Temporalisierung von Unternehmensgrenzen - Org-Portal.org
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Wüthrich/Philipp: <strong>Temporalisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Unternehmensgrenzen</strong><br />
Hans A. Wüthrich / Andreas Philipp<br />
<strong>Temporalisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Unternehmensgrenzen</strong> –<br />
Effekte und Implikationen eines grenzenlosen<br />
(Welt)Wirtschaftens<br />
Vom Wettbewerb institutionaler Unternehmen zum<br />
Wettbewerb agiler Wertschöpfungspartnerschaften<br />
„The revolution under way today will be driven not by<br />
changes in production but by changes in coordination.”<br />
T.W. Malone<br />
Der Blick in die Wirtschaftspraxis zeigt, dass in vielen Branchen virtuelle, agile<br />
Wertschöpfungsnetzwerke im Wettbewerb mit vertikal integrierten Konzernen stehen.<br />
Beobachtbar ist diese Entwicklung u.a. in der Tourismusbranche.<br />
Im einst mittelständisch geprägten Wirtschaftsbereich lässt sich eine interessante<br />
Polarisierung erkennen. 1 Vertikal integrierte, auf das Massengeschäft fokussierte<br />
Reisekonzerne bieten alles aus einer Hand an und verdienen, entlang der<br />
Wertschöpfungskette, mehrfach am gleichen Gast. HTU, mit einem Umsatz <strong>von</strong> 20 Mrd.<br />
DM, besitzt beispielsweise diverse Reiseveranstalter, 3 Fluggesellschaften, 3.500<br />
Reisebüros und verfügt über 81.000 Hotelbetten. 2 Getrieben durch die ökonomische<br />
Logik der economies of scale lassen sich Wettbewerbsvorteile dank Modularisierung<br />
und Kosteneffizienz erreichen. Auf die touristische ‘Grundleistung’ mit Flug und Hotel<br />
erhalten Golf-, Strand- oder Adventure-Urlauber ein individuelles Zusatzpaket. So wird<br />
der Golfurlauber täglich zum Golfplatz transferiert, wohnt in einem Bungalow mit<br />
1 Vgl. Wüthrich/Osmetz/Fischer 1999, S. 425ff.<br />
2 Vgl. Corsten im Interview mit Loppow/Krohm 1999, S. 47f.
Meeresblick und verpflegt sich im exklusiven Hotelrestaurant, während der Outdo<strong>org</strong>ast<br />
in einem weniger luxuriösen Zimmer übernachtet, an geführten Wander- und<br />
Mountainbike-Touren teilnehmen kann und am Buffet isst. Nicht alle Marktteilnehmer<br />
sind in der Lage diese Betriebsgrößen zu erreichen. Virtuelle, agile<br />
Wertschöpfungsnetzwerke, die als Broker Komponenten der touristischen Leistung<br />
intelligent bündeln und vermarkten, entstehen als Gegenpol zu den ‘Gorilla-Companies’.<br />
Microsoft Expedia 3 z.B. ist eine elektronische Booking-Plattform zur Vermittlung und<br />
zum Kauf globaler Reiseprodukte für Privat- und Geschäftskunden (‘global travel<br />
mall‘). Die Dienstleistungen sind für den Kunden kostenlos und umfassen: Flugtickets<br />
reservieren und kaufen; Hotelzimmer buchen; Mietwagen bestellen; Last-Minute-<br />
Angebote buchen; Zugriff auf Reiseberichte und Nachrichten <strong>von</strong> Globo sowie<br />
Informationsmöglichkeiten über Marco-Polo-Reiseführer. Bei dem virtuellen Broker<br />
Expedia stellt sich der Kunde sein Endprodukt zusammen, das dann <strong>von</strong> einzelnen<br />
Netzwerkpartnern wie Neckermann-Reisen, Condor, LTU, TUI, TIScover, KISSswiss,<br />
Sixt, FeWo direkt und Europäische Reiseversicherung erbracht wird. Expedia ist<br />
rechtlich nur mit der Vermittlung beauftragt, die Durchführung der Reise obliegt den<br />
Vertragspflichten der Partner. Auch ohne eigene vertikal-integrierte<br />
Wertschöpfungskette ist Expedia in der Lage, dem Kunden eine integrierte Leistung aus<br />
einer Hand zu bieten. 4<br />
Neue Formen der intelligenten Wertschöpfung lassen sich auch in der<br />
Maschinenindustrie erkennen. Zum Beispiel bei der Virtuelle Fabrik Mittelland. 5<br />
Hierbei handelt es sich um den Zusammenschluss <strong>von</strong> ca. 30 rechtlich selbständigen<br />
Unternehmen unterschiedlicher Branche, Größe und Dienstleistung zu einem Partner-<br />
Pool, aus dem bei Bedarf eine virtuelle Fabrik auf Zeit gebildet werden kann. Konkret<br />
wird nach einer Kundenanfrage entschieden, welche Unternehmen an der Virtuellen<br />
Fabrik auf Zeit teilnehmen (in dieser Phase entscheidet ausschließlich das<br />
Fähigkeitsprofil der Partner) und jedes Unternehmen bringt dann die Aktivitäten<br />
(Ressourcen, Know how, Personal) in die Virtuelle Fabrik ein, welche es besser als<br />
andere beherrscht. Das heißt, die Virtuelle Fabrik Mittelland ist ein dynamischer<br />
Produktionsverbund, der sich auftragsbezogen aus einem stabilen Netzwerk konfiguriert<br />
und gegenüber dem Kunden wie eine reale Fabrik auftritt. Nach Beendigung des<br />
Auftrags löst sich der Verbund wieder auf. Dabei stellt der Aufbau partnerschaftlicher<br />
Beziehungen die wichtigste Aufgabe im Netzwerk zwischen den Unternehmen dar. Dies<br />
gelingt im 'Mittelland' durch vereinbarte Kooperations-Spielregeln, einem<br />
Standardvertrag für die jeweilige Gründung Virtueller Fabriken auf Zeit sowie einer<br />
eigenen Netzwerk-Infrastruktur (sowohl Intranet, Extranet, Internet als auch<br />
standardisierte Quartalstreffen). Mit dieser neuen Form der Wertschöpfung konnte die<br />
Virtuelle Fabrik bereits zahlreiche Aufträge erfüllen, die ein Einzelhersteller hätte<br />
3 Vgl. vertiefend http://www.expedia.de.<br />
4 Vgl. Wüthrich/Osmetz/Fischer 1999, S. 430f.<br />
5 Vgl. zur Detailerläuterung http://www.virtuelle-fabrik.ch.<br />
2
Wüthrich/Philipp: <strong>Temporalisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Unternehmensgrenzen</strong><br />
ablehnen müssen, Kosteneinsparungen <strong>von</strong> bis zu 75% wurden realisiert und die<br />
Kunden hatten i.d.R. ein qualitativ hochwertigeres Produkt in kürzerer Zeit erhalten.<br />
Grundidee, Funktionsweise und Merkmale dieser neuen Qualität betrieblicher<br />
Wertschöpfung lassen sich anhand des nachfolgenden Beispiels gut erläutern. 6 Im Jahre<br />
1989 gründete der damals 17 jährige Thorsten Rauser in Reutlingen die Rauser<br />
Advertainment GmbH. Mit sieben festen- und bei Bedarf über 100 Freelance-Partnern<br />
