Mismatch-Arbeitslosigkeit in Oberösterreich - L&R Sozialforschung
Mismatch-Arbeitslosigkeit in Oberösterreich - L&R Sozialforschung
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Bei der Komb<strong>in</strong>ation der makroorientierten Berechnungen der <strong>Mismatch</strong><strong>in</strong>dikatoren<br />
und den mikroorientierten Befragungen ist zu berücksichtigen, dass hier e<strong>in</strong> unterschiedlicher<br />
Zeitfokus besteht. Die Befragungen s<strong>in</strong>d Querschnittserhebungen, die<br />
sich auf die Gegenwart beziehen. H<strong>in</strong>gegen liegt die stärke der <strong>Mismatch</strong><strong>in</strong>dikatoren<br />
dar<strong>in</strong>, dass damit Veränderungen über die Zeit beobachtet werden können. Bei den<br />
Befragungen wurde zudem e<strong>in</strong>e Schwerpunktsetzung auf ger<strong>in</strong>g qualifizierte Arbeitsuchende<br />
und zu besetzende Stellen gelegt, die bei der <strong>Mismatch</strong>-Problematik e<strong>in</strong>en<br />
zentralen Stellenwert haben, aber sich sicherlich vom Segment der höher Qualifizierten<br />
unterscheiden. 26 Darüber h<strong>in</strong>aus liefern die beiden Methoden unterschiedlich<br />
„exakte“ Erkenntnisse, deren E<strong>in</strong>schätzung <strong>in</strong> die sozialwissenschaftlichen Methodendiskussionen<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>reichen und hier nicht weiter ausgebreitet werden sollen.<br />
Welche Ergebnisse lassen sich nun aus der Zusammenschau der Berechnung der<br />
<strong>Mismatch</strong>-Indikatoren und der Ergebnisse der Befragung ableiten?<br />
Qualifikationsspezifischer <strong>Mismatch</strong><br />
Der qualifikationsspezifische <strong>Mismatch</strong> weist sowohl bei den <strong>Mismatch</strong><strong>in</strong>dikatoren<br />
als auch bei den Befragungen unterschiedliche Aspekte auf. So kann er auf der Basis<br />
von Makrodaten durch Bildungsabschlüsse, Berufe und Branchen berechnet<br />
werden. In den Erhebungen werden darüber h<strong>in</strong>aus auch Soft Skills und Weiterbildung<br />
berücksichtigt.<br />
Entsprechend der berechneten <strong>Mismatch</strong><strong>in</strong>dikatoren erweist sich der „Bildungsmismatch“,<br />
d.h. der MM 1 -Indikator für die nach Bildungsabschlüssen differenzierten<br />
Teilarbeitsmärkte, im Vergleich zu den anderen <strong>Mismatch</strong><strong>in</strong>dikatoren von mittlerer<br />
Relevanz, zeigt aber <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>e stark steigende Tendenz. So sollten<br />
im Jahr 2006 knapp 20% der Arbeitslosen ihren Bildungsabschluss verändern, um<br />
den <strong>Mismatch</strong> zu m<strong>in</strong>imieren. Wesentlich für diese Entwicklung ist das veränderte<br />
Verhältnis von Arbeitsuchenden und offenen Stellen mit Lehrabschluss: Es besteht<br />
zwar weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Überhang an Arbeitsuchenden mit Lehre, allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
deutlich ger<strong>in</strong>geren Verhältnis als Ende der 1990er Jahre.<br />
Der Berufsmismatch, der also die Differenz der offenen Stellen und Arbeitsuchenden<br />
nach Berufen misst, ist entgegen der Erwartungen nicht wesentlich höher als<br />
die anderen <strong>Mismatch</strong>-Werte. 27 Er bewegt sich bis 2003 <strong>in</strong> etwa im Wertebereich<br />
26 H<strong>in</strong>sichtlich der Allgeme<strong>in</strong>gültigkeit der Befragungsergebnisse ist auch zu berücksichtigen, dass die<br />
Hälfte der Arbeitsuchenden über Berufsorientierungskurse erfasst wurde, d.h. e<strong>in</strong> Teil der Arbeitsuchenden<br />
bereits e<strong>in</strong>e spezifische Ausbildung zur Arbeitsuche und Bewerbungen erhalten haben<br />
und Merkmale wie längere oder mehrmalige <strong>Arbeitslosigkeit</strong> aufweisen, die e<strong>in</strong>e Teilnahme an Berufsorientierungskursen<br />
begünstigen.<br />
27 Dies ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass die verwendeten Berufsobergruppen e<strong>in</strong>en zu groben<br />
Indikator für berufliche Qualifizierungen darstellen, wie sie beispielsweise mit der Facharbeiterproblematik<br />
diskutiert wird.<br />
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