Contra emag Nr. 00/14
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Editorial<br />
Das kritische und<br />
politisch unabhängige<br />
<strong>Contra</strong><br />
Magazin als „eMagazin“,<br />
oder einfach kurz auch<br />
„eMag“ - so soll es im Laufe<br />
des Jahres Realität werden.<br />
Deshalb gibt es sozusagen<br />
als „Appetithäppchen“ eine<br />
kleine Testausgabe, bestehend<br />
aus bereits veröffentlichten<br />
Artikeln der letzten<br />
Wochen.<br />
Ich würde mich sehr darüber<br />
freuen, wenn Sie mir<br />
ein konstruktives Feedback<br />
hinsichtlich Layout, Format,<br />
Themenwahl, Inhalt und<br />
dergleichen per E-Mail<br />
(m.maier@contramagazin.com)<br />
mit dem<br />
Betreff „Feedback eMag“<br />
zukommen lassen, damit<br />
wir an einem besseren<br />
Lesevergnügen arbeiten<br />
können.<br />
Sollten Sie an einer Mitwirkung<br />
als Autor oder Grafiker<br />
interessiert sein, dürfen<br />
Sie sich ebenfalls sehr<br />
gerne melden. Wir bieten<br />
unseren Mitarbeitern für die<br />
gelieferten Artikel und Grafiken<br />
eine erfolgsabhängige<br />
Bezahlung an, wobei 70%<br />
der Nettoerlöse aus dem<br />
Verkauf des Magazins,<br />
sowie der Werbeeinnahmen<br />
anteilig ausgeschüttet werden.<br />
Das <strong>Contra</strong> Magazin<br />
steht hierbei für größtmögliche<br />
Meinungsvielfalt und<br />
Meinungsfreiheit im Rahmen<br />
der geltenden Gesetze.<br />
Denn im Gegensatz zu den<br />
meisten etablierten Magazinen<br />
wollen wir unseren<br />
Leserinnen und Lesern keinen<br />
grauen Einheitsbrei<br />
servieren, sondern eine kritische<br />
Betrachtung aktueller<br />
Themen aus unterschiedlichen<br />
Blickwinkeln.<br />
Neben dem Schwerpunkt<br />
auf Politik, Wirtschaft und<br />
Finanzen, möchten wir auch<br />
gesellschaftliche Themen<br />
behandeln, die aktuell brisant<br />
sind und die mediale<br />
Aufmerksamkeit verdienen.<br />
Wir freuen uns schon sehr<br />
auf die Verwirklichung<br />
unseres Medienprojektes<br />
und hoffen, dass wir Sie mit<br />
dem <strong>Contra</strong> Magazin<br />
überzeugen können.<br />
Um immer auf dem Laufenden<br />
zu bleiben, können<br />
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3/) folgen.<br />
Viel Spaß bei der Lektüre<br />
der folgenden hoffentlich<br />
sehr informativen Seiten<br />
wünscht Ihnen<br />
Ihr,<br />
Marco Maier<br />
Mitherausgeber und Chefredakteur<br />
Wirtschaft<br />
2<br />
Impressum &<br />
Internes<br />
Offenlegung gemäß §25<br />
Mediengesetz<br />
Medieninhaber (Verleger)<br />
und Herausgeber:<br />
<strong>Contra</strong> Magazin, Montleartstraße<br />
60, A-1160 Wien<br />
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Keltscha, Montleartstraße<br />
60, A-1160 Wien<br />
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E-Mail eMagazin:<br />
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Das <strong>Contra</strong> Magazin<br />
erscheint wöchentlich mit<br />
50 Ausgaben (inkl. 2 Doppelausgaben)<br />
pro Jahr.<br />
Einzelpreis: 2,90€<br />
Halbjahresabo (25 Ausgaben):<br />
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2<strong>00</strong>,<strong>00</strong>€<br />
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Es gilt die Anzeigenpreisliste<br />
<strong>Nr</strong>. 1.<br />
Verlagsort: Wien.<br />
Grundlegende Richtung:<br />
Kritisches Meinungs- und<br />
Newsmagazin mit Schwerpunkt<br />
Politik, Wirtschaft<br />
und Finanzen.
Politik<br />
Inhalt<br />
-Seite 3 – ÖVP: Die schwarze Reichshälfte<br />
ist führerlos<br />
-Seite 6 – Österreich: Team (ohne) Stronach<br />
-Seite 7 – AfD: Richtungsstreit zwischen<br />
Professoren und Protestwählern<br />
-Seite 9 – Bosnien-Herzegovina: Zerbricht<br />
der Kunststaat?<br />
-Seite 11 – US-Diplomatin: „Fuck the EU“<br />
-Seite 12 – Brasilien vs. USA: Unterschiedliche<br />
Wege bei der Armutsbekämpfung<br />
-Seite 17 – Drohnenkrieg: US-Terrorregime<br />
tötet nach Lust und Laune<br />
Wirtschaft<br />
-Seite – 19 – Österreich: Neuer Rekord bei<br />
der Arbeitslosigkeit<br />
-Seite 21 – Deutschland: Rekord-Steuereinnahmen<br />
zu Lasten der Arbeitnehmer<br />
-Seite 23 – Deutschland: Die soziale Ungerechtigkeit<br />
wächst weiter<br />
-Seite 25 – Schuldenkrise: Eurozone mit<br />
Schuldenrückgang<br />
-Seite 27 – Schuldenkrise: Kommt ein<br />
neuer Schuldenschnitt für Griechenland?<br />
-Seite 29 – Großbritannien: Wirtschaft auf<br />
Blasenkurs<br />
-Seite 30 – Jobs: US-Arbeitsmarkt weiterhin<br />
schwach<br />
-Seite 31 – USA: Yellen erwartet starkes<br />
Wirtschaftswachstum<br />
-Seite 32 – TAFTA/TTIP: Diktatur der Konzerne<br />
-Seite 34 – Schwellenländer: Schattenbanken<br />
auf Vernichtungsfeldzug<br />
-Seite 36 – FairTrade: Geschäftsmodell<br />
Nachhaltigkeit<br />
-Seite 37 – Enteignung: Bundesbank für<br />
Sondersteuer auf Sparguthaben<br />
Gesellschaft<br />
-Seite 39 – OECD-Studie: Migration in den<br />
Sozialstaat oder den Arbeitsmarkt?<br />
-Seite 41 – Portugal: Eine Katastrophe<br />
kommt selten allein<br />
-Seite 43 – Colorado: Marihuana-Legalisierung<br />
lässt die Kassen klingeln<br />
Wissen & Technik<br />
-Seite 45 – Austrofaschismus: 12.<br />
Februar 1934 – Der österreichische Februaraufstand<br />
-Seite 47 – Ernährung: Interessante<br />
Erkenntnisse aus 7.<strong>00</strong>0 Jahre altem Genom<br />
Meinung<br />
-Seite 48 – Einmischung: Der Run auf die<br />
Ukraine hat schon längst begonnen<br />
-Seite 49 – Demokratie: Russlands berechtigte<br />
Kritik an Deutschland<br />
-Seite 51 – Votum: Die Schweiz als letzte<br />
Insel der Volkssouveränität<br />
<strong>Contra</strong>-Punkt<br />
-Seite 53 – EU oder Schweiz: Wer ist hier<br />
fremdenfeindlich?<br />
-Seite 55 – Klimawandel: Panikmache<br />
oder Normalität?<br />
-Seite 58 – Steuergerechtigkeit: Gibt es<br />
eine effektive Umverteilung?<br />
<strong>Contra</strong>-Spezial<br />
-Seite 61 – Bertelsmann-Studie: Russland<br />
wird erstmals als Autokratie gewertet<br />
-Seite 63 – Staatsfonds: Norwegen als Beispiel<br />
für Russland?<br />
Satire<br />
-Seite 65 – Schwarzgeld: Politiker müssen<br />
künftig keine Steuern zahlen<br />
Last Man Texting<br />
- Seite 66 – Das Beste zum Schluss<br />
3
ÖVP – Die<br />
schwarze<br />
Reichshälfte<br />
ist führerlos<br />
Vor einigen Tagen<br />
musste Michael<br />
Spindelegger,<br />
(Noch-) Bundesparteiobmann<br />
der Österreichischen<br />
Volkspartei (ÖVP) daran<br />
erinnern, dass er der Chef<br />
der Partei sei. Wer daran<br />
erinnern muss, den nimmt<br />
niemand mehr ernst und<br />
darf sich in die Ahnenreihe<br />
der Parteichefs im Hinterzimmer<br />
einordnen. Wahrscheinlich<br />
war Spindelegger<br />
immer schon der falsche<br />
Mann für die Parteiführung<br />
einer konservativen Partei.<br />
Sein Kuschelkurs mit den<br />
Sozialdemokraten lässt<br />
kaum mehr Unterschied<br />
zwischen den Koalitionspartnern<br />
erkennen. Auch<br />
das totgeschwiegene Milliardenloch<br />
und neue Steuern<br />
machen diesen Michael<br />
Spindelegger bei den Wählern<br />
nicht beliebter.<br />
Seit 1945 ist Österreich<br />
praktisch zweigeteilt. Das<br />
hat nichts mit den Befreiern<br />
(Besatzern) zu tun, die<br />
zehn Jahre später das Land<br />
verlassen haben, sondern<br />
bezeichnet lediglich den<br />
Umstand, dass Österreich<br />
von den damaligen Sozialisten<br />
und Konservativen politisch<br />
besetzt wurde. Überall<br />
wo es Schalthebel gab,<br />
wurden diese erfolgreich<br />
von Rot und Schwarz okkupiert<br />
um ihre Macht im ganzen<br />
Land mehr oder weniger<br />
gleichmäßig zu verteilen.<br />
Von den Kammern und<br />
Bünden, Bundesbahn und<br />
ORF, Banken, verstaatlichte<br />
Industrie oder Sportverein,<br />
diese Parteien machten vor<br />
nichts Halt. Bis heute hat<br />
sich wenig verändert. Die<br />
Spitzen dieser Organisationen<br />
sind stimmgewichtig<br />
und bringen nicht selten<br />
den eigenen Parteichef zu<br />
Fall.<br />
In Österreich gibt es praktisch<br />
keine konservative<br />
Partei mehr. Unter der Führung<br />
Spindeleggers gleichte<br />
sich die ÖVP der SPÖ<br />
gewissermaßen an. So war<br />
auch nach der letzten Wahl<br />
ziemlich schnell ersichtlich<br />
wohin die Reise geht. Zum<br />
Schein spielte uns Spindelegger<br />
vor, dass eine große<br />
Koalition nicht ausgemacht<br />
sei, dennoch wusste jeder<br />
von uns, dass es fast keine<br />
anderen Möglichkeiten gibt.<br />
Die ÖVP unter Spindelegger<br />
hat auch keine "Eier" um<br />
mit der FPÖ und einem weiteren<br />
Partner eine Regierung<br />
zu stemmen. So war<br />
es fix ausgemacht, und wir<br />
müssen fünf weitere Jahre<br />
so tun, als wäre alles in<br />
bester Ordnung.<br />
Vizekanzler Michael Spindelegger, ÖVP. Bild: oevp.at<br />
4<br />
In der ÖVP ist auch selten<br />
der Parteiobmann derjenige<br />
der die Hosen trägt. Die<br />
starken Landeshauptleute,<br />
aber auch die mächtigen<br />
Bünde bis hin zum Präsidenten<br />
der Wirtschaftskammer,<br />
sind die eigentlichen<br />
und unberechenbaren<br />
Kräfte in der Volkspartei.<br />
Sie sind - zum Leidwesen<br />
des Parteiobmanns – immer<br />
wieder gut für Zwischenrufe<br />
und lassen einen Parteichef<br />
dadurch gehörig ins Schwitzen<br />
geraten. Die Auseinandersetzungen<br />
der letzten<br />
Tage, gehen aber schon<br />
mehr in die Richtung einer<br />
Meuterei. Der Kapitän<br />
möchte das sinkende ÖVP-<br />
Schiff noch nicht verlassen,<br />
auch wenn ihm das Wasser<br />
mittlerweile bis zum Hals<br />
steht. Die einzige Möglich-
keit die Spindelegger noch<br />
hat um die politische Kurve<br />
zu kratzen ist ein ordentlicher<br />
Wahlerfolg bei den<br />
bevorstehenden EU-Wahlen<br />
im Mai.<br />
Info: ÖVP<br />
Die ÖVP ist im Gegensatz<br />
zu den anderen<br />
österreichischen Parteien<br />
in diversen Bünden<br />
organisiert. Mit der<br />
Mitgliedschaft in einer<br />
dieser Organisationen<br />
(z.B. dem Bauernbund<br />
oder dem Wirtschaftsbund)<br />
wird man automatisch<br />
ÖVP-Mitglied.<br />
Somit wurde es möglich,<br />
dass die ÖVP mit<br />
über einer Million Mitglieder<br />
zur mitgliederstärksten<br />
Partei Österreichs<br />
werden konnte.<br />
Allerdings hat diese<br />
Parteistruktur zur Folge,<br />
dass sich die einzelnen<br />
Bünde in Machtkämpfe<br />
verstricken. Deutlich<br />
wird dies immer wieder<br />
bei der Listenerstellung<br />
für die Wahlen, bei<br />
denen die jeweils favorisierten<br />
Kandidaten auf<br />
ihre „Hausmacht“ angewiesen<br />
sind.<br />
Es ist aber gut möglich,<br />
dass Spindelegger politisch<br />
die nächsten Wochen nicht<br />
mehr überlebt. Wer will<br />
schon mit einem<br />
geschwächten Obmann in<br />
eine wichtige Wahl gehen?<br />
Auch wenn es bestritten<br />
wird, ist man damit<br />
beschäftigt einen geeigneten<br />
Kandidaten für seine<br />
Nachfolge zu suchen. Wirtschaftsminister<br />
Mitterlehner<br />
soll gute Chancen auf die<br />
Nachfolge haben, aber auch<br />
Innenministerin Mikl-Leitner<br />
wäre eine gute Kandidatin.<br />
Der junge Außenminister<br />
Sebastian Kurz ist mittelfristig<br />
der Hoffnungsträger<br />
einer verjüngten und neuen<br />
ÖVP, momentan jedoch<br />
politisch zu unerfahren um<br />
alle Kräfte in der Partei<br />
unter einen Hut zu bekommen,<br />
falls so etwas überhaupt<br />
auf Dauer gelingen<br />
kann.<br />
Noch wichtiger wird es<br />
sein, die Wähler nicht zu<br />
vergraulen. Denn die NEOS<br />
hatten bei den letzten<br />
Nationalratswahlen einen<br />
beachtlichen Wählerstrom<br />
von der ÖVP aufgewiesen.<br />
Um die Abwanderung weiterer<br />
Wähler verhindern zu<br />
können, wird sich die Partei<br />
speziell in Wirtschaftsbelange<br />
etwas liberalisieren<br />
müssen. Die ÖVP hat nach<br />
Schüssel, der zu seiner besten<br />
Zeit über 40 Prozent<br />
der Stimmen holte, zumindest<br />
auf Bundesebene eine<br />
Schlappe nach der anderen<br />
eingefahren. Es wird wichtig<br />
sein, die ÖVP zu verjüngen<br />
und neu auszurichten, um<br />
so der österreichischen<br />
Wählerschaft einen konservativen<br />
und vor allem wieder<br />
bürgerlichen Gegenpart<br />
zur SPÖ anbieten zu können.<br />
(aek)<br />
5
Österreich:<br />
Team (ohne)<br />
Stronach<br />
Der exzentrische Milliardär<br />
und Parteigründer<br />
verlässt<br />
das sinkende Schiff. Der<br />
erste Schritt dazu ist der<br />
Rückzug aus der Tagespolitik.<br />
Parteiobmann will der<br />
Magna-Chef allerdings<br />
zumindest vorerst noch<br />
bleiben. Das politische Aus<br />
der Protestpartei dürfte<br />
damit wohl besiegelt sein.<br />
Skurrile TV-Auftritte von<br />
Stronach selbst während<br />
des Wahlkampfs und Personalquerelen<br />
nach dem<br />
mäßigen Wahlerfolg haben<br />
nicht gerade sonderlich zu<br />
Erfolg und Zuspruch des<br />
ehrgeizigen politischen Projekts<br />
des austro-kanadischen<br />
Milliardärs beigetragen.<br />
Trotz großzügiger Parteispenden<br />
und Darlehen an<br />
die Partei reichte es bei der<br />
Nationalratswahl im vergangenen<br />
September gerade<br />
einmal für einen knappen<br />
Einzug ins Parlament. Angesichts<br />
der zweistelligen<br />
Ergebnisse bei den Landtagswahlen<br />
in den Monaten<br />
zuvor, war dies wohl eine<br />
herbe Enttäuschung.<br />
Inzwischen ist nicht einmal<br />
mehr die Kandidatur bei<br />
den EU-Wahlen im Mai<br />
mehr fix. Da es kein Geld<br />
mehr aus der Privatschatulle<br />
Stronachs mehr gibt,<br />
fehlen die entsprechenden<br />
finanziellen Mittel. Doch<br />
jemanden zu finden der<br />
selbst Geld investiert, um<br />
dann für Stronach ins Rennen<br />
zu gehen, ist mehr als<br />
unwahrscheinlich. Der Einzug<br />
ins Straßburger Europaparlament<br />
ist – in Anbetracht<br />
der äußerst miserablen<br />
Umfragewerte – nämlich<br />
mehr als unwahrscheinlich.<br />
Stronach selbst wird morgen<br />
Mittwoch seine fünfminütige<br />
Abschiedsrede im<br />
Nationalrat halten und sich<br />
danach wieder nach Kanada<br />
zurückziehen, wo er mehr<br />
Zeit mit seinen Enkelkindern<br />
verbringen will. Für die<br />
Abgeordneten des Teams<br />
bedeutet dieses Kurzzeit-<br />
Politikabenteuer Stronachs<br />
jedoch, dass sie die nächsten<br />
fünf Jahre im Parlament<br />
wohl dafür nutzen können,<br />
den Gang in die Privatwirtschaft<br />
anzutreten. (mm)<br />
www.okitalk.com<br />
Der Talk von<br />
Mensch zu Mensch<br />
6
AfD:<br />
Richtungsstreit<br />
zwischen<br />
Professoren und<br />
Protestwählern<br />
Q<br />
uo vadis, Alternative<br />
für Deutschland? So<br />
könnte man die Lage<br />
der eurokritischen Partei in<br />
Form einer Frage bezeichnen.<br />
Denn die ideologischen<br />
Gräben zwischen dem protestierenden<br />
Proletariat der<br />
Basis und der akademischen<br />
Gründungs- und Führungsschicht<br />
sind groß. Für<br />
die weitere Zukunft der Protestbewegung<br />
ist dies kein<br />
sehr gutes Zeichen.<br />
Bei der letzten Bundestagswahl<br />
im September<br />
schrammte die Alternative<br />
für Deutschland (AfD) nur<br />
knapp an der 5%-Hürde<br />
zum Einzug in das Reichstagsgebäude<br />
vorbei. Im<br />
kommenden Mai bei der<br />
Wahl zum Europäischen<br />
Parlament gilt hingegen nur<br />
eine Hürde von 3%, welche<br />
die Eurokritiker wahrscheinlich<br />
überwinden werden.<br />
Zumindest dann, wenn die<br />
Selbstzerfleischung ein<br />
Ende findet.<br />
Gegenüber der "F.A.Z."<br />
äußerte sich der stellvertretende<br />
Bundesvorsitzende<br />
Alexander Gauland kritisch<br />
über die ideologischen<br />
Streitigkeiten zwischen dem<br />
Lager der Protestwähler<br />
und jenem der Volkswirte.<br />
Dabei war diese Entwicklung<br />
eigentlich schon von<br />
Anfang an vorhersehbar. So<br />
ist das ökonomische Verständnis<br />
der breiten Masse<br />
über die Auswirkungen der<br />
Euroeinführung recht<br />
beschränkt. Dies liegt nicht<br />
etwa an der Komplexität<br />
der Materie an sich, sondern<br />
vor allem an der mangelhaften<br />
Vermittlung von<br />
Basiswissen an den Schulen.<br />
Wirtschaft ist eben ein<br />
trockenes Fach.<br />
Für die Volkswirte in der<br />
AfD sind die Zusammenhänge<br />
klar und die Konstruktionsfehler<br />
deutlich<br />
erkennbar. Das Gros der<br />
Protestwähler und Parteianhänger<br />
hingegen sieht nur<br />
die sinkenden Reallöhne<br />
seit der Euroeinführung und<br />
die Milliardensummen an<br />
Transferzahlungen in Folge<br />
der "Rettungspakete".<br />
Hinzu kommt die Tatsache,<br />
dass die Parteibasis ziemlich<br />
inhomogen ist: Neben<br />
Ex-Mitgliedern von CDU und<br />
FDP finden sich dort politisch<br />
heimatlos gewordene<br />
Nationalliberale und Rechtskonservative,<br />
denen Parteien<br />
wie "Die Freiheit", die<br />
"Republikaner", oder die<br />
NPD zu weit rechts stehen,<br />
und in der AfD eine wirkliche<br />
politische Alternative<br />
für Patrioten sehen. (mm)<br />
Europawahl<br />
20<strong>14</strong><br />
am 25. Mai<br />
Gewinnen die<br />
EU-Skeptiker?<br />
Sie entscheiden<br />
mit!<br />
7
Lucke, Gauland, Henkel &<br />
Co hingegen zählen eher<br />
zum wirtschaftsliberalen<br />
Flügel, der sich vor allem an<br />
den Vertragsbrüchen im<br />
Zuge der angeblichen Eurorettung<br />
stößt, sowie das<br />
politisch gewollte Währungskonstrukt<br />
angesichts<br />
der ökonomischen, fiskalischen<br />
und finanzpolitischen<br />
Differenzen zwischen den<br />
einzelnen Mitgliedsstaaten<br />
für einen großen Fehler halten.<br />
Für die akademische<br />
Führungsschicht sollte die<br />
AfD eigentlich eine Art<br />
eurokritische Alternative für<br />
die Wähler von Union und<br />
FDP werden.<br />
Über kurz oder lang wird<br />
sich die junge Partei festlegen<br />
müssen, welchen Weg<br />
sie gehen möchte: Substantielle<br />
Kritik an der Europäischen<br />
Währungsunion<br />
inklusive Reformvorschläge,<br />
oder antieuropäische Fundamentalopposition<br />
inklusive<br />
deutschem Alleingang.<br />
Beides zusammen wird<br />
nicht funktionieren, ohne<br />
dass es zu massiven parteiinternen<br />
Auseinandersetzungen<br />
kommt. Dies<br />
bedeutet auch, dass die<br />
akademische Führung ihre<br />
Positionen und Visionen der<br />
Basis vermitteln muss, und<br />
dabei deren Wünsche und<br />
Vorstellungen nicht ignorieren<br />
darf. Im Gegenzug<br />
sollte sich die Basis intensiver<br />
mit den Grundlagen der<br />
Eurokritik der Professorenriege<br />
beschäftigen, damit<br />
sich vielleicht gangbare<br />
Kompromisslösungen finden.<br />
Die Alternative für<br />
Deutschland hat durchaus<br />
Potential dazu, eine Rolle in<br />
der politischen Landschaft<br />
Deutschlands und Europas<br />
zu spielen. Möglich ist dies<br />
jedoch nur, wenn persönliche<br />
Befindlichkeiten hintenan<br />
gestellt, und in<br />
