Batch oder Konti? - Otto Junker GmbH
Batch oder Konti? - Otto Junker GmbH
Batch oder Konti? - Otto Junker GmbH
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Veröffentlichung<br />
Bolzenhomogenisierung –<br />
<strong>Batch</strong> <strong>oder</strong> <strong>Konti</strong>?<br />
Dr.-Ing. Günter Valder<br />
Geschäftsbereichsleiter Technik Thermoprozessanlagen<br />
<strong>Otto</strong> <strong>Junker</strong> <strong>GmbH</strong>, Simmerath<br />
<strong>Otto</strong> <strong>Junker</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Jägerhausstr. 22<br />
52152 Simmerath<br />
Tel.: +49 2473 601 – 0<br />
Fax: +49 2473 601 – 600<br />
Internet: http://www.otto-junker.de
2 / 12<br />
Bolzenhomogenisierung – <strong>Batch</strong> <strong>oder</strong> <strong>Konti</strong>?<br />
Der Homogenisierungsofen stellt im Fertigungsablauf einer Aluminiumhütte den<br />
abschließenden Wärmebehandlungsprozess vor der Auslieferung bzw. Weiterverarbeitung<br />
der Aluminiumstränge <strong>oder</strong> –bolzen im Strangpresswerk dar.<br />
Am Markt etabliert sind zwei verschiedene Anlagenvarianten, deren wesentliches<br />
Unterscheidungsmerkmal die Fahrweise, kontinuierlich bzw. diskontinuierlich, ist. OTTO<br />
JUNKER bietet für beide Varianten Komplettlösungen an; der vorliegende Artikel soll den<br />
Betreibern einen Überblick über die wichtigsten Entscheidungskriterien bei der Auswahl und<br />
für den Betrieb einer Bolzenhomogenisierung geben.<br />
Einordnung in die Infrastruktur der Primär- und Sekundärhütten<br />
Das Einsatzmaterial für Strangpresswerke sind grundsätzlich zylindrische Pressbarren im<br />
Durchmesserbereich von 100 mm – 600 mm mit Längen von 0.5 m – 1.8 m als „Bolzen“ <strong>oder</strong><br />
alternativ „Stränge“ mit Längen von 3 m - 8 m. Deren Herstellung erfolgt in Primär- und<br />
Sekundärhütten. Die Homogenisierung ist sowohl in den Primär- als auch in den<br />
Sekundärhütten der abschließende Wärmebehandlungsprozess.<br />
Die Notwendigkeit dieses Wärmebehandlungsschrittes ergibt sich daraus, dass sich während<br />
der Erstarrung des gegossenen Stranges in der Kokille über den radialen und axialen<br />
Strangquerschnitt eine inhomogene Verteilung der Legierungselemente einstellt. Um zu<br />
einer gleichmäßigen Verteilung dieser Legierungselemente zu gelangen und die spröden<br />
Zellgrenzenausscheidungen einzuformen, wird eine Homogenisierungsglühung bei 570 - 590<br />
°C mit einer Haltezeit von 4 - 8 Stunden durchgefüh rt, eine typische sogenannte Ofenreise<br />
zeigt Abbildung 0-1. Die anschließende Abkühlung kann unkontrolliert an Raumluft durch<br />
natürliche Konvektion <strong>oder</strong> mit gezielter Abkühlgeschwindigkeit durch erzwungene<br />
Konvektion mit Luft <strong>oder</strong> Wasser erfolgen. Die Abkühlgeschwindigkeit hat je nach Legierung<br />
unterschiedliche Auswirkungen auf das Verhalten des Aluminiums beim Strangpressen und<br />
auf die Eigenschaften des späteren Halbzeugs. AlMgSi-Legierungen bilden beispielsweise<br />
bei schneller Abkühlung viele feine Mg- und Si-Sekundärausscheidungen mit den Folgen<br />
eines hohen Kraftbedarfes beim Strangpressen, hoher Pressgeschwindigkeit und Ausbildung<br />
hoher Festigkeit nach abschließender Warmauslagerung. Die langsame Abkühlung hingegen<br />
führt auf einen niedrigen Kraftbedarf beim Strangpressen, reduziert aber gleichzeitig die<br />
Pressgeschwindigkeit und die spätere Festigkeit. Die Mg- und Si-Sekundärausscheidungen<br />
