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Contra emag Nr. 00/14

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Editorial<br />

Das kritische und<br />

politisch unabhängige<br />

<strong>Contra</strong><br />

Magazin als „eMagazin“,<br />

oder einfach kurz auch<br />

„eMag“ - so soll es im Laufe<br />

des Jahres Realität werden.<br />

Deshalb gibt es sozusagen<br />

als „Appetithäppchen“ eine<br />

kleine Testausgabe, bestehend<br />

aus bereits veröffentlichten<br />

Artikeln der letzten<br />

Wochen.<br />

Ich würde mich sehr darüber<br />

freuen, wenn Sie mir<br />

ein konstruktives Feedback<br />

hinsichtlich Layout, Format,<br />

Themenwahl, Inhalt und<br />

dergleichen per E-Mail<br />

(m.maier@contramagazin.com)<br />

mit dem<br />

Betreff „Feedback eMag“<br />

zukommen lassen, damit<br />

wir an einem besseren<br />

Lesevergnügen arbeiten<br />

können.<br />

Sollten Sie an einer Mitwirkung<br />

als Autor oder Grafiker<br />

interessiert sein, dürfen<br />

Sie sich ebenfalls sehr<br />

gerne melden. Wir bieten<br />

unseren Mitarbeitern für die<br />

gelieferten Artikel und Grafiken<br />

eine erfolgsabhängige<br />

Bezahlung an, wobei 70%<br />

der Nettoerlöse aus dem<br />

Verkauf des Magazins,<br />

sowie der Werbeeinnahmen<br />

anteilig ausgeschüttet werden.<br />

Das <strong>Contra</strong> Magazin<br />

steht hierbei für größtmögliche<br />

Meinungsvielfalt und<br />

Meinungsfreiheit im Rahmen<br />

der geltenden Gesetze.<br />

Denn im Gegensatz zu den<br />

meisten etablierten Magazinen<br />

wollen wir unseren<br />

Leserinnen und Lesern keinen<br />

grauen Einheitsbrei<br />

servieren, sondern eine kritische<br />

Betrachtung aktueller<br />

Themen aus unterschiedlichen<br />

Blickwinkeln.<br />

Neben dem Schwerpunkt<br />

auf Politik, Wirtschaft und<br />

Finanzen, möchten wir auch<br />

gesellschaftliche Themen<br />

behandeln, die aktuell brisant<br />

sind und die mediale<br />

Aufmerksamkeit verdienen.<br />

Wir freuen uns schon sehr<br />

auf die Verwirklichung<br />

unseres Medienprojektes<br />

und hoffen, dass wir Sie mit<br />

dem <strong>Contra</strong> Magazin<br />

überzeugen können.<br />

Um immer auf dem Laufenden<br />

zu bleiben, können<br />

Sie uns natürlich gerne auf<br />

Facebook<br />

(https://www.facebook.com<br />

/contra.magazin), Twitter<br />

(@<strong>Contra</strong>_Magazin), oder<br />

auch auf GooglePlus<br />

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3/) folgen.<br />

Viel Spaß bei der Lektüre<br />

der folgenden hoffentlich<br />

sehr informativen Seiten<br />

wünscht Ihnen<br />

Ihr,<br />

Marco Maier<br />

Mitherausgeber und Chefredakteur<br />

Wirtschaft<br />

2<br />

Impressum &<br />

Internes<br />

Offenlegung gemäß §25<br />

Mediengesetz<br />

Medieninhaber (Verleger)<br />

und Herausgeber:<br />

<strong>Contra</strong> Magazin, Montleartstraße<br />

60, A-1160 Wien<br />

Geschäftsführung: Andreas<br />

Keltscha, Montleartstraße<br />

60, A-1160 Wien<br />

Marco Maier, Jennen 8, A-<br />

6850 Dornbirn<br />

Tel.: <strong>00</strong>43/699/11117128<br />

E-Mail Onlineredaktion:<br />

redaktion@contramagazin.com<br />

E-Mail eMagazin:<br />

m.maier@contramagazin.com<br />

Das <strong>Contra</strong> Magazin<br />

erscheint wöchentlich mit<br />

50 Ausgaben (inkl. 2 Doppelausgaben)<br />

pro Jahr.<br />

Einzelpreis: 2,90€<br />

Halbjahresabo (25 Ausgaben):<br />

65,<strong>00</strong>€<br />

Jahresabo (50 Ausgaben):<br />

120,<strong>00</strong>€<br />

Förderabo (50 Ausgaben):<br />

2<strong>00</strong>,<strong>00</strong>€<br />

Alle Angaben inklusive<br />

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Es gilt die Anzeigenpreisliste<br />

<strong>Nr</strong>. 1.<br />

Verlagsort: Wien.<br />

Grundlegende Richtung:<br />

Kritisches Meinungs- und<br />

Newsmagazin mit Schwerpunkt<br />

Politik, Wirtschaft<br />

und Finanzen.


