Leseprobe zu Lenski/Steinberg, Kommentar zum ...
Leseprobe zu Lenski/Steinberg, Kommentar zum ... Leseprobe zu Lenski/Steinberg, Kommentar zum ...
Gewerbeverlust Anm. 280–282 § 10a 2010, 654) reduzierte der BFH jedoch die Anforderungen an den sachlichen Zusammenhang, indem er den engen sachlichen Zusammenhang im Streitfall aus einem „engen zeitlichen Zusammenhang“ (AnteilsÅbertragung durch Vertrag vom 30.6.1998, BetriebsvermÇgenszufÅhrung bis zum 31.12.1999) ableitete und sodann ausfÅhrte, dass „nichts dafÅr ersichtlich“ sei, „dass die die Finanzierung des BetriebsvermÇgenszugangs sicherstellenden BÅrgschaften [...] etwa in gleicher Weise auch ohne die AnteilsÅbertragungen erteilt worden wåren und die zeitliche Nåhe sich nur zufållig ergeben habe“. (2) Verlust der wirtschaftlichen Identitåt außerhalb des Hauptanwendungsfalls Die Generalklausel des § 8 Abs. 4 Satz 1 KStG erweitert den persÇnlichen Anwendungsbereich des § 8 Abs. 4 KStG – Åber die in Satz 2 genannten Kapitalgesellschaften hinaus – auf alle sonstigen KÇrperschaften. Liegen die Åbrigen Voraussetzungen des Hauptanwendungsfalls vor, ist auch bei sonstigen KÇrperschaften ein Identitåtsverlust zu unterstellen. Die Ûbertragung von mehr als 50 % der Anteile bezieht sich bei sonstigen KÇrperschaften auf Beteiligungs- und Mitgliedschaftsrechte (vgl. BMF, Schr. v. 16.4.1999 – IV C 6 - S 2745 - 12/99, BStBl. I 1999, 455 Tz. 24; DÇtsch in DÇtsch/Jost/Pung/Witt, § 8 Abs. 4 KStG Rz. 131; vgl. auch FG Nds. v. 12.11.2009 – 6 K 31/09, EFG 2010, 577 – Rev. I R 112/09: keine Anwendung des § 8 Abs. 4 KStG auf Anstalten des Çffentlichen Rechts mangels mitgliedschaftlich ausgelegter Organisationsform). Außerdem erweitert die Generalklausel den sachlichen Anwendungsbereich des § 8 Abs. 4 KStG auf alle Fålle, in denen eine Kapitalgesellschaft (oder sonstige KÇrperschaft) ihre wirtschaftliche Identitåt verliert, ohne dass die Voraussetzungen des § 8 Abs. 4 Satz 2 KStG vorliegen (aA Streck/Schwedhelm, FR 1989,153 [156]: Satz 2 ist fÅr Kapitalgesellschaften lex specialis). Der BFH geht dabei in ståndiger Rechtsprechung davon aus, dass Satz 2 mittelbar einen Maßstab fÅr die unter Satz 1 der Vorschrift zu fassenden Fålle setzt. Ein Sachverhalt kann daher nur dann unter § 8 Abs. 4 Satz 1 KStG subsumiert werden, wenn er Voraussetzungen erfÅllt, die mit denen des Satzes 2 wirtschaftlich vergleichbar sind (BFH v. 13.8.1997 – I R 89/96, BStBl. II 1997, 829; v. 22.10.2003 – I R 18/02, BStBl. II 2004, 468; v. 26.5.2004 – I R 81/02, BStBl. II 2004, 1085). Die wirtschaftliche Vergleichbarkeit muss hinsichtlich der Verånderung des personalen und des sachlichen Substrats vorliegen. Daran kÇnnen mE auch nach neuerer Rechtsprechung des BFH, nach der dem sachlichen Substrat bei der Bestimmung der wirtschaftlichen Identitåt entscheidendes Gewicht beizumessen ist (s. Anm. 252), keine Zweifel bestehen. Ønderungen allein des sachlichen Substrats erfÅllen daher in keinem Fall die Voraussetzungen der Generalklausel (vgl. BFH v. 26.5.2004 – I R 81/02, BStBl. II 2004, 1085; DÇtsch in FS Wassermeyer, 2005, 113 [134]; DÇtsch in DÇtsch/Jost/Pung/Witt, §8 Abs. 4 KStG Rz. 39). LS Lfg. 101 Juni 2011 Kleinheisterkamp | 157 281 282
