Mismatch-Arbeitslosigkeit in Oberösterreich - L&R Sozialforschung

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massiven Zunahmen bei den gemeldeten offenen Stellen zurück und liegt mittlerweile mit einem Wert von 4,4 (2006) nur noch knapp über dem Durchschnitt (2006: 3,1). 2 Während sich also die Stellenandrangziffer für höhere Bildungssegmente im Zeitverlauf dem Durchschnittswert stark angenähert hat, entwickeln sich die Stellenandrangziffern für die Bereiche Pflichtschule und Lehre tendenziell leicht auseinander. Lagen die beiden Werte bis 2002 noch innerhalb eines sehr engen Korridors (mit einer maximalen Differenz von 0,5), so zeigen sich insbesondere bei den letzten drei abgetragenen Jahreswerten schon deutlich sichtbare Unterschiede (2005 betrug die Differenz der beiden Werte 2,4). Mittlerweile liegt die Stellenandrangziffer für die Bildungsstufe Pflichtschule mit einem Wert von 3,8 (2006) merklich über der der Lehre (2006: 2,2). Die Entwicklung der qualifikationsspezifischen Stellenandrangziffern für das gesamte Bundesgebiet verlief weitgehend analog, jedoch – wie oben in aggregierter Form schon dargestellt – auf jeweils höherem Niveau. Außerdem fallen die Differenzen zwischen den einzelnen qualifikationsspezifischen Stellenandrangziffern stärker aus. 2006 lag die Stellenandrangziffer für den Bereich Pflichtschule in Österreich mit einem Wert von 8,4 deutlich über der für den Bereich Lehre (2006: 5,3). Abbildung 11: Stellenandrangziffern nach Bildung Entwicklung in Oberösterreich 30 Pflichtschule Lehre Rest (BMS - UNI) Gesamt 25 20 15 10 5 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Quelle: Ambweb; eigene Berechnungen 2 Zu den Einschaltgraden (Anteil der offenen Stellen, die beim AMS gemeldet werden) siehe auch Kapitel 3. 22

3 Mismatch-Indikatoren – Konzeptionelle Fragen und Bewertungskriterien Mismatch-Indikatoren sollen den Mismatch, d.h. das gleichzeitige Auftreten von Arbeitslosigkeit und unbesetzten Stellen, erfassen bzw. festhalten, wieweit der Arbeitsmarkt vom optimalen Matching von Angebot und Nachfrage entfernt ist. Seit den 1980er Jahren wurden verschiedene Mismatch-Indikatoren entwickelt, die auf unterschiedlichen Vorstellungen über die zentralen Steuerfaktoren der Anpassungsvorgänge und das Zusammenspiel einzelner Matching-Komponenten beruhen. Sie knüpfen mehr oder weniger stark am Konzept der Beveridge-Kurve an und streichen unterschiedliche Matching-Faktoren (Qualifikation, Information, Lohn etc.) heraus. Die Gründe für den Mismatch können in der fehlenden geographischen, beruflichen oder qualifikatorischen Mobilität der Arbeitsuchenden liegen, es können aber auch Probleme durch unvollkommene Information und mangelnde Koordination oder Präferenzen der suchenden Unternehmen bezüglich der Eigenschaften potenzieller KandidatInnen auftreten (Petrongolo, Pissarides 2001). Zentrale Idee des Mismatch-Konzeptes ist es, dass der Arbeitsmarkt kein homogener Markt, sondern in unterschiedliche Segmente geteilt ist und zwischen diesen Teilarbeitsmärkten unzureichende Anpassungsprozesse stattfinden. So können trotz bestehender Massenarbeitslosigkeit unbesetzte offene Stellen existieren. Diese Gleichzeitigkeit kann persistent sein, wenn arbeitslose Stellenbewerber auf Dauer andere Fähigkeits-, Lohn- oder Regionalprofile aufweisen, als sie von den Unternehmen am Arbeitsmarkt gefordert werden (Entorf 2001, 11). Eine gewisse Koexistenz von (Such- )Arbeitslosigkeit und offenen Stellen ist unvermeidlich, weil Arbeitslose und ArbeitgeberInnen Zeit benötigen, um unter bestehenden Vakanzen den besten „Match“ zu finden. Doch die Indizien für eine steigende und persistente Mismatch-Arbeitslosigkeit setzt die Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik unter Druck. Dafür ist es wichtig, mehr über Relevanz, Erscheinungsformen und Erklärungen des Mismatch, d.h. das Nebeneinander von schwer einsetzbaren Arbeitslosen und offenen Stellen zu wissen. Die unterschiedlichen Konzepte und Indikatoren zur Mismatch-Arbeitslosigkeit ergeben sich aus unterschiedlichen Vorstellungen über die Wirkungsweise des Arbeitsmarktes. Genauso wenig wie es unterschiedliche Vorstellungen über die die zentralen Steuerungsmechanismen des Arbeitsmarktes (nachfragebedingte, lohnbedingte Arbeitslosigkeit etc.) gibt, besteht auch keine Einigkeit darüber, welche Faktoren in einen Mismatch-Indikator eingehen sollen, was der richtige Mismatch-Indikator ist. Die Diskussion über Mismatch-Indikatoren folgt einer unterschiedlichen Definition von Mismatch- Arbeitslosigkeit. Mismatch-Arbeitslosigkeit hat in Lehrbüchern kaum einen eigenen Platz, sondern wird bei anderen und dabei unterschiedlichen Typen von Arbeitslosigkeit mitbehandelt. So wird Mismatch als Ursache struktureller Arbeitslosigkeit gesehen, bei friktioneller Arbeitslosigkeit mitbehandelt, als Überbegriff von struktureller und frikti- 23

