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Leseprobe zu Lenski/Steinberg, Kommentar zum ...

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Gewerbeverlust Anm. 13–15 § 10a<br />

bedÅrfen eines besonderen, sachlich rechtfertigenden Grundes (vgl. BVerfG v.<br />

4.12.2002 – 2 BvR 400/98, BVerfGE 107, 27; v. 7.12.1999 – 2 BvR 301/98, BStBl. II<br />

2000, 162; vgl. <strong>zu</strong>r (auch freiheitsrechtlichen) Konkretisierung des Leistungsfåhigkeitsprinzips<br />

Lehner in Lehner, Verluste im nationalen und Internationalen<br />

Steuerrecht, 2004, 1 mwN). Das abschnittsÅbergreifende Nettoprinzip gebietet<br />

idealiter eine durch zeitliche Zåsuren unbeeinflusste Besteuerung des<br />

Totalgewinns (vgl. BFH v. 11.2.1998 – I R 81/97, BStBl. II 1998, 485 [486]; Lang<br />

in Tipke/Lang, Steuerrecht, 18. Aufl. 2005, § 9 Rz. 44).<br />

Da § 10a GewStG keinen VerlustrÅcktrag <strong>zu</strong>låsst und – seit EZ 2004 – den Verlustab<strong>zu</strong>g<br />

betragsmåßig beschrånkt, stellt sich die Frage nach der verfas-<br />

14<br />

sungsrechtlichen Zulåssigkeit dieser Einschrånkungen der Verlustnut<strong>zu</strong>ng.<br />

In seiner <strong>zu</strong>r Verfassungsmåßigkeit des § 10d Satz 4 EStG 1976 ergangenen<br />

Entscheidung hat das BVerfG festgestellt, dass ein Spannungsverhåltnis zwischen<br />

dem Grundsatz der Abschnittsbesteuerung und dem abschnittsÅbergreifenden<br />

Nettoprinzip als Ausfluss des Leistungsfåhigkeitsprinzips bestehe.<br />

Dieses Spannungsverhåltnis sei nicht einseitig <strong>zu</strong>gunsten des Nettoprinzips<br />

<strong>zu</strong> lÇsen: Vielmehr existiere ein Widerstreit zwischen zwei rechtsstaatlichen<br />

Prinzipien, nåmlich dem Gebot materieller Steuergerechtigkeit einerseits<br />

und dem durch den Grundsatz der Abschnittsbesteuerung vermittelten Prinzip<br />

der Rechtssicherheit andererseits. Die vom Gesetzgeber in diesem Spannungsverhåltnis<br />

getroffene Entscheidung sei nicht angreifbar, wenn einem<br />

Prinzip willkÅrfrei der Vorrang gegeben wird (vgl. BVerfG v. 22.7.1991 – 1 BvR<br />

313/88, DStR 1991, 1278; BFH v. 31.3.2004 – X R 25/03, BFH/NV 2004, 1212; allgemein<br />

<strong>zu</strong>r AuflÇsung des Widerstreits zwischen materieller Gerechtigkeit<br />

und Rechtssicherheit BVerfG v. 26.2.1969 – 3 BvL 15, 23/68, BVerfGE 25, 269<br />

[290 f.]). Ausgehend hiervon hat das BVerfG die zeitliche Begren<strong>zu</strong>ng des Verlustvortrags<br />

nach § 10d Satz 4 EStG 1976 (ein Jahr VerlustrÅcktrag, fÅnf Jahre<br />

Verlustvortrag) nicht beanstandet (BVerfG v. 22.7.1991 – 1 BvR 313/88, DStR<br />

1991, 1278; kritisch von Groll in Kirchhof/SÇhn/Mellinghoff, § 10d EStG Rz. A<br />

70). Einzelheiten der Zulåssigkeit einer Beschrånkung der Verlustnut<strong>zu</strong>ng<br />

sind jedoch ungeklårt. Offen ist insbesondere, ob die Regelungen <strong>zu</strong>r Verlustnut<strong>zu</strong>ng<br />

<strong>zu</strong>mindest im Kern der gesetzgeberischen Disposition entzogen sind<br />

(dafÅr beispielsweise von Groll in Kirchhof/SÇhn/Mellinghoff, § 10d EStG Rz.<br />

A 43, A 70 mwN; vgl. auch BVerfG v. 30.9.1998 – 2 BvR 1818/91, BVerfGE 99, 88<br />

[96 ff.]; aA noch BVerfG v. 8.3.1978 – 1 BvR 117/78, HFR 1978, 293).<br />

Ûbertrågt man diese Rechtsprechung auf § 10a GewStG, so ist die Versagung 15<br />

des VerlustrÅcktrags verfassungsrechtlich unbedenklich. Der Gesetzgeber<br />

hat sich von der Erwågung leiten lassen, dass die hebeberechtigte Gemeinde<br />

im Fall der EinfÅhrung eines VerlustrÅcktrags nicht nur auf Gewerbesteuereinnahmen<br />

verzichten, sondern auch bereits vereinnahmte (und ggf. verausgabte)<br />

Gewerbesteuern wieder <strong>zu</strong>rÅckzahlen mÅsste (BT-Drucks. 7/4604, 3 sowie<br />

7/4705, 1 ff.). Diese BerÅcksichtigung kommunaler Haushaltsinteressen<br />

ist von der grundsåtzlich bestehenden gesetzgeberischen Einschåt<strong>zu</strong>ngsprårogative<br />

gedeckt (BFH v. 31.7.1990 – I R 62/86, BStBl. II 1990, 1083; v. 9.11.1990<br />

– III R 54/89, BFH/NV 1991, 766; FG Hamburg v. 23.9.1999 – II 144/97, rkr., Lexinform<br />

0552904).<br />

LS Lfg. 101 Juni 2011 Kleinheisterkamp<br />

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