gehört das Unternehmen heute weltweit zu den Pionieren der interaktiven Werbung. Die<br />
Idee besteht darin, Werbebotschaften unterhaltsam an eine jugendliche Zielgruppe zu<br />
vermitteln. In zahlreichen Projekten wurde jene z.B. für Kelloggs, die Volks- und<br />
Raiffeisenbanken, den NDR, DHL oder zur Zeit die EXPO 2000 umgesetzt. Bei der<br />
Produktion des ‘Cleanman’ für 3M-Deutschland saß der begabteste Graphiker in<br />
Istanbul. Seine handgezeichneten Bilder wurden eingescannt, nachbearbeitet und<br />
innerhalb <strong>von</strong> Minuten per Modem nach Reutlingen geschickt, wo sie dem<br />
Programmierer für weitere Arbeiten zur Verfügung standen. Von Anfang an produzierte<br />
Rauser Advertainment seine ‚interaktiven Abenteuer‘ mit freien Programmierern,<br />
Graphikern und anderen Experten. Bei jedem neuen Auftrag wird aus einem Pool <strong>von</strong><br />
Experten die passende Projektgruppe zusammengestellt. In den meisten Fällen spielt<br />
sich die komplette Auftragsabwicklung - <strong>von</strong> der Produktentwicklung bis zur<br />
Vermarktung - auf den globalen Datennetzen ab. Große Teile der Wertschöpfung<br />
werden auf Computern erbracht und mittels modernster Datenübertragungssysteme<br />
ausgetauscht. Über das Internet finden sich immer neue Talente, die bei vorhandener<br />
Eignung als Freelancer in Projekten eingesetzt werden können. Thorsten Rauser und<br />
sein Team übernehmen die Broker Funktion des Netzwerks. Akquisition,<br />
Qualitätsverantwortung und Kundenpflege liegen im Aufgabenbereich der GmbH.<br />
Reutlingen fungiert als Ansprechpartner für die Kunden. Mit Hilfe des virtuellen Adhoc-Netzwerks<br />
konnte Rauser Kosteneinsparungen <strong>von</strong> etwa 30% erreichen. Einige<br />
hochspezialisierte Aufträge hätte eine ‚normale‘ Firma nicht durchführen können. Die<br />
flexible Zusammenstellung ständig neuer Produktionsteams impliziert bereits<br />
Innovationsfähigkeit. Jeder Auftrag lebt <strong>von</strong> neu eingebrachtem Know-how der diversen<br />
Freelancer.<br />
Die aufgezeigten Beispiele stellen keine exotischen Einzelfälle dar, sondern geben uns<br />
Hinweise auf die Realität <strong>von</strong> m<strong>org</strong>en, in der neben klassischen Unternehmen<br />
Wertschöpfungsnetzwerke, i.S. Virtueller Unternehmen, als ernst zu nehmende Markt-<br />
Partner auftreten. Ihre Leistungsfähigkeit ist vergleichbar mit institutionalisierten<br />
Firmen. Dank intelligenter <strong>Org</strong>anisation der betrieblichen Wertschöpfung sind diese<br />
Netzwerke in der Lage, ohne Fabrikhallen und große Liegenschaften, ganzheitliche<br />
Lösungen in hoher Qualität anzubieten.<br />
6 Vgl. vertiefend Wüthrich/Philipp/Frentz 1997, S. 191ff.
Virtuelle Unternehmen als Pacemaker der Wirtschaft<br />
„Virtuelle Wettbewerber kommen aus dem Nichts, sie<br />
definieren Marktregeln neu und holen sich<br />
Marktanteile über Nacht, besser noch Tag und Nacht,<br />
weil sie 24 Stunden ‚online’ sind.“<br />
Wenden wir uns zu Beginn dem Begriff und den Charakteristiken des klassischen<br />
Unternehmens zu. Als Unternehmen werden wirtschaftlich-rechtlich <strong>org</strong>anisierte<br />
Gebilde mit nachhaltig ertragbringender Leistung bezeichnet. Unternehmen stellen somit<br />
örtlich nicht gebundene, wirtschaftlich-finanzielle und rechtliche Einheiten dar. 7 Der<br />
Terminus Einheit deutet auf institutionalisierte Grenzen hin. Unternehmen bestehen aus<br />
einzelnen Betrieben resp. Betriebsstätten, in denen angestellte Mitarbeitende eine<br />
ökonomisch messbare Leistung erbringen. Der Kunde nimmt diese Unternehmung – mit<br />
definierter Corporate Identity – als Einheit wahr. Die Institution Unternehmen ist auf<br />
Dauer ausgelegt und die langfristige Existenzsicherung gilt als originäres strategisches<br />
Ziel. Nach dem <strong>von</strong> Coase 1937 entwickelten Transaktionskostenansatz liegen die<br />
optimalen Grenzen des Unternehmens dort, „(...) wo die Grenzkosten der Nutzung des<br />
Marktmechanismus gleich den Grenzkosten der Nutzung interner<br />
Koordinationsmechanismen sind.“ 8<br />
Beim Virtuellen Unternehmen dagegen handelt es sich um eine freiwillige, temporäre<br />
Kooperationsform mehrerer, i.d.R. unabhängiger Partner (Unternehmen, Institutionen,<br />
Einzelpersonen), die dank optimierter Wertschöpfung einen hohen Kundennutzen<br />
stiften. Auf der Basis eines gemeinsamen Geschäftsverständnisses und ausgeprägter<br />
Vertrauenskultur stellen die Kooperationspartner ihre Kernkompetenzen in Form <strong>von</strong><br />
Ressourcen und Fähigkeiten zur Verfügung, mit dem Ziel, besser, billiger, schneller,<br />
flexibler und international kompetitiver zu werden. Aus Kundensicht tritt das<br />
dynamische Netzwerk wie ein einheitliches Unternehmen auf und nutzt die<br />
Möglichkeiten modernster IuK-Technik. 9 Das Spektrum heute in der Praxis<br />
beobachtbarer virtueller <strong>Org</strong>anisationsformen ist sehr breit. Die nachfolgende Tabelle<br />
vermittelt einen Überblick.<br />
7 Vgl. vertiefend Gabler Wirtschaftslexikon 1993, S. 3431f.<br />
8 Gabler Wirtschaftslexikon 1993, S. 3277<br />
9 Vgl. Wüthrich/Philipp/Frentz 1997, S. 96; Virtuell bedeutet: der Kraft oder Möglichkeit nach vorhanden;<br />
etwas, das die Eigenschaften anderer Dinge besitzt, oder eine Sache, die zwar nicht real, d.h. wirklich,<br />
aber doch in der Möglichkeit existiert; eine „Als-ob-Realität“ ... etwas Scheinbares, Latentes. Vgl.<br />
vertiefend Zimmermann 1997, S. 3<br />
4
Wüthrich/Philipp: <strong>Temporalisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Unternehmensgrenzen</strong><br />
Tabelle 1: Spektrum virtueller <strong>Org</strong>anisationsformen<br />
Virtualitäts-Form Charakteristika Referenz-Beispiele<br />
Modulares Netzwerk auf Zeit<br />
Die Kooperation <strong>von</strong> Mercedes und<br />
Swatch (Smart-Car) zeigt, wie mit<br />
modularen, voll<br />
ergebnisverantwortlichen System-<br />
Partnern Investment- und Risiko-<br />
Sharing betrieben werden kann.<br />
Zeitlich befristetes Netzwerk zur<br />
Einzelauftragsabwicklung<br />
