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Rucksacktest: Lastenträger im Biomechanik-Check - outdoor guide

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KNOW-HOW Test Rucksäcke<br />

Test Rucksäcke KNOW-HOW<br />

Sechs Modelle mit beweglichen Tragsystemen<br />

Lastenträger <strong>im</strong><br />

<strong>Biomechanik</strong>-<strong>Check</strong><br />

Neuste Erkenntnisse aus der <strong>Biomechanik</strong> und eine Portion Tüftlertum haben eine<br />

neue Rucksackgeneration mit beweglichen Tragsystemen hervorgebracht.<br />

Der <strong>outdoor</strong> <strong>guide</strong> beleuchtet die biomechanischen Hintergründe der verschiedenen<br />

Systeme und sagt, was sie in der Praxis taugen.<br />

Ein Sack, zwei Träger – am s<strong>im</strong>plen Konstruktionsprinzip<br />

eines Rucksacks hat seit bald 5000 Jahren kaum etwas<br />

geändert. Die wesentlichste Verbesserung war die<br />

Einführung des Hüftgurts, der die Lastumverteilung<br />

von den Schultern auf die Hüfte ermöglicht. Genau diese<br />

Neuerung brachte allerdings ein neues Problem mit<br />

sich: Die Tragesysteme aktueller Rucksäcke können den<br />

Bewegungsablauf spürbar einschränken. Aus diesem<br />

Grund haben die Tüftler der Branche in den letzten Jahren<br />

stark an der Verbindung zwischen Rucksack und<br />

Mensch gearbeitet. Das Resultat: Einige Hersteller bieten<br />

mittlerweile Rucksäcke mit beweglichen Tragesystemen<br />

an. Welche Überlegungen haben zu den neuen Konstruktionen<br />

geführt? Um diese Fragen zu beantworten,<br />

muss man sich zwingend mit dem menschlichen Gang<br />

auseinandersetzen.<br />

Komplexe Bewegungsabläufe<br />

Wenn der Mensch geht, bewegt er nicht nur Beine und<br />

Füsse. Der menschliche Gang ist eine komplexe Bewegungsabfolge,<br />

in die nahezu jeder Körperteil involviert<br />

134<br />

ist. Sowohl das Becken wie auch der Oberkörper rotieren<br />

be<strong>im</strong> Gehen um alle drei Raumachsen. Da be<strong>im</strong> Gehen<br />

