Leseprobe zu - Verlag Dr. Otto Schmidt
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§16 Rechtsstellung bei Wechsel der Gesellschafter<br />
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der vorweggenommenen gesetzlichen Erbfolge 1 ,auch nicht im Wege der Vollstreckung<br />
in den Geschäftsanteil 2 .Diese Grundsätze gelten auch beim Erwerb<br />
durch Gesellschafterbeschluss (etwa nach Einziehung eines Geschäftsanteils<br />
und Aufstockung der Anteile der Mitgesellschafter) 3 , wenngleich der Beschluss<br />
heute als Rechtsgeschäft <strong>zu</strong> qualifizieren ist 4 (vgl §47Rn1). Rechtsgeschäftlicher<br />
und damit gutgläubiger Erwerb ist hingegen möglich im Falle<br />
der öffentlichen Versteigerung des Geschäftsanteils durch den Gerichtsvollzieher<br />
nach §23iVm §383 BGB (da<strong>zu</strong> §23Rn4).<br />
Ein Verkehrsgeschäft liegt nur dann vor, wenn zwischen Veräußerer und Erwerber<br />
keine Identität gegeben ist; mindestens eine Person der Erwerberseite<br />
darf daher nicht der Veräußererseite <strong>zu</strong><strong>zu</strong>rechnen sein 5 .Schädlich ist nicht<br />
nur die persönliche Identität (Schenkung an Kind, das durch den Nichtberechtigten<br />
vertreten wird) 6 ,sondern auch jede Form von wirtschaftlicher<br />
Identität (Übertragung des Geschäftsanteils durch den eingetragenen Nichtberechtigten<br />
auf eine in seinem Alleineigentum stehende GmbH) 7 .<br />
5. Guter Glaube<br />
Gutgläubiger Erwerb ist ausgeschlossen, wenn dem Erwerber die mangelnde<br />
Berechtigung bekannt oder infolge grober Fahrlässigkeit unbekannt ist. Hier<br />
kann auf die <strong>zu</strong> §§ 892, 932 BGB entwickelten Grundsätze <strong>zu</strong>rückgegriffen<br />
werden. So darf also der Erwerber die im Verkehr erforderliche Sorgfalt nicht in<br />
ungewöhnlich hohem Maße verletzt und dasjenige unbeachtet gelassen haben,<br />
was sich im gegebenen Fall jedem hätte aufdrängen müssen 8 .Problematisch<br />
ist hier, ob das Unterlassen einer due diligence, bei der die Unrichtigkeit entdeckt<br />
worden wäre, <strong>zu</strong>r groben Fahrlässigkeit führt. Wollte man dies im Regelfall<br />
annehmen, dann würde die gesetzliche Regelung weitgehend leer laufen<br />
und nur dann eingreifen, wenn trotz due diligence die Unrichtigkeit (leicht<br />
1Da<strong>zu</strong> OLG Zweibrücken FGPrax 1999,<br />
208; vgl auch Palandt/Bassenge §892<br />
BGB Rn 3.<br />
2 Wachter S. 51, 59; D. Mayer DNotZ<br />
2008, 403, 420; vgl auch Palandt/<br />
Bassenge §892 BGB Rn 2mwN.<br />
3 Vossius DB 2007, 2299, 2300; Wachter<br />
in Römermann/Wachter, GmbH-Beratung<br />
nach dem MoMiG, GmbHR-Sonderheft<br />
2008, S. 51, 59; aA Wicke §16<br />
Rn 18.<br />
4Insoweit unrichtig Vossius DB 2007,<br />
2299, 2300.<br />
5 Heidinger in Heckschen/Heidinger,<br />
GmbH, §13Rn143; Wachter in Römermann/Wachter,<br />
GmbH-Beratung<br />
nach dem MoMiG, GmbHR-Sonderheft<br />
2008, S. 51, 59; Gottschalk DZWiR<br />
2009, 45, 50; allgemein auch Palandt/<br />
Bassenge §892 BGB Rn5;vgl auch<br />
BGH GmbHR 2003, 39, 40 (gutgläubiger<br />
Erwerb von Sacheinlage durch GmbH;<br />
da<strong>zu</strong> Bayer/Lieder WuB IIC. §5<br />
GmbHG 1.04).<br />
6 D. Mayer DNotZ 2008, 403, 420;<br />
Vossius DB 2007, 2299, 2300; Heidinger<br />
in Heckschen/Heidinger, GmbH, §13<br />
Rn 143.<br />
7 D. Mayer DNotZ 2008, 403, 420; Wicke<br />
§16Rn19; Heidinger in Heckschen/<br />
Heidinger, GmbH, §13Rn143.<br />
8BGH NJW 2005, 1365; Palandt/<br />
Bassenge §932 BGB Rn10.<br />
554 | Bayer