Die Baden Württembergische<br />
Abfallberatungsagentur (ABAG)<br />
konstituiert pro Spezialauftrag das<br />
geeignete Problemlösungsteam. Sie<br />
zeigt, wie mit geringem Festpersonal<br />
auch im öffentlichen Bereich eine<br />
effiziente Auftragserfüllung möglich<br />
wird.<br />
Netzwerk aus modularen<br />
Systempartnern mit<br />
Kernkompetenzen-Fokussierung<br />
Geringe Austauschbarkeit der<br />
Partner<br />
Zeitlich befristetes Unternehmen<br />
Asymmetrische Abhängigkeit der<br />
Netzwerkpartner<br />
Projektorientierte Rekrutierung <strong>von</strong><br />
best-in-class-Ressourcen<br />
Austauschbarkeit der Partner<br />
Zeitlich befristete Zusammenarbeit<br />
Symmetrische Abhängigkeit der<br />
Netzwerkpartner<br />
LKW-Fabrik <strong>von</strong> VW in<br />
Resende (Brasilien)<br />
Skoda Werk in<br />
Tschechien<br />
Kooperation Leistritz mit<br />
Gillet Abgassysteme<br />
Logex GmbH,<br />
Süddeutschland<br />
Zweckorientierter Netzwerkverbund<br />
In der Airline-, Automobil-,<br />
Versicherungs- aber auch<br />
Chemieindustrie erkennen wir, wie mit<br />
virtuellen Kooperationen intelligente,<br />
marktbezogene Gesamtlösungen<br />
angeboten werden können. Flexible<br />
Netzwerke ermöglichen eine<br />
kundenorientierte Leistungsoptimierung.<br />
Zentral gesteuertes Sourcing-<br />
Netzwerk<br />
Von Nintendo lernen wir, wie mit Hilfe<br />
eines weltweiten, kurzfristig<br />
austauschbaren Netzwerks aus<br />
Partnerfirmen sowie durch Fokussierung<br />
auf eigene Kernkompetenzen, die<br />
Überlebensfähigkeit des eigenen<br />
Unternehmens sichergestellt werden<br />
kann. Nintendo konzentriert sich auf<br />
Koordination und Steuerung der<br />
Wertschöpfung.<br />
Kooperationen zum Anbieten <strong>von</strong><br />
Gesamtlösungen<br />
Marktbezogene, flexible Netzwerke<br />
mit grundsätzlicher Offenheit<br />
Eher symmetrische Abhängigkeit<br />
der Netzwerkpartner<br />
Klassisches Broker-Netzwerk mit<br />
asymmetrischer Abhängigkeit der<br />
Netzwerkpartner<br />
Entscheidungsflexibilität für den<br />
Broker (make or buy)<br />
Einseitige Austauschbarkeit der<br />
Partner<br />
Airline-Netzwerke<br />
Rema Hotels<br />
Biotech-Netzwerke<br />
Zulieferer-Netzwerke in<br />
der Automobilindustrie<br />
Virgin Group<br />
Puma, Herzogenaurach<br />
Logitech, USA-Schweiz-<br />
Taiwan<br />
Aprilia, Italien<br />
Boston Beer Company,<br />
USA<br />
Dual/Karstadt, Düsseldorf
Langfristig orientierter Netzwerk-<br />
Pool<br />
Das regional ausgerichtete Netzwerk<br />
Mittelland illustriert die ad-hoc-<br />
Bildung <strong>von</strong> auftragsorientierten<br />
virtuellen Fabriken aus einem<br />
bestehenden Netzwerk-Pool. Die gerade<br />
für den Mittelstand höchst interessante<br />
Zusammenarbeit ermöglicht die<br />
Akquirierung neuer Aufträge bei<br />
gleichzeitigen Kosteneinsparungen.<br />
Netzwerk-Pool aus dem<br />
auftragsorientiert virtuelle Fabriken<br />
entstehen<br />
Auf Vertrauen und gemeinsamen<br />
Werten basierende Zusammenarbeit<br />
Symmetrische Abhängigkeit der<br />
Netzwerkpartner<br />
Euregio, Bodenseeregion<br />
CIM-Center, Aargau<br />
Virtuelles Softwarenhaus,<br />
Berlin-Brandenburg<br />
(SIBB)<br />
Dell Computer, USA<br />
Interdisziplinäres Wissensnetzwerk<br />
Die taiwanesische High-Tech-Firma<br />
Startek zeigt beispielhaft, wie durch<br />
den Aufbau eines Wissensnetzwerks und<br />
konsequenter Konzentration auf<br />
produktrelevantes Know-how eine<br />
Weltmarktstellung erlangt werden kann.<br />
Vernetzung <strong>von</strong> Know-how-<br />
Trägern (Personen oder<br />
Institutionen)<br />
Auftragsübergreifend mit zentraler<br />
Steuerung<br />
Symmetrische Abhängigkeit der<br />
Netzwerkpartner<br />
Acer Group, Taiwan<br />
Wissenschaftler-Netze<br />
Consulting-Netzwerke<br />
Netzwerk für Großprojekte<br />
Vom (Entwicklungs-)Netzwerk zum<br />
Bau des weltweit größten<br />
Lufttransportschiffes CargoLifter<br />
lernen wir, dass eine visionäre Idee<br />
sowie globales Ressourcen-Pooling die<br />
effizienteste Art zur Umsetzung <strong>von</strong><br />
Großprojekten darstellt.<br />
Ad-hoc-Netzwerk<br />
Rauser Advertainment steht<br />
exemplarisch für ein<br />
Dienstleistungsunternehmen mit<br />
digitalisierter Wertschöpfung. Dieses<br />
Netzwerke erbringt die gesamte<br />
Leistungserstellung – <strong>von</strong> der<br />
Produktidee bis zur Vermarktung – auf<br />
den globalen Datennetzen.<br />
(Völlig) offenes Netzwerk, mit dem<br />
Ziel eines intelligenten Ressourcen<br />
poolens<br />
Nutzung des Mediums Internet zur<br />
weltweiten Kompetenzen-,<br />
Finanzierungs- und<br />
Investitionsverflechtung<br />
Digitalisierte Wertschöpfung über<br />
das Medium Internet<br />
Ad-hoc-Netzwerk je Kundenauftrag<br />
Nutzung weltweiter best-in-class-<br />
Partner<br />
CargoLifter, Wiesbaden<br />
The Rickard Group, USA<br />
Virtuelle Werbeagentur<br />
‘Peter Marti’, Schweiz<br />
Aufgrund der hohen Dynamik und den unterschiedlich notwendigen Kompetenzen auf<br />
den einzelnen Wertschöpfungsstufen sind insbesondere mittelständische Unternehmen<br />
immer mehr überfordert das erforderliche Know-how für eine komplette Abdeckung der<br />
Wertschöpfungskette zeitgerecht bereitzustellen. Dies führt zu einem generell<br />
beobachtbaren Trend nach einer vermehrt kompetenzbezogenen Segmentierung der<br />
eigenen Wertschöpfungskette. Jeder Anbieter konzentriert sich auf seine<br />
6
Wüthrich/Philipp: <strong>Temporalisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Unternehmensgrenzen</strong><br />
Kernfähigkeiten und bietet diese ggf. auch weltweit an. Dank der rasanten Fortschritte in<br />
den IuK-Technologien ist es heute zudem möglich, Transparenz über weltweite best-inclass<br />
Ressourcen zu erhalten und diese auch in Anspruch zu nehmen. Die<br />
Degressionseffekte bei den IuK-Kosten sind in der Lage, die zunehmenden<br />
Transaktionskosten zu kompensieren. Sechs konstituierende Merkmale kennzeichnen<br />
diese neue Art der Wertschöpfung: 10<br />
