Neun Änderungsanträge zum Leitantrag zum ... - Die Linke
Neun Änderungsanträge zum Leitantrag zum ... - Die Linke
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Auf dem Weg <strong>zum</strong> Erfurter Parteitag<br />
<strong>Neun</strong> <strong>Änderungsanträge</strong> <strong>zum</strong> <strong>Leitantrag</strong> <strong>zum</strong> Parteiprogramm<br />
Änderungsantrag, eingereicht von 22 Delegierten<br />
Der Parteitag möge beschließen:<br />
Zeile 247: Nach dem Absatz »Deutschland hat wegen der beispiellosen Verbrechen der<br />
Deutschen an den Jüdinnen und Juden während des deutschen Faschismus eine<br />
besondere Verantwortung …« einfügen:<br />
»Auch aus dem beispiellosen Vernichtungskrieg der Faschisten gegen die Sowjetunion,<br />
dem mehr als 20 Millionen Sowjetbürger <strong>zum</strong> Opfer fielen, erwachsen der<br />
Bundesrepublik Deutschland besondere historische Verpflichtungen. <strong>Die</strong> LINKE wendet<br />
sich entschieden gegen das Schüren antirussischer Ressentiments.«<br />
Begründung: Das Schüren von antirussischen Ressentiments hat zunehmend<br />
dreisten Charakter. Ein jüngstes Beispiel war das Verhalten gegenüber dem russischen<br />
Ministerpräsidenten Putin. Es fehlt in Deutschland inzwischen jegliche Demut, wenn es<br />
um die Erinnerung an die in ihrer Dimension und Bestialität nicht vorstellbaren<br />
Verbrechen geht, welche die deutschen Faschisten gemeinsam mit ihren Verbündeten in<br />
der Sowjetunion begingen. Es sollte <strong>Linke</strong>n eine Sache der Ehre sein, dagegen Stellung<br />
zu beziehen – auch programmatisch.<br />
Änderungsantrag, eingereicht von 21 Delegierten<br />
Der Parteitag möge beschließen:<br />
Zeilen 318-320: Im Absatz »Zu den Erfahrungen der Menschen im Osten Deutschlands<br />
zählen …« den letzten Satz »Auf der anderen Seite standen Erfahrungen staatlicher<br />
Willkür und eingeschränkter Freiheiten, wie der Aufbau eines staatlichen<br />
Überwachungsapparates gegen die eigene Bevölkerung« ersetzen durch:<br />
»Zugleich war und blieb die DDR von Anbeginn der Existenz zweier deutscher Staaten<br />
der ökonomisch bedeutend schwächere und völkerrechtlich bis in die siebziger Jahre<br />
infrage gestellte Staat. Auch daraus erwuchsen Fehlentwicklungen, wie eingeschränkte<br />
individuelle Freiheiten, Tendenzen staatlicher Willkür und Voluntarismus, besonders in<br />
wirtschaftlichen Fragen.«<br />
Begründung: Es ist ahistorisch, Systemdefizite der DDR losgelöst von den harten<br />
Bedingungen zu benennen, unter denen vierzig Jahre darum gerungen wurde, auf<br />
deutschem Boden ohne die Kapitalherrschaft auszukommen, die Deutschland und<br />
Europa zweimal im vergangenen 20. Jahrhundert maßgeblich in verheerende Kriege<br />
gestürzt hatte.<br />
Änderungsantrag, eingereicht von 21 Delegierten<br />
Der Parteitag möge beschließen:<br />
Zeilen 937-940: Formulierung »Der erste große Versuch im 20. Jahrhundert, eine<br />
nichtkapitalistische Ordnung aufzubauen, ist an mangelnder Demokratie,<br />
Überzentralisation und ökonomischer Ineffizienz gescheitert. Unter Pervertierung der<br />
sozialistischen Idee wurden Verbrechen begangen.« streichen.<br />
Begründung: <strong>Die</strong> zur Streichung vorgeschlagenen Sätze stellen eine verzerrende