sind geringer und gröber.<br />
OTTO JUNKER <strong>GmbH</strong><br />
Jägerhausstraße 22<br />
52152 Simmerath<br />
Tel.: +49 2473 601-0<br />
Fax: +49 2473 601-600<br />
Internet: www.otto-junker.de<br />
Anlagenbau<br />
Gießerei
3 / 12<br />
Temperatur [°C] / Drehzahl [%]<br />
650<br />
600<br />
550<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Heizen<br />
Halten<br />
Kühlen<br />
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900<br />
Zeit [min]<br />
Ventilatordrehzahl [%] Fluidtemperatur [°C] Guttemperatur [°C]<br />
Abbildung 0-1: Berechneter idealer Verlauf der kalorischen mittleren<br />
Guttemperatur und angenommener Verlauf der Ventilatordrehzahl über die<br />
Prozeßschritte Heizen-Halten-Kühlen ohne Übertemperatur.<br />
Der Anlieferungszustand der Stränge <strong>oder</strong> Bolzen in die Strangpresswerke ist grundsätzlich<br />
ultraschallgeprüft – geschopft - homogenisiert; falls die Gußhaut sich negativ auf das später<br />
stranggepresste Halbzeug auswirkt, kann die Oberfläche zusätzlich abgedreht sein.<br />
Bei der Ultraschallprüfung ist zwischen herkömmlichen Ultraschallprüfungen und dem<br />
sogenannten Helical-Testing zu unterscheiden : Während die herkömmlichen<br />
Ultraschallprüfungen zum Ausschluss von Rissen im Stranginneren stets durchgeführt<br />
werden, findet das Helical-Testing seine Anwendung für Sicherheitsbauteile mit dem Ziel,<br />
zusätzlich Oberflächenrisse auszuschliessen. Die zuvorgenannten Prüfeinrichtungen bezieht<br />
OTTO JUNKER von einem bewährten Lieferanten.<br />
Beim Schopfen werden die Kopf- und Fußenden vom gegossenen Aluminiumstrang<br />
abgetrennt. Das Schopfen wird aus energetischen Gründen vor der Homogenisierung<br />
durchgeführt, damit die Kopf- und Fußenden nicht unnötig mit erwärmt werden. Damit dieser<br />
Effekt genutzt werden kann, muss die Strömungsführung des Homogenisierungsofens so<br />
gestaltet werden, dass Randüberhitzungen ausgeschlossen sind.<br />
OTTO JUNKER hat bereits mehrfach Homogenisierungslinien als Komplettlösungen von der<br />
Übernahme der Stränge aus der Kokille bis zur Palettisierung der fertigen<br />
Aluminiumstränge <strong>oder</strong> –bolzen ausgeführt.<br />
OTTO JUNKER <strong>GmbH</strong><br />
Jägerhausstraße 22<br />
52152 Simmerath<br />
Tel.: +49 2473 601-0<br />
Fax: +49 2473 601-600<br />
Internet: www.otto-junker.de<br />
Anlagenbau<br />
Gießerei
4 / 12<br />
Neben den Homogenisierungsöfen wurde das komplette Strang- und Bolzenhandling<br />
einschließlich der „Narrow-Cut“ - Säge geliefert.<br />
Die Homogenisierungslinien zeichnen sich durch einen hohen Automatisierungsgrad aus,<br />
wobei „Level 2“ durch bedienerfreundliche Visualisierungen abgedeckt wird, während die<br />
Archivierung und Verarbeitung der Auftrags- und Prozessdaten durch Anbindung an das<br />
kundenseitige Production-Data-Management (PDM, „Level 3“) sichergestellt werden kann.<br />
Für die Sekundärhütten kann der Lieferumfang von OTTO JUNKER zusätzlich um die<br />
erforderlichen Schmelz- und Warmhalteöfen erweitert werden. Diese sind als Ein- <strong>oder</strong><br />
Mehrkammerherdofen ausgeführt und bedienen sich der langjährig bewährten THERMCON-<br />
Technologie.<br />
Klassifizierung von Homogenisierungsöfen<br />
Homogenisierungsöfen können nach Art der Fahrweise (kontinuierlich / dis-kontinuierlich),<br />
nach Art der Beheizung (brennstoffbeheizt, elektrisch-widerstandsbeheizt) und nach Art der<br />