stets Kräfte und Drehmomente zwischen Oberkörper<br />

und unteren Extremitäten ausgeglichen werden müssen,<br />

rotieren Becken und Oberkörper meist in entgegengesetzter<br />

Richtung um eine vertikale Achse. Diese Bewegungsabfolgen<br />

hat der Mensch über Jahrtausende entwickelt<br />

und perfektioniert. Bereits kleinste Änderungen<br />

können einen grossen Einfluss auf den Gehkomfort oder<br />

den Energieverbrauch haben. Der Rucksack beispielsweise<br />

beeinflusst die Bewegungsabläufe wesentlich.<br />

Kein Wunder, bringt er doch locker mal 15 Kilogramm<br />

oder mehr auf die Waage. Zusätzlich zu den mechanischen<br />

Einschränkungen hat das auf den Oberkörper<br />

wirkende Gewicht eine erhöhte Aktivität der Rumpfmuskulatur<br />

zur Folge. Dadurch werden die Bewegungen eingeschränkt<br />

und das Gangmuster beeinflusst.<br />

Das Tragen von schweren Lasten ist oft noch mit weiteren<br />

Problemen verbunden: Eine frühzeitige Erschöpfung<br />

der Schulter- und Nackenmuskulatur oder eine übermässige<br />

Deformation der Wirbelsäule bis hin zu temporären<br />

Lähmungserscheinungen in den Armen und Händen<br />

können die Folgen sein. Letzteres Problem ist auch be­<br />

FOTOS Black Diamond Equipment<br />

135


KNOW-HOW Test Rucksäcke<br />

kannt als «Rucksack paralysis». Grund dafür ist der hohe<br />

Druck auf das Schultergewebe, wodurch die Nährstoffversorgung<br />

der Muskeln und Nerven gestört ist.<br />

Gleichgewicht und die Effizienz und muss daher so gut<br />

wie möglich reduziert werden», erklärt Aarn Tate, der<br />

neuseeländische Rucksacktüftler.<br />

Der Hüftgurt als Erlöser<br />

Kabelzüge und «Balance Pockets»<br />

Ein Hüftgurt kann viele der genannten Probleme mildern<br />

oder ganz verhindern. Basis hierfür ist ein steifer<br />

Rahmen <strong>im</strong> oder am Rucksack, der einen Teil des Gewichts<br />

auf dem Becken abstützt. Der Oberkörper sowie<br />

die Wirbelsäule können so entlastet werden. Da das<br />

Gewebe am Becken dre<strong>im</strong>al weniger druckempfindlich<br />

ist als jenes des Schultergürtels, wird die Nährstoffversorgung<br />

von Muskeln und Nerven kaum beeinträchtigt.<br />

Solche Tragsysteme sind heute bei Rucksäcken Standard.<br />

Ein Hüftgurt bietet darüber hinaus noch einen weiteren<br />

Vorteil: Der Rucksack bewegt sich be<strong>im</strong> Gehen hin und<br />

her. Ohne Hüftgurt muss die Kraft, die zum Beschleunigen<br />

und Abbremsen des Rucksacks benötigt wird,<br />

allein vom Oberkörper aufgebracht werden. Dadurch<br />

werden Rumpfmuskulatur und Wirbelsäule stärker beansprucht.<br />

Bei einem ausreichend steifen Rahmen und<br />

straff angezogenem Hüftgurt kann ein Teil dieser Kontrollkräfte<br />

vom Becken übernommen werden. Das führt<br />

zu einer Entlastung des Rückens und des Oberkörpers.<br />

Die Rumpfmuskulatur ist dabei deutlich weniger angespannt.<br />

Entlastung bringt Einschränkung<br />

Alles gut? Nicht ganz: Der Hüftgurt schränkt die Beckenbewegungen<br />

ein, weil der steife Rucksackrahmen<br />

Becken und Oberkörper verstärkt fixiert und die vorgängig<br />

beschriebene Gegenrotation l<strong>im</strong>itiert. Das kann zu<br />

einem so genannten Passgang führen, einer affenähnlichen<br />

Fortbewegungsart. Die Vermutung liegt nahe, dass<br />

die Drehmomente nun nicht mehr über die Gegenrotation,<br />

sondern über die unteren Extremitäten und deren<br />

Kontakt mit dem Boden ausgeglichen werden. Dadurch<br />

wird die Belastung der Gelenke, Bänder, Sehnen und<br />

Muskeln an den Beinen erhöht. Durch die Verbindung<br />

mit dem Becken werden auch die Bewegungen des Oberkörpers<br />

eingeschränkt, was von vielen Leuten als unangenehm<br />

empfunden wird. «Die Einschränkung der<br />

feinen Becken- und Oberkörperbewegungen führt zu einer<br />

Ermüdung der Muskeln. Bei grösseren Bewegungen<br />

hat die Einschränkung einen direkten Einfluss auf das<br />

Um die genannten Probleme zu vermeiden, setzte sich<br />

Tate vor über zehn Jahren das Ziel, einen Rucksack zu<br />

konstruieren, der die Position, die Bewegungen und das<br />

Gleichgewicht be<strong>im</strong> Gehen möglichst wenig beeinflusst.<br />

Während Jahren nähte und bastelte er in seinem Ate lier,<br />

um mit klugen konstruktiven Lösungen einen Grossteil<br />

des Gewichts auf der Hüfte abzustützen ohne dabei den<br />

Bewegungsablauf einzuschränken. Seine Lösung: Durch<br />

den Einbau von Kabelzügen und beweglichen Teilen<br />

werden die Bewegungen von Becken und Oberkörper<br />

vom Rucksack isoliert. Das Konzept solcher beweglicher<br />

Komponenten wurde danach von vielen Herstellern in<br />

