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Thesen von Oliver Zander - Otto Brenner Stiftung

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OBS Leipzig 10. April 2013<br />

14. Intern. Konferenz der <strong>Otto</strong>-<strong>Brenner</strong>-<strong>Stiftung</strong> "Das soziale<br />

Europa verteidigen! - grenzüberschreitende Erfahrungen"<br />

Panel „Diskussionen zu Europa in Deutschland“<br />

<strong>Thesen</strong> <strong>von</strong> <strong>Oliver</strong> <strong>Zander</strong>, Hauptgeschäftsführer Gesamtmetall<br />

TEIL I: Diskussionen zu Europa<br />

‣ Was sind die Besonderheiten der Diskussionen zu Europa in<br />

Deutschland? Wer beteiligt sich an diesen Debatten? Inwieweit hat<br />

sich der Diskurs im Kontext der Euro- und Staatsschuldenkrise verändert?<br />

Wie argumentiert die Regierung, wie die Opposition?<br />

‣ In Deutschland wird die Debatte über die Unabhängigkeit der EZB<br />

stärker geführt als anderswo. Wegen zwei Hyperinflationen herrscht<br />

bei uns ein ausgeprägtes Stabilitätsbewusstsein und auch die Neigung<br />

zu einer Regelbindung der Geldpolitik ist deutlich ausgeprägter<br />

ist als in angelsächsischen oder romanischen Ländern.<br />

‣ Auch die No-bail-out-Frage wird hierzulande leidenschaftlicher diskutiert,<br />

weil die Deutschen stark prinzipientreu sind - dies gilt z. B. auch<br />

für das Prinzip der Haftung für eigene Schulden. Deswegen würde<br />

die deutsche Bevölkerung auch keine Transferunion akzeptieren.<br />

‣ Wichtig ist, die Deutschen haben durch den Euro profitiert. Mit seiner<br />

Einführung haben sich z. B. für deutsche Unternehmen die währungsbedingten<br />

Transaktions- und Kurssicherungskosten merklich<br />

verringert. Außerdem hat der Euro den internationalen Wettbewerb<br />

intensiviert. Die deutsche Wirtschaft hat die damit verbundenen<br />

Herausforderungen und Chancen genutzt und steht deshalb heute<br />

im europäischen Umfeld ziemlich gut da.<br />

‣ Die wichtigste und zugleich schwierigste Aufgabe ist es nun, die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der überschuldeten Euro-Länder dauerhaft<br />

zu stärken. Das erfordert mutige und weitreichende Strukturreformen.<br />

‣ Nicht zielführend ist der Vorwurf, der Konsolidierungskurs führe zum<br />

„Kaputt-Sparen“ der Krisenländer – das ist gefährliche Stimmungsmache,<br />

weil niemand ernsthaft bestreitet, dass die notwendigen Reformen<br />

auch die richtigen Anreize setzen müssen, damit eine soziale<br />

Marktwirtschaft, Wettbewerb und unternehmerisches Handeln<br />

funktionieren und damit Investitionen getätigt und Beschäftigung geschaffen<br />

werden können.<br />

1<br />

Leitfragen I Teil 1<br />

<strong>Thesen</strong>


‣ Welche Rolle spielt das Thema Europa in der öffentlichen Debatte,<br />

wer beteiligt sich daran? Welche Themen spielen in Deutschland eine<br />

besonders wichtige Rolle? Welche Themen sind im Vergleich zu<br />

anderen EU-Mitgliedsstaaten weniger präsent? Steigt innerhalb der<br />

Bevölkerung die Skepsis in Bezug auf eine Vertiefung der europäischen<br />

Integration?<br />

‣ Obwohl es in Deutschland vergleichsweise ruhig ist, droht die Stimmung<br />

gegenüber der EU schnell zu kippen, sobald das eigene Risiko<br />

sichtbarer wird.<br />

Leitfragen I Teil 2<br />

<strong>Thesen</strong><br />

‣ Für viele Deutsche ist die eigentliche EURO-Krise dank der guten<br />

Wirtschaftslage in unserem Land deutlich weniger präsent als anderswo,<br />

natürlich wirkt sich dies auch auf die Gesamtstimmung gegenüber<br />

Europa aus. So ist das Thema Jugendarbeitslosigkeit z.<br />

B. bei uns kein eigenes Thema, auch wenn wir alle mit großer Betroffenheit<br />

die Situation in vielen Südländern verfolgen. Viele Arbeitgeber<br />

versuchen zu helfen z. B. mit Sprachlernangeboten, um Jugendlichen<br />

aus Krisenländern in deutschen Betrieben eine Chance<br />

zu geben.<br />

‣ Allerdings steigt die grundsätzliche Skepsis nicht nur vieler Deutscher<br />

gegenüber Brüssel angesichts wachsender Vorgaben für das<br />

tägliche Leben. Europa muss die Grundsätze der Subsidiarität und<br />

Solidarität austarieren. Beides sind Werte, die in der europäischen<br />

Kultur tief verwurzelt sind. Es ist richtig und wichtig, annähernd gleiche<br />

Lebensumstände zu schaffen. Doch wenn die Furcht vor einem<br />

Identitätsverlust entsteht oder die Idee der Solidarität überstrapaziert<br />

wird, kommt es zu Konflikten und Auflösungstendenzen.<br />

‣ Wie wird das Thema „Europa“ in der Organisation diskutiert, die<br />

Sie auf dem Podium vertreten? Welche Schwerpunkte hat die<br />

europapolitische Zielsetzung Ihrer Organisation?<br />

Leitfragen I Teil 3<br />

‣ Wir vertreten die Interessen der Arbeitgeber in den Bereichen Arbeitsmarkt-<br />