Politik<br />

Inhalt<br />

-Seite 3 – ÖVP: Die schwarze Reichshälfte<br />

ist führerlos<br />

-Seite 6 – Österreich: Team (ohne) Stronach<br />

-Seite 7 – AfD: Richtungsstreit zwischen<br />

Professoren und Protestwählern<br />

-Seite 9 – Bosnien-Herzegovina: Zerbricht<br />

der Kunststaat?<br />

-Seite 11 – US-Diplomatin: „Fuck the EU“<br />

-Seite 12 – Brasilien vs. USA: Unterschiedliche<br />

Wege bei der Armutsbekämpfung<br />

-Seite 17 – Drohnenkrieg: US-Terrorregime<br />

tötet nach Lust und Laune<br />

Wirtschaft<br />

-Seite – 19 – Österreich: Neuer Rekord bei<br />

der Arbeitslosigkeit<br />

-Seite 21 – Deutschland: Rekord-Steuereinnahmen<br />

zu Lasten der Arbeitnehmer<br />

-Seite 23 – Deutschland: Die soziale Ungerechtigkeit<br />

wächst weiter<br />

-Seite 25 – Schuldenkrise: Eurozone mit<br />

Schuldenrückgang<br />

-Seite 27 – Schuldenkrise: Kommt ein<br />

neuer Schuldenschnitt für Griechenland?<br />

-Seite 29 – Großbritannien: Wirtschaft auf<br />

Blasenkurs<br />

-Seite 30 – Jobs: US-Arbeitsmarkt weiterhin<br />

schwach<br />

-Seite 31 – USA: Yellen erwartet starkes<br />

Wirtschaftswachstum<br />

-Seite 32 – TAFTA/TTIP: Diktatur der Konzerne<br />

-Seite 34 – Schwellenländer: Schattenbanken<br />

auf Vernichtungsfeldzug<br />

-Seite 36 – FairTrade: Geschäftsmodell<br />

Nachhaltigkeit<br />

-Seite 37 – Enteignung: Bundesbank für<br />

Sondersteuer auf Sparguthaben<br />

Gesellschaft<br />

-Seite 39 – OECD-Studie: Migration in den<br />

Sozialstaat oder den Arbeitsmarkt?<br />

-Seite 41 – Portugal: Eine Katastrophe<br />

kommt selten allein<br />

-Seite 43 – Colorado: Marihuana-Legalisierung<br />

lässt die Kassen klingeln<br />

Wissen & Technik<br />

-Seite 45 – Austrofaschismus: 12.<br />

Februar 1934 – Der österreichische Februaraufstand<br />

-Seite 47 – Ernährung: Interessante<br />

Erkenntnisse aus 7.<strong>00</strong>0 Jahre altem Genom<br />

Meinung<br />

-Seite 48 – Einmischung: Der Run auf die<br />

Ukraine hat schon längst begonnen<br />

-Seite 49 – Demokratie: Russlands berechtigte<br />

Kritik an Deutschland<br />

-Seite 51 – Votum: Die Schweiz als letzte<br />

Insel der Volkssouveränität<br />

<strong>Contra</strong>-Punkt<br />

-Seite 53 – EU oder Schweiz: Wer ist hier<br />

fremdenfeindlich?<br />

-Seite 55 – Klimawandel: Panikmache<br />

oder Normalität?<br />

-Seite 58 – Steuergerechtigkeit: Gibt es<br />

eine effektive Umverteilung?<br />

<strong>Contra</strong>-Spezial<br />

-Seite 61 – Bertelsmann-Studie: Russland<br />

wird erstmals als Autokratie gewertet<br />

-Seite 63 – Staatsfonds: Norwegen als Beispiel<br />

für Russland?<br />

Satire<br />

-Seite 65 – Schwarzgeld: Politiker müssen<br />

künftig keine Steuern zahlen<br />

Last Man Texting<br />

- Seite 66 – Das Beste zum Schluss<br />

3


ÖVP – Die<br />

schwarze<br />

Reichshälfte<br />

ist führerlos<br />

Vor einigen Tagen<br />

musste Michael<br />

Spindelegger,<br />

(Noch-) Bundesparteiobmann<br />

der Österreichischen<br />

Volkspartei (ÖVP) daran<br />

erinnern, dass er der Chef<br />

der Partei sei. Wer daran<br />

erinnern muss, den nimmt<br />

niemand mehr ernst und<br />

darf sich in die Ahnenreihe<br />

der Parteichefs im Hinterzimmer<br />

einordnen. Wahrscheinlich<br />

war Spindelegger<br />

immer schon der falsche<br />

Mann für die Parteiführung<br />

einer konservativen Partei.<br />

Sein Kuschelkurs mit den<br />

Sozialdemokraten lässt<br />

kaum mehr Unterschied<br />

zwischen den Koalitionspartnern<br />

erkennen. Auch<br />

das totgeschwiegene Milliardenloch<br />

und neue Steuern<br />

machen diesen Michael<br />

Spindelegger bei den Wählern<br />

nicht beliebter.<br />

Seit 1945 ist Österreich<br />

praktisch zweigeteilt. Das<br />

hat nichts mit den Befreiern<br />

(Besatzern) zu tun, die<br />

zehn Jahre später das Land<br />

verlassen haben, sondern<br />

bezeichnet lediglich den<br />

Umstand, dass Österreich<br />

von den damaligen Sozialisten<br />

und Konservativen politisch<br />

besetzt wurde. Überall<br />

wo es Schalthebel gab,<br />

wurden diese erfolgreich<br />

von Rot und Schwarz okkupiert<br />

um ihre Macht im ganzen<br />

Land mehr oder weniger<br />

gleichmäßig zu verteilen.<br />

Von den Kammern und<br />

Bünden, Bundesbahn und<br />

ORF, Banken, verstaatlichte<br />

Industrie oder Sportverein,<br />

diese Parteien machten vor<br />

nichts Halt. Bis heute hat<br />

sich wenig verändert. Die<br />

Spitzen dieser Organisationen<br />

sind stimmgewichtig<br />

und bringen nicht selten<br />

den eigenen Parteichef zu<br />

Fall.<br />

In Österreich gibt es praktisch<br />

keine konservative<br />

Partei mehr. Unter der Führung<br />

Spindeleggers gleichte<br />

sich die ÖVP der SPÖ<br />

gewissermaßen an. So war<br />

auch nach der letzten Wahl<br />

ziemlich schnell ersichtlich<br />

wohin die Reise geht. Zum<br />

Schein spielte uns Spindelegger<br />

vor, dass eine große<br />

Koalition nicht ausgemacht<br />

sei, dennoch wusste jeder<br />

von uns, dass es fast keine<br />

anderen Möglichkeiten gibt.<br />

Die ÖVP unter Spindelegger<br />

hat auch keine "Eier" um<br />

mit der FPÖ und einem weiteren<br />

Partner eine Regierung<br />

zu stemmen. So war<br />

es fix ausgemacht, und wir<br />

müssen fünf weitere Jahre<br />

so tun, als wäre alles in<br />

bester Ordnung.<br />

Vizekanzler Michael Spindelegger, ÖVP. Bild: oevp.at<br />

4<br />

In der ÖVP ist auch selten<br />

der Parteiobmann derjenige<br />

der die Hosen trägt. Die<br />

starken Landeshauptleute,<br />

aber auch die mächtigen<br />

Bünde bis hin zum Präsidenten<br />

der Wirtschaftskammer,<br />

sind die eigentlichen<br />

und unberechenbaren<br />

Kräfte in der Volkspartei.<br />

Sie sind - zum Leidwesen<br />

des Parteiobmanns – immer<br />

wieder gut für Zwischenrufe<br />

und lassen einen Parteichef<br />

dadurch gehörig ins Schwitzen<br />

geraten. Die Auseinandersetzungen<br />

der letzten<br />

Tage, gehen aber schon<br />

mehr in die Richtung einer<br />

Meuterei. Der Kapitän<br />

möchte das sinkende ÖVP-<br />

Schiff noch nicht verlassen,<br />

auch wenn ihm das Wasser<br />

mittlerweile bis zum Hals<br />

steht. Die einzige Möglich-


keit die Spindelegger noch<br />

hat um die politische Kurve<br />

zu kratzen ist ein ordentlicher<br />

Wahlerfolg bei den<br />

bevorstehenden EU-Wahlen<br />

im Mai.<br />

Info: ÖVP<br />

Die ÖVP ist im Gegensatz<br />

zu den anderen<br />

österreichischen Parteien<br />

in diversen Bünden<br />

organisiert. Mit der<br />

Mitgliedschaft in einer<br />

dieser Organisationen<br />

(z.B. dem Bauernbund<br />

oder dem Wirtschaftsbund)<br />

wird man automatisch<br />

ÖVP-Mitglied.<br />

Somit wurde es möglich,<br />

dass die ÖVP mit<br />

über einer Million Mitglieder<br />

zur mitgliederstärksten<br />

Partei Österreichs<br />

werden konnte.<br />

Allerdings hat diese<br />

Parteistruktur zur Folge,<br />

dass sich die einzelnen<br />

Bünde in Machtkämpfe<br />

verstricken. Deutlich<br />

wird dies immer wieder<br />

bei der Listenerstellung<br />

für die Wahlen, bei<br />

denen die jeweils favorisierten<br />

Kandidaten auf<br />

ihre „Hausmacht“ angewiesen<br />

sind.<br />

Es ist aber gut möglich,<br />

dass Spindelegger politisch<br />

die nächsten Wochen nicht<br />

mehr überlebt. Wer will<br />

schon mit einem<br />

geschwächten Obmann in<br />

eine wichtige Wahl gehen?<br />

Auch wenn es bestritten<br />

wird, ist man damit<br />

beschäftigt einen geeigneten<br />

Kandidaten für seine<br />

Nachfolge zu suchen. Wirtschaftsminister<br />

Mitterlehner<br />

soll gute Chancen auf die<br />

Nachfolge haben, aber auch<br />

Innenministerin Mikl-Leitner<br />

wäre eine gute Kandidatin.<br />

Der junge Außenminister<br />

Sebastian Kurz ist mittelfristig<br />

der Hoffnungsträger<br />

einer verjüngten und neuen<br />

ÖVP, momentan jedoch<br />

politisch zu unerfahren um<br />

alle Kräfte in der Partei<br />

unter einen Hut zu bekommen,<br />

falls so etwas überhaupt<br />

auf Dauer gelingen<br />

kann.<br />

Noch wichtiger wird es<br />

sein, die Wähler nicht zu<br />

vergraulen. Denn die NEOS<br />

hatten bei den letzten<br />

Nationalratswahlen einen<br />

beachtlichen Wählerstrom<br />

von der ÖVP aufgewiesen.<br />

Um die Abwanderung weiterer<br />

Wähler verhindern zu<br />

können, wird sich die Partei<br />

speziell in Wirtschaftsbelange<br />

etwas liberalisieren<br />

müssen. Die ÖVP hat nach<br />

Schüssel, der zu seiner besten<br />

Zeit über 40 Prozent<br />

der Stimmen holte, zumindest<br />

auf Bundesebene eine<br />

Schlappe nach der anderen<br />

eingefahren. Es wird wichtig<br />

sein, die ÖVP zu verjüngen<br />

und neu auszurichten, um<br />

so der österreichischen<br />

Wählerschaft einen konservativen<br />

und vor allem wieder<br />

bürgerlichen Gegenpart<br />

zur SPÖ anbieten zu können.<br />

(aek)<br />

5


Österreich:<br />

Team (ohne)<br />

Stronach<br />

Der exzentrische Milliardär<br />

und Parteigründer<br />

verlässt<br />

das sinkende Schiff. Der<br />

erste Schritt dazu ist der<br />

Rückzug aus der Tagespolitik.<br />

Parteiobmann will der<br />

Magna-Chef allerdings<br />

zumindest vorerst noch<br />

bleiben. Das politische Aus<br />

der Protestpartei dürfte<br />

damit wohl besiegelt sein.<br />

Skurrile TV-Auftritte von<br />

Stronach selbst während<br />

des Wahlkampfs und Personalquerelen<br />

nach dem<br />

mäßigen Wahlerfolg haben<br />

nicht gerade sonderlich zu<br />

Erfolg und Zuspruch des<br />

ehrgeizigen politischen Projekts<br />

des austro-kanadischen<br />

Milliardärs beigetragen.<br />

Trotz großzügiger Parteispenden<br />

und Darlehen an<br />

die Partei reichte es bei der<br />

Nationalratswahl im vergangenen<br />

September gerade<br />

einmal für einen knappen<br />

Einzug ins Parlament. Angesichts<br />

der zweistelligen<br />

Ergebnisse bei den Landtagswahlen<br />

in den Monaten<br />

zuvor, war dies wohl eine<br />

herbe Enttäuschung.<br />

Inzwischen ist nicht einmal<br />

mehr die Kandidatur bei<br />

den EU-Wahlen im Mai<br />

mehr fix. Da es kein Geld<br />

mehr aus der Privatschatulle<br />

Stronachs mehr gibt,<br />

fehlen die entsprechenden<br />

finanziellen Mittel. Doch<br />

jemanden zu finden der<br />

selbst Geld investiert, um<br />

dann für Stronach ins Rennen<br />

zu gehen, ist mehr als<br />

unwahrscheinlich. Der Einzug<br />

ins Straßburger Europaparlament<br />

ist – in Anbetracht<br />

der äußerst miserablen<br />

Umfragewerte – nämlich<br />

mehr als unwahrscheinlich.<br />

Stronach selbst wird morgen<br />

Mittwoch seine fünfminütige<br />

Abschiedsrede im<br />

Nationalrat halten und sich<br />

danach wieder nach Kanada<br />

zurückziehen, wo er mehr<br />

Zeit mit seinen Enkelkindern<br />

verbringen will. Für die<br />

Abgeordneten des Teams<br />

bedeutet dieses Kurzzeit-<br />

Politikabenteuer Stronachs<br />

jedoch, dass sie die nächsten<br />

fünf Jahre im Parlament<br />

wohl dafür nutzen können,<br />

den Gang in die Privatwirtschaft<br />

anzutreten. (mm)<br />

www.okitalk.com<br />

Der Talk von<br />

Mensch zu Mensch<br />

6


AfD:<br />

Richtungsstreit<br />

zwischen<br />

Professoren und<br />

Protestwählern<br />

Q<br />

uo vadis, Alternative<br />

für Deutschland? So<br />

könnte man die Lage<br />

der eurokritischen Partei in<br />

Form einer Frage bezeichnen.<br />

Denn die ideologischen<br />

Gräben zwischen dem protestierenden<br />

Proletariat der<br />

Basis und der akademischen<br />

Gründungs- und Führungsschicht<br />

sind groß. Für<br />

die weitere Zukunft der Protestbewegung<br />

ist dies kein<br />

sehr gutes Zeichen.<br />

Bei der letzten Bundestagswahl<br />

im September<br />

schrammte die Alternative<br />

für Deutschland (AfD) nur<br />

knapp an der 5%-Hürde<br />

zum Einzug in das Reichstagsgebäude<br />

vorbei. Im<br />

kommenden Mai bei der<br />

Wahl zum Europäischen<br />

Parlament gilt hingegen nur<br />

eine Hürde von 3%, welche<br />

die Eurokritiker wahrscheinlich<br />

überwinden werden.<br />

Zumindest dann, wenn die<br />

Selbstzerfleischung ein<br />

Ende findet.<br />

Gegenüber der "F.A.Z."<br />

äußerte sich der stellvertretende<br />

Bundesvorsitzende<br />

Alexander Gauland kritisch<br />

über die ideologischen<br />

Streitigkeiten zwischen dem<br />

Lager der Protestwähler<br />

und jenem der Volkswirte.<br />

Dabei war diese Entwicklung<br />

eigentlich schon von<br />

Anfang an vorhersehbar. So<br />

ist das ökonomische Verständnis<br />

der breiten Masse<br />

über die Auswirkungen der<br />

Euroeinführung recht<br />

beschränkt. Dies liegt nicht<br />

etwa an der Komplexität<br />

der Materie an sich, sondern<br />

vor allem an der mangelhaften<br />

Vermittlung von<br />

Basiswissen an den Schulen.<br />

Wirtschaft ist eben ein<br />

trockenes Fach.<br />

Für die Volkswirte in der<br />

AfD sind die Zusammenhänge<br />

klar und die Konstruktionsfehler<br />

deutlich<br />

erkennbar. Das Gros der<br />

Protestwähler und Parteianhänger<br />

hingegen sieht nur<br />

die sinkenden Reallöhne<br />

seit der Euroeinführung und<br />

die Milliardensummen an<br />

Transferzahlungen in Folge<br />

der "Rettungspakete".<br />

Hinzu kommt die Tatsache,<br />

dass die Parteibasis ziemlich<br />

inhomogen ist: Neben<br />

Ex-Mitgliedern von CDU und<br />

FDP finden sich dort politisch<br />

heimatlos gewordene<br />

Nationalliberale und Rechtskonservative,<br />

denen Parteien<br />

wie "Die Freiheit", die<br />

"Republikaner", oder die<br />

NPD zu weit rechts stehen,<br />

und in der AfD eine wirkliche<br />

politische Alternative<br />

für Patrioten sehen. (mm)<br />

Europawahl<br />

20<strong>14</strong><br />

am 25. Mai<br />

Gewinnen die<br />

EU-Skeptiker?<br />

Sie entscheiden<br />

mit!<br />

7


Lucke, Gauland, Henkel &<br />

Co hingegen zählen eher<br />

zum wirtschaftsliberalen<br />

Flügel, der sich vor allem an<br />

den Vertragsbrüchen im<br />

Zuge der angeblichen Eurorettung<br />

stößt, sowie das<br />

politisch gewollte Währungskonstrukt<br />

angesichts<br />

der ökonomischen, fiskalischen<br />

und finanzpolitischen<br />

Differenzen zwischen den<br />

einzelnen Mitgliedsstaaten<br />

für einen großen Fehler halten.<br />

Für die akademische<br />

Führungsschicht sollte die<br />

AfD eigentlich eine Art<br />

eurokritische Alternative für<br />

die Wähler von Union und<br />

FDP werden.<br />

Über kurz oder lang wird<br />

sich die junge Partei festlegen<br />

müssen, welchen Weg<br />

sie gehen möchte: Substantielle<br />

Kritik an der Europäischen<br />

Währungsunion<br />

inklusive Reformvorschläge,<br />

oder antieuropäische Fundamentalopposition<br />

inklusive<br />

deutschem Alleingang.<br />

Beides zusammen wird<br />

nicht funktionieren, ohne<br />

dass es zu massiven parteiinternen<br />

Auseinandersetzungen<br />

kommt. Dies<br />

bedeutet auch, dass die<br />

akademische Führung ihre<br />

Positionen und Visionen der<br />

Basis vermitteln muss, und<br />

dabei deren Wünsche und<br />

Vorstellungen nicht ignorieren<br />

darf. Im Gegenzug<br />

sollte sich die Basis intensiver<br />

mit den Grundlagen der<br />

Eurokritik der Professorenriege<br />

beschäftigen, damit<br />

sich vielleicht gangbare<br />

Kompromisslösungen finden.<br />

Die Alternative für<br />

Deutschland hat durchaus<br />

Potential dazu, eine Rolle in<br />

der politischen Landschaft<br />

Deutschlands und Europas<br />

zu spielen. Möglich ist dies<br />

jedoch nur, wenn persönliche<br />

Befindlichkeiten hintenan<br />

gestellt, und in<br />

Arbeitskreisen Lösungen<br />

und Kompromisse erarbeitet<br />

werden. Eine moderate,<br />

eurokritische und liberalkonservative<br />

Partei kann<br />

eine Bereicherung für die<br />

deutsche Politik sein, zumal<br />

die deutschen Eurogegner<br />

und -kritiker im Gegensatz<br />

zu jenen der anderen Staaten<br />

keine politische Vertretung<br />

im Parlament haben.<br />

Und wenn sich da innerhalb<br />

der AfD nichts ändert, wird<br />

es wohl noch längere Zeit<br />

so bleiben. (mm)<br />

8


Bosnien-<br />

Herzegovina:<br />

Zerbricht der<br />

Kunststaat?<br />

Mehr als zwanzig<br />

Jahre nach Ende<br />

des Bürgerkriegs<br />

kommt das gespaltene Land<br />

immer noch nicht zur Ruhe.<br />

Ethnische Konflikte zwischen<br />

Kroaten, Muslimen<br />

und Serben gehören nach<br />

wie vor zum Alltag, auch<br />

wenn dies in den meisten<br />

Medien wohl aus Gründen<br />

der "political correctness"<br />

nicht angesprochen wird.<br />

Hinzu kommen nun soziale<br />

Proteste, die sich zu Massendemonstrationen<br />

ausweiten.<br />

Bosnien-Herzegovina<br />

gehört nicht unbedingt zu<br />

jenen Ländern, die als Touristenmagnet<br />

bekannt sind.<br />

Im Gegensatz zu Kroatien<br />

besitzt das gebirgige Land<br />

keine ausgedehnten<br />

Strände, und die nach wie<br />

vor präsenten ethnischen<br />

Konflikte die lokal immer<br />

wieder aufflammen, sorgen<br />

nicht gerade für ein hohes<br />

Sicherheitsgefühl. Nach<br />

dem Abzug des SFOR-Truppen<br />

übernahm die EU mit<br />

der Stationierung von<br />

EUFOR-Truppenkontingenten<br />

unter Mandat des UN-<br />

Sicherheitsrats deren Aufgaben<br />

zur Sicherung des<br />

Daytoner Abkommens.<br />

Doch anstatt den multiethnischen<br />

Kunststaat aufzulösen<br />

und die hauptsächlich<br />

von Serben oder Kroaten<br />

bewohnten Gebiete an Serbien<br />

beziehungsweise Kroatien<br />

anzuschließen, und die<br />

muslimischen Gebiete entweder<br />

als eigenen Staat<br />

zuzulassen, oder nach einer<br />

Volksabstimmung gegebenenfalls<br />

ebenso an Kroatien<br />

anzugliedern, riskiert man<br />

lieber einen potentiellen<br />

Krisenherd am Balkan.<br />

Eine Auflösung des Staates<br />

unter neutraler diplomatischer<br />

Leitung und Miteinbeziehung<br />

aller beteiligter<br />

ethnischer Gruppen und<br />

Staaten könnte ein erster<br />

Schritt hin zu einem dauerhaften<br />

Frieden sein.<br />

Die politische Verwaltung<br />

des Landes ist<br />

höchst komplex und<br />

ineffektiv. In Folge der<br />

ethnischen Splittung gibt<br />

es in der Verwaltung<br />

„alles mal drei“, so dass<br />

wohl über tausend „Präsidenten“<br />

für die diversen<br />

Verwaltungsbereiche<br />

vorhanden sind. Dadurch<br />

entstand ein gewaltiger<br />

bürokratischer Apparat,<br />

der die wirtschaftliche<br />

und politische Entwicklung<br />

des Landes massiv<br />

beeinträchtigt.<br />

9


Soziale Proteste<br />

In Folge der Schließung<br />

von vier Betrieben mit rund<br />

10.<strong>00</strong>0 Mitarbeitern eskalieren<br />

derzeit mehrere Protestaktionen<br />

in mindestens 33<br />

Städten. So wurden unter<br />

anderem Regierungsgebäude<br />

in Bihac, Tuzla, Sarajewo<br />

und Zenica in Brand<br />

gesteckt oder gestürmt.<br />

Alleine in Tuzla gab es bei<br />

den Ausschreitungen etwa<br />

130 Verletzte. Ein Video<br />

dazu gibt es unter anderem<br />

auf diepresse.com.<br />

Bosnien-Herzegovina<br />

kämpft mit einer Arbeitslosenrate<br />

von beinahe 50%<br />

und einer ausgeprägten<br />

Schattenwirtschaft. Alleine<br />

schon deshalb wird die bosnische<br />

Wirtschaft von der<br />

Schließung dieser Betriebe<br />

hart getroffen. Denn neben<br />

einer ausgeprägten Bürokratie<br />

und der allgegenwärtigen<br />

Korruption (Platz 72<br />

auf dem Korruptionsindex<br />

von "Transparency International"),<br />

führt der ethnisch<br />

segregierte Arbeitsmarkt<br />

ebenfalls zu nachteiligen<br />

Auswirkungen. Ökonomisch<br />

wäre die Auflösung des<br />

Kunststaates damit wohl<br />

ebenfalls eher positiv. (mm)<br />

10


US-Diplomatin:<br />

„Fuck the EU!“<br />

In US-Diplomatenkreisen<br />

scheint die Europäische<br />

Union kein<br />

hohes Ansehen zu genießen.<br />

Insbesondere die US-<br />

Gesandte Victoria Nuland<br />

beweist hierbei wenig<br />

diplomatisches Geschick,<br />

und schließt eine Unterhaltung<br />

mit dem US-Botschafter<br />

in der Ukraine mit<br />

den Worten "Fuck the EU".<br />

Wenn es um die Zukunft<br />

der Ukraine geht, scheinen<br />

die USA und die EU<br />

andere Prioritäten zu<br />

haben. Ein veröffentlichter<br />

Mitschnitt zwischen der<br />

US-Diplomatin Nuland und<br />

US-Botschafter Geoffrey<br />

Pyatt zeigt eine sehr aufgeregte<br />

Unterhaltung zwischen<br />

den beiden, in dem<br />

die EU scharf attackiert<br />

wird. Am Ende der Unterhaltung<br />

schließt Nuland mit<br />

den Worten "Fuck the EU"<br />

(im Video, welches Sie in<br />

unserem Online-Artikel<br />

unter http://www.contramagazin.com/20<strong>14</strong>/02/usdiplomatin-fuck-eu/<br />

finden,<br />

bei Minute 3:02). Brisant<br />

daran: In wenigen Tagen<br />

soll sich Nuland mit dem<br />

ukrainischen Präsidenten<br />

Janukowytsch treffen.<br />

Für Nuland ist klar, dass<br />

der politisch unerfahrene<br />

Vitali Klitschko keine wichtige<br />

Rolle in der Zukunft der<br />

Ukraine spielen wird. Die<br />

EU hingegen baut doch sehr<br />

auf den Boxweltmeister.<br />

Hinzu kommt, dass die USA<br />

das Thema Ukraine lieber<br />

auf UN-Ebene diskutieren<br />

wollen, anstatt das Feld<br />

Brüssel und Moskau zu<br />

überlassen.<br />

Zwar wird die Echtheit des<br />

Videos vom US-State<br />

Departement nicht angezweifelt,<br />

jedoch wies<br />

Washington jegliche Vorwürfe<br />

der Ukraine<br />

zurück, die USA würden<br />

sich in die internen Angelegenheiten<br />

des Landes<br />

einmischen. Dabei sprechen<br />

die Interventionen<br />

des Westens Bände:<br />

Sowohl aus der EU wie<br />

aus den USA fließt Geld<br />

an die ukrainische Opposition.<br />

Diverse politische<br />

Vereinigungen aus dem<br />

Westen – wie zum Beispiel<br />

die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung<br />

–<br />

arbeiten schon länger mit<br />

antirussischen Gruppen<br />

zusammen. (mm)<br />

11


Brasilen vs. USA:<br />

Unterschiedliche<br />

Wege in der<br />

Armutsbekämpfung<br />

Welche Möglichkeiten<br />

gibt es um<br />

Armut zu<br />

bekämpfen? Je nachdem,<br />

welcher wirtschaftspolitischen<br />

Denkschule man<br />

angehört, wird man unterschiedliche<br />

Lösungsansätze<br />

erhalten. Die brasilianische<br />

Ministerin für soziale Entwicklung,<br />

Teresa Campello,<br />

diskutierte in Washington<br />

über die Erfahrungen mit<br />

dem "Bolsa Familia" Programm,<br />

welches seit einem<br />

Jahrzehnt in Brasilien<br />

durchgeführt wird.<br />

Die Armutsbekämpfung<br />

hat in Brasilien einen hohen<br />

Stellenwert, zumal immer<br />

noch große Teile der Bevölkerung<br />

unter der Armutsgrenze<br />

leben. Dies führt zu<br />

sozialen Spannungen und<br />

hohen Kriminalitätsraten,<br />

welche die weitere Entwicklung<br />

des größten lateinamerikanischen<br />

Landes behindern.<br />

Deshalb wurde vor<br />

nunmehr rund zehn Jahren<br />

das Programm "Bolsa Familia"<br />

eingeführt, welches als<br />

eine Art des "bedingungslosen<br />

Grundeinkommens" die<br />

ärmsten Familien mit Bargeld<br />

versorgt – solange alle<br />

Kinder die Schule besuchen.<br />

In Washington verglichen<br />

Experten die Erfolge Brasiliens<br />

mit den Armutsbekämpfungsprogrammen<br />

in<br />

den Vereinigten Staaten.<br />

12<br />

Dort verteilt das US-Landwirtschaftsministerium<br />

Lebensmittelmarken (food<br />

stamps), experimentiert<br />

das Land mit einer erweiterten<br />

Arbeitslosenversicherung,<br />

Steuergutschriften für<br />

die Einkommensteuer, und<br />

diversen sozialen Sicherheitsprogrammen.<br />

Ohne<br />

diese Sicherheitsnetze wäre<br />

die Zahl der Armen während<br />

der großen Rezession<br />

von 2<strong>00</strong>7-2010 in den Vereinigten<br />

Staaten anstatt um<br />

0,5% um ganze 4,5%<br />

gestiegen.


Wie die Grafik links aufzeigt,<br />

galten im Jahr 2010 rund 17%<br />

der US-Privathaushalte als arm.<br />

Besonders hoch fällt dabei mit<br />

11 Prozentpunkten die Zahl der<br />

sogenannten „working poor“<br />

(arbeitende Arme) aus. Hierbei<br />

wird deutlich, dass die Erwerbsarbeit<br />

für etwa jeden zehnten<br />

Haushalt nicht ausreicht, um<br />

einen angemessenen Lebensstandard<br />

aufrecht zu erhalten.<br />

Ein „Bedingungsloses Grundeinkommen“ würde hierbei zwar nicht dafür sorgen,<br />

dass der Billiglohnsektor verschwindet, doch die Zahl der armen Haushalte wäre<br />

damit zumindest um diese 11 Prozentpunkte reduziert, da diese zusammen mit den<br />

Erwerbseinkommen – so gering diese auch sein mögen – über die Armutsschwelle<br />

kämen. Grafik: Wikimedia – CC-BY-SA 3.0<br />

Dennoch gibt es Bedenken<br />

über die Effizienz der amerikanischen<br />

Sozialprogramme.<br />

So nützten die<br />

Steuergutschriften vor<br />

allem den "working poor",<br />

während sich die Beschäftigungslosen<br />

hauptsächlich<br />

auf die direkten Sozialleistungen<br />

verlassen mussten.<br />

Insbesondere die Zuteilung<br />

von Lebensmittelmarken<br />

explodierte während der<br />

Krisenjahre extrem, während<br />

das Programm "Temporäre<br />

Unterstützung für<br />

bedürftige Familien", welches<br />

von den Bundesstaaten<br />

getragen wird, kaum in<br />

Anspruch genommen<br />

wurde. Dabei hat jedes dieser<br />

Programme seine eigenen<br />

Regeln und Vorschriften:<br />

Bei den Lebensmittelmarken<br />

gilt die Einschränkung<br />

auf bestimmte Produkte,<br />

während zum Beispiel<br />

das Familienhilfeprogramm<br />

Vorschriften hinsichtlich<br />

des Schulbesuchs<br />

und der Arbeit macht.<br />

Die wichtigere Frage ist<br />

jedoch, wie sich die unterschiedlichen<br />

Maßnahmen<br />

langfristig auswirken. Insbesondere<br />

hinsichtlich der<br />

sozialen und wirtschftlichen<br />

Mobilität. Dabei wurde festgestellt,<br />

dass die bisherigen<br />

Maßnahmen in den letzten<br />

Dekaden recht wirkungslos<br />

blieben. Speziell im US-amerikanischen<br />

Kontext<br />

bleibt die politische Sicht<br />

zur Bekämpfung der Armut<br />

gespalten. Sowohl aus der<br />

historischen wie auch wirtschaftspolitischen<br />

Perspektive.<br />

In Brasilien war die Lage<br />

der politischen Landschaft<br />

vor zehn Jahren ähnlich.<br />

Während sich die Armut vor<br />

allem auf den Norden und<br />

vorwiegend auf die<br />

schwarze Bevölkerung konzentrierte,<br />

sorgte die Verteilung<br />

von Geld ohne<br />

13<br />

umfangreiche Bedingungen<br />

an diese Bevölkerung zu<br />

massiven Bedenken. Groß<br />

war die Angst, dass damit<br />

die Steuerzahler abgezockt<br />

werden könnten. Dennoch<br />

kümmerte sich die Regierung<br />

nicht um diese Vorwürfe,<br />

sondern verteilte das<br />

Geld an jene Familien, die<br />

unterhalb der Armutsgrenze<br />

lebten. Diese Transferleistungen,<br />

von denen aktuell<br />

etwa <strong>14</strong> Millionen Menschen<br />

profitieren, sorgten für eine<br />

Stärkung des sozialen Ausgleichs,<br />

wie aktuelle Erhebungen<br />

(siehe Grafik auf<br />

Seite 12) zeigen.<br />

Dabei wird das Geld jeden<br />

Monat auf eine Magnetkarte<br />

geladen, die zumeist im<br />

Besitz jener Frauen ist, die<br />

über das Sorgerecht für die<br />

Kinder verfügen. Denn es<br />

wird davon ausgegangen,<br />

dass die Frauen das Geld<br />

deutlich besser verwalten,<br />

da sie ja für ihre Kinder sor-


gen müssen. Es gibt jedoch<br />

keinerlei Bedingungen,<br />

wofür das Geld ausgegeben<br />

werden darf, oder dass die<br />

Bezieher eine Arbeit suchen<br />

müssen – obwohl es zusätzlich<br />

noch Ausbildungsprogramme<br />

gibt. Als einzige<br />

Bedingung gilt der Schulbesuch<br />

der Kinder. Damit<br />

möchte Brasilien Sorge tragen,<br />

dass die Armen zumindest<br />

eine Zukunftschance<br />

haben.<br />

Tereza Campello, Ministerin für soziale Entwicklung<br />

und den Kampf gegen den Hunger in Brasilien.<br />

Bild: Agência Brasil / Marcello Casal Jr. CC-BY-2.5 br<br />

Für die Ministerin ist klar,<br />

dass Armut keine eindimensionale<br />

Sache ist. Armut ist<br />

das Produkt mehrerer Faktoren.<br />

So sagte sie in<br />

Washington: "Diese Menschen<br />

sind keine Verlierer.<br />

Sie hatten nur keine Chance<br />

… Sie sind in vielerlei Hinsicht<br />

arm." Angefangen von<br />

mangelnder Bildung, unzureichender<br />

Infrastruktur, bis<br />

hin zu fehlenden Arbeitsmöglichkeiten.<br />

Gerade in<br />

einem riesigen Land mit<br />

großem Bedarf an Investitionen<br />

in die Infrastruktur,<br />

ist die Lösung dieser Probleme<br />

ein langfristiges<br />

Unterfangen. Und so gilt es<br />

für Ministerin Tereza Campello,<br />

zuerst dort anzusetzen,<br />

wo es am einfachsten<br />

geht: Bei den Einkommen<br />

und bei der Bildung. Erste<br />

Erfolge zeigen sich schon in<br />

der sinkenden Säuglingssterblichkeit<br />

und dem steigenden<br />

Bildungsniveau.<br />

Sicher, die Armut in Brasilien<br />

kann nicht mit jener in<br />

den reichen Ländern wie<br />

den USA oder Deutschland<br />

verglichen werden. Als<br />

Grundlage für das Programm<br />

"Bolsa Familia" gilt<br />

die von der Weltbank angegebene<br />

Armutsgrenze von<br />

1,25 US-Dollar pro Tag und<br />

Person. Dennoch zeigen<br />

sich erste Erfolge. Die brasilianische<br />

Regierung, so<br />

Ministerin Campello,<br />

möchte nun untersuchen,<br />

welche Auswirkungen das<br />

Programm für die Bolsa-Familien<br />

hinsichtlich der<br />

Hochschulausbildung und<br />

der Integration in den<br />

Arbeitsmarkt hat. Auch die<br />

Frage, ob sich die soziale<br />

und wirtschaftliche Mobilität<br />

grundlegend verbessert hat,<br />

wird sich wohl erst in einigen<br />

Jahren herausstellen.<br />

Auf jeden Fall könnte der<br />

brasilianische Weg der<br />

Armutsbekämpfung insbesondere<br />

in den Schwellenländern<br />

eine praktikable<br />

Lösung der sozialen Probleme<br />

darstellen. Und wer<br />

weiß, vielleicht könnten<br />

sogar die reichen Industriestaaten<br />

daraus interessante<br />

Lehren ziehen. (mm)<br />

<strong>14</strong>


Genf II: Kein<br />

Frieden für<br />

Syrien in Sicht<br />

An wirklichen Friedensverhandlungen<br />

für Syrien scheinen<br />

einige Teilnehmer nicht<br />

interessiert zu sein. Wichtige<br />

Akteure fehlten bei den<br />

Gesprächen in Genf, weil sie<br />

entweder ausgeladen wurden,<br />

oder schlichtweg kein<br />

Interesse an Verhandlungen<br />

haben. US-Außenminister<br />

Kerry zeigte zudem, dass<br />

Washington nicht an Kompromissen<br />

interessiert ist,<br />

sondern auf der Entmachtung<br />

Assads beharrt.<br />

Die zweite Verhandlungsrunde<br />

in Genf muss als<br />

gescheitert angesehen werden.<br />

Dass es so enden<br />

würde, war eigentlich von<br />

Anfang an klar. Es war<br />

nämlich nicht zu erwarten,<br />

dass Präsident Assad<br />

zurücktreten würde. Aus<br />

diesem Grund nahmen die<br />

wichtigsten oppositionellen<br />

Gruppen erst gar nicht an<br />

Friedensgesprächen teil.<br />

Deren Motto lautet: Alles<br />

oder Nichts.<br />

Der syrische Präsident Baschaar<br />

Al-Assad wurde zu einem neuen<br />

Erzfeind der Vereinigten Staaten<br />

von Amerika und deren Verbündete.<br />

Bild: Agência Brasil / Fabio<br />

Rodrigues Pozzebom CC-BY-3.0 br<br />

15<br />

Die fehlende Kompromissbereitschaft<br />

der Regierungsgegner<br />

ist jedoch nur<br />

einer der Gründe für das<br />

gescheiterte Treffen. Der<br />

Iran als wichtigster<br />

Verbündeter<br />

Assads wurde wieder<br />

ausgeladen,<br />

während US-Außenminister<br />

Kerry<br />

in die selbe Kerbe<br />

schlägt wie die<br />

Opposition: Ohne<br />

den Rücktritt<br />

Assads gibt es<br />

keine Zugeständnisse.<br />

Damit zeigt<br />

sich wieder einmal<br />

das eiskalte<br />

Gesicht der Vereinigten<br />

Staaten.<br />

Wenn man nicht<br />

das macht was die<br />

Washingtoner<br />

Administration verlangt,<br />

benimmt<br />

sich die US-Führung<br />

wie ein kleines<br />

trotziges Kind.<br />

Und so wird die<br />

militärische Auseinandersetzung


zwischen den verfeindeten<br />

Parteien weitergeführt. Darunter<br />

leiden darf vor allem<br />

jene Zivilbevölkerung, die<br />

in den von den Regierungsgegnern<br />

besetzten Gebieten<br />

lebt. Als Ursache dafür<br />

Assad ist gewiss kein Heiliger.<br />

Nicht wenige Kriegsverbrechen<br />

und Menschenrechtsverletzungen<br />

gehen<br />

direkt oder indirekt auf sein<br />

Konto. Zu glauben, dass die<br />

unterschiedlichen oppositionellen<br />

Gruppen aus dem In-<br />

Den Beteiligten an diesem<br />

Krieg muss endlich klar<br />

werden, dass zukünftige<br />

Friedensverhandlungen nur<br />

dann einen Sinn haben werden,<br />

wenn sich die ausländischen<br />

Mächte zurückhalten,<br />

und die innersyrische<br />

Opposition die ausgestreckte<br />

Hand Assads<br />

annehmen. Syrien kann in<br />

einem längeren Prozess den<br />

muss die veränderte Lage<br />

der oppositionellen Kräfte<br />

gesehen werden: Inzwischen<br />

sind die radikalislamischen<br />

Milizen – unterstützt<br />

von den arabischen Golfstaaten<br />

– deutlich stärker<br />

als die laizistisch-demokratischen<br />

Truppen. Jene<br />

Areale die von den Truppen<br />

Assads kontrolliert werden,<br />

verfügen hingegen oftmals<br />

zumindest über eine rudimentäre<br />

Versorgung mit<br />

Hilfsgütern, da die Regierung<br />

kein Interesse an<br />

chaotischen Zuständen hat.<br />

und Ausland in dem Stück<br />

besser wären, ist jedoch<br />

reichlich naiv. Inzwischen<br />

zeigten US-Experten auf,<br />

dass beispielsweise die Giftgasanschläge<br />

in Ghouta<br />

nicht von Regierungstruppen<br />

verübt worden sein<br />

konnten. Massenexekutionen<br />

an Nicht-Sunniten<br />

durch Radikalislamisten<br />

sind ebenfalls keine Seltenheit.<br />

16<br />

Die syrische Stadt Homs<br />

wurde von den Kampfhandlungen<br />

stark in Mitleidenschaft<br />

gezogen. Da Homs<br />

mitten in einem stark<br />

umkämpften Gebiet liegt,<br />

sowie Teile der Stadt von<br />

islamistischen Milizen<br />

besetzt sind, führt der<br />

Beschuss durch Regierungstruppen<br />

immer wieder<br />

zu zivilen Opfern.<br />

Anfang Februar wurde ein<br />

Konvoi mit Hilfsgütern von<br />

den regierungsfeindlichen<br />

Milizen beschossen. Im<br />

Zuge einer brüchigen mehrtägigen Waffenruhe konnten mehrere hundert Zivilisten<br />

