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Pressespiegel L'Incoronazione di Poppea - Oper Köln

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Möglichkeiten und Zugänge, <strong>di</strong>e der Routinebetrieb im Großen Haus tendenziell<br />

sogar versperrt. Dann erlebt <strong>di</strong>e Kölner <strong>Oper</strong> eine Beflügelung sondergleichen.<br />

Raum und Ereignis: In der nur 650 Zuschauern Platz gebenden Gerling-Kantine<br />

geht es intimer zu als am Offenbachplatz - Publikum und Bühne hocken eng<br />

aufeinander. Für <strong>di</strong>ese Konstellation ist Montever<strong>di</strong>s Spätwerk, <strong>di</strong>eses erschreckend<br />

moderne Kammerspiel um Macht, Gewalt und Liebe, ein denkbar geeignetes<br />

Stück. Hilsdorf hat den auch von seiner Akustik her überzeugenden Raum geteilt,<br />

so dass <strong>di</strong>e Zuhörer zu beiden Seiten der „Aufführungszone“ Platz nehmen müssen.<br />

Unter der kreisrunden Lichtung zur Galerie befindet sich eine erhobene Rundbühne<br />

(Dieter Richter), zu der einige Laufstege hinführen. Einzige Accessoires: eine<br />

elliptische Bistro-Theke und einige Designer-Bürosessel.<br />

Das abgespeckte und mit Experten der historischen Aufführungspraxis ergänzte<br />

Gürzenich-Orchester (in den Gesangsteilen kommt eh nur <strong>di</strong>e Generalbass-Gruppe<br />

zum Einsatz) ist rechts und links unterhalb der Bühne in zwei abwechselnd<br />

spielenden Gruppen postiert. Das zeitigt wunderbare stereophone Effekte, <strong>di</strong>e<br />

Herausforderung für den Dirigenten bewältigt Konrad Junghänel souverän.<br />

Die Bühne zeigt es bereits: Hilsdorf situiert seine „<strong>Poppea</strong>“ in „unserer“<br />

Gegenwart. Das Ganze spielt im mondän-lustbetonten Ambiente, in der<br />

herrschenden Schicht sagen wir einer Militär<strong>di</strong>ktatur. Nero, teils dandyhaft, teils<br />

kindlich-hysterisch in seiner Grausamkeit, erinnert an <strong>di</strong>e halbirren Söhne<br />

lateinamerikanischer Gewaltherrscher. Sonst „macht“ Hilsdorf nicht viel an der<br />

<strong>Oper</strong> - seiht man von einem zentralen Eingriff im Sinne der auch sonst von ihm<br />

praktizierten Mythenzerstörung ab: Den allegorischen Prolog bevölkern keine<br />

Götter, sondern Neros Personal, das Götter darstellt. Es gibt überhaupt keine Götter<br />

mehr, <strong>di</strong>e Menschen hängen einzig an den Fäden ihrer eigenen Triebe, Gelüste und<br />

Sehnsüchte.<br />

Das macht <strong>di</strong>e <strong>Oper</strong> erst recht mit dem Ort kompatibel, dem Schaltzentrum einer<br />

Wirtschaftsmacht. Wenn Nero Seneca entgegenhält, <strong>di</strong>e Gesetze seien (nur) für <strong>di</strong>e<br />

Untertanen da, dann erwächst daraus ganz zwanglos eine Aktualität, <strong>di</strong>e mit

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