Unsigned Sounds - Ausgabe 02
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
04/2013 • <strong>Ausgabe</strong> 2<br />
U N S I G N E D<br />
u n d e r g r o u n d m u s i c m a g a z i n e<br />
Band des Monats:<br />
NIGHTLIFE<br />
80er-Hair-Metal-Musik<br />
Interviews,Bands und mehr:<br />
The Smokkings / Dull Eyes / +10 Die Dampfwalze / Black Pretty / Oben Ohne<br />
Soleil Gris Song / SNR / Andreas Hartling / Mach Krach / Open Scene<br />
und Exklusiv-Interview mit Jupiter Jones
<strong>02</strong> Vorwort<br />
Inhalt 03<br />
Einleitung<br />
Impressum<br />
Angaben gemäß § 5 TMG:<br />
Liebe Leute,<br />
Und genau das ist sie, deine Band: eine<br />
Beziehung. Die hängt eben manchmal<br />
durch, man ist unzufrieden oder unbefriedigt.<br />
Vielleicht ist auch einfach<br />
nur die Luft raus. Aber sollte man<br />
des-wegen gleich die Flinte ins Korn<br />
werfen und alles wieder hinschmeißen?<br />
Band <strong>Sounds</strong><br />
<strong>Unsigned</strong> <strong>Sounds</strong> -<br />
Underground music<br />
magazine GbR<br />
Ganghoferstraße 23<br />
82256 Fürstenfeldbruck<br />
Vertreten durch:<br />
Noah Stroeks<br />
Kontakt:<br />
info@unsignedsounds.de<br />
Wichtiger Hinweis<br />
Die Angaben auf unserer<br />
Fanseite wurden sorgfältig auf<br />
Fehlerquellen hin überprüft.<br />
Dennoch können wir die<br />
Fehlerfreiheit nicht garantieren.<br />
Wir möchten deshalb drauf<br />
hinweisen, dass wir die Haftung<br />
für möglicherweise fehlerhafte<br />
Angaben im Rahmen des rechtlich<br />
Zulässigen ausschließen.<br />
Für die Inhalte der in unserer<br />
Fanseite gesetzten Links und<br />
der von dort weiterführenden<br />
Links übernehmen wir keine<br />
Verantwortung und distanzieren<br />
uns von allen Inhalten auf<br />
Dritt-Webseiten, die zu uns verlinken.<br />
Wir machen uns diese<br />
Inhalte nicht zu Eigen. Dies<br />
gilt insbesondere auch für alle<br />
Veränderungen, die nach dem<br />
Setzen unserer Links an den<br />
verlinkten Sites vorgenommen<br />
wurden.<br />
was soll man sagen? Da ackert,<br />
schuftet man sich dreckig mit der<br />
Band und dann wird’s nix. Oder<br />
nur scheiße: Der Drummer ist ein<br />
Arsch, der Klampfer weiß immer<br />
alles besser und der Basser kommt<br />
sowieso nie zur Probe …<br />
Und erst der Proberaum! – Alles<br />
strotzt nur so vor Dreck. Überall<br />
liegen Bierflaschen, stapeln sich<br />
die Pappkartons. Kippen, so weit<br />
das Auge reicht. Und ein Gestank,<br />
als wäre in der Basedrum was verreckt.<br />
Vielleicht war aber auch der<br />
Schlagzeuger zu faul, zum Pissen/<br />
Kacken rauszugehen.<br />
Schuld sind auf jeden Fall die<br />
andern. Man selber ist perfekt.<br />
Natürlich! Man ist ja auch der<br />
King. Und als solcher genießt man<br />
gewisse Privilegien: „Gottesgnadentum“<br />
oder so ähnlich. Alles<br />
hört auf einen. Du selber gibst den<br />
Ton an, hast die Hosen an in der<br />
Beziehung.<br />
Eine Beziehung verlangt, dass man sie<br />
pflegt. Auch Musiker haben Gefühle.<br />
Und auf die sollte man Rücksicht<br />
nehmen!<br />
Mal ehrlich: Sind wirklich immer nur<br />
die andern schuld? Oder ist der Fehler<br />
vielleicht auch bei einem selbst zu<br />
suchen? – Wichtig ist, dass man ehrlich<br />
ist. Zu sich selbst und zu den andern.<br />
Besser zumindest als alles in sich rein<br />
zu fressen.<br />
Probleme müssen angesprochen<br />
werden. Am besten, man hat auch<br />
einen Lösungsvorschlag parat.<br />
Wenn dann noch alle an einem Strang<br />
ziehen, strahlt die Bude wieder, und<br />
man auch, weil alles so gut geklappt<br />
hat.<br />
Das Ding macht wieder Spaß. Es ist<br />
endlich keine Arbeit mehr. Alles läuft<br />
wieder wie geschmiert, und das so leicht,<br />
dass es wie von selbst zu gehen scheint.<br />
Es passiert. Man versteht sich, ahnt:<br />
Hier ist das Genie zuhause – in einer<br />
ausgeglichenen, ehrlichen Beziehung!<br />
eure <strong>Unsigned</strong> <strong>Sounds</strong>-Familie<br />
BENE<br />
04 Jupiter jones 08 The Smokkings 09 Dull Eyes<br />
10 Nightlife 12 +10 die Dampfwalze 14 Black petty<br />
16 Oben Ohne 18 Soleil Gris 19 snr<br />
Studio & touring <strong>Sounds</strong><br />
20 schikanen<br />
eines sologigs 22 Andreas hartling 24 Mach krach 26 julian ruppel<br />
dies & das <strong>Sounds</strong><br />
27 Konzertbericht – open scene im kunsthaus troisdorf<br />
28 schwarz und rund – Max Marquardt
04 Interview Jupiter Jones<br />
Tipps und<br />
Tricks von<br />
den ganz<br />
Großen<br />
In erster Linie wollen wir zwar Newcomer bzw. nicht unter Vertrag<br />
stehende Bands in unserem Magazin vorstellen, aber Tipps und Tricks<br />
der „Großen“ nehmen wir natürlich gerne an. Somit haben wir uns für<br />
diese <strong>Ausgabe</strong> einen Frontmann der Extraklasse an Land gezogen, der<br />
uns aus eigener Erfahrung sagen kann, was zu tun und was zu lassen ist:<br />
Jupiter Jones-Frontmann Nicholas Müller!<br />
M<br />
ir wurden vier Fragen<br />
gestellt.<br />
Ich habe mich dazu<br />
entschlossen, alle auf<br />
einmal zu beantworten,<br />
da sie ein großes Ganzes ergeben.<br />
Auch wenn es zwischendurch mal<br />
so klingt als wäre es nicht die beste<br />
Idee, in einer Band zu spielen, seid<br />
euch bitte gewiss:<br />
Ist sie doch! Sonst würde ich das<br />
nicht schon seit 16 Jahren machen.<br />
Es ist grandios! Aber es hat auch<br />
seine Tücken …<br />
Wenn du nicht das nächste große<br />
Ding bist und alle sofort heiß auf<br />
dich sind, dann ist der wichtigste aller<br />
Punkte: Beharrlichkeit zahlt sich aus.<br />
Ausdauer ist sauwichtig. Wir sind erst<br />
einmal ein paar Jahre quer durch die<br />
Republik getourt, bevor überhaupt<br />
jemand so wirklich Kenntnis von<br />
uns genommen hat. Man darf nicht<br />
gleich den großen Rockzirkus<br />
erwarten.<br />
Es ist sehr, sehr wichtig, selber Initiative<br />
zu zeigen. Da muss man sich<br />
natürlich erst einmal bewusst sein,<br />
wie weit die Band eigentlich Einfluss<br />
auf das Leben nehmen soll. Wenn<br />
es ein schönes Hobby sein soll, dann<br />