§ 10a Anm. 283–286 Gewerbeverlust Im Einzelnen lassen sich folgende Fallgruppen unterscheiden: 283 284 (a) Abweichende zeitliche Reihenfolge von AnteilsÅbertragung und VermÇgenszufÅhrung Nach Auffassung der Finanzverwaltung setzt der Hauptanwendungsfall voraus, dass die BetriebsvermÇgenszufÅhrung der AnteilsÅbertragung zeitlich nachfolgt (s. Anm. 273). BetriebsvermÇgenszufÅhrungen, die vor dem Zeitpunkt der AnteilsÅbertragung erfolgen, kÇnnen „im Einzelfall“ schådlich sein (BMF, Schr. v. 16.4.1999 – IV C 6 - S2745 - 12/99, BStBl. I 1999, 455 Tz. 31; Lang in Ernst & Young, § 8 KStG Rz. 1287 ff.). In diesem Fall ist der VergleichsgrÇße I das vor Beginn der BetriebsvermÇgenszufÅhrung vorhandene VermÇgen zugrunde zu legen. Als typischer Anwendungsfall wird in diesem Zusammenhang das kollusive Zusammenwirken von Anteilsveråußerer und Erwerber genannt (BMF- Schreiben v. 16.4.1999, aaO, Tz. 31). Erfasst sein soll auch eine VermÇgenszufÅhrung, die zivilrechtlich nach dem Anteilseignerwechsel erfolgt, steuerlich aber auf einen Zeitpunkt vor dem Anteilseignerwechsel zurÅckbezogen wird (vgl. das Beispiel bei DÇtsch in DÇtsch/Jost/Pung/Witt, § 8 Abs. 4 KStG Rz. 138: Wechsel des Anteilseigners am 1.5.02, anschließende Verschmelzung des Anteilseigners auf die Verlustgesellschaft mit steuerlicher RÅckwirkung zum 31.12.01). (b) Der AnteilsÅbertragung wirtschaftlich vergleichbare Sachverhalte (aa) Mittelbare Anteilseignerwechsel 285 Der BFH lehnt eine wirtschaftliche Vergleichbarkeit mittelbarer AnteilsÅbertragungen mit dem vom Hauptanwendungsfall geforderten Wechsel des unmittelbaren Anteilseigners ausdrÅcklich ab: Vergleichbar seien nur Vorgånge, die den Wertungen des Regelbeispiels entsprechen, hinsichtlich des Anteilseignerwechsels also ausschließlich Vorgånge der personellen Verånderung auf der unmittelbaren Anteilseignerebene der Verlustgesellschaft. Mit einer Ausdehnung auf mittelbare Verånderungen in der personalen Struktur verließe man nach Ansicht des BFH den Bereich des durch § 8 Abs. 4 Satz 2 KStG gesetzten Vergleichsrahmens und wÅrde die wirtschaftlichen Identitåtserfordernisse – dem Gehalt des Regelbeispiels widersprechend – in Richtung einer allgemeinen Konzernklausel erweitern und Çffnen (BFH v. 20.8.2003 – I R 61/01, BStBl. II 2004, 616; s. Anm. 209 und Anm. 218). 286 Eine Gleichstellung von mittelbarer und unmittelbarer AnteilsÅbertragung verbietet sich auf Grundlage der BFH-Rechtsprechung auch dann, wenn die mittelbare Beteiligung mit der Beteiligung an der Verlustgesellschaft wirtschaftlich identisch ist. Das ist mE folgerichtig, wenn man im Tatbestandsmerkmal des Anteilseignerwechsels lediglich eine formale „Anreicherung“ der ansonsten wesentlich durch das sachliche Substrat der KÇrperschaft bestimmten wirtschaftlichen Identitåt sieht (so BFH v. 20.8.2003 – I R 61/01, BStBl. II 2004, 616; s. Anm. 252). Denn dann kann die – grundsåtzlich durch 158 | Kleinheisterkamp