Strömungsführung (Nozzle-Flow / Mass-Flow) klassifiziert werden, vgl. Abbildung 0-2.<br />
Homogenisierungsofen<br />
diskontinuierlich<br />
kontinuierlich<br />
Nozzle-Flow-Konzept<br />
Mass-Flow-Konzept<br />
brennstoffbeheizt<br />
elektrisch-widerstandsbeheizt<br />
Abbildung 0-2: Klassifizierung Homogenisierungsofen<br />
Fahrweisen<br />
In kontinuierlichen Homogenisierungsöfen werden die Aluminiumstränge einzeln in festen<br />
Zeitabständen zum Beispiel mittels Hubbalkensystem durch die Anlage getaktet. Die<br />
Temperatur der Aluminiumstränge ändert sich mit der Zeit und dem zurückgelegten Weg.<br />
Bei diskontinuierlichen Homogenisierungsöfen werden mit Hilfe von Gestellen Chargen<br />
gebildet, die Temperatur der ortsfesten Aluminiumstränge ändert sich nur mit der Zeit.<br />
OTTO JUNKER <strong>GmbH</strong><br />
Jägerhausstraße 22<br />
52152 Simmerath<br />
Tel.: +49 2473 601-0<br />
Fax: +49 2473 601-600<br />
Internet: www.otto-junker.de<br />
Anlagenbau<br />
Gießerei
5 / 12<br />
Die zwischen den äußeren und inneren Aluminiumsträngen einer Charge während des<br />
Aufheizens auftretenden Temperaturdifferenzen können bis zu 90 K betragen, so dass die<br />
Haltezeit erst beginnt, wenn auch die inneren Aluminiumstränge die<br />
Homogenisierungstemperatur erreicht haben.<br />
Bei diskontinuierlichen Homogenisierungsöfen der Bauart OTTO JUNKER wird dieser<br />
Nachteil weitestgehend ausgeschlossen: Eine Verkürzung der Aufheizzeit bei gleichzeitiger<br />
Verbesserung der Temperaturgleichmäßigkeit wird erreicht, indem die Strömungsrichtung<br />
des Fluides furch die Charge stetig gewechselt wird („reversieren“). Hierzu setzt OTTO<br />
JUNKER spezielle Axialventilatoren ein. Diese erlauben die Umkehr der Strömungsrichtung<br />
durch die einfache Änderung der Drehrichtung und sind konstruktiv so gestaltet, dass in<br />
beide Richtungen ein nahezu konstanter Volumenstrom gefördert wird. (vgl. Abbildung 0-3<br />
und 0-4.) Gleichzeitig werden aufwändige und unter thermischer Belastung anfällige<br />
Klappensteuerungen zu vermieden, wie sie beim Einsatz von Radialventilatoren erforderlich<br />
sind.<br />
Abbildung 03: Diskontinuierliche Homogenisierungsanlage mit Kühlkammer,<br />
Bauart „OTTO JUNKER“<br />
Trotz dieser Maßnahmen hat die kontinuierliche Homogenisierungsanlage aufgrund der<br />
einzeln erwärmten Stränge noch einen Vorteil hinsichtlich Reproduzierbarkeit und<br />
Zykluszeit, weil die zuvor beschriebenen Temperaturdifferenzen nur in vernachlässigbarer<br />
Größe auftreten und folglich auch nicht nennenswert ausgeglichen werden müssen.<br />
Vorteilhaft ist auch, dass keine Gestelle mit erwärmt werden und sich hierdurch bezogen<br />
OTTO JUNKER <strong>GmbH</strong><br />
Jägerhausstraße 22<br />
52152 Simmerath<br />
Tel.: +49 2473 601-0<br />
Fax: +49 2473 601-600<br />
Internet: www.otto-junker.de<br />
Anlagenbau<br />
Gießerei
6 / 12<br />
auf das Nutzgut ein geringerer Energiebedarf gegenüber der diskontinuierlichen Bauweise<br />
ergibt. Dass die Charge zum Übergang vom Ofen in die Kühlzone nicht umgesetzt werden<br />
muss, kann aus metallurgischer Sicht ebenfalls ein Vorteil sein: Je nach benötigter Zeit kann<br />
sich vor allem an den außen gestapelten Aluminiumsträngen eine metallurgisch<br />
unerwünschte Vorkühlung durch freie Konvektion ergeben.<br />
Wesentliche Nachteile der kontinuierlichen Bauweise sind der aus der einlagigen Belegung<br />
