Leseprobe zu Bestellfax 0221 / 9 37 38-943 - Verlag Dr. Otto Schmidt
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8. Die Gesellschafterversammlung Rz. I 1709<br />
2. Anfechtungsklage<br />
a) Erfordernis der Anfechtungsklage<br />
Das Anfechtungsrecht kann nur durch Erhebung einer Anfechtungsklage<br />
ausgeübt werden. Es werden die aktienrechtlichen Vorschriften über<br />
anfechtbare Hauptversammlungsbeschlüsse (§§ 241ff. AktG) entsprechend<br />
angewandt, soweit nicht die Besonderheiten der GmbH<br />
eine Abweichung erfordern 1 .Ausschließlich <strong>zu</strong>ständig ist entsprechend<br />
§246 Abs. 3Satz 1AktG das LG, in dessen Bezirk die Gesellschaft ihren<br />
Sitz hat. Eine bloße Anfechtungserklärung reicht nicht aus, weil sie die Unsicherheit<br />
über das Vorliegen von Anfechtungsgründen nicht beseitigen<br />
kann.<br />
Das Erfordernis der Anfechtungsklage besteht jedoch nur, wenn das unrichtige<br />
Beschlussergebnis durch den Versammlungsleiter mit konstituierender<br />
Wirkung festgestellt worden ist oder in einem Beschlussprotokoll<br />
von den Gesellschaftern festgestellt wurde(s. Rz. I1617) 2 .Dasselbe gilt,<br />
wenn es keinen Versammlungsleiter gab, die Gesellschafter sich aber<br />
nach der Abstimmung über ein bestimmtes Beschlussergebnis einig waren 3 .<br />
Nicht ausreichend ist jedoch, dass die Gesellschafter sich nur in Be<strong>zu</strong>g auf<br />
das tatsächliche Stimmenverhältnis, nicht aber in Be<strong>zu</strong>g auf das rechtliche<br />
Beschlussergebnis einig waren 4 .Als der Beschlussfeststellung gleichwertig<br />
<strong>zu</strong> erachten ist die notarielle Beurkundung 5 .Handelt es sich um die Nichtigkeit<br />
von Nein-Stimmen, so kann die erforderlicheAnfechtungsklage mit einer<br />
positiven Beschlussfeststellungsklage verbunden werden (s. Rz. I1685).<br />
Einer Anfechtungsklage bedarf es nicht, wenn die Feststellung des Beschlussergebnisses<br />
offensichtlich und zweifelsfrei willkürlichist. Die Praxis<br />
sollte sich auf diesen Sonderfall aber nicht verlassen, sondern fristgerecht<br />
Klage erheben. Dies gilt auch für sog. Vorratsbeschlüsse 6 .<br />
1BGH v. 11.2.2008 –IIZR187/06, GmbHR 2008, 426 (427) m. Komm. Werner.<br />
2 BGH v. 11.2.2008 –IIZR187/06, GmbHR 2008, 426 (427) m. Komm. Werner ; Bayer<br />
in Lutter/Hommelhoff, GmbHG, 17. Aufl. 2009, Anh. §47Rz. <strong>38</strong>; BGH v. 13.11.<br />
1995 –IIZR288/94, GmbHR 1996, 47 (48); Koppensteiner in Rowedder/<strong>Schmidt</strong>-<br />
Leithoff, 4. Aufl. 2002, §47Rz. 9. S. auch Hoffmann/Köster, GmbHR 2003, 1327<br />
(1331).<br />
3 Zöllner in Baumbach/Hueck, GmbHG, 19. Aufl. 2010, Anh. §47Rz. 120 mwN.<br />
4BGH v. 15.11.1995 –IIZR288/94, GmbHR 1996, 47 (48).<br />
5BayObLG v. 7.11.1991 –BReg. 3Z120/91, GmbHR 1992, 41 =BB1992, 226.<br />
6BGH v. 27.4.2009 –IIZR167/07, GmbHR 2009, 770 m. Komm. Podewils.<br />
1707<br />
1708<br />
1709<br />
GH Lfg. 136 April 2011<br />
Wälzholz |<br />
I 857