- Seite 107 und 108: § 10a Anm. 199p-199s Gewerbeverlus
- Seite 109 und 110: § 10a Anm. 200b-200e Gewerbeverlus
- Seite 111 und 112: § 10a Anm. 200e-200f Gewerbeverlus
- Seite 113 und 114: § 10a Anm. 200j-200k Gewerbeverlus
- Seite 115 und 116: § 10a Anm. 200l Gewerbeverlust Wir
- Seite 117 und 118: § 10a Anm. 200l Gewerbeverlust sch
- Seite 119 und 120: § 10a Anm. 200l-200p Gewerbeverlus
- Seite 121 und 122: § 10a Anm. 200t-200v Gewerbeverlus
- Seite 123 und 124: § 10a Anm. 201-203 Gewerbeverlust
- Seite 125 und 126: § 10a Anm. 205-207 Gewerbeverlust
- Seite 127 und 128: § 10a Anm. 208-209 Gewerbeverlust
- Seite 129 und 130: § 10a Anm. 210-211 Gewerbeverlust
- Seite 131 und 132: § 10a Anm. 214-218 Gewerbeverlust
- Seite 133 und 134: § 10a Anm. 221-223 Gewerbeverlust
- Seite 135 und 136: § 10a Anm. 228-232 Gewerbeverlust
- Seite 137 und 138: § 10a Anm. 235-237 Gewerbeverlust
- Seite 139 und 140: § 10a Anm. 239 Gewerbeverlust Eins
- Seite 141 und 142: § 10a Anm. 243-246 Gewerbeverlust
- Seite 143 und 144: § 10a Anm. 247-249 Gewerbeverlust
- Seite 145 und 146: § 10a Anm. 250-252 Gewerbeverlust
- Seite 147 und 148: § 10a Anm. 253-256 Gewerbeverlust
- Seite 149 und 150: § 10a Anm. 261-262 Gewerbeverlust
- Seite 151 und 152: § 10a Anm. 265-267 Gewerbeverlust
- Seite 153 und 154: § 10a Anm. 269-272 Gewerbeverlust
- Seite 155 und 156: § 10a Anm. 275-278 Gewerbeverlust
- Seite 157: § 10a Anm. 279-280 Gewerbeverlust
- Seite 161 und 162: § 10a Anm. 289-292 Gewerbeverlust
- Seite 163 und 164: § 10a Anm. 295-298 Gewerbeverlust
- Seite 165 und 166: § 10a Anm. 300-301 Gewerbeverlust
- Seite 167 und 168: § 10a Anm. 303-306 Gewerbeverlust
- Seite 169 und 170: § 10a Anm. 310-314 Gewerbeverlust
- Seite 171 und 172: § 10a Anm. 318-321 Gewerbeverlust
- Seite 173 und 174: § 10a Anm. 324-326 Gewerbeverlust
- Seite 175 und 176: § 10a Anm. 330-332 Gewerbeverlust
- Seite 177 und 178: § 10a Anm. 334-337 Gewerbeverlust
- Seite 179 und 180: § 10a Anm. 340-344 Gewerbeverlust
- Seite 181 und 182: § 10a Anm. 348-351 Gewerbeverlust
- Seite 183 und 184: § 10a Anm. 355-358 Gewerbeverlust
- Seite 185 und 186: § 10a Anm. 360-361 Gewerbeverlust
- Seite 187 und 188: § 10a Anm. 363 Gewerbeverlust stÅ
- Seite 189 und 190: § 10a Anm. 365-367 Gewerbeverlust
- Seite 191 und 192: § 10a Anm. 368 Gewerbeverlust grÅ
- Seite 193 und 194: § 10a Anm. 371-372 Gewerbeverlust
- Seite 195 und 196: § 10a Anm. 376-378 Gewerbeverlust
- Seite 197 und 198: § 10a Anm. 383-384 Gewerbeverlust
- Seite 199 und 200: § 10a Anm. 387-390 Gewerbeverlust
Gewerbeverlust Anm. 280–282 § 10a<br />
2010, 654) reduzierte der BFH jedoch die Anforderungen an den sachlichen<br />
Zusammenhang, indem er den engen sachlichen Zusammenhang im Streitfall<br />
aus einem „engen zeitlichen Zusammenhang“ (AnteilsÅbertragung durch<br />
Vertrag vom 30.6.1998, BetriebsvermÇgens<strong>zu</strong>fÅhrung bis <strong>zu</strong>m 31.12.1999) ableitete<br />
und sodann ausfÅhrte, dass „nichts dafÅr ersichtlich“ sei, „dass die die<br />