resultierende hohe Platzbedarf sowie eine geringe Flexibilität bei häufigen Format- und<br />
Legierungswechseln. Vor allem dann, wenn ein großer Durchmesserbereich abzudecken ist,<br />
zeigt sich, dass die mehrlagige Belegung des diskontinuierlichen Ofens stets eine 100 %ige<br />
Nutzung des Homogenisierungsofens ermöglicht.<br />
Aufbau und Energieübertragung<br />
Der grundsätzliche Aufbau und die Wärmeübertragungsmechanismen sind bei beiden<br />
Bauweisen gleich: In einem isolierten Stahlgehäuse sind Kanäle aus hitzebeständigem Stahl<br />
eingebracht, die die Aluminiumstränge umschließen. In diesen so genannten<br />
Innengehäusen werden Heißgasventilatoren und die Beheizungssysteme eingebaut. Zu den<br />
Aluminiumsträngen gerichtet weisen die Innengehäuse spezielle, der Chargengeometrie und<br />
–stapelung angepasste Düsensysteme auf (vgl. Abbildung 0-4 und 0-7).<br />
Die Ofenatmosphäre wird von Heißgasventilatoren radialer <strong>oder</strong> axialer Bauart stetig<br />
umgewälzt, wobei der von den Beheizungseinrichtungen eingetragene Energiestrom<br />
zunächst durch erzwungene Konvektion an die umgewälzte Atmosphäre abgegeben wird.<br />
Durch die Düsensysteme wird die Charge angeströmt, hierbei wird der Energiestrom<br />
schließlich zum weitaus größten Anteil per erzwungener Konvektion (85%) und per<br />
Wärmestrahlung (15%) von der Ofenatmosphäre an die Charge übertragen.<br />
Abbildung 0-4: Querschnitt eines direkt<br />
Brennstoffbeheizten diskontinuierlichen<br />
Homogenisie-rungsofens mit reversierbarer<br />
Querluftumwälzung nach dem Mass-Flow-<br />
Konzept, vgl. auch Abbildung 0-6.<br />
OTTO JUNKER <strong>GmbH</strong><br />
Jägerhausstraße 22<br />
52152 Simmerath<br />
Tel.: +49 2473 601-0<br />
Fax: +49 2473 601-600<br />
Internet: www.otto-junker.de<br />
Anlagenbau<br />
Gießerei
7 / 12<br />
Die Kühleinrichtung ist bei der diskontinuierlichen Bauweise als separate Kammer<br />
ausgeführt und fester Anlagenbestandteil bei der kontinuierlichen Bauweise. Der Aufbau<br />
und folglich auch die Wärmeübertragungsmechanismen entsprechen jeweils dem des<br />
beheizten Anlagenteiles. Als Kühlmedium wird in der Regel Umgebungsluft angesaugt und<br />
nach einmaliger Durchströmung der Charge wieder nach außen abgegeben. Die benötigten<br />
Kühlraten variieren legierungsabhängig zwischen 150 und 550 K/h und genügen für die<br />
weitaus meisten Anforderungen; deutlich höhere Kühlraten stellen eine Ausnahme dar und<br />
werden vor allem bei der kontinuierlichen Homogenisierung mittels intensiv-Luftkühlstrecken<br />
(700 K/h) <strong>oder</strong> mit Wasserkühlungen ( > 1000 K/h) erreicht.<br />
Strömungsführungen<br />
Grundsätzlich ist bei der Gestaltung des Strömungskreislaufes zwischen dem Mass-Flow-<br />
Konzept und dem Nozzle-Flow-Konzept zu unterscheiden. Welches der beiden Konzepte bei<br />
der Dimensionierung eines Industrieofens letztlich eingesetzt werden kann, entscheiden die<br />
Bauteilgeometrie und das Beladungsmuster. In Bezug auf den Homogenisierungsofen ergibt<br />
sich der wesentliche Unterschied der beiden Konzepte aus der Anströmung der<br />
Aluminiumstränge: Das Nozzle-Flow-Konzept kann ausschließlich bei der kontinuierlichen<br />
Homogenisierung eingesetzt werden, weil hier die Möglichkeit besteht, jeden<br />
Aluminiumstrang mit einer einzelnen Düse (vgl. Abbildung 0-6) direkt anzuströmen. Dies ist<br />
nicht bei allen bekannten Bauarten der Fall und wenn, dann auch nur sinnvoll in der<br />