angepasster Form übernommen. Der Neuseeländer ging<br />

noch einen Schritt weiter: Um einen Gewichtsausgleich<br />

zu erzielen, befestigte er Taschen an Schulterträgern und<br />

Hüftgurt. Dadurch wird die Last gleichmässig um den<br />

Körper verteilt, was eine natürliche aufrechte Körperhaltung<br />

erlaubt.<br />

Idealerweise sollte der Rucksack die Bewegungen der<br />

Körpersegmente möglichst wenig beeinflussen, während<br />

er gleichzeitig völlig stabil bleibt und den Tragenden<br />

nicht aus dem Gleichgewicht bringt. Aus einfachen physikalischen<br />

Gründen kann der Rucksack aber nicht komplett<br />

von den Bewegungen des Körpers gelöst werden,<br />

da er sich dann nicht mehr kontrollieren lässt. Genau an<br />

diesem Punkt kollidieren Theorie und Praxis. Die entscheidende<br />

Frage ist deshalb, wie der ideale Kompromiss<br />

zwischen Bewegungsfreiheit und Lastkontrolle aussieht.<br />

Von der Theorie zur Praxis<br />

Genau um dies herauszufinden hat das OUTDOOR<br />

GUIDE Testteam sechs Modelle mit beweglichen Tragsystemen<br />

auf den Rücken geschnallt und gegen den<br />

etablierten Platzhirsch aus der Welt der klassischen<br />

Trekkingrucksäcke antreten lassen. Als Referenz wählten<br />

wir dabei den beliebten und bewährten Deuter «ACT<br />

Lite». Im Praxistest massen sich zwei Modelle, die lediglich<br />

mit einem beweglichen Hüftgurt ausgestattet sind<br />

(Mammut «Heron Light», Arc’teryx «Altra»). Das Modell<br />

«BA3» von Ergon verfügt über einen fixen Hüftgurt und<br />

Aarn «Peak Aspiration 45»<br />

Preis CHF 329.–<br />

(optional: Balanche Pockets 7 Liter, CHF 89.–)<br />

Gewicht 1770 g<br />

(optional: Balance Pockets 7 Liter, 309 g)<br />

Beschreibung Durchdachter Allrounder mit (zu Beginn)<br />

exotisch anmutendem Tragesystem, das eine hohe<br />

Bewegungsfreiheit gewährleistet. Dank dem körpernahen<br />

Sitz hat man eine gute Kontrolle über die Last.<br />

Schweiss kann am Rücken nicht ideal verdunsten. Verwendet<br />

man die optionalen Balance-Pockets, ist die Körperhaltung<br />

sehr aufrecht und überaus angenehm. Diese<br />

sind in verschiedenen Grössen und Spezialausführungen<br />

erhältlich. Damit spielt dieses Modell vor allem bei langen<br />

Tragzeiten seine Stärken aus. Es eignet sich sowohl<br />

für Ski- und Snowboardtouren wie auch für ausgedehnte<br />

Wanderungen. Die unzähligen Einstellmöglichkeiten des<br />

Tragsystems sollten wahrgenommen werden, da sonst<br />

Druckstellen durch die Balance-Pockets entstehen können.<br />

Der Rucksack kann sowohl auf Männer wie auch auf<br />

Frauen angepasst werden.<br />

Infos Naturzone AG, Tel. 044 811 40 00<br />

www aarnpacks.com<br />

bewegliche Schulterträger. Der Black Diamond «Infinity<br />

50» sowie der Aarn «Peak Aspiration» haben bewegliche<br />

Schulterträger und einen beweglichen Hüftgurt. Ziel des<br />

Tests war es, die Tragsysteme zu vergleichen und die Frage<br />

zu klären, ob die klassischen Tragsysteme bald ausgedient<br />

haben.<br />

Der Komfort des Tragsystems hängt nicht ausschliesslich<br />

von der Konstruktion, sondern auch von den eingesetzten<br />

Materialien und den gewählten Formen ab.<br />

Arc’teryx «Altra 65»<br />

Preis CHF 549.–<br />

Gewicht 2219 g<br />

Beschreibung Voluminöser Trekkingrucksack mit ausreichend<br />

belüftetem Rückenteil. Das Tragsystem bietet<br />

vor allem <strong>im</strong> Schulterbereich gute Einstellmöglichkeiten.<br />

Die Träger sind angenehm vorgeformt und gut gepolstert.<br />

Der massive Hüftgurt kann nicht ganz so viel Kraft<br />

aufnehmen wie gewünscht und lief bei unserem Testmodell<br />

eher streng. Der Brustgurt ist sehr hoch angebracht.<br />

Mittels eines umlaufenden Reissverschlusses kann der<br />

Rucksack wie eine Reisetasche aufgeklappt werden. Die<br />

riesige Fronttasche kann sowohl von oben wie von vorne<br />

beladen werden. Zusammen mit unzähligen Befestigungsmöglichkeiten<br />

eröffnen sich schier endlose Möglichkeiten<br />

für den Materialtransport. Damit eignet sich<br />

der Rucksack vor allem für lange Trekkings oder Reisen.<br />

Der Rucksack ist auch als Damenmodell erhältlich.<br />

Infos Gecko Supply, Tel. 044 273 18 01<br />

www arcteryx.com<br />

St<strong>im</strong>mt der Schnitt, so können etwas dünnere und<br />

härtere Polsterungen, wie sie beispielsweise bei Black<br />

Diamond zum Einsatz kommen, genauso komfortabel<br />

sein, wie dicke, weiche Polsterungen wie sie Deuter<br />

oder Mammut verwenden. Einzelne Tester klagten<br />

über leichte Druckstellen des harten Plastikhüftgurts<br />

