Leseprobe zu Bestellfax 0221 / 9 37 38-943 - Verlag Dr. Otto Schmidt
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8. Die Gesellschafterversammlung Rz. I 1599 führungsmaßnahmen nicht 1 .Aus der gesellschaftsrechtlichen Treuepflicht können sich im Einzelfall Einschränkungen für die Stimmrechtsausübung ergeben. Es handelt sich um sog. bewegliche Stimmrechtsschranken, weil im konkreten Einzelfall zu prüfen ist, ob die Stimmabgabe eines Gesellschafters gegen den Gleichheitsgrundsatz, die guten Sitten und insbesondere gegen die ihn mit der Gesellschaft und seinen Mitgesellschaftern verbindende Treuepflicht verstößt 2 . Die aus dem Gesellschaftsvertrag fließende Treuebindung verlangt, dass die Mehrheit bei ihren Beschlüssen auf die Interessen der davon unmittelbar oder mittelbar betroffenen Minderheitsgesellschafter angemessen Rücksicht nimmt 3 .Greift die Ausübung des Stimmrechts in diese Interessen ein, so bedarf es eines ausreichenden sachlichen Grundes sowie der Einhaltung der Grundsätze der Erforderlichkeit und Verhältnismäßigkeit 4 . Dies gilt auch für die Abberufung eines Gesellschafter-Geschäftsführers 5 . Bei ihren Geschäftsführungsangelegenheiten betreffenden Entscheidungen müssen die Gesellschafter den Gesellschafts- und Unternehmensinteressen generell Vorrang vor ihren Eigeninteressen einräumen 6 .Unbestritten gilt auch für die GmbH entsprechend §243 Abs. 2AktG das Verbot des Verfolgens von Sondervorteilen zum Schaden der Gesellschaft oder der anderen Gesellschafter 7 . Aus der Förderpflicht kann sich auch die Verpflichtung ergeben, am Zustandekommen von Gesellschafterbeschlüssen mitzuwirken 8 .Soist der 1597 1598 1599 1OLG Hamm v. 9.12.1991 –8U78/91, GmbHR 1992, 612 (613); K. Schmidt in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2007, §47Rz. 30. 2OLG Frankfurt v.18.1.1989 –13U279/87, GmbHR 1990, 79 (81); Zöllner in Baumbach/Hueck, GmbHG, 19. Aufl. 2010, §47Rz. 107. 3S.Roth in Roth/Altmeppen, GmbHG, 6. Aufl. 2009, §47Rz. 43 f.; Vorwerk/Wimmers, GmbHR 1998, 717 (719). 4LGMainz v. 19.12.1989 –10HO65/89, GmbHR 1990, 513 (515); Vorwerk/Wimmers, GmbHR 1998, 717 (723). 5OLG Zweibrücken v.5.6.2003 –4U117/02, GmbHR 2003, 1206 (1207). 6 Raiser in Ulmer, GmbHG, 2006, Anh. §47Rz. 126 ff.; OLG Düsseldorf v. 14.3.1996 –6U119/94, GmbHG 1996, 689 (693). 7BGH v. 9.6.1954 –IIZR70/53, GmbHR 1954, 122 (123); OLG Düsseldorf v. 14.3. 1996 – 6 U 119/94, GmbHR 1996, 689 (693); K. Schmidt in Scholz, GmbHG, 10.Aufl. 2007, §47Rz. 29; Raiser in Ulmer, GmbHG, 2006, Anh. §47Rz. 126. 8 Roth in Roth/Altmeppen, GmbHG, 6. Aufl. 2009, §47Rz. 44; K. Schmidt in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2007, §47Rz. 31. GH Lfg. 136 April 2011 Wälzholz | I 827
Rz. I 1599 Teil I: Gesellschaftsrecht 1600 1601 Gesellschafter verpflichtet, der Abberufung eines Geschäftsführers zuzustimmen, in dessen Person wichtige Gründe vorliegen, die sein Verbleiben in der Organstellung für die Gesellschaft unzumutbar machen (s. Rz. I1433). Ein Verstoß gegen die Treubindung macht die Stimmabgabe unwirksam 1 .Bei der Feststellung des Beschlussergebnisses sind diese Stimmen nicht mitzuzählen 2 .Werden sie gleichwohl mitgezählt und kommt deswegen ein ablehnendes Beschlussergebnis zustande, so ist der Beschluss anfechtbar 3 . Handelt es sich um einen negativen Beschluss und geht es um die Durchsetzung positiver Stimmpflichten, sokann die nicht abgegebene Ja- Stimme nicht einfach ersetzt werden. Die positive Stimmpflicht muss vielmehr grundsätzlich prozessual durchgesetzt werden 4 .Die Durchsetzung obliegt dem Gesellschaftsorgan, kann aber auch im Wege der actio pro socio seitens einiger Gesellschafter erfolgen, und zwar im eigenen Namen zugunsten der Gesellschaft 5 .Wird in der Gesellschafterversammlung ein Antrag abgelehnt, weil ein Gesellschafter missbräuchlich dagegen stimmt, so kann die gegen den ablehnendenBeschluss erhobene Anfechtungsklage mit der Klage auf Feststellung verbunden werden, der abgelehnte Antrag sei angenommen worden; allerdings muss in diesem Fall der Gesellschafter, der treuwidrig abgestimmt haben soll, von dem Rechtsstreit Kenntnis erlangen und ihm deshalb als Nebenintervenient beitreten können 6 . 1 K. Schmidt in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2007, §47Rz. 32; BGH v. 19.11.1990 – II ZR 88/89, GmbHR 1991, 62; BGH v. 12.7.1993 –IIZR65/92, GmbHR 1993, 579 (581); OLG Hbg. v. 28.6.1991 –11U148/90 –Cats, GmbHR 1992, 43 (47); OLG Düsseldorf v. 14.3.1996 –6U119/94, GmbHR 1996, 689 (692). 