Zukunft-Training — 05/14


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Zukunft-Training — 05/14


Impressum<br />

Zukunft - Training<br />

TAM-Edition Verlag in Zusammenarbeit mit der Trainer-Akademie München. Als Mitherausgeber treten die<br />

Autoren der namentlich gekennzeichneten redaktionellen Beiträge auf.<br />

Die Redaktion kann trotz sorgfältiger Recherchen und Überprüfung der zugrunde liegenden Quellen keine Gewähr für den Inhalt<br />

übernehmen. Jegliche Haftung für aus der Berichterstattung entstandene Schäden ist ausgeschlossen.<br />

Torstraße 37, 10119 Berlin, Telefon +49 151 511 84312, redaktion@zukunfttraining.de,<br />

anzeigen@zukunfttraining.de, Herausgeber: Frederic M. Fuchs Chefredaktion: Dr. Helmut Fuchs<br />

Lektorat Lilli Iliev Layout und Gestaltung: p5 media, Leicht+Luftig, Zukunft-Training<br />

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http://zukunfttraining.de/agb.html<br />

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