– vor allem Frauen und Kinder – evakuiert werden. Dennoch bleibt die Lage<br />

äußerst angespannt. Unbestätigten Meldungen zufolge sollen insbesondere die<br />

Christen in Homs unter der Herrschaft der islamistischen Milizen leiden.<br />

Bild: Bo Yaser, CC-BY-SA 3.0<br />

politischen Wandel schaffen:<br />

Mit Präsident Assad an<br />

der Spitze, und einem<br />

demokratisch gewählten<br />

Parlament in einem semipräsidialen<br />

System. Dazu<br />

noch UN-Blauhelme in<br />

gemischten Truppenverbänden,<br />

die für eine Beruhigung<br />

der Lage sorgen. Doch<br />

dazu braucht es wirklich<br />

neutrale Diplomaten, die<br />

von allen Beteiligten anerkannt<br />

werden. Gelingt dies<br />

nicht, wird das Land noch<br />

für viele Jahre nicht zur<br />

Ruhe kommen. (mm)


Drohnenkrieg:<br />

US-<br />

Terrorregime<br />

tötet nach<br />

Lust und<br />

Laune<br />

Im "Krieg gegen den<br />

Terror" werden die<br />

angeblichen Terrorbekämpfer<br />

selbst zu Terroristen.<br />

Mit Hilfe von unbemannten<br />

Drohnen werden<br />

auf fremden Staatsterritorien<br />

Anschläge auf Ziele<br />

verübt, bei denen es oftmals<br />

nicht einmal sicher ist,<br />

ob diese überhaupt "echte<br />

Terroristen" sind.<br />

Glenn Greenwald, ehemaliger<br />

Guardian-Journalist und<br />

Auswerter der Snowden-<br />

Dokumente veröffentlichte<br />

auf seiner Webeite "The<br />

Intercept" einen Bericht,<br />

wonach die NSA das US-Militär<br />

mit oftmals unzureichend<br />

ausgewerteten Rohdaten<br />

versorgt, welche<br />

dann für Drohnenangriffe<br />

benutzt werden. Diese<br />

angeblichen "gezielten<br />

Tötungen von Terroristen"<br />

in Afghanistan, im Jemen<br />

und in Somalia erweisen<br />

sich dabei immer wieder als<br />

Morde an unbeteiligten Zivilisten.<br />

So werden Informationen<br />

über die SIM-Karten von<br />

Handys übermittelt, die sich<br />

angeblich im Besitz von Terroisten<br />

befinden. Anstatt<br />

dies zu überprüfen, verlässt<br />

sich die verantwortliche<br />

Militärführung offenbar einfach<br />

darauf, ohne vorher<br />

sicher zu gehen, ob die<br />

betreffende Person zum<br />

Zeitpunkt des Drohnenangriffs<br />

überhaupt das Gerät<br />

Der <strong>Contra</strong> Magazin Buchtipp zum Thema: „USA-Eine<br />

Supermacht zerfällt“. Erhältlich bei Amazon um 9,90€<br />

überhaupt bei sich trägt.<br />

Immerhin ist inzwischen<br />

schon bekannt, dass zum<br />

Beispiel die Taliban ihre<br />

17


SIM-Karten bei Treffen in<br />

einem Sack durchmischen,<br />

und so die Ortung durch die<br />

US-Superschnüffler austricksen.<br />

Dabei beruft sich Greenwald<br />

auf einen Whistleblower,<br />

der selbst als<br />

Drohnenpilot beim "Joint<br />

Special Operations Command"<br />

(JSOC) war, sowie<br />

den geleakten NSA-Dokumenten<br />

von Edward Snowden.<br />

Abgesehen davon, dass<br />

diese tödliche Angriffe an<br />

sich schon ethisch höchst<br />

fragwürdig sind, ist diese<br />

Kaltschnäuzigkeit der Amerikaner<br />

gegenüber den<br />

unzähligen zivilen Opfern<br />

mehr als nur erschreckend.<br />

Die angebliche Weltpolizei<br />

USA verübt hierbei eine<br />

gnadenlose Lynchjustiz, die<br />

an die Zeiten der Eroberung<br />

des "Wilden Westens" erinnert.<br />

Rechtstaatliche Prinzipien<br />

zählen offenbar längst<br />

nichts mehr. Wozu auch?<br />

Kaum jemand wagt es, sich<br />

dem überdimensionierten<br />

US-Militärapparat entgegenzustellen.<br />

Einem Militärkomplex,<br />

der längst schon<br />

nur durch die Geldschwemme<br />

der Fed und<br />

exorbitanten Schulden<br />

finanziert wird.<br />

Allein schon aus Protest<br />

gegen die blutige Politik der<br />

Vereinigten Staaten müssten<br />

sämtliche europäische<br />

Staaten die noch ein Gewissen<br />

haben, umgehend aus<br />

der NATO austreten und die<br />

stationierten US-Truppen<br />

des Landes verweisen. Jede<br />

Unterstützung – und sei sie<br />

auch nur logistisch – ist<br />

Beihilfe zum Terror. Wenn<br />

nämlich – um ein Beispiel<br />

zu nennen – fünf Personen<br />

in den USA eine Bank ausrauben<br />

und einer davon<br />

einen Menschen in der Bank<br />

erschießt, sind alle Beteiligten<br />

zusammen dafür verantwortlich.<br />

Selbst der Fahrer<br />

des Fluchtwagens, der<br />

nicht einmal etwas davon<br />

mitbekommen hat. Warum<br />

sollte es geopolitisch anders<br />

sein? (mm)<br />

Bodenkontrollstation für Drohnenpiloten. Hier werden Terrorangriffe gestartet, bei<br />

denen nicht selten unbeteiligte Zivilisten ermordet werden. Im „Krieg gegen den<br />

Terror“ werden die USA selbst zu Terroristen.<br />

18


Wirtschaft & Finanzen<br />

Österreich:<br />

Neuer Rekord<br />

bei den<br />

Arbeitslosen<br />

Die Zahl der Arbeitslosen<br />

erklimmt<br />

neue Höchststände.<br />

Eine Entwarnung<br />

kann für dieses Jahr nicht<br />

gegeben werden, da das<br />

gesamtwirtschaftliche<br />

Umfeld recht verhalten bleiben<br />

dürfte. Trotz dieser<br />

schlechten Nachricht gibt<br />

es auch eine positive Seite:<br />

Die Beschäftigungszahlen<br />

steigen ebenfalls weiter.<br />

Im Januar lag die Zahl der<br />

Erwerbslosen in Österreich<br />

bei 449.668 Personen. Dies<br />

entspricht einem Plus von<br />

9,5% im Vergleich zum Vorjahresmonat.<br />

Damit wurde<br />

ein neuer Rekord in absoluten<br />

Zahlen erreicht. Die<br />

Arbeitslosenquote von 4,9%<br />

(4,7% im Januar 2013)<br />

nach EU-Definition liegt<br />

dennoch vergleichsweise<br />

niedrig.<br />

Besonders hoch ist der<br />

Anstieg bei den Gesundheitsberufen<br />

(+<strong>14</strong>,7%), im<br />

Handel (+13,1%) und dem<br />

Tourismus (+12,9%). Bei<br />

den Bundesländern verzeichnet<br />

Tirol mit einem<br />

Plus von 13,9% den höchsten<br />

Anstieg, während das<br />

Burgenland mit +3,6%<br />

noch vergleichsweise gut<br />

davon kommt. Ebenfalls<br />

stark gestiegen ist die<br />

Arbeitslosigkeit bei den<br />

Ausländern: Derzeit sind<br />

rund 91.<strong>00</strong>0 Menschen<br />

ohne österreichischen Pass<br />

als arbeitsuchend registriert,<br />

was einem Zuwachs<br />

von 15,3% entspricht. Dies<br />

entspricht einem Anteil von<br />

ca. 20%. Etwas besser sieht<br />

es bei der Jugendarbeitslosigkeit<br />

aus, die lediglich um<br />

3,5% zulegte.<br />

Der Anstieg bei den<br />

Arbeitslosenzahlen und bei<br />

der Beschäftigung ist<br />

hauptsächlich dem Zustrom<br />

von Arbeitsuchenden<br />

geschuldet, wie die Daten<br />

des AMS (siehe Grafiken)<br />

deutlich aufzeigen. So vermeldete<br />

das Arbeitsmarktservice<br />

mit 3.483.<strong>00</strong>0<br />

Beschäftigten im vergangenen<br />

Jahr einen Zuwachs<br />

von 0,5%. Während die<br />

Zahl der unselbstständig<br />

beschäftigten österreichischen<br />

Staatsbürger im letzten<br />

Jahr um 12.<strong>14</strong>8 Personen<br />

(-0,4%) niedriger lag<br />

als noch 2012, wuchs die<br />

Zahl der unselbstständig<br />

beschäftigten ausländischen<br />

Staatsangehörigen um<br />

29.690 Personen (+5,6%)<br />

an. Damit wird der österreichische<br />

Arbeitsmarkt seit<br />

Jahren deutlich internationaler<br />

– sowohl in Bezug auf<br />

die Beschäftigten, als auch<br />

hinsichtlich der Arbeitslosen.<br />

(mm)<br />

19


Die Zahlen des österreichischen Arbeitsmarktes sprechen für sich: Zwar steigen<br />

die Beschäftigungszahlen trotz des widrigen wirtschaftlichen Umfelds weiterhin an,<br />

doch mit der hohen Zuwanderung kann die österreichische Wirtschaft nicht mithalten.<br />

Da mit einer „Entfesselung der Wirtschaft“ (Vizekanzler Spindelegger) nicht zu<br />

rechnen ist, wird die Zahl der Arbeitslosen im Jahr 20<strong>14</strong> nochmals deutlich zunehmen.<br />

Leere Versprechen und die Reformunwilligkeit der österreichischen Politik<br />

schaffen eben keine neuen Arbeitsplätze.<br />

20


Rekord-<br />

Steuereinnahmen<br />

zu Lasten der<br />

Arbeitnehmer<br />

Gbetrugen die<br />

Steuereinnahmen von<br />

Bund und Ländern im<br />

Jahr 2013. Dies entspricht<br />

einem Plus<br />

von 3,3% gegenüber<br />

dem Vorjahr, nachdem<br />

der Fiskus schon<br />

2012 um satte 4,2%<br />

mehr einnahm als<br />

2011. Besonders hoch<br />

fiel das Plus bei den<br />

Lohnsteuern aus.<br />

anze 570,2 Milliarden<br />

Euro<br />

Bundesfinanzminister<br />

Wolfgang Schäuble<br />

hat leicht lachen: Die<br />

Steuereinnahmen sprudeln<br />

wie noch nie. Zur Kasse<br />

gebeten wurden im vergangenen<br />

Jahr jedoch vor allem<br />

die Arbeitnehmer, die jetzt<br />

schon einen Löwenanteil<br />

von 27,3% am gesamten<br />

Steueraufkommen mit<br />

ihrem Erwerbseinkommen<br />

finanzieren.<br />

Als Ursache für die<br />

Rekordeinnahmen im letzten<br />

Jahr gilt die stabile Konjunktur,<br />

die für steigende<br />

Beschäftigungszahlen in der<br />

Bundesrepublik sorgt.<br />

Stichwort „Kalte Progression“<br />

Jährlich erhalten die Arbeitnehmer<br />

einen Inflationsausgleich, um damit die<br />

Kaufkraft zu halten. Da jedoch die<br />

Bemessungsgrundlagen gleich bleiben,<br />

steigt im Laufe der Jahre die Steuerbelastung<br />

an, so dass die Kaufkraft der<br />

Nettolöhne ständig sinkt. Dies nennt<br />

man auch „Kalte Progression“. Deshalb<br />

steigen beispielsweise auch die Lohnsteuereinnahmen<br />

des Staates stärker<br />

an als die Summe der bezahlten Bruttolöhne.<br />

21<br />

Wenig erstaunlich ist somit<br />

der Anstieg der Lohnsteuereinnahmen<br />

um 6,1% auf<br />

158,2 Milliarden Euro. Der<br />

wichtigste Haushaltsposten<br />

– die Einnahmen aus der<br />

Umsatzsteuer – verzeichnete<br />

hingegen lediglich ein<br />

Plus von 1,1%, und summierte<br />

sich damit auf 196,9<br />

Milliarden Euro.<br />

Interessant wird die Entwicklung<br />

des Lohnsteueraufkommens,<br />

wenn man<br />

diese mit der Entwicklung<br />

der Arbeitnehmerentgelte 1<br />

vergleicht. Diese stiegen<br />

nämlich von 2012<br />

auf 2013 nominal<br />

um 2,86% von<br />

1.377,63 auf<br />

1.417,05 Milliarden<br />

Euro. Hier zeigt<br />

sich, dass die sogenannte<br />

"kalte Progression"<br />

knallhart<br />

zuschlägt, da die<br />

Steuerlast im Vergleich<br />

mehr als doppelt<br />

so stark steigt<br />

als es bei den Bruttolöhnen<br />

der Fall ist.<br />

Netto bleibt somit<br />

deutlich weniger<br />

übrig, auch wenn die Inflation<br />

momentan vergleichsweise<br />

gering ist. (mm)<br />

1 Das Arbeitnehmerentgelt<br />

setzt sich aus den Bruttolöhnen<br />

und -gehältern, sowie den<br />

Arbeitgeberanteilen der Sozialversicherung<br />

zusammen.


Deutschland:<br />

Die soziale<br />

Ungerechtigkeit<br />

wächst weiter<br />

Die Schere zwischen<br />

Arm und Reich ging<br />

in den letzten Jahren<br />

immer weiter auf.<br />

Konnte noch von 1995 bis<br />

1999 eine Verbesserung der<br />

Einkommensverteilung<br />

erzielt werden, so verschlechterte<br />

sich die Situation<br />

seitdem wieder. Auch<br />

die Zahl der Menschen die<br />

gemäß der OECD-Definition<br />

als arm gelten, stieg seitdem<br />

stark an. Schuld daran<br />

ist unter anderem eine verfehlte<br />

Steuerpolitik.<br />

Noch im Jahr 1999 lag der<br />

Gini-Koeffizient der die<br />

Ungleichheit der Einkommensverteilung<br />

ausdrückt<br />

bei 0,259 und erhöhte sich<br />

bis 2010 sukzessive auf<br />

einen Wert von 0,286.<br />

Neuere Zahlen sind hierzu<br />

leider noch nicht verfügbar.<br />

Damit hat sich die Lage für<br />

die unteren Schichten deutlich<br />

verschlechtert. Eine<br />

ähnliche Entwicklung nahm<br />

in diesem Zeitraum die<br />

Armutsquote nach OECD-<br />

Kriterien: diese stieg von<br />

6,4% (1999) auf 8,8%<br />

(2010) an. Mit Blick auf die<br />

Meldungen der letzten<br />

Monate zeigt sich allerdings<br />

eine weiterhin bedenkliche<br />

Tendenz zu Ungunsten weiter<br />

Teile der Bevölkerung.<br />

Bei aller Kritik über die<br />

Effektivität der staatlichen<br />

Umverteilung muss auch<br />

gesagt werden, dass ohne<br />

die Steuerprogression rund<br />

ein Drittel der deutschen<br />

Bevölkerung heute in Armut<br />

leben würden. Allerdings<br />

sorgt die immer höhere<br />

Steuer- und Abgabenbelastung<br />

dafür, dass zunehmend<br />

auch die Mittelschicht<br />

23<br />

immer weiter unter Druck<br />

gerät. So schreibt die OECD<br />

in einem Report 2 :<br />

Auch in Deutschland und<br />

Österreich erhöhte sich der<br />

Anteil von Steuern an der<br />

Wirtschaftsleistung 2012<br />

merklich: in Deutschland<br />

von 36,9 auf 37,6 Prozent<br />

und in Österreich von 42,3<br />

auf 43,2 Prozent. In<br />

Deutschland geht die Erhöhung<br />

der Fiskalquote vor<br />

allem auf höhere Steuern<br />

für Einkommen und<br />

Gewinne zurück – diese<br />

kletterten 2010/11 von<br />

10,3 auf 10,9 Prozent des<br />

BIP und machten 29,5 Prozent<br />

des Gesamtsteueraufkommens<br />

aus. Mit <strong>14</strong>,2<br />

Prozent am BIP unverändert<br />

ist hingegen der Anteil<br />

der Sozialabgaben.<br />

Die Einnahmen aus Substanzsteuern<br />

(Grund-, Ver-<br />

2 http://www.oecd.org/berlin<br />

/presse/steuereinnahmen-<br />

2012.htm


mögens-, Schenkungs- und<br />

Erbschaftssteuer) lagen in<br />

Deutschland 2011 nahezu<br />

stabil bei 0,9 Prozent des<br />

BIP und damit bei der<br />

Hälfte des OECD-Schnitts<br />

von 1,8 Prozent. Nur<br />

Mexiko, Estland, Tschechien<br />

und die Slowakei – also<br />

Staaten mit einem deutlich<br />

geringeren Vermögensbestand<br />

als Deutschland –<br />

sowie Österreich erzielen<br />

weniger Einnahmen aus<br />

dieser Steuerart.<br />

Selbst in den "kapitalistischen<br />

Vorzeigestaaten" USA<br />

und Großbritannien liegen<br />

die Steuern auf Vermögenswerte<br />

deutlich höher als in<br />

der Bundesrepublik.<br />

Zurückzuführen ist dies vor<br />

allem auf Immobiliensteuern,<br />

die in Deutschland nur<br />

0,5% des BIP ausmachen,<br />

in den Vereinigten Staaten<br />

hingegen 2,7% und in<br />

Großbritannien gar 3,4%.<br />

Österreich hingegen ist in<br />

Sachen Immobilienbesteuerung<br />

vergleichsweise ein<br />

Paradies: In der Alpenrepublik<br />

beträgt der Anteil an<br />

Steuern auf Immobilien<br />

magere 0,2% der Wirtschaftsleistung.<br />

Das überdurchschnittlich<br />

hohe Wachstum der Steuern<br />

auf Einkommen und<br />

Gewinne resultiert in<br />

Deutschland und Österreich<br />

hauptsächlich auf die Wirkung<br />

der sogenannten "kalten<br />

Progression": Während<br />

die Bruttoeinkommen jährlich<br />

zum Ausgleich der<br />

Inflation und in Folge regulärer<br />

Lohnerhöhungen steigen,<br />

blieben die Grenzsteuersätze<br />

weitestgehend auf<br />

dem selben Niveau stehen.<br />

Damit rutschen immer<br />

mehr Geringverdiener (in<br />

Sachen Kaufkraft) in den<br />

Bereich höherer Steuerstufen<br />

vor, so dass sie schlussendlich<br />

netto deutlich<br />

schlechter dastehen. Dies<br />

verschärft die finanzielle<br />

Lage von vielen Menschen<br />

in massivem Ausmaß. Ein<br />

nicht unerheblicher Teil der<br />

steigenden Ungleichheit in<br />

der Einkommensverteilung<br />

ist darauf zurückzuführen.<br />

(mm)<br />

Die interaktive OEDC-<br />

Grafik mit interessanten<br />

Vergleichsmöglichkeiten<br />

finden Sie auf<br />

unserer Webpräsenz :<br />

http://www.contramagazin.com/20<strong>14</strong>/01/<br />

deutschland-diesozialeungerechtigkeitwaechst-weiter/<br />

24


Eurozone<br />

mit<br />

Schuldenrückgang<br />

Die Eurozone konnte<br />

nach Angaben von<br />

Eurostat im dritten<br />

Quartal 2013 zum ersten<br />

Mal seit 2<strong>00</strong>7 einen Rückgang<br />

der öffentlichen Verschuldung<br />

verzeichnen. Im<br />

Vergleich zum zweiten<br />

Quartal des selben Jahres<br />

reduzierte sich die Verschuldung<br />

der 18 Euroländer<br />

um 33,3 Milliarden<br />

Euro. Deutschlands Anteil<br />

daran: Rund 20 Milliarden<br />

Euro.<br />

In der europäischen Schuldenkrise<br />

gibt es endlich<br />

wieder einmal gute Nachrichten.<br />

Zumindest dann,<br />

wenn man das Resultat<br />

betrachtet. So konnte die<br />

Eurozone im Quartalsvergleich<br />

zum ersten Mal seit<br />

sechs Jahren einen Abbau<br />

der öffentlichen Verschuldung<br />

verzeichnen. Eine Ent-<br />

25


warnung kann angesichts<br />

der nach wie vor kritischen<br />

Situation einiger Staaten<br />

jedoch noch nicht gegeben<br />

werden.<br />

Ein Blick auf die Eurostat-Tabelle<br />

(Seite 25) zeigt<br />

deutlich auf, dass einige<br />

Länder immer noch mit<br />

einem massiven Anstieg der<br />

Verschuldung zu kämpfen<br />

haben, während die Bemühungen<br />

anderer Staaten zur<br />

Budgetkonsolidierung<br />

Früchte tragen.<br />

Doch für September 20<strong>14</strong><br />

stehen Neuerungen an,<br />

welche zumindest den Verschuldungsgrad<br />

der Staaten<br />

im Vergleich zur Wirtschaftsleistung<br />

reduzieren<br />

werden: Neue<br />

Berechnungsmethoden<br />

für das BIP, welche seit<br />

dem vergangenen Jahr<br />

auch in den USA gelten,<br />

werden zu einem statistischen<br />

Wirtschaftswachstum<br />

ohne realwirtschaftlichen<br />

Hintergrund führen. Nach<br />

Angaben von Eurostat<br />

dürfte der durchschnittliche<br />

BIP-Anstieg dadurch etwa<br />

2,4% betragen.<br />

26<br />

Allerdings hat diese Änderung<br />

zu Beginn des vierten<br />

Quartals 20<strong>14</strong> einen weiteren<br />

Nebeneffekt, den die<br />

Medien unterschlagen: Die<br />

gesamteuropäische Wirtschaftsleistung<br />

20<strong>14</strong> wird in<br />

Folge dieses Effekts um<br />

etwa 0,8-1,0% "wachsen",<br />

und die Verschuldungsquote<br />

schon in diesem Jahr ein<br />

wenig gedrückt. Die Massenmedien<br />

– vom Radio<br />

über Zeitungen und dem<br />

Fernsehen – werden darüber<br />

jubeln, während die<br />

breite Masse die Änderungen<br />

der Berechnungsmethode<br />

schon längst wieder<br />

vergessen hat. Ein kleiner<br />

Schritt für die Statistiker,<br />

doch ein großer für die EU-<br />

Propagandamaschinerie.<br />

(mm)


