Leseprobe zu Bestellfax 0221 / 9 37 38-943 - Verlag Dr. Otto Schmidt

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8. Die Gesellschafterversammlung Rz. I 1476 Der Beschluss über die Erhebung eines Ersatzanspruchs bedarf vorbehaltlich abweichender Satzungsbestimmung einfacher Mehrheit. Richtet sich der Ersatzanspruch gegen einen Gesellschafter, so darf dieser nicht mitstimmen 1 .Die Mehrheit unterliegt in diesem Falle einer gesteigerten Treuepflicht. Dabei ist ihr jedoch ein gebundenes unternehmerisches Ermessen zuzubilligen 2 . Der Beschluss muss die dem Geschäftsführer vorgeworfene Pflichtverletzung und die betreffende Angelegenheit hinreichend genau bezeichnen 3 . Deshalb reicht der bloße Beschluss, dem Geschäftsführer die Entlastung zu verweigern, nicht aus 4 . Die Beschlussfassung nach §46Nr. 8GmbHG hat nach herrschender Meinung Außenwirkung, sodass eine Klage ohne Beschlussfassung als unbegründet abzuweisen ist 5 .Der Beschluss braucht aber nicht bereits bei Klageerhebung vorzuliegen. Es genügt vielmehr, dass der Gesellschafterbeschluss nach §46Nr. 8GmbHG im Laufe des Rechtsstreits gefasst und dem Gericht vorgelegt wird 6 .Eine vorherige Klageerhebung oder zumindest die Erwirkung eines Mahnbescheids kann zur Unterbrechung der Verjährung geboten sein. §46Nr. 8GmbHG ist nicht zwingend 7 .Der Gesellschaftsvertrag kann vorsehen, dass es keiner Beschlussfassung bedarf. Er kann auch die Beschlussfassung einem anderen Organ, zB einem Beirat übertragen. Der BGH hat schließlich ein unmittelbares Vorgehen eines Gesellschafters gegen den Schädiger ohne vorherige Beschlussfassung bei zweigliedrigen Gesellschaften gegen den jeweils anderen Gesellschafter oder dann zugelassen, wenn eine Einziehung der Forderung auch nach erfolgreicher Be- 1473 1474 1475 1476 1 K. Schmidt in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2007, §46Rz. 155. 2 Kowalski, ZIP 1995, 1315 (1316). 3 Bayer in Lutter/Hommelhoff, GmbHG, 17. Aufl. 2009, §46Rz. 39. 4OLG Düsseldorf v. 18.8.1994 –6U185/93, GmbHR 1995, 232 =DB1994, 2610. 5BGH v. 20.11.1958 –ZR17/57, GmbHR 1959, 48 m. zust. Anm. Wilhelm; BGH v. 21.5.1964 –VII ZR 21/63, GmbHR 1965, 4m.Anm. Winter; Bayer in Lutter/Hommelhoff, GmbHG, 17. Aufl. 2009, §46 Rz. 40; K. Schmidt in Scholz, GmbHG, 10.Aufl. 2007, §46Rz. 158; Koppensteiner in Rowedder/Schmidt-Leithoff, GmbHG, 4. Aufl. 2002, §46Rz. 40. 6BGH v. 3.5.1999 –IIZR119/98, GmbHR 1999, 714 (715) =BB1999, 1345. 7 Hüffer in Ulmer, GmbHG, 2006, §46Rz. 117. GH Lfg. 136 April 2011 Wälzholz | I 787

Rz. I 1476 Teil I: Gesellschaftsrecht 1477 1478 1479 schlussfeststellungsklage nicht zu erwarten sei 1 .Auch bei der Einmann- Gesellschaft und bei der Geltendmachung von Ansprüchen durch einen Pfändungsgläubiger oder den Insolvenzverwalter bedarf es keines formellen Gesellschafterbeschlusses 2 . Das Beschlusserfordernis des §46Nr. 8GmbHG gilt auch für einen Verzicht der Gesellschaft auf Ersatzansprüche aus der Haftung der Gesellschafter oder Geschäftsführer, gegebenenfalls im Rahmen einer sog. Generalbereinigung aus Anlass des Ausscheidens 3 ,oder einen Vergleich der Gesellschaft 4 , s. dazu bei der Gründerhaftung Rz. I826. Verzicht und Vergleich sind jedoch bei einem Verstoß gegen §43Abs. 3oder §64GmbHG unwirksam 5 . 13. Vertretung der Gesellschaft im Rechtsstreit (§ 46 Nr. 8GmbHG) Die Gesellschafterversammlung ist nach §46Nr. 8GmbHG befugt, einen besonderen Prozessvertreter zu bestimmen, und zwar sowohl für Aktivals auch für Passivprozesse 6 . Die Vorschrift des §46Nr. 8GmbHG erwähnt nur die Geschäftsführer als Prozessgegner. Dabei gilt sie auch, wenn der in Anspruch zu nehmende Geschäftsführer nicht mehr im Amt ist, sofern nur der Ersatzanspruch auf eine Pflichtverletzung als Geschäftsführer gestützt ist 7 .Die Vorschrift gilt aber entsprechend auch für den Rechtsstreit gegen einen Gesellschafter, in dem diesem dieselbe Pflichtverletzung vorgeworfen wird, derentwegen die Geschäftsführer in Anspruch genommen werden sollen 8 .Darüber hi- 1 Kowalski, ZIP 1995, 1315 (1316). Zuden besonderen Problemen einer Zwei-Personen-Gesellschaft s.auch Klose, GmbHR 2010, 1139 ff. 2 K. Schmidt in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2007, §46Rz. 152; Bayer in Lutter/Hommelhoff, GmbHG, 17. Aufl. 2009, §46Rz. 38 f. 3BGH v. 7.4.2003 –IIZR193/02, GmbHR 2003, 712 (713). 4 Zöllner in Baumbach/Hueck, GmbHG, 19. Aufl. 2010, §46Rz. 60. 5BGH v. 7.4.2003 –II ZR 193/02, GmbHR 2003, 712 (713); Hüffer in Ulmer, GmbHG, 2006, §46Rz. 98. 6OLG Oldenburg v.21.1.2010 –1U18/09, GmbHR 2010, 258; s. dazu Klose/Schade, GmbHR 2011, 244 ff. 7BGH v. 20.11.1958 –IIZR17/57, GmbHR 1959, 48; Bayer in Lutter/Hommelhoff, GmbHG, 17. Aufl. 2009, §46Rz. 42. 8BGH v. 16.12.1991 –IIZR31/91, NJW 1992, 977 =GmbHR 1992, 102; BGH v. 20.1.1986 –IIZR73/85, GmbHR 1986, 156 (158); K. Schmidt in Scholz, GmbHG, 10.Aufl. 2007, §46Rz. 152. I 788 | Wälzholz