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Problembezogene, dynamische Kompetenzbündelung und -vernetzung: Beteiligte<br />
Netzwerkpartner bringen ihre Kernkompetenzen in das virtuelle Unternehmen ein,<br />
so dass eine ‚best-of-everything-<strong>org</strong>anization’ auf Zeit entsteht.<br />
Standort- und Zeitunabhängigkeit der arbeitsteiligen Aufgabenbewältigung: Die<br />
Konfiguration der Ressourcen erfolgt standortungebunden und führt zu einer<br />
Internationalisierung der Wertschöpfungsprozesse. Die Zusammenarbeit ist<br />
temporär ausgelegt, beziehungsweise basiert auf einer erwarteten Endlichkeit.<br />
Offenheit und Flexibilität: Der Austausch beziehungsweise die Ergänzung der<br />
Partner ist grundsätzlich möglich und somit ist eine hohe Rekonfigurierbarkeit des<br />
Netzwerkes jederzeit sichergestellt. Zudem erhöht der hohe Grad an Immaterialität<br />
der Struktur die Flexibilität.<br />
Neudefinition <strong>von</strong> Marktregeln: Verbunden mit der Virtualisierung erodieren<br />
traditionelle Branchengrenzen. Rollen einzelner Marktteilnehmer werden neu<br />
definiert und innovative Produkt- und Dienstleistungspakete entstehen.<br />
Win-win-Orientierung: Aus der Netzwerkbildung ergeben sich für den Kunden als<br />
auch die einzelnen Partner klare Vorteile. Der Kunde hat nur einen Ansprechpartner<br />
und erhält dank optimaler Wertschöpfung einen maximalen Kundennutzen. Die<br />
Netzwerkpartner können ihre Kernkompetenzen einbringen und an einer Vielfalt<br />
<strong>von</strong> Aufträgen partizipieren, welche sie selbst nicht hätten akquirieren können.<br />
Konsequente Nutzung globaler Datennetze: Der weltweite Datenaustausch via<br />
World Wide Web stellt den Lebensnerv für das Funktionieren firmenübergreifender<br />
Netzwerkpartnerschaften dar. Die IuK-Technik erlaubt heute eine Integration<br />
unterschiedlicher Wertschöpfungsketten bzw. das intelligente Management<br />
unternehmensübergreifender Geschäftsprozesse.<br />
Unsere Recherchen zeigen, dass u.a. folgende Faktoren die Virtualisierung<br />
beschleunigen. Wir unterscheiden fünf Virtualisierungstreiber:<br />
1. Komplexität des Geschäftssystems: Je höher die Komplexität eines Geschäftes<br />
bezüglich Technologieanforderungen, Investitionsintensität und<br />
Prozessbeherrschung, desto größer die Notwendigkeit der Anbieter, sich auf<br />
einzelne Wertschöpfungsstufen zu fokussieren.<br />
10 Vgl. Wüthrich/Philipp/Frentz 1997, S. 33ff.
2. Segmentierte Wettbewerbsstruktur: In vielen Branchen findet eine<br />
Segmentierung der Marktteilnehmer in Anbieter <strong>von</strong> Einzelleistungen,<br />
Modulleistungen und Systemleistungen statt. Virtuelle Unternehmen eignen<br />
sich für Leistungen, die <strong>von</strong> economies of networks getrieben sind und bilden<br />
sich dort, wo Systemlösungen angeboten und damit das Bedürfnis nach Broker-<br />
Funktionen entsteht.<br />
3. Hohe Performance-Erwartungen: Je anspruchsvoller die Wünsche der Kunden,<br />
je ausgeprägter die Kosten- und Zeitsensibilität und je stärker die Nachfrage<br />
nach integrierten Leistungen - im Sinne <strong>von</strong> Gesamtlösungen - desto höher die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass die Leistungserstellung durch temporäre Netzwerke<br />
erfolgt.<br />
4. Verfügbarkeit <strong>von</strong> und Zugang zu ‘best-in-class-Ressourcen‘: Virtuelle<br />
<strong>Org</strong>anisationsformen bedingen spezialisierte Netzwerkpartner in der<br />
erforderlichen Anzahl und Qualität.<br />
5. Digitalisierungsgrad der Leistung: Leistungen, die elektronisch generierbar<br />
und transportierbar sind, eignen sich für eine zeit- und standortunabhängige<br />
Form der Erstellung. Die Herstellung physischer Produkte ist an<br />
Produktionsfaszilitäten gebunden und somit eher standortzentriert.<br />
Virtuelle Unternehmen bilden damit einen Gegenpol zu klassischen Unternehmen. Die<br />
Grenzen zwischen innen und außen sind für den Kunden schwer ersichtlich, eine stabile<br />
Standortbindung ist nicht erkennbar und die Ressourcenzuordnung erfolgt auf Zeit.<br />
Anhand der generellen Funktionsweise Virtueller Unternehmen lässt sich der Begriff der<br />
<strong>Temporalisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Unternehmensgrenzen</strong> erläutern. Ausgangspunkt bildet ein<br />
marktinduzierter Kundenauftrag, zu dessen Erfüllung sich aus dafür geeigneten<br />
Wertschöpfungspartnern ein Netzwerk bildet. Alle beteiligten Partner stellen,<br />
entsprechend ihren Kernkompetenzen, Ressourcen und Fähigkeiten für die<br />
Leistungserbringung zur Verfügung. Der Informations- und Kommunikationsfluss wird<br />
mittels einer intelligenten EDV-technischen Vernetzung sichergestellt. Für weitere<br />
Aufträge konstituiert sich ein neues Netzwerk. (vgl. Abb.1)<br />
8
Wüthrich/Philipp: <strong>Temporalisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Unternehmensgrenzen</strong><br />
Abbildung 1: Das grenzenlose Unternehmen – How does it work<br />
DAS VIRTUELLE UNTERNEHMEN - HOW DOES IT WORK ?<br />
KUNDENAUFTRAG<br />
Problemlösung<br />
schneller<br />
besser<br />
billiger<br />
flexibler<br />
VIRTUELLES<br />
UNTERNEHMEN<br />
NETZWERKPARTNER 5<br />
NETZWERKPARTNER 1<br />
Ressourcen<br />
IuK<br />
Vernetzung<br />
NETZWERKPARTNER 2<br />
Know-How<br />
NETZWERKPARTNER 4<br />
NETZWERKPARTNER 3<br />
NETZWERKPARTNER X Y Z<br />
Vorsprung durch Virtualisierung<br />
In der Phase der realen Gütererzeugung oder Dienstleistungserbringung erkennen wir<br />
die <strong>Temporalisierung</strong>, i.S. einer zeitlich begrenzten Existenz <strong>von</strong> Grenzen, indem die<br />
Netzwerkpartner – orientiert am Kundenauftrag – für eine definierte Zeit als Einheit<br />
operieren. Diese Einheit ist nicht mit dem klassisch-institutionalisierten<br />
Unternehmensverständnis vergleichbar. Somit lässt sich festhalten, dass Virtuelle<br />
Unternehmen die Möglichkeiten und Potentiale einer traditionellen <strong>Org</strong>anisation haben,<br />
ohne jedoch über einen vergleichbaren institutionellen und strukturellen Rahmen zu<br />
verfügen.