Arbeitskreisen Lösungen<br />
und Kompromisse erarbeitet<br />
werden. Eine moderate,<br />
eurokritische und liberalkonservative<br />
Partei kann<br />
eine Bereicherung für die<br />
deutsche Politik sein, zumal<br />
die deutschen Eurogegner<br />
und -kritiker im Gegensatz<br />
zu jenen der anderen Staaten<br />
keine politische Vertretung<br />
im Parlament haben.<br />
Und wenn sich da innerhalb<br />
der AfD nichts ändert, wird<br />
es wohl noch längere Zeit<br />
so bleiben. (mm)<br />
8
Bosnien-<br />
Herzegovina:<br />
Zerbricht der<br />
Kunststaat?<br />
Mehr als zwanzig<br />
Jahre nach Ende<br />
des Bürgerkriegs<br />
kommt das gespaltene Land<br />
immer noch nicht zur Ruhe.<br />
Ethnische Konflikte zwischen<br />
Kroaten, Muslimen<br />
und Serben gehören nach<br />
wie vor zum Alltag, auch<br />
wenn dies in den meisten<br />
Medien wohl aus Gründen<br />
der "political correctness"<br />
nicht angesprochen wird.<br />
Hinzu kommen nun soziale<br />
Proteste, die sich zu Massendemonstrationen<br />
ausweiten.<br />
Bosnien-Herzegovina<br />
gehört nicht unbedingt zu<br />
jenen Ländern, die als Touristenmagnet<br />
bekannt sind.<br />
Im Gegensatz zu Kroatien<br />
besitzt das gebirgige Land<br />
keine ausgedehnten<br />
Strände, und die nach wie<br />
vor präsenten ethnischen<br />
Konflikte die lokal immer<br />
wieder aufflammen, sorgen<br />
nicht gerade für ein hohes<br />
Sicherheitsgefühl. Nach<br />
dem Abzug des SFOR-Truppen<br />
übernahm die EU mit<br />
der Stationierung von<br />
EUFOR-Truppenkontingenten<br />
unter Mandat des UN-<br />
Sicherheitsrats deren Aufgaben<br />
zur Sicherung des<br />
Daytoner Abkommens.<br />
Doch anstatt den multiethnischen<br />
Kunststaat aufzulösen<br />
und die hauptsächlich<br />
von Serben oder Kroaten<br />
bewohnten Gebiete an Serbien<br />
beziehungsweise Kroatien<br />
anzuschließen, und die<br />
muslimischen Gebiete entweder<br />
als eigenen Staat<br />
zuzulassen, oder nach einer<br />
Volksabstimmung gegebenenfalls<br />
ebenso an Kroatien<br />
anzugliedern, riskiert man<br />
lieber einen potentiellen<br />
Krisenherd am Balkan.<br />
Eine Auflösung des Staates<br />
unter neutraler diplomatischer<br />
Leitung und Miteinbeziehung<br />
aller beteiligter<br />
ethnischer Gruppen und<br />
Staaten könnte ein erster<br />
Schritt hin zu einem dauerhaften<br />
Frieden sein.<br />
Die politische Verwaltung<br />
des Landes ist<br />
höchst komplex und<br />
ineffektiv. In Folge der<br />
ethnischen Splittung gibt<br />
es in der Verwaltung<br />
„alles mal drei“, so dass<br />
wohl über tausend „Präsidenten“<br />
für die diversen<br />
Verwaltungsbereiche<br />
vorhanden sind. Dadurch<br />
entstand ein gewaltiger<br />
bürokratischer Apparat,<br />
der die wirtschaftliche<br />
und politische Entwicklung<br />
des Landes massiv<br />
beeinträchtigt.<br />
9
Soziale Proteste<br />
In Folge der Schließung<br />
von vier Betrieben mit rund<br />
10.<strong>00</strong>0 Mitarbeitern eskalieren<br />
derzeit mehrere Protestaktionen<br />
in mindestens 33<br />
Städten. So wurden unter<br />
anderem Regierungsgebäude<br />
in Bihac, Tuzla, Sarajewo<br />
und Zenica in Brand<br />
gesteckt oder gestürmt.<br />
Alleine in Tuzla gab es bei<br />
den Ausschreitungen etwa<br />
130 Verletzte. Ein Video<br />
dazu gibt es unter anderem<br />
auf diepresse.com.<br />
Bosnien-Herzegovina<br />
kämpft mit einer Arbeitslosenrate<br />
von beinahe 50%<br />
und einer ausgeprägten<br />
Schattenwirtschaft. Alleine<br />
schon deshalb wird die bosnische<br />
Wirtschaft von der<br />
Schließung dieser Betriebe<br />
hart getroffen. Denn neben<br />
einer ausgeprägten Bürokratie<br />
und der allgegenwärtigen<br />
Korruption (Platz 72<br />
auf dem Korruptionsindex<br />
von "Transparency International"),<br />
führt der ethnisch<br />
segregierte Arbeitsmarkt<br />
ebenfalls zu nachteiligen<br />
Auswirkungen. Ökonomisch<br />
wäre die Auflösung des<br />
Kunststaates damit wohl<br />
ebenfalls eher positiv. (mm)<br />
10
US-Diplomatin:<br />
„Fuck the EU!“<br />
In US-Diplomatenkreisen<br />
scheint die Europäische<br />
Union kein<br />
hohes Ansehen zu genießen.<br />
Insbesondere die US-<br />
Gesandte Victoria Nuland<br />
beweist hierbei wenig<br />
diplomatisches Geschick,<br />
und schließt eine Unterhaltung<br />
mit dem US-Botschafter<br />
in der Ukraine mit<br />
den Worten "Fuck the EU".<br />
Wenn es um die Zukunft<br />
der Ukraine geht, scheinen<br />
die USA und die EU<br />
andere Prioritäten zu<br />
haben. Ein veröffentlichter<br />
Mitschnitt zwischen der<br />
US-Diplomatin Nuland und<br />
US-Botschafter Geoffrey<br />
Pyatt zeigt eine sehr aufgeregte<br />
Unterhaltung zwischen<br />
den beiden, in dem<br />
die EU scharf attackiert<br />
wird. Am Ende der Unterhaltung<br />
schließt Nuland mit<br />
den Worten "Fuck the EU"<br />
(im Video, welches Sie in<br />
unserem Online-Artikel<br />
unter http://www.contramagazin.com/20<strong>14</strong>/02/usdiplomatin-fuck-eu/<br />
finden,<br />
bei Minute 3:02). Brisant<br />
daran: In wenigen Tagen<br />
soll sich Nuland mit dem<br />
ukrainischen Präsidenten<br />
Janukowytsch treffen.<br />
Für Nuland ist klar, dass<br />
der politisch unerfahrene<br />
Vitali Klitschko keine wichtige<br />
Rolle in der Zukunft der<br />
Ukraine spielen wird. Die<br />
EU hingegen baut doch sehr<br />
auf den Boxweltmeister.<br />
Hinzu kommt, dass die USA<br />
das Thema Ukraine lieber<br />
auf UN-Ebene diskutieren<br />
wollen, anstatt das Feld<br />
Brüssel und Moskau zu<br />
überlassen.<br />
Zwar wird die Echtheit des<br />
Videos vom US-State<br />
Departement nicht angezweifelt,<br />
jedoch wies<br />
Washington jegliche Vorwürfe<br />
der Ukraine<br />
zurück, die USA würden<br />
sich in die internen Angelegenheiten<br />
des Landes<br />
einmischen. Dabei sprechen<br />
die Interventionen<br />
des Westens Bände:<br />
Sowohl aus der EU wie<br />
aus den USA fließt Geld<br />
an die ukrainische Opposition.<br />
Diverse politische<br />
Vereinigungen aus dem<br />
Westen – wie zum Beispiel<br />
die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung<br />
–<br />
arbeiten schon länger mit<br />
antirussischen Gruppen<br />
zusammen. (mm)<br />
11
Brasilen vs. USA:<br />
Unterschiedliche<br />
Wege in der<br />
Armutsbekämpfung<br />
Welche Möglichkeiten<br />
gibt es um<br />
Armut zu<br />
bekämpfen? Je nachdem,<br />
welcher wirtschaftspolitischen<br />
Denkschule man<br />
angehört, wird man unterschiedliche<br />
Lösungsansätze<br />
erhalten. Die brasilianische<br />
Ministerin für soziale Entwicklung,<br />
Teresa Campello,<br />
diskutierte in Washington<br />
über die Erfahrungen mit<br />
dem "Bolsa Familia" Programm,<br />
welches seit einem<br />
Jahrzehnt in Brasilien<br />
durchgeführt wird.<br />
Die Armutsbekämpfung<br />
hat in Brasilien einen hohen<br />
Stellenwert, zumal immer<br />
noch große Teile der Bevölkerung<br />
unter der Armutsgrenze<br />
leben. Dies führt zu<br />
sozialen Spannungen und<br />
hohen Kriminalitätsraten,<br />
welche die weitere Entwicklung<br />
des größten lateinamerikanischen<br />
Landes behindern.<br />
Deshalb wurde vor<br />
nunmehr rund zehn Jahren<br />
das Programm "Bolsa Familia"<br />
eingeführt, welches als<br />
eine Art des "bedingungslosen<br />
Grundeinkommens" die<br />
ärmsten Familien mit Bargeld<br />
versorgt – solange alle<br />
Kinder die Schule besuchen.<br />
In Washington verglichen<br />
Experten die Erfolge Brasiliens<br />
mit den Armutsbekämpfungsprogrammen<br />
in<br />
den Vereinigten Staaten.<br />
12<br />
Dort verteilt das US-Landwirtschaftsministerium<br />
Lebensmittelmarken (food<br />
stamps), experimentiert<br />
das Land mit einer erweiterten<br />
Arbeitslosenversicherung,<br />
Steuergutschriften für<br />
die Einkommensteuer, und<br />
diversen sozialen Sicherheitsprogrammen.<br />
Ohne<br />
diese Sicherheitsnetze wäre<br />
die Zahl der Armen während<br />
der großen Rezession<br />
von 2<strong>00</strong>7-2010 in den Vereinigten<br />
Staaten anstatt um<br />
0,5% um ganze 4,5%<br />
gestiegen.
Wie die Grafik links aufzeigt,<br />
galten im Jahr 2010 rund 17%<br />
der US-Privathaushalte als arm.<br />
Besonders hoch fällt dabei mit<br />
11 Prozentpunkten die Zahl der<br />
sogenannten „working poor“<br />
(arbeitende Arme) aus. Hierbei<br />
wird deutlich, dass die Erwerbsarbeit<br />
für etwa jeden zehnten<br />
Haushalt nicht ausreicht, um<br />
einen angemessenen Lebensstandard<br />
aufrecht zu erhalten.<br />
Ein „Bedingungsloses Grundeinkommen“ würde hierbei zwar nicht dafür sorgen,<br />
dass der Billiglohnsektor verschwindet, doch die Zahl der armen Haushalte wäre<br />
damit zumindest um diese 11 Prozentpunkte reduziert, da diese zusammen mit den<br />
Erwerbseinkommen – so gering diese auch sein mögen – über die Armutsschwelle<br />
kämen. Grafik: Wikimedia – CC-BY-SA 3.0<br />
Dennoch gibt es Bedenken<br />
über die Effizienz der amerikanischen<br />
Sozialprogramme.<br />
So nützten die<br />
Steuergutschriften vor<br />
allem den "working poor",<br />
während sich die Beschäftigungslosen<br />
hauptsächlich<br />
auf die direkten Sozialleistungen<br />
verlassen mussten.<br />
Insbesondere die Zuteilung<br />
von Lebensmittelmarken<br />
explodierte während der<br />
Krisenjahre extrem, während<br />
das Programm "Temporäre<br />
Unterstützung für<br />
bedürftige Familien", welches<br />
von den Bundesstaaten<br />
getragen wird, kaum in<br />
Anspruch genommen<br />
wurde. Dabei hat jedes dieser<br />
Programme seine eigenen<br />
Regeln und Vorschriften:<br />
Bei den Lebensmittelmarken<br />
gilt die Einschränkung<br />
auf bestimmte Produkte,<br />
während zum Beispiel<br />
das Familienhilfeprogramm<br />
Vorschriften hinsichtlich<br />
des Schulbesuchs<br />
und der Arbeit macht.<br />
Die wichtigere Frage ist<br />
jedoch, wie sich die unterschiedlichen<br />
Maßnahmen<br />
langfristig auswirken. Insbesondere<br />
hinsichtlich der<br />
sozialen und wirtschftlichen<br />
Mobilität. Dabei wurde festgestellt,<br />
dass die bisherigen<br />
Maßnahmen in den letzten<br />
Dekaden recht wirkungslos<br />
blieben. Speziell im US-amerikanischen<br />
Kontext<br />
bleibt die politische Sicht<br />
zur Bekämpfung der Armut<br />
gespalten. Sowohl aus der<br />
historischen wie auch wirtschaftspolitischen<br />
Perspektive.<br />
In Brasilien war die Lage<br />
der politischen Landschaft<br />
vor zehn Jahren ähnlich.<br />
Während sich die Armut vor<br />
allem auf den Norden und<br />
vorwiegend auf die<br />
schwarze Bevölkerung konzentrierte,<br />
sorgte die Verteilung<br />
von Geld ohne<br />
13<br />
umfangreiche Bedingungen<br />
an diese Bevölkerung zu<br />
massiven Bedenken. Groß<br />
war die Angst, dass damit<br />
die Steuerzahler abgezockt<br />
werden könnten. Dennoch<br />
kümmerte sich die Regierung<br />
nicht um diese Vorwürfe,<br />
sondern verteilte das<br />
Geld an jene Familien, die<br />
unterhalb der Armutsgrenze<br />
lebten. Diese Transferleistungen,<br />
von denen aktuell<br />
etwa <strong>14</strong> Millionen Menschen<br />
profitieren, sorgten für eine<br />
Stärkung des sozialen Ausgleichs,<br />
wie aktuelle Erhebungen<br />
(siehe Grafik auf<br />
Seite 12) zeigen.<br />
Dabei wird das Geld jeden<br />
Monat auf eine Magnetkarte<br />
geladen, die zumeist im<br />
Besitz jener Frauen ist, die<br />
über das Sorgerecht für die<br />
Kinder verfügen. Denn es<br />
wird davon ausgegangen,<br />
dass die Frauen das Geld<br />
deutlich besser verwalten,<br />
da sie ja für ihre Kinder sor-
gen müssen. Es gibt jedoch<br />
keinerlei Bedingungen,<br />
wofür das Geld ausgegeben<br />
werden darf, oder dass die<br />
Bezieher eine Arbeit suchen<br />
müssen – obwohl es zusätzlich<br />
noch Ausbildungsprogramme<br />
gibt. Als einzige<br />
Bedingung gilt der Schulbesuch<br />
der Kinder. Damit<br />
möchte Brasilien Sorge tragen,<br />
dass die Armen zumindest<br />
eine Zukunftschance<br />
haben.<br />
Tereza Campello, Ministerin für soziale Entwicklung<br />
und den Kampf gegen den Hunger in Brasilien.<br />
Bild: Agência Brasil / Marcello Casal Jr. CC-BY-2.5 br<br />
Für die Ministerin ist klar,<br />
dass Armut keine eindimensionale<br />
Sache ist. Armut ist<br />
das Produkt mehrerer Faktoren.<br />
So sagte sie in<br />
Washington: "Diese Menschen<br />
sind keine Verlierer.<br />
Sie hatten nur keine Chance<br />
… Sie sind in vielerlei Hinsicht<br />
arm." Angefangen von<br />
mangelnder Bildung, unzureichender<br />
Infrastruktur, bis<br />
hin zu fehlenden Arbeitsmöglichkeiten.<br />
Gerade in<br />
einem riesigen Land mit<br />
großem Bedarf an Investitionen<br />
in die Infrastruktur,<br />
ist die Lösung dieser Probleme<br />
ein langfristiges<br />
Unterfangen. Und so gilt es<br />
für Ministerin Tereza Campello,<br />
zuerst dort anzusetzen,<br />
wo es am einfachsten<br />
geht: Bei den Einkommen<br />
und bei der Bildung. Erste<br />
Erfolge zeigen sich schon in<br />
der sinkenden Säuglingssterblichkeit<br />
und dem steigenden<br />
Bildungsniveau.<br />
Sicher, die Armut in Brasilien<br />
kann nicht mit jener in<br />
den reichen Ländern wie<br />
den USA oder Deutschland<br />
verglichen werden. Als<br />
Grundlage für das Programm<br />
"Bolsa Familia" gilt<br />
die von der Weltbank angegebene<br />
Armutsgrenze von<br />
1,25 US-Dollar pro Tag und<br />
Person. Dennoch zeigen<br />
sich erste Erfolge. Die brasilianische<br />
Regierung, so<br />
Ministerin Campello,<br />
möchte nun untersuchen,<br />
welche Auswirkungen das<br />
Programm für die Bolsa-Familien<br />
hinsichtlich der<br />
Hochschulausbildung und<br />
der Integration in den<br />
Arbeitsmarkt hat. Auch die<br />
Frage, ob sich die soziale<br />
und wirtschaftliche Mobilität<br />
grundlegend verbessert hat,<br />
wird sich wohl erst in einigen<br />
Jahren herausstellen.<br />
Auf jeden Fall könnte der<br />
brasilianische Weg der<br />
Armutsbekämpfung insbesondere<br />
in den Schwellenländern<br />
eine praktikable<br />
Lösung der sozialen Probleme<br />
darstellen. Und wer<br />
weiß, vielleicht könnten<br />
sogar die reichen Industriestaaten<br />
daraus interessante<br />
Lehren ziehen. (mm)<br />
<strong>14</strong>
Genf II: Kein<br />
Frieden für<br />
Syrien in Sicht<br />
An wirklichen Friedensverhandlungen<br />
für Syrien scheinen<br />
einige Teilnehmer nicht<br />
interessiert zu sein. Wichtige<br />
Akteure fehlten bei den<br />
Gesprächen in Genf, weil sie<br />
entweder ausgeladen wurden,<br />
oder schlichtweg kein<br />
Interesse an Verhandlungen<br />
haben. US-Außenminister<br />
Kerry zeigte zudem, dass<br />
Washington nicht an Kompromissen<br />
interessiert ist,<br />
sondern auf der Entmachtung<br />
Assads beharrt.<br />
Die zweite Verhandlungsrunde<br />
in Genf muss als<br />
gescheitert angesehen werden.<br />
Dass es so enden<br />
würde, war eigentlich von<br />
Anfang an klar. Es war<br />
nämlich nicht zu erwarten,<br />
dass Präsident Assad<br />
zurücktreten würde. Aus<br />
diesem Grund nahmen die<br />
wichtigsten oppositionellen<br />
Gruppen erst gar nicht an<br />
Friedensgesprächen teil.<br />
Deren Motto lautet: Alles<br />
oder Nichts.<br />
Der syrische Präsident Baschaar<br />
Al-Assad wurde zu einem neuen<br />
Erzfeind der Vereinigten Staaten<br />
von Amerika und deren Verbündete.<br />
Bild: Agência Brasil / Fabio<br />
Rodrigues Pozzebom CC-BY-3.0 br<br />
15<br />
Die fehlende Kompromissbereitschaft<br />
der Regierungsgegner<br />
ist jedoch nur<br />
einer der Gründe für das<br />
gescheiterte Treffen. Der<br />
Iran als wichtigster<br />
Verbündeter<br />
Assads wurde wieder<br />
ausgeladen,<br />
während US-Außenminister<br />
Kerry<br />
in die selbe Kerbe<br />
schlägt wie die<br />
Opposition: Ohne<br />
den Rücktritt<br />
Assads gibt es<br />
keine Zugeständnisse.<br />
Damit zeigt<br />
sich wieder einmal<br />
das eiskalte<br />
Gesicht der Vereinigten<br />
Staaten.<br />
Wenn man nicht<br />
das macht was die<br />
Washingtoner<br />
Administration verlangt,<br />
benimmt<br />
sich die US-Führung<br />
wie ein kleines<br />
trotziges Kind.<br />
Und so wird die<br />
militärische Auseinandersetzung
zwischen den verfeindeten<br />
Parteien weitergeführt. Darunter<br />
leiden darf vor allem<br />
jene Zivilbevölkerung, die<br />
in den von den Regierungsgegnern<br />
besetzten Gebieten<br />
lebt. Als Ursache dafür<br />
Assad ist gewiss kein Heiliger.<br />
Nicht wenige Kriegsverbrechen<br />
und Menschenrechtsverletzungen<br />
gehen<br />
direkt oder indirekt auf sein<br />
Konto. Zu glauben, dass die<br />
unterschiedlichen oppositionellen<br />
Gruppen aus dem In-<br />
Den Beteiligten an diesem<br />
Krieg muss endlich klar<br />
werden, dass zukünftige<br />
Friedensverhandlungen nur<br />
dann einen Sinn haben werden,<br />
wenn sich die ausländischen<br />
Mächte zurückhalten,<br />
und die innersyrische<br />
Opposition die ausgestreckte<br />
Hand Assads<br />
annehmen. Syrien kann in<br />
einem längeren Prozess den<br />
muss die veränderte Lage<br />
der oppositionellen Kräfte<br />
gesehen werden: Inzwischen<br />
sind die radikalislamischen<br />
Milizen – unterstützt<br />
von den arabischen Golfstaaten<br />
– deutlich stärker<br />
als die laizistisch-demokratischen<br />
Truppen. Jene<br />
Areale die von den Truppen<br />
Assads kontrolliert werden,<br />
verfügen hingegen oftmals<br />
zumindest über eine rudimentäre<br />
Versorgung mit<br />
Hilfsgütern, da die Regierung<br />
kein Interesse an<br />
chaotischen Zuständen hat.<br />
und Ausland in dem Stück<br />
besser wären, ist jedoch<br />
reichlich naiv. Inzwischen<br />
zeigten US-Experten auf,<br />
dass beispielsweise die Giftgasanschläge<br />
in Ghouta<br />
nicht von Regierungstruppen<br />
verübt worden sein<br />
konnten. Massenexekutionen<br />
an Nicht-Sunniten<br />
durch Radikalislamisten<br />
sind ebenfalls keine Seltenheit.<br />
16<br />
Die syrische Stadt Homs<br />
wurde von den Kampfhandlungen<br />
stark in Mitleidenschaft<br />
gezogen. Da Homs<br />
mitten in einem stark<br />
umkämpften Gebiet liegt,<br />
sowie Teile der Stadt von<br />
islamistischen Milizen<br />
besetzt sind, führt der<br />
Beschuss durch Regierungstruppen<br />
immer wieder<br />
zu zivilen Opfern.<br />
Anfang Februar wurde ein<br />
Konvoi mit Hilfsgütern von<br />
den regierungsfeindlichen<br />
Milizen beschossen. Im<br />
Zuge einer brüchigen mehrtägigen Waffenruhe konnten mehrere hundert Zivilisten<br />
– vor allem Frauen und Kinder – evakuiert werden. Dennoch bleibt die Lage<br />
äußerst angespannt. Unbestätigten Meldungen zufolge sollen insbesondere die<br />
Christen in Homs unter der Herrschaft der islamistischen Milizen leiden.<br />
Bild: Bo Yaser, CC-BY-SA 3.0<br />
politischen Wandel schaffen:<br />