Verkürzung der wesentlich differenzierteren Bewertung des ersten großen Versuchs im<br />
20. Jahrhundert, eine nichtkapitalistische Ordnung aufzubauen, dar, wie sie im Abschnitt<br />
I »Woher wir kommen, wer wir sind« in den Zeilen 298-341 ausgeführt ist.<br />
Änderungsantrag, eingereicht von 29 Delegierten<br />
Der Parteitag möge beschließen:<br />
Zeilen 1.064-1.065: Formulierung »Wir wollen schon im Hier und Heute einen<br />
lebenswerten Alltag garantieren.« ersetzen durch:<br />
»Wir wollen schon im Hier und Heute um einen lebenswerten Alltag kämpfen.«<br />
Begründung: Wir können im Hier und Heute keinen lebenswerten Alltag<br />
garantieren. Aber wir müssen garantieren, darum kämpfen zu wollen.<br />
Änderungsantrag, eingereicht von 25 Delegierten<br />
Der Parteitag möge beschließen:<br />
Zeile 1.900: Nach »Wir fordern offene Grenzen für Menschen in Not.« einfügen:<br />
»<strong>Die</strong> Bundesrepublik Deutschland hat wegen des Massenmordes an 500.000 Sinti und<br />
Roma während des deutschen Faschismus auch eine besondere historische<br />
Verantwortung für Sinti und Roma. Nichtdeutschen Sinti und Roma, die das wünschen,<br />
sollte im Rahmen eines Flüchtlingskontingents ein dauerhafter Aufenthalt in der<br />
Bundesrepublik Deutschland gewährleistet werden, statt sie auszugrenzen und<br />
abzuschieben.«<br />
Begründung: Der Antiziganismus trifft in der Bundesrepublik Deutschland kaum<br />
auf Gegenwehr – und das, obwohl auch an den Sinti und Roma grausamer Völkermord<br />
begangen wurde. Gerade deshalb kommt der historischen Verantwortung für die Sinti<br />
und Roma eine besondere Bedeutung zu.<br />
Änderungsantrag, eingereicht von 25 Delegierten<br />
Der Parteitag möge beschließen:<br />
Zeilen 2.493-2.496: Formulierung »Unabhängig von einer Entscheidung über den<br />
Verbleib Deutschlands in der NATO wird DIE LINKE in jeder politischen Konstellation<br />
dafür eintreten, dass Deutschland aus den militärischen Strukturen des<br />
Militärbündnisses austritt und die Bundeswehr dem Oberkommando der NATO entzogen<br />
wird.« ersetzen durch:<br />
»DIE LINKE wird in jeder politischen Konstellation dafür eintreten, dass Deutschland<br />
aus der NATO austritt.«<br />
Begründung: Der Austritt Deutschlands aus der NATO muss unumkehrbar sein<br />
und am Anfang eines Friedensprozesses stehen, an dessen Ende die Abschaffung des<br />
Militärbündnisses erfolgen kann. <strong>Die</strong> Forderung, dass Deutschland aus den militärischen<br />
Strukturen des Militärbündnisses austritt und die Bundeswehr dem Oberkommando der<br />
NATO entzogen wird, ist, wie das Beispiel Frankreichs zeigt, jederzeit nach einer<br />
Veränderung des Kräfteverhältnisses im Parlament widerrufbar.<br />
Änderungsantrag, eingereicht von 26 Delegierten<br />
Der Parteitag möge beschließen:<br />
Zeile 2.509: Nach »Den globalen Herausforderungen kann die Menschheit nur<br />
friedlich,
im Dialog und multilateral auf der Basis eines sich konsensual fortentwickelnden<br />
rechtlichen Rahmens begegnen.« einfügen:<br />
»DIE LINKE lehnt es auch im Einzelfall ab, sogenannte völkerrechtskonforme<br />
Zwangsmaßnahmen bis hin zu militärisch ergänzten UN-Missionen daraufhin zu prüfen,<br />