Kommt ein<br />

neuer<br />

Schuldenschnitt<br />

für<br />

Griechenland?<br />

Die Spekulationen<br />

während des vergangenen<br />

Jahres<br />

dürften sich nun bewahrheiten:<br />

Ein neuer Schuldenschnitt<br />

für das hoffnungslos<br />

überschuldete Griechenland<br />

könnte noch in diesem Jahr<br />

erfolgen. Damit ging Merkels<br />

Plan, die Debatte auf<br />

die Zeit nach der Wahl zu<br />

verschieben, nun doch auf.<br />

Weitere Finanzhilfen oder<br />

doch ein Schuldenschnitt?<br />

Möglich sind derzeit beide<br />

Optionen. Der letzte Schuldenschnitt<br />

2011 hatte kaum<br />

positive Auswirkungen auf<br />

die weitere Entwicklung<br />

Griechenlands. Zwar sank<br />

damals die Staatsverschuldung<br />

von 355,79 auf<br />

307,18 Milliarden Euro,<br />

doch allein im Jahr 2013<br />

stieg sie um rund 22 auf<br />

329,28 Milliarden Euro an.<br />

Trotz einiger scheinbarer<br />

Erfolge bei den Sparbemühungen,<br />

dürfte sich angesichts<br />

der enormen Zinslast<br />

und der weiterhin bestehenden<br />

strukturellen Probleme<br />

jedoch der Gesamtzustand<br />

nicht deutlich bessern.<br />

Ersichtlich wird die dramatische<br />

Lage Griechenlands,<br />

wenn man die Entwicklung<br />

der öffentlichen Einnahmen<br />

und Ausgaben (siehe Grafik<br />

oben) betrachtet. Offiziell<br />

erzielte Griechenland zwar<br />

2013 einen Primärüberschuss<br />

beim Staatshaushalt,<br />

so dass lediglich die<br />

Zinslast zu einem Defizit<br />

führte, doch die Wahrheit<br />

sieht anders aus. Bei den<br />

vorläufigen Zahlen aus<br />

Athen wurde offensichtlich<br />

getrickst. Grund für die<br />

Jubelmeldungen der letzten<br />

Monate war hauptsächlich<br />

der verhängte Zahlungsstopp.<br />

Alles was mit staatlichen<br />

Auszahlungen zu tun<br />

hat, wird so weit wie möglich<br />

hinausgezögert: Angefangen<br />

von den Rentenanträgen<br />

bis hin zur Rückerstattung<br />

der Mehrwertsteuer.<br />

Bedenkt man die Tatsache,<br />

dass die griechische Staatsverschuldung<br />

Ende 2013<br />

bei rund 180% des BIP lag,<br />

bedeutet jeder Prozentpunkt<br />

an Zinsen Kosten von<br />

etwa 1,8% der Wirtschaftsleistung.<br />

Geht man davon<br />

aus, dass der durchschnittliche<br />

Zinssatz bei etwa 6%<br />

liegt, muss die griechische<br />

Volkswirtschaft alleine für<br />

die Staatsschulden etwa<br />

27


11% der gesamten Jahresleistung<br />

an Tribut abführen.<br />

Dass eine Gesudung der<br />

Staatsfinanzen so nicht<br />

möglich ist, dürfte klar sein.<br />

Neue Kredite durch den<br />

ESM würden hierbei keine<br />

Erleichterung mit sich bringen.<br />

Zwar stehen im Berliner<br />

Finanzministerium<br />

Überlegungen an, den Griechen<br />

ein Kreditpaket von 20<br />

Milliarden Euro zu schnüren,<br />

doch würde dies ebenfalls<br />

nur zu weiteren Belastungen<br />

des stark angeschlagenen<br />

Staatshaushalts<br />

Kann Griechenland überhaupt noch gerettet<br />

werden?<br />

Ihre Ansicht zu diesem Thema (und selbstverständlich<br />

auch allen anderen Themen) interessiert<br />

uns sehr. Schreiben Sie uns doch einfach eine E-<br />

Mail mit dem Betreff „Leserbrief: Griechenland“ an<br />

die Adresse redaktion@contra-magazin.com zu<br />

Beachten Sie bitte, dass Leserbriefe nicht mehr als<br />

4<strong>00</strong> Wörter umfassen sollten. Wir behalten uns vor,<br />

Leserbriefe bei Bedarf zu kürzen. Wir können nicht<br />

garantieren, dass jeder zugesendete Leserbrief auch<br />

veröffentlicht wird.<br />

führen. Das heißt: An<br />

einem Schuldenschnitt wird<br />

man nicht herumkommen,<br />

wenn man den kompletten<br />

Staatsbankrott des Landes<br />

verhindern möchte. Die<br />

Kosten dafür müssten vor<br />

allem die EU-Staaten tragen,<br />

da sie im Zuge der<br />

laufenden Umschuldung<br />

mittels "Rettungspaketen"<br />

einen immer größeren Teil<br />

der Gesamtschulden für<br />

sich beanspruchen. Die einzige<br />

alternative Möglichkeit<br />

wäre die Senkung sämtlicher<br />

Zinssätze auf 0%, so<br />

dass das Land mit zukünftigen<br />

Haushaltsüberschüssen<br />

die Schuld abtragen könnte<br />

– plus die laufende Entwertung<br />

in Folge der Inflation.<br />

(mm)<br />

28


Großbritannien:<br />

Wirtschaft auf<br />

Blasenkurs<br />

Oberflächlich<br />

betrachtet zieht die<br />

britische Wirtschaft<br />

Kontinentaleuropa davon.<br />

Die Arbeitslosigkeit sank<br />

auf 7,1 Prozent, die Inflation<br />

liegt stabil unter 2 Prozent,<br />

und das Wirtschaftswachstum<br />

liegt bei etwa 3<br />

Prozent. Doch die guten<br />

Zahlen basieren nicht auf<br />

einer gesunden Entwicklung,<br />

sondern auf billigem<br />

Geld und einer Immobilienblase.<br />

London ist nach wie vor<br />

eines der wichtigsten<br />

Finanzzentren der Welt,<br />

deshalb wurde die britische<br />

Wirtschaft von der Finanzkrise<br />

ab 2<strong>00</strong>8 auch sehr<br />

hart getroffen. Doch anstatt<br />

die Abhängigkeit des Landes<br />

von der globalen Finanzindustrie<br />

zu vermindern,<br />

sorgen die Briten schon einmal<br />

für zukünftige Schocks,<br />

indem sie die Märkte mit<br />

billigem Geld fluten und die<br />

Immobilienmärkte stark<br />

überhitzen.<br />

Da sowohl die öffentlichen<br />

als auch die privaten Haushalte<br />

in den letzten Jahren<br />

als Folge der Finanzkrise<br />

ihre Ausgaben senkten, litt<br />

die britische Konjunktur<br />

enorm darunter. Lediglich<br />

die Flutung der Märkte mit<br />

billigem Geld und das Niedrigzinsumfeld<br />

sorgten dafür,<br />

dass zumindest eine Branche<br />

Aufwind verspürte: Die<br />

Bauwirtschaft. Denn mit<br />

dem Programm "Help to<br />

buy" können die Briten jetzt<br />

auch mit einem Eigenkapital<br />

von nur 5% des Kaufpreises<br />

eine Immobilie<br />

erwerben. Damit steigt die<br />

Nachfrage enorm an, was<br />

zu deutlich steigenden<br />

Immobilienpreisen führt.<br />

Wie problematisch diese<br />

Form der Konjunkturbelebung<br />

ist, hat schon die<br />

Hauptursache der Finanzkrise<br />

2<strong>00</strong>8 bewiesen: Die<br />

massive Verteilung von<br />

Hypothekenkrediten ohne<br />

ausreichende Sicherheiten.<br />

Doch anstatt aus den Fehlern<br />

zu lernen, werden sie<br />

in Großbritannien wiederholt.<br />

Und so wächst inzwischen<br />

die private Verschuldung<br />

merklich an, während die<br />

Reallöhne immer weiter fallen.<br />

Diese Kombination ist<br />

jedoch brandgefährlich, da<br />

sie mit einem wachsenden<br />

Volumen an faulen Krediten<br />

und folglich auch implodierenden<br />

Immobilienpreisen<br />

die nächste Blase platzen<br />

lassen kann. Immerhin profitiert<br />

nur eine kleine Minderheit<br />

von diesem Aufschwung,<br />

so dass von<br />

Nachhaltigkeit absolut keine<br />

Rede sein kann. Dies zeigt<br />

nicht nicht zuletzt in der<br />

Entwicklung der Exporte,<br />

die trotz einer Abwertung<br />

des Britischen Pfunds um<br />

rund ein Viertel kaum<br />

gestiegen sind. (mm)<br />

29


US-<br />

Arbeitsmarkt<br />

weiterhin<br />

schwach<br />

Der US-Arbeitsmarkt<br />

steckt seit 2<strong>00</strong>8 in<br />

einer veritablen<br />

Krise. Zwar sinkt die offizielle<br />

Arbeitslosenquote<br />

beständig weiter, doch<br />

begründet werden kann<br />

dies lediglich mit statistischen<br />

Tricks. Die Zahl neu<br />

geschaffener Jobs ist nach<br />

wie vor zu niedrig.<br />

Nach nur 74.<strong>00</strong>0<br />

neuen Jobs im<br />

Dezember, folgte<br />

im Januar ein<br />

Zuwachs von<br />

113.<strong>00</strong>0 Stellen.<br />

Damit liegt das<br />

US-Jobwachstum<br />

deutlich unter den<br />

Erwartungen von<br />

Politik und Analysten.<br />

Während vor<br />

allem der Einzelhandel<br />

und der<br />

Staat Stellen strichen,<br />

verzeichnet die Bauwirtschaft<br />

trotz des Winters<br />

ein Plus. Dabei haben die<br />

Vereinigten Staaten ein<br />

enormes Aufholpotential,<br />

wie der Blick auf die Grafik<br />

oben zeigt. Denn im Zuge<br />

der Finanzkrise ab 2<strong>00</strong>8<br />

sanken die Erwerbstätigenquote<br />

und das Arbeitskräfteangebot<br />

dramatisch ab.<br />

Mit der Beendigung des<br />

staatlichen Arbeitslosengeldes<br />

(Emergency Unemployment<br />

Compensation –<br />

EUC), welches zuletzt 1,35<br />

30<br />

Millionen Langzeitarbeitslose<br />

erhielten,<br />

wird das<br />

gesamte Arbeitskräfteangebot<br />

wohl mindestens<br />

um eine weitere<br />

Million Menschen<br />

sinken. Damit<br />

wird jedoch auch<br />

die offizielle<br />

Arbeitslosenquote<br />

deutlich niedriger<br />

ausfallen, ohne<br />

dass sich die<br />

Situation gebessert<br />

hätte.<br />

Betrachtet man die Entwicklung<br />

seit Ende des<br />

Zweiten Weltkriegs, wird die<br />

dramatische Lage erst wirklich<br />

ersichtlich.So liegt die<br />

Erwerbstätigenquote<br />

momentan auf dem Niveau,<br />

welches die Vereinigten<br />

Staaten zuletzt Mitte der<br />

1980er Jahre hatten. Das<br />

gesamte Angebot an<br />

Arbeitskräften liegt sogar<br />

nur noch auf dem Level der<br />

späten 1970er – Tendenz<br />

weiter fallend. (mm)