Mit Präsident Assad an<br />
der Spitze, und einem<br />
demokratisch gewählten<br />
Parlament in einem semipräsidialen<br />
System. Dazu<br />
noch UN-Blauhelme in<br />
gemischten Truppenverbänden,<br />
die für eine Beruhigung<br />
der Lage sorgen. Doch<br />
dazu braucht es wirklich<br />
neutrale Diplomaten, die<br />
von allen Beteiligten anerkannt<br />
werden. Gelingt dies<br />
nicht, wird das Land noch<br />
für viele Jahre nicht zur<br />
Ruhe kommen. (mm)
Drohnenkrieg:<br />
US-<br />
Terrorregime<br />
tötet nach<br />
Lust und<br />
Laune<br />
Im "Krieg gegen den<br />
Terror" werden die<br />
angeblichen Terrorbekämpfer<br />
selbst zu Terroristen.<br />
Mit Hilfe von unbemannten<br />
Drohnen werden<br />
auf fremden Staatsterritorien<br />
Anschläge auf Ziele<br />
verübt, bei denen es oftmals<br />
nicht einmal sicher ist,<br />
ob diese überhaupt "echte<br />
Terroristen" sind.<br />
Glenn Greenwald, ehemaliger<br />
Guardian-Journalist und<br />
Auswerter der Snowden-<br />
Dokumente veröffentlichte<br />
auf seiner Webeite "The<br />
Intercept" einen Bericht,<br />
wonach die NSA das US-Militär<br />
mit oftmals unzureichend<br />
ausgewerteten Rohdaten<br />
versorgt, welche<br />
dann für Drohnenangriffe<br />
benutzt werden. Diese<br />
angeblichen "gezielten<br />
Tötungen von Terroristen"<br />
in Afghanistan, im Jemen<br />
und in Somalia erweisen<br />
sich dabei immer wieder als<br />
Morde an unbeteiligten Zivilisten.<br />
So werden Informationen<br />
über die SIM-Karten von<br />
Handys übermittelt, die sich<br />
angeblich im Besitz von Terroisten<br />
befinden. Anstatt<br />
dies zu überprüfen, verlässt<br />
sich die verantwortliche<br />
Militärführung offenbar einfach<br />
darauf, ohne vorher<br />
sicher zu gehen, ob die<br />
betreffende Person zum<br />
Zeitpunkt des Drohnenangriffs<br />
überhaupt das Gerät<br />
Der <strong>Contra</strong> Magazin Buchtipp zum Thema: „USA-Eine<br />
Supermacht zerfällt“. Erhältlich bei Amazon um 9,90€<br />
überhaupt bei sich trägt.<br />
Immerhin ist inzwischen<br />
schon bekannt, dass zum<br />
Beispiel die Taliban ihre<br />
17
SIM-Karten bei Treffen in<br />
einem Sack durchmischen,<br />
und so die Ortung durch die<br />
US-Superschnüffler austricksen.<br />
Dabei beruft sich Greenwald<br />
auf einen Whistleblower,<br />
der selbst als<br />
Drohnenpilot beim "Joint<br />
Special Operations Command"<br />
(JSOC) war, sowie<br />
den geleakten NSA-Dokumenten<br />
von Edward Snowden.<br />
Abgesehen davon, dass<br />
diese tödliche Angriffe an<br />
sich schon ethisch höchst<br />
fragwürdig sind, ist diese<br />
Kaltschnäuzigkeit der Amerikaner<br />
gegenüber den<br />
unzähligen zivilen Opfern<br />
mehr als nur erschreckend.<br />
Die angebliche Weltpolizei<br />
USA verübt hierbei eine<br />
gnadenlose Lynchjustiz, die<br />
an die Zeiten der Eroberung<br />
des "Wilden Westens" erinnert.<br />
Rechtstaatliche Prinzipien<br />
zählen offenbar längst<br />
nichts mehr. Wozu auch?<br />
Kaum jemand wagt es, sich<br />
dem überdimensionierten<br />
US-Militärapparat entgegenzustellen.<br />
Einem Militärkomplex,<br />
der längst schon<br />
nur durch die Geldschwemme<br />
der Fed und<br />
exorbitanten Schulden<br />
finanziert wird.<br />
Allein schon aus Protest<br />
gegen die blutige Politik der<br />
Vereinigten Staaten müssten<br />
sämtliche europäische<br />
Staaten die noch ein Gewissen<br />
haben, umgehend aus<br />
der NATO austreten und die<br />
stationierten US-Truppen<br />
des Landes verweisen. Jede<br />
Unterstützung – und sei sie<br />
auch nur logistisch – ist<br />
Beihilfe zum Terror. Wenn<br />
nämlich – um ein Beispiel<br />
zu nennen – fünf Personen<br />
in den USA eine Bank ausrauben<br />
und einer davon<br />
einen Menschen in der Bank<br />
erschießt, sind alle Beteiligten<br />
zusammen dafür verantwortlich.<br />
Selbst der Fahrer<br />
des Fluchtwagens, der<br />
nicht einmal etwas davon<br />
mitbekommen hat. Warum<br />
sollte es geopolitisch anders<br />
sein? (mm)<br />
Bodenkontrollstation für Drohnenpiloten. Hier werden Terrorangriffe gestartet, bei<br />
denen nicht selten unbeteiligte Zivilisten ermordet werden. Im „Krieg gegen den<br />
Terror“ werden die USA selbst zu Terroristen.<br />
18
Wirtschaft & Finanzen<br />
Österreich:<br />
Neuer Rekord<br />
bei den<br />
Arbeitslosen<br />
Die Zahl der Arbeitslosen<br />
erklimmt<br />
neue Höchststände.<br />
Eine Entwarnung<br />
kann für dieses Jahr nicht<br />
gegeben werden, da das<br />
gesamtwirtschaftliche<br />
Umfeld recht verhalten bleiben<br />
dürfte. Trotz dieser<br />
schlechten Nachricht gibt<br />
es auch eine positive Seite:<br />
Die Beschäftigungszahlen<br />
steigen ebenfalls weiter.<br />
Im Januar lag die Zahl der<br />
Erwerbslosen in Österreich<br />
bei 449.668 Personen. Dies<br />
entspricht einem Plus von<br />
9,5% im Vergleich zum Vorjahresmonat.<br />
Damit wurde<br />
ein neuer Rekord in absoluten<br />
Zahlen erreicht. Die<br />
Arbeitslosenquote von 4,9%<br />
(4,7% im Januar 2013)<br />
nach EU-Definition liegt<br />
dennoch vergleichsweise<br />
niedrig.<br />
Besonders hoch ist der<br />
Anstieg bei den Gesundheitsberufen<br />
(+<strong>14</strong>,7%), im<br />
Handel (+13,1%) und dem<br />
Tourismus (+12,9%). Bei<br />
den Bundesländern verzeichnet<br />
Tirol mit einem<br />
Plus von 13,9% den höchsten<br />
Anstieg, während das<br />
Burgenland mit +3,6%<br />
noch vergleichsweise gut<br />
davon kommt. Ebenfalls<br />
stark gestiegen ist die<br />
Arbeitslosigkeit bei den<br />
Ausländern: Derzeit sind<br />
rund 91.<strong>00</strong>0 Menschen<br />
ohne österreichischen Pass<br />
als arbeitsuchend registriert,<br />
was einem Zuwachs<br />
von 15,3% entspricht. Dies<br />
entspricht einem Anteil von<br />
ca. 20%. Etwas besser sieht<br />
es bei der Jugendarbeitslosigkeit<br />
aus, die lediglich um<br />
3,5% zulegte.<br />
Der Anstieg bei den<br />
Arbeitslosenzahlen und bei<br />
der Beschäftigung ist<br />
hauptsächlich dem Zustrom<br />
von Arbeitsuchenden<br />
geschuldet, wie die Daten<br />
des AMS (siehe Grafiken)<br />
deutlich aufzeigen. So vermeldete<br />
das Arbeitsmarktservice<br />
mit 3.483.<strong>00</strong>0<br />
Beschäftigten im vergangenen<br />
Jahr einen Zuwachs<br />
von 0,5%. Während die<br />
Zahl der unselbstständig<br />
beschäftigten österreichischen<br />
Staatsbürger im letzten<br />
Jahr um 12.<strong>14</strong>8 Personen<br />
(-0,4%) niedriger lag<br />
als noch 2012, wuchs die<br />
Zahl der unselbstständig<br />
beschäftigten ausländischen<br />
Staatsangehörigen um<br />
29.690 Personen (+5,6%)<br />
an. Damit wird der österreichische<br />
Arbeitsmarkt seit<br />
Jahren deutlich internationaler<br />
– sowohl in Bezug auf<br />
die Beschäftigten, als auch<br />
hinsichtlich der Arbeitslosen.<br />
(mm)<br />
19
Die Zahlen des österreichischen Arbeitsmarktes sprechen für sich: Zwar steigen<br />
die Beschäftigungszahlen trotz des widrigen wirtschaftlichen Umfelds weiterhin an,<br />
doch mit der hohen Zuwanderung kann die österreichische Wirtschaft nicht mithalten.<br />
Da mit einer „Entfesselung der Wirtschaft“ (Vizekanzler Spindelegger) nicht zu<br />
rechnen ist, wird die Zahl der Arbeitslosen im Jahr 20<strong>14</strong> nochmals deutlich zunehmen.<br />
Leere Versprechen und die Reformunwilligkeit der österreichischen Politik<br />
schaffen eben keine neuen Arbeitsplätze.<br />
20
Rekord-<br />
Steuereinnahmen<br />
zu Lasten der<br />
Arbeitnehmer<br />
Gbetrugen die<br />
Steuereinnahmen von<br />
Bund und Ländern im<br />
Jahr 2013. Dies entspricht<br />
einem Plus<br />
von 3,3% gegenüber<br />
dem Vorjahr, nachdem<br />
der Fiskus schon<br />
2012 um satte 4,2%<br />
mehr einnahm als<br />
2011. Besonders hoch<br />
fiel das Plus bei den<br />
Lohnsteuern aus.<br />
anze 570,2 Milliarden<br />
Euro<br />
Bundesfinanzminister<br />
Wolfgang Schäuble<br />
hat leicht lachen: Die<br />
Steuereinnahmen sprudeln<br />
wie noch nie. Zur Kasse<br />
gebeten wurden im vergangenen<br />
Jahr jedoch vor allem<br />
die Arbeitnehmer, die jetzt<br />
schon einen Löwenanteil<br />
von 27,3% am gesamten<br />
Steueraufkommen mit<br />
ihrem Erwerbseinkommen<br />
finanzieren.<br />
Als Ursache für die<br />
Rekordeinnahmen im letzten<br />
Jahr gilt die stabile Konjunktur,<br />
die für steigende<br />
Beschäftigungszahlen in der<br />
Bundesrepublik sorgt.<br />
Stichwort „Kalte Progression“<br />
Jährlich erhalten die Arbeitnehmer<br />
einen Inflationsausgleich, um damit die<br />
Kaufkraft zu halten. Da jedoch die<br />
Bemessungsgrundlagen gleich bleiben,<br />
steigt im Laufe der Jahre die Steuerbelastung<br />
an, so dass die Kaufkraft der<br />
Nettolöhne ständig sinkt. Dies nennt<br />
man auch „Kalte Progression“. Deshalb<br />
steigen beispielsweise auch die Lohnsteuereinnahmen<br />
des Staates stärker<br />
an als die Summe der bezahlten Bruttolöhne.<br />
21<br />
Wenig erstaunlich ist somit<br />
der Anstieg der Lohnsteuereinnahmen<br />
um 6,1% auf<br />
158,2 Milliarden Euro. Der<br />
wichtigste Haushaltsposten<br />
– die Einnahmen aus der<br />
Umsatzsteuer – verzeichnete<br />
hingegen lediglich ein<br />
Plus von 1,1%, und summierte<br />
sich damit auf 196,9<br />
Milliarden Euro.<br />
Interessant wird die Entwicklung<br />
des Lohnsteueraufkommens,<br />
wenn man<br />
diese mit der Entwicklung<br />
der Arbeitnehmerentgelte 1<br />
vergleicht. Diese stiegen<br />
nämlich von 2012<br />
auf 2013 nominal<br />
um 2,86% von<br />
1.377,63 auf<br />
1.417,05 Milliarden<br />
Euro. Hier zeigt<br />
sich, dass die sogenannte<br />
"kalte Progression"<br />
knallhart<br />
zuschlägt, da die<br />
Steuerlast im Vergleich<br />
mehr als doppelt<br />
so stark steigt<br />
als es bei den Bruttolöhnen<br />
der Fall ist.<br />
Netto bleibt somit<br />
deutlich weniger<br />
übrig, auch wenn die Inflation<br />
momentan vergleichsweise<br />
gering ist. (mm)<br />
1 Das Arbeitnehmerentgelt<br />
setzt sich aus den Bruttolöhnen<br />
und -gehältern, sowie den<br />
Arbeitgeberanteilen der Sozialversicherung<br />
zusammen.
Deutschland:<br />
Die soziale<br />
Ungerechtigkeit<br />
wächst weiter<br />
Die Schere zwischen<br />
Arm und Reich ging<br />
in den letzten Jahren<br />
immer weiter auf.<br />
Konnte noch von 1995 bis<br />
1999 eine Verbesserung der<br />
Einkommensverteilung<br />
erzielt werden, so verschlechterte<br />
sich die Situation<br />
seitdem wieder. Auch<br />
die Zahl der Menschen die<br />
gemäß der OECD-Definition<br />
als arm gelten, stieg seitdem<br />
stark an. Schuld daran<br />
ist unter anderem eine verfehlte<br />
Steuerpolitik.<br />
Noch im Jahr 1999 lag der<br />
Gini-Koeffizient der die<br />
Ungleichheit der Einkommensverteilung<br />
ausdrückt<br />
bei 0,259 und erhöhte sich<br />
bis 2010 sukzessive auf<br />
einen Wert von 0,286.<br />
Neuere Zahlen sind hierzu<br />
leider noch nicht verfügbar.<br />
Damit hat sich die Lage für<br />
die unteren Schichten deutlich<br />
verschlechtert. Eine<br />
ähnliche Entwicklung nahm<br />
in diesem Zeitraum die<br />
Armutsquote nach OECD-<br />
Kriterien: diese stieg von<br />
6,4% (1999) auf 8,8%<br />
(2010) an. Mit Blick auf die<br />
Meldungen der letzten<br />
Monate zeigt sich allerdings<br />
eine weiterhin bedenkliche<br />
Tendenz zu Ungunsten weiter<br />
Teile der Bevölkerung.<br />
Bei aller Kritik über die<br />
Effektivität der staatlichen<br />
Umverteilung muss auch<br />
gesagt werden, dass ohne<br />
die Steuerprogression rund<br />
ein Drittel der deutschen<br />
Bevölkerung heute in Armut<br />
leben würden. Allerdings<br />
sorgt die immer höhere<br />
Steuer- und Abgabenbelastung<br />
dafür, dass zunehmend<br />
auch die Mittelschicht<br />
23<br />
immer weiter unter Druck<br />
gerät. So schreibt die OECD<br />
in einem Report 2 :<br />
Auch in Deutschland und<br />
Österreich erhöhte sich der<br />
Anteil von Steuern an der<br />
Wirtschaftsleistung 2012<br />
merklich: in Deutschland<br />
von 36,9 auf 37,6 Prozent<br />
und in Österreich von 42,3<br />
auf 43,2 Prozent. In<br />
Deutschland geht die Erhöhung<br />
der Fiskalquote vor<br />
allem auf höhere Steuern<br />
für Einkommen und<br />
Gewinne zurück – diese<br />
kletterten 2010/11 von<br />
10,3 auf 10,9 Prozent des<br />
BIP und machten 29,5 Prozent<br />
des Gesamtsteueraufkommens<br />
aus. Mit <strong>14</strong>,2<br />
Prozent am BIP unverändert<br />
ist hingegen der Anteil<br />
der Sozialabgaben.<br />
Die Einnahmen aus Substanzsteuern<br />
(Grund-, Ver-<br />
2 http://www.oecd.org/berlin<br />
/presse/steuereinnahmen-<br />
2012.htm
mögens-, Schenkungs- und<br />
Erbschaftssteuer) lagen in<br />
Deutschland 2011 nahezu<br />
stabil bei 0,9 Prozent des<br />
BIP und damit bei der<br />
Hälfte des OECD-Schnitts<br />
von 1,8 Prozent. Nur<br />
Mexiko, Estland, Tschechien<br />
und die Slowakei – also<br />
Staaten mit einem deutlich<br />
geringeren Vermögensbestand<br />
als Deutschland –<br />
sowie Österreich erzielen<br />
weniger Einnahmen aus<br />
dieser Steuerart.<br />
Selbst in den "kapitalistischen<br />
Vorzeigestaaten" USA<br />
und Großbritannien liegen<br />
die Steuern auf Vermögenswerte<br />
deutlich höher als in<br />
der Bundesrepublik.<br />
Zurückzuführen ist dies vor<br />
allem auf Immobiliensteuern,<br />
die in Deutschland nur<br />
0,5% des BIP ausmachen,<br />
in den Vereinigten Staaten<br />
hingegen 2,7% und in<br />
Großbritannien gar 3,4%.<br />
Österreich hingegen ist in<br />
Sachen Immobilienbesteuerung<br />
vergleichsweise ein<br />
Paradies: In der Alpenrepublik<br />
beträgt der Anteil an<br />
Steuern auf Immobilien<br />
magere 0,2% der Wirtschaftsleistung.<br />
Das überdurchschnittlich<br />
hohe Wachstum der Steuern<br />
auf Einkommen und<br />
Gewinne resultiert in<br />
Deutschland und Österreich<br />
hauptsächlich auf die Wirkung<br />
der sogenannten "kalten<br />
Progression": Während<br />
die Bruttoeinkommen jährlich<br />
zum Ausgleich der<br />
Inflation und in Folge regulärer<br />
Lohnerhöhungen steigen,<br />
blieben die Grenzsteuersätze<br />
weitestgehend auf<br />
dem selben Niveau stehen.<br />
Damit rutschen immer<br />
mehr Geringverdiener (in<br />
Sachen Kaufkraft) in den<br />
Bereich höherer Steuerstufen<br />
vor, so dass sie schlussendlich<br />
netto deutlich<br />
schlechter dastehen. Dies<br />
verschärft die finanzielle<br />
Lage von vielen Menschen<br />
in massivem Ausmaß. Ein<br />
nicht unerheblicher Teil der<br />
steigenden Ungleichheit in<br />
der Einkommensverteilung<br />
ist darauf zurückzuführen.<br />
(mm)<br />
Die interaktive OEDC-<br />
Grafik mit interessanten<br />
Vergleichsmöglichkeiten<br />
finden Sie auf<br />
unserer Webpräsenz :<br />
http://www.contramagazin.com/20<strong>14</strong>/01/<br />
deutschland-diesozialeungerechtigkeitwaechst-weiter/<br />
24
Eurozone<br />
mit<br />
Schuldenrückgang<br />
Die Eurozone konnte<br />
nach Angaben von<br />
Eurostat im dritten<br />
Quartal 2013 zum ersten<br />
Mal seit 2<strong>00</strong>7 einen Rückgang<br />
der öffentlichen Verschuldung<br />
verzeichnen. Im<br />
Vergleich zum zweiten<br />
Quartal des selben Jahres<br />
reduzierte sich die Verschuldung<br />
der 18 Euroländer<br />
um 33,3 Milliarden<br />
Euro. Deutschlands Anteil<br />
daran: Rund 20 Milliarden<br />
Euro.<br />
In der europäischen Schuldenkrise<br />
gibt es endlich<br />
wieder einmal gute Nachrichten.<br />
Zumindest dann,<br />
wenn man das Resultat<br />
betrachtet. So konnte die<br />
Eurozone im Quartalsvergleich<br />
zum ersten Mal seit<br />
sechs Jahren einen Abbau<br />
der öffentlichen Verschuldung<br />
verzeichnen. Eine Ent-<br />
25
warnung kann angesichts<br />
der nach wie vor kritischen<br />
Situation einiger Staaten<br />
jedoch noch nicht gegeben<br />
werden.<br />
Ein Blick auf die Eurostat-Tabelle<br />
(Seite 25) zeigt<br />
deutlich auf, dass einige<br />
Länder immer noch mit<br />
einem massiven Anstieg der<br />
Verschuldung zu kämpfen<br />
haben, während die Bemühungen<br />
anderer Staaten zur<br />
Budgetkonsolidierung<br />
Früchte tragen.<br />
Doch für September 20<strong>14</strong><br />
stehen Neuerungen an,<br />
welche zumindest den Verschuldungsgrad<br />
der Staaten<br />
im Vergleich zur Wirtschaftsleistung<br />
reduzieren<br />
werden: Neue<br />
Berechnungsmethoden<br />
für das BIP, welche seit<br />
dem vergangenen Jahr<br />
auch in den USA gelten,<br />
werden zu einem statistischen<br />
Wirtschaftswachstum<br />
ohne realwirtschaftlichen<br />
Hintergrund führen. Nach<br />
Angaben von Eurostat<br />
dürfte der durchschnittliche<br />
BIP-Anstieg dadurch etwa<br />
2,4% betragen.<br />
26<br />
Allerdings hat diese Änderung<br />
zu Beginn des vierten<br />
Quartals 20<strong>14</strong> einen weiteren<br />
Nebeneffekt, den die<br />
Medien unterschlagen: Die<br />
gesamteuropäische Wirtschaftsleistung<br />
20<strong>14</strong> wird in<br />
Folge dieses Effekts um<br />
etwa 0,8-1,0% "wachsen",<br />
und die Verschuldungsquote<br />
schon in diesem Jahr ein<br />
wenig gedrückt. Die Massenmedien<br />
– vom Radio<br />
über Zeitungen und dem<br />
Fernsehen – werden darüber<br />
jubeln, während die<br />
breite Masse die Änderungen<br />
der Berechnungsmethode<br />
schon längst wieder<br />
vergessen hat. Ein kleiner<br />
Schritt für die Statistiker,<br />
doch ein großer für die EU-<br />
Propagandamaschinerie.<br />
(mm)
Kommt ein<br />
neuer<br />
Schuldenschnitt<br />
für<br />
Griechenland?<br />
Die Spekulationen<br />
während des vergangenen<br />
Jahres<br />
dürften sich nun bewahrheiten:<br />
Ein neuer Schuldenschnitt<br />
für das hoffnungslos<br />
überschuldete Griechenland<br />
könnte noch in diesem Jahr<br />
erfolgen. Damit ging Merkels<br />
Plan, die Debatte auf<br />
die Zeit nach der Wahl zu<br />
verschieben, nun doch auf.<br />
Weitere Finanzhilfen oder<br />
doch ein Schuldenschnitt?<br />
Möglich sind derzeit beide<br />
Optionen. Der letzte Schuldenschnitt<br />
2011 hatte kaum<br />
positive Auswirkungen auf<br />
die weitere Entwicklung<br />
Griechenlands. Zwar sank<br />
damals die Staatsverschuldung<br />
von 355,79 auf<br />
307,18 Milliarden Euro,<br />
doch allein im Jahr 2013<br />
stieg sie um rund 22 auf<br />
329,28 Milliarden Euro an.<br />
Trotz einiger scheinbarer<br />
Erfolge bei den Sparbemühungen,<br />
dürfte sich angesichts<br />
der enormen Zinslast<br />
und der weiterhin bestehenden<br />
strukturellen Probleme<br />
jedoch der Gesamtzustand<br />
nicht deutlich bessern.<br />
Ersichtlich wird die dramatische<br />
Lage Griechenlands,<br />
wenn man die Entwicklung<br />
der öffentlichen Einnahmen<br />
und Ausgaben (siehe Grafik<br />
oben) betrachtet. Offiziell<br />
erzielte Griechenland zwar<br />
2013 einen Primärüberschuss<br />
