Leseprobe zu Lenski/Steinberg, Kommentar zum ...

§ 10a Anm. 16 Gewerbeverlust
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Nach Auffassung des BFH bestehen auch an der verfassungsrechtlichen Zulåssigkeit
der betragsmåßigen Beschrånkung des Verlustabzugs (Mindestbesteuerung)
keine ernstlichen Zweifel (BFH v. 27.1.2006 – VIII B 179/05, BFH/
NV 2006, 1150). Unter Hinweis auf seine BeschlÅsse zur Verfassungsmåßigkeit
des § 2 Abs. 3 EStG idF des StEntlG 1999/2000/2002 (BFH v. 9.5.2001 – XI B
151/00, BStBl. II 2001, 552; v. 6.3.2003 – XI B 76/02, BStBl. II 2003, 523; v.
6.3.2003 – XI B 7/02, BStBl. II 2003, 516; v. 29.4.2005 – XI B 127/04, BB 2005,
1549) geht der BFH davon aus, dass das Leistungsfåhigkeitsprinzip von Verfassungs
wegen nicht notwendigerweise in jedem einzelnen – aus rein erhebungstechnischen
GrÅnden gewåhlten – VZ zu verwirklichen sei. Vielmehr
sei es ausreichend, dass Verluste Åberhaupt, sei es auch in einem anderen VZ,
steuerlich berÅcksichtigt werden. Daher sei eine zeitliche Streckung des Verlustausgleichs
verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden. Die Pråmisse des
BFH, eine VerlustberÅcksichtigung irgendwann in der Zukunft genÅge den
Anforderungen des Leistungsfåhigkeitsprinzips, wird im Schrifttum kritisiert
(vgl. ua. Holdorf, BB 2001, 2085 [2087 ff.]; Hergarten, DStR 2001, 1876 [1877]).
Ungeachtet dessen ist in tatsåchlicher Hinsicht zu beachten, dass die Mindestbesteuerung
nicht nur zu einer zeitlichen Streckung der Verlustnutzung fÅhrt
(so aber die GesetzesbegrÅndung, BT-Drucks. 15/1518, 13), mit der Zinseffekte
einhergehen, sondern – beispielsweise bei Unternehmen, die als Projektentwicklungsgesellschaften
oder Joint Venture Vehikel nur fÅr eine bestimmte
Zeit gegrÅndet werden – auch eine endgÅltige Vereitelung des Nettoprinzips
bewirken kann (vgl. zu den Auswirkungen der Mindestbesteuerung Lang/
Englisch, StuW 2005, 3 [21 ff.]; Herzig/Wagner, Wpg 2004, 53). Nach Auffassung
des BFH ist bei summatischer PrÅfung jedenfalls die in der GesetzesbegrÅndung
(BT-Drucks. 15/1518, 13) angefÅhrte Verstetigung des Steueraufkommens
zwar als hinreichend gewichtiger sachlicher Grund fÅr die betragsmåßige
Beschrånkung des Verlustabzugs anzusehen (BFH v. 27.1.2006 – VIII B
179/05, BFH/NV 2006, 1150), es bestehen jedoch ernstliche Zweifel an der
Verfassungskonformitåt der Mindestbesteuerung, wenn eine Verlustverrechnung
in spåteren Veranlagungszeitråumen aus rechtlichen GrÅnden
endgÅltig ausgeschlossen ist (BFH v. 26.8.2010 – I B 49/10, BB 2010, 3131; åhnlich
FG Hess. v. 26.7.2010 – 8 V 938/10, BeckRS 2010, 26029552; FG Hess. v.
20.9.2010 – 8 K 2285/09, DStRE 2011, 305 – Rev. IV R 43/10; FG MÅnchen v.
31.7.2008 – 8 V 1588/08, rkr., EFG 2008, 1736; dazu BMF, Schr. v. 5.1.2009 – IV
C 7 - G 1427/0). Diese Zweifel werden in der Literatur Åberwiegend geteilt
(vgl. Lang/Englisch, StuW 2005, 3; von Groll in Lehner, Verluste im nationalen
und Internationalen Steuerrecht, 2004, 23 [34]; Lehner in Lehner, Verluste im
nationalen und Internationalen Steuerrecht, 2004, 1 [20 f.]; Raupach in Lehner,
Verluste im nationalen und Internationalen Steuerrecht, 2004, 53 [61]; Weber-
Grellet, Stbg. 2004, 75 [82]; Lindauer, BB 2004, 2720 [2723 f.]; Herzig/Wagner,
Wpg. 2004, 53 [63]; Herzig/Wagner, DStR 2003, 225 [233]; Deloitte/Brauer/
Sonnenschein GewStG § 10a Rn. 34; Hey, Beihefter zu DStR 2009, Heft 34, 109
[117]; kritisch auch die Stellungnahme des Bundesrats, BT-Drucks. 15/1665, 2;
aA Intemann/Nacke, DStR 2004, 1149 [1151]: kein Verstoß gegen WillkÅrverbot;
Schnitter in Frotscher/Maas, § 10a GewStG Rz. 14); åhnlich FG MÅnchen
v. 4.8.2010 – 1 K 608/07, BeckRS 2010, 26030113 – Rev. IV R 36/10; FG Berlin-
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