USA: Yellen<br />

erwartet<br />

starkes<br />

Wirtschaftswachstum<br />

Die designierte neue<br />

Vorsitzende der<br />

US-Notenbank<br />

Federal Reserve, Janet Yellen,<br />

erwartet in einem<br />

Interview mit dem renommierten<br />

Time Magazine für<br />

das Jahr 20<strong>14</strong> ein US-Wirtschaftswachstum<br />

von über<br />

3%. Dieser Optimismus<br />

wird von anderen Notenbankern<br />

geteilt, während<br />

Kritiker an den offiziellen<br />

Zahlen zweifeln.<br />

Die amerikanische Wirtschaft<br />

scheint sich zumindest<br />

den offiziellen Daten<br />

entsprechend von der seit<br />

Jahren anhaltenden Wirtschafts-<br />

und Finanzkrise zu<br />

erholen. Entsprechend den<br />

offiziellen Zahlen soll das<br />

Wachstum zum dritten<br />

Quartal 2013 aufs ganze<br />

Jahr hochgerechnet satte<br />

4,1% betragen haben.<br />

Dementsprechend stark soll<br />

den Prognosen nach die US-<br />

Wirtschaft 20<strong>14</strong> um etwa<br />

3% zulegen.<br />

Weiters geht Bernankes<br />

designierte Nachfolgerin<br />

davon aus, dass die zuletzt<br />

niedrige Inflationsrate im<br />

kommenden Jahr wieder<br />

etwas anzieht: "Die Erholung<br />

war enttäuschend<br />

langsam, aber wir machen<br />

Fortschritte auf dem<br />

Arbeitsmarkt, und ich gehe<br />

davon aus, dass die Inflation<br />

sich wieder unserem<br />

längerfristigen Ziel von zwei<br />

Prozent annähern wird."<br />

Ebenso zuversichtlich<br />

äußerte sich Yellen über die<br />

Lage am US-Arbeitsmarkt.<br />

Demnach wolle die Fed mit<br />

Hilfe der weiterin lockeren<br />

Geldpolitik versuchen, die<br />

derzeitige offizielle Arbeitslosenrate<br />

von rund 7% auf<br />

5,2 bis 5,8% zu drücken.<br />

Dabei sollen die geldpolitischen<br />

Zügel wieder leicht<br />

angezogen werden, wenn<br />

die Arbeitslosigkeit auf<br />

unter 6,5% fällt.<br />

Kritiker monieren die Tatsache,<br />

dass die offiziellen<br />

Statistiken lediglich stark<br />

geschönt präsentiert werden,<br />

während die Realität<br />

deutlich düsterer aussehen<br />

würde. Hierbei stehen die<br />

Berechnungsmethoden des<br />

Bruttoinlandsprodukts, der<br />

Inflation und der Arbeitslosenquoten<br />

im Fokus der kritischen<br />

Beobachter. (mm)<br />

31


TAFTA/TTIP:<br />

Diktatur der<br />

Konzerne<br />

Brüssel und Washington<br />

verhandeln derzeit<br />

hinter verschlossenen<br />

Türen über das<br />

transatlantische Freihandelsabkommen<br />

TTIP. Was<br />

auf Europa zukommen<br />

dürfte, zeigen schon die<br />

Nordamerikanische Freihandelszone<br />

NAFTA und die<br />

Verhandlungen über die<br />

transpazifische Partnerschaft<br />

TPP.<br />

Seit dem 1. Januar 1994<br />

besteht die Nordamerikanische<br />

Freihandelszone, die<br />

sozusagen als Blaupause<br />

für die geplanten Freihandelszonen<br />

der USA mit dem<br />

pazifischen und dem europäischen<br />

Raum gelten<br />

kann. Schon bei der Gründung<br />

dieser Zone ging es<br />

weniger um die Abschaffung<br />

von Zollschranken,<br />

sondern um die Optimierung<br />

der Geschäftsfelder für<br />

die Konzerne. Zudem soll<br />

die NAFTA über kurz oder<br />

lang zu einem einzigen<br />

Staat – der Nordamerikanischen<br />

Union (NAU) –<br />

zusammengeführt werden.<br />

Die Vorteile für die USA in<br />

Folge dieser Vereinigung<br />

liegen auf der Hand: Ihre<br />

Grenzen werden massiv<br />

ausgedehnt, das Aufgreifen<br />

von möglichen Terroristen<br />

vor dem Betreten des<br />

eigentlichen US-Territoriums<br />

wird enorm erleichtert, und<br />

die ökonomische Integration<br />

in allen Bereichen wird<br />

beschleunigt – mit Schwerpunkt<br />

auf den Zugriff mexikanischer<br />

und kanadischer<br />

Rohstoffe (Wasser, Erdölund<br />

Erdgas, sowie Holz).<br />

Die geplanten Abkommen<br />

mit einigen pazifischen Ländern<br />

und der Europäischen<br />

Union dürfen in der Hinsicht<br />

ebenfalls als Zwischenschritt<br />

zu einem globalen<br />

Megastaat gesehen werden,<br />

in dem die Demokratie sukzessive<br />

ausgehöhlt und die<br />

Macht der Konzerne verstärkt<br />

wird. Besonders<br />

gefährlich ist hierbei die<br />

Vorgehensweise der US-Administration,<br />

welche die<br />

demokratische Kontrolle<br />

über die Verhandlungen und<br />

sämtlicher Änderungen in<br />

den Verträgen aushebeln<br />

möchte. So unterliegen die<br />

Verhandlungen über das<br />

TPP strengster Geheimhaltung,<br />

so dass nicht einmal<br />

die US-Kongressabgeordneten<br />

den kompletten Text zu<br />

32


lesen bekommen – Lobbyvertreter<br />

der Konzerne hingegen<br />

schon. Und das,<br />

obwohl die US-Verfassung<br />

ausdrücklich festlegt, dass<br />

der Kongress über die<br />

"Regulierung des Handels<br />

mit ausländischen Nationen"<br />

zu entscheiden hat.<br />

Deshalb setzt die Obama-Administration<br />

die<br />

Abgeordneten unter Druck,<br />

damit diese ihr eine Sonderermächtigung<br />

(im Englischen:<br />

fast-track authority)<br />

erteilen, und damit auf<br />

sämtliche Rechte<br />

während und nach der<br />

Verhandlungen zu<br />

verzichten.<br />

Eigentlich hätte man<br />

eine solche Politik<br />

noch eher von den<br />

Republikanern erwarten<br />

dürfen, doch<br />

damit zeigt sich deutlich,<br />

dass es letztendlich<br />

egal ist wer in der<br />

US-Administration<br />

sitzt. Im Endeffekt<br />

dienen die Damen und Herren<br />

in Washington ohnehin<br />

mehrheitlich den Interessen<br />

ihrer großzügigen Wahlkampfspender,<br />

während die<br />

Bevölkerung nur als Stimmvieh<br />

für den pseudodemokratischen<br />

Affenzirkus herhalten<br />

darf.<br />

Sowohl im pazifischen<br />

Raum als auch in der Europäischen<br />

Union darf man<br />

sich deshalb schon sehr<br />

darauf freuen, was die Politeliten<br />

zusammen mit den<br />

Lobbyvertretern schlussendlich<br />

aushandeln werden.<br />

Die Versprechen von<br />

einer steigenden Beschäftigung<br />

in Folge der Liberalisierungen<br />

dürfen getrost als<br />

billige Propaganda gesehen<br />

werden. Konservativen<br />

Berechnungen zufolge kostete<br />

die NAFTA den Vereinigten<br />

Staaten seit ihrem<br />

Bestehen 7<strong>00</strong>.<strong>00</strong>0 Jobs.<br />

Mexiko, welches besonders<br />

vom Freihandel profitieren<br />

sollte, weist nach Angaben<br />

der Weltbank heute eine<br />

deutlich höhere Armutsquote<br />

auf als noch 1994.<br />

Insbesondere die Kleinbauern<br />

verloren (zum Beispiel<br />

durch den amerikanischen<br />

Billigmais) ihre Lebensgrundlage.<br />

Zwar hat sich<br />

das Handelsvolumen zwischen<br />

Mexiko und den USA<br />

deutlich vergrößert, dennoch<br />

profitiert nur eine Minderheit<br />

davon. Ähnliche<br />

Szenarien dürften im Zuge<br />

der Umsetzung von TPP und<br />

TTIP auf die beteiligten<br />

Staaten zukommen.<br />

Wenn nun selbst das<br />

renommierte linke österreichische<br />

Magazin "profil" die<br />

Auswirkungen des Freihandelsabkommen<br />

schönredet,<br />

muss man sich an den Kopf<br />

greifen. Erst kürzlich im<br />

Jahr 2012 forderte etwa die<br />

US-Firma Lone Pine von der<br />

kanadischen Provinz Quebec<br />

250 Millionen US-Dollar<br />

Entschädigung wegen eines<br />

Fracking-Moratoriums. Selber<br />

Schuld, nicht wahr? Da<br />

hätten die Frankokanadier<br />

eben schon im Jahr 1993<br />

Fracking verbieten sollen.<br />

Oder der erste Fall für das<br />

NAFTA-Schiedsgericht: Das<br />

US-Unternehmen Ethyl<br />

Corporation hatte die kanadische<br />

Regierung 1997<br />

auf Schadenersatz verklagt,<br />

weil das kanadische<br />

Importverbot von<br />

Benzin mit dem giftigen<br />

Zusatzstoff MMT einer<br />

Enteignung gleichkomme.<br />

Kanada hob<br />

daraufhin das Verbot auf<br />

und zahlte im Rahmen<br />

eines Vergleichs eine<br />

Entschädigung in Höhe<br />

von 251 Millionen US-<br />

Dollar. Das heißt schlussendlich<br />

nichts weiter, als<br />

dass all jene Punkte die<br />

nicht jetzt schon in dem<br />

Abkommen festgelegt werden,<br />

bei einer späteren<br />

Änderung (im Sinne einer<br />

"Verschlechterung" für die<br />

Unternehmen) Grund für<br />

eine Klage sein können.<br />

Wenn jedoch beinahe ausschließlich<br />

ein paar Politeliten<br />

und Lobbyvertreter der<br />

Konzerne miteinander verhandeln,<br />

darf man dann<br />

allen Ernstes erwarten,<br />

dass dabei die Interessen<br />

der Bevölkerung irgendeine<br />

Bedeutung haben werden?<br />

(mm)<br />

33


Schwellenländer:<br />

Schattenbanken<br />

auf<br />

Vernichtungsfeldzug<br />

Das globale Finanzsystem<br />

ist wieder<br />

einmal außer Rand<br />

und Band. Grund dafür: Die<br />

Senkung der Anleihenkäufe<br />

durch die Fed, die erwartete<br />

Zinserhöhung in den USA<br />

angesichts der positiven<br />

wirtschaftlichen Anzeichen,<br />

sowie die damit einsetzenden<br />

Währungsprobleme der<br />

Schwellenländer. Mit der<br />

Flucht des Fremdkapitals<br />

zurück in die USA, droht<br />

der ökonomische Kollaps.<br />

Finanzmärkte funktionieren<br />

nicht unbedingt nach<br />

den Grundsätzen rationaler<br />

Entscheidungen. Vielmehr<br />

agieren die Händler und<br />

Spekulanten oftmals wie<br />

aufgeschreckte Herden:<br />

Dort wo die bessere Rendite<br />

lohnt, fließt auch das Geld<br />

hin. Angesichts der Unsummen<br />

die auf diesen Märkten<br />

zirkulieren, vermögen<br />

selbst die Notenbanken oftmals<br />

nur wenig dagegen<br />

auszurichten. Das Problem<br />

hierbei sind nicht nur die<br />

Banken selbst, sondern vor<br />

allem die "Schattenbanken"<br />

in Form von den vielfältigen<br />

Fonds- und Versicherungsgesellschaften.<br />

Die Schwellenländer galten<br />

lange Zeit als einzige Alternative<br />

zu den mageren<br />

Renditen in den USA und<br />

Europa. Ein stabiles Wirtschaftswachstum,<br />

die Heranbildung<br />

einer größeren<br />

Mittelschicht, sowie prosperierende<br />

Unternehmen<br />

sorgten bei relativ stabilen<br />

Wechselkursen und moderaten<br />

Inflationsraten für<br />

einen enormen Zustrom<br />

von Kapital aus den Industriestaaten.<br />

Damit finanzierten<br />

die aufstrebenden<br />

Länder jedoch zumeist ein<br />

immer weiter ausuferndes<br />

Leistungsbilanzdefizit. Die<br />

damit verbundene stark<br />

gestiegene Auslandsverschuldung<br />

wird jetzt zu<br />

einem veritablen Problem.<br />

Entsprechend dem Herdentrieb<br />

auf den Finanzmärkten<br />

sorgen die aktuellen<br />

Unsicherheiten in Ländern<br />

wie Argentinien, Brasilien,<br />

der Türkei, Südafrika<br />

und Indonesien dafür, dass<br />

sich der Abwärtstrend<br />

immer weiter verstärkt.<br />

Verständlich: Verlassen<br />

einige "Großinvestoren" die<br />

jeweiligen Märkte, sinken<br />

die Kurse – fallen sie unter<br />

eine bestimmte Marke, fangen<br />

die ersten Massenverkäufe<br />

an, damit sinken die<br />

Kurse noch weiter so dass<br />

die Flucht enorme Ausmaße<br />

annimmt.<br />

Problematisch ist diese<br />

Entwicklung vor allem für<br />

Staaten und Unternehmen,<br />

die ihre Kredite in Fremdwährungen<br />

(v.A. US-Dollar,<br />

aber auch Euro) aufgenommen<br />

haben. Sie erzielen<br />

ihre Einnahmen zumeist in<br />

lokaler Währung die immer<br />

mehr an Wert verliert, müssen<br />

ihre Kredite und Anleihen<br />

jedoch in Dollar oder<br />

Euro zurückzahlen. Für<br />

viele Firmen bedeutet dies<br />

den finanziellen Todesstoß,<br />

so dass die Entwicklung auf<br />

den Finanzmärkten direkten<br />

34


Einfluss auf die<br />

Realwirtschaft hat.<br />

Die finanzielle<br />

Übermacht dieser<br />

"Schattenbanken"<br />

zeigt sich in der<br />

Summe des globalen<br />

Finanzkapitals:<br />

135,5 Billionen US-<br />

Dollar (2012). Die<br />

sogenannten "BRIC"<br />

(siehe Statistik<br />

oben) erwirtschafteten<br />

im selben Jahr<br />

hingegen gerade<br />

einmal knappe 15<br />

Billionen US-Dollar.<br />

Das heißt: Wenn die Kapitalbewegungen<br />

aus diesen<br />

Ländern auch nur etwas<br />

mehr als 1% des globalen<br />

Kapitals ausmachen, sind<br />

das gleich rund 10% der<br />

gesamten jährlichen Wirtschaftsleistung<br />

dieser Staaten.<br />

Dagegen kann keine<br />

Zentralbank ankommen, da<br />

die Devisenreserven für<br />

Stützungskäufe zu gering<br />

sind, und große Zinsschritte<br />

nach oben (wie jene kürzlich<br />

in der Türkei) die Wirtschaft<br />

komplett abwürgen<br />

können. (mm)<br />

35


Geschäftsmodell<br />

Nachhaltigkeit<br />

Die Konsumenten<br />

entwickeln zunehmend<br />

ein ethisches<br />

Bewusstsein, wenn es um<br />

den Kauf von Produkten<br />

geht. Angesichts der vielen<br />

Skandale rund um die<br />

Arbeitsbedingungen in den<br />

Billiglohnländern können<br />

vertragliche Vereinbarungen<br />

zwischen den Konzernen<br />

und den Zulieferern dazu<br />

beitragen, dass sich die<br />

Situation in den armen Ländern<br />

verbessert.<br />

Nachhaltigkeit und soziale<br />

Mindeststandards können<br />

zunehmend darüber entscheiden,<br />

ob ein Produkt<br />

am Markt angenommen<br />

wird oder nicht. Nach dem<br />

Bioboom folgt nun der<br />

Trend des "ethic shopping".<br />

Immer mehr Unternehmen<br />

erkennen dies, und verlangen<br />

von ihren Zulieferern<br />

die Einhaltung von Mindeststandards<br />

– auch wenn die<br />

Produkte dadurch teurer<br />

werden.<br />

Wenn zum Beispiel in Bangladesh<br />

Textilfabriken einstürzen,<br />

in Kambodscha<br />

streikende Arbeiter über<br />

den Haufen geschossen<br />

werden, die Nichtbeachtung<br />

von Sicherheitsstandards zu<br />

Ölkatastrophen führt, oder<br />

giftige Chemikalien in billigem<br />

Spielzeug aus China<br />

die Gesundheit gefährden,<br />

führt dies zunehmend zum<br />

Boykott der finanzstarken<br />

Mittelschicht in den Industrieländern.<br />

Zu den Unternehmen die<br />

dies erkannt haben, gehört<br />

beispielsweise der japanische<br />

Konzern Canon: Seit<br />

über 10 Jahren verlangt der<br />

Elektronikkonzern auch von<br />

36<br />

seinen Zulieferern die Einhaltung<br />

seiner "Green Procurement<br />

Standards". Auch<br />

Unternehmen wie Geberit<br />

oder Siemens zählen zu den<br />

Konzernen, welche die Zeichen<br />

der Zeit erkannt<br />

haben.<br />

Besonders für die Textilindustrie,<br />

die ihre Bekleidungsstücke<br />

vornehmlich in<br />

Südostasien und Afrika<br />

nähen lässt, könnte dies<br />

zunehmend zur Frage des<br />

wirtschaftlichen Überlebens<br />

werden. Große Modelabels<br />

die pro Kleidungsstück oftmals<br />

mehr als des Zehnfache<br />

dessen verdienen, was<br />

die Näherinnen erhalten,<br />

könnten so zum unternehmerischen<br />

Auslaufmodell<br />

avancieren. Damit eröffnen<br />

sich für die Menschen in<br />

den Billiglohnländern Chancen,<br />

bald schon zu den Einwohnern<br />

der reicheren Länder<br />

aufzuschließen. (mm)