Faszination und Grenzen des Grenzenlosen<br />
„Man vergisst immer wieder, auf den Grund zu gehen.<br />
Man setzt die Fragezeichen nicht tief genug.“<br />
Ludwig Wittgenstein<br />
Die beobachtbare <strong>Temporalisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Unternehmensgrenzen</strong> eröffnet vielfältige und<br />
faszinierende Perspektiven. Kleine Unternehmen sind in der Lage, durch intelligentes<br />
Ressourcenpooling, 'große Dinge' zu tun. Erinnern wir uns z.B. an Rauser<br />
Advertainment; dieses 'Sieben-Mann-Unternehmen' agiert aus einem Wohnhaus in<br />
Reutlingen und gehört zu den Weltmarktführern. Ein ähnliches Konzept finden wird bei<br />
der virtuellen Bank Enba (www.enba.com), die formal in Dublin sitzt, real jedoch im<br />
Internet zu Hause ist.<br />
Wir könnten auch Nintendo nennen, das mit bis zu 200 variierenden Partnern<br />
zusammenarbeitet und nicht nur in den 90er Jahren fünf mal das bestbörsennotierte<br />
Unternehmen Japans war und einen Weltmarktanteil <strong>von</strong> 65% hat, sondern auch<br />
Produktentwicklungszyklen (<strong>von</strong> der Idee bis zur Vermarktung) unter 10 Tagen<br />
realisiert.<br />
Im Rahmen eines Forschungsprojektes, welches wir gemeinsam mit der<br />
Schweizerischen Gesellschaft für <strong>Org</strong>anisation (SGO) durchführten, konnten wir über<br />
50 Fallstudien auswerten. Dabei hat sich u.a. gezeigt, dass ein nachhaltiger Nutzen aus<br />
der unternehmensübergreifenden, temporären Form intelligenter Arbeitsteilung<br />
resultiert. Virtuelle Unternehmen sind in der Lage die Kosten um 5% bis 15%, in<br />
Extremfällen bis 75% zu reduzieren. Sie erreichen Produktivitätssteigerungen <strong>von</strong> über<br />
10% sowie Entwicklungs- und Produktionszeiten, die 10% niedriger sind, als bei<br />
herkömmlichen Strukturen. Ebenfalls verfügen sie über Möglichkeiten eines<br />
intelligenten Investitions- und Risikosharing.<br />
Aber auch die Gesellschaft profitiert <strong>von</strong> qualitativ besseren Lösungen, die dank<br />
Virtualisierung der Wertschöpfung schneller und kostengünstiger erbracht werden. Ein<br />
hohes Maß an Flexibilität und eine weitere Beschleunigung der Prozesszyklen sind die<br />
Folge.<br />
Für den Einzelnen entsteht die Möglichkeit sein Kompetenzportfolio weltweit zu<br />
vermarkten, ohne sich langfristig an Institutionen binden zu müssen. Faszinierende<br />
Abwechslung und hohe persönliche Erfüllung können daraus resultieren. Welches ist<br />
10
Wüthrich/Philipp: <strong>Temporalisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Unternehmensgrenzen</strong><br />
der Preis für diese gewonnnen Freiheiten, respektive sind wir Menschen überhaupt auf<br />
diese ‘Grenzenlose Gesellschaft’ vorbereitet?<br />
Es stellen sich weitreichende Fragen, <strong>von</strong> denen wir nachfolgend einige kurz beleuchten<br />
wollen.<br />
Philosophische Fragen<br />
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Wie gelingt dem Menschen in einer grenzenlosen Welt die Definition seines<br />
eigenen Ichs? Die Auflösung <strong>von</strong> Raum und Zeit schafft nicht nur Freiräume,<br />
sondern auch Leerräume mit identitätsgefährdenden Auswirkungen.<br />
Wodurch entsteht die Brücke vom Ich zum Du und damit das bindende Element<br />
einer Gesellschaft?<br />
Wo sind die Grenzen grenzenloser Geschwindigkeit? Wer hat den Mut zur neuen<br />
Langsamkeit? ‘Hyperkommunikabiliät’ verdünnt menschliches Wissen, verändert<br />
Bewusstsein und Denkvermögen und hat eine Entzeitlichung für den Menschen zur<br />
Folge. Der Preis zunehmender Vernetzung ist die Erhöhung der<br />
Veränderungsgeschwindigkeit.<br />
Global-soziale Fragen<br />
Öffnet der Wegfall <strong>von</strong> Grenzen die Scylla grenzenloser Zerstörung, oder bietet er<br />
die Chance grenzenloser Verbindungen? Mit der Auflösung der Trennung zwischen<br />
Arbeitsplatz und Wohnort, Freizeit und Arbeitszeit ergeben sich neue<br />
Forschungsaufgaben der Industrie-, Betriebs-, Freizeit-, Medien- und<br />
Technologiesoziologie.<br />
Klafft die Schere zwischen arm und reich noch weiter auf, oder ermöglicht<br />
Virtualität eine Harmonisierung des weltweiten Wohlstandsgefälles? Lediglich eine<br />
Minderheit, derzeit ca. 5% der Weltbevölkerung, kann <strong>von</strong> den Errungenschaften<br />
der Informationsgesellschaft profitieren.<br />
Volkswirtschaftliche Fragen<br />
Löst sich das ‘klassische’ Arbeitsmodell der Industriegesellschaft zugunsten immer<br />
mehr Selbständiger zunehmend auf? Die traditionelle Vorstellung <strong>von</strong> ‘life-timeemployment’<br />
wird in großen Teilen durch eine ‘life-time-employability’ substituiert<br />
werden.<br />
Prägt der Portfolio-Worker das Berufsbild des 21. Jahrhunderts? Neue<br />
Studiengebiete und Berufsbilder sind absehbar.<br />
Wie gelingt es, die Sozialversicherungssysteme diesen neuen Anforderungen<br />
anzupassen?<br />
Betriebswirtschaftliche Fragen<br />
Wie ‘managt’ man virtuelle Unternehmen (Steuerung, Umfang mit<br />
inter<strong>org</strong>anisationalen Schnittstellen, Fragen der optimalen Betriebsgröße usw.)? Der
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!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
<strong>Org</strong>anisationsbegriff verschiebt sich vom institutionalen zum prozessualen, an der<br />
Wertschöpfung orientierten.<br />
Unter welchen Voraussetzungen bleiben die höheren Transaktionskosten, die in<br />
losen Netzwerkverbünden entstehen, beherrschbar?<br />
Ist die Forderung nach Selbstverantwortung und ‘grenzenlosem’ Vertrauen<br />
umsetzbar, und wenn, auf welche Weise? Wird misstrauensbasiertes<br />
Allianzmanagement zunehmend durch wertorientierte Win-win-Partnerschaften<br />
abgelöst?<br />
Kann es in virtuellen Partnerschaften eine gemeinsame Identität und Kultur geben?<br />
Im klassischen Unternehmen beansprucht die Kultur in erster Linie als<br />
Hygienefaktor die Aufmerksamkeit des Managements.<br />
Technische Fragen<br />