Finanzierung des BetriebsvermÇgens<strong>zu</strong>gangs sicherstellenden BÅrgschaften<br />
[...] etwa in gleicher Weise auch ohne die AnteilsÅbertragungen erteilt worden<br />
wåren und die zeitliche Nåhe sich nur <strong>zu</strong>fållig ergeben habe“.<br />
(2) Verlust der wirtschaftlichen Identitåt außerhalb des Hauptanwendungsfalls<br />
Die Generalklausel des § 8 Abs. 4 Satz 1 KStG erweitert den persÇnlichen Anwendungsbereich<br />
des § 8 Abs. 4 KStG – Åber die in Satz 2 genannten Kapitalgesellschaften<br />
hinaus – auf alle sonstigen KÇrperschaften. Liegen die Åbrigen<br />
Vorausset<strong>zu</strong>ngen des Hauptanwendungsfalls vor, ist auch bei sonstigen KÇrperschaften<br />
ein Identitåtsverlust <strong>zu</strong> unterstellen. Die Ûbertragung von mehr<br />
als 50 % der Anteile bezieht sich bei sonstigen KÇrperschaften auf Beteiligungs-<br />
und Mitgliedschaftsrechte (vgl. BMF, Schr. v. 16.4.1999 – IV C 6 - S<br />
2745 - 12/99, BStBl. I 1999, 455 Tz. 24; DÇtsch in DÇtsch/Jost/Pung/Witt, § 8<br />
Abs. 4 KStG Rz. 131; vgl. auch FG Nds. v. 12.11.2009 – 6 K 31/09, EFG 2010,<br />
577 – Rev. I R 112/09: keine Anwendung des § 8 Abs. 4 KStG auf Anstalten des<br />
Çffentlichen Rechts mangels mitgliedschaftlich ausgelegter Organisationsform).<br />
Außerdem erweitert die Generalklausel den sachlichen Anwendungsbereich<br />
des § 8 Abs. 4 KStG auf alle Fålle, in denen eine Kapitalgesellschaft (oder sonstige<br />
KÇrperschaft) ihre wirtschaftliche Identitåt verliert, ohne dass die Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
des § 8 Abs. 4 Satz 2 KStG vorliegen (aA Streck/Schwedhelm, FR<br />
1989,153 [156]: Satz 2 ist fÅr Kapitalgesellschaften lex specialis). Der BFH geht<br />
dabei in ståndiger Rechtsprechung davon aus, dass Satz 2 mittelbar einen<br />
Maßstab fÅr die unter Satz 1 der Vorschrift <strong>zu</strong> fassenden Fålle setzt. Ein Sachverhalt<br />
kann daher nur dann unter § 8 Abs. 4 Satz 1 KStG subsumiert werden,<br />
wenn er Vorausset<strong>zu</strong>ngen erfÅllt, die mit denen des Satzes 2 wirtschaftlich<br />
vergleichbar sind (BFH v. 13.8.1997 – I R 89/96, BStBl. II 1997, 829; v.<br />
22.10.2003 – I R 18/02, BStBl. II 2004, 468; v. 26.5.2004 – I R 81/02, BStBl. II 2004,<br />
1085). Die wirtschaftliche Vergleichbarkeit muss hinsichtlich der Verånderung<br />
des personalen und des sachlichen Substrats vorliegen. Daran kÇnnen mE<br />
auch nach neuerer Rechtsprechung des BFH, nach der dem sachlichen Substrat<br />
bei der Bestimmung der wirtschaftlichen Identitåt entscheidendes Gewicht<br />
bei<strong>zu</strong>messen ist (s. Anm. 252), keine Zweifel bestehen. Ønderungen allein<br />
des sachlichen Substrats erfÅllen daher in keinem Fall die Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />
der Generalklausel (vgl. BFH v. 26.5.2004 – I R 81/02, BStBl. II 2004, 1085;<br />
DÇtsch in FS Wassermeyer, 2005, 113 [134]; DÇtsch in DÇtsch/Jost/Pung/Witt,<br />
§8 Abs. 4 KStG Rz. 39).<br />
LS Lfg. 101 Juni 2011 Kleinheisterkamp<br />
|<br />
157<br />
281<br />
282