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Leipziger Beratungsstelle für Opfer rechtsextremistischer Gewalt

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Als abzusehen war, dass nur ein kleinerer Teil der Klienten für ein Interview gewonnen<br />

werden kann, wurde ein Versuch unternommen, mit einem Kurzfragebogen auch die Klienten<br />

zu erreichen, die die <strong>Beratungsstelle</strong> nur zwei- oder dreimal aufsuchten. Gedacht war daran,<br />

diesen Bogen durch die Mitarbeiterin der <strong>Beratungsstelle</strong> nach dem Beratungsgespräch mit<br />

dem Klienten auszufüllen. Nach einem Prätest wurde dieser Versuch aufgegeben. Die<br />

Beraterin schätzte ein, dass eine solche Erhebungsweise nicht gut für die Entwicklung des<br />

Vertrauensverhältnisses zu den Klienten wäre, dass Klienten zunächst meist psychisch nicht<br />

stabil wären und eine Befragung in dieser Situation nicht zumutbar sei.<br />

Nach den gemachten Erfahrungen scheint der Einsatz eines solchen Instrumentes<br />

(teilstandardisierte Befragung mit kurzer Dauer) zur Evaluation einer <strong>Opfer</strong>beratungsstelle<br />

mit vergleichbarem Profil als nur bedingt geeignet. Zwar sind durchaus allgemeine<br />

Tendenzaussagen zur Qualität der <strong>Beratungsstelle</strong>narbeit möglich; insgesamt aber<br />

scheint der Aufwand (Anschreiben, Terminabstimmungen – z.T. mehrfach) durch die geringe<br />

Ausschöpfungsquote nicht gerechtfertigt.<br />

6.2.2 Ausgewählte Ergebnisse<br />

Frage: Sie sind ein <strong>Opfer</strong> von rechtsextremer <strong>Gewalt</strong> geworden. Irgendwann nach der<br />

Straftat haben Sie Kontakt mit der <strong>Leipziger</strong> <strong>Beratungsstelle</strong> für <strong>Opfer</strong> rechtsextremer <strong>Gewalt</strong><br />

aufgenommen. Können Sie mir bitte den wichtigsten Grund nennen, aus dem heraus Sie die<br />

<strong>Beratungsstelle</strong> erstmals aufsuchten.<br />

Die angeführten Gründe sind individuell sehr differenziert: „Ich wurde durch das Ereignis<br />

(ein Überfall – d. Verf.) aus der Bahn geworfen, verspürte ein diffuses Unwohlsein.“ 36<br />

Befragter 1) oder: „Ich will meinen Sohn nicht verlieren (17 Jahre, driftete in rechte Szene<br />

ab).“ (Befragter 5)<br />

Vier der Befragten suchten den Kontakt, weil sie entweder nach ihrer Meinung mit<br />

Institutionen der Rechtspflege (Anwälte, Gerichte) schlechte Erfahrungen gemacht hatten<br />

oder weil sie unsicher waren hinsichtlich ihrer Rechte, des Umgangs mit diesen Institutionen<br />

weil auch eine in der einschlägigen Literatur dokumentierte Erfahrung ist, daß in solcher Situation ein derartiges<br />

Ansinnen schädlich für Klienten sein kann.<br />

36 Die Zitate sind aus Gedächtnisprotokollen, die unmittelbar nach den Interviews an Hand von Notizen<br />

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