Wie kann die Datensicherheit ‘cyberspacialer Produktion’ verbessert werden?<br />
Werden neue Technologien eine bessere Datenübertragung ermöglichen? In den<br />
letzten 40 Jahren hat sich in den Dimensionen Massenspeicher, Zuverlässigkeit,<br />
Kosten, Energieverbrauch und Verarbeitungsgeschwindigkeit die Hard- und die<br />
Software um 30 Größenordnungen verbessert.<br />
Rechtliche Fragen<br />
Wie sieht die Haftung <strong>von</strong> und in virtuellen Unternehmen aus? Der rechtliche<br />
Fragenkomplex ist sehr vielschichtig und reicht <strong>von</strong> der Rechtsform des gesamten<br />
Netzwerks über die Innenstruktur der Geschäftsführungs- und<br />
Vertretungsberechtigung, die Vermögenszuordnung und Gewinnaufteilung bis zu<br />
wettbewerbsrechtlichen Zusammenhängen.<br />
Welche vertrags- und arbeitsrechtlichen Punkte sind zu beachten?<br />
Wie muss das Steuer- und Kartellrecht modifiziert werden, um virtuellen<br />
Partnerschaften gerecht zu werden?<br />
Die exemplarisch aufgeworfenen Fragen deuten einen enormen Forschungsbedarf an,<br />
den wir abschließend anhand dreier Themenfelder skizzenhaft aufgreifen möchten. Wir<br />
orientieren uns dabei an der Intention dieses Herausgeberbandes, ‚Grenzen zu<br />
sprengen‘, und versuchen die Bereiche Betriebswirtschaften, Arbeiten und Leben unter<br />
der Brille einer ‚grenzenlosen (Welt)Wirtschaft‘ in gebotener Kürze zu reflektieren.<br />
Betriebswirtschaften: Erweiterung einer institutionalen Lehre<br />
Vornehmlich <strong>von</strong> der Technologie getrieben, verbreiten sich virtuelle<br />
<strong>Org</strong>anisationsformen immer mehr. Aufgrund der Tatsache, dass die lokalisierten<br />
12
Wüthrich/Philipp: <strong>Temporalisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Unternehmensgrenzen</strong><br />
Virtualisierungstreiber in fast allen Branchen erkennbar sind, kann uns diese<br />
Entwicklung nicht überraschen. Dennoch ist ein differenziertes Bild erforderlich.<br />
Virtuelle Unternehmen bilden nicht die einzige <strong>Org</strong>anisationsform des 21. Jahrhunderts<br />
oder m.a.W. das institutionalisierte Unternehmen hat weiterhin seine<br />
Existenzberechtigung. Die nachfolgende Grafik illustriert diesen Zusammenhang. Je<br />
nach Grad der Marktunsicherheit und Komplexität des Geschäftssystems prägen auch<br />
zukünftig unterschiedliche <strong>Org</strong>anisationsformen die Wirtschaftswelt. Bei hoher<br />
Marktunsicherheit und tendenziell hoher Komplexität des Geschäftssystems verfügt das<br />
Virtuelle Unternehmen über Vorteile.<br />
Abbildung 2: Virtuelle Unternehmen – eine <strong>Org</strong>anisationsform unter vielen<br />
hoch<br />
Strategische Netzwerke/<br />
Kooperationen<br />
Virtuelle <strong>Org</strong>anisation<br />
Marktunsicherheit<br />
Marktvernetzung: Kunde-Lieferant<br />
Strategische Allianzen: Wettbewerber<br />
Joint ventures: Partner<br />
Hierarchische<br />
<strong>Org</strong>anisation<br />
Aufgabenorientierte Ad-hoc-Teams<br />
Aufgabenorientierte Ad-hoc-Kooperationen<br />
Modulare <strong>Org</strong>anisation<br />
niedrig<br />
niedrig<br />
Massenproduktion<br />
Standardisierte<br />
Dienstleistungen<br />
Produktkomplexität<br />
Koordinationsaufgaben<br />
Prozeßorientierung<br />
hoch<br />
Quelle: In Anlehnung an Picot/Reichwald/Wigand 1996, S. 246<br />
Wie am Beispiel der Tourismusbranche aufgezeigt, gehen wir da<strong>von</strong> aus, dass sich<br />
zukünftig vermehrt eine Polarisierung zwischen vertikal integrierten Großunternehmen<br />
und agilen Wertschöpfungsnetzwerken abzeichnet. Dies hat zur Folge, dass die<br />
klassische Betriebswirtschaftslehre zu ergänzen ist. Den Objektbereich bilden nicht<br />
mehr nur institutionalisierte Unternehmen, sondern auch Unternehmensnetzwerke in den<br />
unterschiedlichsten Ausprägungsformen. Zu unterscheiden sind: Zentral gesteuerte<br />
Netzwerke, zeitlich befristete Netzwerke, langfristig orientierte Netzwerkpools sowie
Ad-hoc Netzwerke. 11 Im Kontext der grenzenlosen Wirtschaft lassen sich u.a. folgende<br />
Änderungen stichpunktartig aufführen:<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
Das kompetitiv rivalisierende Wettbewerbsverständnis wird revidiert. Temporäre<br />
Kooperationen und die Arbeit in dynamischen Netzwerken bedingen ein<br />
partnerschaftliches Miteinander auf Basis einer Win-win-Orientierung.<br />
Führung in dynamischen Netzwerken erfolgt primär durch Vertrauen und nicht auf<br />
der Basis vertraglicher Regelungen oder institutionalisierter Systeme. Die Fähigkeit<br />
Vertrauenswürdigkeit rasch zu erkennen wird zu einer Schlüsselkompetenz für<br />
Verantwortliche in Virtuellen Unternehmen.<br />
Verantwortungsträger in Netzwerken sind primär mit der Koordination und dem<br />
Handling <strong>von</strong> Freelancern resp. Portfolio-Workern beschäftigt. Sich permanent<br />
ändernde personelle Konfigurationen erfordern eine neue Qualität des Human<br />
Resource Managements im Kontext des grenzenlosen Unternehmens.<br />
In der institutionalen BWL stellt die Unternehmenskultur, im Sinne eines gelebten<br />
Wertekonsens, eine wichtige, die Führung unterstützende Dimension dar.<br />
Kulturbildung als langjähriger Sozialisationsprozess ist in Netzwerken nur begrenzt<br />
möglich. Auch die Corporate Identity (CI) erhält in Netzwerken neue<br />
Bedeutungsinhalte.<br />
Das Zusammenspiel <strong>von</strong> <strong>Org</strong>anisation und Mensch dreht sich um. In virtuellen<br />
Netzwerken bestimmt nicht mehr die <strong>Org</strong>anisation, wie Arbeit am intelligentesten<br />
aufgeteilt wird, sondern der einzelne Netzwerkpartner gibt durch seine Kompetenz<br />
den Rahmen vor, welche Leistung das Netzwerk erbringen kann.<br />
Dies führt zu einem neuen Verständnis unserer traditionellen Auffassung <strong>von</strong> Arbeit und<br />
deren intelligenten <strong>Org</strong>anisation.<br />
11 Vgl. vertiefend Wüthrich/Philipp/Frentz 1997, S. 63ff.<br />
14
Wüthrich/Philipp: <strong>Temporalisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Unternehmensgrenzen</strong><br />