beim Staatshaushalt,<br />
so dass lediglich die<br />
Zinslast zu einem Defizit<br />
führte, doch die Wahrheit<br />
sieht anders aus. Bei den<br />
vorläufigen Zahlen aus<br />
Athen wurde offensichtlich<br />
getrickst. Grund für die<br />
Jubelmeldungen der letzten<br />
Monate war hauptsächlich<br />
der verhängte Zahlungsstopp.<br />
Alles was mit staatlichen<br />
Auszahlungen zu tun<br />
hat, wird so weit wie möglich<br />
hinausgezögert: Angefangen<br />
von den Rentenanträgen<br />
bis hin zur Rückerstattung<br />
der Mehrwertsteuer.<br />
Bedenkt man die Tatsache,<br />
dass die griechische Staatsverschuldung<br />
Ende 2013<br />
bei rund 180% des BIP lag,<br />
bedeutet jeder Prozentpunkt<br />
an Zinsen Kosten von<br />
etwa 1,8% der Wirtschaftsleistung.<br />
Geht man davon<br />
aus, dass der durchschnittliche<br />
Zinssatz bei etwa 6%<br />
liegt, muss die griechische<br />
Volkswirtschaft alleine für<br />
die Staatsschulden etwa<br />
27
11% der gesamten Jahresleistung<br />
an Tribut abführen.<br />
Dass eine Gesudung der<br />
Staatsfinanzen so nicht<br />
möglich ist, dürfte klar sein.<br />
Neue Kredite durch den<br />
ESM würden hierbei keine<br />
Erleichterung mit sich bringen.<br />
Zwar stehen im Berliner<br />
Finanzministerium<br />
Überlegungen an, den Griechen<br />
ein Kreditpaket von 20<br />
Milliarden Euro zu schnüren,<br />
doch würde dies ebenfalls<br />
nur zu weiteren Belastungen<br />
des stark angeschlagenen<br />
Staatshaushalts<br />
Kann Griechenland überhaupt noch gerettet<br />
werden?<br />
Ihre Ansicht zu diesem Thema (und selbstverständlich<br />
auch allen anderen Themen) interessiert<br />
uns sehr. Schreiben Sie uns doch einfach eine E-<br />
Mail mit dem Betreff „Leserbrief: Griechenland“ an<br />
die Adresse redaktion@contra-magazin.com zu<br />
Beachten Sie bitte, dass Leserbriefe nicht mehr als<br />
4<strong>00</strong> Wörter umfassen sollten. Wir behalten uns vor,<br />
Leserbriefe bei Bedarf zu kürzen. Wir können nicht<br />
garantieren, dass jeder zugesendete Leserbrief auch<br />
veröffentlicht wird.<br />
führen. Das heißt: An<br />
einem Schuldenschnitt wird<br />
man nicht herumkommen,<br />
wenn man den kompletten<br />
Staatsbankrott des Landes<br />
verhindern möchte. Die<br />
Kosten dafür müssten vor<br />
allem die EU-Staaten tragen,<br />
da sie im Zuge der<br />
laufenden Umschuldung<br />
mittels "Rettungspaketen"<br />
einen immer größeren Teil<br />
der Gesamtschulden für<br />
sich beanspruchen. Die einzige<br />
alternative Möglichkeit<br />
wäre die Senkung sämtlicher<br />
Zinssätze auf 0%, so<br />
dass das Land mit zukünftigen<br />
Haushaltsüberschüssen<br />
die Schuld abtragen könnte<br />
– plus die laufende Entwertung<br />
in Folge der Inflation.<br />
(mm)<br />
28
Großbritannien:<br />
Wirtschaft auf<br />
Blasenkurs<br />
Oberflächlich<br />
betrachtet zieht die<br />
britische Wirtschaft<br />
Kontinentaleuropa davon.<br />
Die Arbeitslosigkeit sank<br />
auf 7,1 Prozent, die Inflation<br />
liegt stabil unter 2 Prozent,<br />
und das Wirtschaftswachstum<br />
liegt bei etwa 3<br />
Prozent. Doch die guten<br />
Zahlen basieren nicht auf<br />
einer gesunden Entwicklung,<br />
sondern auf billigem<br />
Geld und einer Immobilienblase.<br />
London ist nach wie vor<br />
eines der wichtigsten<br />
Finanzzentren der Welt,<br />
deshalb wurde die britische<br />
Wirtschaft von der Finanzkrise<br />
ab 2<strong>00</strong>8 auch sehr<br />
hart getroffen. Doch anstatt<br />
die Abhängigkeit des Landes<br />
von der globalen Finanzindustrie<br />
zu vermindern,<br />
sorgen die Briten schon einmal<br />
für zukünftige Schocks,<br />
indem sie die Märkte mit<br />
billigem Geld fluten und die<br />
Immobilienmärkte stark<br />
überhitzen.<br />
Da sowohl die öffentlichen<br />
als auch die privaten Haushalte<br />
in den letzten Jahren<br />
als Folge der Finanzkrise<br />
ihre Ausgaben senkten, litt<br />
die britische Konjunktur<br />
enorm darunter. Lediglich<br />
die Flutung der Märkte mit<br />
billigem Geld und das Niedrigzinsumfeld<br />
sorgten dafür,<br />
dass zumindest eine Branche<br />
Aufwind verspürte: Die<br />
Bauwirtschaft. Denn mit<br />
dem Programm "Help to<br />
buy" können die Briten jetzt<br />
auch mit einem Eigenkapital<br />
von nur 5% des Kaufpreises<br />
eine Immobilie<br />
erwerben. Damit steigt die<br />
Nachfrage enorm an, was<br />
zu deutlich steigenden<br />
Immobilienpreisen führt.<br />
Wie problematisch diese<br />
Form der Konjunkturbelebung<br />
ist, hat schon die<br />
Hauptursache der Finanzkrise<br />
2<strong>00</strong>8 bewiesen: Die<br />
massive Verteilung von<br />
Hypothekenkrediten ohne<br />
ausreichende Sicherheiten.<br />
Doch anstatt aus den Fehlern<br />
zu lernen, werden sie<br />
in Großbritannien wiederholt.<br />
Und so wächst inzwischen<br />
die private Verschuldung<br />
merklich an, während die<br />
Reallöhne immer weiter fallen.<br />
Diese Kombination ist<br />
jedoch brandgefährlich, da<br />
sie mit einem wachsenden<br />
Volumen an faulen Krediten<br />
und folglich auch implodierenden<br />
Immobilienpreisen<br />
die nächste Blase platzen<br />
lassen kann. Immerhin profitiert<br />
nur eine kleine Minderheit<br />
von diesem Aufschwung,<br />
so dass von<br />
Nachhaltigkeit absolut keine<br />
Rede sein kann. Dies zeigt<br />
nicht nicht zuletzt in der<br />
Entwicklung der Exporte,<br />
die trotz einer Abwertung<br />
des Britischen Pfunds um<br />
rund ein Viertel kaum<br />
gestiegen sind. (mm)<br />
29
US-<br />
Arbeitsmarkt<br />
weiterhin<br />
schwach<br />
Der US-Arbeitsmarkt<br />
steckt seit 2<strong>00</strong>8 in<br />
einer veritablen<br />
Krise. Zwar sinkt die offizielle<br />
Arbeitslosenquote<br />
beständig weiter, doch<br />
begründet werden kann<br />
dies lediglich mit statistischen<br />
Tricks. Die Zahl neu<br />
geschaffener Jobs ist nach<br />
wie vor zu niedrig.<br />
Nach nur 74.<strong>00</strong>0<br />
neuen Jobs im<br />
Dezember, folgte<br />
im Januar ein<br />
Zuwachs von<br />
113.<strong>00</strong>0 Stellen.<br />
Damit liegt das<br />
US-Jobwachstum<br />
deutlich unter den<br />
Erwartungen von<br />
Politik und Analysten.<br />
Während vor<br />
allem der Einzelhandel<br />
und der<br />
Staat Stellen strichen,<br />
verzeichnet die Bauwirtschaft<br />
trotz des Winters<br />
ein Plus. Dabei haben die<br />
Vereinigten Staaten ein<br />
enormes Aufholpotential,<br />
wie der Blick auf die Grafik<br />
oben zeigt. Denn im Zuge<br />
der Finanzkrise ab 2<strong>00</strong>8<br />
sanken die Erwerbstätigenquote<br />
und das Arbeitskräfteangebot<br />
dramatisch ab.<br />
Mit der Beendigung des<br />
staatlichen Arbeitslosengeldes<br />
(Emergency Unemployment<br />
Compensation –<br />
EUC), welches zuletzt 1,35<br />
30<br />
Millionen Langzeitarbeitslose<br />
erhielten,<br />
wird das<br />
gesamte Arbeitskräfteangebot<br />
wohl mindestens<br />
um eine weitere<br />
Million Menschen<br />
sinken. Damit<br />
wird jedoch auch<br />
die offizielle<br />
Arbeitslosenquote<br />
deutlich niedriger<br />
ausfallen, ohne<br />
dass sich die<br />
Situation gebessert<br />
hätte.<br />
Betrachtet man die Entwicklung<br />
seit Ende des<br />
Zweiten Weltkriegs, wird die<br />
dramatische Lage erst wirklich<br />
ersichtlich.So liegt die<br />
Erwerbstätigenquote<br />
momentan auf dem Niveau,<br />
welches die Vereinigten<br />
Staaten zuletzt Mitte der<br />
1980er Jahre hatten. Das<br />
gesamte Angebot an<br />
Arbeitskräften liegt sogar<br />
nur noch auf dem Level der<br />
späten 1970er – Tendenz<br />
weiter fallend. (mm)
USA: Yellen<br />
erwartet<br />
starkes<br />
Wirtschaftswachstum<br />
Die designierte neue<br />
Vorsitzende der<br />
US-Notenbank<br />
Federal Reserve, Janet Yellen,<br />
erwartet in einem<br />
Interview mit dem renommierten<br />
Time Magazine für<br />
das Jahr 20<strong>14</strong> ein US-Wirtschaftswachstum<br />
von über<br />
3%. Dieser Optimismus<br />
wird von anderen Notenbankern<br />
geteilt, während<br />
Kritiker an den offiziellen<br />
Zahlen zweifeln.<br />
Die amerikanische Wirtschaft<br />
scheint sich zumindest<br />
den offiziellen Daten<br />
entsprechend von der seit<br />
Jahren anhaltenden Wirtschafts-<br />
und Finanzkrise zu<br />
erholen. Entsprechend den<br />
offiziellen Zahlen soll das<br />
Wachstum zum dritten<br />
Quartal 2013 aufs ganze<br />
Jahr hochgerechnet satte<br />
4,1% betragen haben.<br />
Dementsprechend stark soll<br />
den Prognosen nach die US-<br />
Wirtschaft 20<strong>14</strong> um etwa<br />
3% zulegen.<br />
Weiters geht Bernankes<br />
designierte Nachfolgerin<br />
davon aus, dass die zuletzt<br />
niedrige Inflationsrate im<br />
kommenden Jahr wieder<br />
etwas anzieht: "Die Erholung<br />
war enttäuschend<br />
langsam, aber wir machen<br />
Fortschritte auf dem<br />
Arbeitsmarkt, und ich gehe<br />
davon aus, dass die Inflation<br />
sich wieder unserem<br />
längerfristigen Ziel von zwei<br />
Prozent annähern wird."<br />
Ebenso zuversichtlich<br />
äußerte sich Yellen über die<br />
Lage am US-Arbeitsmarkt.<br />
Demnach wolle die Fed mit<br />
Hilfe der weiterin lockeren<br />
Geldpolitik versuchen, die<br />
derzeitige offizielle Arbeitslosenrate<br />
von rund 7% auf<br />
5,2 bis 5,8% zu drücken.<br />
Dabei sollen die geldpolitischen<br />
Zügel wieder leicht<br />
angezogen werden, wenn<br />
die Arbeitslosigkeit auf<br />
unter 6,5% fällt.<br />
Kritiker monieren die Tatsache,<br />
dass die offiziellen<br />
Statistiken lediglich stark<br />
geschönt präsentiert werden,<br />
während die Realität<br />
deutlich düsterer aussehen<br />
würde. Hierbei stehen die<br />
Berechnungsmethoden des<br />
Bruttoinlandsprodukts, der<br />
Inflation und der Arbeitslosenquoten<br />
im Fokus der kritischen<br />
Beobachter. (mm)<br />
31
TAFTA/TTIP:<br />
Diktatur der<br />
Konzerne<br />
Brüssel und Washington<br />
verhandeln derzeit<br />
hinter verschlossenen<br />
Türen über das<br />
transatlantische Freihandelsabkommen<br />
TTIP. Was<br />
auf Europa zukommen<br />
dürfte, zeigen schon die<br />
Nordamerikanische Freihandelszone<br />
NAFTA und die<br />
Verhandlungen über die<br />
transpazifische Partnerschaft<br />
TPP.<br />
Seit dem 1. Januar 1994<br />
besteht die Nordamerikanische<br />
Freihandelszone, die<br />
sozusagen als Blaupause<br />
für die geplanten Freihandelszonen<br />
der USA mit dem<br />
pazifischen und dem europäischen<br />
Raum gelten<br />
kann. Schon bei der Gründung<br />
dieser Zone ging es<br />
weniger um die Abschaffung<br />
von Zollschranken,<br />
sondern um die Optimierung<br />
der Geschäftsfelder für<br />
die Konzerne. Zudem soll<br />
die NAFTA über kurz oder<br />
lang zu einem einzigen<br />
Staat – der Nordamerikanischen<br />
Union (NAU) –<br />
zusammengeführt werden.<br />
Die Vorteile für die USA in<br />
Folge dieser Vereinigung<br />
liegen auf der Hand: Ihre<br />
Grenzen werden massiv<br />
ausgedehnt, das Aufgreifen<br />
von möglichen Terroristen<br />
vor dem Betreten des<br />
eigentlichen US-Territoriums<br />
wird enorm erleichtert, und<br />
die ökonomische Integration<br />
in allen Bereichen wird<br />
beschleunigt – mit Schwerpunkt<br />
auf den Zugriff mexikanischer<br />
und kanadischer<br />
Rohstoffe (Wasser, Erdölund<br />
Erdgas, sowie Holz).<br />
Die geplanten Abkommen<br />
mit einigen pazifischen Ländern<br />
und der Europäischen<br />
Union dürfen in der Hinsicht<br />
ebenfalls als Zwischenschritt<br />
zu einem globalen<br />
Megastaat gesehen werden,<br />
in dem die Demokratie sukzessive<br />
ausgehöhlt und die<br />
Macht der Konzerne verstärkt<br />
wird. Besonders<br />
gefährlich ist hierbei die<br />
Vorgehensweise der US-Administration,<br />
welche die<br />
demokratische Kontrolle<br />
über die Verhandlungen und<br />
sämtlicher Änderungen in<br />
den Verträgen aushebeln<br />
möchte. So unterliegen die<br />
Verhandlungen über das<br />
TPP strengster Geheimhaltung,<br />
so dass nicht einmal<br />
die US-Kongressabgeordneten<br />
den kompletten Text zu<br />
32
lesen bekommen – Lobbyvertreter<br />
der Konzerne hingegen<br />
schon. Und das,<br />
obwohl die US-Verfassung<br />
ausdrücklich festlegt, dass<br />
der Kongress über die<br />
"Regulierung des Handels<br />
mit ausländischen Nationen"<br />
zu entscheiden hat.<br />
Deshalb setzt die Obama-Administration<br />
die<br />
Abgeordneten unter Druck,<br />
damit diese ihr eine Sonderermächtigung<br />
(im Englischen:<br />
fast-track authority)<br />
erteilen, und damit auf<br />
sämtliche Rechte<br />
während und nach der<br />
Verhandlungen zu<br />
verzichten.<br />
Eigentlich hätte man<br />
eine solche Politik<br />
noch eher von den<br />
Republikanern erwarten<br />
dürfen, doch<br />
damit zeigt sich deutlich,<br />
dass es letztendlich<br />
egal ist wer in der<br />
US-Administration<br />
sitzt. Im Endeffekt<br />
dienen die Damen und Herren<br />
in Washington ohnehin<br />
mehrheitlich den Interessen<br />
ihrer großzügigen Wahlkampfspender,<br />
während die<br />
Bevölkerung nur als Stimmvieh<br />
für den pseudodemokratischen<br />
Affenzirkus herhalten<br />
darf.<br />
Sowohl im pazifischen<br />
Raum als auch in der Europäischen<br />
Union darf man<br />
sich deshalb schon sehr<br />
darauf freuen, was die Politeliten<br />
zusammen mit den<br />
Lobbyvertretern schlussendlich<br />
aushandeln werden.<br />
Die Versprechen von<br />
einer steigenden Beschäftigung<br />
in Folge der Liberalisierungen<br />
dürfen getrost als<br />
billige Propaganda gesehen<br />
werden. Konservativen<br />
Berechnungen zufolge kostete<br />
die NAFTA den Vereinigten<br />
Staaten seit ihrem<br />
Bestehen 7<strong>00</strong>.<strong>00</strong>0 Jobs.<br />
Mexiko, welches besonders<br />
vom Freihandel profitieren<br />
sollte, weist nach Angaben<br />
der Weltbank heute eine<br />
deutlich höhere Armutsquote<br />
auf als noch 1994.<br />
Insbesondere die Kleinbauern<br />
verloren (zum Beispiel<br />
durch den amerikanischen<br />
Billigmais) ihre Lebensgrundlage.<br />
Zwar hat sich<br />
das Handelsvolumen zwischen<br />
Mexiko und den USA<br />
deutlich vergrößert, dennoch<br />
profitiert nur eine Minderheit<br />
davon. Ähnliche<br />
Szenarien dürften im Zuge<br />
der Umsetzung von TPP und<br />
TTIP auf die beteiligten<br />
Staaten zukommen.<br />
Wenn nun selbst das<br />
renommierte linke österreichische<br />
Magazin "profil" die<br />
Auswirkungen des Freihandelsabkommen<br />
schönredet,<br />
muss man sich an den Kopf<br />
greifen. Erst kürzlich im<br />
Jahr 2012 forderte etwa die<br />
US-Firma Lone Pine von der<br />
kanadischen Provinz Quebec<br />
250 Millionen US-Dollar<br />
Entschädigung wegen eines<br />
Fracking-Moratoriums. Selber<br />
Schuld, nicht wahr? Da<br />
hätten die Frankokanadier<br />
eben schon im Jahr 1993<br />
Fracking verbieten sollen.<br />
Oder der erste Fall für das<br />
NAFTA-Schiedsgericht: Das<br />
US-Unternehmen Ethyl<br />
Corporation hatte die kanadische<br />
Regierung 1997<br />
auf Schadenersatz verklagt,<br />
weil das kanadische<br />
Importverbot von<br />
Benzin mit dem giftigen<br />
Zusatzstoff MMT einer<br />
Enteignung gleichkomme.<br />
Kanada hob<br />
daraufhin das Verbot auf<br />
und zahlte im Rahmen<br />
eines Vergleichs eine<br />
Entschädigung in Höhe<br />
von 251 Millionen US-<br />
Dollar. Das heißt schlussendlich<br />
nichts weiter, als<br />
dass all jene Punkte die<br />
nicht jetzt schon in dem<br />
Abkommen festgelegt werden,<br />
bei einer späteren<br />
Änderung (im Sinne einer<br />
"Verschlechterung" für die<br />
Unternehmen) Grund für<br />
eine Klage sein können.<br />
Wenn jedoch beinahe ausschließlich<br />
ein paar Politeliten<br />
und Lobbyvertreter der<br />
Konzerne miteinander verhandeln,<br />
darf man dann<br />
allen Ernstes erwarten,<br />
dass dabei die Interessen<br />
der Bevölkerung irgendeine<br />
Bedeutung haben werden?<br />
(mm)<br />
33
Schwellenländer:<br />
Schattenbanken<br />
auf<br />
Vernichtungsfeldzug<br />
Das globale Finanzsystem<br />
ist wieder<br />
einmal außer Rand<br />
und Band. Grund dafür: Die<br />
Senkung der Anleihenkäufe<br />
durch die Fed, die erwartete<br />
Zinserhöhung in den USA<br />
angesichts der positiven<br />
wirtschaftlichen Anzeichen,<br />
sowie die damit einsetzenden<br />
Währungsprobleme der<br />
Schwellenländer. Mit der<br />
Flucht des Fremdkapitals<br />
zurück in die USA, droht<br />
der ökonomische Kollaps.<br />
Finanzmärkte funktionieren<br />
nicht unbedingt nach<br />
den Grundsätzen rationaler<br />
Entscheidungen. Vielmehr<br />
agieren die Händler und<br />
Spekulanten oftmals wie<br />
aufgeschreckte Herden:<br />
Dort wo die bessere Rendite<br />
lohnt, fließt auch das Geld<br />
hin. Angesichts der Unsummen<br />
die auf diesen Märkten<br />
zirkulieren, vermögen<br />
selbst die Notenbanken oftmals<br />
nur wenig dagegen<br />
auszurichten. Das Problem<br />
hierbei sind nicht nur die<br />
Banken selbst, sondern vor<br />
allem die "Schattenbanken"<br />
in Form von den vielfältigen<br />
Fonds- und Versicherungsgesellschaften.<br />
Die Schwellenländer galten<br />
lange Zeit als einzige Alternative<br />
zu den mageren<br />
Renditen in den USA und<br />
Europa. Ein stabiles Wirtschaftswachstum,<br />
die Heranbildung<br />
einer größeren<br />
Mittelschicht, sowie prosperierende<br />
Unternehmen<br />
sorgten bei relativ stabilen<br />
Wechselkursen und moderaten<br />
Inflationsraten für<br />
einen enormen Zustrom<br />
von Kapital aus den Industriestaaten.<br />
Damit finanzierten<br />
die aufstrebenden<br />
Länder jedoch zumeist ein<br />
immer weiter ausuferndes<br />
Leistungsbilanzdefizit. Die<br />
damit verbundene stark<br />
gestiegene Auslandsverschuldung<br />
wird jetzt zu<br />
einem veritablen Problem.<br />
Entsprechend dem Herdentrieb<br />
auf den Finanzmärkten<br />
sorgen die aktuellen<br />
Unsicherheiten in Ländern<br />
wie Argentinien, Brasilien,<br />
der Türkei, Südafrika<br />
und Indonesien dafür, dass<br />
sich der Abwärtstrend<br />
immer weiter verstärkt.<br />
Verständlich: Verlassen<br />
einige "Großinvestoren" die<br />
jeweiligen Märkte, sinken<br />
die Kurse – fallen sie unter<br />
eine bestimmte Marke, fangen<br />
die ersten Massenverkäufe<br />
an, damit sinken die<br />
Kurse noch weiter so dass<br />
die Flucht enorme Ausmaße<br />
annimmt.<br />
Problematisch ist diese<br />
Entwicklung vor allem für<br />
Staaten und Unternehmen,<br />
die ihre Kredite in Fremdwährungen<br />
(v.A. US-Dollar,<br />
aber auch Euro) aufgenommen<br />
haben. Sie erzielen<br />
ihre Einnahmen zumeist in<br />
lokaler Währung die immer<br />
mehr an Wert verliert, müssen<br />
ihre Kredite und Anleihen<br />
jedoch in Dollar oder<br />
Euro zurückzahlen. Für<br />
