Leseprobe zu - Verlag Dr. Otto Schmidt
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Rechtsstellung bei Wechsel der Gesellschafter §16<br />
d) Unrichtige Stückelung: Problematisch und streitig ist, ob ein gutgläubiger<br />
Erwerb nach Maßgabe einer in der Gesellschafterliste aufgeführten unrichtigen<br />
Stückelung der Geschäftsanteile möglich ist. Die Problematik wird auch<br />
als gutgläubiger Erwerb „so nicht existierender Geschäftsanteile“ diskutiert.<br />
Es geht hier um die Fehlerquelle erfolgter Teilungen bzw. Zusammenlegungen<br />
(vgl da<strong>zu</strong> §46Rn17ff). Ausgangspunkt ist die bisherige Rechtsprechung,<br />
wonach eine fehlerhafte Stückelung die Nichtexistenz der ausgewiesenen<br />
Geschäftsanteile <strong>zu</strong>r Folge hat 1 .Ein Teil des Schrifttums hält es für ausreichend,<br />
wenn der in der Gesellschafterliste ausgewiesene, nicht der wahren<br />
Stückelung entsprechende Anteil dem verfügenden Gesellschafter zweifelsfrei<br />
<strong>zu</strong>geordnet werden kann und will in diesem Fall den Erwerb ermöglichen<br />
2 . Insbesondere soll etwa ein einheitlicher Anteil, der in der Liste<br />
fälschlich als zwei Anteile ausgewiesen ist (weil die Zusammenlegung versehentlich<br />
nicht eingetragen wurde), im Falle der Veräußerung nur eines der<br />
aufgeführten Anteile nach Maßgabe grundstücksrechtlicher Rechtsprechung<br />
ex lege geteilt werden 3 .Diese Parallele ist indes zweifelhaft; denn im Unterschied<br />
<strong>zu</strong>m Grundbuch, wo der gute Glaube auch im Hinblick auf die Existenz<br />
und Selbständigkeit des eingetragenen Grundstücks geschützt wird 4 ,<br />
gilt dies für die Gesellschafterliste gerade nicht (oben Rn 58). Soweit daher<br />
der Erwerbsvorgang nicht durch Auslegung der entsprechenden Willenserklärungen<br />
<strong>zu</strong>friedenstellend gelöst werden kann, weil die Parteien den Vertragsgegenstand<br />
unschädlich lediglich falsch bezeichnet haben (falsa demonstratio<br />
non nocet) 5 ,muss daher de lege lata ein gutgläubiger Erwerb bei un<strong>zu</strong>treffender<br />
Stückelung ausscheiden 6 .<br />
e) Kein gutgläubiger lastenfreier Erwerb: Nicht möglich ist de lege lata ein<br />
gutgläubiger lastenfreier Erwerb 7 .Denn Belastungen werden aktuell nicht in<br />
die Gesellschafterliste eingetragen (oben Rn 9) 8 .Dies wird insbesondere von<br />
59<br />
60<br />
1BGH NZG 2005, 927, 928; Scholz/<br />
H. Winter/Seibt §17 Rn 11 mwN.<br />
2SoBöttcher/Blasche NZG 2007, 565,<br />
566ff; Klöckner NZG 2008, 841, 844 f;<br />
Ziemons BB 2006, Beil. 7, S. 9, 11;<br />
Flesner NZG 2006, 641, 643; Gottschalk<br />
DZWiR 2009, 45, 49 f; sympathisierend<br />
Götze/Bressler NZG 2007,<br />
894, 897.<br />
3Ausführlich Böttcher/Blasche NZG<br />
2007, 565, 566 ff mwN; <strong>zu</strong>stimmend<br />
Klöckner NZG 2008, 841, 845.<br />
4S.nur Staudinger/Gursky §892 BGB<br />
Rn 32.<br />
5Da<strong>zu</strong> Berger in Bunnemann/Zirngibl/<br />
Berger, §7Rn 20 ff.<br />
6Soauch D. Mayer DNotZ 2008, 403,<br />
418 („Systembruch“); Wachter in Römermann/Wachter,<br />
GmbH-Beratung<br />
nach dem MoMiG, GmbHR-Sonderheft<br />
2008, S. 51, 59; Heidinger in Heckschen/Heidinger,<br />
GmbH, §13Rn140.<br />
7 Vossius DB 2007, 2299, 2303; Wachter<br />
ZNotP 2008, 378, 397; Wegen FS Luer,<br />
2008, S. 321, 331 f; aA Reymann WM<br />
2008, 2095, 2098 ff; vgl ferner auch<br />
Heidinger in Heckschen/Heidinger,<br />
GmbH, §13Rn135.<br />
8 Haas/Oechsler NZG 2006, 806, 812;<br />
abweichend Reymann WM 2008, 2095,<br />
2101 ff (Eintragung als Widerspruch).<br />
Bayer | 551