be<strong>im</strong> «BA3» von Ergon. Hier ist eine gute Anpassung<br />

wichtig. Be<strong>im</strong> Model «Peak Aspiration» von Aarn wird<br />

fast vollständig auf eine Polsterung der Träger verzich­<br />

136<br />

137


KEIM IDENTITY<br />

Black Diamond «Infinity 50»<br />

Preis CHF 269.–<br />

Gewicht 1779 g<br />

Beschreibung Ausgestattet mit einem beweglichen<br />

Tragsystem lässt der Rucksack fast dem ganzen Körper<br />

uneingeschränkte Bewegungsfreiheit. Das Tragsystem<br />

ist sehr körpernah konstruiert und bietet eine sehr gute<br />

Lastübertragung. Bei hohen Intensitäten kann Schweiss<br />

am Rücken schlecht verdunsten. Schulterträger und<br />

Hüftgurt sind eher dünn und hart aber dennoch komfortabel.<br />

Auf eine Hauptfachunterteilung oder einen Seitenzugriff<br />

wurde verzichtet, dafür bieten die dehnbaren<br />

Seiten- und Fronttaschen viel zusätzlichen Stauraum.<br />

Die wenigen Details sind sinnvoll und durchdacht. Das<br />

Gewicht ist angenehm tief. Der Rucksack eignet sich<br />

als Allrounder sowohl für Mehrtagestrekkings, Klettertouren<br />

wie auch für Skitouren. Für Damen bietet Black<br />

Diamond das Modell «Innova 50» an.<br />

Infos Black Diamond Equipment AG, Tel. 061 564 33 33<br />

www blackdiamondequipment.com<br />

tet, was aufgrund der guten Passform den Komfort nicht<br />

schmälert. Der Hüftgurt soll entweder durch seine Form<br />

oder den verwendeten Oberstoff am Rutschen gehindert<br />

werden, weil er sonst die Last nur schlecht übertragen<br />

kann. Das Modell « Altra» von Arc’teryx beispielsweise<br />

stützt <strong>im</strong> Vergleich zu den anderen Modellen das Gewicht<br />

weniger effektiv auf den Hüften ab. Dies gelingt<br />

den Testmodellen von Ergon und Aarn dank einer Antirutsch-Beschichtung<br />

sehr gut. Ein weiterer wichtiger<br />

138<br />

Ergon «BA3»<br />

Preis CHF 299.–<br />

Gewicht 1795 g<br />

Beschreibung Der Winzling <strong>im</strong> Testfeld bietet dem<br />

Oberkörper eine nahezu uneingeschränkte Bewegungsfreiheit.<br />

Sein Tragsystem erzeugt eine grosse Distanz<br />

zwischen Rücken und Rucksack und bildet nur an<br />

Schulter und Becken einen Kontakt. So ist der Rücken<br />

bestens hinterlüftet. Gleichzeitig schwankt der Rucksack<br />

be<strong>im</strong> Gehen stark hin und her, was oft als unangenehm<br />

empfunden wird. Der Rucksack ist fürs Wandern eher<br />

ungeeignet, die Gewichtsl<strong>im</strong>ite von zehn Kilogramm<br />

schränkt den Anwendungsbereich zusätzlich ein. Der<br />

harte Plastikhüftgurt kann Druckstellen verursachen.<br />

Eine integrierte Regenhülle und wasserdichte Reissverschlüsse<br />

schützen vor eindringendem Wasser. Die<br />

Stärken dieses Systems zeigen sich am besten be<strong>im</strong><br />

Radfahren. Es sind sowohl für Damen und Herren je zwei<br />

Grössen erhältlich.<br />

Infos Radys AG, Tel. 032 333 13 13<br />

www ergon-<strong>outdoor</strong>.com<br />

Punkt sind die Schnallen: Sie sollten auch mit Handschuhen<br />

bedienbar sein und das Band nicht durchrutschen<br />

lassen. Ärgerlich ist, wenn man alle fünf Minuten<br />

die Schulterträger neu straffen muss. Die häufig<br />

ins Feld geführte reduzierte Langlebigkeit beweglicher<br />

Systeme kann <strong>im</strong> Praxistest nicht bestätigt werden. Wo<br />

man früher gegen steife Strukturen des Rucksacks ankämpfte<br />

und der Rahmen und die Nähte die ganze Kraft<br />

aufnehmen mussten, laufen diese Bewegungen heute<br />

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KNOW-HOW Test Rucksäcke<br />

kontrolliert in einem Gelenk ab. Die Wahl des verarbeiteten<br />

Materials ist hinsichtlich Langlebigkeit weitaus<br />

entscheidender. Insgesamt konnten hinsichtlich Materialwahl<br />

und Verarbeitung alle Probanden mit wenigen<br />

Abstrichen überzeugen.<br />

Bewegtes Becken<br />

Ausser dem «BA3» der Firma Ergon und dem Deuter<br />

«ACT Lite» sind alle Rucksäcke <strong>im</strong> Test mit einem beweglichen<br />

Hüftgurt ausgestattet. Die Überlegung dahinter:<br />

Für einen natürlichen Gang sind die Beckenbewegungen<br />

wichtiger als die Schulterbewegungen. Mammut und<br />

Arc’teryx verbauen ein Gelenk zwischen Rahmen und<br />

Hüftgurt. Der «Peak Aspiration» von Aarn hingegen erreicht<br />

die Beweglichkeit über eine spezielle Vernähung<br />

und Befestigung am Rahmen. Das seitliche Absenken<br />

und Anheben des Beckens wird bei beiden Varianten<br />

weniger eingeschränkt. Der Black Diamond «Infinity»,<br />

der Aarn «Peak Aspiration» und der «Heron Light» von<br />

Mammut zeigten <strong>im</strong> Test eine spürbar erhöhte Bewegungsfreiheit<br />