ist das vollkommen in Ordnung. Es<br />
gibt immer Auftrittsmöglichkeiten in<br />
der Nähe, vielleicht reicht die Gage<br />
für den Sprit, vielleicht ist das Spar-
schwein irgendwann voll genug für<br />
eine ordentliche Proberaum-Anlage.<br />
Wenn man sich aber dafür entscheidet,<br />
die Band als Lebensmittelpunkt<br />
sehen zu wollen und damit<br />
tatsächlich den Lebensunterhalt zu<br />
verdienen, dann lässt man sich auf<br />
einige Risiken ein. Man muss<br />
touren, auf eigene Kappe und oft<br />
genug auf eigene Kosten. Man<br />
Beharrlichkeit<br />
zahlt sich aus.<br />
investiert eine Menge an Zeit<br />
und Geld und nicht selten sitzt<br />
du gerade in einem ranzigen Bus<br />
irgendwo am Arsch der Welt,<br />
währenddessen deine Freunde sich<br />
die Sonne auf den Pelz scheinen<br />
lassen und ein Bier zischen.<br />
Demos müssen in Zeiten des<br />
Internets und der drölfmilliarden<br />
verschiedenen Genres und Bands<br />
immer aufwendiger klingen,<br />
um überhaupt Gehör zu finden.<br />
Equipment ist nicht billig, geht<br />
aber trotzdem ständig kaputt.<br />
Gerade dann, wenn das Geld für<br />
die Gitarre zwar nach langem<br />
Sparen vorhanden war, es aber am<br />
Budget für ein ordentliches Case<br />
gemangelt hat. Die Freundin läuft<br />
weg, der beste Freund ist beleidigt<br />
und die Eltern schütteln sorgenvoll<br />
den Kopf.<br />
Es ist nicht immer geil, in einer<br />
Band zu spielen. Oft genug ist es<br />
zum Verzweifeln. Aber die meiste<br />
Zeit ist es die beste Sache der<br />
Welt.<br />
Seid euch nur innerhalb der<br />
Gruppe ganz sicher, dass alle am<br />
selben Strang ziehen. Ihr müsst<br />
dasselbe wollen oder zumindest<br />
einen Konsens finden, mit dem<br />
alle zufrieden leben können.<br />
Seid kritikfähig. Ihr habt das Rad<br />
nicht neu erfunden und schon<br />
gar nicht die Musik. Ein paar<br />
zusätzliche Ohren helfen oft, und<br />
manchmal sind es die Vorschläge,<br />
gegen die man sich am meisten<br />
sträuben möchte, die eine Sache<br />
erst richtig rund machen. Klar,<br />
es geht um eure Musik, um euer<br />
Baby. Aber probiert hier und da<br />
mal aus, was euch vorgeschlagen<br />
wird. Wenn ihr dann überhaupt<br />
nicht glücklich damit seid, dann<br />
könnt ihr es immer noch sein<br />
lassen.<br />
Solltet ihr an den Punkt geraten,<br />
an dem sich plötzlich tatsächlich<br />
jemand für eure Musik interessiert,<br />
dann seid auf der Hut. Es<br />
ist nicht alles schlecht und böse,<br />
beim besten Willen nicht! Es gibt<br />
eine Menge toller Veranstalter,<br />
Agenturen, Indie-Labels und,<br />
ja, sogar bei den bösen Majors<br />
sitzen durchaus die einen oder<br />
anderen Herzblütler, die ihren<br />
Job aus Leidenschaft zur Musik<br />
machen. Es gibt aber eben auch<br />
genug Halunken, und die haben<br />
das nicht auf der Stirn stehen. Die<br />
können noch so nett sein, noch<br />
so viel versprechen und schwören,<br />
dass sie es gut meinen. Wann immer<br />
es darum geht, irgendwelche<br />
Verträge zu unterschreiben,<br />
irgendetwas zu verkaufen, Rechte<br />
abzutreten etc. pp.: Bitte sucht<br />
euch Rat von Menschen, die Ahnung<br />
von der Materie haben und es<br />
sicher gut mit euch meinen. Man<br />
sitzt schneller im Schlamassel als<br />
man sich das vorstellen kann.<br />
Ich weiß, ich weiß … Das klingt<br />
jetzt fürchterlich spießig: Auch<br />
wenn ihr beschlossen habt, dass<br />
die Band euer Leben ist und<br />
bleiben soll, dann beendet bitte<br />
trotzdem eure Ausbildung, euer<br />
Studium, macht nen halbwegs<br />
ordentlichen Schulabschluss,<br />
wenn es sich irgendwie einrichten<br />
lässt. Ich hab nichts davon getan,<br />
und die Folge war, dass die Sorge<br />
um die Zukunft oft genug einen<br />
Schatten auf die Freude am<br />
Musizieren geworfen hat. Vielleicht<br />
hangelt ihr euch trotzdem<br />
mit Nebenjobs durchs Leben,<br />
weil die Band es nicht anders<br />
zulässt, weil es einfach an Zeit<br />
für ein „normales Leben“ mangelt.<br />
Die Gewissheit, dass man<br />
aber Alternativen hat, wenn der<br />
schöne Traum mal in die Hose<br />
geht, ist aber Gold wert.<br />
Die Reihe an guten Ratschlägen<br />
ist endlos. Ich beende sie<br />
mal hier und zitiere Erich<br />
Kästner: „Es gibt nichts Gutes,<br />
außer man tut es.“<br />
Auch wenn es sich manchmal<br />
so anfühlt, es wird nie genug<br />
Musik auf der Welt geben. Ich<br />
wünsche euch alles Glück der<br />
Welt und bin ge-spannt auf das<br />
„nächste große Ding“.<br />
Herzlichst,<br />
Nicholas // Jupiter Jones<br />
Tom Wörl
08 The Smokkings Dull eyes 09<br />
The Smokkings –<br />
Ohrwürmer abseits des Radios<br />
Simon Stader hat sich die EP der<br />
Jungs zu Gemüte geführt. Seinen<br />
Eindruck, seine Kritik gibt es hier<br />
– und nur hier! – zu lesen:<br />
I<br />
hr wollt tanzbaren Rock, eine<br />
fast ausgestorbene Art? Ihr wollt<br />
deutschen „Brit Rock“ oder gar die<br />
Indie-Schiene?<br />
Hören wir uns doch mal die Smokkings<br />
aus Dresden an, deren EP –<br />
von Markus Gumball (Guano Apes,<br />
Tamoto und andere) produziert –<br />
soundmäßig perfekt in Szene gesetzt<br />
ist. Die Songs sind ausgezeichnet<br />
komponiert, die Produktion, wie<br />
oben erwähnt, absolut perfekt.<br />
Was mir zuerst bei dieser zu Unrecht<br />
unbekannten Band auffällt, ist<br />
der sehr variable Sänger, der in verschiedenen<br />
Lagen auf verschiedene<br />
Art unterhalten kann und nicht so<br />
limitiert wie manch anderer Sänger<br />
wirkt.<br />
Die Band gibt es bereits seit Ende<br />
2006, Anfang 2007, hat also jede<br />
Menge Erfahrung, und das hört<br />
man. Nichts wirkt dem Zufall überlassen,<br />
alles scheint da zu sein, wo es<br />
hingehört.<br />
Gefeiert wurde die Band letztes<br />
Jahr auf dem Campus-Festival, wie<br />
einem die Presseberichte verraten,<br />
auch die Facebook-Seite ist voller<br />
zufriedener Fans und Zuschauer –<br />
das selbsterklärte Ziel, die Bühnen<br />
und vor allem Festivals dieses Landes<br />
zu rocken, scheint aufzugehen!<br />
Ich würde euch auf jeden Fall<br />
