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Im Hinterhof und Hasesumpf Archäologie am ... - Stadt Osnabrück

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Gymnasium Carolinum<br />

<strong>Im</strong> Jahr 1652 gründeten<br />

Jesuiten neben dem Dom<br />

ein neues Kolleg. Der<br />

heutige Bau von 1951<br />

greift die Gestalt des<br />

barocken Ensembles auf.<br />

Die Gymnasialkirche<br />

ersetzte 1685 die bischöfliche<br />

Hofkapelle St. Paul.<br />

Dom St. Petrus<br />

Hier errichteten<br />

Missionare vor<br />

gut 1200 Jahren<br />

eine Kirche -<br />

Ausgangspunkt<br />

der Besiedlung.<br />

Archäologie in der Altstadt<br />

Sporthalle<br />

Bis 2014 entsteht an<br />

dieser Stelle ein Neubau.<br />

Nach dem Abriss<br />

<br />

Ausgrabungen statt.<br />

Ausgrabung | September 2012 bis April 2013<br />

<br />

Informationsveranstaltungen auf dem Grabungsgelände<br />

statt. Die Termine werden frühzeitig in<br />

der lokalen Presse bekanntgegeben.<br />

Angebote Kulturnacht | Tag des offenen Denkmals<br />

Ausstellung „Wo der Bischof residierte“<br />

Dom St. Petrus, Kreuzgang<br />

Sa, 8. September, 19 - 23 Uhr<br />

So, 9. September, 11 - 17 Uhr<br />

Information | Kontakt<br />

<strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Kreisarchäologie<br />

Lotter Straße 2<br />

49078 Osnabrück<br />

0541 323 2277<br />

<br />

<strong>Im</strong> <strong>Hinterhof</strong> <strong>und</strong> <strong>Hasesumpf</strong><br />

Archäologie<br />

<strong>am</strong> Carolinum<br />

Hellingsmauer<br />

Entlang der Hase verlief<br />

seit etwa 1200 die erste<br />

<strong>Stadt</strong>mauer. Davon<br />

zeugen noch heute<br />

zwei Turmruinen.<br />

www.osnabrueck.de/archaeologie<br />

Hase<br />

Der Fluss spielte bei der Siedlungsgründung<br />

eine bedeutende Rolle als natürliches<br />

Annäherungshindernis <strong>und</strong> Handelsroute.<br />

<strong>Im</strong>pressum<br />

<strong>Stadt</strong> Osnabrück<br />

Der Oberbürgermeister<br />

Fachbereich Kultur<br />

<strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Kreisarchäologie<br />

Gestaltung | Fotos<br />

Ellinor Fischer, Sara Snowadsky<br />

gedruckt auf Recyclingpapier<br />

Blick vom Herrenteichswall nach Südwesten.


Eine neue Sporthalle für das Carolinum<br />

Die F<strong>und</strong><strong>am</strong>ente der neuen Halle werden tief in den Boden<br />

eingreifen <strong>und</strong> dabei ältere Strukturen unwiederbringlich<br />

zerstören. Um diese Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> F<strong>und</strong>e in der Erde vorher<br />

zu erfassen <strong>und</strong> zu dokumentieren, führt die Archäologische<br />

<br />

Zus<strong>am</strong>men mit Studenten der Universitäten Osnabrück <strong>und</strong><br />

Münster untersuchen die Archäologen die gut 1000 m² große<br />

Fläche der Baugrube auf Spuren der Vergangenheit.<br />

Alles, was Menschen in den Boden eingebracht haben - Reste<br />

von Stein- oder Holzbauten, Wege, Gruben, Gräben <strong>und</strong> vieles<br />

<br />

eingemessen. Ziel ist eine möglichst genaue Rekonstruktion<br />

der mehr als 1200 Jahre währenden Nutzung des Geländes<br />

zwischen Carolinum <strong>und</strong> Hase.<br />

Jesuiten <strong>am</strong> Dom<br />

Die Ansicht von Wenzel Hollar (um 1633) gibt als erstes bildliches Zeugnis<br />

das Areal des Bischofshofes wieder. Zu dieser Zeit waren die mittelalterlichen<br />

Gebäude, seit Aufgabe der Residenz unterschiedlich genutzt <strong>und</strong> vielfach<br />

umgebaut, in schlechtem Zustand. Als 1625 Jesuiten die Domschule übernahmen,<br />

bezogen sie die alten Räumlichkeiten <strong>und</strong> veranlassten nach den<br />

Wirren des Dreißigjährigen Krieges ab 1673 Neubauten für Gymnasium,<br />

Kolleg <strong>und</strong> Kirche. Die <strong>Stadt</strong>ansicht zeigt, wohl geschönt, die Situation vor<br />

Errichtung dieser Neubauten. Zu sehen ist ein dreiteiliger Gebäudekomplex,<br />

<br />

Vom Sand in den Sumpf<br />

Die neue Sporthalle entsteht auf einem<br />

Gelände mit langer <strong>und</strong> wechselvoller<br />

Geschichte, die bisher weitgehend im<br />

Verborgenen liegt. Durch bodenk<strong>und</strong>liche<br />

Untersuchungen <strong>und</strong> Ker<strong>am</strong>ikf<strong>und</strong>e<br />

ist bekannt, dass das Areal seit<br />

dem 8./9. Jahrh<strong>und</strong>ert genutzt wird.<br />

Die ursprüngliche Beschaffenheit des<br />

Bodens lässt sich geologisch in drei<br />

Bereiche gliedern: <strong>Im</strong> Westen, <strong>am</strong> Altbau<br />

des Carolinums, lag der Übergang<br />

zwischen Sandkuppe <strong>und</strong> Niederung<br />

des Hellingsbaches. Der Bachlauf<br />

durchzog die Fläche von Süden nach<br />

Norden. Nach Osten schlossen sich bis<br />

<br />

Bischofsgang <strong>am</strong><br />

Nordquerhaus<br />

Was sagen die Schriftquellen?<br />

Heute wohnt der Bischof im Norden der Großen Domsfreiheit.<br />

Dass seine mittelalterliche Residenz dicht <strong>am</strong> Dom lag, belegt<br />

