Rucksacktest: Lastenträger im Biomechanik-Check - outdoor guide
Rucksacktest: Lastenträger im Biomechanik-Check - outdoor guide
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KNOW-HOW Test Rucksäcke<br />
So packt man richtig<br />
Rucksack auf, Material rein, Rucksack zu – ganz so einfach<br />
funktioniert das richtige Bepacken eines Rucksacks<br />
nicht. Um möglichst wenig Vorlage mit dem Oberkörper<br />
einnehmen zu müssen, sollten als erstes die schweren<br />
Gegenstände so nahe wie möglich am Rücken platziert<br />
werden. Auf das Anhängen von Ausrüstung sollte man<br />
nach Möglichkeit verzichten. Angehängte Gegenstände<br />
schaukeln meist hin und her oder befinden sich weit vom<br />
Rücken entfernt. Je nach zu begehendem Gelände sollte<br />
zudem <strong>im</strong> Innern auch variiert werden: Geht man vorwiegend<br />
auf gefestigten, breiten Wegen die eher flach verlaufen,<br />
macht es Sinn, die schweren Gegenstände hoch oben<br />
<strong>im</strong> Rucksack zu verstauen. So muss mit deutlich weniger<br />
Vorlage gewandert werden, was sich positiv auf den Komfort<br />
und die Effizienz auswirkt. In schwierigem, hügeligen<br />
Gelände sollte die Last wiederum tiefer positioniert sein,<br />
da sie ansonsten schwerer zu kontrollieren ist. Zudem ist<br />
wichtig, dass sich <strong>im</strong> Rucksack nichts bewegt oder hin und<br />
her rutscht.<br />
zusätzlich reduzieren. In coupiertem Gelände ist dies<br />
aber nicht empfehlenswert, da eine hohe Position der<br />
Last das Gleichgewicht negativ beeinflusst.<br />
Eine Frage der Einstellung<br />
Damit ein Tragesystem sein volles Potential entfalten<br />
kann, muss es nicht nur mechanisch funktionieren und<br />
aus den richtigen Materialien gefertigt sein – es muss<br />
auch an die individuelle Körperform angepasst werden.<br />
Um den Unterschieden zwischen der weiblichen<br />
und männlichen Anatomie gerecht zu werden, ist meist<br />
ein geschlechtsspezifisches Modell erhältlich. Bei den<br />
Damen modellen sind dabei die Träger stärker vorgeformt<br />
und näher zusammen liegend, der Brustgurt höher<br />
angebracht und die Hüftgurtflossen verfügen über einen<br />
anderen Winkel. Hat man den Rucksack erst einmal gekauft,<br />
muss zuerst die korrekte Rückenlänge eingestellt<br />
werden. Dies ist bei allen getesteten Rucksäcken möglich.<br />
Das erfahrene Personal <strong>im</strong> Outdoorfachhandel hilft gerne.<br />
Einzelne Modelle erlauben weitere Feinjustierungen:<br />
Be<strong>im</strong> Arc’teryx «Altra» kann die Breite der Schulterträger<br />
verändert werden, während be<strong>im</strong> «Peak Aspiration»<br />
von Aarn der Hüftgurt sich in alle Richtungen anpassen<br />
lässt. Dies ist bei diesem Modell besonders dann wichtig,<br />
wenn es mit den Balance-Pockets verwendet wird. Andernfalls<br />
können <strong>im</strong> Aufstieg unangenehme Druckstellen<br />
entstehen. Drückt ein Rucksack an einer best<strong>im</strong>mten<br />
Stelle, kann durch eine Verformung des Alurahmens allenfalls<br />
Abhilfe geschaffen werden.<br />
Zeitenwende bei Tragsystemen?<br />
Es wäre vermessen, bereits jetzt in den Abgesang auf<br />
die klassischen Tragsysteme einzust<strong>im</strong>men. Das Tragen<br />
von Lasten wurde nicht neu erfunden. Das zeigt allein<br />
schon ein Blick auf die Bewertungstabelle des <strong>outdoor</strong><br />
GUIDE-Testteams – die Einzelnoten unterscheiden sich<br />
nur leicht. Die aktuellen Systeme stellen zweifelsohne einen<br />
Fortschritt dar und dürften bei der zukünftigen Entwicklung<br />
von Rucksäcken vermehrt eine Rolle spielen.<br />
Einige der Newcomer konnten mit erhöhtem Tragekomfort<br />
und verbesserter Bewegungsfreiheit überzeugen.<br />
Wer eine Neuanschaffung plant, sollte die Modelle beweglicher<br />
Tragesysteme unbedingt mit in Erwägung ziehen.<br />
Da jeder seine eigenen Präferenzen be<strong>im</strong> Tragen von<br />
Rucksäcken hat, wird die neu gewonnene Bewegungsfreiheit<br />
aber nicht bei allen dieselbe Begeisterung auslösen.<br />
Ob sich, wie in der Theorie angedeutet, Langzeitfolgen<br />
aufgrund veränderter Belastungen der Körperstrukturen<br />
einstellen werden, wird sich ohnehin noch weisen.<br />
Damit ist auch klar: Wer bereits einen komfortablen<br />
Rucksack hat, braucht diesen nicht sofort zu entsorgen.<br />
Laut Nathan Kuder, Category Manager Backpacks bei<br />
Black Diamond, stehen wir ohnehin erst am Anfang. Dabei<br />
vergleicht er die Entwicklung von beweglichen Tragsystemen<br />
mit derjenigen gefederter Fahrräder: «Zu Beginn<br />
wurden gefederte Fahrräder nur fürs Downhillen eingesetzt.<br />
Dann wurde der Lockout erfunden und nun wird<br />
das Fahrwerk so gebaut, dass Lockouts gar nicht mehr<br />
nötig sind». Eine ähnliche, dynamische Entwicklung erwartet<br />
er auch bei den Rucksacktragsystemen. Wir dürfen<br />
also gespannt sein, was da noch alles kommen mag. ✸<br />
Text<br />
Angelo Brack<br />
Centre Court 10, Bärenschluchtwände, Frankenjura - Foto: R. Fichtinger<br />
Kilian Fischhuber,<br />
4-facher Weltcup-Gesamtsieger<br />
<strong>im</strong> Bouldern und Mitglied <strong>im</strong><br />
VAUDE Cl<strong>im</strong>bing Team<br />
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