Mismatch-Arbeitslosigkeit in Oberösterreich - L&R Sozialforschung

Nichtberücksichtigung hat der Bewerber sein fortgeschrittenes Alter sowie seine
Gehaltsvorstellungen angeführt.
6.3 Fallbeispiel 3
Ein Unternehmen des Einrichtungsfachhandels suchte sowohl über die Ausschreibung
beim AMS als auch mittels betriebsinterner Kontakte eine Teilzeitverkäuferin
ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Von den insgesamt 9 Bewerbungen wurden
5 Personen zu einem Vorstellungstermin eingeladen, 3 BewerberInnen lehnten
danach den angebotenen Job ab. Die Stelle konnte nach 4 Wochen wiederbesetzt
werden. Das Unternehmen legt großen Wert auf soziale Fähigkeiten, insbesondere
im Kundenkontakt. Hohe körperliche Belastbarkeit wird jedoch nicht vorausgesetzt.
Im Bewerbungsverfahren zeigten sich nach Angaben des Unternehmens wiederholt
Probleme mit BewerberInnen, die eine falsche Qualifikation aufwiesen. Die vermeintlich
falschen Qualifikationen können allerdings – obwohl es diesbezüglich keine
näheren Auskünfte des Unternehmens gibt – definitionsbedingt (die Ausschreibung
zielte auf BewerberInnen mit Pflichtschulabschluss) nur im Bereich der soft
skills vermutet werden. Weiters wurden Probleme aufgrund unterschiedlicher Arbeitszeitvorstellungen
dokumentiert. BewerberInnen mit geringem Interesse an der
angebotenen Stelle wurden mitunter ebenfalls als hinderlich bei Wiederbesetzung
gesehen. Gehaltsdifferenzen waren hingegen in keiner der Bewerbungen ein Ausschließungsgrund.
Die Personalverantwortliche gab jedoch zu, dass es ältere BewerberInnen
eher schwer hätten im Verkauf einen Job zu bekommen.
Die interviewte Bewerberin hat eine Ausbildung als Bürokauffrau, jedoch ohne Lehrabschluss,
absolviert. Sie hat über zwei Jahrzehnte in Saisonberufen (vorwiegend in
Hotellerie und Gastgewerbe) gearbeitet und insgesamt sehr viele Erwerbsunterbrechungen
in ihrem Lebenslauf zu verzeichnen. Ihr Alter liegt zwischen 45 und 54 Jahren.
Sie hat gezielt nach einer Teilzeitstelle als Verkäuferin gesucht. Da keine Angaben
über das genaue zeitlich Ausmaß der Teilzeitstelle gemacht wurden, ist es
nicht möglich, die Gehaltsvorstellungen der Bewerberin (€ 800 Nettomonatslohn)
hinsichtlich ihrer Angemessenheit zu bewerten. Jedoch besteht keine Bereitschaft
für eine geringere Entlohnung zu arbeiten („Ich muss davon halbwegs leben können“).
Ihre Arbeitszeitflexibilität ist jedoch im Rahmen einer Teilzeitstelle (sowohl
längere als auch kürzere Arbeitszeiten würden akzeptiert) sehr weit reichend. Längere
Anfahrtszeiten zum Arbeitsort würden wegen schlechter Verkehrsanbindung
und fehlendem Führerschein zum Problem.
Alle 30 zum Zeitpunkt der Befragung schon abgeschlossenen Bewerbungsversuche
waren nicht nur ohne Erfolg, sondern die Bewerberin wurde in keinem der 30 Bewerbungsverfahren
zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Als vermuteten
Ablehnungsgrund gab die Bewerberin an, „wahrscheinlich schon zu alt zu sein“.
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