des Beckens gegenüber dem unbeweglichen<br />

Tragesystem von Deuter. Das Gelenk des Arc’teryx<br />

«Altra» bewegte sich nicht gänzlich widerstandslos, was<br />

den Komfortgewinn ein wenig schmälerte.<br />

Doch auch bewegliche Systeme können theoretisch<br />

nachteilig sein: Zum einen kann es durchaus sinnvoll<br />

sein, dass der Hüftgurt das seitliche Absenken des Beckens<br />

einschränkt. Ansonsten müssen die Rumpf- sowie<br />

die Oberschenkelmuskulatur diese Aufgabe übernehmen<br />

und werden bei grosser Last zusätzlich beansprucht.<br />

Weiter kontrolliert der Oberkörper die Bewegungen<br />

der Last vermehrt, wenn der Rucksack vom Becken gelöst<br />

wird. Dies ist insbesondere be<strong>im</strong> Modell «Infinity»<br />

von Black Diamond der Fall, wo ein Kugelgelenk nicht<br />

nur ein seitliches Abknicken des Beckens ermöglicht,<br />

sondern eine weitere Rotation um eine vertikale Achse.<br />

Zwar wird damit eine Gegenrotation des Oberkörpers<br />

zum Becken ermöglicht, das Becken verliert aber theoretisch<br />

die lastkontrollierende Funktion. Weiter kann sich<br />

der Rucksack nun – vor allem wenn die Schulterträger<br />

eher lose und der Hüftgurt straff getragen werden – relativ<br />

zum Körper bewegen und so ein Gefühl der Instabilität<br />

erzeugen. Was be<strong>im</strong> Trekking in einfachem Gelände<br />

noch problemfrei ist, kann <strong>im</strong> alpinen Gelände zur<br />

Stolperfalle werden. Nämlich dann, wenn sich die Last<br />

plötzlich ungewollt verschiebt. Soweit die Theorie. Doch<br />

wie zeigen sich diese Effekte in der Praxis?<br />

Praxiserfahrung vs. Theorie<br />

Wie in den theoretischen Überlegungen vermutet, wurde<br />

die Laststabilität mit dem Modell von Deuter in der<br />

Praxis leicht besser bewertet als bei den Rucksäcken<br />

mit beweglichen Komponenten. Lediglich be<strong>im</strong> Ergon<br />

«BA3» wurde die Last als störend instabil empfunden.<br />

Mit dem nicht ganz so leichtgängigen Hüftgurt zeigte der<br />

Arc’teryx «Altra» eine min<strong>im</strong>al bessere Laststabilität als<br />

der «Heron Pro» von Mammut. Der Black Diamond «Infinity»<br />

verblüffte einige der Tester: Ein derart frei bewegliches<br />

Becken bei gleichzeitig hoher Laststabilität und bestem<br />

Tragekomfort widersprach den Erwartungen. Keine<br />

der Testpersonen klagte über ein Gefühl der Instabilität.<br />

Das Gehen fühlte sich sehr natürlich und angenehm an.<br />

Ähnlich komfortabel aber mit leicht eingeschränkter Bewegungsfreiheit<br />

zeigte sich der «Peak Aspriation» von<br />

Aarn. Auch dieses Modell überträgt viel Gewicht auf das<br />

Becken. Gleichzeitig lag der Rucksack angenehm stabil<br />

am Rücken und bot ausreichend Bewegungsfreiheit. Eine<br />

erhöhte Ermüdung des Oberkörpers durch die vermeintlich<br />

stärkere Beanspruchung konnte <strong>im</strong> Praxistest nicht<br />

festgestellt werden. Beschwerden wegen der verstärkten<br />

Lastkontrolle durch den Körper dürften allerdings auch<br />

erst nach längeren Belastungen auftreten und konnten<br />

deshalb <strong>im</strong> Rahmen des <strong>outdoor</strong> <strong>guide</strong>-Tests nicht<br />

überprüft werden. Die bei allen Modellen mit beweglichem<br />

Hüftgurt angebrachten Bändel zur Einschränkung<br />

der Hüftgurtbewegung kommen in der Praxis kaum zum<br />

Einsatz. Im Gegenteil: Manch ein Tester empfand den<br />

Rucksack – vor allem bei grossen Schritten abwärts – mit<br />

völlig frei beweglichem Hüftgurt sogar als stabiler.<br />

Als Preis viel Schweiss<br />

Dass die Modelle von Aarn und Black Diamond sich trotz<br />

beweglichem Hüftgurt so stabil anfühlten, liegt auch daran,<br />

dass das Tragesystem sehr körpernah konstruiert<br />

ist. So befindet sich die Last sehr nah am Körper und<br />

die Bewegungen können gut gespürt und kontrolliert<br />

werden. Obwohl die Hersteller mit Netzmaterialien und<br />

Luftkanälen arbeiten, kann Schweiss aufgrund der grossflächigen<br />

Auflage nur schlecht verdunsten. Nach kurzer<br />

Zeit ist man am Rücken schweissnass. Die Systeme von<br />

Arc’teryx, Mammut, Ergon und Deuter sind nur an einzelnen<br />

Punkten in Kontakt mit dem Rücken und dadurch<br />

besser belüftet. In einem waren sich die Tester einig: Ein<br />

beweglicher Hüftgurt kann den Tragekomfort deutlich<br />

Mammut «Heron Light 65+»<br />

Preis CHF 300.–<br />

Gewicht 1977 g<br />

Beschreibung Trekkingrucksack mit sehr gut hinterlüftetem<br />

Tragsystem, das lediglich an der Schulter und<br />

am Becken mit dem Körper in Kontakt ist. Der bewegliche<br />

Hüftgurt führt zu einer deutlich vergrösserten Bewegungsfreiheit<br />

des Beckens, die Last bleibt angenehm<br />

stabil. Zudem ist der Hüftgurt angenehm dick gepolstert<br />

und in zwei Grössen erhältlich. Der Neigungswinkel<br />

lässt sich über zwei seitliche Bändel anpassen. Die<br />

Schulterträger sind bereits vorgeformt und ebenfalls gut<br />

gepolstert. Die Hauptfachunterteilung bietet praktischen<br />

Zugriff auf das Material von zwei Seiten. Zwei Stretch-<br />

Seitentaschen und eine grosse Stretch-Fronttasche<br />

sorgen zusätzlich für Ordnung. Der Rucksack macht vor<br />

allem auf Wanderungen oder längeren Skitouren eine<br />

gute Figur. Unter dem Namen «Hera Light» ist dieses<br />

Modell auch für Frauen erhältlich.<br />

Infos Mammut Sports Group AG, Tel. 062 769 81 81<br />

www mammut.ch<br />

steigern. Neben dem Hüftgurt können aber noch weitere<br />

Komponenten modifiziert werden, um einen natürlicheren<br />

Gang zu ermöglichen.<br />

Um die Bewegungsfreiheit des Oberkörpers zu verbessern,<br />

sind sowohl be<strong>im</strong> Aarn «Peak Aspiration» wie auch<br />

be<strong>im</strong> Black Diamond «Infinity» die Schulterträger mit einem<br />