Aufheizzone und Kühlzone zur Erzielung höherer und gezielter einstellbarer Heiz- und<br />
Kühlraten. Die Anströmgeschwindigkeit liegt dabei deutlich oberhalb von 20 m/s.<br />
Abbildung 0-6: CFD - Simulation eines möglichen<br />
Düsenfeldes für die Aufheizzone des kontinuierlichen<br />
Homogenisierungsofens nach dem Nozzle - Flow – Konzept<br />
(links) im Vergleich zum Mass-Flow-Konzept (rechts).<br />
OTTO JUNKER <strong>GmbH</strong><br />
Jägerhausstraße 22<br />
52152 Simmerath<br />
Tel.: +49 2473 601-0<br />
Fax: +49 2473 601-600<br />
Internet: www.otto-junker.de<br />
Anlagenbau<br />
Gießerei
8 / 12<br />
Bei einer Stapelung, wie nach Abbildung 0-4 in der diskontinuierlichen<br />
Homogenisierungsanlage würde die Anwendung des Nozzle-Flow-Konzepts einen hohen<br />
lokalen Wärmeübergang nur an den ortsfesten äußeren Aluminiumsträngen bewirken. Weil<br />
die hohe Anströmgeschwindigkeit auf dem Weg durch die gestapelte Charge nicht erhalten<br />
werden kann, vermindert sich der konvektive Wärmeübergang und es entstehen die bereits<br />
erwähnten Temperaturdifferenzen zu den ebenfalls ortsfesten inneren Aluminiumsträngen<br />
hin. Hier ist deswegen das Mass-Flow-Konzept mit niedriger (< 10 m/s), aber relativ zu den<br />
Aluminiumsträngen konstanter Geschwindigkeit vorzuziehen.<br />
Die Homogenisierung von Aluminiumsträngen erfordert eine enge Temperaturtoleranz von<br />
+/- 5 K und besser. Die beim Aufheizen entstehende Temperaturdifferenz wird umso<br />
geringer sein, je geringer die Temperaturänderung der umgewälzten Ofenatmosphäre (Fluid)<br />
im Verhältnis zur Temperaturänderung des Ofengutes ist.<br />
Dieses Verhältnis wird als so genanntes „Kapazitätsstromverhältnis“ bei der<br />
berücksichtigt :<br />
Auslegung<br />
K<br />
=<br />
(<br />
m ⋅c<br />
n<br />
.<br />
( ∑mi<br />
c<br />
i=<br />
1<br />
Das Kapazitätsstromverhältnis sollte stets so groß wie möglich sein, jedoch sind<br />
wirtschaftliche Grenzen gesetzt: Steigendes Kapazitätsstromverhältnis führt auf steigende<br />
Anströmgeschwindigkeit. Während der konvektive Energiestrom ungefähr mit α ~ v 0.8<br />
zunimmt, steigt Leistungsaufnahme der Ventilatoren mit P Ventilator ~ v 3 , was bei Verdopplung<br />
der Anströmgeschwindigkeit auf lediglich ca. 75% Steigerung des konvektiven<br />
Energiestroms bei jedoch achtfacher Ventilatorleistung führt. Aufwand (z.B. Bauraum,<br />
Betriebskosten) und Nutzen (Aufheizzeit, Temperaturtoleranz) sind daher stets abzuwägen.<br />
In der Praxis hat es sich bewährt, für Homogenisierungsöfen das Kapazitätsstromverhältnis<br />
gleichermaßen für das Nozzle-Flow-Konzept und Mass-Flow-Konzept auf den wirtschaftlich<br />
darstellbaren Maximalwert einzustellen.<br />
Der konvektive Energiestrom zuzüglich des über Wärmestrahlung an die Oberfläche der<br />
Aluminiumstränge übertragene Anteiles muss in den Materialkern geleitet werden. Ob der<br />
Wärmeleitwiderstand vernachlässigt werden kann und die Aluminiumstränge tatsächlich als<br />
thermisch dünn und damit gleich temperiert betrachtet werden können, lässt sich mit einer<br />
einfachen Formel überprüfen:<br />
Maßgeblich für die Differenz zwischen der Oberflächentemperatur und der Kerntemperatur<br />
ist das Verhältnis zwischen dem Wärmeübergangswiderstand und dem<br />
Wärmeleitwiderstand, ausgedrückt durch die Biot-Zahl mit dem Wärmeweg d/2,<br />
.<br />
p<br />
)<br />
Fluid<br />
p,<br />
i<br />
)<br />
Gut<br />