empfehlen, einmal rein zu hören.<br />
Wenn ihr nach Ohrwürmern abseits<br />
des Radios sucht, nach Songs voller<br />
Energie und Melodien, seid ihr hier<br />
richtig!<br />
Simon Stader<br />
Slayer und die Dull Eyes<br />
Heute hat sich unser Nori die<br />
Dull Eyes vorgeknöpft. Im Eiltempo<br />
geht es durch die Bandgeschichte.<br />
Dann kriegen die<br />
Jungs ein paar Fragen auf die<br />
Ohren. Zum Schluss setzt er<br />
seinen Otto drunter.<br />
D<br />
ull Eyes – ein Name, der viel<br />
Platz für Interpretation lässt<br />
und gut zum Stil der Band<br />
passt. Im Oktober 2011 schlossen<br />
sich die fünf Jungs von Dull Eyes<br />
mit anfänglich unterschiedlichen<br />
musikalischen Vorstellungen zusammen,<br />
die sie in ihren ersten Songs<br />
alle noch unter einen Hut zu kriegen<br />
versuchten. Vier Songs, die sie als<br />
Demo mit dem Namen „MMXII“<br />
als kostenlosen Download zur Verfügung<br />
stellten, entstanden, und die<br />
ersten Gigs folgten, u. a. mit AYS, In<br />
Circles, On The Run, Wolves Down<br />
und der Band Grim aus Belgien.<br />
Für die Jungs, die bis dato nur vier<br />
Songs veröffentlicht hatten, war es<br />
ein Riesensommer, den sie im Oktober<br />
2012 im Studio mit vier weiteren<br />
Songs krönten: „War Anthems“<br />
war geboren, ein Werk, das deutlich<br />
runder daher kommt und sehr viel<br />
Spaß bereitet.<br />
Das Besondere an der Band ist für<br />
mich jedoch die Livepräsenz; ein<br />
ruhiges Stehen und Zuschauen<br />
ist kaum möglich, hier will man<br />
im Pit mitmischen, und ich für<br />
meinen Teil genieße es, dass nicht<br />
hinter jedem zweiten Chorus ein<br />
Moshpart daherkommt!<br />
<strong>Unsigned</strong> <strong>Sounds</strong>: Textlich geht<br />
es in euren Songs worum?<br />
Dull Eyes: Also, zuerst einmal<br />
steht textlich nicht jeder Song für<br />
sich, die sind eher mit einander<br />
verbunden, und im Groben geht<br />
es um die alltäglichen Hürden und<br />
die eigene Abgefucktheit, alles<br />
sehr negativ.<br />
<strong>Unsigned</strong> <strong>Sounds</strong>: Welcher Song<br />
ist euer Schlachtschiff, der Höhepunkt<br />
eurer Show?<br />
Dull Eyes: Von „MMXII“ auf<br />
jeden Fall „Negative Outlooks“, da<br />
geht eigentlich immer gut was ab!<br />
<strong>Unsigned</strong> <strong>Sounds</strong>: Wie habt ihr<br />
euren Sound gefunden?<br />
Dull Eyes: Bei „MMXII“ haben<br />
wir noch die verschieden Einflüsse<br />
zusammengefasst, man hört einerseits<br />
Blastbeats von den Drums<br />
und andererseits die Hardcoreriffs<br />
oder melodische Parts, das<br />
hat sich mittlerweile zu unserem<br />
Sound, auf den wir Bock haben,<br />
gewandelt. Das Artwork hat<br />
übrigens Daniel Ehrlich (XDU-<br />
DEOFDEATHX art & illustration)<br />
gemacht, super Kerl, der viel<br />
kann.<br />
<strong>Unsigned</strong> <strong>Sounds</strong>: Wohin wünscht<br />
ihr euch in fünf Jahren?<br />
Dull Eyes: Boah, keine Ahnung,<br />
eigentlich wollen wir einfach nur<br />
Musik machen, ein bisschen rumkommen<br />
und fette Shows spielen,<br />
ob berühmt oder nicht, das ist uns<br />
egal, darauf zielen wir nicht ab.<br />
<strong>Unsigned</strong> <strong>Sounds</strong>: Danke, Leute,<br />
für eure Zeit! Schlusssatz?<br />
Dull Eyes: Wir danken dir auch,<br />
und schöne Grüße an Slayer!<br />
Nori
10 Nightlife<br />
Sackedle<br />
Die Band des monats<br />
Gesellen<br />
Die fünf Jungs von NIGHT-<br />
LIFE – durchgestylte Hair-<br />
Metal-Musik – plaudern aus<br />
dem Nähkästchen: über Bandgründung,<br />
Rollenverteilung,<br />
das Konzept und ihre Träume.<br />
Außerdem wird reingehört.<br />
N<br />
IGHTLIFE selbst gibt<br />
es zwar erst seit 2010,<br />
aber auch schon vorher<br />
wurde fleißig musikalische<br />
Erfahrung gesammelt.<br />
Früher hießen sie I-STEEL. Der<br />
Name allerdings spiegelte irgendwie<br />
nicht wirklich ihre 80er-Affinität<br />
wider, also haben sie sich umbenannt,<br />
mit dem Gedanken: „Nachts<br />
ist immer was los, alles, was am Tag<br />
verschleiert und unterdrückt ist,<br />
kommt unter dem Mantel der Nacht<br />
an die Oberfläche, und wir sind<br />
so ziemlich die Verkörperung der<br />
ganzen Suppe…“<br />
Auf die Idee zur Gründung kamen<br />
Fabi (Gitarre 1) und Hääns (Gitarre<br />
2), die unbedingt etwas in Richtung<br />
80er-Hair-Metal-Musik machen<br />
wollten. Benno (Vocals) kannten sie<br />
noch von früher, und Julian – ein<br />
Mitstudent – kam schließlich als<br />
Drummer dazu, außerdem Bennos<br />
Bruder Rob, der als Bassist bereits<br />
mit einer Band erfolgreich unterwegs<br />
war. „Er stieg ein, der Zug fuhr ab, et<br />
voilà, NIGHTLIFE donnert seither<br />
unaufhaltsam durch die Welt!“<br />
Und wie ein solcher auch im echten<br />
Leben Führer, Techniker und Kontrolleure<br />
braucht, hat sich auch bei<br />
NIGHTLIFE eine etwaige Rollenverteilung<br />
durchgesetzt: „Julian<br />
ist der Kassenwart, Benno ist für<br />
die Homepage und Social-Media<br />
verantwortlich, Fabi für Mediendesign<br />
und Artworks, Rob für Akquise<br />
der Auftritte (wobei die anderen<br />
tatkräftig helfen) und Kommunikation<br />
mit anderen Bands, und Hannes<br />
für Produktion und Arrangement<br />
der Songs.“<br />
Und das Konzept geht auf: „Egal<br />
wer uns sieht, das Feedback ist<br />
immer positiv, die Leute sind stets<br />
überrascht und feiern uns ab, egal,<br />
ob wir nun ihren ‚Stil‘ repräsentieren<br />
oder nicht.“<br />
Sie selbst bezeichnen ihren Sound<br />
als Glam-Metal. Allerdings bedarf<br />
dieser Begriff einer gewissen Erklärung:<br />
„Wir sind härter als Glam-<br />
Rock (David Bowie, New York<br />
Dolls etc.), aber softer als Heavy<br />
Metal. Wir legen viel Wert auf<br />
unseren Look (besonders Haare),<br />
behalten stets die 80er im Blick,<br />
die dieses Genre geschaffen und<br />
geprägt haben, aber drücken dem<br />
ganzen Gemüse unwiderstehlich<br />
unseren glitzernden Stempel auf.“<br />
Vorbilder, Einflüsse haben sie massig.<br />
Darunter – um nur ein paar<br />
zu nennen: Led Zeppelin, Black<br />
Sabbath, Alice Cooper, Aerosmith,<br />
