Leseprobe zu Bestellfax 0221 / 9 37 38-943 - Verlag Dr. Otto Schmidt
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Rz. I 1522<br />
Teil I: Gesellschaftsrecht<br />
Beratungshinweis<br />
In Eilfällen reicht es aus, wenn der Inhalt des Briefes am Tage der Absendung<br />
dem Empfänger <strong>zu</strong>sätzlich durch Übermittlung per Telefax<br />
<strong>zu</strong>r Kenntnis gebracht wurde. In diesem Fall wird die Ladungsfrist<br />
in Einklang mit dem Dispositionsschutz bereits mit Absendung des<br />
Einschreibebriefes beginnen 1 .Das gilt aber nur, wenn die Kenntnisnahme<br />
durch den Gesellschafter nachgewiesen wird. Es reicht nicht<br />
aus, dass die Einberufung durch die Telefaxübermittlung derart in den<br />
Machtbereich des Gesellschafters gelangt ist, dass bei Annahme gewöhnlicher<br />
Verhältnisse mit der Kenntnisnahme gerechnet wird 2 .<br />
1523<br />
1524<br />
Die Einberufungsfrist gilt sowohl für die Erstberufung einer Gesellschafterversammlung<br />
als auch mit Rücksicht auf den Dispositionsschutz für deren<br />
Verlegung 3 .<br />
Die Vorschrift des §51Abs. 1Satz 2GmbHG ist dispositiv. Der Gesellschaftsvertrag<br />
kann insbesondere die Ladungsfrist verlängern 4 .Üblich ist<br />
eine Ladungsfrist von 14 Tagen (vgl. Teil VMuster M46, §6Abs. 4). Umstritten<br />
ist, ob der Gesellschaftsvertrag auch die Einberufung lediglich<br />
durch gewöhnlichen Brief <strong>zu</strong>lassen kann 5 .Dies ist möglich. Denn der Zugang<br />
ist bei gewöhnlichem Brief nicht weniger sicher als beim eingeschriebenen<br />
Brief. Im Gegenteil: Das Erfordernis der Abholung auf der Post,<br />
wenn der berechtigte Empfänger nicht angetroffen wird, erschwert beim<br />
eingeschriebenen Brief den Zugang (außer beim Einwurfeinschreiben).<br />
Die <strong>zu</strong>sätzlichen Sicherungen gegen eine Manipulation der Aufschrift 6<br />
sind demgegenüber von untergeordneter Bedeutung.<br />
1 Loritz, GmbHR 1992, 790 (791).<br />
2OLG Naumburg v. 17.12.1996 –7U196/95, GmbHR 1998, 90 (92).<br />
3BGH v. 30.3.1987 –IIZR180/86, GmbHR 1987, 424 =BB1987, 1551.<br />
4OLG Naumburg v. 17.12.1996 –7U196/95, GmbHR 1998, 90 (91).<br />
5Dafür Bayer in Lutter/Hommelhoff, GmbHG, 17. Aufl. 2009, §51 Rz.36;<br />
K. <strong>Schmidt</strong>/Seibt in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2007, §51Rz. 3. Dagegen Zöllner in<br />
Baumbach/Hueck, GmbHG, 19. Aufl. 2010, §51Rz. 39 (ablehnend <strong>zu</strong>m einfachen<br />
Brief, aber <strong>zu</strong>stimmend <strong>zu</strong> E-Mail, telefonisch oder sonstigen modernen Kommunikationsmitteln;<br />
mE nicht konsequent).<br />
6Vgl. OLG Naumburg v. 17.12.1996 –7U196/95, GmbHR 1998, 90 (92).<br />
I 800 |<br />
Wälzholz