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Marktordnung für Lobbyisten - Otto Brenner Shop

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MARKTORDNUNG FÜR LOBBYISTEN<br />

Wichtigtuerische<br />

Geheimniskrämerei<br />

In den Kreisen der <strong>Lobbyisten</strong>, Public-Affairs-Agenturen<br />

etc. gilt die Fähigkeit zur verdeckten<br />

Einflussnahme als besonderer Kompetenzausweis.<br />

In der Konkurrenz der <strong>Lobbyisten</strong><br />

ist der Nachweis der Fähigkeit dazu ein Ausweis<br />

von Professionalität. Nicht wenige pflegen<br />

– vor allem im aufgeblähten Sektor der<br />

Agenturen – eine Aura des Undurchsichtig-Geheimnisvollen,<br />

des Wohlinformierten, der Stillschweigen<br />

bewahrt, und was der branchenüblichen<br />

Insignien hoher Professionalität mehr<br />

sind. Die Geschäftsidee hinter wichtigtuerischer<br />

Geheimniskrämerei ist andererseits, begrenzte<br />

Wirksamkeit durch die Suggestion bedeutender<br />

Erfolge zu überspielen. Doch sind<br />

<strong>Lobbyisten</strong> keineswegs grundsätzlich gegen<br />

Öffentlichkeit. Aber sie wollen die Souveränität<br />

über den Umgang mit der Öffentlichkeit behaupten.<br />

Sie behalten sich vor, wann sie Veröffentlichung,<br />

Indiskretion oder Nichtinformation<br />

als taktisches Mittel nutzen wollen. Gelegentlich<br />

kann es sich als sinnvoll erweisen, mit<br />

Gesprächspartnern zu renommieren, gelegentlich<br />

ist Vertraulichkeit zweckdienlich und Beleg<br />

für Kompetenz.<br />

Intransparenz ist die wesentliche Quelle<br />

des Negativ-Images des Lobbyismus. Die Befürchtung,<br />

dass sich Politiker hinter verschlossen<br />

Türen und in undurchsichtigen Prozessen<br />

mit auf Heimlichkeit bedachten <strong>Lobbyisten</strong> verständigen,<br />

ist aber auch eine wesentliche Quelle<br />

des Ansehensverlustes des Parlaments. Wer<br />

auf Intransparenz beharrt, macht sich in der<br />

Öffentlichkeit sofort der einseitigen Vorteilsnahme<br />

oder Vorteilsgewährung verdächtig.<br />

Mutmaßliche Profiteure der Verdunkelung genießen<br />

weder Sympathie noch Respekt. Es wird<br />

eine Differenz unterstellt zwischen dem, was<br />

öffentlich deklariert, und dem, was hinter verschlossenen<br />

Türen verhandelt und abgesprochen<br />

wird. Öffentlich nicht vorgetragene Positionen<br />

werden als Ursache politischer Entscheidungen<br />

vermutet, deren Legitimität bezweifelt<br />

wird, weil sie auf intransparenter Einflussnahme<br />

beruhten. Die „wahren“ Interessen würden<br />

öffentlich nicht artikuliert, das ist der tief sitzende<br />

Generalverdacht. Und weil die öffentlich<br />

nicht artikulierten Interessen eben nicht bekannt<br />

sind, wird die Interessenvertretung<br />

überhaupt in Zweifel gezogen. Vermutet werden<br />

unlautere Zwecke, die zu verbergen sind,<br />

Angst vor der Aufdeckung erschlichener Vorurteile,<br />

Desinformation, aber auch, dass <strong>Lobbyisten</strong><br />

dem eigenen unlauteren Argument<br />

nicht trauen und fürchten, es könnte öffentlich<br />

werden. Wegen des undurchsichtigen und taktischen<br />

Informationsgebarens – Verschweigen,<br />

Verschleiern, gezielt Veröffentlichen nach Opportunität<br />

und Okkasion – entsteht jener Eindruck<br />

eines heimlich-unheimlichen Macht- und<br />

Interessengeflechts von Kapitalinteressen und<br />

Politik, das die Öffentlichkeit zunehmend beunruhigt.<br />

2.4. Die Nebengeschäfte<br />

der Abgeordneten<br />

Die Nebentätigkeiten der Abgeordneten, die<br />

teilweise gut dotiert sind, gelten als ein zentrales<br />

Einfallstor, durch das <strong>Lobbyisten</strong> Einfluss<br />

geltend machen. Der Deutsche Bundestag erscheint<br />

als Ansammlung von Multitalenten, die<br />

in so vielfältiger Weise eigene Interessen im<br />

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