Poison, Twisted Sister, Whitesnake,<br />
… Aber auch moderne Bands<br />
haben sie geprägt, Power-Metal<br />
aus der ganzen Welt, und dennoch<br />
geht ihnen nichts über die<br />
„verdammt geilen 80er“ und das<br />
Monument, das sie auf ihren Fundamenten<br />
bauen.<br />
Wenn ihr so sehr den 80ern nacheifert,<br />
was ist dann das Besondere an<br />
eurem Sound? „Er ist sehr fein ausgearbeitet,<br />
jedes kleinste Detail passt.<br />
Wir arbeiten sehr aufwendig und auf<br />
einem hohen Niveau. Trotzdem sind<br />
die Songs eingängig und haben Kick,<br />
Biss und – wenn nötig – auch hier<br />
und da einen Schuss Melancholie<br />
und Gefühl. An sich ist der Sound<br />
geprägt von treibenden Drums und<br />
Basslinien, fetzigen Riffs, ausgeklügelten<br />
Soli (teils mehrstimmig),<br />
einem powervollen, hohen Gesang,<br />
der oft mit Backings untermalt wird.“<br />
Woran arbeitet ihr gerade? „Momentan<br />
arbeiten wir auf unser erstes<br />
Album hin, das unseren Ansprüchen<br />
nur genügen kann, wenn es eines ist:<br />
sau gut!“<br />
Erzählt mal: Was liegt hinter euch?<br />
Und wo soll es für euch hingehen?<br />
„Vieles, von Gigs um <strong>02</strong>:00 Uhr vor<br />
5 Leuten über Gigs um 13:00 Uhr<br />
vor 2.000 Leuten … Es läuft oft<br />
anders als erwartet … Aber wir sind<br />
immer nach der gleichen Prämisse<br />
am Werk: VOLLGAS! Bei jedem<br />
Konzert das Beste geben! Die Leute<br />
haben es schließlich verdient! Und<br />
wir unseren Spaß! Desweiteren waren<br />
wir bei diversen Radiostationen, und<br />
im TV haben wir es bereits bis auf<br />
SAT1 geschafft. Diese Aktionen<br />
waren jedes Mal mit umwerfend viel<br />
Spaß verbunden. Außerdem wurde<br />
uns für unser Album eine Förderung<br />
der Wacken-Foundation zugesprochen,<br />
sodass wir auf die Creme de<br />
la Creme der Unterstützung bauen<br />
können. Das hat dann auch hohe<br />
Wellen geschlagen, und der Glam-<br />
Mädels! Chicks!<br />
Groupies! Ladies!<br />
–<br />
And babes,<br />
don’t forget<br />
babes!<br />
Metal in Deutschland einen höheren<br />
Beliebtheitsgrad erreicht. Wir touren<br />
europaweit mit bekannten Bands,<br />
in Deutschland als Headliner. Und<br />
Mädels! Chicks! Groupies! Ladies! –<br />
And babes, don’t forget babes! Übrigens<br />
haben wir beim Plattsounds-<br />
Contest mit einer Kombination aus<br />
Glam-Metal und Plattdeutsch den<br />
3. Platz gemacht, haben mit der<br />
Weltmeisterin im Luftgitarrespielen<br />
ein Video gedreht und unser Last<br />
Christmas-Cover-Video erfreut sich<br />
weltweiter Beliebtheit … Kurz: Wir<br />
sind schon ganz schön sackedel!“<br />
Mittlerweile sind die Jungs aus<br />
Braunschweig auch unter Vertrag.<br />
Die dahingehenden Verhandlungen<br />
sind quasi gerade erst geführt worden,<br />
und das Ergebnis ist noch ofenfrisch<br />
– der Grund für <strong>Unsigned</strong> <strong>Sounds</strong>,<br />
beide Augen zuzudrücken und sie<br />
trotzdem mit ins Heft zu nehmen!<br />
Aber wie kommt ihre Musik bei mir<br />
an, dem härtesten, objektivsten aller<br />
Kritiker? – „Prime Minister of<br />
Rock’n’Roll“ läuft eigentlich ganz gut<br />
an. Die Riffs, Chöre sind eingängig,<br />
der Song gut komponiert. Das einzige<br />
Manko sehe ich im Gesang, der oft sehr<br />
nachlässig, fast schon schief klingt.<br />
Auch Bennos Highscream sounds noch<br />
etwas dürftig, dünn. Positiv hervorzuheben<br />
ist aber auf jeden Fall die zweistimmige<br />
Gitarrenarbeit, die klingt<br />
wirklich gut!<br />
„Feels so wrong“ kommt sehr hallig<br />
daher. Der Gesang etwas quäkig. Der<br />
Song an sich ist klasse; auch hier gehen<br />
die Melodien wieder ins Ohr. Ich fühle<br />
mich an H.e.a.t. erinnert.<br />
Selbiges kann ich auch nur zu „Hear<br />
my guitar“ sagen. Die Jungs grooven<br />
schon, die Musik ist ausgecheckt, jede<br />
Kleinigkeit da, wo sie hingehört. Man<br />
kann wirklich nicht meckern. Die<br />
Aufnahmequali erinnert tatsächlich an<br />
die 80er. Ach und: Hier kommt Bennos<br />
Highscream tatsächlich einmal besser!<br />
Insgesamt: Wer auf Mötley Crüe,<br />
Guns‘n‘Roses und Konsorten steht,<br />
kann sich die Jungs getrost anhören,<br />
denn schlecht sind sie nicht!<br />
Videos und Infos unter:<br />
www.nightliferocks.de<br />
www.youtube.com/nightlifeclips<br />
www.facebook.de/nightliferocks<br />
Bene
12 +10 die Dampfwalze<br />
+10 die Dampfwalze<br />
Kurz vor Weihnachten hatten +10<br />
die Dampfwalze fast sowas wie ein<br />
Heimspiel, als sie im Dezember<br />
im JUZ Erding aufspielten. Denn<br />
vier der sechs Musiker sind da,<br />
im Norden von München, aufgewachsen.<br />
In bester Stimmung<br />
quatschen Felix, Sebi, Jipi, Simon<br />
und Lisa nach der Show über alkoholgeschwängerte<br />
Bandproben<br />
und Monstern auf Dampfwalzen:<br />
I<br />
hr hattet heute ja mehr oder<br />
weniger ein Heimspiel hier<br />
in Erding. Wie fandet ihr die<br />
Show?<br />
Sebi: Ja, super war‘s!<br />
Jipi: Es waren ja auch viele Freunde<br />
da, die noch unsere frühere Band<br />
Dilon kennen.<br />
Kurz werden wir von einem netten<br />
Mädel mit der Frage, ob wir denn<br />
noch was essen oder trinken wollen,<br />
unterbrochen. Keiner hat Hunger<br />
und jeder noch sein Bier in der<br />
Hand. Eine sehr bescheidene Band,<br />
mit der wir da im Stuhlkreis sitzen.<br />
Wie ist denn +10 die Dampfwalze<br />
entstanden?<br />
Sebi: Es hat damit angefangen,<br />
dass der Felix und ich unsere alten<br />
Dilon-Songs akustisch und ohne<br />
Strom spielen wollten. Dann haben<br />
wir noch den Chippy gefragt, ob er<br />
mitmachen will, und das hat so erst<br />
mal super geklappt.<br />
Jipi: Und ich hab mich erst mal<br />
gesträubt, aber dann bin ich mit<br />
Rum und Eistee bestochen worden.<br />
Felix: Es gibt auch so ein tolles<br />
Lied, das heißt: „Eistee mit Rum“.<br />
Sebi: Äh, „Rum mit Eistee“!<br />
Jipi: Dann haben wir so jedenfalls<br />
erst mal ein Abschiedskonzert<br />
gespielt. Also, nicht unser eigenes,<br />
sondern das für eine Freundin. Das<br />
war übrigens genau heute vor einem<br />
Jahr.<br />