OTTO JUNKER <strong>GmbH</strong><br />
Jägerhausstraße 22<br />
52152 Simmerath<br />
Tel.: +49 2473 601-0<br />
Fax: +49 2473 601-600<br />
Internet: www.otto-junker.de<br />
Anlagenbau<br />
Gießerei
9 / 12<br />
dem Wärmeübergangskoeffizienten α als Summe aus Konvektions- und Strahlungsanteil<br />
sowie der Wärmeleitfähigkeit λ des erwärmten Körpers :<br />
α ⋅ d<br />
Bi = 2 ⋅ λ<br />
Für Bi < 0.1 kann der Wärmeleitwiderstand vernachlässigt werden.<br />
Beheizungen<br />
Unabhängig von der Fahrweise und unabhängig von der Strömungsführung können<br />
Homogenisierungsöfen offen brennstoffbeheizt <strong>oder</strong> elektrisch-widerstandsbeheizt<br />
ausgeführt werden.<br />
Welche Beheizungsart eingesetzt wird, hängt in erster Linie von den Bezugskosten für<br />
elektrischen Strom und Erdgas ab und wird zunehmend auch unter dem Aspekt der CO 2 -<br />
Minderung gesehen. Dann muss in die Überlegungen auch die aufgrund des Strommixes<br />
(Anteile Kernkraft / fossil / regenerativ) gegebene spezifische CO 2 -Emission einbezogen<br />
werden. Hinsichtlich der Qualität des Homogenisierungsprozesses hat die Wahl der<br />
Beheizungseinrichtung keinen Einfluss. Der frühere Vorteil, dass elektrische Heizungen<br />
einen größeren Regelbereich und somit eine bessere Temperaturführung ermöglichten, ist<br />
durch m<strong>oder</strong>ne, kaskadiert aufgebaute Gasregelstrecken nahezu vollständig kompensiert.<br />
Im Strömungskreislauf können die Gasbrenner <strong>oder</strong> Heizregister in Bezug auf den<br />
Umwälzventilator saug- als auch druckseitig eingebaut werden. Der druckseitige Einbau<br />
bietet den Vorteil, dass in der Regel eine gleichmäßigere Anströmung und Energieabnahme<br />
an den Gasbrennern <strong>oder</strong> Heizregister gewährleistet werden kann. Folge ist eine bessere<br />
Temperaturgleichmäßigkeit in der umgewälzten Ofenatmosphäre und ein geringfügig<br />
höherer Wirkungsgrad. Bei reversierend konzipierten Strömungskreisläufen ist daher<br />
besondere Aufmerksamkeit erforderlich, um eine saugseitig wie druckseitig gleichmäßige<br />
Energieabnahme an der Beheizungseinrichtung sicher zu stellen.<br />
Die Ausführung einer elektrischen Widerstandsbeheizung hat als signifikanten Vorteil einen<br />
besseren energetischen Wirkungsgrad zu bieten; darüber hinaus entfällt die Notwendigkeit<br />
eines Abgaskamins. Ein typischerweise vonm OTTO JUNKER eingesetztes Heizregister<br />
zeigt Abbildung 0-7.<br />
Beim Einsatz eines Gasbrenners ist es Stand der Technik zur Verbesserung des<br />
feuerungstechnischen Wirkungsgrades die zugeführte Verbrennungsluft vorzuwärmen.<br />
Üblich ist der Einsatz von Gasbrennern mit integriertem Rekuperator, Abbildung 0-7 zeigt<br />
einen Gasbrenner mit Röhrenrekuperator.<br />
OTTO JUNKER <strong>GmbH</strong><br />
Jägerhausstraße 22<br />
52152 Simmerath<br />
Tel.: +49 2473 601-0<br />
Fax: +49 2473 601-600<br />
Internet: www.otto-junker.de<br />
Anlagenbau<br />
Gießerei
10 / 12<br />
Die mit einem integrierten Rekuperator erzielbaren Vorwärmtemperaturen liegen in der<br />
Größenordnung von 60 % der Prozesstemperatur, d.h. im Ausgleich- und Haltebetrieb bei<br />
Homogenisierungstemperatur 350 °C und während des A ufheizbetriebs mit Übertemperatur<br />
bis zu 400 °C.<br />
Zu beachten ist weiterhin, dass die Gasbrenner zum Beispiel durch Integration einer<br />
automatischen λ-Regelung stets auf 1.05 < λ < 1.10 eingestellt sein sollten. Hierdurch<br />
