Leseprobe zu - Verlag Dr. Otto Schmidt
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Kapitalerhaltung §30<br />
2. Existenzschutz<br />
Neben der wertbezogenen Kapitalerhaltung aus §§ 30/31 entwickelte sich im<br />
Anschluss an Strafurteile <strong>zu</strong> §266 StGB 1 als <strong>zu</strong>sätzlicher Ansatz ein gegenstandsbezogener<br />
Vermögensschutz 2 : Nach diesen Grundsätzen ist es dem<br />
Geschäftsführer verboten, Gesellschaftsvermögen (zB Maschinen, Patente,<br />
Vormaterial, Forderungen, vor allem aber auch Liquidität) an Gesellschafter<br />
weg<strong>zu</strong>geben, wenn dadurch der wirtschaftliche Zusammenbruch der Gesellschaft<br />
in absehbarer Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit heraufbeschworen<br />
wird 3 .Das Verbot existenzgefährdender Auszahlungen 4 ergänzt den Schutz<br />
des Stammkapitals nach §30 5 und ist unabhängig vom Einverständnis sämtlicher<br />
Gesellschafter 6 .Risikogeschäfte mit außenstehenden <strong>Dr</strong>itten unterfallen<br />
nicht diesem Verbot 7 ;Ausnahmen unten Rn 21f.<br />
Diesen Stammkapital ergänzenden Auszahlungsschutz hat die Rechtsprechung<br />
als Existenzvernichtungshaftung 8 (eingehend oben §13Rn29ff) de-<br />
7<br />
liktsrechtlich fundiert 9 und als eigenständiges Rechtsinstitut der Gesellschafter-Innenhaftung<br />
mittlerweile weithin konsolidiert.<br />
3. Auszahlungen<br />
Auszahlungen iSv §30sind nicht allein Geldleistungen, sondern weiter gehend<br />
Leistungen aller Art, denen keine gleichwertige Gegenleistung gegenübersteht<br />
und die wirtschaftlich das <strong>zu</strong>r Erhaltung des Stammkapitals erfor-<br />
6<br />
8<br />
1BGH GmbHR 1995, 655; <strong>zu</strong>vor BGHSt<br />
34, 382; BGHSt 35, 333; weitere Rspr<br />
bei Birkholz Untreuestrafbarkeit als<br />
strafrechtlicher „Preis“ der beschränkten<br />
Haftung, 1998, S. 50 ff; Gribbohm<br />
ZGR 1990, 1; Gribbohm DStR 1991,<br />
249f; Kohlmann Die strafrechtliche<br />
Verantwortlichkeit des GmbH-Geschäftsführers,<br />
1990, S. 193; kritisch ua<br />
Brammsen DB 1989, 1609; Birkholz<br />
S. 298 ff <strong>zu</strong>sammenfassend; Radtke<br />
GmbHR 1998, 364 f.<br />
2 Fleck ZGR 1990, 36 ff; Fleck FS<br />
GmbHG, 1992, S. 398 f; Schnauder/<br />
Müller-Christmann JuS 1998, 984;<br />
Ulmer FS Pfeiffer, 1988, S. 868 f.<br />
3Mittlerweile ständige Rspr der Strafsenate,<br />
vgl nur BGH StV 2003, 559;<br />
BGH NJW 2000, 154, je mwN.<br />
4Nuanciert anders Falkenstein<br />
S. 172 f/185: Verbot solvenzbedrohender<br />
Entnahmen; ähnlich auch Nissing<br />
S. 94 ff.<br />
5BGH 173, 255 f, Tz 23 ff; da<strong>zu</strong> Schwab<br />
ZIP 2007, 341; J. Vetter BB 2007, 1965;<br />
Weller ZIP 2007, 1681; Witt DNotZ<br />
2008, 219.<br />
6BGH GmbHR 1995, 655; s. auch BGH<br />
GmbHR 1999, 922; aA OLG Brandenburg<br />
GmbHR 1997, 1147.<br />
7Zutreffend Fleck ZGR 1990, 42; aA<br />
Schnauder/Müller-Christmann S. 985;<br />
Mülbert DStR 2001, 1942; gefährlich<br />
Nissing, S.115 ff: Verstoß gegen die<br />
Regeln sorgfältiger Unternehmensleitung.<br />
8Bereits angedeutet in BGH 142, 95;<br />
ausdrücklich BGH 149, 16 sowie BGH<br />
ZIP 2002, 848 und 1580.<br />
9BGH GmbHR 2001, 772; s. auch<br />
Schmolke Kapitalerhaltung, S. 15 f<br />
(Rn 26 ff).<br />
Hommelhoff | 679