Sebi: Dann haben wir gemerkt, dass<br />
uns der Beat noch gefehlt hat. Also<br />
haben wir den Simon gefragt, und<br />
der Simon hatte natürlich sofort<br />
Bock.<br />
Simon: Ich wurde für ein Konzert<br />
angefragt und hing da auf einmal<br />
mit drin.<br />
Sebi: Und dann dachten wir uns<br />
noch, dass ein Bass nicht schlecht<br />
wäre, und haben deshalb den Julian<br />
gefragt. Stimmt‘s, Julian? (imitiert<br />
mit viel zu hoher Stimme den an<br />
diesem Tag leider verhinderten<br />
Julian) Ja, genau! Ja, voll Bock!<br />
Und schließlich ist dann noch die<br />
Lisa irgendwie mit reingerutscht.<br />
Lisa: Ja, so holterdipolter …<br />
Wie ist denn der etwas ungewöhnliche<br />
Bandname zu Stande gekommen?<br />
Sebi: Oh, das muss der Felix erzählen!<br />
Felix: Der ist durch ein sagenhaftes<br />
Kartenspiel entstanden. Dieses<br />
Kartenspiel heißt „Munchkiin“.<br />
Muss ich das jetzt wirklich erzählen?<br />
Alle: Ja, musst du!!!<br />
Felix: Jedenfalls haben wir eines<br />
Tages dieses Spiel gespielt, bei<br />
dem es um Monster geht, die man<br />
verstärken kann. Als ich schließlich<br />
meine Karte ausspielte, auf der ein<br />
Monster mit einer Dampfwalze<br />
abgebildet war, rief ich: „+10 die<br />
Dampfwalze!!!“ Und der Chippy<br />
meinte, dass das doch ein guter<br />
Bandname wäre. Und so blieb das<br />
dann irgendwie hängen.<br />
Wie schreibt ihr denn Songs?<br />
Sebi: Uff!<br />
Lisa: (lacht)<br />
Simon: Wir treffen uns immer<br />
einen Tag vor dem Konzert und da<br />
kommt der Sebi dann mit ungefähr<br />
drei neuen Songs an. Zwei sind<br />
davon dann fast schon fertig, und<br />
den dritten macht man dann noch<br />
im Backstage. Da werden auch die<br />
Texte geschrieben, die dann bei<br />
der Show auf die Monitorboxen<br />
geklebt werden, weil sie noch keiner<br />
auswendig kann.<br />
Sebi: Oh, die haben wir vorhin gar<br />
nicht weg.<br />
Lisa: Doch, ich hab sie mitgenommen.<br />
Jipi: Ne, aber meistens kommt eben<br />
der Sebi mit einer Idee und daraus<br />
basteln wir dann alle was.<br />
Sebi: Und jetzt hilft mir die Lisa<br />
auch noch dabei. Das neuste Lied<br />
haben wir zum Beispiel zusammen<br />
geschrieben.<br />
Lisa: Natürlich hier im Backstage<br />
vorhin.<br />
Apropos Songs schreiben: „I<br />
Wrote This Song“ heißt ein Song<br />
von euch, zu dem es auch ein toll<br />
gemachtes Video in einer tollen<br />
WG gibt. Erzählt mal was zur<br />
Entstehung!<br />
Sebi: Wir haben an zwei Tagen<br />
gedreht. Am ersten Tag eigentlich<br />
nur Szenen mit mir und ein paar<br />
Freunden, die zufällig in der WG<br />
waren. Da hab ich dann auch<br />
hauptsächlich Schnaps getrunken,<br />
und dann war der Tag zu Ende.<br />
Lisa: Und Sebi war betrunken.<br />
Sebi: Und am zweiten Drehtag<br />
auf keinen Fall den<br />
Kopf hängen lassen,<br />
wenn es mal nicht<br />
so läuft.<br />
haben wir uns ein bisschen mehr<br />
Gedanken gemacht. Und eigentlich<br />
kam die Lisa dann durch ihre ins<br />
Bild geschmissene Ukulele auch in<br />
die Band.<br />
Ihr habt noch keine Platte bisher<br />
raus. Wie sieht es denn mit<br />
Veröffentlichungen in der nächsten<br />
Zeit aus?<br />
Jipi: Wir wollen bis Februar eine<br />
Demo-CD aufnehmen. Wir haben<br />
auch noch ein paar Songs vom<br />
Sintflut-Open-Air. Da ist auf jeden<br />
Fall was geplant, sobald wir die<br />
Kohle dazu haben.<br />
Sebi: Anfang Februar spielen wir<br />
unser nächstes Konzert in der<br />
„Linse“ in Weingarten. Das wird<br />
eine Spendengala für ein Kinderheim<br />
in Nias, das der Felix mit<br />
aufgebaut hat.<br />
Was muss eurer Meinung nach für<br />
junge Bands noch besser gemacht<br />
werden? Und was darf denn bleiben<br />
wie es ist?<br />
Lisa: Mir fehlt, dass junge Bands<br />
oft einfach keine Chance haben, zu<br />
spielen. Da find ich die Münchner<br />
Umgebung ganz gut. Aber sonst ist<br />
das sehr dürftig, so lange kein Label<br />
oder sonst was dahinter steht.<br />
Jipi: Erding ist da ein gutes<br />
Beispiel. Hier stehen 20.000 Euro<br />
im Jahr zur Verfügung, um auch<br />
ganz kleinen Bands die Möglichkeit<br />
zu bieten, größere Shows mit<br />
größeren Bands deutschlandweit zu<br />
spielen. Tolle Sache! Gibt es nur viel<br />
zu selten. Ich meine, Kulturarbeit<br />
kostet halt ein bisschen, aber das ist<br />
wirklich kein großer Posten auf der<br />
Rechnung.<br />
Sebi: Unbedingt unterstützenswert<br />
sind auch die Leute, die so engagiert<br />
bei der Sache sind. Die Konzerte<br />
organisieren und junge Bands<br />
zusammen bringen. Die dürfen<br />
auch auf keinen Fall den Kopf<br />
hängen lassen, wenn es mal nicht so<br />
läuft. Da wäre halt auch ein funktionierendes<br />
Netzwerk eine coole<br />
Sache. „<strong>Unsigned</strong> <strong>Sounds</strong>“ ist ja<br />
schon mal eine super Sache. Mehr<br />
davon!<br />
Link zur Homepage:<br />
www.plus10diedampfwalze.de<br />
zu „I Wrote This Song”:<br />
www.youtube.com/watch?v=DnO<br />
WVfyD4uk&feature=player_embedded.<br />
Olli
14 Black Petty<br />
Black Petty:<br />
Altlasten und Sexspielzeug<br />
„Black Petty, das ist eine Gitarre,<br />
die auf einen Synthesizer<br />
eindrischt, das sind Schreie, die<br />
sphärische Samples liebkosen,<br />
das ist Metal, der es mit Electro<br />
treibt: hemmungslos, ekstatisch,<br />
unersättlich.“ – So beschreibt<br />
sich die Hammelburger Band<br />
aus dem schönen Unterfranken<br />
selbst. Gewagte Ausdrucksweise?<br />
Gewagt, aber mindestens genauso<br />
erfrischend wie ihr absolut neuer<br />
und unverwechselbarer Sound!<br />
Black Petty, das sind: Madlen<br />
Wittmann (24) am Gesang, Sandra<br />
Schmelz (22) an der Gitarre,<br />
Sebastian Kehl (26) am Bass und<br />
Florian Brell (23) am Sequencer,<br />
immer mit dabei die reizende<br />
Gummifrau „Olga“. Eine durchaus<br />
nicht alltägliche Besetzung, was<br />
diese Band nur noch interessanter<br />
macht. Was sie noch von anderen<br />
Musikern unterscheidet und wie es<br />
für sie war, ihre allererste EP aufzunehmen,<br />
haben sie dem <strong>Unsigned</strong><br />
<strong>Sounds</strong> Magazine berichtet!<br />