können nach Erfahrungen von OTTO JUNKER ungefähr 5 % des Brennstoffeinsatzes<br />
eingespart werden. Voraussetzung ist, dass das Luft-/Gasgemisch stufenlos einstellbar ist.<br />
Hierdurch ergibt sich der zusätzliche Vorteil, dass in der SPS eine Regelstrategie ausgeführt<br />
werden kann, die auf eine maximale Einschaltdauer der Gasbrenner abzielt und dann die<br />
Effizienz der eingesetzten Brennstoffenergie weiter verbessert.<br />
Abbildung 0-7: Heizregister (Bauart OTTO JUNKER) im Vergleich zum Gasbrenner<br />
mit Röhrenrekuperator (Bauart WIEDEMANN)<br />
Die Vorwärmung der zu homogenisierenden Aluminiumstränge durch weitere Nutzung der<br />
Abgasenthalpie in Kammern, die dem Homogenisierungsofen vorgeschaltet werden, ist als<br />
weitere Maßnahme zur Verbesserung der Energieeffizienz möglich, wenn die räumlichen<br />
Voraussetzungen gegeben sind [1].<br />
Typischer Energiebedarf der beiden Bauarten<br />
Der Energiebedarf wird maßgeblich von der Fahrweise des Homogenisierungsofens und den<br />
jeweils geltenden Randbedingungen bestimmt. Die von OTTO JUNKER konzipierten<br />
Anlagen repräsentieren grundsätzlich den Stand der Technik. Für die beiden Bauarten<br />
werden in Tabelle 1 Werte für den Brennstoffeinsatz und Strombedarf angegeben. Die<br />
wichtigsten Randbedingungen hierfür sind:<br />
OTTO JUNKER <strong>GmbH</strong><br />
Jägerhausstraße 22<br />
52152 Simmerath<br />
Tel.: +49 2473 601-0<br />
Fax: +49 2473 601-600<br />
Internet: www.otto-junker.de<br />
Anlagenbau<br />
Gießerei
11 / 12<br />
• Der Homogenisierungsofen ist wärmegespeichert.<br />
• Der Homogenisierungsofen ist dicht.<br />
• Der Homogenisierungsofen ist entsprechend seiner Dimensionierung optimal beladen<br />
• Die Regelung der Beheizungseinrichtung ist optimiert auf maximale Einschaltdauer.<br />
• Bei Brennstoffbeheizung sind die Brenner auf 1.05 < λ < 1.10 eingestellt.<br />
Der Brennstoffeinsatz setzt sich prinzipiell aus dem Energiestrom, der dem Nutzgut<br />
zugeführt werden muss, dem Abgasverlust (≈ 15 % - 20 % beim Einsatz von<br />
Rekuperativbrennern), den Verlusten zur Deckung des Wandwärmestroms (≈ 300 W/m 2<br />
Ofenoberfläche) und den beim Chargieren enstehenden Verlusten zusammen.<br />
Die Bilanzierung des elektrisch-widerstandsbeheizten Homogenisierungsofens erfolgt<br />
analog, es entfällt allerdings der Abgasverlust.<br />
Bei der Bilanzierung beider Beheizungsarten jedoch immer auch zu beachten, dass die<br />
Wellenleistung der Umwälzventilatoren und bei der brennstoffbeheizten Variante zusätzlich<br />
die Wellenleistung des Verbrennungsluftventilators vollständig in Wärme umgesetzt werden<br />
und sich dadurch der Energiebedarf entsprechend reduziert. Tabelle 1 stellt die<br />
entsprechende Bilanzierung exemplarisch dar.<br />
Verbrauch<br />
Brennstoffbedarf<br />
Stromverbrauch<br />
Prozesschritt Verbraucher Kaltluftbrenner Rekuperativbrenner Kaltluftbrenner Rekuperativbrenner<br />
Heizen Gutwärmestrom 7825 kWh 7825 kWh - -<br />
Umwälzventilator -239 kWh -239 kWh 266 kWh 266 kWh<br />
Halten Umwälzventilator -36 kWh -36 kWh 40 kWh 40 kWh<br />
Heizen + Halten Wandwärmestrom 556 kWh 556 kWh - -<br />
Verbrennungsluftventilator -124 kWh -103 kWh 138 kWh 115 kWh<br />
Kühlen Umwälzventilator - - 620 kWh 620 kWh<br />
Heizen + Halten + Kühlen Schaltanlage - - 45 kWh 45 kWh<br />
Nettoverbrauch<br />
Bruttoverbrauch<br />
7981 kWh 8002 kWh 1108 kWh 1086 kWh<br />
11241 kWh 9414 kWh - -<br />