viele Firmen bedeutet dies<br />
den finanziellen Todesstoß,<br />
so dass die Entwicklung auf<br />
den Finanzmärkten direkten<br />
34
Einfluss auf die<br />
Realwirtschaft hat.<br />
Die finanzielle<br />
Übermacht dieser<br />
"Schattenbanken"<br />
zeigt sich in der<br />
Summe des globalen<br />
Finanzkapitals:<br />
135,5 Billionen US-<br />
Dollar (2012). Die<br />
sogenannten "BRIC"<br />
(siehe Statistik<br />
oben) erwirtschafteten<br />
im selben Jahr<br />
hingegen gerade<br />
einmal knappe 15<br />
Billionen US-Dollar.<br />
Das heißt: Wenn die Kapitalbewegungen<br />
aus diesen<br />
Ländern auch nur etwas<br />
mehr als 1% des globalen<br />
Kapitals ausmachen, sind<br />
das gleich rund 10% der<br />
gesamten jährlichen Wirtschaftsleistung<br />
dieser Staaten.<br />
Dagegen kann keine<br />
Zentralbank ankommen, da<br />
die Devisenreserven für<br />
Stützungskäufe zu gering<br />
sind, und große Zinsschritte<br />
nach oben (wie jene kürzlich<br />
in der Türkei) die Wirtschaft<br />
komplett abwürgen<br />
können. (mm)<br />
35
Geschäftsmodell<br />
Nachhaltigkeit<br />
Die Konsumenten<br />
entwickeln zunehmend<br />
ein ethisches<br />
Bewusstsein, wenn es um<br />
den Kauf von Produkten<br />
geht. Angesichts der vielen<br />
Skandale rund um die<br />
Arbeitsbedingungen in den<br />
Billiglohnländern können<br />
vertragliche Vereinbarungen<br />
zwischen den Konzernen<br />
und den Zulieferern dazu<br />
beitragen, dass sich die<br />
Situation in den armen Ländern<br />
verbessert.<br />
Nachhaltigkeit und soziale<br />
Mindeststandards können<br />
zunehmend darüber entscheiden,<br />
ob ein Produkt<br />
am Markt angenommen<br />
wird oder nicht. Nach dem<br />
Bioboom folgt nun der<br />
Trend des "ethic shopping".<br />
Immer mehr Unternehmen<br />
erkennen dies, und verlangen<br />
von ihren Zulieferern<br />
die Einhaltung von Mindeststandards<br />
– auch wenn die<br />
Produkte dadurch teurer<br />
werden.<br />
Wenn zum Beispiel in Bangladesh<br />
Textilfabriken einstürzen,<br />
in Kambodscha<br />
streikende Arbeiter über<br />
den Haufen geschossen<br />
werden, die Nichtbeachtung<br />
von Sicherheitsstandards zu<br />
Ölkatastrophen führt, oder<br />
giftige Chemikalien in billigem<br />
Spielzeug aus China<br />
die Gesundheit gefährden,<br />
führt dies zunehmend zum<br />
Boykott der finanzstarken<br />
Mittelschicht in den Industrieländern.<br />
Zu den Unternehmen die<br />
dies erkannt haben, gehört<br />
beispielsweise der japanische<br />
Konzern Canon: Seit<br />
über 10 Jahren verlangt der<br />
Elektronikkonzern auch von<br />
36<br />
seinen Zulieferern die Einhaltung<br />
seiner "Green Procurement<br />
Standards". Auch<br />
Unternehmen wie Geberit<br />
oder Siemens zählen zu den<br />
Konzernen, welche die Zeichen<br />
der Zeit erkannt<br />
haben.<br />
Besonders für die Textilindustrie,<br />
die ihre Bekleidungsstücke<br />
vornehmlich in<br />
Südostasien und Afrika<br />
nähen lässt, könnte dies<br />
zunehmend zur Frage des<br />
wirtschaftlichen Überlebens<br />
werden. Große Modelabels<br />
die pro Kleidungsstück oftmals<br />
mehr als des Zehnfache<br />
dessen verdienen, was<br />
die Näherinnen erhalten,<br />
könnten so zum unternehmerischen<br />
Auslaufmodell<br />
avancieren. Damit eröffnen<br />
sich für die Menschen in<br />
den Billiglohnländern Chancen,<br />
bald schon zu den Einwohnern<br />
der reicheren Länder<br />
aufzuschließen. (mm)
Bundesbank<br />
für<br />
Sondersteuer<br />
auf<br />
Sparguthaben<br />
Erst der Internationale<br />
Währungsfonds<br />
(IWF), nun auch die<br />
Deutsche Bundesbank: Eine<br />
Sondersteuer auf Sparguthaben<br />
zur Schuldenreduktion<br />
des Staats findet<br />
immer mehr Anklang. Diese<br />
Massensteuer träfe allerdings<br />
hauptsächlich die<br />
Bezieher niedrigerer Einkommen.<br />
Besonders interessant<br />
ist die Begründung<br />
der deutschen Währungshüter<br />
in Frankfurt.<br />
Erst vor wenigen Monaten<br />
ging die Meldung über eine<br />
mögliche Vermögensabgabe<br />
von 10% – vorgeschlagen<br />
vom IWF – durch die<br />
Medienlandschaft. Urheber<br />
des Vorschlags: der Internationale<br />
Währungsfonds.<br />
Treffen würde diese Abgabe<br />
auf Sparguthaben bei den<br />
Banken jedoch hauptsächlich<br />
die Unter- und Mittelschicht.<br />
Denn nur rund ein<br />
Drittel aller Finanzvermögen<br />
sind Bankeinlagen.<br />
Diese werden jedoch vor<br />
allem von den unteren Einkommenschichten<br />
zur<br />
Ansparung von Reserven<br />
verwendet, während jene<br />
Menschen mit höherem Einkommen<br />
stärker auf Wertpapiere<br />
und sonstige Anlageformen<br />
setzen.<br />
Damit würde diese "Sondersteuer"<br />
besonders die<br />
ärmeren Haushalte deutlich<br />
stärker belasten als die<br />
finanzielle Oberschicht.<br />
Jemand mit einem Finanzvermögen<br />
von einer Million<br />
Euro wird vielleicht 10%<br />
davon in Form von Barmitteln<br />
halten, während eine<br />
Person mit vielleicht 20.<strong>00</strong>0<br />
37<br />
Euro an Finanzvermögen<br />
wahrscheinlich mindestens<br />
ein Viertel davon auf Sparbuch<br />
und Bausparkonto liegen<br />
hat. Bei einer Abgabe<br />
von 10% auf die Einlagen<br />
würde der Millionär mit seinen<br />
10.<strong>00</strong>0 Euro Steuern in<br />
absoluten Zahlen zwar<br />
deutlich mehr Steuern zahlen<br />
als der Kleinsparer mit<br />
seinen 5<strong>00</strong> Euro. Doch den<br />
2,5% vom Gesamtvermögen<br />
des Kleinsparers stünden<br />
hier lediglich 1% des<br />
Millionenvermögens gegenüber.<br />
Was denken Sie darüber?<br />
Wird es in absehbarer<br />
Zeit zu einer Sondersteuer<br />
auf Sparguthaben<br />
kommen?<br />
Schreiben Sie uns!<br />
redaktion@contramagazin.com
Interessante Begründung<br />
der Bundesbank<br />
Wirklich aufmerksamen<br />
Lesern des heute veröffentlichten<br />
Monatsberichts ist<br />
jedoch wahrscheinlich die<br />
Begründung für die positive<br />
Beurteilung einer Sondersteuer<br />
auf Sparguthaben<br />
aufgefallen: Die Deutsche<br />
Bundesbank sieht darin<br />
eine wirksame Maßnahme,<br />
um eventuelle Finanzhilfen<br />
anderer EU-Länder nicht in<br />
Anspruch nehmen zu müssen.<br />
Ja, Sie lesen das schon<br />
richtig. Während Deutschland<br />
im Rahmen der vorgeblichen<br />
Maßnahmen zur<br />
Euro-Rettung mittels EFSF<br />
und ESM zig Milliarden Euro<br />
an Steuergeldern umverteilte,<br />
soll sich die Bundesrepublik<br />
gefälligst selbst<br />
aus dem Sumpf ziehen<br />
müssen.<br />
An und für sich würde dieser<br />
Schritt den "No-<br />
Bail-Out-Klauseln" der EU-<br />
Verträge entsprechen, die –<br />
wie wir wissen – in den<br />
letzten Jahren von den Verantwortlichen<br />
in Brüssel,<br />
Berlin, Paris usw. konsequent<br />
ignoriert wurden.<br />
Doch zuerst deutsche Steuergelder<br />
in die Krisenstaaten<br />
(besser: ins Bankensystem)<br />
umzuleiten, hätte man<br />
mittels Vermögensteuern<br />
und der Beschlagnahme<br />
von Schwarzgeld auf den<br />
Offshore-Konten erst gar<br />
keine "Rettungsschirme"<br />
aufspannen müssen. Und<br />
jetzt kommen die Bundesbanker<br />
auch noch auf die<br />
Idee, dass für die Deutschen<br />
nicht das Selbe gelten<br />
soll, wie für Griechenland,<br />
Spanien, Irland & Co.<br />
Bei aller berechtigten Kritik<br />
an der deutschen Wirtschaftspolitik<br />
auf Kosten<br />
der Eurozonen-Stabilität<br />
muss man doch das doppelzüngige<br />
Verhalten der deutschen<br />
"Eliten" beim Namen<br />
nennen. Hier wird deutlich<br />
zugunsten von Finanzindustrie<br />
und Finanzeliten agiert,<br />
während schlussendlich<br />
mindestens drei Viertel der<br />
deutschen Bevölkerung die<br />
Rechnung dafür präsentiert<br />
bekommen. Deutschland<br />
und ganz Europa brauchen<br />
eine wirkliche Steuerreform,<br />
welche die Einkommen<br />
entlastet und die Vermögen<br />
belastet, damit die<br />
Gewinner dieser Umverteilungsmaschinerie<br />
endlich<br />
einen fairen Anteil der Last<br />
zu tragen haben. Immer<br />
nur die Mittelschicht zu<br />
belasten und auszudünnen,<br />
kann keine funktionierende<br />
Lösung darstellen. Zumindest<br />
nicht langfristig. (mm)<br />
38
Migration in<br />
den<br />
Sozialstaat<br />
oder den<br />
Arbeitsmarkt?<br />
Grundsätzlich erwarten<br />
Auswanderer in<br />
ihrem Zielland bessere<br />
Bedingungen als in der<br />
Heimat, denn jedes Land<br />
bietet andere Anreize für<br />
Immigranten. Statistische<br />
Daten der OECD zeigen<br />
diese Differenzen deutlich<br />
auf. Deutschland liegt in<br />
Sachen Beschäftigung bei<br />
den Einwanderern weit hinten,<br />
während Immigranten<br />
in den USA auf<br />
eine ähnliche<br />
Beschäftigungsquote<br />
kommen wie<br />
die US-Amerikaner<br />
selbst.<br />
Die Volksabstimmung<br />
über<br />
eine Begrenzung der<br />
Zuwanderung führt zu<br />
einem Aufflammen der<br />
Debatten über die Einwanderungspolitik.<br />
Während die<br />
politische Linke grundsätzlich<br />
möglichst lockere Einwanderungsbestimmungen<br />
verlangt, fordern insbesondere<br />
die Konservativen und<br />
die Wirtschaftsliberalen die<br />
Zuwanderung von qualifizierten<br />
Arbeitskräften, um<br />
damit die wirtschaftliche<br />
Entwicklung zu forcieren.<br />
Dass es gewisse Grenzen<br />
geben muss, gebietet die<br />
Vernunft. Neben ökonomischen<br />
Kriterien darf die<br />
humanitäre Frage nicht vergessen<br />
werden. Die Frage<br />
lautet jedoch, wie viel<br />
Humanität kann sich ein<br />
Staat dauerhaft leisten,<br />
ohne dass die Sozialsysteme<br />
zu leiden beginnen?<br />
Im OECD-Durchschnitt<br />
weisen sowohl die einheimische<br />
Bevölkerung, als auch<br />
die Zuwanderer eine ähnlich<br />
hohe Beschäftigungsquote<br />
auf, wenngleich die Arbeitslosenrate<br />
unter den Migranten<br />
über dem Durchschnitt<br />
liegt. Restriktive Einwanderungskriterien<br />
und ein<br />
schwaches soziales Netz<br />
sorgen zum Beispiel in den<br />
USA, Neuseeland, Kanada<br />
oder Australien dafür, dass<br />
die Beschäftigungsquoten<br />
der Ausländer mit jenen der<br />
Inländer recht gleich zie-<br />
39
hen. In Luxemburg, welches<br />
als Kleinstaat mehr<br />
Arbeitsplätze bietet als es<br />
mit der eigenen Bevölkerung<br />
Arbeitskräfte anbieten<br />
kann, liegt die Beschäftigungsquote<br />
der Ausländer<br />
sogar deutlich über jener<br />
der Luxemburger.<br />
Anders sieht es jedoch in<br />
den Staaten mit vergleichsweise<br />
hohen Sozialleistungen<br />
aus. Deutschland,<br />
Schweden, die Niederlande<br />
und Belgien weisen eine<br />
äußerst niedrige Beschäftigungsquote<br />
bei den Zuwanderern<br />
aus, was auf eine<br />
stärkere Immigration in den<br />
Sozialstaat hindeutet. Ein<br />
weiterer Faktor sind jedoch<br />
auch die unterschiedlichen<br />
gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
hinsichtlich der<br />
Erlaubnis zur Aufnahme<br />
einer Erwerbstätigkeit für<br />
Ausländer, welche in diese<br />
Statistiken leider nicht einfließen<br />
konnten.<br />
Anders sieht es hingegen<br />
beim Nettobeitrag zum<br />
Staatshaushalt aus. So<br />
kann eine intelligente Einwanderungspolitik<br />
durchaus<br />
positive Effekte auf die<br />
öffentlichen Kassen haben,<br />
wie es die Beispiele<br />
Schweiz und Luxemburg<br />
(siehe Grafik links) zeigen.<br />
Beide Länder profitieren<br />
stark von der Arbeitsmigration,<br />
während der OECD-<br />
Durchschnitt weitestgehend<br />
vernachlässigbar ist.<br />
Bezieht man die Rentenkassen<br />
mit ein, ist Deutschland<br />
der absolute Verlierer in<br />
Sachen Migration: Die<br />
Gesamtgesellschaft subventioniert<br />
hierbei – wie zum<br />
Beispiel in Frankreich und<br />
Polen – die Zuwanderung,<br />
was sich über mittelfristig<br />
auch auf die Sozialversicherungsbeiträge<br />
auswirken<br />
wird.<br />
Gerade Deutschland und<br />
Frankreich werden ihre Einwanderungspolitik<br />
über<br />
kurz oder lang überdenken<br />
müssen, wenn sie<br />
die Immigration<br />
zumindest fiskalisch<br />
kostenneutral<br />
gestalten<br />
wollen. Das heißt:<br />
Entweder wird<br />
der Fokus verstärkt<br />
auf qualifizierte<br />
Arbeitskräfte<br />
gelegt, oder man<br />
beginnt mit einer umfangreichen<br />
Ausbildungsinitiative<br />
für Migranten. Die<br />
Zuwanderungsbeschränkungen<br />
komplett abzuschaffen,<br />
wie es viele Vertreter<br />
von Grünen und Linken<br />
gerne hätten, wäre<br />
katastrophal und würde die<br />
Kosten für die Gesamtbevölkerung<br />
massiv in die<br />
Höhe treiben. Eine liberale<br />
Immigrationspolitik in allen<br />
humanistischen Ehren, doch<br />
wenn dies dazu führt, dass<br />
ein immer kleiner werdender<br />
Kuchen auf immer mehr<br />
Menschen aufgeteilt werden<br />
muss, wird niemand mehr<br />
satt – damit ist dann niemandem<br />
geholfen. (mm)<br />
40
Portugal: Eine<br />
Katastrophe<br />
kommt selten<br />
allein<br />
Portugals Fluch – Als<br />
wären die Krise und<br />
die Herrschaft der<br />
Troika nicht Unglück genug,<br />
wird das Land auch noch<br />
von Wetterkapriolen gebeutelt.<br />
Die verordneten Sparmaßnahmen<br />
verschlimmern<br />
die Situation deutlich.<br />
Hitzewellen mit Rekordtemperaturen<br />
mit bis zu<br />
47ºC, große Trockenheit die<br />
in einer Dürre endet, und<br />
die Versteppung in der einstigen<br />
Kornkammer des Landes:<br />
dem Alentejo. Hinzu<br />
kommen Waldbrände, die 8<br />
Feuerwehrmännern und<br />
-frauen das Leben gekostet<br />
haben. Außerdem gab es<br />
Erdrutsche, Steinschläge,<br />
Tote bei Badeunfällen und<br />
Schiffsunglücken, Flugzeugund<br />
Helikopterabstürze mit<br />
kleinen Maschinen, aber das<br />
alles ist nichts gegen diesen<br />
Winter, der Portugal mit<br />
Dauerregen, Stürmen, Minitornados<br />
und neuerdings<br />
immer mehr Monsterwellen<br />
des Atlantiks heimsucht.<br />
Der Sommer 2013 war<br />
einer der schlimmsten, die<br />
Portugal je erlebt hat.<br />
Schon im Frühjahr, und<br />
noch im Herbst, haben die<br />
Eukalyptus- und Kiefernwälder<br />
lichterloh gebrannt. Die<br />
Landwirtschaftsministerin,<br />
Assunção Esteves (CDS),<br />
hat das Anpflanzen von<br />
Eukalyptus, dessen Öl nicht<br />
nur für Duftkerzen gut ist,<br />
sondern vor allem dafür<br />
sorgt, dass nach einem<br />
Waldbrand nur der Eukalyptus<br />
überlebt, wieder erlaubt<br />
ist. Auf Druck der Papierindustrie,<br />
wird in Kauf<br />
genommen, das ab 20<strong>14</strong><br />
die Waldbrände wieder<br />
41<br />
zunehmen und mehr Feuerwehrleute<br />
ihr Leben lassen.<br />
Die Sparmaßnahmen haben<br />
dafür gesorgt, dass die Feuerwehr<br />
nicht gut genug<br />
ausgerüstet wird, und viele<br />
Helfer ohne Schutzbekleidung<br />
ins Flammeninferno<br />
geschickt werden.<br />
Aber nach einer Waldbrandsaison,<br />
die bis in den<br />
Herbst mit ungewöhnlicher<br />
Brutalität Existenzen vernichtet<br />
hat, kamen die ersten<br />
Tornados, Stürme und<br />
Monsterwellen, die zum Teil<br />
Ausläufer der Hurricans aus<br />
der Karibik sind. Immer<br />
wieder unterschätzen nicht<br />
nur Touristen, sondern<br />
selbst erfahrene Sportangler<br />
die Unberechenbarkeit<br />
des Meeres. Ab und zu bilden<br />
sich besonders große<br />
Wellen durch Überlappung,<br />
die manchmal bis zu 15<br />
Meter hoch werden und den<br />
unachtsamen Spaziergänger<br />
mit einer unvorstellba-
en Kraft ins Meer reißen.<br />
Ich war 7 oder 8 Jahre alt,<br />
als ich von einer 6 Meter<br />
hohen Welle erfasst wurde.<br />
Ich werde nie vergessen,<br />
wie das Meer mit mir<br />
gespielt hat, nur um mich<br />
danach wieder auszuspucken.<br />
Diese Erfahrung hat<br />
mich geprägt, so das ich die<br />
unberechenbare Kraft des<br />
Meeres genau kenne.<br />
Wer diese Kraft auch<br />
kennt, ist der bekannte<br />
Surfer, Garrett McNamara,<br />
der im Januar 2013 im portugiesischem<br />
Nazaré den<br />
Rekord für die größte Welle<br />
geholt hat. Eine Verwerfung<br />
am Meeresboden sorgt<br />
dafür, dass die Wellen dort<br />
Rekordgrößen erreichen.<br />
Am 30.01.2013, hat McNamara<br />
eine Dreißig-Meter-Welle<br />
gesurft. Doch im<br />
Herbst wurde allen Surfern<br />
vor Augen geführt, wie<br />
gefährlich das Meer ist, als<br />
eine brasilianische Surferin<br />
beinahe ertrank. Im Januar<br />
20<strong>14</strong> wurden sieben Studenten<br />
von einer Welle<br />
erfasst. Nur einer hat es<br />
lebend wieder an Land<br />
geschafft. Auch wenn man<br />
mehr Warnschilder aufstellen<br />
könnte und die Splaniermeile<br />
in den Städten an<br />
der Küste immer sperren<br />
sollte – wenn das Meer mal<br />
wieder seine Wut auf die<br />
Menschen zeigt, braucht es<br />
eigentlich nur gesunden<br />
Menschenverstand, um<br />
nicht den Monsterwellen<br />
zum Opfer zu fallen.<br />
Doch nicht nur am Ufer hat<br />
der Atlantik mehr Opfer<br />
gefordert als sonst, da viele<br />
Fischer Schiffbruch erlitten,<br />
wobei die traditionell trauererprobten<br />
Gemeinden an<br />
Portugals Küsten und auf<br />
den Archipeln von Madeira<br />
und den Azoren auf eine<br />
harte Probe gestellt wurden.<br />
Und immer wieder<br />
kommen folgende Fragen<br />
auf: Warum hatten die<br />
Fischer keine Schwimmwesten<br />
an? Wieso waren sie<br />
nicht in der Rettungsinsel<br />
und weshalb hatten sie keinen<br />
Notsender?<br />
Sparmaßnahmen!<br />
Weshalb<br />
sind<br />
sie bei diesem<br />
Wetter<br />
überhaupt<br />
aufs Meer<br />
gefahren? Vielen Dank!<br />
Weil sie ihre<br />
Familien ernähren müssen!<br />
Da wären natürlich noch<br />
die Tornados, die Dächer<br />
abdeckten und Autos kilometerweit<br />
von ihrem<br />
ursprünglichem Standort<br />
„parkten“! An der Algarve<br />
wurde ein Stadion und ein<br />
eben erst – trotz Krise –<br />
noch gebautes Schwimmbad,<br />
völlig zerstört. Auch<br />
die heftigen Stürme die<br />
immer und immer wieder<br />
vom Atlantik her über Portugal<br />
fegen und extrem viel<br />
Regen mit sich bringen,<br />
sind eher ungewöhnlich. In<br />
den letzten Jahren hatten<br />
die Portugiesen eher mit zu<br />
wenig Regen und dadurch<br />
mit Wassermangel im Sommer<br />
zu kämpfen. Statt dessen<br />
gibt es diesen Winter<br />
besonders oft und außergewöhnlich<br />
viel Schnee in den<br />
Bergen. Die portugiesischen<br />
Olympioniken in Sotschi<br />
trainieren allerdings im<br />
Ausland und waren wahrscheinlich<br />
nie auf Portugals<br />
einziger Skiinstanz: dem<br />
Serra da Estrela. Für die<br />
Flüsse in Portugal bedeutet<br />
es Hochwasser und Überschwemmungen,<br />
und an<br />
den Hängen gibt es Erdrutsche<br />
und Steinschläge. Was<br />
uns zu den<br />
Waldbränden<br />
zurückführt:<br />
Die<br />
kahlen<br />
Hänge bieten<br />
dem<br />
Erdreich<br />
