Leseprobe zu Bestellfax 0221 / 9 37 38-943 - Verlag Dr. Otto Schmidt

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8. Die Gesellschafterversammlung Rz. I 1593 Pflichtverletzung der Gesellschafter gilt auch für die Bestellung des Organs, welches die Gesellschaft im Prozess vertreten soll (§ 46 Nr. 8GmbHG) 1 . Die gemeinsame Begehung einer Pflichtverletzung liegt aber nicht vor, wenn einer vorsätzlichen Pflichtverletzung eines Gesellschafters allenfalls ein Aufsichtsversäumnis des Geschäftsführers gegenübersteht 2 . Wenn §47Abs. 4Satz 2GmbHG von einer Beschlussfassung über die Einleitung eines Rechtsstreits gegen einen Gesellschafter spricht, so kann dem Rechtsgedanken nach nichts anderes gelten, wenn der Gesellschafter nur der Form nach seinen Geschäftsanteil mit dem Ziel auf einen Mitgesellschafter überträgt, bei der Entscheidung, ob die Gesellschaft rechtlich gegen ihn vorgehen soll, seine sonst nicht zugelassene Stimme doch noch zur Geltung zu bringen 3 . e) Rechtsfolgen von Verstößen gegen Stimmverbote Die entgegen §47Abs. 4GmbHG abgegebene Stimme ist nichtig und darf bei der Feststellung des Beschlussergebnisses nicht mitgezählt werden 4 .Der Beschluss, bei dem der Versammlungsleiter das Beschlussergebnis durch Mitzählen der nichtigen Stimmabgabe unrichtig festgestellt hat, ist jedoch selbst dann nicht nichtig, wenn der Beschluss nach Abzug der nichtigen Stimmen nicht mit der erforderlichen Mehrheit gefasst ist. Der Verstoß gegen das Stimmverbot führt vielmehr nur zur Anfechtbarkeit des Beschlusses 5 .Ist mit den Stimmen des befangenen Gesellschafters ein Beschlussantrag abgelehnt worden, so kann die Anfechtungsklage mit einer positiven Beschlussfeststellungsklage verbunden werden; allerdings muss in diesem Fall der widersprechende Gesellschafter als Nebenintervenient am Verfahren beteiligt sein 6 .Wurde der Beschluss weder vom Ver- 1BGH v. 20.1.1986 –IIZR73/85, GmbHR 1986, 156 =BB1986, 619; OLG Düsseldorf v.14.3.1996 –6U119/94, GmbHR 1996, 689 (692). 2BGH v. 7.4.2003–IIZR193/02, GmbHR 2003, 712 (714); s. auch BGH v. 4.5.2009 –IIZR169/07, GmbHR 2009, 1327. 3BGH v. 29.1.1976 –IIZR19/75, GmbHR 1976, 84 =BB1976, 286; Roth in Roth/ Altmeppen, GmbHG, 6. Aufl. 2009, §47Rz. 79. 4OLG Stuttgart v. 24.7.1990 –12U234/89, GmbHR 1992, 48. 5OLG Hamm v. 26.2.2003 –8U110/02, GmbHR 2003, 843 (845); OLG Bdb. v. 17.1.1996 –7U106/95, GmbHR 1996, 539 (542); K. Schmidt in Scholz, GmbHG, 10.Aufl. 2007, §47Rz. 175; Zöllner in Baumbach/Hueck, GmbHG, 19. Aufl. 2010, §47Rz. 104. 6 BGH v. 26.10.1983 –IIZR87/83, GmbHR 1984, 93 =BB1984, 88 =BGHZ 97, 28. 1592 1593 GH Lfg. 136 April 2011 Wälzholz | I 825

Rz. I 1593 Teil I: Gesellschaftsrecht 1594 1595 1596 sammlungsleiter festgestellt noch notariell beurkundet und hat er die notwendige Mehrheit infolge Nichtigkeit der verbotswidrig abgegebenenStimmen verfehlt, so kann dies durch eine ebenfalls gegen die Gesellschaft als Partei zu richtende Feststellungsklage geltend gemacht werden 1 . f) Abweichende Satzungsregelung §47Abs. 4Satz 1GmbHG stellt, soweit diese Vorschrift Entlastungsbeschlüsse betrifft, zwingendes Recht dar 2 .Ebenso sind Entlastungsbeschlüsse zu beurteilen. Soweit durch sie dem zu Entlastenden lediglich das Vertrauen ausgesprochen werden soll, würde dem Stimmrecht des Betroffenen nichts im Wege stehen. Demgemäß ist auch eine Regelung im Gesellschaftsvertrag einer GmbH, nach der ein Gesellschafter entgegen dem Stimmverbot des §47Abs. 4Satz 1GmbHG an der Beschlussfassung über seine eigene Entlastung als Geschäftsführer mitwirken darf, wegen Verstoßes gegen §138 BGB nichtig 3 .Das Gleiche gilt für den Ausschluss des Stimmrechtsbei Maßnahmen gegen einen Gesellschafter aus wichtigem Grund 4 . Dispositiv ist dagegen grundsätzlich das Stimmverbot bei Vornahme von Rechtsgeschäften 5 .Ein Beispiel hierfür bietet die Einschränkung dieses Verbots auf Rechtsgeschäfte mit einer anderen GmbH, deren Geschäftsführer der Gesellschafter ist 6 . 7. Verbot treuwidriger Stimmabgabe Die Stimmrechtsmacht der Gesellschafter erlaubt es ihnen, nach eigenem Ermessen abzustimmen. Inhaltliche Grenzen sind nur durch das Verbot des Stimmrechtsmissbrauchs, durch die Zweckbestimmung der Gesellschaft und die Treuepflicht der Gesellschafter gesetzt. Einer Zweckmäßigkeitskontrolle unterliegt das Abstimmungsverhalten über Geschäfts- 1 Zöllner in Baumbach/Hueck, GmbHG, 19. Aufl. 2010, Anh. §47Rz. 104. 2BGH v. 12.6.1989 –IIZR246/88, GmbHR 1989, 329. 3OLG Stuttgart v. 4.5.1993 –10U137/92, GmbHR 1995, 231. 4BGH v. 12.6.1989 –IIZR246/88, BGHZ 108, 21 (27) =GmbHR 1989, 329; Bayer in Lutter/Hommelhoff, GmbHG, 17. Aufl. 2009, §47Rz. 33. 5 Bayer in Lutter/Hommelhoff, GmbHG, 17. Aufl. 2009, §47Rz. 33; Groß, GmbHR 1994, 596 (603 mwN). 6OLG Stuttgart v. 24.7.1990 –12U234/89, GmbHR 1992, 48. I 826 | Wälzholz