unter dem Hüftgurt durchlaufenden Band verbunden.<br />

Verkürzt man den einen Träger, verlängert sich dabei<br />

der andere. So kann der Druck der Träger auf die Schultern<br />

Deuter «ACT Lite 50»<br />

Preis CHF 249.90<br />

Gewicht 1652 g<br />

Beschreibung Klassischer Trekkingrucksack mit gut<br />

hinterlüftetem Tragsystem. Mittels eines speziellen<br />

Schaumes wird die Luftzirkulation <strong>im</strong> Rückenbereich<br />

verbessert. Schulterträger und Hüftgurt sind breit und<br />

dick gepolstert. Trotz steifem Tragsystem ist das Gehen<br />

angenehm, die Last ist sehr stabil. Eine richtige Längenanpassung<br />

des Rückens ist wichtig um Druckstellen <strong>im</strong><br />

Schulterbereich zu vermeiden. Dank dem Einsatz von<br />

sehr leichten Materialien ist zudem das Gewicht angenehm<br />

tief. Auf längeren Touren sind die Hauptfachunterteilung<br />

und die Aussentaschen nützlich, zudem gibt es<br />

zahlreiche Möglichkeiten für die Befestigung von Matten,<br />

Pickeln und Stöcken auf der Aussenseite. Aufgrund<br />

seines Gewichts und des Tragsystems sehr vielseitig<br />

einsetzbar. Auch erhältlich als Damen-Modell.<br />

Infos Sportco AG, Tel. 031 924 15 15<br />

www deuter.com<br />

reduziert und die Bewegungsfreiheit erhöht werden. Dies<br />

ist vor allem dann spürbar, wenn man die Arme einsetzt,<br />

beispielsweise be<strong>im</strong> Gehen mit Stöcken. In einer biomechanischen<br />