keinen Halt<br />
und mit<br />
dem Regen<br />
kommt es ins rutschen. Und<br />
noch einmal wird klar, dass<br />
Einsparungen an der<br />
falschen Stelle nicht nur die<br />
Güter der Menschen Schaden<br />
nehmen, sondern vor<br />
allem die Menschen selbst.<br />
Ruí Filipe Gutschmidt<br />
berichtet exklusiv für das<br />
<strong>Contra</strong>-Magazin immer wieder<br />
mit emotionalen Artikeln<br />
aus dem krisengeplagten<br />
Portugal. Mit jedem gekauften<br />
Exemplar unterstützen<br />
Sie auch seine Arbeit.<br />
Deshalb komme ich zu<br />
dem Schluss, dass auf<br />
Grund der Krise und der<br />
damit verbundenen Sparmaßnahmen,<br />
Menschen ihr<br />
Hab und Gut, ihre Gesundheit<br />
und manchmal sogar<br />
ihr Leben verloren. Ohne<br />
die Krise hätte es nicht so<br />
viele Opfer gegeben. Doch<br />
ob man das den Verursachern<br />
der Krise ankreiden<br />
kann, bleibt jedem selbst<br />
überlassen. (rfg)<br />
42
Colorado:<br />
Marihuana-<br />
Legalisierung<br />
lässt die<br />
Kassen<br />
klingeln<br />
Seit dem 1. Januar<br />
20<strong>14</strong> darf im US-<br />
Bundesstaat Colorado<br />
legal Marihuana verkauft<br />
und konsumiert werden.<br />
Das freut nicht nur<br />
Konsumenten und Händler,<br />
sondern auch die chronisch<br />
klamme Staatskasse. Die<br />
Nachfrage ist sogar so groß,<br />
dass sich die Preise binnen<br />
einer Woche verdoppelten.<br />
Eine Unze (etwa 28,35<br />
Gramm) "Gras" kostet in<br />
Colorado mittlerweile um<br />
die 360 Dollar. So viel darf<br />
ein Einwohner Colorados<br />
kaufen, wenn er 21 Jahre<br />
oder älter ist. Besucher hingegen<br />
dürfen maximal eine<br />
Menge von einer Viertel-Unze<br />
erwerben. Die<br />
Steuereinnahmen sollen<br />
hierbei zweckgebunden verwendet<br />
werden: Die Einnahmen<br />
aus der Umsatzsteuer<br />
von 15% im Großhandel<br />
fließen in den Bau<br />
von Schulen, und die Einnahmen<br />
aus der Umstatzsteuer<br />
von 10% im Einzelhandel<br />
werden für die<br />
Regulierung der Branche<br />
eingesetzt. Insgesamt<br />
erwarten die Behörden<br />
durch den Marihuana-Verkauf<br />
Steuereinnahmen in<br />
Höhe von rund 67 Millionen<br />
Dollar. Bei einem erwarteten<br />
Umsatz von knapp 580<br />
Millionen Dollar in diesem<br />
Jahr entspräche dies einer<br />
durchschnittlichen Steuerbelastung<br />
von etwa 11-12%<br />
des Endverkaufspreises.<br />
Zusammen mit den kommunalen<br />
Steuern liegt die<br />
gesamte Abgabenbelastung<br />
bei etwa 21%.<br />
Colorado ist der erste US-<br />
Bundesstaat, der sich nach<br />
einer Volksabstimmung für<br />
die Cannabis-Legalisierung<br />
ausgesprochen hat, und<br />
damit ein Bundesgesetz<br />
welches Cannabis für illigal<br />
erklärt, außer Kraft setzte.<br />
Der nordwestliche Bundesstaat<br />
Washington möchte<br />
ebenfalls im Laufe des Jahres<br />
Verkaufsstellen öffnen.<br />
In beiden Bundesstaaten<br />
bleibt der öffentliche Gras-<br />
Konsum jedoch weiterhin<br />
untersagt. Konsumiert werden<br />
darf das Kraut lediglich<br />
im privaten Rahmen zu<br />
Hause. (mm)<br />
43
12. Februar<br />
1934 – Der<br />
österreichische<br />
Februaraufstand<br />
Heute vor 80 Jahren<br />
begann die bewaffnete<br />
Auseinandersetzung<br />
zwischen Mitgliedern<br />
der Sozialisten, Kommunisten,<br />
sowie deren Milizen<br />
auf der einen, und den<br />
christlich-sozialen Regierungstruppen,<br />
sowie deren<br />
Milizen auf der anderen<br />
Seite. Nach dem Verbot von<br />
SDAP und KPÖ und der von<br />
der Regierung Dollfuß angeordneten<br />
Entwaffnung der<br />
Sozialisten, kam es zu ersten<br />
Gefechten.<br />
Die Erste Republik war<br />
geprägt von massiven politischen<br />
Auseinandersetzungen<br />
zwischen den sozialistischen<br />
Gruppen und Parteien,<br />
sowie den christlichkonservativen<br />
Kräften. Ein<br />
Anschluss an Deutschland,<br />
den alle politische Kräften<br />
mit Ausnahme von Kommunisten<br />
und Monarchisten<br />
anstrebten, wurde von den<br />
alliierten Siegermächten<br />
untersagt. Hyperinflation<br />
und Wirtschaftskrise sorgten<br />
in den ersten Jahren<br />
der jungen Demokratie zu<br />
einer zunehmenden Radikalisierung<br />
der Bevölkerung,<br />
die sich in einer zunehmenden<br />
Polarisierung bemerkbar<br />
machte.<br />
Mit der Radikalisierung und<br />
Polarisierung entstanden<br />
auch die paramilitärischen<br />
Milizen. Auf der rechten<br />
Seite war dies die Heimwehr,<br />
welche sich aus Konservativen<br />
und Deutschnationalen<br />
zusammensetzte,<br />
auf der linken Seite der<br />
Republikanische Schutzbund.<br />
Hinzu kamen noch<br />
kleinere Gruppen von nationalsozialistischen<br />
Verbänden.<br />
Bild: Engelbert Dollfuß,<br />
1933<br />
Erste größere bewaffnete<br />
Auseinandersetzungen gab<br />
es schon im Juli 1927, die<br />
in der Erstürmung des Justizpalastes<br />
und von Polizeiwachen<br />
mündeten, woraufhin<br />
die Polizei die Aufstände<br />
45
mit Waffengewalt auflösten.<br />
Im März 1933 folgte dann<br />
die Ausschaltung des Parlaments<br />
und die Errichtung<br />
des Ständestaats. Die daraufhin<br />
folgende Entwaffnung<br />
der sozialistischen<br />
Milizen eskalierte schlussendlich<br />
am 12. März 1934,<br />
als bei der Erstürmung des<br />
Linzer Parteiheims eine<br />
bewaffnete Gegenwehr<br />
erfolgte. In den folgenden<br />
drei Tagen kam es insbesondere<br />
in den Industriestädten<br />
und in Wien zu teils<br />
umfangreichen Kampfhandlungen,<br />
bei denen mehrere<br />
hundert Menschen getötet<br />
wurden. In vielen Bundesländern<br />
blieb es jedoch<br />
ruhig. Der bekannte Schriftsteller<br />
Stefan Zweig schrieb<br />
als Zeitzeuge darüber:<br />
„Wer sich vorgesetzt hat,<br />
ein möglichst ehrliches und<br />
anschauliches Bild seiner<br />
Zeit zu geben, muß auch<br />
den Mut haben, romantische<br />
Vorstellungen zu enttäuschen<br />
… So sonderbar<br />
es scheinen mag: ich war<br />
an diesen historischen<br />
Februartagen 1934 in Wien<br />
und habe nichts gesehen<br />
von den entscheidenden<br />
Ereignisse, die sich in Wien<br />
abspielten und nichts, auch<br />
nicht das mindeste davon<br />
gewußt, während sie<br />
geschahen. Es wurde mit<br />
Kanonen geschossen, es<br />
wurden Häuser besetzt, es<br />
wurden Hunderte von Leichen<br />
davongetragen – ich<br />
habe nicht eine einzige<br />
gesehen. … Alles ging im<br />
innern Kreise der Stadt<br />
ebenso ruhig und regelmäßig<br />
weiter wie sonst, während<br />
in den Vorstädten der<br />
Kampf wütete, und wir<br />
glaubten töricht den offiziellen<br />
Mitteilungen, dass<br />
alles schon beigelegt und<br />
erledigt sei.“<br />
Gegen die Übermacht von<br />
Bundesheer, Polizei, Gendarmerie<br />
und Heimwehr<br />
hatte der Republikanische<br />
Schutzbund keine Chance,<br />
so dass der Aufstand auch<br />
mangels Unterstützung in<br />
der Bevölkerung schon am<br />
<strong>14</strong>. Februar vorbei war. Die<br />
Regierung Dollfuß hatte<br />
gesiegt.<br />
Der österreichische Ständestaat<br />
existierte nach der Ausschaltung<br />
des Parlaments und<br />
der Demontage des Verfassungsgerichtshofs<br />
von 1934 bis<br />
1938, als die österreichische<br />
Regierung den Anschluss<br />
Österreichs an das nationalsozialistische<br />
Deutsche Reich<br />
verkündete.<br />
Die ständestaatliche Verfassung<br />
Österreichs von 1934 –<br />
„Maiverfassung“ genannt –<br />
berief sich (im Gegensatz zur<br />
Bundesverfassung von 1920)<br />
auf Gott anstatt dem Volk als<br />
obersten Souverän. So hieß es<br />
in der Präambel: „Im Namen<br />
Gottes, des Allmächtigen, von<br />
dem alles Recht ausgeht,<br />
erhält das österreichische Volk für seinen christlichen, deutschen Bundesstaat auf<br />
ständischer Grundlage diese Verfassung.“<br />
(Wappen des ständestaatlichen Österreichs: David Liuzzo, Wikimedia CC-BY-SA 3.0)<br />
46
Ernährung:<br />
Interessante<br />
Erkenntnisse<br />
aus 7.<strong>00</strong>0<br />
Jahre altem<br />
Genom<br />
Forscher haben die<br />
Gene eines Menschen<br />
sequenziert und analysiert,<br />
der vor rund 7.<strong>00</strong>0<br />
Jahren in Spanien lebte.<br />
Neben der Feststellung,<br />
dass er ziemlich sicher<br />
blaue Augen und dunklere<br />
Haut hatte, zeigt sich insbesondere<br />
bei den Sequenzen<br />
für die Verwertung von Lactose<br />
und Kohlenhydraten<br />
ein äußerst interessantes<br />
Bild.<br />
Dass der Mensch ist was er<br />
isst, bezieht sich nicht nur<br />
auf die jeweilige Lebensspanne.<br />
Mit der Auswertung<br />
von alten Gensequenzen<br />
wie jener eines 7.<strong>00</strong>0 Jahre<br />
alten Spaniers wird deutlich,<br />
dass unsere Lebensweise<br />
auch langfristige Auswirkungen<br />
auf unsere Gene<br />
hat. So besitzen die heutigen<br />
Menschen oftmals nicht<br />
nur die Fähigkeit, den<br />
Milchzucker (Lactose) zu<br />
verwerten, sondern auch<br />
Stärke (Kohlenhydrate).<br />
Den frühen Menschen fehlten<br />
als Jäger und Sammler<br />
diese Fähigkeiten, da sie<br />
mit dem erjagten Fleisch,<br />
sowie den gesammelten<br />
Insekten und wilden Früchten<br />
dies nicht brauchten.<br />
So können auch heute<br />
noch viele Menschen keine<br />
Lactose verwerten, da sie<br />
als Nachfahren von jenen<br />
Menschen die keine<br />
umfangreiche Viehzucht<br />
betrieben, das entsprechende<br />
Enzym nicht herstellen<br />
können. Die enzymatische<br />
Aufspaltung von<br />
Stärke mittels Amylase hingegen<br />
hat sich als Folge des<br />
global verbreiteten Ackerbaus<br />
beinahe weltweit etabliert.<br />
47<br />
Damit zeigt sich, dass die<br />
heute sehr populäre vegetarische<br />
beziehungsweise<br />
vegane Lebensweise durchaus<br />
nicht dem entspricht,<br />
was manche Vetreter der<br />
fleischlosen Ernährung<br />
immer wieder behaupten.<br />
Deren These, wonach sich<br />
der Mensch ursprünglich<br />
fast ausschließlich von<br />
Pflanzen ernährte, wird<br />
durch diese Erkenntnisse<br />
entkräftet. Ohne die Spezialisierung<br />
als "Jäger und<br />
Sammler" hätten insbesondere<br />
die menschlichen<br />
Populationen in der nördlichen<br />
Hemisphäre die Eiszeiten<br />
nicht überstanden. Erst<br />
mit der sogenannten "neolithischen<br />
Revolution", in der<br />
Ackerbau und Viehzucht mit<br />
der zunehmenden Sesshaftwerdung<br />
einher ging, sorgte<br />
die Umstellung der Ernährungsgewohnheiten<br />
langsam<br />
zu entsprechenden<br />
Genmutationen. (mm)
Meinung: Der<br />
Run auf die<br />
Ukraine hat<br />
schon längst<br />
begonnen<br />
Die Ukraine wird<br />
zwischen EU, USA<br />
und Russland förmlich<br />
zerrieben. Janukowytsch<br />
wird dem Druck<br />
früher oder später nicht<br />
mehr standhalten können.<br />
Was danach kommt, kann<br />
niemand abschätzen. Dass<br />
diese fragwürdige, merkwürdige<br />
und selbsternannte<br />
Opposition das Land wieder<br />
stabilisieren kann, daran<br />
glauben viele nicht. Für den<br />
Westen ist Klitschko der<br />
Befreier der Ukraine, tatsächlich<br />
ist er politisch<br />
unerfahren, kurzsichtig und<br />
nur auf Konfrontation aus.<br />
Der Boxer ist im Ring ein<br />
Ass, auf der Politbühne<br />
könnte er K.O. gehen.<br />
Demokratie einzufordern<br />
ist das Eine, diese Demokratie<br />
aber mit Gewalt<br />
durchsetzen zu wollen,<br />
schließt sich eigentlich von<br />
selbst aus. Gewalt erzeugt<br />
Gegengewalt. Und die<br />
Staatsgewalt, sowie die<br />
Macht sie zu befehligen<br />
liegt in der Hand von Janukowytsch.<br />
Der wiederum<br />
setzt die Staatsgewalt verhältnismäßig<br />
ein. Der (gar<br />
nicht so) demokratische<br />
Westen schreit auf und läuft<br />
Sturm. Amerikaner und EU-<br />
Führer machen sich gleichzeitig<br />
wichtig und rügen<br />
den bösen "diktatorisch<br />
regierenden" Präsidenten,<br />
der seine Polizisten prügelnd<br />
auf "wehrlose"<br />
Demonstranten loslässt.<br />
Dass extremistische Gruppen<br />
die Sicherheitskräfte<br />
attackieren, erfahren wir<br />
allerdings nur am Rande.<br />
Jede Regierung dieser Welt<br />
hat die Pflicht die verfassungsmäßige<br />
Ordnung wiederherzustellen,<br />
wenn diese<br />
von Aufrührern untergraben<br />
wird. Wäre Janukowytsch<br />
wirklich undemokratisch,<br />
wäre er nicht dazu bereit<br />
gewesen, auch nur im<br />
geringsten irgendwelche<br />
Verhandlungen mit der<br />
stümperhaften Opposition<br />
einzugehen.<br />
Der Vorzeige-Boxer<br />
Klitschko gewinnt im Ring<br />
fast jeden Kampf – nur<br />
für den politischen Kampf<br />
ist er zu schwach.<br />
Klitschko versetzt sich<br />
selbst in einen Rauschzustand.<br />
Er ist voller<br />
Adrenalin und Kampfeswillen,<br />
dabei vergisst er<br />
jedoch den Kopf einzusetzen.<br />
Es gibt keine Brille<br />
für politische Kurzsichtigkeit.<br />
Der Boxprofi geht politisch<br />
an die Grenzen des<br />
Machbaren. Selbst riskiert<br />
der Wahldeutsche jedoch<br />
nur wenig. Klitschko will<br />
alles, und das auch noch<br />
sofort. So muss er sich entscheiden:<br />
ringt er nur um<br />
seine Anhängerschaft, oder<br />
kommt er dem Präsidenten<br />
auch einen Schritt näher.<br />
Und da gibt es noch andere<br />
Oppositionelle, ohne Boxerfahrung<br />
und deshalb weniger<br />
bekannt in Europa.<br />
Auch mit wenig Politikverständnis<br />
wird jedem einleuchten,<br />
dass ein Einlenken<br />
in der Forderung eines<br />
sofortigen Rücktritts von<br />
Janukowytsch der einzige<br />
Weg ist, sofort Maßnahmen<br />
zur Befriedung setzen zu<br />
können und ein Datum für<br />
Neuwahlen auszuhandeln.<br />
Dieser Vorschlag kam nämlich<br />
schon vom Präsidenten.<br />
Das dürfte allerdings einigen<br />
Krawallmachern auf<br />
dem Maidan nicht gefallen.<br />
Es riecht nach Anarchie.<br />
(aek)<br />
48
Meinung:<br />
Russlands<br />
berechtigte<br />
Kritik an<br />
Deutschland<br />
Deutschland agiert<br />
als globaler<br />
Moralapostel,<br />
indem es das Thema Menschenrechte<br />
scheinbar zur<br />
obersten diplomatischen<br />
Maxime erhoben hat.<br />
Doch wer im Glashaus<br />
sitzt, soll nicht mit Steinen<br />
werfen. Russland übt<br />
nun heftige Kritik an der<br />
deutschen Außenpolitik.<br />
Völlig berechtigt.<br />
Sich in die internen<br />
Angelegenheiten anderer<br />
Staaten einzumischen<br />
gehört hier im Westen<br />
offenbar zum guten politischen<br />
Ton. Die Maßstäbe<br />
der Werte werden<br />
an der Messlatte der eigenen<br />
Ideale festgemacht,<br />
welche man selbstverständlich<br />
selbst nicht erreicht.<br />
Doch Kritik über die Situation<br />
im eigenen Land ist<br />
nicht erwünscht. Ausgeteilt<br />
wird fleißig, doch einstecken<br />
will man nicht.<br />
Wie die russische Nachrichtenagentur<br />
RIA Novosti<br />
berichtet, wurde im neuesten<br />
"Bericht zur Lage der<br />
Menschenrechte in der EU<br />
im Jahr 2013" auf eklatante<br />
Mängel in Deutschland und<br />
der gesamten Europäischen<br />
Union hingewiesen. Während<br />
in Russland das Verbot<br />
von Nichtregierungsorganisationen<br />
durch Gerichte<br />
bestätigt werden müssen,<br />
werde dies in Deutschland<br />
eigenmächtig von den<br />
Innenministern beschlossen.<br />
So wird das Verbot von<br />
angeblich oder tatsächlich<br />
49
staatsfeindlichen Organisationen<br />
nicht einem unabhängigen<br />
Gericht überlassen,<br />
sondern von parteipolitisch<br />
motivierten Ministern<br />
durchgeführt.<br />
Erwähnenswert ist in diesem<br />
Zusammenhang auch<br />
die fehlende demokratische<br />
Gewaltenteilung in Deutschland.<br />
So wirft die Bundesrepublik<br />
anderen Ländern –<br />
wie zum Beispiel Russland –<br />
immer wieder vor, eine politische<br />
Justiz zu besitzen.<br />
Die Bundesrepublik selbst<br />
hingegen besitzt selbst ein<br />
in sich geschlossenes System,<br />
welches die Prinzipien<br />
eines demokratischen<br />
Rechtsstaats ad absurdum<br />
führt. Ersichtlich wird dies<br />
in der Grafik auf Seite 49<br />
von Manuel Kraschinski.<br />
Nicht umsonst hat die Bundesrepublik<br />
sich bislang<br />
geweigert, die UN-Konvention<br />
zum Kampf gegen Korruption<br />
zu unterzeichnen.<br />
Jeder Staat hat das Recht,<br />
seine Ausrichtung der<br />
Gesetze nach ethischen,<br />
moralischen und kulturellen<br />
Gesichtspunkten auszurichten.<br />
Kritik ist hierbei durchaus<br />
berechtigt, wenn man<br />
selbst den Anforderungen<br />
entspricht. Im Falle der<br />
Europäischen Union und<br />
deren Mitgliedsstaaten gilt<br />
jedoch: Füße stillhalten.<br />
Da kann auch ein Vitali<br />
Klitschko die europäische<br />
Staatengemeinschaft dazu<br />
aufrufen, Sanktionen gegen<br />
den ukrainischen Präsidenten<br />
auszutüfteln, da die<br />
ukrainischen Sicherheitskräfte<br />
bei eskalierten<br />
Demonstrationen zu hart<br />
durchgriffen. Allerdings gilt<br />
mit dem "Vertrag von Lissabon"<br />
doch schon längst der<br />
theoretische Schießbefehl<br />
gegen Demonstranten.<br />
Auch dies ist ein typischer<br />
Fall davon,<br />
wie die EU<br />
von anderen<br />
Staaten<br />
mehr verlangt,<br />
als sie<br />
den eigenen<br />
Bürgern<br />
gewährt.<br />
Man muss<br />
nur einen<br />
Blick auf die<br />
Demonstrationen<br />
in<br />
ganz Europa<br />
werfen, bei<br />
denen die<br />
Polizei teilweise<br />
mit<br />
heftiger<br />
Gewalt gegen die Bevölkerung<br />
vorgeht. Das Bild oben<br />
stammt beispielsweise von<br />
einer Demonstration in Spanien<br />
am 16.01.20<strong>14</strong>.<br />
Europa – insbesondere<br />
Deutschland – muss damit<br />
beginnen, vor der eigenen<br />
Türe zu kehren. Die Augen<br />
vor Ungerechtigkeiten in<br />
der Welt darf man nicht<br />
verschließen – allerdings<br />
muss man den eigenen<br />
Umgang mit Grund- und<br />
Menschenrechten ebenfalls<br />
kritisch analysieren. Insbesondere<br />
die Meinungs-,<br />
Rede- und Pressefreiheit<br />
gerät immer stärker unter<br />
Druck, so dass selbst das<br />
angeblich so autokratische<br />
Russland eine größere<br />
Diversität in den Medien<br />
aufweist, als das angeblich<br />
so demokratisch-tolerante<br />
Deutschland. (mm)<br />
50
Meinung: Die<br />
Schweiz als<br />
letzte Insel<br />
der Volkssouveränität<br />
Letzten Sonntag hat<br />
das souveräne<br />
Schweizer Volk über<br />
eine Neuregelung des Ausländerzuzugs<br />
entschieden.<br />
Die Zuwanderungsinitiative<br />
der Schweizer Volkspartei<br />
(SVP) ist in der Europäischen<br />
Union sehr umstritten.<br />
Schon werden erste<br />
Konsequenzen angedroht.<br />
Verändern wird sich sofort<br />
nichts, denn der Bundesrat<br />
der Schweiz hat drei Jahre<br />
Zeit die Initiative umzusetzen.<br />
Erst dann kommt es zu<br />
einer Neuverhandlung der<br />
bilateralen Verträge. Die<br />
Schweizer werden hierzu<br />
aber nicht den ersten<br />