Bundesbank<br />

für<br />

Sondersteuer<br />

auf<br />

Sparguthaben<br />

Erst der Internationale<br />

Währungsfonds<br />

(IWF), nun auch die<br />

Deutsche Bundesbank: Eine<br />

Sondersteuer auf Sparguthaben<br />

zur Schuldenreduktion<br />

des Staats findet<br />

immer mehr Anklang. Diese<br />

Massensteuer träfe allerdings<br />

hauptsächlich die<br />

Bezieher niedrigerer Einkommen.<br />

Besonders interessant<br />

ist die Begründung<br />

der deutschen Währungshüter<br />

in Frankfurt.<br />

Erst vor wenigen Monaten<br />

ging die Meldung über eine<br />

mögliche Vermögensabgabe<br />

von 10% – vorgeschlagen<br />

vom IWF – durch die<br />

Medienlandschaft. Urheber<br />

des Vorschlags: der Internationale<br />

Währungsfonds.<br />

Treffen würde diese Abgabe<br />

auf Sparguthaben bei den<br />

Banken jedoch hauptsächlich<br />

die Unter- und Mittelschicht.<br />

Denn nur rund ein<br />

Drittel aller Finanzvermögen<br />

sind Bankeinlagen.<br />

Diese werden jedoch vor<br />

allem von den unteren Einkommenschichten<br />

zur<br />

Ansparung von Reserven<br />

verwendet, während jene<br />

Menschen mit höherem Einkommen<br />

stärker auf Wertpapiere<br />

und sonstige Anlageformen<br />

setzen.<br />

Damit würde diese "Sondersteuer"<br />

besonders die<br />

ärmeren Haushalte deutlich<br />

stärker belasten als die<br />

finanzielle Oberschicht.<br />

Jemand mit einem Finanzvermögen<br />

von einer Million<br />

Euro wird vielleicht 10%<br />

davon in Form von Barmitteln<br />

halten, während eine<br />

Person mit vielleicht 20.<strong>00</strong>0<br />

37<br />

Euro an Finanzvermögen<br />

wahrscheinlich mindestens<br />

ein Viertel davon auf Sparbuch<br />

und Bausparkonto liegen<br />

hat. Bei einer Abgabe<br />

von 10% auf die Einlagen<br />

würde der Millionär mit seinen<br />

10.<strong>00</strong>0 Euro Steuern in<br />

absoluten Zahlen zwar<br />

deutlich mehr Steuern zahlen<br />

als der Kleinsparer mit<br />

seinen 5<strong>00</strong> Euro. Doch den<br />

2,5% vom Gesamtvermögen<br />

des Kleinsparers stünden<br />

hier lediglich 1% des<br />

Millionenvermögens gegenüber.<br />

Was denken Sie darüber?<br />

Wird es in absehbarer<br />

Zeit zu einer Sondersteuer<br />

auf Sparguthaben<br />

kommen?<br />

Schreiben Sie uns!<br />

redaktion@contramagazin.com


Interessante Begründung<br />

der Bundesbank<br />

Wirklich aufmerksamen<br />

Lesern des heute veröffentlichten<br />

Monatsberichts ist<br />

jedoch wahrscheinlich die<br />

Begründung für die positive<br />

Beurteilung einer Sondersteuer<br />

auf Sparguthaben<br />

aufgefallen: Die Deutsche<br />

Bundesbank sieht darin<br />

eine wirksame Maßnahme,<br />

um eventuelle Finanzhilfen<br />

anderer EU-Länder nicht in<br />

Anspruch nehmen zu müssen.<br />

Ja, Sie lesen das schon<br />

richtig. Während Deutschland<br />

im Rahmen der vorgeblichen<br />

Maßnahmen zur<br />

Euro-Rettung mittels EFSF<br />

und ESM zig Milliarden Euro<br />

an Steuergeldern umverteilte,<br />

soll sich die Bundesrepublik<br />

gefälligst selbst<br />

aus dem Sumpf ziehen<br />

müssen.<br />

An und für sich würde dieser<br />

Schritt den "No-<br />

Bail-Out-Klauseln" der EU-<br />

Verträge entsprechen, die –<br />

wie wir wissen – in den<br />

letzten Jahren von den Verantwortlichen<br />

in Brüssel,<br />

Berlin, Paris usw. konsequent<br />

ignoriert wurden.<br />

Doch zuerst deutsche Steuergelder<br />

in die Krisenstaaten<br />

(besser: ins Bankensystem)<br />

umzuleiten, hätte man<br />

mittels Vermögensteuern<br />

und der Beschlagnahme<br />

von Schwarzgeld auf den<br />

Offshore-Konten erst gar<br />

keine "Rettungsschirme"<br />

aufspannen müssen. Und<br />

jetzt kommen die Bundesbanker<br />

auch noch auf die<br />

Idee, dass für die Deutschen<br />

nicht das Selbe gelten<br />

soll, wie für Griechenland,<br />

Spanien, Irland & Co.<br />

Bei aller berechtigten Kritik<br />

an der deutschen Wirtschaftspolitik<br />

auf Kosten<br />

der Eurozonen-Stabilität<br />

muss man doch das doppelzüngige<br />

Verhalten der deutschen<br />

"Eliten" beim Namen<br />

nennen. Hier wird deutlich<br />

zugunsten von Finanzindustrie<br />

und Finanzeliten agiert,<br />

während schlussendlich<br />

mindestens drei Viertel der<br />

deutschen Bevölkerung die<br />

Rechnung dafür präsentiert<br />

bekommen. Deutschland<br />

und ganz Europa brauchen<br />

eine wirkliche Steuerreform,<br />

welche die Einkommen<br />

entlastet und die Vermögen<br />

belastet, damit die<br />

Gewinner dieser Umverteilungsmaschinerie<br />

endlich<br />

einen fairen Anteil der Last<br />

zu tragen haben. Immer<br />

nur die Mittelschicht zu<br />

belasten und auszudünnen,<br />

kann keine funktionierende<br />

Lösung darstellen. Zumindest<br />

nicht langfristig. (mm)<br />

38


Migration in<br />

den<br />

Sozialstaat<br />

oder den<br />

Arbeitsmarkt?<br />

Grundsätzlich erwarten<br />

Auswanderer in<br />

ihrem Zielland bessere<br />

Bedingungen als in der<br />

Heimat, denn jedes Land<br />

bietet andere Anreize für<br />

Immigranten. Statistische<br />

Daten der OECD zeigen<br />

diese Differenzen deutlich<br />

auf. Deutschland liegt in<br />

Sachen Beschäftigung bei<br />

den Einwanderern weit hinten,<br />

während Immigranten<br />

in den USA auf<br />

eine ähnliche<br />

Beschäftigungsquote<br />

kommen wie<br />

die US-Amerikaner<br />

selbst.<br />

Die Volksabstimmung<br />

über<br />

eine Begrenzung der<br />

Zuwanderung führt zu<br />

einem Aufflammen der<br />

Debatten über die Einwanderungspolitik.<br />

Während die<br />

politische Linke grundsätzlich<br />

möglichst lockere Einwanderungsbestimmungen<br />

verlangt, fordern insbesondere<br />

die Konservativen und<br />

die Wirtschaftsliberalen die<br />

Zuwanderung von qualifizierten<br />

Arbeitskräften, um<br />

damit die wirtschaftliche<br />

Entwicklung zu forcieren.<br />

Dass es gewisse Grenzen<br />

geben muss, gebietet die<br />

Vernunft. Neben ökonomischen<br />

Kriterien darf die<br />

humanitäre Frage nicht vergessen<br />

werden. Die Frage<br />

lautet jedoch, wie viel<br />

Humanität kann sich ein<br />

Staat dauerhaft leisten,<br />

ohne dass die Sozialsysteme<br />

zu leiden beginnen?<br />

Im OECD-Durchschnitt<br />

weisen sowohl die einheimische<br />

Bevölkerung, als auch<br />

die Zuwanderer eine ähnlich<br />

hohe Beschäftigungsquote<br />

auf, wenngleich die Arbeitslosenrate<br />

unter den Migranten<br />

über dem Durchschnitt<br />

liegt. Restriktive Einwanderungskriterien<br />

und ein<br />

schwaches soziales Netz<br />

sorgen zum Beispiel in den<br />

USA, Neuseeland, Kanada<br />

oder Australien dafür, dass<br />

die Beschäftigungsquoten<br />

der Ausländer mit jenen der<br />

Inländer recht gleich zie-<br />

39


hen. In Luxemburg, welches<br />

als Kleinstaat mehr<br />

Arbeitsplätze bietet als es<br />

mit der eigenen Bevölkerung<br />

Arbeitskräfte anbieten<br />

kann, liegt die Beschäftigungsquote<br />

der Ausländer<br />

sogar deutlich über jener<br />

der Luxemburger.<br />

Anders sieht es jedoch in<br />

den Staaten mit vergleichsweise<br />

hohen Sozialleistungen<br />

aus. Deutschland,<br />

Schweden, die Niederlande<br />

und Belgien weisen eine<br />

äußerst niedrige Beschäftigungsquote<br />

bei den Zuwanderern<br />

aus, was auf eine<br />

stärkere Immigration in den<br />

Sozialstaat hindeutet. Ein<br />

weiterer Faktor sind jedoch<br />

auch die unterschiedlichen<br />

gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

hinsichtlich der<br />

Erlaubnis zur Aufnahme<br />

einer Erwerbstätigkeit für<br />

Ausländer, welche in diese<br />

Statistiken leider nicht einfließen<br />

konnten.<br />

Anders sieht es hingegen<br />

beim Nettobeitrag zum<br />

Staatshaushalt aus. So<br />

kann eine intelligente Einwanderungspolitik<br />

durchaus<br />

positive Effekte auf die<br />

öffentlichen Kassen haben,<br />

wie es die Beispiele<br />

Schweiz und Luxemburg<br />

(siehe Grafik links) zeigen.<br />

Beide Länder profitieren<br />

stark von der Arbeitsmigration,<br />

während der OECD-<br />

Durchschnitt weitestgehend<br />

vernachlässigbar ist.<br />

Bezieht man die Rentenkassen<br />

mit ein, ist Deutschland<br />

der absolute Verlierer in<br />

Sachen Migration: Die<br />

Gesamtgesellschaft subventioniert<br />

hierbei – wie zum<br />

Beispiel in Frankreich und<br />

Polen – die Zuwanderung,<br />

was sich über mittelfristig<br />

auch auf die Sozialversicherungsbeiträge<br />

auswirken<br />

wird.<br />

Gerade Deutschland und<br />

Frankreich werden ihre Einwanderungspolitik<br />

über<br />

kurz oder lang überdenken<br />

müssen, wenn sie<br />

die Immigration<br />

zumindest fiskalisch<br />

kostenneutral<br />

gestalten<br />

wollen. Das heißt:<br />

Entweder wird<br />

der Fokus verstärkt<br />

auf qualifizierte<br />

Arbeitskräfte<br />

gelegt, oder man<br />

beginnt mit einer umfangreichen<br />

Ausbildungsinitiative<br />

für Migranten. Die<br />

Zuwanderungsbeschränkungen<br />

komplett abzuschaffen,<br />

wie es viele Vertreter<br />

von Grünen und Linken<br />

gerne hätten, wäre<br />

katastrophal und würde die<br />

Kosten für die Gesamtbevölkerung<br />

massiv in die<br />

Höhe treiben. Eine liberale<br />

Immigrationspolitik in allen<br />

humanistischen Ehren, doch<br />

wenn dies dazu führt, dass<br />

ein immer kleiner werdender<br />

Kuchen auf immer mehr<br />

Menschen aufgeteilt werden<br />

muss, wird niemand mehr<br />

satt – damit ist dann niemandem<br />

geholfen. (mm)<br />

40


Portugal: Eine<br />

Katastrophe<br />

kommt selten<br />

allein<br />

Portugals Fluch – Als<br />

wären die Krise und<br />

die Herrschaft der<br />

Troika nicht Unglück genug,<br />

wird das Land auch noch<br />

von Wetterkapriolen gebeutelt.<br />

Die verordneten Sparmaßnahmen<br />

verschlimmern<br />

die Situation deutlich.<br />

Hitzewellen mit Rekordtemperaturen<br />

mit bis zu<br />

47ºC, große Trockenheit die<br />

in einer Dürre endet, und<br />

die Versteppung in der einstigen<br />

Kornkammer des Landes:<br />

dem Alentejo. Hinzu<br />

kommen Waldbrände, die 8<br />

Feuerwehrmännern und<br />

-frauen das Leben gekostet<br />

haben. Außerdem gab es<br />

Erdrutsche, Steinschläge,<br />

Tote bei Badeunfällen und<br />

Schiffsunglücken, Flugzeugund<br />

Helikopterabstürze mit<br />

kleinen Maschinen, aber das<br />

alles ist nichts gegen diesen<br />

Winter, der Portugal mit<br />

Dauerregen, Stürmen, Minitornados<br />

und neuerdings<br />

immer mehr Monsterwellen<br />

des Atlantiks heimsucht.<br />

Der Sommer 2013 war<br />

einer der schlimmsten, die<br />

Portugal je erlebt hat.<br />

Schon im Frühjahr, und<br />

noch im Herbst, haben die<br />

Eukalyptus- und Kiefernwälder<br />

lichterloh gebrannt. Die<br />

Landwirtschaftsministerin,<br />

Assunção Esteves (CDS),<br />

hat das Anpflanzen von<br />

Eukalyptus, dessen Öl nicht<br />

nur für Duftkerzen gut ist,<br />

sondern vor allem dafür<br />

sorgt, dass nach einem<br />

Waldbrand nur der Eukalyptus<br />

überlebt, wieder erlaubt<br />

ist. Auf Druck der Papierindustrie,<br />

wird in Kauf<br />

genommen, das ab 20<strong>14</strong><br />

die Waldbrände wieder<br />

41<br />

zunehmen und mehr Feuerwehrleute<br />

ihr Leben lassen.<br />

Die Sparmaßnahmen haben<br />

dafür gesorgt, dass die Feuerwehr<br />

nicht gut genug<br />

ausgerüstet wird, und viele<br />

Helfer ohne Schutzbekleidung<br />

ins Flammeninferno<br />

geschickt werden.<br />

Aber nach einer Waldbrandsaison,<br />

die bis in den<br />

Herbst mit ungewöhnlicher<br />

Brutalität Existenzen vernichtet<br />

hat, kamen die ersten<br />

Tornados, Stürme und<br />

Monsterwellen, die zum Teil<br />

Ausläufer der Hurricans aus<br />

der Karibik sind. Immer<br />

wieder unterschätzen nicht<br />

nur Touristen, sondern<br />

selbst erfahrene Sportangler<br />

die Unberechenbarkeit<br />

des Meeres. Ab und zu bilden<br />

sich besonders große<br />

Wellen durch Überlappung,<br />

die manchmal bis zu 15<br />

Meter hoch werden und den<br />

unachtsamen Spaziergänger<br />

mit einer unvorstellba-


en Kraft ins Meer reißen.<br />

Ich war 7 oder 8 Jahre alt,<br />

als ich von einer 6 Meter<br />

hohen Welle erfasst wurde.<br />

Ich werde nie vergessen,<br />

wie das Meer mit mir<br />

gespielt hat, nur um mich<br />

danach wieder auszuspucken.<br />

Diese Erfahrung hat<br />

mich geprägt, so das ich die<br />

unberechenbare Kraft des<br />

Meeres genau kenne.<br />

Wer diese Kraft auch<br />

kennt, ist der bekannte<br />

Surfer, Garrett McNamara,<br />

der im Januar 2013 im portugiesischem<br />

Nazaré den<br />

Rekord für die größte Welle<br />

geholt hat. Eine Verwerfung<br />

am Meeresboden sorgt<br />

dafür, dass die Wellen dort<br />

Rekordgrößen erreichen.<br />

Am 30.01.2013, hat McNamara<br />

eine Dreißig-Meter-Welle<br />

gesurft. Doch im<br />

Herbst wurde allen Surfern<br />

vor Augen geführt, wie<br />

gefährlich das Meer ist, als<br />

eine brasilianische Surferin<br />

beinahe ertrank. Im Januar<br />

20<strong>14</strong> wurden sieben Studenten<br />

von einer Welle<br />

erfasst. Nur einer hat es<br />

lebend wieder an Land<br />

geschafft. Auch wenn man<br />

mehr Warnschilder aufstellen<br />

könnte und die Splaniermeile<br />

in den Städten an<br />

der Küste immer sperren<br />

sollte – wenn das Meer mal<br />

wieder seine Wut auf die<br />

Menschen zeigt, braucht es<br />

eigentlich nur gesunden<br />

Menschenverstand, um<br />

nicht den Monsterwellen<br />

zum Opfer zu fallen.<br />

Doch nicht nur am Ufer hat<br />

der Atlantik mehr Opfer<br />

gefordert als sonst, da viele<br />

Fischer Schiffbruch erlitten,<br />

wobei die traditionell trauererprobten<br />

Gemeinden an<br />

Portugals Küsten und auf<br />

den Archipeln von Madeira<br />

und den Azoren auf eine<br />

harte Probe gestellt wurden.<br />

Und immer wieder<br />

kommen folgende Fragen<br />

auf: Warum hatten die<br />

Fischer keine Schwimmwesten<br />

an? Wieso waren sie<br />

nicht in der Rettungsinsel<br />

und weshalb hatten sie keinen<br />

Notsender?<br />

Sparmaßnahmen!<br />

Weshalb<br />

sind<br />

sie bei diesem<br />

Wetter<br />

überhaupt<br />

aufs Meer<br />

gefahren? Vielen Dank!<br />

Weil sie ihre<br />

Familien ernähren müssen!<br />

Da wären natürlich noch<br />

die Tornados, die Dächer<br />

abdeckten und Autos kilometerweit<br />

von ihrem<br />

ursprünglichem Standort<br />

„parkten“! An der Algarve<br />

wurde ein Stadion und ein<br />

eben erst – trotz Krise –<br />

noch gebautes Schwimmbad,<br />

völlig zerstört. Auch<br />

die heftigen Stürme die<br />

immer und immer wieder<br />

vom Atlantik her über Portugal<br />

fegen und extrem viel<br />

Regen mit sich bringen,<br />

sind eher ungewöhnlich. In<br />

den letzten Jahren hatten<br />

die Portugiesen eher mit zu<br />

wenig Regen und dadurch<br />

mit Wassermangel im Sommer<br />

zu kämpfen. Statt dessen<br />

gibt es diesen Winter<br />

besonders oft und außergewöhnlich<br />

viel Schnee in den<br />

Bergen. Die portugiesischen<br />

Olympioniken in Sotschi<br />

trainieren allerdings im<br />

Ausland und waren wahrscheinlich<br />

nie auf Portugals<br />

einziger Skiinstanz: dem<br />

Serra da Estrela. Für die<br />

Flüsse in Portugal bedeutet<br />

es Hochwasser und Überschwemmungen,<br />

und an<br />

den Hängen gibt es Erdrutsche<br />

und Steinschläge. Was<br />

uns zu den<br />

Waldbränden<br />

zurückführt:<br />

Die<br />

kahlen<br />

Hänge bieten<br />

dem<br />

Erdreich<br />

keinen Halt<br />

und mit<br />

dem Regen<br />

kommt es ins rutschen. Und<br />

noch einmal wird klar, dass<br />

Einsparungen an der<br />

falschen Stelle nicht nur die<br />

Güter der Menschen Schaden<br />

nehmen, sondern vor<br />

allem die Menschen selbst.<br />

Ruí Filipe Gutschmidt<br />

berichtet exklusiv für das<br />

<strong>Contra</strong>-Magazin immer wieder<br />

mit emotionalen Artikeln<br />

aus dem krisengeplagten<br />

Portugal. Mit jedem gekauften<br />

Exemplar unterstützen<br />

Sie auch seine Arbeit.<br />

Deshalb komme ich zu<br />

dem Schluss, dass auf<br />

Grund der Krise und der<br />

damit verbundenen Sparmaßnahmen,<br />

Menschen ihr<br />

Hab und Gut, ihre Gesundheit<br />

und manchmal sogar<br />

ihr Leben verloren. Ohne<br />

die Krise hätte es nicht so<br />

viele Opfer gegeben. Doch<br />

ob man das den Verursachern<br />

der Krise ankreiden<br />

kann, bleibt jedem selbst<br />

überlassen. (rfg)<br />

42


Colorado:<br />

Marihuana-<br />

Legalisierung<br />

lässt die<br />

Kassen<br />

klingeln<br />

Seit dem 1. Januar<br />

20<strong>14</strong> darf im US-<br />

Bundesstaat Colorado<br />

legal Marihuana verkauft<br />

und konsumiert werden.<br />

Das freut nicht nur<br />

Konsumenten und Händler,<br />

sondern auch die chronisch<br />

klamme Staatskasse. Die<br />

Nachfrage ist sogar so groß,<br />

dass sich die Preise binnen<br />

einer Woche verdoppelten.<br />

Eine Unze (etwa 28,35<br />

Gramm) "Gras" kostet in<br />

Colorado mittlerweile um<br />

die 360 Dollar. So viel darf<br />

ein Einwohner Colorados<br />

kaufen, wenn er 21 Jahre<br />

oder älter ist. Besucher hingegen<br />

dürfen maximal eine<br />

Menge von einer Viertel-Unze<br />

erwerben. Die<br />

Steuereinnahmen sollen<br />

hierbei zweckgebunden verwendet<br />

werden: Die Einnahmen<br />

aus der Umsatzsteuer<br />

von 15% im Großhandel<br />

fließen in den Bau<br />

von Schulen, und die Einnahmen<br />

aus der Umstatzsteuer<br />

von 10% im Einzelhandel<br />

werden für die<br />

Regulierung der Branche<br />

eingesetzt. Insgesamt<br />

erwarten die Behörden<br />

durch den Marihuana-Verkauf<br />

Steuereinnahmen in<br />

Höhe von rund 67 Millionen<br />

Dollar. Bei einem erwarteten<br />

Umsatz von knapp 580<br />

Millionen Dollar in diesem<br />

Jahr entspräche dies einer<br />

durchschnittlichen Steuerbelastung<br />

von etwa 11-12%<br />

des Endverkaufspreises.<br />

Zusammen mit den kommunalen<br />

Steuern liegt die<br />

gesamte Abgabenbelastung<br />

bei etwa 21%.<br />

Colorado ist der erste US-<br />

Bundesstaat, der sich nach<br />

einer Volksabstimmung für<br />

die Cannabis-Legalisierung<br />

ausgesprochen hat, und<br />

damit ein Bundesgesetz<br />

welches Cannabis für illigal<br />

erklärt, außer Kraft setzte.<br />

Der nordwestliche Bundesstaat<br />

Washington möchte<br />

ebenfalls im Laufe des Jahres<br />

Verkaufsstellen öffnen.<br />

In beiden Bundesstaaten<br />

bleibt der öffentliche Gras-<br />

Konsum jedoch weiterhin<br />

untersagt. Konsumiert werden<br />

darf das Kraut lediglich<br />

im privaten Rahmen zu<br />

Hause. (mm)<br />

43


12. Februar<br />

1934 – Der<br />

österreichische<br />

Februaraufstand<br />

Heute vor 80 Jahren<br />

begann die bewaffnete<br />

Auseinandersetzung<br />

zwischen Mitgliedern<br />

der Sozialisten, Kommunisten,<br />

sowie deren Milizen<br />

auf der einen, und den<br />

christlich-sozialen Regierungstruppen,<br />

sowie deren<br />

Milizen auf der anderen<br />

Seite. Nach dem Verbot von<br />

SDAP und KPÖ und der von<br />

der Regierung Dollfuß angeordneten<br />

Entwaffnung der<br />

Sozialisten, kam es zu ersten<br />

Gefechten.<br />

Die Erste Republik war<br />

geprägt von massiven politischen<br />

Auseinandersetzungen<br />

zwischen den sozialistischen<br />

Gruppen und Parteien,<br />

sowie den christlichkonservativen<br />

Kräften. Ein<br />

Anschluss an Deutschland,<br />

den alle politische Kräften<br />

mit Ausnahme von Kommunisten<br />

und Monarchisten<br />

anstrebten, wurde von den<br />

alliierten Siegermächten<br />

untersagt. Hyperinflation<br />

und Wirtschaftskrise sorgten<br />

in den ersten Jahren<br />

der jungen Demokratie zu<br />

einer zunehmenden Radikalisierung<br />

der Bevölkerung,<br />

die sich in einer zunehmenden<br />

Polarisierung bemerkbar<br />

machte.<br />

Mit der Radikalisierung und<br />

Polarisierung entstanden<br />

auch die paramilitärischen<br />

Milizen. Auf der rechten<br />

Seite war dies die Heimwehr,<br />

welche sich aus Konservativen<br />

und Deutschnationalen<br />

zusammensetzte,<br />

auf der linken Seite der<br />

Republikanische Schutzbund.<br />

Hinzu kamen noch<br />

kleinere Gruppen von nationalsozialistischen<br />

Verbänden.<br />

Bild: Engelbert Dollfuß,<br />

1933<br />

Erste größere bewaffnete<br />

Auseinandersetzungen gab<br />

es schon im Juli 1927, die<br />

in der Erstürmung des Justizpalastes<br />

und von Polizeiwachen<br />

mündeten, woraufhin<br />

die Polizei die Aufstände<br />

45


mit Waffengewalt auflösten.<br />

Im März 1933 folgte dann<br />

die Ausschaltung des Parlaments<br />

und die Errichtung<br />

des Ständestaats. Die daraufhin<br />

folgende Entwaffnung<br />

der sozialistischen<br />

Milizen eskalierte schlussendlich<br />

am 12. März 1934,<br />

als bei der Erstürmung des<br />

Linzer Parteiheims eine<br />

bewaffnete Gegenwehr<br />

erfolgte. In den folgenden<br />

drei Tagen kam es insbesondere<br />

in den Industriestädten<br />

und in Wien zu teils<br />

umfangreichen Kampfhandlungen,<br />

bei denen mehrere<br />

hundert Menschen getötet<br />

wurden. In vielen Bundesländern<br />

blieb es jedoch<br />

ruhig. Der bekannte Schriftsteller<br />

Stefan Zweig schrieb<br />

als Zeitzeuge darüber:<br />

„Wer sich vorgesetzt hat,<br />

ein möglichst ehrliches und<br />

anschauliches Bild seiner<br />

Zeit zu geben, muß auch<br />

den Mut haben, romantische<br />

Vorstellungen zu enttäuschen<br />

… So sonderbar<br />

es scheinen mag: ich war<br />

an diesen historischen<br />

Februartagen 1934 in Wien<br />

und habe nichts gesehen<br />

von den entscheidenden<br />

Ereignisse, die sich in Wien<br />

abspielten und nichts, auch<br />

nicht das mindeste davon<br />

gewußt, während sie<br />

geschahen. Es wurde mit<br />

Kanonen geschossen, es<br />

wurden Häuser besetzt, es<br />

wurden Hunderte von Leichen<br />

davongetragen – ich<br />

habe nicht eine einzige<br />

gesehen. … Alles ging im<br />

innern Kreise der Stadt<br />

ebenso ruhig und regelmäßig<br />

weiter wie sonst, während<br />

in den Vorstädten der<br />

Kampf wütete, und wir<br />

glaubten töricht den offiziellen<br />

Mitteilungen, dass<br />

alles schon beigelegt und<br />

erledigt sei.“<br />

Gegen die Übermacht von<br />

Bundesheer, Polizei, Gendarmerie<br />

und Heimwehr<br />

hatte der Republikanische<br />

Schutzbund keine Chance,<br />

so dass der Aufstand auch<br />

mangels Unterstützung in<br />

der Bevölkerung schon am<br />

<strong>14</strong>. Februar vorbei war. Die<br />

Regierung Dollfuß hatte<br />

gesiegt.<br />

Der österreichische Ständestaat<br />

existierte nach der Ausschaltung<br />

des Parlaments und<br />

der Demontage des Verfassungsgerichtshofs<br />

von 1934 bis<br />

1938, als die österreichische<br />

Regierung den Anschluss<br />

Österreichs an das nationalsozialistische<br />

Deutsche Reich<br />

verkündete.<br />

Die ständestaatliche Verfassung<br />

Österreichs von 1934 –<br />

„Maiverfassung“ genannt –<br />

berief sich (im Gegensatz zur<br />

Bundesverfassung von 1920)<br />

auf Gott anstatt dem Volk als<br />

obersten Souverän. So hieß es<br />

in der Präambel: „Im Namen<br />

Gottes, des Allmächtigen, von<br />

dem alles Recht ausgeht,<br />

erhält das österreichische Volk für seinen christlichen, deutschen Bundesstaat auf<br />

ständischer Grundlage diese Verfassung.“<br />

(Wappen des ständestaatlichen Österreichs: David Liuzzo, Wikimedia CC-BY-SA 3.0)<br />

46


Ernährung:<br />

Interessante<br />

Erkenntnisse<br />

aus 7.<strong>00</strong>0<br />

Jahre altem<br />

Genom<br />

Forscher haben die<br />

Gene eines Menschen<br />

sequenziert und analysiert,<br />

der vor rund 7.<strong>00</strong>0<br />

Jahren in Spanien lebte.<br />

Neben der Feststellung,<br />

dass er ziemlich sicher<br />

blaue Augen und dunklere<br />

Haut hatte, zeigt sich insbesondere<br />

bei den Sequenzen<br />

für die Verwertung von Lactose<br />

und Kohlenhydraten<br />

ein äußerst interessantes<br />

Bild.<br />

Dass der Mensch ist was er<br />

isst, bezieht sich nicht nur<br />

auf die jeweilige Lebensspanne.<br />

Mit der Auswertung<br />

von alten Gensequenzen<br />

wie jener eines 7.<strong>00</strong>0 Jahre<br />

alten Spaniers wird deutlich,<br />

dass unsere Lebensweise<br />

auch langfristige Auswirkungen<br />

auf unsere Gene<br />

hat. So besitzen die heutigen<br />

Menschen oftmals nicht<br />

nur die Fähigkeit, den<br />

Milchzucker (Lactose) zu<br />

verwerten, sondern auch<br />

Stärke (Kohlenhydrate).<br />

Den frühen Menschen fehlten<br />

als Jäger und Sammler<br />

diese Fähigkeiten, da sie<br />

mit dem erjagten Fleisch,<br />

sowie den gesammelten<br />

Insekten und wilden Früchten<br />

dies nicht brauchten.<br />

So können auch heute<br />

noch viele Menschen keine<br />

Lactose verwerten, da sie<br />

als Nachfahren von jenen<br />

Menschen die keine<br />

umfangreiche Viehzucht<br />

betrieben, das entsprechende<br />

Enzym nicht herstellen<br />

können. Die enzymatische<br />

Aufspaltung von<br />

Stärke mittels Amylase hingegen<br />

hat sich als Folge des<br />

global verbreiteten Ackerbaus<br />

beinahe weltweit etabliert.<br />

47<br />

Damit zeigt sich, dass die<br />

heute sehr populäre vegetarische<br />

beziehungsweise<br />

vegane Lebensweise durchaus<br />

nicht dem entspricht,<br />

was manche Vetreter der<br />

fleischlosen Ernährung<br />

immer wieder behaupten.<br />

Deren These, wonach sich<br />

der Mensch ursprünglich<br />

fast ausschließlich von<br />

Pflanzen ernährte, wird<br />

durch diese Erkenntnisse<br />

entkräftet. Ohne die Spezialisierung<br />

als "Jäger und<br />

Sammler" hätten insbesondere<br />

die menschlichen<br />

Populationen in der nördlichen<br />

Hemisphäre die Eiszeiten<br />

nicht überstanden. Erst<br />

mit der sogenannten "neolithischen<br />

Revolution", in der<br />

Ackerbau und Viehzucht mit<br />

der zunehmenden Sesshaftwerdung<br />

einher ging, sorgte<br />

die Umstellung der Ernährungsgewohnheiten<br />

langsam<br />

zu entsprechenden<br />

Genmutationen. (mm)


Meinung: Der<br />

Run auf die<br />

Ukraine hat<br />

schon längst<br />

begonnen<br />

Die Ukraine wird<br />

zwischen EU, USA<br />

und Russland förmlich<br />

zerrieben. Janukowytsch<br />

wird dem Druck<br />

früher oder später nicht<br />

mehr standhalten können.<br />

Was danach kommt, kann<br />

niemand abschätzen. Dass<br />

diese fragwürdige, merkwürdige<br />

und selbsternannte<br />

Opposition das Land wieder<br />

stabilisieren kann, daran<br />

glauben viele nicht. Für den<br />

Westen ist Klitschko der<br />

Befreier der Ukraine, tatsächlich<br />

ist er politisch<br />

unerfahren, kurzsichtig und<br />

nur auf Konfrontation aus.<br />

Der Boxer ist im Ring ein<br />

Ass, auf der Politbühne<br />

könnte er K.O. gehen.<br />

Demokratie einzufordern<br />

ist das Eine, diese Demokratie<br />

aber mit Gewalt<br />

durchsetzen zu wollen,<br />

schließt sich eigentlich von<br />

selbst aus. Gewalt erzeugt<br />

Gegengewalt. Und die<br />

Staatsgewalt, sowie die<br />

Macht sie zu befehligen<br />

liegt in der Hand von Janukowytsch.<br />

Der wiederum<br />

setzt die Staatsgewalt verhältnismäßig<br />

ein. Der (gar<br />

nicht so) demokratische<br />

Westen schreit auf und läuft<br />

Sturm. Amerikaner und EU-<br />

Führer machen sich gleichzeitig<br />

wichtig und rügen<br />

den bösen "diktatorisch<br />

regierenden" Präsidenten,<br />

der seine Polizisten prügelnd<br />

auf "wehrlose"<br />

Demonstranten loslässt.<br />

Dass extremistische Gruppen<br />

die Sicherheitskräfte<br />

attackieren, erfahren wir<br />

allerdings nur am Rande.<br />

Jede Regierung dieser Welt<br />

hat die Pflicht die verfassungsmäßige<br />

Ordnung wiederherzustellen,<br />

wenn diese<br />

von Aufrührern untergraben<br />

wird. Wäre Janukowytsch<br />

wirklich undemokratisch,<br />

wäre er nicht dazu bereit<br />

gewesen, auch nur im<br />

geringsten irgendwelche<br />

Verhandlungen mit der<br />

stümperhaften Opposition<br />

einzugehen.<br />

Der Vorzeige-Boxer<br />

Klitschko gewinnt im Ring<br />

fast jeden Kampf – nur<br />

für den politischen Kampf<br />

ist er zu schwach.<br />

Klitschko versetzt sich<br />

selbst in einen Rauschzustand.<br />

Er ist voller<br />

Adrenalin und Kampfeswillen,<br />

dabei vergisst er<br />

jedoch den Kopf einzusetzen.<br />

Es gibt keine Brille<br />

für politische Kurzsichtigkeit.<br />

Der Boxprofi geht politisch<br />

an die Grenzen des<br />

Machbaren. Selbst riskiert<br />

der Wahldeutsche jedoch<br />

nur wenig. Klitschko will<br />

alles, und das auch noch<br />

sofort. So muss er sich entscheiden:<br />

ringt er nur um<br />

seine Anhängerschaft, oder<br />

kommt er dem Präsidenten<br />

auch einen Schritt näher.<br />

Und da gibt es noch andere<br />

Oppositionelle, ohne Boxerfahrung<br />

und deshalb weniger<br />

bekannt in Europa.<br />

Auch mit wenig Politikverständnis<br />

wird jedem einleuchten,<br />

dass ein Einlenken<br />

in der Forderung eines<br />

sofortigen Rücktritts von<br />

Janukowytsch der einzige<br />

Weg ist, sofort Maßnahmen<br />

zur Befriedung setzen zu<br />

können und ein Datum für<br />

Neuwahlen auszuhandeln.<br />

Dieser Vorschlag kam nämlich<br />

schon vom Präsidenten.<br />

Das dürfte allerdings einigen<br />

Krawallmachern auf<br />

dem Maidan nicht gefallen.<br />

Es riecht nach Anarchie.<br />

(aek)<br />

48


Meinung:<br />

Russlands<br />

berechtigte<br />

Kritik an<br />

Deutschland<br />

Deutschland agiert<br />

als globaler<br />

Moralapostel,<br />

indem es das Thema Menschenrechte<br />

scheinbar zur<br />

obersten diplomatischen<br />

Maxime erhoben hat.<br />

Doch wer im Glashaus<br />

sitzt, soll nicht mit Steinen<br />

werfen. Russland übt<br />

nun heftige Kritik an der<br />

deutschen Außenpolitik.<br />

Völlig berechtigt.<br />

Sich in die internen<br />

Angelegenheiten anderer<br />

Staaten einzumischen<br />

gehört hier im Westen<br />

offenbar zum guten politischen<br />

Ton. Die Maßstäbe<br />

der Werte werden<br />

an der Messlatte der eigenen<br />

Ideale festgemacht,<br />

welche man selbstverständlich<br />

selbst nicht erreicht.<br />

Doch Kritik über die Situation<br />

im eigenen Land ist<br />

nicht erwünscht. Ausgeteilt<br />

wird fleißig, doch einstecken<br />

will man nicht.<br />

Wie die russische Nachrichtenagentur<br />

RIA Novosti<br />

berichtet, wurde im neuesten<br />

"Bericht zur Lage der<br />

Menschenrechte in der EU<br />

im Jahr 2013" auf eklatante<br />

Mängel in Deutschland und<br />

der gesamten Europäischen<br />

Union hingewiesen. Während<br />

in Russland das Verbot<br />

von Nichtregierungsorganisationen<br />

durch Gerichte<br />

bestätigt werden müssen,<br />

werde dies in Deutschland<br />

eigenmächtig von den<br />

Innenministern beschlossen.<br />

So wird das Verbot von<br />

angeblich oder tatsächlich<br />

49


staatsfeindlichen Organisationen<br />

nicht einem unabhängigen<br />

Gericht überlassen,<br />

sondern von parteipolitisch<br />

motivierten Ministern<br />

durchgeführt.<br />

Erwähnenswert ist in diesem<br />

Zusammenhang auch<br />

die fehlende demokratische<br />

Gewaltenteilung in Deutschland.<br />

So wirft die Bundesrepublik<br />

anderen Ländern –<br />

wie zum Beispiel Russland –<br />

immer wieder vor, eine politische<br />

Justiz zu besitzen.<br />

Die Bundesrepublik selbst<br />

hingegen besitzt selbst ein<br />

in sich geschlossenes System,<br />

welches die Prinzipien<br />

eines demokratischen<br />

Rechtsstaats ad absurdum<br />

führt. Ersichtlich wird dies<br />

in der Grafik auf Seite 49<br />

von Manuel Kraschinski.<br />

Nicht umsonst hat die Bundesrepublik<br />

sich bislang<br />

geweigert, die UN-Konvention<br />

zum Kampf gegen Korruption<br />

zu unterzeichnen.<br />

Jeder Staat hat das Recht,<br />

seine Ausrichtung der<br />

Gesetze nach ethischen,<br />

moralischen und kulturellen<br />

Gesichtspunkten auszurichten.<br />

Kritik ist hierbei durchaus<br />

berechtigt, wenn man<br />

selbst den Anforderungen<br />

entspricht. Im Falle der<br />

Europäischen Union und<br />

deren Mitgliedsstaaten gilt<br />

jedoch: Füße stillhalten.<br />

Da kann auch ein Vitali<br />

Klitschko die europäische<br />

Staatengemeinschaft dazu<br />

aufrufen, Sanktionen gegen<br />

den ukrainischen Präsidenten<br />

auszutüfteln, da die<br />

ukrainischen Sicherheitskräfte<br />

bei eskalierten<br />

Demonstrationen zu hart<br />

durchgriffen. Allerdings gilt<br />

mit dem "Vertrag von Lissabon"<br />

doch schon längst der<br />

theoretische Schießbefehl<br />

gegen Demonstranten.<br />

Auch dies ist ein typischer<br />

Fall davon,<br />

wie die EU<br />

von anderen<br />

Staaten<br />

mehr verlangt,<br />

als sie<br />

den eigenen<br />

Bürgern<br />

gewährt.<br />

Man muss<br />

nur einen<br />

Blick auf die<br />

Demonstrationen<br />

in<br />

ganz Europa<br />

werfen, bei<br />

denen die<br />

Polizei teilweise<br />

mit<br />

heftiger<br />

Gewalt gegen die Bevölkerung<br />

vorgeht. Das Bild oben<br />

stammt beispielsweise von<br />

einer Demonstration in Spanien<br />

am 16.01.20<strong>14</strong>.<br />

Europa – insbesondere<br />

Deutschland – muss damit<br />

beginnen, vor der eigenen<br />

Türe zu kehren. Die Augen<br />

vor Ungerechtigkeiten in<br />

der Welt darf man nicht<br />

verschließen – allerdings<br />

muss man den eigenen<br />

Umgang mit Grund- und<br />

Menschenrechten ebenfalls<br />

kritisch analysieren. Insbesondere<br />

die Meinungs-,<br />

Rede- und Pressefreiheit<br />

gerät immer stärker unter<br />

Druck, so dass selbst das<br />

angeblich so autokratische<br />

Russland eine größere<br />

Diversität in den Medien<br />

aufweist, als das angeblich<br />

so demokratisch-tolerante<br />

Deutschland. (mm)<br />

50


Meinung: Die<br />

Schweiz als<br />

letzte Insel<br />

der Volkssouveränität<br />

Letzten Sonntag hat<br />

das souveräne<br />

Schweizer Volk über<br />

eine Neuregelung des Ausländerzuzugs<br />

entschieden.<br />

Die Zuwanderungsinitiative<br />

der Schweizer Volkspartei<br />

(SVP) ist in der Europäischen<br />

Union sehr umstritten.<br />

Schon werden erste<br />

Konsequenzen angedroht.<br />

Verändern wird sich sofort<br />

nichts, denn der Bundesrat<br />

der Schweiz hat drei Jahre<br />

Zeit die Initiative umzusetzen.<br />

Erst dann kommt es zu<br />

einer Neuverhandlung der<br />

bilateralen Verträge. Die<br />

Schweizer werden hierzu<br />

aber nicht den ersten<br />

Schritt tun.<br />

Barroso, der vom "europäischen<br />

Volk" nicht demokratisch<br />

gewählte Kommissionspräsident<br />

ist mit Drohungen<br />

besonders schnell.<br />

Kaum hatten die Schweizer<br />

ihr knappes Votum mit<br />

50,3% in der Tasche, wurde<br />

schon darüber nachgedacht<br />

welche Möglichkeiten es<br />

gäbe, die demokratischen<br />

und souveränen Schweizer<br />

für ihr Votum zu bestrafen.<br />

Schließlich gehöre die Freizügigkeit<br />

innerhalb der<br />

Europäischen Union – und<br />

in den Staaten welche Verträge<br />

mit der EU eingegangen<br />

sind – zu den wichtigsten<br />

Errungenschaften der<br />

Wertegemeinschaft. Die<br />

Tatsache, dass im übrigen<br />

Europa über die Freizügigkeit<br />

nie demokratisch abgestimmt<br />

wurde, weil dies<br />

nicht vorgesehen war, ja<br />

von manchen Regierungen<br />

sogar die Abstimmung zur<br />

Ratifizierung wichtiger Verträge,<br />

das Volk gar nie<br />

befragt - sondern nur von<br />

deren Parlamentariern<br />

abgenickt – wurde, stört<br />

keinen aufrechten europäischen<br />

Demokraten.<br />

51<br />

Dabei kann man die<br />

Schweizer Bürger nur verstehen,<br />

wenn sie selbst darüber<br />

entscheiden wollen,<br />

wen sie an ihrem Reichtum<br />

teilhaben lassen wollen.<br />

Diese Zuwanderungsinitiative<br />

muss man als Notbremse<br />

verstehen. Bei jährlich<br />

80.<strong>00</strong><strong>00</strong> Zuwanderern<br />

und einem Ausländeranteil<br />

von 23 Prozent - die Eingebürgerten<br />

noch nicht mitgerechnet,<br />

sieht sich die<br />

Bevölkerung unter Zugzwang.<br />

Sie wollen aber eindeutig<br />

darauf hinweisen,<br />

dass sie nicht fremdenfeindlich<br />

sind, es besteht<br />

jedoch eine Angst vor Überfremdung.<br />

Das haben sie<br />

mit vielen deutschen und<br />

österreichischen Bürgern<br />

gemein. Hierzulande ist<br />

diese Überfremdung ein<br />

großes Tabu, denn man<br />

läuft schnell Gefahr als<br />

Rechtspopulist und Ausländerfeind<br />

stigmatisiert zu<br />

werden. Der Unterschied<br />

zwischen der Schweiz und<br />

der in der EU "gefangenen"<br />

ist, dass sich die Eidgenos-


-sen über die Probleme ihres Landes zu sprechen trauen und sogar eine Abstimmung<br />