8. Die Gesellschafterversammlung Rz. I 1593<br />

Pflichtverlet<strong>zu</strong>ng der Gesellschafter gilt auch für die Bestellung des Organs,<br />

welches die Gesellschaft im Prozess vertreten soll (§ 46 Nr. 8GmbHG) 1 .<br />

Die gemeinsame Begehung einer Pflichtverlet<strong>zu</strong>ng liegt aber nicht vor,<br />

wenn einer vorsätzlichen Pflichtverlet<strong>zu</strong>ng eines Gesellschafters allenfalls<br />

ein Aufsichtsversäumnis des Geschäftsführers gegenübersteht 2 .<br />

Wenn §47Abs. 4Satz 2GmbHG von einer Beschlussfassung über die<br />

Einleitung eines Rechtsstreits gegen einen Gesellschafter spricht, so kann<br />

dem Rechtsgedanken nach nichts anderes gelten, wenn der Gesellschafter<br />

nur der Form nach seinen Geschäftsanteil mit dem Ziel auf einen Mitgesellschafter<br />

überträgt, bei der Entscheidung, ob die Gesellschaft rechtlich gegen<br />

ihn vorgehen soll, seine sonst nicht <strong>zu</strong>gelassene Stimme doch noch <strong>zu</strong>r<br />

Geltung <strong>zu</strong> bringen 3 .<br />

e) Rechtsfolgen von Verstößen gegen Stimmverbote<br />

Die entgegen §47Abs. 4GmbHG abgegebene Stimme ist nichtig und darf<br />

bei der Feststellung des Beschlussergebnisses nicht mitgezählt werden 4 .Der<br />

Beschluss, bei dem der Versammlungsleiter das Beschlussergebnis durch<br />

Mitzählen der nichtigen Stimmabgabe unrichtig festgestellt hat, ist jedoch<br />

selbst dann nicht nichtig, wenn der Beschluss nach Ab<strong>zu</strong>g der nichtigen<br />

Stimmen nicht mit der erforderlichen Mehrheit gefasst ist. Der Verstoß gegen<br />

das Stimmverbot führt vielmehr nur <strong>zu</strong>r Anfechtbarkeit des Beschlusses<br />

5 .Ist mit den Stimmen des befangenen Gesellschafters ein Beschlussantrag<br />

abgelehnt worden, so kann die Anfechtungsklage mit einer<br />

positiven Beschlussfeststellungsklage verbunden werden; allerdings<br />

muss in diesem Fall der widersprechende Gesellschafter als Nebenintervenient<br />

am Verfahren beteiligt sein 6 .Wurde der Beschluss weder vom Ver-<br />

1BGH v. 20.1.1986 –IIZR73/85, GmbHR 1986, 156 =BB1986, 619; OLG Düsseldorf<br />

v.14.3.1996 –6U119/94, GmbHR 1996, 689 (692).<br />

2BGH v. 7.4.2003–IIZR193/02, GmbHR 2003, 712 (714); s. auch BGH v. 4.5.2009<br />

–IIZR169/07, GmbHR 2009, 1327.<br />

3BGH v. 29.1.1976 –IIZR19/75, GmbHR 1976, 84 =BB1976, 286; Roth in Roth/<br />

Altmeppen, GmbHG, 6. Aufl. 2009, §47Rz. 79.<br />

4OLG Stuttgart v. 24.7.1990 –12U234/89, GmbHR 1992, 48.<br />

5OLG Hamm v. 26.2.2003 –8U110/02, GmbHR 2003, 843 (845); OLG Bdb. v.<br />

17.1.1996 –7U106/95, GmbHR 1996, 539 (542); K. <strong>Schmidt</strong> in Scholz, GmbHG,<br />

10.Aufl. 2007, §47Rz. 175; Zöllner in Baumbach/Hueck, GmbHG, 19. Aufl. 2010,<br />

§47Rz. 104.<br />

6 BGH v. 26.10.1983 –IIZR87/83, GmbHR 1984, 93 =BB1984, 88 =BGHZ 97, 28.<br />

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