Untersuchung der ETH Zürich führten solche<br />

Schulterträger zwar zu einer grösseren Relativbewegung<br />

zwischen dem Sportler und dem Rucksack. Im Praxistest<br />

wurde dies aber von keinem Tester bemerkt, geschweige<br />

denn als negativ empfunden. Sehr wohl bemerkt wurde<br />

hingegen das Plus an Bewegungsfreiheit.<br />

140<br />

141


KNOW-HOW Test Rucksäcke<br />

RUCKSÄCKE<br />

Gewichtung Kriterium<br />

Aarn «Peak Aspiration»<br />

Arc’teryx «Altra»<br />

Black Diamond «Infinitiy»<br />

Ergon «BA3»<br />

Mammut «Heron Light»<br />

Deuter «ACT Lite»<br />

Deckel<br />

Abnehmbar — X X — X —<br />

Aussen-/Innentaschen 1/– 2/1 1/1 –/– 1/1 1/1<br />

HauptfacH<br />

Hauptfachunterteilung — — — X X X<br />

Seitentaschen — 2 2 2 2 2<br />

Fronttasche 1 1 1 — 1 1<br />

System für Trinkblase — X X X X X<br />

Separater Hauptfachzugriff — X — — X X<br />

Integrierte Regenhülle X — — X — —<br />

Volumen in Litern 52 1 65 50 30 65 50<br />

Gramm Gewicht pro Liter Volumen 40,0 34,1 35,6 59,8 30,4 33,0<br />

Tragsystem<br />

Beweglicher Hüftgurt X X X — X —<br />

Bewegliche Schulterträger X — X X — —<br />

Verschiedene Hüftgurtgrössen X X X X X —<br />

Reverse Pull Hüftgurt 2 X — X — X X<br />

Rückenlänge verstellbar X X X X X X<br />

Hüftgurttasche — X X — X X<br />

Spez. Frauenmodell erhältlich — 3 X X — X —<br />

Beurteilung<br />

Tragkomfort generell 20% 4,7 3,4 4,8 3,7 3,9 3,8<br />

Lastübertragung auf Hüfte 10% 4,4 2,8 3,9 4,6 3,9 4,1<br />

Passform/Sitz 10% 4,2 3,5 4,4 3,8 4,0 4,4<br />

Bewegungsfreiheit allgemein 10% 3,9 3,7 4,4 4,5 4,3 3,8<br />

Bewegungsfreiheit Oberkörper 5% 4,3 3,8 4,2 4,8 3,5 3,8<br />

Bewegungsfreiheit Becken 5% 4,1 3,6 5,0 3,7 4,7 3,7<br />

Laststabilisierung 10% 4,4 4,1 3,8 2,8 3,9 4,8<br />

Schweissproduktion Rücken 3,5 4,3 3,5 4,3 4,0 4,6<br />

Einstellmöglichkeiten Tragsystem 4,8 3,8 4,3 3,7 4,0 4,2<br />

Balance/Gleichgewichtsgefühl 10% 4,4 4,1 4,0 3,8 3,9 4,4<br />

Tragekomfort Schulterträger 10% 4,6 3,7 4,3 4,0 4,2 4,1<br />

Tragekomfort Hüftgurt 10% 4,4 3,5 4,5 3,2 3,9 4,5<br />

Materialzugriff beladener Rucksack 5,0 5,0 3,0 4,5 4,3 4,3<br />

Fächeraufteilung 4,5 4,3 4,0 4,5 4,8 4,8<br />

Technische Detaillösungen 5,0 3,5 4,5 4,0 4,3 4,0<br />

Verarbeitungsqualität 4,8 5,0 4,8 4,8 4,0 4,5<br />

Gesamtbeurteilung 100% 4,4 3,6 4,4 3,8 4,0 4,1<br />

Bewertungen<br />

5,0 sehr gut<br />

4,0 gut<br />

3,0 befriedigend<br />

2,0 ausreichend<br />

1,0 mangelhaft<br />

1<br />

Inklusive 7 Liter Balance Pockets.<br />

2<br />

Reverse-Pull Hüftgurte: Die Bänder<br />

werden nach vorne und nicht nach<br />

aussen gezogen, um den Hüftgurt zu<br />

straffen.<br />

3<br />

Auch auf die weibliche Anatomie<br />

anpassbar.<br />

Eine kompromisslose Variante zeigt der «BA3» von Ergon:<br />

Ein Kugelgelenk entkoppelt den Oberkörper praktisch<br />

vollständig von den Bewegungen des Rucksacks.<br />

Diese Variante wurde generell als unangenehm empfunden,<br />

da sich der Rucksack nun wie das Becken bewegt<br />

und sich nicht mehr vom Oberkörper kontrollieren<br />

lässt. Zudem befindet sich die Last aufgrund des Platzbedarfs<br />

der Konstruktion sehr weit vom Körper entfernt.<br />

Dadurch vergrössern sich die Hebel zwischen Last und<br />

Körper. Diese beiden Faktoren führen dazu, dass der<br />

Eindruck eines hin- und her schwingenden Rucksacks<br />

entsteht. Einschränkend muss erwähnt werden, dass der<br />

Rucksack gemäss Hersteller nicht für Lasten über zehn<br />

Kilogramm ausgelegt ist. Wird mehr Gewicht getragen,<br />

kann durch die Bewegung von Last und Rucksack der<br />

Träger aus dem Gleichgewicht gebracht werden.<br />

Aufrecht stehen, effizienter gehen<br />

Ein natürlicherer Gang kann nicht nur durch die Vergrösserung<br />

der Bewegungsfreiheit, sondern ebenso durch<br />

eine natürliche Position des Körpers ermöglicht werden.<br />

Betrachtet man nämlich ursprüngliche Tragevarianten,<br />

so fällt auf, dass diese die Last stets auf dem Kopf<br />

oder vor- und hinter dem Körper platzieren. So liegt der<br />

Schwerpunkt der Last stets mit dem Schwerpunkt des<br />

Körpers in einer vertikalen Linie. Ist dies, wie bei einem<br />

klassischen Rucksack, nicht der Fall, muss mit einer Vorlage<br />

des Oberkörpers und einem nach vorne Kippen des<br />

Beckens ausgeglichen werden. Dies wiederum hat einen<br />

negativen Einfluss auf die Atmung, den Energiebedarf<br />

sowie auf die Gelenksbelastungen und führt unweigerlich<br />

zu Verspannungen. Aufrechtes Gehen reduziert zudem<br />

auch die Blasenbildung an den Füssen und Probleme<br />

mit den Zehennägeln.<br />

Der «Peak Aspiration» von Aarn löst dieses Problem,<br />

indem ein Teil der Last in zwei optionalen Brusttaschen<br />

verstaut wird. Die Position be<strong>im</strong> Stehen ist dabei sehr<br />

aufrecht und angenehm. Die Taschen schränken die<br />

Sicht nach unten nur geringfügig ein und der Materialzugriff<br />

gestaltet sich rasch und unkompliziert. Je nach<br />

Volumen der Taschen und deren Füllgrad schwitzt man<br />

auf der Brust jedoch deutlich mehr als ohne und so manche<br />

Jackentasche wird schwer erreichbar. Bei herkömmlichen<br />

Rucksäcken kann die Vorlage beeinflusst werden,<br />

indem schwere Gegenstände möglichst nah am Körper<br />

platziert werden. In ebenem Gelände lässt sich durch das<br />

Platzieren der Last weit oben <strong>im</strong> Rucksack die Vorlage<br />

TREKKING SERIE<br />

FREIHEIT<br />

ACT Lite 50+10<br />

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142<br />

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KNOW-HOW Test Rucksäcke<br />