Arbeiten: Erosion des klassischen Arbeitgeber-Arbeitnehmer-<br />
Modells<br />
„Betriebszugehörigkeit ist etwas, was die Guten nicht<br />
brauchen und die Schlechten nicht verdienen.“<br />
Charles Handy 12<br />
Wie in den Beiträgen <strong>von</strong> Osmetz, Jagoda und Fischer/Steffens-Duch 13 ausgeführt,<br />
werden wir in den nächsten Jahren eine deutliche Veränderung unserer Arbeitswelt<br />
erleben – die Grenzen werden sich neu ziehen, so die Formulierung Osmetz‘. Dies hat<br />
einschneidende Auswirkungen auf die Frage, wer sich für die ‚Beschaffung‘<br />
ausreichender Arbeit verantwortlich zu fühlen hat. Konkreter: Arbeit zu haben wird zur<br />
originären Aufgabe jedes Einzelnen; wir bewegen uns <strong>von</strong> der behandelten zur<br />
handelnden Gesellschaft. Will heißen, dass immer mehr Menschen ihre Fähigkeiten<br />
direkt dem Markt zur Verfügung stellen werden, ohne dass sie dazu einen Arbeitgeber<br />
als ‚Mittler‘ brauchen. Oder wie der Soziologe Beck es ausdrückt: „Die ernüchternde<br />
Wahrheit lautet, daß ein sehr großer Teil der Bevölkerung aus ihrem Arbeitsverhältnis<br />
herausfällt. Besonders diejenigen wird es treffen, die dem Hochleistungsdruck dieser<br />
Turbogesellschaft nicht gewachsen sind.“ 14<br />
Es muss nicht explizit erwähnt werden, dass diese Entwicklung sowohl Vor- als auch<br />
Nachteile mit sich bringt. Dem ‚Starken‘ stehen ‚Tür und Tor‘ offen. Er nutzt die<br />
Gesetze des Marktes, um seinen Wert kontinuierlich zu steigern. 15 Geht das linear auf<br />
Kosten der ‚Schwächeren‘? Klafft die Schere immer weiter, bis sie auseinanderbricht?<br />
Wenn wir die Mechanik unseres Wirtschaftens nicht ändern, lautet die Antwort ganz<br />
knapp: Ja! Was wir brauchen sind neue Ansätze der Arbeits<strong>org</strong>anisation – und zu allem<br />
Glück sind zahlreiche Ideen bereits vorhanden; sie warten nur noch darauf ‚gelebt‘<br />
werden zu dürfen. 16<br />
Wir möchten hier einen ganz besonders interessanten Ansatz, Fritjhof Bergmanns 17<br />
Neue Arbeit, vorstellen:<br />
12 Handy 1996, S. 85.<br />
13 In „Grenzen ökonomischen Denkens – auf den Spuren einer dominanten Logik“, Wiesbaden 2001.<br />
14 Beck 1999, S. 62. Ulrich Beck ist Professor für Soziologie an der Ludwig Maximilian Universität in<br />
München.<br />
15 Jeden Monat finden sich in der einschlägigen Business-Literatur zahlreiche Erfolgsbeispiele (vgl.<br />
exemplarisch das Titelthema des manager magazins Nr. 9/2000).<br />
16 Vgl. zur Vertiefung Philipp/Osmetz, 1999, S. 6ff.<br />
17 Fritjhof Bergmann ist Professor für Philosophie am ‚Center for New Work‘ in Ann Arbor nahe Detroit.
Der Kerngedanke ist die grundsätzliche Einsicht, dass der Mensch nicht für andere,<br />
sondern nur für sich selbst arbeitet. Der Einzelne muss daran glauben was er tut – es<br />
muss ihm richtig erscheinen wie er es tut – und er muss sich bewusst werden warum er<br />
es tut. 18 Da<strong>von</strong> ausgehend, gliedert Bergmann sein Modell in drei Bausteine: 19<br />
! Reguläre Teilzeitarbeit.<br />
! High-tech-self-providing.<br />
! Paid Calling.<br />
Unter regulärer Teilzeitarbeit versteht Bergmann die Arbeit, die der monetären<br />
Basisvers<strong>org</strong>ung eines jeden einzelnen dienen soll. Sie beinhaltet knapper werdende<br />
Erwerbsarbeit, welche sich durch Teilzeitansätze auf alle Arbeitnehmer verteilen lässt.<br />
Die hierdurch für das Individuum frei werdende Zeit wird einerseits durch<br />
Selbstvers<strong>org</strong>ung auf hohem technischen Niveau (high-tech-self-providing), andererseits<br />
durch „Calling“ oder „Paid Calling“, also durch Arbeit zu der ich mich berufen fühle<br />
und die ich wirklich machen will, ausgefüllt. Dieses Calling (deutsch: Berufung)<br />
impliziert den alten Grundgedanken des Berufs als Berufung und nicht als reine<br />
Finanzquelle.<br />
Der große Vorteil dieses Modells liegt in der konsequenten Erweiterung des eigenen<br />
Handlungsspektrums. Der Ansatz impliziert sowohl Selbstverantwortung des Einzelnen,<br />
durch Calling und High-tech-self-providing, als auch das flexible (Re-)Agieren auf<br />
Gegebenheiten der gesellschaftlichen Arbeitsmarktentwicklung dank regulärer<br />
Teilzeitarbeit. Wie muss man sich dies in der Praxis vorstellen?<br />
!<br />
!<br />
!<br />
Ein Fließbandarbeiter geht weiter seiner Beschäftigung bei General Motors nach,<br />
nun jedoch in Teilzeit, und nutzt die ihm neu zur Verfügung stehende Zeit, um ein<br />
Yoga-Studio zu eröffnen. 20<br />
Eine Gruppe <strong>von</strong> Ingenieuren entwickelt gerade in Detroit ein Auto, das sich der<br />
Kunde aus Bausätzen selbst zusammenbauen kann.<br />
Eine Gruppe arbeitsloser Jugendlicher im thüringischen Mühlhausen mietet eine<br />
alte Scheune zum Nulltarif, welche sie im Gegenzug in Eigenarbeit renovieren. Ein<br />
Teil der Räumlichkeiten steht für persönliche Nutzung zur Verfügung; der Rest<br />
wird verpachtet. 21<br />
Nach ähnlichem Muster funktionieren heute im gesamten Bundesgebiet ca. 30 Projekte,<br />
die <strong>von</strong> Prof. Bergmann betreut werden.<br />
18 Vgl. o.V. 1998, S.150<br />
19 Vgl. o.V. URL: http://www.newwork.net/work1.html, Stand 12.03.1999<br />
20 Vgl. F. Bergmann, URL: http://www.newwork.net/skizze.html, 12.03.1999.<br />
21 Vgl. o.V. 1998, S.152f.<br />
16
Wüthrich/Philipp: <strong>Temporalisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Unternehmensgrenzen</strong><br />
Tabelle 2: Chancen der neuen Arbeit<br />
Teilzeitarbeit Paid-Calling High-tech-self-providing<br />
Beschäftigung<br />
als<br />
Fließbandarbeiter bei General<br />
Motors.<br />
?<br />
Beschäftigung als Ingenieur. ?<br />
Eröffnung eines eigenen<br />
Yoga-Studios. ?<br />
Restauration einer alten<br />
Scheune.<br />
?<br />
Bau des eigenen Autos aus<br />
modularen Bauteilen<br />
Die Win-Win-Situation liegt auf der Hand: 22<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
Entstehung neuer Märkte durch das Aufbrechen der Schere zwischen wenigen<br />
