Mismatch-Arbeitslosigkeit in Oberösterreich - L&R Sozialforschung
Mismatch-Arbeitslosigkeit in Oberösterreich - L&R Sozialforschung
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• Die vorliegenden Ergebnisse der Befragung geben ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise darauf, dass am<br />
oberösterreichischen Arbeitsmarkt Informationsdefizite der Arbeitsuchenden e<strong>in</strong>en<br />
bedeutsamen Erklärungsbeitrag für e<strong>in</strong>e mögliche <strong>Mismatch</strong>problematik liefern.<br />
• H<strong>in</strong>sichtlich soft skills ist zunächst festzuhalten, dass die Befragten <strong>in</strong> der Eigenwahrnehmung<br />
ihre sozialen Kompetenzen tendenziell leicht überschätzen oder anders<br />
formuliert: die Fremdwahrnehmung der InterviewerInnen war <strong>in</strong> der Regel etwas<br />
kritischer. In der überwiegenden Zahl der Fälle herrschte jedoch weitgehende<br />
Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>in</strong> der Tendenz der E<strong>in</strong>schätzung der sozialen Kompetenzen.<br />
• Auch unter E<strong>in</strong>beziehung des Bias, der sich aufgrund e<strong>in</strong>er etwas zu positiven<br />
Selbstwahrnehmung der Befragten ergibt, kann die gängige These, wonach es,<br />
<strong>in</strong>sbesondere dem unteren Qualifikationssegment des Arbeitskräfteangebots (bezogen<br />
auf die formale Qualifikation), an ausreichenden soft skills mangelt, mit den<br />
vorliegenden Daten nicht bestätigt werden. Soziale Kompetenzen s<strong>in</strong>d offenbar<br />
nicht zwangsläufig an den formalen Bildungsstand gekoppelt.<br />
• Die Fortbildungsfreudigkeit der Befragten ist überdurchschnittlich hoch. Fast zwei<br />
Drittel der Interviewten hat zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en Fortbildungskurs absolviert. Die <strong>in</strong> den<br />
Kursen vermittelten Qualifikationen s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen nur selten auf e<strong>in</strong>em Niveau angesiedelt,<br />
das e<strong>in</strong>en wesentlichen Bewerbungsvorteil für die jeweilige Person ermöglichen<br />
würde.<br />
• Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es, aufgrund der <strong>in</strong> der Befragung<br />
sowohl bezüglich Arbeitszeit als auch bezüglich Beschäftigungsform festgestellten<br />
Präferenzen, zu <strong>Mismatch</strong>problemen am oberösterreichischen Arbeitsmarkt kommt.<br />
Das kann <strong>in</strong>sbesondere dann der Fall se<strong>in</strong>, wenn relativ enge Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<br />
wie z. B. K<strong>in</strong>derbetreuungspflichten, die Möglichkeiten für flexible Handlungsspielräume<br />
verr<strong>in</strong>gern. Aber auch darüber h<strong>in</strong>aus deuten die Befragungsergebnisse<br />
darauf h<strong>in</strong>, dass auf Seiten der ArbeitnehmerInnen sowohl h<strong>in</strong>sichtlich Arbeitszeit<br />
als auch Beschäftigungsform klare Präferenzen bestehen, von denen nur ungern<br />
und oft nur aufgrund „hohen Problemdrucks“ (wie z. B. bei Langzeitarbeitslosigkeit)<br />
abgegangen wird.<br />
• Gemessen an den angebotenen formalen Qualifikationen der Befragten, ist ihre<br />
Erwartungshaltung bezüglich der zu erzielenden E<strong>in</strong>kommenshöhe als durchaus<br />
moderat zu bezeichnen. Trotzdem s<strong>in</strong>d mitunter deutliche Differenzen zwischen<br />
den Gehaltsvorstellungen von Unternehmen und Arbeitsuchenden festzustellen.<br />
• Die vorliegenden Ergebnisse weisen also auf die Existenz von lohnbed<strong>in</strong>gten <strong>Mismatch</strong><br />
am oberösterreichischen Arbeitsmarkt h<strong>in</strong>, wenngleich e<strong>in</strong>e quantitative Abschätzung<br />
des Problems auf Grundlage der vorhandenen Daten seriöser weise<br />
nicht durchgeführt werden kann. Weiters ist anzumerken, dass der, die Problematik<br />
verursachende Beweggrund, eher nicht auf Seiten des Arbeitskräfteangebots zu<br />
suchen ist, liegen doch die Lohnerwartungen weitgehend unter dem <strong>in</strong> Österreich<br />
üblicherweise zu erzielenden E<strong>in</strong>kommen.<br />
• Bezüglich der räumlichen Mobilität lassen sich für bestimmte Arbeitskräfte maßgebliche<br />
E<strong>in</strong>schränkungen attestieren. Ähnlich dem Fragenkomplex „Arbeitszeiten und<br />
Beschäftigungsform“ s<strong>in</strong>d das v. a. Frauen mit K<strong>in</strong>derbetreuungspflichten. Das trifft<br />
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