zustande bringen, wie sie künftig mit Ausländern ein besseres Miteinander erreichen<br />

können, denn so sollte man diese Initiative wirklich verstehen.<br />

Wir können im Allgemeinen sehr froh sein, dass die Schweiz so eine Debatte<br />

lostritt. Das hilft den EU-Kritikern innerhalb der EU ungemein und zwingt vor allem<br />

die bedingungslosen Befürworter und unterwürfigen "Abnicker" wie es die Sozialisten,<br />

Grünen, Linksliberalen und vereinzelt auch Christdemokraten sind, zum Überdenken<br />

ihrer verantwortungslosen Einwanderungspolitik der autochthonen Bevölkerung<br />

gegenüber. Wir wollen alle nicht, dass unsere Völker der Identität beraubt und<br />

entwurzelt werden. Kein Volk dieser Welt würde das hinnehmen wollen. Ein gewißes<br />

Maß an Migration ist für jede Nation verkraftbar. Zügellosigkeit und Maßlosigkeit ist<br />

niemals gut und förderlich.<br />

Uns allen ist aber eines klar. Die Europäische Union mit ihrer derzeitigen Führung<br />

will kein souveränes, selbstbewusstes Staatsvolk. Das läuft dem Plan der Globalisierung<br />

und dem vorgegebenen Weg in die "Vereinigten Staaten von Europa" zu wider.<br />

Sie arbeiten an einem sozialistischen und vor allem zentralistischen Europa. Auf den<br />

Weg in diese "EUdSSR" sollen alle nationalistischen Kräfte ausgeschaltet werden,<br />

denn Nationalismen sind das Böse, welche immer wieder zu Kriegen führten. Dies<br />

zeige uns die Geschichte, so wird es immer wieder propagiert. Wenn sich die Bürger<br />

in den Mitgliedsstaaten der EU mit ihren Problemen allein gelassen fühlen, sie niemand<br />

ernst nimmt und ihre Probleme negiert und verunglimpft werden, könnte es<br />

irgendwann zu Spannungen kommen, welche die Verantwortlichen nicht mehr in den<br />

Griff bekommen. Insbesondere dann wenn die Arbeitslosenraten ansteigen, eine Verknappung<br />

des Wohnungsmarktes stattfindet, oder es zu anderen sozialen Spannungen<br />

kommt. Spätestens dann reicht nur noch ein Funke für ein lodern eines Feuers,<br />

welches niemand mehr so leicht zu löschen in der Lage sein wird. (aek)<br />

52


<strong>Contra</strong>-Punkt<br />

EU oder Schweiz:<br />

Wer ist hier<br />

fremdenfeindlich?<br />

Die Schweizer wollen<br />

wieder Einwandererkontingente<br />

haben, dies ist das Resultat<br />

der jüngsten Abstimmung.<br />

Anstatt sich heuchlerisch<br />

über das eidgenössische<br />

Votum zu echauffieren,<br />

sollte die Brüsseler Eurokratie<br />

jedoch zuerst einmal<br />

einen kritischen Blick auf<br />

die eigene Migrationspolitik<br />

werfen.<br />

Jahrelang haben die<br />

Schweizer zugesehen, wie<br />

im Zuge des Freizügigkeitsabkommens<br />

mit der EU<br />

immer mehr Menschen in<br />

das kleine Alpenland strömten.<br />

Seit dem Jahr 2<strong>00</strong>2<br />

waren dies rund 1,7 Millionen<br />

Menschen – abzüglich<br />

jener rund einer Million<br />

Menschen, die der Eidgenössischen<br />

Konföderation<br />

(wieder) den Rücken kehrten.<br />

Freizügigkeit hin oder<br />

her – bei durchschnittlich<br />

7,7 Millionen Einwohnern im<br />

gesamten Zeitraum von elf<br />

Jahren hat die kleine<br />

Schweiz mit rund 155.<strong>00</strong>0<br />

Immigranten pro Jahr jährlich<br />

in etwa um zwei Prozent<br />

nur durch Einwanderung<br />

gewachsen.<br />

Zum Vergleich: Die Europäische<br />

Union (27 Länder)<br />

hat in etwa 5<strong>00</strong> Millionen<br />

Einwohner. Zwei Prozent<br />

davon wären zehn Millionen<br />

Menschen. So viele Menschen<br />

hätte die europäische<br />

Staatengemeinschaft in<br />

etwa alleine im letzten Jahr<br />

aufnehmen müssen, nur um<br />

die selbe Aufnahmequote<br />

wie die kleine Schweiz zu<br />

erreichen, die nicht einmal<br />

Mitglied in diesem Staatenclub<br />

ist. Wissen Sie, wie<br />

viele Menschen in etwa pro<br />

Jahr in die EU einwandern<br />

(dürfen)? Laut Eurostat<br />

waren dies von 2<strong>00</strong>9-2011<br />

jährlich etwa 1,7 Millionen<br />

Menschen. Das sind 0,33<br />

Prozent der gesamten<br />

Bevölkerung! Im Gegenzug<br />

verließen im selben Zeitraum<br />

jährlich im Schnitt<br />

1,17 Millionen Menschen die<br />

Europäische Union, so dass<br />

das Wanderungssaldo<br />

gerade einmal bei plus<br />

530.<strong>00</strong>0 Menschen im Jahr<br />

lag. Satte 0,1 Prozent…<br />

Für die Schweiz hieße dies<br />

bei den aktuell rund 8,1 Millionen<br />

Einwohnern, dass sie<br />

pro Jahr lediglich knapp<br />

53


27.<strong>00</strong>0 Menschen die Einwanderung<br />

erlauben<br />

müsste, um auf die selbe<br />

Quote wie die gesamte EU<br />

zu kommen. Erkennen Sie<br />

jetzt die<br />

Relation?<br />

Wenn die<br />

Schweiz nun<br />

innerhalb der<br />

nächsten drei<br />

Jahre wieder<br />

Kontingente<br />

für EU-Bürger<br />

einführt,wie<br />

sie zum Beispiel<br />

immer<br />

noch für<br />

Angehörige<br />

anderer<br />

Staaten gelten,<br />

werden<br />

diese ziemlich<br />

sicher<br />

immer noch<br />

über jenem<br />

Wert liegen,<br />

den die EU<br />

erreicht. Man<br />

sollte sich<br />

deshalb die<br />

Frage stellen,<br />

ob die Brüsseler<br />

Eurokratie<br />

überhaupt<br />

noch<br />

ein moralisches<br />

Recht<br />

dazu besitzt,<br />

die Entscheidung<br />

der<br />

Schweizer zu<br />

kritisieren.<br />

Immerhin<br />

verfährt die EU in Sachen<br />

Einwanderung deutlich<br />

restriktiver als die Schweiz.<br />

Selbst andere Europäer, wie<br />

Russen, Ukrainer, Serben<br />

oder Albaner werden als<br />

Europäer gleich behandelt,<br />

wie Afrikaner, Asiaten oder<br />

Die „Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit<br />

an den Außengrenzen der Mitgliedstaaten<br />

der Europäischen Union“ (Frontex) mit Sitz in Warschau,<br />

Polen, ist die paramilitärische Grenzschutztroppe<br />

der EU. Seit 2<strong>00</strong>4 koordiniert diese Agentur die<br />

Zusammenarbeit der EU-Staaten bei der Abschottung<br />

der EU-Außengrenzen<br />

Menschenrechtsorganisationen kritisieren immer wieder<br />

die Vorgehensweise der Grenzschützer, die sich<br />

offenbar immer wieder Verstößen gegen das internationale<br />

Recht schuldig machen. So sollen zum Beispiel<br />

Flüchtlinge außerhalb der 12-Meilen-Zone aufgegriffen<br />

und zurück geschickt worden sein, obwohl die Menschen<br />

auf hoher See das Recht haben, einen Asylantrag<br />

zu stellen. Ebenso wird die Finanzierung von Auffanglagern<br />

in Nordafrika unterstützt, damit sich die<br />

Flüchtlinge erst gar nicht auf den Weg übers Mittelmeer<br />

machen.<br />

Amerikaner. Und diese<br />

Eurokraten, die Flüchtlinge<br />

im Mittelmeer ertrinken lassen,<br />

und teilweise sogar mit<br />

54<br />

Gummigeschossen auf<br />

diese Menschen schießen<br />

lassen, wagen es tatsächlich,<br />

den Schweizern Fremdenfeindlichkeit<br />

zu unterstellen?<br />

Die Eidgenossen<br />

haben<br />

eine demokratische<br />

und<br />

nachvollziehbare<br />

Entscheidung<br />

gefällt<br />

die der Regierung<br />

den Auftrag<br />

erteilt,<br />

einen Vertrag<br />

mit Brüssel<br />

neu zu verhandeln.<br />

Da<br />

die Schweiz<br />

kein EU-Mitglied<br />

ist, hat<br />

sie auch jedes<br />

erdenkliche<br />

Recht dazu.<br />

Genauso, wie<br />

die EU-Staaten<br />

über ihre<br />

Einwanderungspolitik<br />

gegenüber<br />

Drittstaaten<br />

selbst regeln.<br />

Ob man selbst<br />

diesen Schritt<br />

befürwortet<br />

oder ablehnt,<br />

ist hierbei<br />

irrelevant.<br />

Denn wenn<br />

man schon mit<br />

Steinen wirft,<br />

sollte man<br />

sich erst einmal<br />

vergewissern, ob man<br />

nicht eventuell in einem<br />

Glashaus sitzt. (mm)


<strong>Contra</strong>-Punkt<br />

Klimawandel:<br />

Panikmache oder<br />

Normalität?<br />

Dass das globale Klima im Laufe<br />

der letzten Jahrmillionen massive<br />

Veränderungen erfuhr, ist allseits<br />

bekannt. Ebenso die Tatsache, dass die<br />

globale Durchschnittstemperatur in den<br />

letzten Jahrzehnten anstieg, was zu<br />

schmelzenden Gletschern und Polkappen<br />

führte. In der Debatte über Ursachen und<br />

Auswirkungen werden jedoch sowohl von<br />

den "Klimawandelleugnern" als auch von<br />

den "Klimawandelwarnern" teilweise<br />

recht fragwürdige Argumente und Szenarien<br />

vorgebracht.<br />

Betrachtet man die letzten rund 540 Millionen<br />

Jahre, befinden wir uns eigentlich<br />

immer noch in einer Kaltzeit. Dies ändert<br />

zwar nichts an der Tatsache, dass wir in<br />

den letzten Jahrzehnten einen Anstieg<br />

der globalen Durchschnittstemperatur<br />

erlebten, ist jedoch durchaus eine<br />

55<br />

Betrachtung wert.<br />

So ist ein menschlicher Einfluss auf das<br />

globale Klima nicht von der Hand zu weisen:<br />

Wir Menschen greifen massiv in die<br />

Umwelt ein, indem wir die Erdoberfläche<br />

mit der Ausdehnung von Siedlungen und<br />

landwirtschaftlicher Nutzflächen komplett<br />

umwälzen, sowie durch die Verbrennung<br />

fossiler Energieträger (v.A. Kohle, Erdöl<br />

und Erdgas) zusätzliches Kohlendioxyd<br />

(CO²) in die Atmosphäre blasen. Wobei<br />

Letzteres wahrscheinlich überdramatisiert<br />

wird. Immerhin beträgt der gesamte<br />

Anteil von CO² in der Erdatmosphäre<br />

gerade einmal 0,035%. Der vom Menschen<br />

verursachte Anteil des Treibhausgases<br />

liegt bei etwa 1,2% des vorhandenen<br />

Kohlendioxyds. Das sind lediglich<br />

0,<strong>00</strong>042% der gesamten Luftmasse. Da<br />

das Kohlendioxyd jedoch zugleich Pflanzennahrung<br />

und essentiell für die Photosynthese<br />

ist, müsste ein Anstieg eigentlich<br />

zu einem besseren Pflanzenwachstum<br />

führen, oder nicht? Kann man dies<br />

vielleicht auch als "homöopathische Wirkung"<br />

bezeichnen?


keine Industrie gab.<br />

Dies bedeutet jedoch<br />

nicht, dass wir uns entspannt<br />

zurücklehnen sollten.<br />

Ganz im Gegenteil: Als<br />

denkende Wesen die<br />

bewusst handeln, liegt es in<br />

unseren Händen was wir<br />

mit diesem Planeten<br />

machen. Angesichts einer<br />

Population von über 7 Milliarden<br />

Menschen auf dieser<br />

Erde, die nicht nur Platz<br />

zum leben brauchen, sondern<br />

auch eine entsprechende<br />

Fläche für die Nahrungsgewinnung,<br />

müssen<br />

wir auf die natürlichen Ressourcen<br />

achten. Eine möglichst<br />

nachhaltige Lebensweise<br />

ist langfristig der einzig<br />

sinnvolle Weg, um auch<br />

unseren Nachkommen eine<br />

lebenswerte Welt zu hinterlassen.<br />

Politisch motivierte Agitatoren,<br />

welche die Auswirkungen<br />

des Klimawandels<br />

entweder massiv relativieren,<br />

weil sie im Sold diverser<br />

Industrielobbyisten stehen,<br />

oder stark übertreiben,<br />

weil sie die Regierungen für<br />

mehr finanzielle Mittel über-<br />

Seriöse Forscher gehen<br />

davon aus, dass der Meeresspiel<br />

bis zum Jahr 21<strong>00</strong><br />

im Vergleich zum Jahr 2<strong>00</strong>0<br />

zwischen 0,5 und 2 Meter<br />

ansteigen könnte. Bis zum<br />

Jahr 24<strong>00</strong> könnte der<br />

Anstieg je nach Szenario<br />

zwischen 2,5 und 5,1 Meter<br />

betragen. Angesichts der<br />

rund 120 Meter seit dem<br />

Maximum der letzten Eiszeit<br />

wirken diese Zahlen jedoch<br />

weitaus weniger dramatisch.<br />

Insbesondere dann,<br />

wenn man bedenkt dass der<br />

größte Teil des Anstiegs im<br />

Zeitraum vor 8-20.<strong>00</strong>0 Jahren<br />

stattfand, als es noch<br />

56


zeugen wollen, sind schlussendlich<br />

nur Blender und<br />

Heuchler. Das Klima ändert<br />

sich schon seit Millionen<br />

von Jahren – mit und ohne<br />

menschlichen Einfluss. Das<br />

ist ein Faktum, welches wir<br />

nicht ändern können. Allerdings<br />

können wir unseren<br />

Beitrag dazu durchaus ein<br />

wenig steuern – egal wie<br />

groß er im Endeffekt tatsächlich<br />

ist.<br />

Jene nicht mehr abwendbaren<br />

Veränderungen die<br />

wir erkennen und vorhersehen<br />

können, müssen wir<br />

dabei wohl oder übel akzeptieren<br />

und entsprechende<br />

Vorsichtsmaßnahmen treffen.<br />

Hier gilt der Grundsatz:<br />

Wenn man etwas nicht<br />

(mehr) ändern kann, muss<br />

man lernen damit zu leben.<br />

Dies gilt auch für jene zu<br />

erwartenden klimatischen<br />

Umwälzungen in den nächsten<br />

Jahrhunderten. Unsere<br />

Der Klimawandel ist ein<br />

Geschäft mit der Angst<br />

Jährlich fließen Unsummen in Studien<br />

und Berichte zu den Ursachen und Auswirkungen<br />

der klimatischen Veränderungen.<br />

Hierbei stehen sich beide<br />

Extreme – Panikmacher und Relativierer<br />

– um nichts nach.<br />

Inzwischen wurde die Klimaforschung<br />

zu einem rentablen Geschäftsfeld, in<br />

dem sich viele Leute eine goldene Nase<br />

verdienen. Neben öffentlichen Stellen<br />

zahlen nämlich auch Industriekonzerne<br />

für möglichst genehme Studienergebnisse.<br />

Gerade deshalb ist es unerlässlich,<br />

möglichst viele unterschiedliche Studien<br />

und Berichte zu lesen, und gegebenenfalls<br />

auf Ungereimtheiten zu überprüfen.<br />

Manchmal ist es sogar einfach nur<br />

eine Sache der Interpretation von<br />

Daten.<br />

Schlussendlich liegt es in unserer eigenen<br />

Hand, ob wir uns auf Propaganda,<br />

oder nicht doch lieber echte Informationen<br />

verlassen wollen. Deshalb sollten<br />

wir stets kritisch bleiben und zur Not die<br />

Ergebnisse hinterfragen.<br />

Vorfahren mussten auch mit<br />

der Eiszeit und der nachfolgenden<br />

Warmzeit klar kommen.<br />

Warum sollten wir das<br />

nicht auch schaffen? (mm)<br />

Grafiken auf Seite 56:<br />

Wikimedia / Global Warmin<br />

Art CC-BY-SA 3.0<br />

57


<strong>Contra</strong>-Punkt<br />

Steuergerechtigkeit: Gibt es<br />

eine gerechte Umverteilung?<br />

Wenn es um das Thema Steuern geht, scheiden sich die Geister.<br />

Nicht nur in Sachen Steuerquote und Steuersätze, sondern<br />

auch wenn es darum geht, was besteuert werden soll.<br />

Immerhin muss sich jeder Staat irgendwie finanzieren und gegebenenfalls<br />

auch etwas in Sachen sozialer Umverteilung unternehmen. Für die<br />

Einen (z.B. Libertäre) sind Steuern Raub, für die Anderen (z.B. Sozialisten)<br />