Black Petty! Vielen Dank, dass ihr<br />
euch Zeit für uns genommen habt.<br />
Ich habe mir gerade eben noch<br />
einmal eure EP angehört. Der<br />
Sound ist wirklich ungewöhnlich.<br />
Welchem Genre würdet ihr eure<br />
Musik selbst zuordnen? In Ermangelung<br />
einer genaueren Bezeichnung<br />
bedienen wir uns der Umschreibung<br />
„Rave Metal“. Es ist<br />
wohl aber irgendwo in den Tiefen<br />
des Gothic/Wave-Genres anzusiedeln.<br />
Euch gab es nicht immer in dieser<br />
Besetzung. Seit wann seid ihr zu<br />
viert? Seit 2011 sind wir in dieser<br />
Besetzung und mit dieser Musik<br />
unterwegs.<br />
Eure Musikrichtung ist kein<br />
Standard, behaupte ich mal. Gab<br />
es da schon Probleme bei der<br />
Umsetzung? Vor allem am Anfang?<br />
Das größte Problem war die<br />
Kombination von digitalen und<br />
physischen Instrumenten. Seitdem<br />
diese Hürde gemeistert ist,<br />
rollt die Sache. Momentan stehen<br />
wir noch vor einer moralischen<br />
Problematik, da das Gedenken<br />
an unsere Inspirationsquelle, „der<br />
Klaus Kinski“ (wir bestehen auf<br />
den Artikel), einen schweren<br />
Dämpfer bekommen hat. Deshalb<br />
muss erörtert werden, ob wir den<br />
„der Klaus Kinski“-Schrein, den<br />
wir in unserem Proberaum errichtet<br />
haben, abreißen müssen. Noch<br />
hängt sein Bild.<br />
Was würdet ihr sagen. Welche<br />
Musik/Musiker hat/haben euch<br />
stark beeinflusst? Schwierig,<br />
wir könnten uns auf keine Band<br />
komplett einigen. Da ist von Classic<br />
Rock bis New Wave/Electro<br />
Pop alles dabei. Das Ergebnis hat<br />
schlussendlich doch nichts mehr<br />
mit unseren persönlichen Vorlieben<br />
zu tun.<br />
Euer Bandname. Wie kamt<br />
ihr dazu? Etwa durch das Lied<br />
„Black Betty“ von Ram Jam?<br />
Es ist eine Altlast, die ungefähr<br />
so schwer zu entsorgen ist wie<br />
Atommüll.<br />
Olga! Wer ist diese Olga, die<br />
euch zu jedem Gig begleitet und<br />
quasi zur Band gehört? Olga ist<br />
gebürtige Kasachin unbekannten<br />
Alters. In ihrem Ausweis ist als Geburtsort<br />
„Dorf – 50 Jahre Kasachstan“<br />
angegeben, allerdings erzählt<br />
sie uns immer wieder, dass das ein<br />
Übersetzungsfehler sei. Sebb brachte<br />
sie irgendwann mit zur Bandprobe;<br />
er hatte schon immer eine Vorliebe<br />
für Frauen aus dem Katalog. Sie<br />
hat wohl bis zum Fall des Eisernen<br />
Vorhangs als Agentin für den KGB<br />
gearbeitet. Aus dieser Zeit stammen<br />
auch ihre besonderen Fähigkeiten,<br />
die sie auf der Bühne zum<br />
Besten gibt. Jetzt ist sie im Rahmen<br />
des Zeugenschutzprogrammes in<br />
unserem Proberaum untergetaucht<br />
und unterstützt uns bei den Auftritten.<br />
Aus diesem Grund auch die<br />
Gasmaske.<br />
Ihr habt keinen Schlagzeuger.<br />
Wieso habt ihr beschlossen, auf den<br />
Taktgeber zu verzichten?<br />
Weil Schlagzeuger ein unzuverlässiges,<br />
untreues Volk sind.<br />
Welche Themen behandeln<br />
die Songs auf eurer jüngst erschienenen<br />
EP? Alle Facetten des<br />
menschlichen Daseins: blinkende<br />
Lichter, Liebe, Hass ...<br />
Könnt ihr uns einen Einblick in<br />
euren Studio-Alltag geben? Wir<br />
haben es geschafft, unsere EP im<br />
vergangenen Sommer an nur zwei<br />
Tagen im IG-Rock-Tonstudio bei<br />
Micky Wehner einzuspielen. Alles<br />
in allem haben wir wohl mehr Zeit<br />
mit Rauchen und Mickys alten<br />
„Vendetta“-Geschichten aus seiner<br />
Zeit als Gitarrist bei dieser Band als<br />
mit Aufnehmen verbracht.<br />
Letztendlich hat sich Murphy‘s<br />
Law wieder einmal bewahrheitet:<br />
Von kaputten Bässen bis hin zu<br />
verkaterten Musikern haben wir<br />
das volle Programm mitgemacht.<br />
Das Highlight war dabei allerdings<br />
die Unzuverlässigkeit der<br />
Deutschen Post, gerade dann,<br />
wenn es aufgrund von Termindruck<br />
wichtig wäre, das versicherte<br />
Express-Päckchen mit unserem<br />
Master auf dem Weg zum Presswerk<br />
nicht zu verlieren. Zu Guter<br />
Letzt hat dann aber doch noch<br />
alles auf den letzten Drücker<br />
geklappt.<br />
Was wollt ihr mit eurer Musik<br />
erreichen? Das Übliche: mehr<br />
Auftritte, auf Festivals zu spielen<br />
und langfristig professionell zu<br />
werden!<br />
Wo haben die Leute das nächste<br />
Mal die Chance, euch live zu<br />
erleben? Unseren nächsten Gig<br />
haben wir am 23. Februar im<br />
Wasserhaus in Hammelburg beim<br />
„Heimspiel“-Contest der Bands,<br />
die im Wasserhaus proben und<br />
sich dort engagieren. Dafür sind<br />
wir schon fleißig am Proben,<br />
vor allem für ein Pflicht-Cover,<br />
welches wir dort – auf unseren Stil<br />
gemünzt – spielen müssen. Wer<br />
wissen möchte, welchen Song wir<br />
zum Besten geben werden, kann<br />
uns auf Facebook verfolgen! ;-)<br />
Und zum Abschluss: Was ist<br />
eure Botschaft an unsere Leser?<br />
Wenn euch das Lesen unserer<br />
Worte auch nur halb so viel Spaß<br />
gemacht wie uns beim Schreiben,<br />
dann kauft die EP!<br />
Wenn das nicht überzeugend<br />
klingt! – Black Pettys EP „Starlight<br />
Excess“ gibt es online auf<br />
blackpetty.bandcamp.com oder<br />
bei Livegigs der Band!<br />
Mehr Infos unter<br />
www.facebook.com/pages/<br />
Black-Petty/190743854283437<br />
Sophia Binder
16 Oben Ohne<br />
Oben<br />
Ohne<br />
Angriff auf<br />
die Bevölkerung<br />
Macht euch ein Bier auf, legt die Scheuklappen ab und<br />
seid gespannt auf Oben Ohne, sechs Jungs, die nach<br />
eigenen Berichten im Oktober 2010 aus einer Nervenheilanstalt<br />
geflohen sind und nun – als Musikformation<br />
getarnt – die deutsche Bevölkerung angreifen.<br />
R<br />
ap-Metal/Crossover mit<br />
Elektro Einflüssen? – Was<br />
beim ersten Lesen eigentlich<br />
unmachbar klingt, haben diese<br />
Jungs perfektioniert: Zwei wortgewandte<br />
Fronter, ein Chaot am<br />
Synthesizer und eine klassische<br />
Rockbesetzung bilden das Komplettpaket<br />
aus Baden-Würtemberg.<br />
Das First-Listening beweist: Hier<br />
sind echte Musiker am Werk!<br />
Eine meist solide Rockbasis wird<br />
unterstützt von Rap und überaus<br />
