J O H A N N H E I N R I C H S C H U L Z E ( 1 6 8 7 - 1 7 4 4 ...
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caverant populäres Hungáriáé et Daciae, qui ibi litteris navandis diversabantur, ad ilium medicum<br />
ac philologum nobilem, Johannem Henricum Schulzium, cuius praelectionibus inhiabant,<br />
et morbis autem affecti consilio atque cura utebantur.' m<br />
Unter einem derartigen Aspekt kann es nicht uninteressant sein, den ungarischen Kreis um Johann<br />
Heinrich Schulze zu analysieren und Details zu diesem bemerkenswerten Lehrer-Schüler-<br />
Verhältnis herauszuarbeiten. Ein kurzer Abriß des Lebens und des Werkes dieses Universalwissenschaftlers<br />
sei diesem Anliegen vorangestellt.<br />
Z U M W E R D E G A N G V O N J O H A N N H E I N R I C H S C H U L Z E<br />
Johann Heinrich Schulze ist am 12. Mai 1687 in Colbitz bei Magdeburg als Sohn eines unbemittelten<br />
Schneiders geboren. 3 ' 32<br />
Dank seiner ungewöhnlichen und dem Lehrer am Heimatort bald<br />
auffällig werdenden Begabung hat Schulze das Glück, 1697 im Alter vom knapp 10 Jahren einen<br />
Freiplatz in den von August Hermann Francke (1663—1727) eingerichteten halleschen Schulanstalten<br />
„auf dem Waisenhause" zu erhalten. Für zwei Jahrzehnte wird Francke fortan sein Mäzen,<br />
der die Schulzesche Ausbildungsrichtung bestimmt und dirigiert und welcher „in die 20 Jahr vor<br />
ihn gesorget, und sich seine Erziehung empfohlen seyn ließ". 33 Die endgültige Fachrichtung ist<br />
dabei zunächst noch nicht fixiert, auch wenn man wohl die Theologie primär im Auge gehabt<br />
haben dürfte. Krankheitshalber muß Schulze aber zeitweilig die vorwiegend altphilologische<br />
Ausbildung unterbrechen; etwa zwei Jahre besucht er das Gymnasium in dem seiner Colbitzer<br />
Heimat näher gelegenen Wolmirstedt. Als er 1701 nach Halle zurückkehren kann, läßt ihn Francke<br />
in das von ihm begründete Collegium orientale aufnehmen, wo ihm der Damaszener Salomon<br />
Negri (um 1665—1729) in den arabischen Sprachen unterweist. Der Schulzesche Biograph, Dreyhaupt<br />
hält fest, daß dieser sich mit ungemeinem Fleiß auf dieses neue Gebiet gestürzt habe und<br />
daß er „nicht allein den Unterricht aufmercksam anhörete, sondern auch in den übrigen Stunden<br />
sich im Schreiben und andern dergleichen übte, und daß er darin so fertig wurde, daß er sich<br />
an die schweresten Materien in dieser Sprache machen konnte. Nach Negri Abschied trieb er diese<br />
Hebung ...in dieser Sprache so wie in der Griechischen so weit, daß er desfalls mit Recht unter<br />
die frühzeitig gelehrten Jünglinge gezehlet werden konnte. ' '<br />
Überraschen muß es daher, daß Schulze 1704 bei Aufnahme des Hochschulstudiums sich als<br />
Mediziner inskribiert. Die Erklärung hierfür dürfte darin zu finden sein, daß er in den Krankenanstalten<br />
der Franckeschen Stiftungen inzwischen Gelegenheit gefunden hatte, sich mit vielen<br />
Details der Ars medica vertraut zu machen; in einem Curriculum vitae spricht er von einer Beschäftigung<br />
im Anstaltslaboratorium und in der Apotheke des Waisenhaus-Klinikum. Die dort<br />
tätigen Mediziner, Christian Friedrich Richter (1676—1711) und Christian Sigismund Richter (1672<br />
oder 1673—1739) sind engagierte Parteigänger und Interpreten der Lehren des halleschen Ordinarius<br />
Georg Ernst Stahl (1659—1734), dessen psychovitalistisches Denkmodell daher wohl anfänglich<br />
bei Schulze auf Resonanz gestoßen sein dürfte. Da die Gebrüder Richter sich außerdem in<br />
anstaltseigenem Fabrikationsbetrieb mit der Arzneimittelfertigung und dem Drogenvertrieb beschäftigen,<br />
hat Schulze hier Gelegenheit zur Einsicht in chemisch-pharmazeutische Probleme.<br />
Den Konferenzprotokoll der Anstalten ist zu entnehmen, daß er sich ab September 1703 als Grie-<br />
30<br />
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32<br />
33<br />
Carpzow, J. B. :... Aeternae memoriae viri generosissimi doctissimique Michaelis Gottlieh Agnethler<br />
etc.; Helmstedt 172.<br />
Rosenkranz, W.: Johann Heinrich Schulzes Kindheit und Jugend im Spiegel der Kirchenbucheintragungen,<br />
in: Johann Heinrich Schulze, ein Vorläufer der halleschen Altertumswissenschaft, Halle 1966.<br />
Weidner, W. : Colbitz bei Magdeburg. Die Geschichte des Geburtsortes von Johann Heinrich Schulze, in:<br />
Johann Heinrich Schulze, ein Vorläufer der halleschen Altertumswissenschaft; Halle 1966.<br />
Dreyhaupt, J. Chr. v.: a. a. O. (Lit.-Stelle 10).