BEST OF Otto Brenner Preis 2010 - Otto Brenner Shop
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Die Strukturen, welche die Krise auslösten,<br />
bestehen unverändert. Nur der<br />
Farbanstrich wird gelegentlich erneuert.<br />
Von einer wirksamen Regulierung<br />
der Finanzmärkte sind wir meilenweit<br />
entfernt. Boni-Zahlungen sind wieder<br />
Alltag. Die Spekulation mit Nahrungsmitteln<br />
und ihren tödlichen Folgen<br />
auch. Anders wirtschaften, nachhaltig<br />
wirtschaften, davon reden viele, nur<br />
wenige handeln danach.<br />
Mein Eindruck ist: Die Phase der Kritik<br />
an der Markt-Gläubigkeit ist bereits<br />
wieder vorbei. Wer in den Abgrund<br />
geschaut hat, der will wahrscheinlich<br />
daran nicht immer wieder erinnert<br />
werden. Nicht die potentiell Leidtragenden,<br />
erst recht nicht die politisch<br />
Verantwortlichen. Andererseits ist die<br />
Empörung weit verbreitet, dass nun<br />
die Opfer der Finanzkrise auch noch<br />
für deren Folgen aufkommen müssen.<br />
Wir haben es also in Öffentlichkeit<br />
und veröffentlichter Meinung mit einer<br />
vielschichtigen Gemengelage zu tun.<br />
Wer sich noch einmal vergegenwärtigt,<br />
wie diese Krise entstanden und verlaufen<br />
ist, der nimmt Daten, Ereignisse<br />
und Entscheidungen zur Kenntnis, die<br />
einem wenigstens im Nachhinein als<br />
fahrlässig, in Teilen fast absurd<br />
erscheinen. Viele Politiker, Wissenschaftler<br />
und Wirtschaftsführer predigten<br />
jahrelang, dass nur freie Märkte<br />
ein Maximum an Wohlstand bringen<br />
und dass der Staat sich so weit wie<br />
möglich zurückziehen sollte. Journalisten<br />
haben diese Ideologie weiter verbreitet<br />
und Politiker haben sie umgesetzt<br />
– unterschiedliche Parteifarben<br />
spielten dabei kaum eine Rolle.<br />
An den Universitäten verdrängten die<br />
Betriebswirte die Volkswirte, die Mikroökonomie<br />
die Makroökonomie. Die<br />
Theorien der Neoklassik, des Monetarismus<br />
und der Angebotsökonomie<br />
verdrängten den Keynesianismus und<br />
die politische Ökonomie.<br />
Der Aufbau einer zockenden Finanz -<br />
industrie wurde nicht als hochriskante<br />
Spekulation kritisiert, sie wurde als<br />
erfolgreiches Geschäft bestaunt und<br />
beklatscht. Die Frage, wie man aus<br />
viel Geld sehr viel mehr Geld machen<br />
kann, ohne den lästigen Umweg über<br />
die Realwirtschaft nehmen zu müssen,<br />
die faszinierte. Kritische Stimmen,<br />
dass dabei der Rest der Welt den Bach<br />
hinunter gehen könnte, haben nicht<br />
wirklich interessiert, kamen gegen den<br />
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