massiven Zunahmen bei den gemeldeten offenen Stellen zurück und liegt mittlerweile<br />

mit e<strong>in</strong>em Wert von 4,4 (2006) nur noch knapp über dem Durchschnitt (2006: 3,1). 2<br />

Während sich also die Stellenandrangziffer für höhere Bildungssegmente im Zeitverlauf<br />

dem Durchschnittswert stark angenähert hat, entwickeln sich die Stellenandrangziffern<br />

für die Bereiche Pflichtschule und Lehre tendenziell leicht ause<strong>in</strong>ander. Lagen die beiden<br />

Werte bis 2002 noch <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es sehr engen Korridors (mit e<strong>in</strong>er maximalen Differenz<br />

von 0,5), so zeigen sich <strong>in</strong>sbesondere bei den letzten drei abgetragenen Jahreswerten<br />

schon deutlich sichtbare Unterschiede (2005 betrug die Differenz der beiden Werte<br />

2,4). Mittlerweile liegt die Stellenandrangziffer für die Bildungsstufe Pflichtschule mit e<strong>in</strong>em<br />

Wert von 3,8 (2006) merklich über der der Lehre (2006: 2,2).<br />

Die Entwicklung der qualifikationsspezifischen Stellenandrangziffern für das gesamte<br />

Bundesgebiet verlief weitgehend analog, jedoch – wie oben <strong>in</strong> aggregierter Form schon<br />

dargestellt – auf jeweils höherem Niveau. Außerdem fallen die Differenzen zwischen<br />

den e<strong>in</strong>zelnen qualifikationsspezifischen Stellenandrangziffern stärker aus. 2006 lag<br />

die Stellenandrangziffer für den Bereich Pflichtschule <strong>in</strong> Österreich mit e<strong>in</strong>em Wert von<br />

8,4 deutlich über der für den Bereich Lehre (2006: 5,3).<br />

Abbildung 11: Stellenandrangziffern nach Bildung<br />

Entwicklung <strong>in</strong> Oberösterreich<br />

30<br />

Pflichtschule Lehre Rest (BMS - UNI) Gesamt<br />

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1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Quelle: Ambweb; eigene Berechnungen<br />

2 Zu den E<strong>in</strong>schaltgraden (Anteil der offenen Stellen, die beim AMS gemeldet werden) siehe auch Kapitel<br />

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