8. Die Gesellschafterversammlung Rz. I 1476<br />

Der Beschluss über die Erhebung eines Ersatzanspruchs bedarf vorbehaltlich<br />

abweichender Sat<strong>zu</strong>ngsbestimmung einfacher Mehrheit. Richtet sich<br />

der Ersatzanspruch gegen einen Gesellschafter, so darf dieser nicht mitstimmen<br />

1 .Die Mehrheit unterliegt in diesem Falle einer gesteigerten Treuepflicht.<br />

Dabei ist ihr jedoch ein gebundenes unternehmerisches Ermessen<br />

<strong>zu</strong><strong>zu</strong>billigen 2 .<br />

Der Beschluss muss die dem Geschäftsführer vorgeworfene Pflichtverlet<strong>zu</strong>ng<br />

und die betreffende Angelegenheit hinreichend genau bezeichnen 3 .<br />

Deshalb reicht der bloße Beschluss, dem Geschäftsführer die Entlastung<br />

<strong>zu</strong> verweigern, nicht aus 4 .<br />

Die Beschlussfassung nach §46Nr. 8GmbHG hat nach herrschender<br />

Meinung Außenwirkung, sodass eine Klage ohne Beschlussfassung<br />

als unbegründet ab<strong>zu</strong>weisen ist 5 .Der Beschluss braucht aber nicht bereits<br />

bei Klageerhebung vor<strong>zu</strong>liegen. Es genügt vielmehr, dass der Gesellschafterbeschluss<br />

nach §46Nr. 8GmbHG im Laufe des Rechtsstreits gefasst<br />

und dem Gericht vorgelegt wird 6 .Eine vorherige Klageerhebung oder <strong>zu</strong>mindest<br />

die Erwirkung eines Mahnbescheids kann <strong>zu</strong>r Unterbrechung der<br />

Verjährung geboten sein.<br />

§46Nr. 8GmbHG ist nicht zwingend 7 .Der Gesellschaftsvertrag kann<br />

vorsehen, dass es keiner Beschlussfassung bedarf. Er kann auch die Beschlussfassung<br />

einem anderen Organ, zB einem Beirat übertragen. Der<br />

BGH hat schließlich ein unmittelbares Vorgehen eines Gesellschafters gegen<br />

den Schädiger ohne vorherige Beschlussfassung bei zweigliedrigen<br />

Gesellschaften gegen den jeweils anderen Gesellschafter oder dann <strong>zu</strong>gelassen,<br />

wenn eine Einziehung der Forderung auch nach erfolgreicher Be-<br />

1473<br />

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1 K. <strong>Schmidt</strong> in Scholz, GmbHG, 10. Aufl. 2007, §46Rz. 155.<br />

2 Kowalski, ZIP 1995, 1315 (1316).<br />

3 Bayer in Lutter/Hommelhoff, GmbHG, 17. Aufl. 2009, §46Rz. 39.<br />

4OLG Düsseldorf v. 18.8.1994 –6U185/93, GmbHR 1995, 232 =DB1994, 2610.<br />

5BGH v. 20.11.1958 –ZR17/57, GmbHR 1959, 48 m. <strong>zu</strong>st. Anm. Wilhelm; BGH v.<br />

21.5.1964 –VII ZR 21/63, GmbHR 1965, 4m.Anm. Winter; Bayer in Lutter/Hommelhoff,<br />

GmbHG, 17. Aufl. 2009, §46 Rz. 40; K. <strong>Schmidt</strong> in Scholz, GmbHG,<br />

10.Aufl. 2007, §46Rz. 158; Koppensteiner in Rowedder/<strong>Schmidt</strong>-Leithoff, GmbHG,<br />

4. Aufl. 2002, §46Rz. 40.<br />

6BGH v. 3.5.1999 –IIZR119/98, GmbHR 1999, 714 (715) =BB1999, 1345.<br />

7 Hüffer in Ulmer, GmbHG, 2006, §46Rz. 117.<br />

GH Lfg. 136 April 2011<br />

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