So packt man richtig<br />

Rucksack auf, Material rein, Rucksack zu – ganz so einfach<br />

funktioniert das richtige Bepacken eines Rucksacks<br />

nicht. Um möglichst wenig Vorlage mit dem Oberkörper<br />

einnehmen zu müssen, sollten als erstes die schweren<br />

Gegenstände so nahe wie möglich am Rücken platziert<br />

werden. Auf das Anhängen von Ausrüstung sollte man<br />

nach Möglichkeit verzichten. Angehängte Gegenstände<br />

schaukeln meist hin und her oder befinden sich weit vom<br />

Rücken entfernt. Je nach zu begehendem Gelände sollte<br />

zudem <strong>im</strong> Innern auch variiert werden: Geht man vorwiegend<br />

auf gefestigten, breiten Wegen die eher flach verlaufen,<br />

macht es Sinn, die schweren Gegenstände hoch oben<br />

<strong>im</strong> Rucksack zu verstauen. So muss mit deutlich weniger<br />

Vorlage gewandert werden, was sich positiv auf den Komfort<br />

und die Effizienz auswirkt. In schwierigem, hügeligen<br />

Gelände sollte die Last wiederum tiefer positioniert sein,<br />

da sie ansonsten schwerer zu kontrollieren ist. Zudem ist<br />

wichtig, dass sich <strong>im</strong> Rucksack nichts bewegt oder hin und<br />

her rutscht.<br />

zusätzlich reduzieren. In coupiertem Gelände ist dies<br />

aber nicht empfehlenswert, da eine hohe Position der<br />

Last das Gleichgewicht negativ beeinflusst.<br />

Eine Frage der Einstellung<br />

Damit ein Tragesystem sein volles Potential entfalten<br />

kann, muss es nicht nur mechanisch funktionieren und<br />

aus den richtigen Materialien gefertigt sein – es muss<br />

auch an die individuelle Körperform angepasst werden.<br />

Um den Unterschieden zwischen der weiblichen<br />

und männlichen Anatomie gerecht zu werden, ist meist<br />

ein geschlechtsspezifisches Modell erhältlich. Bei den<br />

Damen modellen sind dabei die Träger stärker vorgeformt<br />

und näher zusammen liegend, der Brustgurt höher<br />

angebracht und die Hüftgurtflossen verfügen über einen<br />

anderen Winkel. Hat man den Rucksack erst einmal gekauft,<br />

muss zuerst die korrekte Rückenlänge eingestellt<br />

werden. Dies ist bei allen getesteten Rucksäcken möglich.<br />

Das erfahrene Personal <strong>im</strong> Outdoorfachhandel hilft gerne.<br />

Einzelne Modelle erlauben weitere Feinjustierungen:<br />

Be<strong>im</strong> Arc’teryx «Altra» kann die Breite der Schulterträger<br />

verändert werden, während be<strong>im</strong> «Peak Aspiration»<br />

von Aarn der Hüftgurt sich in alle Richtungen anpassen<br />

lässt. Dies ist bei diesem Modell besonders dann wichtig,<br />

wenn es mit den Balance-Pockets verwendet wird. Andernfalls<br />

können <strong>im</strong> Aufstieg unangenehme Druckstellen<br />

entstehen. Drückt ein Rucksack an einer best<strong>im</strong>mten<br />

Stelle, kann durch eine Verformung des Alurahmens allenfalls<br />

Abhilfe geschaffen werden.<br />

Zeitenwende bei Tragsystemen?<br />

Es wäre vermessen, bereits jetzt in den Abgesang auf<br />

die klassischen Tragsysteme einzust<strong>im</strong>men. Das Tragen<br />

von Lasten wurde nicht neu erfunden. Das zeigt allein<br />

schon ein Blick auf die Bewertungstabelle des <strong>outdoor</strong><br />

GUIDE-Testteams – die Einzelnoten unterscheiden sich<br />

nur leicht. Die aktuellen Systeme stellen zweifelsohne einen<br />

Fortschritt dar und dürften bei der zukünftigen Entwicklung<br />

von Rucksäcken vermehrt eine Rolle spielen.<br />

Einige der Newcomer konnten mit erhöhtem Tragekomfort<br />

und verbesserter Bewegungsfreiheit überzeugen.<br />

Wer eine Neuanschaffung plant, sollte die Modelle beweglicher<br />

Tragesysteme unbedingt mit in Erwägung ziehen.<br />

Da jeder seine eigenen Präferenzen be<strong>im</strong> Tragen von<br />

Rucksäcken hat, wird die neu gewonnene Bewegungsfreiheit<br />

aber nicht bei allen dieselbe Begeisterung auslösen.<br />

Ob sich, wie in der Theorie angedeutet, Langzeitfolgen<br />

aufgrund veränderter Belastungen der Körperstrukturen<br />

einstellen werden, wird sich ohnehin noch weisen.<br />

Damit ist auch klar: Wer bereits einen komfortablen<br />

Rucksack hat, braucht diesen nicht sofort zu entsorgen.<br />

Laut Nathan Kuder, Category Manager Backpacks bei<br />

Black Diamond, stehen wir ohnehin erst am Anfang. Dabei<br />

vergleicht er die Entwicklung von beweglichen Tragsystemen<br />

mit derjenigen gefederter Fahrräder: «Zu Beginn<br />

wurden gefederte Fahrräder nur fürs Downhillen eingesetzt.<br />

Dann wurde der Lockout erfunden und nun wird<br />

das Fahrwerk so gebaut, dass Lockouts gar nicht mehr<br />

nötig sind». Eine ähnliche, dynamische Entwicklung erwartet<br />

er auch bei den Rucksacktragsystemen. Wir dürfen<br />

also gespannt sein, was da noch alles kommen mag. ✸<br />

Text<br />

Angelo Brack<br />

Centre Court 10, Bärenschluchtwände, Frankenjura - Foto: R. Fichtinger<br />

Kilian Fischhuber,<br />

4-facher Weltcup-Gesamtsieger<br />

<strong>im</strong> Bouldern und Mitglied <strong>im</strong><br />

VAUDE Cl<strong>im</strong>bing Team<br />

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Innovative Ausrüstung für Berge, Biken und Stadt:<br />

www.vaude.ch

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