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J O H A N N H E I N R I C H S C H U L Z E ( 1 6 8 7 - 1 7 4 4 ...

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Jahren erhalten. Das Ableben von Nikolaus Hieronymus Gundling (1671—1729) wird hier zum<br />

Anlaß, Schulze auf das vakant gewordene Ordinariat Eloquentiae et Antiquitatum zurückberufen<br />

zu wollen. Erst nach Zubilligung auch eines medizinischen Ordinariats nimmt Schulze diesen Ruf<br />

an. Die Verhandlungen ziehen sich über längere Zeit hin; die Bestallungsurkunde wird unter dem<br />

Datum des 4. Oktober 1732 ausgestellt. Nach zwölfjähriger Abwesenheit kehrt Schulze damit unter<br />

Verankerung sowohl in der Medizinischen als auch in der Philosophischen Fakultät nach Halle<br />

zurück. Bei den Medizinern wird ihm der locus quartus in der Fakultätsrangordnung zugewissen:<br />

wor ihm piaziert sind sein Gönner Friedrich Hoffmann, aber auch die beiden Stahlianer Michael<br />

Alberti und Johann Juncker, von denen letzterer inzwischen mit einem von ihm geleiteten Collegium<br />

clinicum (der ersten praxisorientierten deutschen Ausbildungsstätte) Halle zu einer der meistbesuchten<br />

kontinentaleuropäischen Anlaufstätten für angehende Ärzte gemacht hatte. Unter ihnen<br />

befinden sich damals viele Ausländer, wobei insbesondere die Zahl der Ungarn in Relation<br />

zu anderen Landsmannschaften recht groß ist; Schulze sollte alsbald zu ihrem zentralen Anlaufpunkt<br />

werden.<br />

DER U N G A R I S C H E KREIS U M J O H A N N HEINRICH S C H U L Z E<br />

Man wird sich an dieser Stelle fragen müssen, wieso es gerade Schulze war, um den sich die<br />

ungarischen Medizinstudenten schon recht bald in so auffalliger Form scharten. Mehrere Gründe<br />

ließen sich hierfür aufführen. Als Schulze im Herbst 1732 in die Saalestadt zurückkehrt, weilen<br />

dort zahlreiche ungarische Absolventen, die in dem aus Kronstadt gebürtigen und ein Jahr zuvor<br />

von der Salana an die Academia Fridericiana berufenen Ordinarius Juris publici et Historiarum,<br />

Martin Schmeizel den Zentralpunkt einer landsmannschaftlichen Verbindung sahen. Die Gemeinsamkeit<br />

des historischen Engagements dürfte bei sich alsbald entwickelnder Freundschaft zwischen<br />

Schmeizel und Schulze der Anlaß gewesen sein, Schulze in diesen Kreis aufzunehmen und<br />

ihn dadurch mit allen in der Universitätsstadt weilenden Ungarn — auch den Nicht-Medizinern<br />

— schnell bekannt werden zu lassen. Der Kreis der Ungarn sorgte sich verständlicherweise auch<br />

um das persönliche Wohlergehen neu in Halle eintreffender Landsleute: Schulze bot dem einen<br />

oder anderen von ihnen Unterkunft und hatte dadurch zusätzlich Gelegenheit, über das Lehrer-<br />

Schüler-Verhältnis hinaus zu individuellen Kontakten zu kommen. Er war Arzt: die ungarischen<br />

Absolventen wußten, daß sie sich im Krankheitsfall an ihn wenden konnten. Sie werden auch bald<br />

von seinem numismatischen Hobby Kenntnis erhalten und registriert haben, daß man ihm mit einer<br />

Münzdotation Freude machen konnte. Dabei wäre es aber sicher verfehlt, Schulze zu unterstellen,<br />

er habe die Bekanntschaft bestimmter Ungarn gesucht, weil er in ihnen potentielle Partner<br />

für sein numismatisches Anliegen sah: eine ganze Reihe von Ungarn, denen er seine Förderung<br />

zukommen ließ, hatte mit der Münzwissenschaft gar nichts zu tun. Die Schulzesche Hungarophilie<br />

basierte letztlich demzufolge auf zwischenmenschlichen Beziehungen, die individuell geprägt<br />

waren, auch wenn dabei bestimmte wissenschaftliche Probleme gelegentlich den initiierenden<br />

Ansatzpunkt bildeten. Im übrigen war es so, daß nicht jeder ungarische Mediziner aus dem<br />

Schulze-Schmeizel-Kreis sich bei ersterem als Doktorand bewarb: dazu war die wissenschaftliche<br />

Autorität von Friedrich Hoffmann und das Bestreben, unter ihm promoviert zu werden, viel<br />

zu groß. Eine enge persönliche Bindung an Schulze Schloß diese Tatsache aber nicht aus. Letzteres<br />

zeigt sich bereits 1734, als Schulze mit Johannes Fabry aus Neusohl zwar seinen ersten ungarischen<br />

Doktoranden promoviert, sich aber wesentlich engagierter um den Hoffmannschen Promotus<br />

Johann Wallaskay (1709—1767) aus dem Komitat Pest kümmert. Ihm gilt seine Sorge<br />

hinsichtlich des weiteren Fortkommens, und auch die 1736 erfolgte Aufnahme in die Academia<br />

Naturae Curiosorum hat Wallaskay nicht zuletzt einer brieflichen Empfehlung von Schulze an<br />

Andreas Elias Büchner (1701—1769) zu verdanken, dem in Erfurt amtierenden Präsidenten dieser

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