Schritt tun.<br />
Barroso, der vom "europäischen<br />
Volk" nicht demokratisch<br />
gewählte Kommissionspräsident<br />
ist mit Drohungen<br />
besonders schnell.<br />
Kaum hatten die Schweizer<br />
ihr knappes Votum mit<br />
50,3% in der Tasche, wurde<br />
schon darüber nachgedacht<br />
welche Möglichkeiten es<br />
gäbe, die demokratischen<br />
und souveränen Schweizer<br />
für ihr Votum zu bestrafen.<br />
Schließlich gehöre die Freizügigkeit<br />
innerhalb der<br />
Europäischen Union – und<br />
in den Staaten welche Verträge<br />
mit der EU eingegangen<br />
sind – zu den wichtigsten<br />
Errungenschaften der<br />
Wertegemeinschaft. Die<br />
Tatsache, dass im übrigen<br />
Europa über die Freizügigkeit<br />
nie demokratisch abgestimmt<br />
wurde, weil dies<br />
nicht vorgesehen war, ja<br />
von manchen Regierungen<br />
sogar die Abstimmung zur<br />
Ratifizierung wichtiger Verträge,<br />
das Volk gar nie<br />
befragt - sondern nur von<br />
deren Parlamentariern<br />
abgenickt – wurde, stört<br />
keinen aufrechten europäischen<br />
Demokraten.<br />
51<br />
Dabei kann man die<br />
Schweizer Bürger nur verstehen,<br />
wenn sie selbst darüber<br />
entscheiden wollen,<br />
wen sie an ihrem Reichtum<br />
teilhaben lassen wollen.<br />
Diese Zuwanderungsinitiative<br />
muss man als Notbremse<br />
verstehen. Bei jährlich<br />
80.<strong>00</strong><strong>00</strong> Zuwanderern<br />
und einem Ausländeranteil<br />
von 23 Prozent - die Eingebürgerten<br />
noch nicht mitgerechnet,<br />
sieht sich die<br />
Bevölkerung unter Zugzwang.<br />
Sie wollen aber eindeutig<br />
darauf hinweisen,<br />
dass sie nicht fremdenfeindlich<br />
sind, es besteht<br />
jedoch eine Angst vor Überfremdung.<br />
Das haben sie<br />
mit vielen deutschen und<br />
österreichischen Bürgern<br />
gemein. Hierzulande ist<br />
diese Überfremdung ein<br />
großes Tabu, denn man<br />
läuft schnell Gefahr als<br />
Rechtspopulist und Ausländerfeind<br />
stigmatisiert zu<br />
werden. Der Unterschied<br />
zwischen der Schweiz und<br />
der in der EU "gefangenen"<br />
ist, dass sich die Eidgenos-
-sen über die Probleme ihres Landes zu sprechen trauen und sogar eine Abstimmung<br />
zustande bringen, wie sie künftig mit Ausländern ein besseres Miteinander erreichen<br />
können, denn so sollte man diese Initiative wirklich verstehen.<br />
Wir können im Allgemeinen sehr froh sein, dass die Schweiz so eine Debatte<br />
lostritt. Das hilft den EU-Kritikern innerhalb der EU ungemein und zwingt vor allem<br />
die bedingungslosen Befürworter und unterwürfigen "Abnicker" wie es die Sozialisten,<br />
Grünen, Linksliberalen und vereinzelt auch Christdemokraten sind, zum Überdenken<br />
ihrer verantwortungslosen Einwanderungspolitik der autochthonen Bevölkerung<br />
gegenüber. Wir wollen alle nicht, dass unsere Völker der Identität beraubt und<br />
entwurzelt werden. Kein Volk dieser Welt würde das hinnehmen wollen. Ein gewißes<br />
Maß an Migration ist für jede Nation verkraftbar. Zügellosigkeit und Maßlosigkeit ist<br />
niemals gut und förderlich.<br />
Uns allen ist aber eines klar. Die Europäische Union mit ihrer derzeitigen Führung<br />
will kein souveränes, selbstbewusstes Staatsvolk. Das läuft dem Plan der Globalisierung<br />
und dem vorgegebenen Weg in die "Vereinigten Staaten von Europa" zu wider.<br />
Sie arbeiten an einem sozialistischen und vor allem zentralistischen Europa. Auf den<br />
Weg in diese "EUdSSR" sollen alle nationalistischen Kräfte ausgeschaltet werden,<br />
denn Nationalismen sind das Böse, welche immer wieder zu Kriegen führten. Dies<br />
zeige uns die Geschichte, so wird es immer wieder propagiert. Wenn sich die Bürger<br />
in den Mitgliedsstaaten der EU mit ihren Problemen allein gelassen fühlen, sie niemand<br />
ernst nimmt und ihre Probleme negiert und verunglimpft werden, könnte es<br />
irgendwann zu Spannungen kommen, welche die Verantwortlichen nicht mehr in den<br />
Griff bekommen. Insbesondere dann wenn die Arbeitslosenraten ansteigen, eine Verknappung<br />
des Wohnungsmarktes stattfindet, oder es zu anderen sozialen Spannungen<br />
kommt. Spätestens dann reicht nur noch ein Funke für ein lodern eines Feuers,<br />
welches niemand mehr so leicht zu löschen in der Lage sein wird. (aek)<br />
52
<strong>Contra</strong>-Punkt<br />
EU oder Schweiz:<br />
Wer ist hier<br />
fremdenfeindlich?<br />
Die Schweizer wollen<br />
wieder Einwandererkontingente<br />
haben, dies ist das Resultat<br />
der jüngsten Abstimmung.<br />
Anstatt sich heuchlerisch<br />
über das eidgenössische<br />
Votum zu echauffieren,<br />
sollte die Brüsseler Eurokratie<br />
jedoch zuerst einmal<br />
einen kritischen Blick auf<br />
die eigene Migrationspolitik<br />
werfen.<br />
Jahrelang haben die<br />
Schweizer zugesehen, wie<br />
im Zuge des Freizügigkeitsabkommens<br />
mit der EU<br />
immer mehr Menschen in<br />
das kleine Alpenland strömten.<br />
Seit dem Jahr 2<strong>00</strong>2<br />
waren dies rund 1,7 Millionen<br />
Menschen – abzüglich<br />
jener rund einer Million<br />
Menschen, die der Eidgenössischen<br />
Konföderation<br />
(wieder) den Rücken kehrten.<br />
Freizügigkeit hin oder<br />
her – bei durchschnittlich<br />
7,7 Millionen Einwohnern im<br />
gesamten Zeitraum von elf<br />
Jahren hat die kleine<br />
Schweiz mit rund 155.<strong>00</strong>0<br />
Immigranten pro Jahr jährlich<br />
in etwa um zwei Prozent<br />
nur durch Einwanderung<br />
gewachsen.<br />
Zum Vergleich: Die Europäische<br />
Union (27 Länder)<br />
hat in etwa 5<strong>00</strong> Millionen<br />
Einwohner. Zwei Prozent<br />
davon wären zehn Millionen<br />
Menschen. So viele Menschen<br />
hätte die europäische<br />
Staatengemeinschaft in<br />
etwa alleine im letzten Jahr<br />
aufnehmen müssen, nur um<br />
die selbe Aufnahmequote<br />
wie die kleine Schweiz zu<br />
erreichen, die nicht einmal<br />
Mitglied in diesem Staatenclub<br />
ist. Wissen Sie, wie<br />
viele Menschen in etwa pro<br />
Jahr in die EU einwandern<br />
(dürfen)? Laut Eurostat<br />
waren dies von 2<strong>00</strong>9-2011<br />
jährlich etwa 1,7 Millionen<br />
Menschen. Das sind 0,33<br />
Prozent der gesamten<br />
Bevölkerung! Im Gegenzug<br />
verließen im selben Zeitraum<br />
jährlich im Schnitt<br />
1,17 Millionen Menschen die<br />
Europäische Union, so dass<br />
das Wanderungssaldo<br />
gerade einmal bei plus<br />
530.<strong>00</strong>0 Menschen im Jahr<br />
lag. Satte 0,1 Prozent…<br />
Für die Schweiz hieße dies<br />
bei den aktuell rund 8,1 Millionen<br />
Einwohnern, dass sie<br />
pro Jahr lediglich knapp<br />
53
27.<strong>00</strong>0 Menschen die Einwanderung<br />
erlauben<br />
müsste, um auf die selbe<br />
Quote wie die gesamte EU<br />
zu kommen. Erkennen Sie<br />
jetzt die<br />
Relation?<br />
Wenn die<br />
Schweiz nun<br />
innerhalb der<br />
nächsten drei<br />
Jahre wieder<br />
Kontingente<br />
für EU-Bürger<br />
einführt,wie<br />
sie zum Beispiel<br />
immer<br />
noch für<br />
Angehörige<br />
anderer<br />
Staaten gelten,<br />
werden<br />
diese ziemlich<br />
sicher<br />
immer noch<br />
über jenem<br />
Wert liegen,<br />
den die EU<br />
erreicht. Man<br />
sollte sich<br />
deshalb die<br />
Frage stellen,<br />
ob die Brüsseler<br />
Eurokratie<br />
überhaupt<br />
noch<br />
ein moralisches<br />
Recht<br />
dazu besitzt,<br />
die Entscheidung<br />
der<br />
Schweizer zu<br />
kritisieren.<br />
Immerhin<br />
verfährt die EU in Sachen<br />
Einwanderung deutlich<br />
restriktiver als die Schweiz.<br />
Selbst andere Europäer, wie<br />
Russen, Ukrainer, Serben<br />
oder Albaner werden als<br />
Europäer gleich behandelt,<br />
wie Afrikaner, Asiaten oder<br />
Die „Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit<br />
an den Außengrenzen der Mitgliedstaaten<br />
der Europäischen Union“ (Frontex) mit Sitz in Warschau,<br />
Polen, ist die paramilitärische Grenzschutztroppe<br />
der EU. Seit 2<strong>00</strong>4 koordiniert diese Agentur die<br />
Zusammenarbeit der EU-Staaten bei der Abschottung<br />
der EU-Außengrenzen<br />
Menschenrechtsorganisationen kritisieren immer wieder<br />
die Vorgehensweise der Grenzschützer, die sich<br />
offenbar immer wieder Verstößen gegen das internationale<br />
Recht schuldig machen. So sollen zum Beispiel<br />
Flüchtlinge außerhalb der 12-Meilen-Zone aufgegriffen<br />
und zurück geschickt worden sein, obwohl die Menschen<br />
auf hoher See das Recht haben, einen Asylantrag<br />
zu stellen. Ebenso wird die Finanzierung von Auffanglagern<br />
in Nordafrika unterstützt, damit sich die<br />
Flüchtlinge erst gar nicht auf den Weg übers Mittelmeer<br />
machen.<br />
Amerikaner. Und diese<br />
Eurokraten, die Flüchtlinge<br />
im Mittelmeer ertrinken lassen,<br />
und teilweise sogar mit<br />
54<br />
Gummigeschossen auf<br />
diese Menschen schießen<br />
lassen, wagen es tatsächlich,<br />
den Schweizern Fremdenfeindlichkeit<br />
zu unterstellen?<br />
Die Eidgenossen<br />
haben<br />
eine demokratische<br />
und<br />
nachvollziehbare<br />
Entscheidung<br />
gefällt<br />
die der Regierung<br />
den Auftrag<br />
erteilt,<br />
einen Vertrag<br />
mit Brüssel<br />
neu zu verhandeln.<br />
Da<br />
die Schweiz<br />
kein EU-Mitglied<br />
ist, hat<br />
sie auch jedes<br />
erdenkliche<br />
Recht dazu.<br />
Genauso, wie<br />
die EU-Staaten<br />
über ihre<br />
Einwanderungspolitik<br />
gegenüber<br />
Drittstaaten<br />
selbst regeln.<br />
Ob man selbst<br />
diesen Schritt<br />
befürwortet<br />
oder ablehnt,<br />
ist hierbei<br />
irrelevant.<br />
Denn wenn<br />
man schon mit<br />
Steinen wirft,<br />
sollte man<br />
sich erst einmal<br />
vergewissern, ob man<br />
nicht eventuell in einem<br />
Glashaus sitzt. (mm)
<strong>Contra</strong>-Punkt<br />
Klimawandel:<br />
Panikmache oder<br />
Normalität?<br />
Dass das globale Klima im Laufe<br />
der letzten Jahrmillionen massive<br />
Veränderungen erfuhr, ist allseits<br />
bekannt. Ebenso die Tatsache, dass die<br />
globale Durchschnittstemperatur in den<br />
letzten Jahrzehnten anstieg, was zu<br />
schmelzenden Gletschern und Polkappen<br />
führte. In der Debatte über Ursachen und<br />
Auswirkungen werden jedoch sowohl von<br />
den "Klimawandelleugnern" als auch von<br />
den "Klimawandelwarnern" teilweise<br />
recht fragwürdige Argumente und Szenarien<br />
vorgebracht.<br />
Betrachtet man die letzten rund 540 Millionen<br />
Jahre, befinden wir uns eigentlich<br />
immer noch in einer Kaltzeit. Dies ändert<br />
zwar nichts an der Tatsache, dass wir in<br />
den letzten Jahrzehnten einen Anstieg<br />
der globalen Durchschnittstemperatur<br />
erlebten, ist jedoch durchaus eine<br />
55<br />
Betrachtung wert.<br />
So ist ein menschlicher Einfluss auf das<br />
globale Klima nicht von der Hand zu weisen:<br />
Wir Menschen greifen massiv in die<br />
Umwelt ein, indem wir die Erdoberfläche<br />
mit der Ausdehnung von Siedlungen und<br />
landwirtschaftlicher Nutzflächen komplett<br />
umwälzen, sowie durch die Verbrennung<br />
fossiler Energieträger (v.A. Kohle, Erdöl<br />
und Erdgas) zusätzliches Kohlendioxyd<br />
(CO²) in die Atmosphäre blasen. Wobei<br />
Letzteres wahrscheinlich überdramatisiert<br />
wird. Immerhin beträgt der gesamte<br />
Anteil von CO² in der Erdatmosphäre<br />
gerade einmal 0,035%. Der vom Menschen<br />
verursachte Anteil des Treibhausgases<br />
liegt bei etwa 1,2% des vorhandenen<br />
Kohlendioxyds. Das sind lediglich<br />
0,<strong>00</strong>042% der gesamten Luftmasse. Da<br />
das Kohlendioxyd jedoch zugleich Pflanzennahrung<br />
und essentiell für die Photosynthese<br />
ist, müsste ein Anstieg eigentlich<br />
zu einem besseren Pflanzenwachstum<br />
führen, oder nicht? Kann man dies<br />
vielleicht auch als "homöopathische Wirkung"<br />
bezeichnen?
keine Industrie gab.<br />
Dies bedeutet jedoch<br />
nicht, dass wir uns entspannt<br />
zurücklehnen sollten.<br />
Ganz im Gegenteil: Als<br />
denkende Wesen die<br />
bewusst handeln, liegt es in<br />
unseren Händen was wir<br />
mit diesem Planeten<br />
machen. Angesichts einer<br />
Population von über 7 Milliarden<br />
Menschen auf dieser<br />
Erde, die nicht nur Platz<br />
zum leben brauchen, sondern<br />
auch eine entsprechende<br />
Fläche für die Nahrungsgewinnung,<br />
müssen<br />
wir auf die natürlichen Ressourcen<br />
achten. Eine möglichst<br />
nachhaltige Lebensweise<br />
ist langfristig der einzig<br />
sinnvolle Weg, um auch<br />
unseren Nachkommen eine<br />
lebenswerte Welt zu hinterlassen.<br />
Politisch motivierte Agitatoren,<br />
welche die Auswirkungen<br />
des Klimawandels<br />
entweder massiv relativieren,<br />
weil sie im Sold diverser<br />
Industrielobbyisten stehen,<br />
oder stark übertreiben,<br />
weil sie die Regierungen für<br />
mehr finanzielle Mittel über-<br />
Seriöse Forscher gehen<br />
davon aus, dass der Meeresspiel<br />
bis zum Jahr 21<strong>00</strong><br />
im Vergleich zum Jahr 2<strong>00</strong>0<br />
zwischen 0,5 und 2 Meter<br />
ansteigen könnte. Bis zum<br />
Jahr 24<strong>00</strong> könnte der<br />
Anstieg je nach Szenario<br />
zwischen 2,5 und 5,1 Meter<br />
betragen. Angesichts der<br />
rund 120 Meter seit dem<br />
Maximum der letzten Eiszeit<br />
wirken diese Zahlen jedoch<br />
weitaus weniger dramatisch.<br />
Insbesondere dann,<br />
wenn man bedenkt dass der<br />
größte Teil des Anstiegs im<br />
Zeitraum vor 8-20.<strong>00</strong>0 Jahren<br />
stattfand, als es noch<br />
56
zeugen wollen, sind schlussendlich<br />
nur Blender und<br />
Heuchler. Das Klima ändert<br />
sich schon seit Millionen<br />
von Jahren – mit und ohne<br />
menschlichen Einfluss. Das<br />
ist ein Faktum, welches wir<br />
nicht ändern können. Allerdings<br />
können wir unseren<br />
Beitrag dazu durchaus ein<br />
wenig steuern – egal wie<br />
groß er im Endeffekt tatsächlich<br />
ist.<br />
Jene nicht mehr abwendbaren<br />
Veränderungen die<br />
wir erkennen und vorhersehen<br />
können, müssen wir<br />
dabei wohl oder übel akzeptieren<br />
und entsprechende<br />
Vorsichtsmaßnahmen treffen.<br />
Hier gilt der Grundsatz:<br />
Wenn man etwas nicht<br />
(mehr) ändern kann, muss<br />
man lernen damit zu leben.<br />
Dies gilt auch für jene zu<br />
erwartenden klimatischen<br />
Umwälzungen in den nächsten<br />
Jahrhunderten. Unsere<br />
Der Klimawandel ist ein<br />
Geschäft mit der Angst<br />
Jährlich fließen Unsummen in Studien<br />
und Berichte zu den Ursachen und Auswirkungen<br />
der klimatischen Veränderungen.<br />
Hierbei stehen sich beide<br />
Extreme – Panikmacher und Relativierer<br />
– um nichts nach.<br />
Inzwischen wurde die Klimaforschung<br />
zu einem rentablen Geschäftsfeld, in<br />
dem sich viele Leute eine goldene Nase<br />
verdienen. Neben öffentlichen Stellen<br />
zahlen nämlich auch Industriekonzerne<br />
für möglichst genehme Studienergebnisse.<br />
Gerade deshalb ist es unerlässlich,<br />
möglichst viele unterschiedliche Studien<br />
und Berichte zu lesen, und gegebenenfalls<br />
auf Ungereimtheiten zu überprüfen.<br />
Manchmal ist es sogar einfach nur<br />
eine Sache der Interpretation von<br />
Daten.<br />
Schlussendlich liegt es in unserer eigenen<br />
Hand, ob wir uns auf Propaganda,<br />
oder nicht doch lieber echte Informationen<br />
verlassen wollen. Deshalb sollten<br />
wir stets kritisch bleiben und zur Not die<br />
Ergebnisse hinterfragen.<br />
Vorfahren mussten auch mit<br />
der Eiszeit und der nachfolgenden<br />
Warmzeit klar kommen.<br />
Warum sollten wir das<br />
nicht auch schaffen? (mm)<br />
Grafiken auf Seite 56:<br />
Wikimedia / Global Warmin<br />
Art CC-BY-SA 3.0<br />
57
<strong>Contra</strong>-Punkt<br />
Steuergerechtigkeit: Gibt es<br />
eine gerechte Umverteilung?<br />
Wenn es um das Thema Steuern geht, scheiden sich die Geister.<br />
Nicht nur in Sachen Steuerquote und Steuersätze, sondern<br />
auch wenn es darum geht, was besteuert werden soll.<br />
Immerhin muss sich jeder Staat irgendwie finanzieren und gegebenenfalls<br />
auch etwas in Sachen sozialer Umverteilung unternehmen. Für die<br />
Einen (z.B. Libertäre) sind Steuern Raub, für die Anderen (z.B. Sozialisten)<br />
eine Notwendigkeit. Wäre es vielleicht besser, nicht mehr die Einkommen,<br />
sondern das Vermögen und den Konsum zu besteuern?<br />
Im Mittelalter erhob der Adel kaum Steuern, sondern finanzierte sich<br />
vielmehr durch den Verkauf von bestimmten Rechten (Markt- und<br />
Stadtrecht), Handelsmonopolen (Wolle, Gewürze…), sowie dem Ertrag<br />
der eigenen Ländereien. Später folgte noch eine Grundsteuer, sowie<br />
nicht selten eine Steuer auf andere Besitzwerte wie Vieh oder gar eine<br />
Kopfsteuer. Erst mit der Entwicklung der modernen Staaten erfolgte die<br />
Etablierung jenes Steuersystems, welches heute seine Anwendung findet.<br />
58
Heute versuchen die<br />
meisten europäischen<br />
Staaten insbesondere<br />
bei der Besteuerung<br />
von Einkommen ein<br />
möglichst progressives<br />
Steuersystem zu halten,<br />
um damit die sozial<br />
Schwächeren zu entlasten,<br />
während Besserverdiener<br />
prozentual<br />
eine höhere Belastung<br />
zu tragen haben. Für<br />
die unteren Einkommensschichten<br />
bringt<br />
dies einen doppelten<br />
Vorteil mit sich: Neben<br />
einer geringeren Steuerbelastung<br />
auf das Einkommen<br />
erhalten sie zudem proportional<br />
gesehen auch mehr<br />
staatliche Unterstützung.<br />
Die OECD-Grafik links zeigt<br />
den Umverteilungseffekt<br />
in ausgewählten Ländern<br />
auf, der infolge der jeweiligen<br />
Steuer- und Sozialsysteme<br />
auftritt. Der Gini-<br />
Koeffizient reicht von 0<br />
(alle Menschen verdienen<br />
oder besitzen gleich viel)<br />
bis 1 (ein Mensch verdient<br />
oder besitzt Alles). Hierbei<br />
zeigt sich deutlich, wie<br />
effektiv die soziale<br />
Umverteilung funktioniert:<br />
So weisen beispielsweise<br />
die Schweiz<br />
und Frankreich bei den<br />
Nettoeinkommen in etwa<br />
die gleiche Einkommensverteilung<br />
auf, während<br />
sie bei den Bruttoeinkommen<br />
deutlich auseinanderklafft.<br />
Deutschland und Österreich<br />
setzen hauptsächlich<br />
auf Einkommens- und<br />
Konsumsteuern, während<br />
der Besitz hingegen nur<br />
eine geringe Steuerlast aufweist.<br />
Kritiker von Kapitalsteuern<br />
(Geldvermögen,<br />
Immobilien…) weisen stets<br />
darauf hin, dass diese ja<br />
mit bereits versteuerten<br />
Einkommen erworben wurden.<br />
Damit haben sie nicht<br />
unrecht. Allerdings führt der<br />
Fokus auf die Besteuerung<br />
59
von Einkommen dazu, dass<br />
insbesondere die finanzielle<br />
Oberschicht enorme Mengen<br />
an Kapital anhäufen<br />
konnten, welches wiederum<br />
seine Rendite vom umlaufenden<br />