eingängigen Refrains. Wer genauer<br />
hinhört, merkt, dass der Synthie sich<br />
angenehm im Hintergrund hält, aber<br />
genau an den richtigen Stellen reinschlägt.<br />
Hier und da kann man sogar<br />
den einen oder anderen Dubstepund<br />
Drum´n´Bass-Einfluss erkennen.<br />
Oben Ohne ist auf jeden Fall eine<br />
Band, die sich nicht jeder abends<br />
vorm heimeligen Kamin anhören<br />
kann. Dennoch sollte man sich die<br />
Zeit nehmen, mal reinzuhören. Ihr<br />
werdet merken, dass ihr öfter mit<br />
den Füßen im Takt wippt als ihr es<br />
vermutet habt.<br />
Auch wenn die Idee, sich auf der<br />
Bühne zu verkleiden, so alt wie die<br />
Rockmusik selbst ist, schaffen sie es<br />
doch noch, live zu überraschen. Verrückte<br />
Elemte, die an eine GWAR-<br />
Show erinnern, das Dicke-Eier-<br />
Auftreten der Metalgötter Slipknot<br />
selbst. Oben Ohne sollte man live<br />
erlebt haben!<br />
Schon zwei Jahre nach ihrer Gründung<br />
haben sie ihre erste EP<br />
„Süchtig“ veröffentlicht. Vier absolut<br />
hörbare Songs, bei denen gelegentlich<br />
der Klang „echter“ Instrumente leider<br />
etwas untergeht. Der partyfähigste<br />
Song leitet das fast zwanzigminütige<br />
Debütwerk ein und gibt eine klare<br />
Stoßrichtung der Musik vor. Erinnert<br />
ein wenig an die alten Sachen<br />
von Fettes Brot. Was wirklich<br />
überraschend positiv auffällt, ist, dass<br />
neben Texten, die laut Bandpage über<br />
„Freibier, Drogen & deine Mudder!“<br />
gehen, auch wirklich ernste Themen<br />
angesprochen werden: Sensibel angepackt<br />
wird über Sucht oder Mobbing<br />
gesungen.<br />
Halten wir fest: Oben Ohne sind<br />
wirklich engagierte Musiker, die<br />
mehr als nur Party machen können.<br />
Dazu kommen ihr ungewöhnliches<br />
Auftreten und eine sehr kreative<br />
Mischung verschiedener Musikelemente.<br />
Ob einem das dann in diesem<br />
Paket gefällt, sollte jeder für sich<br />
selbst herausfinden. Auf jeden Fall<br />
aber werdet ihr einen Ohrwurm mit<br />
ins Bett nehmen!<br />
Sascha Winkler
18 Soleil Gris<br />
Lemmy? Bist du’s!?<br />
Soleil Gris-Songreview<br />
snr 19<br />
SNR – Das Sounderlebnis<br />
wortwörtlicher „Extraklasse“<br />
Soleil Gris machen nihilistischen Downtempo Metal ohne viel Schnickschnack oder große Soundvielfalt. Ab<br />
und an klingen <strong>Sounds</strong> an, die an weite, offene Prärie erinnern – und genau so sehen sie aus, die drei Jungs, wie<br />
Cowboys. Selbst der „Gesang“ klingt wie aus der ausgedörrten Kehle eines Wüstenreiters.<br />
S<br />
ungrazing Void kommt ganz<br />
ohne Gesang daher, ein buildup-Song.<br />
Erst in „As Wind Became<br />
Earth“ wird die Stimme ausgepackt.<br />
Die erinnert mich sofort an Lemmy.<br />
Leider bin ich nicht unbedingt ein<br />
Fan solchen Gekrächzs. Der Song<br />
lässt sich viel Zeit. Im Mittelteil<br />
dann öffnet er sich zu einem langsamen,<br />
atmosphärisch gedehnten Solo.<br />
Insgesamt bekommt man trockenen<br />
Rock präsentiert.<br />
Genauso in „Brachland Baby“: Der<br />
Name ist Programm, der Song klingt<br />
roh. Einziger Melodiegeber ist wie<br />
immer die Gitarre, der Gesang klingt<br />
allerhöchstens rhythmisch an. Außerdem<br />
gibt es unterhaltsame Kuhglocke-<br />
Passagen. (Ich glaube, das Schlagzeug<br />
ist programmiert, aber heutzutage<br />
kriegt man ja alles irgendwie glattgebügelt,<br />
also keine Ahnung …)<br />
„Frozen Desert“ liefert einen<br />
schönen Angriffsriff. Dazu 16tel auf<br />
der Hi-Hat und einen Wahwah-Effekt<br />
auf der Gitarre. Bislang der mir<br />
sympathischste Song der Combo.<br />
Stellenweise erinnert er mich an<br />
Death Metal. Vielleicht soll er es<br />
auch sein, der Gesang, death-metallisch,<br />
aber in meinen Ohren klingt er<br />
nach Lemmy.<br />
„Goatrider“ post mit einem Tempo-<br />
Wechsel. Und es kommt zum ersten<br />
Mal – zumindest spürbar – eine<br />
Double-Base zum Einsatz.<br />
„Valley Of Doom“ klingt dann wieder<br />
weitaus rockiger. Ich fühle mich<br />
an Rainbow, Dio und Konsorten<br />
erinnert. Auch insgesamt klingt die<br />
Gitarre sehr dreckig. Das Ganze lässt<br />
sich nicht so wirklich einordnen …<br />
Sie selbst bezeichnen ihre Musik als<br />
Stoner Rock/Doom. Und irgendwie<br />
haben sie damit recht.<br />
Ich muss zugeben: Das Ganze ist<br />
nicht wirklich mein Genre und klingt<br />
mir viel zu dreckig; aber so war‘s<br />
nun mal im Wilden Westen, staubig,<br />
trocken, und es wimmelte nur so von<br />
Steinen!<br />
Deshalb: Wer auf die Mucke steht,<br />
anhörbar ist sie sicherlich. Auch die<br />
Riffs sind nicht wirklich schlecht,<br />
aber irgendwie catchen sie mich nicht.<br />
Vielleicht, weil sie zu langsam sind,<br />
keinen rechten Drive besitzen. Ihre<br />
Bilder find` ich noch am besten …<br />
Die Aufnahmequali klingt okay, alle<br />
Songs erscheinen sehr aufgeräumt.<br />
Aber zu oft muss ich an jammende<br />
Metallica-Freaks denken. Mir fehlt<br />
einfach der Point, das Aha-Erlebnis.<br />
Die Dramatik!<br />
Folglich gilt: Es bleibt Musik für<br />
Eingefleischte.<br />
Bene<br />
SNR liefern mit „Nothing Is What It Seems“ zwar<br />
keinen unbedingten Hinhörer, dafür aber trotzdem<br />
irgendwie ein Hörerlebnis. Jedenfalls habe ich sowas<br />
noch nie irgendwo zuvor gehört. Es ist eine Idee, ein<br />
Experiment. Und funktioniert. Mehr oder weniger …<br />
SNR ist ein experimentelles „Lo-Fi Noise Rock“-<br />
Soloprojekt aus Italien. Die Lyrics zum Song „Noise<br />
And Capitalism“ sind den Texten der Autoren Anthony<br />
Iles, Csaba Toth und Mattin entnommen, veröffentlicht<br />
im Buch „Noise and Capitalism“. „Signal-To-Noise Ratio“<br />
ist ein Maßstab, der in der Wissenschaft und der Ingenieurtechnik<br />
Level eines erwünschten Signals mit dem<br />
eines Hintergrundgeräusches vergleiche. Die Musik gibt’s<br />
in Form eines kostenlosen Downloads auf ihrer Seite:<br />
s-n-r.bandcamp.com.<br />
„Modernity“ heißt der erste Song. Den Hörer empfängt<br />
Rauschen, Soundbrei. Dem folgen quasi Spielorgelklänge.<br />
Alles klingt aus. Und wieder Rauschen. Dann ein stark<br />