ob sie diesen gegebenenfalls zustimmen könnte. Sie verweigert ihre Zustimmung zur<br />
zunehmend imperialen Praxis, dem Nichteinmischungsgebot Grenzen zu setzen und ist<br />
daher strikt gegen das Konzept der Schutzverantwortung (responsibility to protect).«<br />
Begründung: Im Papier »Reformen zur Stärkung der UNO sind notwendig und<br />
machbar. Vorschläge für eine linke Positionierung zur Weltorganisation« von André Brie,<br />
Ernst Krabatsch, Stefan Liebich, Paul Schäfer und Gerry Woop vom 24. August 2011<br />
heißt es, »im Einzelfall [könne es] völkerrechtskonforme Zwangsmaßnahmen bis hin zu<br />
militärisch ergänzten UN-Missionen geben.« An anderer Stelle heißt es: »DIE LINKE<br />
begrüßt hingegen, dass dem Nichteinmischungsgebot durch diese entstehenden<br />
Schutznormen Grenzen gesetzt werden.« Da beide Formulierungen den<br />
friedenspolitischen Grundsätzen der LINKEN diametral entgegengesetzt sind, sollte eine<br />
nicht in diese Richtung interpretierbare Formulierung im zukünftigen Programm<br />
festgeschrieben werden.<br />
Änderungsantrag, eingereicht von 25 Delegierten<br />
Der Parteitag möge beschließen:<br />
Zeile 2.744-2.747: Formulierung »An einer Regierung, die Kriege führt und<br />
Kampfeinsätze der Bundeswehr im Ausland zulässt, die Aufrüstung und Militarisierung<br />
vorantreibt, die Privatisierungen der Daseinsvorsorge oder Sozialabbau betreibt, deren<br />
Politik die Aufgabenerfüllung des Öffentlichen <strong>Die</strong>nstes verschlechtert, werden wir uns<br />
nicht beteiligen.« ergänzen:<br />
»An einer Regierung, die Kriege führt und Kampfeinsätze der Bundeswehr im Ausland<br />
zulässt, die Aufrüstung und Militarisierung vorantreibt, die Privatisierungen der<br />
Daseinsvorsorge oder Sozialabbau betreibt, deren Politik die Aufgabenerfüllung des<br />
Öffentlichen <strong>Die</strong>nstes – besonders durch Personalabbau – verschlechtert, werden wir uns<br />
nicht beteiligen.«<br />
Begründung: Ein wesentlicher Grund für die Verschlechterung der<br />
Aufgabenerfüllung des Öffentlichen <strong>Die</strong>nstes ist Personalabbau, der zudem die<br />
Lebensbedingungen der vom Abbau Betroffenen verschlechtert.<br />
Änderungsantrag, eingereicht von 29 Delegierten<br />
Der Parteitag möge beschließen:<br />
Zeile 2.820: Formulierung »Immer mehr Menschen lehnen den ungehemmten<br />
Kapitalismus ab …« ersetzen durch:<br />
»Immer mehr Menschen lehnen den von bedingungslosem Streben nach Maximalprofit<br />
getriebenen Kapitalismus ab …«<br />
Begründung: <strong>Die</strong> Bezeichnung des Kapitalismus als ungehemmt befördert die<br />
Illusion, er könnte Hemmungen haben.<br />
<strong>Die</strong> Zeilennummern entsprechen der Online-Fassung des Entwurfs für ein Programm der Partei<br />
DIE LINKE. <strong>Leitantrag</strong> des Parteivorstandes an die 2. Tagung des 2. Parteitages der Partei DIE<br />
LINKE vom 21. bis 23. Oktober 2011 in Erfurt.
http://www.die-linke.de/fileadmin/download/parteitage/erfurt2011_leitantraege/leitantrag_programm_erfurter_parteitag.pdf<br />
<strong>Die</strong> vorstehenden <strong>Änderungsanträge</strong> wurden auf der Beratung des<br />
Bundeskoordinierungsrates der Kommunistischen Plattform der Partei DIE LINKE am<br />
3. September 2011 beschlossen.