und Sozialpolitik, es geht bei uns also vornehmlich um<br />

Arbeits- und Sozialrecht, Tarifpolitik, Berufliche Bildung. Bei unseren<br />

M+E-Unternehmen gibt es große Bedenken gegenüber der EU wegen<br />

der starken Zunahme sozialpolitischer Gesetzesinitiativen.<br />

‣ Für besonders gefährlich halten wir Pläne der EU-Kommission zur<br />

Koordinierung nationaler Lohnfindungsprozesse, die unsere Tarifautonomie<br />

massiv gefährden: Hintergrund ist, dass die Mitgliedstaaten<br />

der EU beschlossen haben, als Frühwarnsystem zentrale makroökonomische<br />

Parameter der Mitgliedstaaten zu überwachen – um künftige<br />

Krisen zu verhindern. Zu den Parametern gehört auch die Entwicklung<br />

der Lohnstückkosten in Europa.<br />

‣ Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt hat die EU-<br />

Kommission dies als Ermächtigung verstanden, die Lohnentwicklung<br />

in den Mitgliedstaaten zu überwachen und zu beeinflussen. Konkret<br />

will Beschäftigungskommissar László Andor „Mechanismen zur<br />

<strong>Thesen</strong><br />

2


Festsetzung <strong>von</strong> Löhnen und Gehältern entwickeln.“ Überspitzt<br />

formuliert heißt das: Die EU hat sich kurzerhand für zuständig erklärt,<br />

mit Empfehlungen zu nationalen Mindest- und Maxilöhnen in<br />

Richtung einer EU-weiten Lohnformel zu marschieren. Das wäre ein<br />

elementarer Eingriff in unsere <strong>von</strong> der Verfassung geschützte Tarifautonomie.<br />

‣ Stattdessen brauchen wir eine Stärkung des Sozialen Dialoges in<br />

allen EU-Mitgliedstaaten. Das deutsche Beispiel des sozialen Dialogs<br />

und der Sozialpartnerschaft ist herausragend in Europa und eine<br />

elementare Grundlage für die erfolgreiche deutsche Wirtschaft.<br />

‣ In Bezug auf die Grundausrichtung der EU-Politik unterstützen wir<br />

die Position der Bundesregierung, die Unterstützung Deutschlands<br />

nur konditioniert und nur als Hilfe zur Selbsthilfe zu geben - also an<br />

Anstrengungen der Krisenländer zur Haushaltskonsolidierung und<br />

Wachstumsförderung zu knüpfen.<br />

‣ Die Rückkehr zur D-Mark oder auch nur die Aufspaltung der Währungsunion<br />

in einen harten und weichen Kern bzw. in ein Europa der<br />

zwei Geschwindigkeiten sind KEINE Optionen und würden die<br />

deutsche Exportwirtschaft vor immense Herausforderungen stellen.<br />

‣ Wir wollen Europa - aber nicht jedes Europa und nicht um jeden<br />

Preis. Wir müssen die europäischen Grundsätze anpassen. Die<br />

Richtschnur für Europa muss die Soziale Marktwirtschaft sein.<br />

ca. 14:50 bis 15:45 Uhr<br />

TEIL II: Grenzüberschreitende Kooperationen<br />

‣ Welche positiven Praxisbeispiele grenzüberschreitender Kooperationen<br />

gibt es in verschiedenen Bereichen? Was sind Voraussetzungen<br />

für erfolgreiche grenzüberschreitende Projekte? Kann durch grenzüberschreitende<br />

Kooperationen eine europäische Identität gestärkt<br />

werden?<br />

‣ Immer mehr Unternehmen haben heute transnationale Strukturen<br />

und arbeiten in grenzüberschreitenden Projekten, es bilden sich internationale<br />

Teams. Für viele Arbeitgeber ist Europa der Heimatmarkt<br />

und es geht darum, die restlichen Märkte zu erobern und dort<br />

wettbewerbsfähig zu sein.<br />

Leitfragen II<br />

<strong>Thesen</strong><br />

‣ Gibt es konkrete grenzüberschreitende Projekte der Organisation,<br />

die sie vertreten: um welche Projekte handelt es sich dabei?<br />

Wann sind solche Projekte erfolgreich, was sind konkrete<br />

Schwierigkeiten, die Erfolge gefährden?<br />

‣ Netzwerk unserer Schwesterverbände in CEEMET<br />

‣ Science on Stage<br />

<strong>Thesen</strong><br />

3

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