nicht nur der Bischofsgang. Auch die Nennung des Vorgänger-<br />

<br />

(1235) weist auf eine Lokalisierung an dieser Stelle. Erstmals<br />

erwähnt wird der Bischofshof 1220 (in palatio episcopali).<br />

Konrad von Rietberg<br />

(1270-1297)<br />

residierte als erster<br />

Bischof nachweislich<br />

in der Neustadt.<br />

Pfennig, Privatbesitz<br />

Der Gang des Bischofs<br />

Karolingische Missionare gründeten Kirche <strong>und</strong> Siedlung auf einer<br />

hochwasserfreien Sandkuppe. Kurz nach 800 wurde Osnabrück<br />

Bischofssitz, bald entstand eine große Kathedrale anstelle der<br />

Missionskirche. <strong>Im</strong> Lauf der Jahrh<strong>und</strong>erte folgten viele Neu- <strong>und</strong><br />

Umbauten. Der heutige Dom st<strong>am</strong>mt aus dem 13. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Giebel, Nordwestturm <strong>und</strong> Teile der Vierung sind älter. Dies trifft<br />

wohl auch auf den vermauerten Gang zu, der einst Dom <strong>und</strong><br />

<br />

vermutlich bereits seit dem 10./11. Jahrh<strong>und</strong>ert nördlich des<br />

Domes, im Bereich von Gymnasialkirche <strong>und</strong> Carolinum.<br />

Zur Gestalt der Residenz schweigen die<br />

Quellen. Ein größerer Komplex ist anzunehmen,<br />

denn Urk<strong>und</strong>en des ausgehenden<br />

13. Jahrh<strong>und</strong>erts erwähnen verschiedene<br />

Gebäude wie ein Holzhaus mit heizbarem<br />

Gemach, Weinkeller <strong>und</strong> Stall, außerdem<br />

Brunnen <strong>und</strong> Wiesen. Zu dieser Zeit lebte<br />

der Bischof aber schon nicht mehr hier,<br />

sondern auf dem Martinshof bei St. Johann<br />

in der Neustadt. Seinen Hof <strong>am</strong> Dom veräußerte<br />

er, seit 1278 sind unterschiedliche<br />

Besitzer bezeugt.<br />

Die Mauer <strong>am</strong> <strong>Hasesumpf</strong><br />

Die Hase bot dem Bischofssitz auf<br />

der Ostseite natürlichen Schutz.<br />

Älteste bekannte Befestigung an<br />

dieser Stelle ist die Hellingsmauer.<br />

Sie wurde bei mehreren Grabungen<br />

erfasst <strong>und</strong> datiert in die Zeit um<br />

1200. An ihrer Innenseite verliefen<br />

Hellingsbach <strong>und</strong> Hellingsstraße.<br />

Zwei Türme sind in Teilen erhalten.<br />

<strong>Stadt</strong>ansicht von Wenzel Hollar, um 1633.<br />

Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück, 3243a.<br />

Grabung<br />

ab<br />

September<br />

2012<br />

Die fast zwei<br />

Meter hoch<br />

erhaltene Mauer<br />

könnte zum<br />

Bischofshof<br />

gehört haben.<br />

Archäologisches<br />

Das Gelände des Bischofshofes<br />

wurde bisher nur<br />

in kleinen Ausschnitten<br />

archäologisch untersucht.<br />

Bei Arbeiten im Ehrenhof<br />

des Carolinums legten<br />

Archäologen Mauerreste<br />

<strong>und</strong> einen Brunnen frei.<br />

Die Bef<strong>und</strong>e st<strong>am</strong>men aus<br />

dem Mittelalter, erlauben<br />

aber keine genaueren<br />

Aussagen zur Gestalt der<br />

Anlage.<br />

<br />

Die unbebaute Fläche zum Fluss hin erscheint auf<br />

der historischen <strong>Stadt</strong>ansicht als Barockgarten.<br />

Für das Mittelalter ist eine eher wirtschaftlich<br />

geprägte Nutzung anzunehmen - ein „<strong>Hinterhof</strong>“<br />

zwischen den zur Domsfreiheit ausgerichteten<br />

Wohnhäusern <strong>und</strong> der <strong>Stadt</strong>mauer.<br />

Die Nutzung des Geländes, von den<br />

Anfängen der Besiedlung in karolingischer<br />

Zeit über den Bischofshof<br />

<strong>und</strong> das Jesuitenkolleg bis zur Sporthalle<br />

des Carolinums, lässt sich nur<br />

anhand der im Boden verborgenen<br />

Spuren rekonstruieren.<br />

Was durch die Ausgrabungen tatsächlich<br />

ans Licht gelangt, ist letztlich kaum<br />

vorherzusehen. Sicherlich wartet die<br />

eine oder andere Überraschung auf<br />

Archäologen <strong>und</strong> Besucher!<br />

Rekonstruktion des<br />

ehemaligen<br />

Geländeverlaufes.<br />

<strong>Im</strong> Frühmittelalter<br />

<br />

der Sandkuppe<br />

des Domes nach<br />

Osten in die<br />

Haseniederung ab.<br />

Meterhohe<br />

Aufschüttungen<br />

waren notwendig,<br />

um den Bereich für<br />

eine Besiedlung<br />

trockenzulegen.

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