eine Notwendigkeit. Wäre es vielleicht besser, nicht mehr die Einkommen,<br />

sondern das Vermögen und den Konsum zu besteuern?<br />

Im Mittelalter erhob der Adel kaum Steuern, sondern finanzierte sich<br />

vielmehr durch den Verkauf von bestimmten Rechten (Markt- und<br />

Stadtrecht), Handelsmonopolen (Wolle, Gewürze…), sowie dem Ertrag<br />

der eigenen Ländereien. Später folgte noch eine Grundsteuer, sowie<br />

nicht selten eine Steuer auf andere Besitzwerte wie Vieh oder gar eine<br />

Kopfsteuer. Erst mit der Entwicklung der modernen Staaten erfolgte die<br />

Etablierung jenes Steuersystems, welches heute seine Anwendung findet.<br />

58


Heute versuchen die<br />

meisten europäischen<br />

Staaten insbesondere<br />

bei der Besteuerung<br />

von Einkommen ein<br />

möglichst progressives<br />

Steuersystem zu halten,<br />

um damit die sozial<br />

Schwächeren zu entlasten,<br />

während Besserverdiener<br />

prozentual<br />

eine höhere Belastung<br />

zu tragen haben. Für<br />

die unteren Einkommensschichten<br />

bringt<br />

dies einen doppelten<br />

Vorteil mit sich: Neben<br />

einer geringeren Steuerbelastung<br />

auf das Einkommen<br />

erhalten sie zudem proportional<br />

gesehen auch mehr<br />

staatliche Unterstützung.<br />

Die OECD-Grafik links zeigt<br />

den Umverteilungseffekt<br />

in ausgewählten Ländern<br />

auf, der infolge der jeweiligen<br />

Steuer- und Sozialsysteme<br />

auftritt. Der Gini-<br />

Koeffizient reicht von 0<br />

(alle Menschen verdienen<br />

oder besitzen gleich viel)<br />

bis 1 (ein Mensch verdient<br />

oder besitzt Alles). Hierbei<br />

zeigt sich deutlich, wie<br />

effektiv die soziale<br />

Umverteilung funktioniert:<br />

So weisen beispielsweise<br />

die Schweiz<br />

und Frankreich bei den<br />

Nettoeinkommen in etwa<br />

die gleiche Einkommensverteilung<br />

auf, während<br />

sie bei den Bruttoeinkommen<br />

deutlich auseinanderklafft.<br />

Deutschland und Österreich<br />

setzen hauptsächlich<br />

auf Einkommens- und<br />

Konsumsteuern, während<br />

der Besitz hingegen nur<br />

eine geringe Steuerlast aufweist.<br />

Kritiker von Kapitalsteuern<br />

(Geldvermögen,<br />

Immobilien…) weisen stets<br />

darauf hin, dass diese ja<br />

mit bereits versteuerten<br />

Einkommen erworben wurden.<br />

Damit haben sie nicht<br />

unrecht. Allerdings führt der<br />

Fokus auf die Besteuerung<br />

59


von Einkommen dazu, dass<br />

insbesondere die finanzielle<br />

Oberschicht enorme Mengen<br />

an Kapital anhäufen<br />

konnten, welches wiederum<br />

seine Rendite vom umlaufenden<br />

Geld verlangt.<br />

Erhöht man hingegen die<br />

Steuern auf das Eigentum<br />

und senkt dabei gleichzeitig<br />

die Steuern auf Einkommen,<br />

werden nicht mehr<br />

jene Menschen "bestraft"<br />

die gut verdienen, sondern<br />

jene die ihr Geld horten.<br />

So besaßen die Deutschen<br />

im Jahr 2012 ein Gesamtvermögen<br />

von 11.347 Milliarden<br />

Euro. Davon entfielen<br />

4.939 Milliarden Euro auf<br />

Geldvermögen (Bargeld,<br />

Einlagen, Versicherungsansprüche,<br />

Aktien…), 4.450<br />

Milliarden Euro auf Investments,<br />

und 1.958 Milliarden<br />

Euro auf Bauland. Hätte die<br />

Bundesrepublik nun diese<br />

Vermögen mit einem Steuersatz<br />

von nur 3% pro Jahr<br />

bedacht, wären dies 340<br />

Milliarden Euro an Steuereinnahmen<br />

gewesen. Bei<br />

einem Steueraufkommen<br />

von rund 6<strong>00</strong> Milliarden<br />

Euro sind dies etwa 57%.<br />

Die beiden Grafiken rechts<br />

oben und links verdeutlichen<br />

den Unterschied.<br />

Bedenkt man, dass das<br />

reichste Zehntel in Deutschland<br />

66,6% des Gesamtvermögens<br />

hält, während die<br />

untere Hälfte gerade einmal<br />

1,4% davon besitzt, entfiele<br />

somit der Großteil der Steuerlast<br />

auf jene Menschen,<br />

die ohnehin nicht mehr wissen,<br />

was sie mit dem Geld<br />

noch anfangen sollen.<br />

Zudem würde damit die<br />

Konzentration des Vermögens<br />

auf wenige Menschen<br />

etwas eingebremst, während<br />

die Mittelschicht (40%<br />

der Bevölkerung mit 32%<br />

des Vermögens) nur eine<br />

moderate Steuerbelastung<br />

zu tragen hätte. Zwar<br />

müssten Spitzenmanager<br />

wie Ackermann oder Jain<br />

mit Einkommen von<br />

bis zu 10 Millionen<br />

Euro im Jahr keine<br />

45% davon mehr ans<br />

Finanzamt abliefern,<br />

dafür jedoch jährlich<br />

3% ihres Gesamtvermögens.<br />

Wenn man bedenkt,<br />

dass die reichsten<br />

5<strong>00</strong> Personen bzw.<br />

Familien (0,<strong>00</strong>07%<br />

der Bevölkerung) in<br />

Deutschland im Oktober<br />

2013 auf ein<br />

Gesamtvermögen von<br />

528,4 Milliarden Euro<br />

(ca. 4,4% des<br />

Gesamtvermögens) kamen,<br />

erscheint ein Umbau des<br />

Steuersystems durchaus<br />

sinnvoll. Von 2010 auf 2013<br />

wuchs deren Vermögen um<br />

16% an – das ist ein<br />

Zuwachs von 5,3% pro<br />

Jahr. Selbst mit einer dreiprozentigen<br />

Vermögenssteuer<br />

hätten sie heute<br />

zumindest nominal mehr<br />

Vermögen als noch vor drei<br />

Jahren, zumal sie ihre Einkommen<br />

in dem Fall ohnehin<br />

nicht versteuern müssten,<br />

was zumindest einen<br />

kleinen Ausgleich schaffen<br />

würde.<br />

Ob es wirklich eine Steuergerechtigkeit<br />

gibt, wird<br />

wohl ewig eine philosophische<br />

Streitfrage und immer<br />

subjektiv bleiben. Doch<br />

wenn es um einen sozialen<br />

Ausgleich geht, dann wird<br />

es sinnvoller sein Vermögen<br />

anstatt Einkommen zu<br />

besteuern. Geld sollte<br />

schließlich fließen und nicht<br />

gehortet werden. (mm)<br />

60


Bertelsmann-Studie: Russland<br />

wird erstmals als Autokratie<br />

gewertet<br />

Es muss immer wieder gesagt, geschrieben und hinaus<br />

in alle Welt getragen werden. Es gibt nur eine<br />

Form des Regierens die vom Westen anerkannt<br />

wird: Die Demokratie westlicher Prägung ist das Maß aller<br />

Dinge. Entweder Demokratie oder Krieg durch die "Demokratiebringer".<br />

Demokratie ist immer nur ein fadenscheiniger<br />

Vorwand, für die Ausbeutung der Rohstoffe und Versklavung<br />

der Menschen in den jeweiligen Regionen. Erst<br />

interveniert die NATO mit ihren Frieden bringenden Waffen,<br />

dann folgt eine "demokratische" Wahl. Gewählt wird<br />

dabei zumeist ein Vasall der Amerikaner, worauf die Weltkonzerne<br />

(in Besitz einiger weniger Familien) das Land<br />

stürmen und gierig jeden Dollar aufsaugen, den sie in<br />

ihre Fänge bekommen. Im Falle Russland wird das so nie<br />

möglich sein.<br />

Was wir immer wieder vergessen: Eine Demokratie funktioniert<br />

nur durch die Legitimation eines souveränen Volkes.<br />

Wie souverän Deutschland (Deutschland ist heute<br />

noch besetzt) und Österreich seit dem 2. Weltkrieg tatsächlich<br />

sind, ist hinlänglich bekannt.<br />

Stichwort:<br />

„Autokratie“<br />

In der Politwissenschaft<br />

bezeichnet der<br />

Begriff „Autokratie“<br />

(Selbstherrschaft) die<br />

Herrschaft einer Person,<br />

oder einer kleinen<br />

Gruppe, die keinen<br />

verfassungsmäßigen<br />

Beschränkungen<br />

unterliegen.<br />

Im Falle Putins und<br />

Russlands ist dies<br />

absolut nicht der Fall,<br />

da sich sowohl der<br />

Präsident, als auch die<br />

Regierung an die<br />

Grundsätze der russischen<br />

Verfassung halten<br />

müssen. Somit ist<br />

diese Studie nichts<br />

weiter als eine politisch<br />

motivierte Auftragsarbeit.<br />

61


Als die Besatzer - darunter<br />

auch die Russen - symbolisch<br />

abzogen, blieb das<br />

demokratische, auch<br />

angeblich neutrale Österreich<br />

trotzdem aber dem<br />

Westen im Wort und spionierte<br />

für die Amerikaner in<br />

Richtung des "Eisernen Vorhangs"<br />

unermüdlich weiter.<br />

Das Österreich nicht neutral,<br />

also unparteiisch den<br />

Blöcken gegenüber stand,<br />

ist kein Geheimnis. Dass<br />

sich nie etwas daran geändert<br />

hat, daran sind wir<br />

selbst schuld. Unsere<br />

Demokratie verkam zu<br />

einem, durch einen Wahlprozess<br />

legitimierten, alle 4<br />

(inzwischen 5) Jahre wiederkehrenden<br />

Kasperltheater.<br />

Wer meint Demokratie<br />

bestünde darin, sein Kreuz<br />

an der richtigen Stelle auf<br />

einen Stück Papier zu<br />

machen, der ist nur ein<br />

unpolitischer Mensch und<br />

im besten Sinne unserer<br />

parlamentarischen Demokratie<br />

agierend. Nach dem<br />

Motto: "Mach dein Kreuz,<br />

alles andere machen wir<br />

schon für dich. Wir sind<br />

doch die Politiker!" Eigentlich<br />

sollten wir nicht nur<br />

Vertreter entsenden, sondern<br />

wir sollten auch im<br />

Parlament vertreten sein.<br />

Was diese Bertelsmann-<br />

Studie ebenfalls behauptet,<br />

ist nämlich der Rückzuck<br />

der Demokratie in den<br />

westlichen Staaten. Genau<br />

hier müssen wir nachdenken<br />

und ansetzen. Vielleicht<br />

sollten wir vermehrt vor<br />

unserer eigenen Türe kehren,<br />

bevor wir uns Gedanken<br />

über andere Staaten<br />

machen.<br />

Wie Russland regiert<br />

werden soll, müssen die<br />

Russen selbst entscheiden<br />

Die Mehrheit der russischen<br />

Bevölkerung ist mit<br />

Präsident Putin zufrieden.<br />

Selbst wenn 49 Prozent<br />

gegen Putin wären, sind<br />

immerhin noch 51 Prozent<br />

für ihn. Das ist eben Demokratie.<br />

Bei den letzten<br />

Wahlen erreichte Putin<br />

immerhin 65 Prozent der<br />

Stimmen. Natürlich orteten<br />

die OSZE und die EU dabei<br />

eine Wahlfälschung. Wer<br />

aber bei einer Wahl so im<br />

Scheinwerferlicht steht wie<br />

Putin, kann sich eine Fälschung<br />

gar nicht erlauben.<br />

Es gibt und gab keinen erstzunehmenden<br />

Oppositionspolitiker<br />

in Russland. Das<br />

ist der eigentliche Grund<br />

warum Putin seine Macht<br />

weiterhin aufrecht erhalten<br />

kann. Russland braucht<br />

genau so einen Mann. Man<br />

stelle sich vor, Russland<br />

würde von einer Marionette<br />

des Westens regiert werden<br />

wie es Boris Jelzin war.<br />

Russland würde innerhalb<br />

von Monaten auseinanderbrechen.<br />

Die muslimischen<br />

Teilrepubliken würden sich<br />

zuerst loslösen. Aber nicht<br />

nur das wäre der Untergang<br />

der größten Republik unserer<br />

Erde. Die Öl- und Gasfirmen<br />

würden sich die<br />

Gebiete untereinander aufteilen,<br />

denn sie würden sich<br />

vom schwer kalkulierbaren<br />

Nahen Osten unabhängiger<br />

machen wollen. Natürlich<br />

ginge es um viel mehr,<br />

denn Russland besitzt alle<br />

nur denkbar möglichen<br />

Rohstoffe.<br />

Russland als Autokratie zu<br />

bezeichnen, ist ziemlich<br />

kurzsichtig. Man kann politische<br />

Systeme nicht ein zu<br />

eins vergleichen. Was der<br />

sogenannte Westen falsch<br />

macht: Er spricht immer<br />

nur von Minderheiten,<br />

obwohl er genau weiß, dass<br />

die Mehrheit entscheidet.<br />

Wenn die Mehrheit der Russen<br />

sich für Putin entscheidet,<br />

dann wissen sie was<br />

sie dafür bekommen. Eben<br />

keine Homosexuellenpropaganda<br />

oder antichristliche<br />

Haltungen. Russland ist<br />

stark und mächtig und ein<br />

Bollwerk gegen den Westen.<br />

Es ist gut für die Ausgewogenheit<br />

in der Geopolitik.<br />

Davor brauchen wir<br />

Europäer keine Furcht zu<br />

haben. Gerade im Zuge der<br />

Europäischen Union sollten<br />

wir – selbstbewusst und<br />

losgelöst von den Amerikanern<br />

– Russland als vollwertiger<br />

Partner gegenüber<br />

stehen. Kritik kann auch<br />

ohne weiters angebracht<br />

werden, wenn sie angebracht<br />

ist. Im Falle der<br />

Europäischen Union denke<br />

ich ohnehin an das alte<br />

aber gute Sprichwort: "Wer<br />

im Glashaus sitzt, soll nicht<br />

mit Steinen werfen!" (aek)<br />

62


Norwegen als<br />

Beispiel für<br />

Russland?<br />

Der Reichtum an<br />

Rohstoffen wurde<br />

vielen Staaten zum<br />

Verhängnis. Teilweise in<br />

Folge von Steuergeschenken,<br />

manchmal durch korrupte<br />

Netzwerke, und wie<br />

im Fall der Niederlande mittels<br />

Wirtschaftsboom<br />

und extrem steigenden<br />

Lohnkosten. Dass es<br />

auch anders geht, zeigt<br />

Norwegen, dessen<br />

Staatsfonds ein Vermögen<br />

für die Zukunft des<br />

Landes verwaltet. Russland<br />

könnte von diesem<br />

Modell profitieren.<br />

Viele Rohstoffe im<br />

Land zu haben kann<br />

Fluch und Segen<br />

zugleich sein. Sie<br />

wecken Begehrlichkeiten<br />

im In- und Ausland,<br />

können einerseits den allgemeinen<br />

Wohlstand mehren,<br />

andererseits jedoch ebenso<br />

die sozialen Ungleichheiten<br />

verschärfen, und zudem die<br />

dringend nötige Diversifikation<br />

der Wirtschaft verhindern.<br />

Dass der Rohstoffreichtum<br />

nicht zwangsläufig<br />

zu einer wohlhabenden<br />

Gesellschaft führt, beweisen<br />

viele afrikanische und vorderasiatische<br />

Länder: Die<br />

Ausbeutung von Erdöl, Erdgas,<br />

Kohle, Gold, Diamanten<br />

und den von der Industrie<br />

begehrten Metallen<br />

erfolgt meistens durch Konzerne<br />

aus den Industrieländern.<br />

Während die Gewinne<br />

vorwiegend an die Aktionäre<br />

in Nordamerika und<br />

Westeuropa fließen und nur<br />

eine kleine Oberschicht in<br />

den Förderländern mit Geld<br />

überschüttet wird, werden<br />

die – leider nicht selten kor-<br />

63


upten – Regierungen nur<br />

mit Almosen abgespeist.<br />

Damit partizipiert die breite<br />

Masse der Bevölkerung<br />

nicht am theoretischen<br />

Reichtum ihrer Heimat.<br />

Die Norweger hingegen<br />

zogen ihre Lehren aus den<br />

weltweiten Beispielen und<br />

investieren die Gewinne aus<br />

der Ölförderung fast ausschließlich<br />

in ihren Staatsfonds.<br />

Rund 6<strong>00</strong> Milliarden<br />

Euro ist dieser Fonds, der<br />

weltweit in Aktien (60%),<br />

Anleihen (39%) und Immobilien<br />

(1%) investiert,<br />

inzwischen schwer. Damit<br />

besitzt jeder der knapp<br />

über 5 Millionen Norweger<br />

theoretisch ein Guthaben<br />

von 120.<strong>00</strong>0 Euro, welches<br />

von diesem Fonds mit günstigen<br />

Managementgebühren<br />

von nur 0,07% verwaltet<br />

wird. Zum Vergleich: Private<br />

Fondsgesellschaften<br />

verlangen nicht selten Verwaltungskosten<br />

von 1,5%<br />

im Jahr. Damit es Norwegen<br />

nicht so ergeht wie den Niederlanden<br />

in den 1970ern,<br />

dürfen maximal 4% des<br />

Fondsvermögens in den<br />

Staatshaushalt fließen.<br />

Wenn nun die Russische<br />

Föderation einen ähnlichen<br />

Staatsfonds aufbaut, der<br />

10% der Einnahmen aus<br />

den Rohstoffexporten<br />

erhält, könnten damit in<br />

etwa 25 Milliarden Euro pro<br />

Jahr für die Zukunft investiert<br />

werden. Zwar verfügen<br />

die beiden großen russischen<br />

Staatsfonds – der<br />

"Nationale Sozialfonds"<br />

(64,4 Milliarden Euro) und<br />

der "Reserve Fonds" (63,3<br />

Milliarden Euro) – schon<br />

über ein beachtliches Vermögen,<br />

doch mit einem<br />

Zukunftsfonds könnte Russland<br />

wahrscheinlich deutlich<br />

mehr erreichen. Wie die<br />

Beispielgrafik rechts zeigt,<br />

könnte das<br />

ganze Land<br />

davon profitieren.<br />

Immerhin werden<br />

selbst die<br />

umfangreichsten<br />

Reserven an<br />

Rohstoffen<br />

irgendwann<br />

erschöpft sein,<br />

so dass laufende<br />

Investitionen in<br />

die Infrastruktur,<br />

die Bildung, die<br />

Wissenschaft<br />

und die wirtschaftliche<br />

Diversifikation<br />

das Land auf die<br />

Zukunft vorbereiten. So<br />

kann man damit beispielsweise<br />

den Maschinenbau<br />

fördern, um Russland weniger<br />

von Importen wichtiger<br />

Geräte abhängig zu<br />

machen,.Bildung und Forschung<br />

sind ebenso wichtig,<br />

um damit eine positive<br />

Grundlage für den Wohlstand<br />

der russischen Gesellschaft<br />

zu schaffen.<br />

Zudem würde ein langfristig<br />

angelegter Zukunftsfonds<br />

dabei helfen, wirtschaftliche<br />

Schwächephasen<br />

zu stabilisieren, und<br />

deren Auswirkungen abzumildern.<br />

Mittelfristig wären<br />

damit – je nach Entwicklung<br />

des Fonds - Investitionen in<br />

Höhe von 1-2% der Wirtschaftsleistung<br />

möglich,<br />

ohne den regulären Staatshaushalt<br />

belasten zu müssen.<br />

Darf man so eine<br />

große Chance ungenutzt<br />

lassen? (mm)<br />

64


Satire<br />

Schwarzgeld:<br />

Politiker<br />

müssen künftig<br />

keine Steuern<br />

zahlen<br />

Angesichts der letzten<br />

Schwarzgeldskandale<br />

von Politikern<br />

der CDU und SPD<br />

plant die große Koalition<br />

eine Steuerreform, die Politiker<br />

von der Steuerpflicht<br />

befreit. Damit soll das<br />

Ansehen der deutschen<br />

Politiker und Parteien in<br />

Zukunft nicht mehr unter<br />

der mangelnden Steuerehrlichkeit<br />

mancher Proponenten<br />

leiden.<br />

Steuerhinterziehungsskandale<br />

schaden dem Ruf von<br />

Parteien und Politikern,<br />

diese Lehre zog die deutsche<br />

Bundesregierung aus<br />

den jüngsten Vorfällen.<br />

Bundeskanzlerin Merkel und<br />

Vizekanzler Gabriel haben<br />

deshalb nach Rücksprache<br />

mit den Ministern und den<br />

Abgeordneten der Regierungsparteien<br />

angekündigt,<br />

schnellstmöglich eine Steuerreform<br />

umzusetzen,<br />

wonach sämtliche Politiker<br />

mit Amtsantritt von sämtlichen<br />

Steuerleistungen<br />

befreit werden sollen.<br />

Zudem sollen, so die Regierungserklärung,<br />

sämtliche<br />

eventuell noch offenen<br />

Steuerforderungen erlöschen.<br />

Merkel sagte dazu:<br />

"Wir können nicht jeden<br />

unserer vielen tausend Politiker<br />

kontrollieren, und so<br />

haben wir eine gemeinsame<br />

Lösung für dieses Problem<br />

gefunden. Der Sigmar war<br />

gleich vollauf begeistert."<br />

Unterstützung erhält die<br />

Bundesregierung dabei von<br />

den Grünen, die jedoch eine<br />

Extremismusklausel fordern,<br />

damit Abgeordnete<br />

extremistischer Parteien wie<br />

die FDP, die NPD oder die<br />

Linkspartei nicht in den<br />

Genuss der Vergünstigungen<br />

kommen, wie der Bundesvorsitzende<br />

Cem Özdemir<br />

gegenüber <strong>Contra</strong><br />

betonte. Sahra Wagenknecht<br />

von der Linkspartei<br />

hingegen übte heftige Kritik<br />

65<br />

am geplanten<br />

Gesetzespaket:<br />

"Es<br />

kann doch<br />

nicht sein,<br />

dass sich<br />

Union, SPD<br />

und Grüne<br />

quasi einen<br />

Persilschein<br />

in Sachen<br />

Steuern ausstellen!"<br />

Besonders<br />

genervt wirkte sie darüber,<br />

mit der FDP und der NPD in<br />

einen Topf geworfen zu<br />

werden: "Mit den Extremisten<br />

von NPD und FDP haben<br />

wir doch gar nichts am<br />

Hut!"<br />

Bundesfinanzminister<br />

Schäuble (CDU) hingegen<br />

äußerte sich positiv über<br />

die geplante Steuerbefreiung:<br />

"Insgesamt gehen wir<br />

in den ersten Berechnungen<br />

von einem maximalen Steuerausfall<br />

in Höhe von maximal<br />

10 Milliarden Euro pro<br />

Jahr aus." Auf die Frage,<br />

wie die Steuerausfälle kompensiert<br />

werden sollen antwortete<br />

er: "Wir werden<br />

den ermäßigten Umsatzsteuersatz<br />

von 7 auf 10%<br />

erhöhen. Als Gemeinschaftsteuer<br />

erhalten Länder und<br />

Kommunen dadurch ebenfalls<br />

eine Kompensation für<br />

die fehlenden Steuern der<br />

Politiker." Immerhin, so der<br />

Finanzminister, soll die<br />

umfassende Steuerbefreiung<br />

beispielsweise auch für<br />

die Umsatzsteuer, die Energiesteuer<br />

oder die Tabaksteuer<br />

gelten. (mm)


Schlussworte<br />

Das Beste kommt –<br />

so sagt man – normalerweise<br />

immer<br />

am Schluss. So sagt es<br />

zumindest ein deutsches<br />

Sprichwort.<br />

Sie haben nun ganze 66<br />

Seiten mit den Artikeln der<br />

letzten Wochen gelesen.<br />

Artikel, in die wir viel Zeit<br />

investiert haben, um Ihnen<br />

tagtäglich einen alternativen<br />

Blick auf interessante<br />

Themen zu ermöglichen.<br />

Und so möchten wir Sie<br />

darauf hinweisen, dass das<br />

<strong>Contra</strong> Magazin in<br />

Zukunft nicht nur aus unseren<br />

Online-Artikeln bestehen,<br />

sondern umfangreiche<br />

Berichte, Reportagen, Statistiken<br />

und Analysen beinhalten<br />

wird. Hierbei werden<br />

wir jeweils ein Schwerpunktthema<br />

auswählen,<br />

welches wir intensiver<br />

beleuchten. Dabei möchten<br />

wir versuchen, wöchentlich<br />

mindestens 70-80 Seiten zu<br />

füllen, damit sich der Kauf<br />

für Sie auch lohnt.<br />

Mit derzeit bis zu 30.<strong>00</strong>0<br />

Lesern online pro Monat<br />

haben wir innerhalb der<br />

ersten drei Monate schon<br />

einiges erreicht. Hierbei<br />

geht ein besonderer Dank<br />

an Joachim Sondern von<br />

der Buergerstimme, der<br />

unsere Artikel immer wieder<br />

verteilt hat.<br />

Selbstverständlich freuen<br />

wir uns über weitere Kooperationspartner,<br />

da gerade<br />

der alternative Medienbereich<br />

im deutschsprachigen<br />

Raum nur dann dauerhaft<br />

bestehen kann, wenn man<br />

66<br />

zusammenarbeitet, anstatt<br />

sich dem Neid- und Konkurrenzdenken<br />

hinzugeben.<br />

Die ganze etablierte (Massen-)<br />

Medienlandschaft im<br />

deutschsprachigen Raum<br />

weist nämlich nicht einmal<br />

ansatzweise jene Vielfalt<br />

auf, die wir im alternativen<br />

Medienbereich haben.<br />

Das <strong>Contra</strong> Magazin<br />

als noch junges Medium<br />

wird hier weitere Nischen<br />

füllen und der stets präsenten<br />

Übermacht der etablierten<br />

Medien zu trotzen versuchen.<br />

Bild der Woche<br />

Von: Occupy Austria

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