2 K. Schmidt in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2007, §47Rz. 32; BGH v. 19.11.1990 – II ZR 88/89, GmbHR 1991, 62. AA entgegen hM Roth in Roth/Altmeppen, GmbHG, 6. Aufl. 2009, §47Rz. 50. 3 K. Schmidt in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2007, §47Rz. 32; BGH v. 19.11.1990 – II ZR 88/89, GmbHR 1991, 62. 4 K. Schmidt in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2007, §47Rz. 32 aE; BGH v. 9.7.1990 – II ZR 88/89, GmbHR 1990, 452 (454); aA, also für Verpflichtung zur positiven Stimmabgabe per einstweiliger Verfügung Bayer in Lutter/Hommelhoff, GmbHG, 17.Aufl. 2009, §47Rz. 14 mwN auch aus der Rechtsprechung. 5 Emmerich in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2006, §13 Rz. 46; K. Schmidt in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2007, §46 Rz. 161; Hueck/Fastrich in Baumbach/Hueck, GmbHG, 19. Aufl. 2010, §13Rz. 36. 6 K. Schmidt in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2007, §45Rz. 182 im Anschluss an BGH v. 26.10.1983 –IIZR87/83, GmbHR 1984, 93 =BB1984, 88. I 828 | Wälzholz
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Rz. I 1599<br />
Teil I: Gesellschaftsrecht<br />
1600<br />
1601<br />
Gesellschafter verpflichtet, der Abberufung eines Geschäftsführers <strong>zu</strong><strong>zu</strong>stimmen,<br />
in dessen Person wichtige Gründe vorliegen, die sein Verbleiben<br />
in der Organstellung für die Gesellschaft un<strong>zu</strong>mutbar machen (s. Rz. I1433).<br />
Ein Verstoß gegen die Treubindung macht die Stimmabgabe unwirksam<br />
1 .Bei der Feststellung des Beschlussergebnisses sind diese Stimmen<br />
nicht mit<strong>zu</strong>zählen 2 .Werden sie gleichwohl mitgezählt und kommt deswegen<br />
ein ablehnendes Beschlussergebnis <strong>zu</strong>stande, so ist der Beschluss anfechtbar<br />
3 .<br />
Handelt es sich um einen negativen Beschluss und geht es um die Durchset<strong>zu</strong>ng<br />
positiver Stimmpflichten, sokann die nicht abgegebene Ja-<br />
Stimme nicht einfach ersetzt werden. Die positive Stimmpflicht muss vielmehr<br />
grundsätzlich prozessual durchgesetzt werden 4 .Die Durchset<strong>zu</strong>ng<br />
obliegt dem Gesellschaftsorgan, kann aber auch im Wege der actio pro socio<br />
seitens einiger Gesellschafter erfolgen, und zwar im eigenen Namen <strong>zu</strong>gunsten<br />
der Gesellschaft 5 .Wird in der Gesellschafterversammlung ein Antrag<br />
abgelehnt, weil ein Gesellschafter missbräuchlich dagegen stimmt, so<br />
kann die gegen den ablehnendenBeschluss erhobene Anfechtungsklage mit<br />
der Klage auf Feststellung verbunden werden, der abgelehnte Antrag sei<br />
angenommen worden; allerdings muss in diesem Fall der Gesellschafter,<br />
der treuwidrig abgestimmt haben soll, von dem Rechtsstreit Kenntnis erlangen<br />
und ihm deshalb als Nebenintervenient beitreten können 6 .<br />
1 K. <strong>Schmidt</strong> in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2007, §47Rz. 32; BGH v. 19.11.1990 –<br />
II ZR 88/89, GmbHR 1991, 62; BGH v. 12.7.1993 –IIZR65/92, GmbHR 1993,<br />
579 (581); OLG Hbg. v. 28.6.1991 –11U148/90 –Cats, GmbHR 1992, 43 (47);<br />
OLG Düsseldorf v. 14.3.1996 –6U119/94, GmbHR 1996, 689 (692).<br />
2 K. <strong>Schmidt</strong> in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2007, §47Rz. 32; BGH v. 19.11.1990 –<br />
II ZR 88/89, GmbHR 1991, 62. AA entgegen hM Roth in Roth/Altmeppen,<br />
GmbHG, 6. Aufl. 2009, §47Rz. 50.<br />
3 K. <strong>Schmidt</strong> in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2007, §47Rz. 32; BGH v. 19.11.1990 –<br />
II ZR 88/89, GmbHR 1991, 62.<br />
4 K. <strong>Schmidt</strong> in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2007, §47Rz. 32 aE; BGH v. 9.7.1990 –<br />
II ZR 88/89, GmbHR 1990, 452 (454); aA, also für Verpflichtung <strong>zu</strong>r positiven<br />
Stimmabgabe per einstweiliger Verfügung Bayer in Lutter/Hommelhoff, GmbHG,<br />
17.Aufl. 2009, §47Rz. 14 mwN auch aus der Rechtsprechung.<br />
5 Emmerich in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2006, §13 Rz. 46; K. <strong>Schmidt</strong> in Scholz,<br />
GmbHG, 10. Aufl. 2007, §46 Rz. 161; Hueck/Fastrich in Baumbach/Hueck,<br />
GmbHG, 19. Aufl. 2010, §13Rz. 36.<br />
6 K. <strong>Schmidt</strong> in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2007, §45Rz. 182 im Anschluss an BGH v.<br />
26.10.1983 –IIZR87/83, GmbHR 1984, 93 =BB1984, 88.<br />
I 828 |<br />
Wälzholz