spez. Verbrauch bezogen auf Nutzgutgewicht 245 kWh/t 205 kWh/t 24 kWh/t 24 kWh/t<br />
Tabelle 1: Bilanzierung des Brennstoffeinsatzes und Strombedarfs eines<br />
brennstoffbeheizten, diskontinuierlichen Homogenisierungsofens.<br />
Bei brennstoffbeheizten Homogenisierungsöfen kann der Brennstoffeinsatz beim Einsatz von<br />
Rekuperativbrennern gegenüber Kaltluftbrennern um 15 % reduziert werden, vgl. Tabelle 2.<br />
Abhängig von den Bezugskosten für den Brennstoff kann sich der Austausch in wenigen<br />
Jahren amortisieren – die Spezialisten von OTTO JUNKER erstellen auf Anfrage individuelle<br />
OTTO JUNKER <strong>GmbH</strong><br />
Jägerhausstraße 22<br />
52152 Simmerath<br />
Tel.: +49 2473 601-0<br />
Fax: +49 2473 601-600<br />
Internet: www.otto-junker.de<br />
Anlagenbau<br />
Gießerei
12 / 12<br />
Wirtschaftlichkeitsrechnungen. Der Einsatz von Regenerativbrennern ist aufgrund der<br />
Prozesstemperaturen nicht von Vorteil.<br />
Homogenisierungsofen diskontinuierliche Bauart kontinuierliche Bauart<br />
Durchsatz<br />
3 t/h<br />
Totgutanteil 10 % 0<br />
Homogenisierungstemperatur 585 °C<br />
Wärmeinhalt Aluminium<br />
164 kWh/t<br />
Haltezeit<br />
6 h<br />
Temperatur nach Kühlen < 200°C<br />
Wärmeübertragungsmechanismen<br />
primär erzwungene Konvektion, sekundär<br />
Wärmestrahlung<br />
direkt brennstoffbeheizt<br />
Brennstoffeinsatz<br />
Kaltluft ≈ 245 kWh th /t Al ≈ 236 kWh th /t Al<br />
rekuperativ ≈ 205 kWh th /t Al ≈ 198 kWh th /t Al<br />
Strombedarf ≈ 24 kWh el /t Al ≈ 16 kWh el /t Al<br />
energetischer Wirkungsgrad 61.0 – 71.6% 65.0 – 76.6%<br />
offen elektrisch - widerstandsbeheizt<br />
Strombedarf ≈ 198 kWh el /t Al ≈ 191 kWh el /t Al<br />
energetischer Wirkungsgrad 82.8 % 85.7 %<br />
Tabelle 2: Brennstoffeinsatz und Strombedarf und energetischer Wirkungsgrad des<br />
kontinuierlichen und diskontinuierlichen brennstoffbeheizten Homogenisierungsofens<br />
jeweils im Vergleich zum elektrisch-widerstandsbeheizten Homogenisierungsofen.<br />
Zusammenfassung<br />
Der Homogenisierungsofen stellt im Fertigungsablauf einer Aluminiumhütte den<br />
abschließenden Wärmebehandlungsprozess vor der Auslieferung bzw. Weiterverarbeitung<br />
der Aluminiumstränge <strong>oder</strong> –bolzen im Strangpresswerk dar.<br />
Grundsätzlich sind zwei verschiedene Anlagenvarianten, die nach kontinuierlicher und<br />
diskontinuierlicher Fahrweise zu unterscheiden sind, am Markt etabliert. Beide Varianten<br />
erfüllen mit hinreichender Genauigkeit die metallurgischen Anforderungen.<br />
Auch die Beheizungseinrichtung und das Erwärmungskonzept sind bei der Auswahl nicht<br />
von entscheidender Bedeutung. Sofern Platzverhältnisse keine Rolle spielen, ist die vom<br />
Anwender geforderte Flexibilität das wesentliche Entscheidungskriterium:<br />
Häufige Format-, Legierungs- und Temperaturwechsel sprechen für den Einsatz der<br />
diskontinuierlichen Bauweise; spielt Flexibilität im Produktionsablauf eine untergeordnete<br />
Rolle, können die Vorteile der kontinuierlichen Variante genutzt werden.<br />
Als Komplettanbieter für beide Varianten ist OTTO JUNKER den Kunden bei der Auswahl<br />
und Dimensionierung der wirtschaftlichsten Variante ein kompetenter und verlässlicher<br />
Partner.<br />
OTTO JUNKER <strong>GmbH</strong><br />
Jägerhausstraße 22<br />
52152 Simmerath<br />
Tel.: +49 2473 601-0<br />
Fax: +49 2473 601-600<br />
Internet: www.otto-junker.de<br />
Anlagenbau<br />
Gießerei