Geld verlangt.<br />
Erhöht man hingegen die<br />
Steuern auf das Eigentum<br />
und senkt dabei gleichzeitig<br />
die Steuern auf Einkommen,<br />
werden nicht mehr<br />
jene Menschen "bestraft"<br />
die gut verdienen, sondern<br />
jene die ihr Geld horten.<br />
So besaßen die Deutschen<br />
im Jahr 2012 ein Gesamtvermögen<br />
von 11.347 Milliarden<br />
Euro. Davon entfielen<br />
4.939 Milliarden Euro auf<br />
Geldvermögen (Bargeld,<br />
Einlagen, Versicherungsansprüche,<br />
Aktien…), 4.450<br />
Milliarden Euro auf Investments,<br />
und 1.958 Milliarden<br />
Euro auf Bauland. Hätte die<br />
Bundesrepublik nun diese<br />
Vermögen mit einem Steuersatz<br />
von nur 3% pro Jahr<br />
bedacht, wären dies 340<br />
Milliarden Euro an Steuereinnahmen<br />
gewesen. Bei<br />
einem Steueraufkommen<br />
von rund 6<strong>00</strong> Milliarden<br />
Euro sind dies etwa 57%.<br />
Die beiden Grafiken rechts<br />
oben und links verdeutlichen<br />
den Unterschied.<br />
Bedenkt man, dass das<br />
reichste Zehntel in Deutschland<br />
66,6% des Gesamtvermögens<br />
hält, während die<br />
untere Hälfte gerade einmal<br />
1,4% davon besitzt, entfiele<br />
somit der Großteil der Steuerlast<br />
auf jene Menschen,<br />
die ohnehin nicht mehr wissen,<br />
was sie mit dem Geld<br />
noch anfangen sollen.<br />
Zudem würde damit die<br />
Konzentration des Vermögens<br />
auf wenige Menschen<br />
etwas eingebremst, während<br />
die Mittelschicht (40%<br />
der Bevölkerung mit 32%<br />
des Vermögens) nur eine<br />
moderate Steuerbelastung<br />
zu tragen hätte. Zwar<br />
müssten Spitzenmanager<br />
wie Ackermann oder Jain<br />
mit Einkommen von<br />
bis zu 10 Millionen<br />
Euro im Jahr keine<br />
45% davon mehr ans<br />
Finanzamt abliefern,<br />
dafür jedoch jährlich<br />
3% ihres Gesamtvermögens.<br />
Wenn man bedenkt,<br />
dass die reichsten<br />
5<strong>00</strong> Personen bzw.<br />
Familien (0,<strong>00</strong>07%<br />
der Bevölkerung) in<br />
Deutschland im Oktober<br />
2013 auf ein<br />
Gesamtvermögen von<br />
528,4 Milliarden Euro<br />
(ca. 4,4% des<br />
Gesamtvermögens) kamen,<br />
erscheint ein Umbau des<br />
Steuersystems durchaus<br />
sinnvoll. Von 2010 auf 2013<br />
wuchs deren Vermögen um<br />
16% an – das ist ein<br />
Zuwachs von 5,3% pro<br />
Jahr. Selbst mit einer dreiprozentigen<br />
Vermögenssteuer<br />
hätten sie heute<br />
zumindest nominal mehr<br />
Vermögen als noch vor drei<br />
Jahren, zumal sie ihre Einkommen<br />
in dem Fall ohnehin<br />
nicht versteuern müssten,<br />
was zumindest einen<br />
kleinen Ausgleich schaffen<br />
würde.<br />
Ob es wirklich eine Steuergerechtigkeit<br />
gibt, wird<br />
wohl ewig eine philosophische<br />
Streitfrage und immer<br />
subjektiv bleiben. Doch<br />
wenn es um einen sozialen<br />
Ausgleich geht, dann wird<br />
es sinnvoller sein Vermögen<br />
anstatt Einkommen zu<br />
besteuern. Geld sollte<br />
schließlich fließen und nicht<br />
gehortet werden. (mm)<br />
60
Bertelsmann-Studie: Russland<br />
wird erstmals als Autokratie<br />
gewertet<br />
Es muss immer wieder gesagt, geschrieben und hinaus<br />
in alle Welt getragen werden. Es gibt nur eine<br />
Form des Regierens die vom Westen anerkannt<br />
wird: Die Demokratie westlicher Prägung ist das Maß aller<br />
Dinge. Entweder Demokratie oder Krieg durch die "Demokratiebringer".<br />
Demokratie ist immer nur ein fadenscheiniger<br />
Vorwand, für die Ausbeutung der Rohstoffe und Versklavung<br />
der Menschen in den jeweiligen Regionen. Erst<br />
interveniert die NATO mit ihren Frieden bringenden Waffen,<br />
dann folgt eine "demokratische" Wahl. Gewählt wird<br />
dabei zumeist ein Vasall der Amerikaner, worauf die Weltkonzerne<br />
(in Besitz einiger weniger Familien) das Land<br />
stürmen und gierig jeden Dollar aufsaugen, den sie in<br />
ihre Fänge bekommen. Im Falle Russland wird das so nie<br />
möglich sein.<br />
Was wir immer wieder vergessen: Eine Demokratie funktioniert<br />
nur durch die Legitimation eines souveränen Volkes.<br />
Wie souverän Deutschland (Deutschland ist heute<br />
noch besetzt) und Österreich seit dem 2. Weltkrieg tatsächlich<br />
sind, ist hinlänglich bekannt.<br />
Stichwort:<br />
„Autokratie“<br />
In der Politwissenschaft<br />
bezeichnet der<br />
Begriff „Autokratie“<br />
(Selbstherrschaft) die<br />
Herrschaft einer Person,<br />
oder einer kleinen<br />
Gruppe, die keinen<br />
verfassungsmäßigen<br />
Beschränkungen<br />
unterliegen.<br />
Im Falle Putins und<br />
Russlands ist dies<br />
absolut nicht der Fall,<br />
da sich sowohl der<br />
Präsident, als auch die<br />
Regierung an die<br />
Grundsätze der russischen<br />
Verfassung halten<br />
müssen. Somit ist<br />
diese Studie nichts<br />
weiter als eine politisch<br />
motivierte Auftragsarbeit.<br />
61
Als die Besatzer - darunter<br />
auch die Russen - symbolisch<br />
abzogen, blieb das<br />
demokratische, auch<br />
angeblich neutrale Österreich<br />
trotzdem aber dem<br />
Westen im Wort und spionierte<br />
für die Amerikaner in<br />
Richtung des "Eisernen Vorhangs"<br />
unermüdlich weiter.<br />
Das Österreich nicht neutral,<br />
also unparteiisch den<br />
Blöcken gegenüber stand,<br />
ist kein Geheimnis. Dass<br />
sich nie etwas daran geändert<br />
hat, daran sind wir<br />
selbst schuld. Unsere<br />
Demokratie verkam zu<br />
einem, durch einen Wahlprozess<br />
legitimierten, alle 4<br />
(inzwischen 5) Jahre wiederkehrenden<br />
Kasperltheater.<br />
Wer meint Demokratie<br />
bestünde darin, sein Kreuz<br />
an der richtigen Stelle auf<br />
einen Stück Papier zu<br />
machen, der ist nur ein<br />
unpolitischer Mensch und<br />
im besten Sinne unserer<br />
parlamentarischen Demokratie<br />
agierend. Nach dem<br />
Motto: "Mach dein Kreuz,<br />
alles andere machen wir<br />
schon für dich. Wir sind<br />
doch die Politiker!" Eigentlich<br />
sollten wir nicht nur<br />
Vertreter entsenden, sondern<br />
wir sollten auch im<br />
Parlament vertreten sein.<br />
Was diese Bertelsmann-<br />
Studie ebenfalls behauptet,<br />
ist nämlich der Rückzuck<br />
der Demokratie in den<br />
westlichen Staaten. Genau<br />
hier müssen wir nachdenken<br />
und ansetzen. Vielleicht<br />
sollten wir vermehrt vor<br />
unserer eigenen Türe kehren,<br />
bevor wir uns Gedanken<br />
über andere Staaten<br />
machen.<br />
Wie Russland regiert<br />
werden soll, müssen die<br />
Russen selbst entscheiden<br />
Die Mehrheit der russischen<br />
Bevölkerung ist mit<br />
Präsident Putin zufrieden.<br />
Selbst wenn 49 Prozent<br />
gegen Putin wären, sind<br />
immerhin noch 51 Prozent<br />
für ihn. Das ist eben Demokratie.<br />
Bei den letzten<br />
Wahlen erreichte Putin<br />
immerhin 65 Prozent der<br />
Stimmen. Natürlich orteten<br />
die OSZE und die EU dabei<br />
eine Wahlfälschung. Wer<br />
aber bei einer Wahl so im<br />
Scheinwerferlicht steht wie<br />
Putin, kann sich eine Fälschung<br />
gar nicht erlauben.<br />
Es gibt und gab keinen erstzunehmenden<br />
Oppositionspolitiker<br />
in Russland. Das<br />
ist der eigentliche Grund<br />
warum Putin seine Macht<br />
weiterhin aufrecht erhalten<br />
kann. Russland braucht<br />
genau so einen Mann. Man<br />
stelle sich vor, Russland<br />
würde von einer Marionette<br />
des Westens regiert werden<br />
wie es Boris Jelzin war.<br />
Russland würde innerhalb<br />
von Monaten auseinanderbrechen.<br />
Die muslimischen<br />
Teilrepubliken würden sich<br />
zuerst loslösen. Aber nicht<br />
nur das wäre der Untergang<br />
der größten Republik unserer<br />
Erde. Die Öl- und Gasfirmen<br />
würden sich die<br />
Gebiete untereinander aufteilen,<br />
denn sie würden sich<br />
vom schwer kalkulierbaren<br />
Nahen Osten unabhängiger<br />
machen wollen. Natürlich<br />
ginge es um viel mehr,<br />
denn Russland besitzt alle<br />
nur denkbar möglichen<br />
Rohstoffe.<br />
Russland als Autokratie zu<br />
bezeichnen, ist ziemlich<br />
kurzsichtig. Man kann politische<br />
Systeme nicht ein zu<br />
eins vergleichen. Was der<br />
sogenannte Westen falsch<br />
macht: Er spricht immer<br />
nur von Minderheiten,<br />
obwohl er genau weiß, dass<br />
die Mehrheit entscheidet.<br />
Wenn die Mehrheit der Russen<br />
sich für Putin entscheidet,<br />
dann wissen sie was<br />
sie dafür bekommen. Eben<br />
keine Homosexuellenpropaganda<br />
oder antichristliche<br />
Haltungen. Russland ist<br />
stark und mächtig und ein<br />
Bollwerk gegen den Westen.<br />
Es ist gut für die Ausgewogenheit<br />
in der Geopolitik.<br />
Davor brauchen wir<br />
Europäer keine Furcht zu<br />
haben. Gerade im Zuge der<br />
Europäischen Union sollten<br />
wir – selbstbewusst und<br />
losgelöst von den Amerikanern<br />
– Russland als vollwertiger<br />
Partner gegenüber<br />
stehen. Kritik kann auch<br />
ohne weiters angebracht<br />
werden, wenn sie angebracht<br />
ist. Im Falle der<br />
Europäischen Union denke<br />
ich ohnehin an das alte<br />
aber gute Sprichwort: "Wer<br />
im Glashaus sitzt, soll nicht<br />
mit Steinen werfen!" (aek)<br />
62
Norwegen als<br />
Beispiel für<br />
Russland?<br />
Der Reichtum an<br />
Rohstoffen wurde<br />
vielen Staaten zum<br />
Verhängnis. Teilweise in<br />
Folge von Steuergeschenken,<br />
manchmal durch korrupte<br />
Netzwerke, und wie<br />
im Fall der Niederlande mittels<br />
Wirtschaftsboom<br />
und extrem steigenden<br />
Lohnkosten. Dass es<br />
auch anders geht, zeigt<br />
Norwegen, dessen<br />
Staatsfonds ein Vermögen<br />
für die Zukunft des<br />
Landes verwaltet. Russland<br />
könnte von diesem<br />
Modell profitieren.<br />
Viele Rohstoffe im<br />
Land zu haben kann<br />
Fluch und Segen<br />
zugleich sein. Sie<br />
wecken Begehrlichkeiten<br />
im In- und Ausland,<br />
können einerseits den allgemeinen<br />
Wohlstand mehren,<br />
andererseits jedoch ebenso<br />
die sozialen Ungleichheiten<br />
verschärfen, und zudem die<br />
dringend nötige Diversifikation<br />
der Wirtschaft verhindern.<br />
Dass der Rohstoffreichtum<br />
nicht zwangsläufig<br />
zu einer wohlhabenden<br />
Gesellschaft führt, beweisen<br />
viele afrikanische und vorderasiatische<br />
Länder: Die<br />
Ausbeutung von Erdöl, Erdgas,<br />
Kohle, Gold, Diamanten<br />
und den von der Industrie<br />
begehrten Metallen<br />
erfolgt meistens durch Konzerne<br />
aus den Industrieländern.<br />
Während die Gewinne<br />
vorwiegend an die Aktionäre<br />
in Nordamerika und<br />
Westeuropa fließen und nur<br />
eine kleine Oberschicht in<br />
den Förderländern mit Geld<br />
überschüttet wird, werden<br />
die – leider nicht selten kor-<br />
63
upten – Regierungen nur<br />
mit Almosen abgespeist.<br />
Damit partizipiert die breite<br />
Masse der Bevölkerung<br />
nicht am theoretischen<br />
Reichtum ihrer Heimat.<br />
Die Norweger hingegen<br />
zogen ihre Lehren aus den<br />
weltweiten Beispielen und<br />
investieren die Gewinne aus<br />
der Ölförderung fast ausschließlich<br />
in ihren Staatsfonds.<br />
Rund 6<strong>00</strong> Milliarden<br />
Euro ist dieser Fonds, der<br />
weltweit in Aktien (60%),<br />
Anleihen (39%) und Immobilien<br />
(1%) investiert,<br />
inzwischen schwer. Damit<br />
besitzt jeder der knapp<br />
über 5 Millionen Norweger<br />
theoretisch ein Guthaben<br />
von 120.<strong>00</strong>0 Euro, welches<br />
von diesem Fonds mit günstigen<br />
Managementgebühren<br />
von nur 0,07% verwaltet<br />
wird. Zum Vergleich: Private<br />
Fondsgesellschaften<br />
verlangen nicht selten Verwaltungskosten<br />
von 1,5%<br />
im Jahr. Damit es Norwegen<br />
nicht so ergeht wie den Niederlanden<br />
in den 1970ern,<br />
dürfen maximal 4% des<br />
Fondsvermögens in den<br />
Staatshaushalt fließen.<br />
Wenn nun die Russische<br />
Föderation einen ähnlichen<br />
Staatsfonds aufbaut, der<br />
10% der Einnahmen aus<br />
den Rohstoffexporten<br />
erhält, könnten damit in<br />
etwa 25 Milliarden Euro pro<br />
Jahr für die Zukunft investiert<br />
werden. Zwar verfügen<br />
die beiden großen russischen<br />
Staatsfonds – der<br />
"Nationale Sozialfonds"<br />
(64,4 Milliarden Euro) und<br />
der "Reserve Fonds" (63,3<br />
Milliarden Euro) – schon<br />
über ein beachtliches Vermögen,<br />
doch mit einem<br />
Zukunftsfonds könnte Russland<br />
wahrscheinlich deutlich<br />
mehr erreichen. Wie die<br />
Beispielgrafik rechts zeigt,<br />
könnte das<br />
ganze Land<br />
davon profitieren.<br />
Immerhin werden<br />
selbst die<br />
umfangreichsten<br />
Reserven an<br />
Rohstoffen<br />
irgendwann<br />
erschöpft sein,<br />
so dass laufende<br />
Investitionen in<br />
die Infrastruktur,<br />
die Bildung, die<br />
Wissenschaft<br />
und die wirtschaftliche<br />
Diversifikation<br />
das Land auf die<br />
Zukunft vorbereiten. So<br />
kann man damit beispielsweise<br />
den Maschinenbau<br />
fördern, um Russland weniger<br />
von Importen wichtiger<br />
Geräte abhängig zu<br />
machen,.Bildung und Forschung<br />
sind ebenso wichtig,<br />
um damit eine positive<br />
Grundlage für den Wohlstand<br />
der russischen Gesellschaft<br />
zu schaffen.<br />
Zudem würde ein langfristig<br />
angelegter Zukunftsfonds<br />
dabei helfen, wirtschaftliche<br />
Schwächephasen<br />
zu stabilisieren, und<br />
deren Auswirkungen abzumildern.<br />
Mittelfristig wären<br />
damit – je nach Entwicklung<br />
des Fonds - Investitionen in<br />
Höhe von 1-2% der Wirtschaftsleistung<br />
möglich,<br />
ohne den regulären Staatshaushalt<br />
belasten zu müssen.<br />
Darf man so eine<br />
große Chance ungenutzt<br />
lassen? (mm)<br />
64
Satire<br />
Schwarzgeld:<br />
Politiker<br />
müssen künftig<br />
keine Steuern<br />
zahlen<br />
Angesichts der letzten<br />
Schwarzgeldskandale<br />
von Politikern<br />
der CDU und SPD<br />
plant die große Koalition<br />
eine Steuerreform, die Politiker<br />
von der Steuerpflicht<br />
befreit. Damit soll das<br />
Ansehen der deutschen<br />
Politiker und Parteien in<br />
Zukunft nicht mehr unter<br />
der mangelnden Steuerehrlichkeit<br />
mancher Proponenten<br />
leiden.<br />
Steuerhinterziehungsskandale<br />
schaden dem Ruf von<br />
Parteien und Politikern,<br />
diese Lehre zog die deutsche<br />
Bundesregierung aus<br />
den jüngsten Vorfällen.<br />
Bundeskanzlerin Merkel und<br />
Vizekanzler Gabriel haben<br />
deshalb nach Rücksprache<br />
mit den Ministern und den<br />
Abgeordneten der Regierungsparteien<br />
angekündigt,<br />
schnellstmöglich eine Steuerreform<br />
umzusetzen,<br />
wonach sämtliche Politiker<br />
mit Amtsantritt von sämtlichen<br />
Steuerleistungen<br />
befreit werden sollen.<br />
Zudem sollen, so die Regierungserklärung,<br />
sämtliche<br />
eventuell noch offenen<br />
Steuerforderungen erlöschen.<br />
Merkel sagte dazu:<br />
"Wir können nicht jeden<br />
unserer vielen tausend Politiker<br />
kontrollieren, und so<br />
haben wir eine gemeinsame<br />
Lösung für dieses Problem<br />
gefunden. Der Sigmar war<br />
gleich vollauf begeistert."<br />
Unterstützung erhält die<br />
Bundesregierung dabei von<br />
den Grünen, die jedoch eine<br />
Extremismusklausel fordern,<br />
damit Abgeordnete<br />
extremistischer Parteien wie<br />
die FDP, die NPD oder die<br />
Linkspartei nicht in den<br />
Genuss der Vergünstigungen<br />
kommen, wie der Bundesvorsitzende<br />
Cem Özdemir<br />
gegenüber <strong>Contra</strong><br />
betonte. Sahra Wagenknecht<br />
von der Linkspartei<br />
hingegen übte heftige Kritik<br />
65<br />
am geplanten<br />
Gesetzespaket:<br />
"Es<br />
kann doch<br />
nicht sein,<br />
dass sich<br />
Union, SPD<br />
und Grüne<br />
quasi einen<br />
Persilschein<br />
in Sachen<br />
Steuern ausstellen!"<br />
Besonders<br />
genervt wirkte sie darüber,<br />
mit der FDP und der NPD in<br />
einen Topf geworfen zu<br />
werden: "Mit den Extremisten<br />
von NPD und FDP haben<br />
wir doch gar nichts am<br />
Hut!"<br />
Bundesfinanzminister<br />
Schäuble (CDU) hingegen<br />
äußerte sich positiv über<br />
die geplante Steuerbefreiung:<br />
"Insgesamt gehen wir<br />
in den ersten Berechnungen<br />
von einem maximalen Steuerausfall<br />
in Höhe von maximal<br />
10 Milliarden Euro pro<br />
Jahr aus." Auf die Frage,<br />
wie die Steuerausfälle kompensiert<br />
werden sollen antwortete<br />
er: "Wir werden<br />
den ermäßigten Umsatzsteuersatz<br />
von 7 auf 10%<br />
erhöhen. Als Gemeinschaftsteuer<br />
erhalten Länder und<br />
Kommunen dadurch ebenfalls<br />
eine Kompensation für<br />
die fehlenden Steuern der<br />
Politiker." Immerhin, so der<br />
Finanzminister, soll die<br />
umfassende Steuerbefreiung<br />
beispielsweise auch für<br />
die Umsatzsteuer, die Energiesteuer<br />
oder die Tabaksteuer<br />
gelten. (mm)
Schlussworte<br />
Das Beste kommt –<br />
so sagt man – normalerweise<br />
immer<br />
am Schluss. So sagt es<br />
zumindest ein deutsches<br />
Sprichwort.<br />
Sie haben nun ganze 66<br />
Seiten mit den Artikeln der<br />
letzten Wochen gelesen.<br />
Artikel, in die wir viel Zeit<br />
investiert haben, um Ihnen<br />
tagtäglich einen alternativen<br />
Blick auf interessante<br />
Themen zu ermöglichen.<br />
Und so möchten wir Sie<br />
darauf hinweisen, dass das<br />
<strong>Contra</strong> Magazin in<br />
Zukunft nicht nur aus unseren<br />
Online-Artikeln bestehen,<br />
sondern umfangreiche<br />
Berichte, Reportagen, Statistiken<br />
und Analysen beinhalten<br />
wird. Hierbei werden<br />
wir jeweils ein Schwerpunktthema<br />
auswählen,<br />
welches wir intensiver<br />
beleuchten. Dabei möchten<br />
wir versuchen, wöchentlich<br />
mindestens 70-80 Seiten zu<br />
füllen, damit sich der Kauf<br />
für Sie auch lohnt.<br />
Mit derzeit bis zu 30.<strong>00</strong>0<br />
Lesern online pro Monat<br />
haben wir innerhalb der<br />
ersten drei Monate schon<br />
einiges erreicht. Hierbei<br />
geht ein besonderer Dank<br />
an Joachim Sondern von<br />
der Buergerstimme, der<br />
unsere Artikel immer wieder<br />
verteilt hat.<br />
Selbstverständlich freuen<br />
wir uns über weitere Kooperationspartner,<br />
da gerade<br />
der alternative Medienbereich<br />
im deutschsprachigen<br />
Raum nur dann dauerhaft<br />
bestehen kann, wenn man<br />
66<br />
zusammenarbeitet, anstatt<br />
sich dem Neid- und Konkurrenzdenken<br />
hinzugeben.<br />
Die ganze etablierte (Massen-)<br />
Medienlandschaft im<br />
deutschsprachigen Raum<br />
weist nämlich nicht einmal<br />
ansatzweise jene Vielfalt<br />
auf, die wir im alternativen<br />
Medienbereich haben.<br />
Das <strong>Contra</strong> Magazin<br />
als noch junges Medium<br />
wird hier weitere Nischen<br />
füllen und der stets präsenten<br />
Übermacht der etablierten<br />
Medien zu trotzen versuchen.<br />
Bild der Woche<br />
Von: Occupy Austria