‚Reichen‘, mit geringem Konsumvolumen, und vielen Geringverdienern, mit<br />
geringer Kaufkraft.<br />
Förderung des Technologietransfers durch Ideenübertragung <strong>von</strong> Innovationen aus<br />
dem Bereich Calling und High-tech-self-providing in den Bereich der regulären<br />
Teilzeitarbeit.<br />
Reduktion der durch Massenentlassungen entstehenden Kosten für den Sozialstaat,<br />
aber auch für die Industrie.<br />
Kreativitäts-Training und verbesserte Potential-Nutzung jedes einzelnen<br />
Mitarbeiters.<br />
Bessere Arbeitsqualität durch geringere Existenzangst (Arbeitsplatzverlust).<br />
Neue Freiräume zur (Selbst)Verwirklichung schon lange angedachter Ideen, mit<br />
der Konsequenz, eine Positivspirale auszulösen.<br />
Reflektieren Sie doch einmal diese Idee. Wo sind Ihre Paid Calling und High-tech-selfproviding<br />
Kompetenzen?!<br />
Schließen wir diesen Beitrag mit ein paar Gedanken zum Leben in einer grenzenlosen<br />
(Wirtschafts)Welt ab.<br />
22 Vgl. F. Bergmann, URL: http://www.newwork.net/skizze.html, 12.03.1999
Leben: Fixpunkt in einer grenzenlosen Welt<br />
Die Beschleunigung unserer Taktzeiten, d.h. die <strong>Temporalisierung</strong> unseres täglichen<br />
Wirtschaftens, führt zu mannigfaltigen Veränderungen, deren Konsequenzen in ihrer<br />
Gesamtheit bei weitem noch nicht absehbar sind. Jenseits ‚unzähliger‘<br />
Forschungsbemühungen sämtlicher Wissenschaftsdisziplinen in alle erdenklichen<br />
Richtungen – <strong>von</strong> der künstlichen Intelligenz bis zur künstlichen Lebenserschaffung<br />
(Genforschung), <strong>von</strong> der generellen Seins-Frage bis zur Erklärung des Bewusstseins,<br />
<strong>von</strong> der Gehirnforschung bis zur Molekularbiologie, usw. – bleibt die triviale<br />
Erkenntnis, dass es das Ich ohne das Du nicht gibt.<br />
Diese Aussage können Sie in unterschiedlichster Weise auf unser Thema anwenden. Als<br />
philosophische, ggf. theologische Sichtweise: Wo bleibt der Mensch? Wie positioniert<br />
er sich im Grenzenlosen? Als biologische oder evolutionstheoretische Sichtweise: Wie<br />
entwickelt sich Leben (in) der Zukunft? Als sprachwissenschaftliche oder logische<br />
Sichtweise: Das Ich entsteht erst in Unterscheidung zum Du! Als wirtschaftliche<br />
Sichtweise: Ohne Käufer keine Verkäufe! Usw!<br />
Auch wir können auf die Frage nach dem Leben in einer grenzenlosen Welt keine<br />
Antwort geben, sondern möchten stattdessen den Häuptling der Oneida-Irokesen, Bruce<br />
Eliah, zu Wort kommen lassen:<br />
„Die Erde ist ein <strong>Org</strong>anismus, in dem Pflanzen, Tiere und Menschen wie Zellen sind.<br />
Jede winzige Kleinigkeit in diesem <strong>Org</strong>anismus hat seine bestimmte Aufgabe zu<br />
erfüllen, und nur wenn das stets in guter Harmonie übereinstimmt, lebt, blüht und<br />
gedeiht dieser <strong>Org</strong>anismus.<br />
Der technische Zivilisationsmensch mit seiner zwanghaften Manie, Natürliches zu<br />
verdrängen, zu vermindern und zu zerstören, um es durch gigantisches Wachstum <strong>von</strong><br />
Unnatürlichem zu ersetzen, hat eine fatale Ähnlichkeit mit Krebs! Seit diese<br />
Geisteskrankheit wuchert und wuchert, breiten sich ihre Folgen wie Metastasen über die<br />
Erde aus.<br />
Indianer sagen das seit mehr als dreihundert Jahren. Man kann es nachlesen. Aber wie<br />
sollte man einem Tumor begreiflich machen, dass gerade das, was er für einen<br />
großartigen Erfolg hält, in Wirklichkeit Selbstmord ist!“ 23<br />
Ob Bruce Eliah Recht hat, steht aus unserer Sicht nicht zur Debatte. Seine Aussage kann<br />
uns jedoch helfen, darüber zu reflektieren, wie wir mit unseren selbst geschaffenen<br />
Realitäten einer grenzenlosen Wirtschaft am besten das 21. Jahrhundert (über)leben<br />
können – vielleicht bedarf es ja einer kleinen Modifikation des Eingangszitates <strong>von</strong><br />
T.W. Malone:<br />
23 Zitiert in Vester 1989, S. 13 f.<br />
18
Wüthrich/Philipp: <strong>Temporalisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Unternehmensgrenzen</strong><br />
„The revolution under way today will be driven not by changes in production but by<br />
changes in our mental awareness – and there is no awareness without human beings.”<br />
Literatur<br />
Beck, U. (1999): Die Risikogesellschaft, in: Pongs, A. (Hrsg.): In welcher Gesellschaft<br />
leben wir eigentlich?, München 1999, S.47-66<br />
Bergmann, F. (1999): Die neue Arbeit: Skizze mit Vorschlag, AVL: URL: http://www.<br />
newwork.net/skizze.html, 12.03.1999<br />
Gabler Wirtschaftslexikon (1993): 13. vollständig überarbeitete Auflage, Wiesbaden<br />
1993<br />
Handy, C. (1996): Ohne Gewähr, Wiesbaden 1996<br />
Loppow, B./Krohn, O. (1999): Ganz vorn am Strand, in: Die Zeit, Nr. 30, Juli 1999, S.<br />
47-48<br />
O.V. (1998): Neue Arbeit, in: Econy, Nr. 04/98, S.148-153.<br />
O.V. (2000): New Work: ein Zukunftsmodell. AVL: URL http://www.newwork.net/-<br />
work1.html, Stand 12.03.2000<br />
Philipp, A.F./Osmetz, D. (1999): Virtuelle <strong>Org</strong>anisations- und Arbeitsformen braucht<br />
die Gesellschaft. Tagungspaper. Erhältlich unter: andreas.philipp@phil-os.de<br />
Picot, A./Reichwald, R./Wigand, R.T. (1996): Die grenzenlose Unternehmung:<br />
Information, <strong>Org</strong>anisation und Management; Lehrbuch zur Unternehmensführung im<br />
Informationszeitalter, Wiesbaden 1996<br />
Vester, F. (1989): Leitmotiv vernetztes Denken – Für einen besseren Umgang mit der<br />
Welt, 2. überarbeitete Auflage, München 1989<br />
Wüthrich, H.A./Philipp, A.F./Frentz, M.H. (1997): Vorsprung durch Virtualisierung –<br />
Lernen <strong>von</strong> virtuellen Pionierunternehmen, Wiesbaden 1997<br />
Wüthrich, H.A./Osmetz, D./Fischer, D. (1999): Konturen einer virtuellen<br />
Wirtschaftswelt – Relevanz und Impulse für die Tourismusbranche, in: Tourismus<br />
Journal, 3. Jg. (1999) Heft 4, S. 425-444<br />
Zimmermann, F.O. (1997): Konzeptionelle Aspekte virtueller Unternehmen. AVL:<br />
URL: http://www.uni-siegen.de/others/student/vwi/vision/virtuell.htm Stand: 27.09.<br />
1997