verzerrtes Riff. Ich komme mir vor, als versuche ich, verrauschter<br />
Radiomusik zu lauschen. Schließlich verliert sich<br />
der „Song“ in sinnlosen Geräuschen. Ein schrilles Piepsen<br />
schließt ab.<br />
„Alienation“ soll ein „Prelude“ sein. Ich höre ein Gitarrenriff,<br />
wieder stark verzerrt. Das endet, irgendwann.<br />
Die Ouvertüre scheint vorbei. Anschließend das eigentliche<br />
„Alienation“ in Form eines schönen, melodischen Gitarrenlaufs.<br />
Aus einer werden zwei. Ich denke: Interessant<br />
zu hören. Viel Songcharakter hat das nicht, aber es ist auf<br />
jeden Fall anders als alles, das ich bisher gehört habe. Dass<br />
sich jemand sowas traut, finde ich stark. Auch das Cover<br />
finde ich schön. Künstlerisch einwandfrei, das Foto eines<br />
Fensters. Spannend! Der Schriftzug ist sehr schlicht gehalten.<br />
Der vierte Song heißt „Alienation (Aftermath)“.<br />
Zu Beginn: Scratches. Eine Gitarre tönt immer wieder dazwischen.<br />
Klingt lustig, erinnert mich an Donald Duck. Das<br />
Ganze ächzt und kratzt – lebendig. Und wieder denke ich:<br />
Interessant zu hören!<br />
„Cognitive Dissonance“ – so der Titel des fünften Albumtitels.<br />
Wieder zwei stark verzerrte Gitarren. Die eine<br />
spielt stehende Akkorde, die andre zupft eine Harmonie.<br />
Schließlich Gefrickel und ein abgehacktes Riff. Shreds.<br />
Noises. Wieder Intro. Das Ganze überlagert sich, ergießt sich<br />
in Soundbrei. Klingt aus. Zum Schluss: Raspeln.<br />
„Noise and Capitalism“ kommt relativ aggressiv daher. Zum<br />
ersten Mal gesellt sich ein Schlagzeug dazu. Jemand liest vor,<br />
abgehackt, gehetzt. Im Gesamtpaket ergibt das einen interessanten<br />
Rhythmus. Es groovt richtig. Ich wippe mit.<br />
„Modernity (Version Two)“ klingt nicht viel anders als<br />
„Modernity“. Der einzige Unterschied: die Geräusche.<br />
Aber ein Song – im altherkömmlichen Sinne – ist es noch<br />
immer nicht.<br />
Auch „Modernity (Version Three)“ unterscheidet sich nur in<br />
Kleinigkeiten von seinen Vorgängern. Gegen Ende passiert<br />
sowas wie ein „Solo“ – geräuschvoll, disharmonisch, experimentell<br />
auf jeden Fall!<br />
So, der letzte Song: Eine Karaokeversion von „Noise And<br />
Capitalism“. Hier darf sich der offene, beherzte Rapper nach<br />
Herzenslust austoben!<br />
Im Großen und Ganzen kann ich sagen: So etwas habe<br />
ich noch nie zuvor gehört, zumindest nicht in Albumform.<br />
Natürlich gibt es vielschichtigere, ausgechecktere Soundexperimente.<br />
Aber ich finde, man muss „Nothing Is What It<br />
Seams“ im Kosmos seiner Ausgangssituation bewerten. Denn<br />
die ist es, die vorgibt, wohin die Reise geht. Mehr wäre zu<br />
viel. Tatsächlich ist SNR mehr Kunst als Musik. Aber wir,<br />
<strong>Unsigned</strong> <strong>Sounds</strong>, sind ja offen, für alles!<br />
Bene
20 schikanen eines sologigs<br />
Schikanen<br />
eines Sologigs<br />
Ein Drahtseilakt war es, der da<br />
am 11.01.13 stattgefunden hat,<br />
ein von vornherein zum Scheitern<br />
verurteiltes Unterfangen,<br />
ein regelrechtes Himmelfahrtskommando!<br />
– Und trotzdem ist<br />
irgendwie noch einmal alles gut<br />
gegangen …<br />
Benedikt Behnke über die Schikanen<br />
eines Sologigs:<br />
J<br />
a, eigentlich ist es ja ganz<br />
schön gay, einen Artikel über<br />
sich selbst zu schreiben. Vor<br />
allem, wenn man auch noch<br />
Redaktionsleiter ist. Deswegen<br />
übe ich mich hier auch erst mal in<br />
Demut: Leute, ich muss so vielen<br />
danken, ich weiß gar nicht, wo ich<br />
anfangen soll! Oder bei wem!<br />
Zuerst einmal möchte ich mich bei<br />
dem Veranstalter bedanken: Ich<br />
bin ein armer Tropf und habe im<br />
Leben noch nicht allzu viel erreicht.<br />
Gerade deswegen ist es ihm zugute<br />
zu halten, dass er mich trotzdem für<br />
einen so tollen Abend gebucht hat.<br />
Danke, frequency9 e.V.!<br />
Darüber hinaus gebührt mein Dank<br />
meinen drei Mitmusikern – die<br />
immer etwas vorsichtig sind, wenn<br />
es um Namensnennung geht. In<br />
diesem Sinne: Keine Namen! – Bei<br />
euch bedanke ich mich, weil ihr<br />
mich (und meine Launen) ertragen<br />
habt. Ich bin ziemlich perfektionistisch,<br />
und wenn einmal etwas nicht<br />
so läuft, wie ich das will (gerade<br />
wenn es um meine eigenen Songs/<br />
Kompositionen geht), kann es schon<br />
einmal etwas direkter zugehen.<br />
Dabei kann, darf ich gar nicht von<br />
euch verlangen, dasselbe Herzblut<br />
in die Sache zu stecken, mit dem ich<br />
an sie herangehe! Nochmal: Sorry!<br />
Am meisten aber danken möchte<br />
ich meinem Publikum, das – trotz<br />
der langen Wartezeit – mit einer<br />
Engelsgeduld auf mich (und meine<br />
Jungs) gewartet hat!<br />
Jetzt fragt ihr euch sicher: Was war<br />
das eigentlich für eine Veranstaltung?<br />
– Nun, ich habe mit meiner<br />
Band Sølus damals relativ viele<br />
Erfolge gefeiert. Wir haben Preise<br />
abgestaubt und sind durchs Land<br />
getourt. Eine Zeit lang waren wir<br />
sogar als „musikalische Botschafter“<br />
im Ausland unterwegs. Mittlerweile<br />
aber macht jeder von uns sein eigenes<br />
Ding, und wenn wir uns mal<br />
wieder zum Jammen treffen, dann<br />
höchstens ein-, zweimal im Jahr für<br />
nur ein paar Stunden. Aber zurück<br />
zu Lück: Obwohl ich eigentlich<br />
Sänger bin, habe ich immer schon<br />
fleißig mitkomponiert und auch<br />
bandab den einen oder anderen<br />
Song geschrieben. So habe ich mir<br />
über Jahre hinweg die verschiedensten<br />
Instrumente beigebracht.<br />
Sprich: Ich funktioniere als Band<br />
auch ganz gut alleine – allerdings<br />
nur auf Band, und alles spielen kann<br />
ich auch nicht, ich bin nun mal kein<br />
Instrumentalist, sondern in erster<br />
Linie Sänger, also kein „Musiker“<br />
in dem Sinn. ;-) Und als man mich<br />
gefragt hat, ob ich nicht Lust hätte,<br />
meine eigenen kleinen Popprojekte<br />
mal unplugged zu präsentieren,<br />
habe ich natürlich zugesagt. Was<br />
zur Folge hatte: Stress.<br />
Zuerst ließen sich keine Musiker<br />
finden, die sich einem Sänger und<br />
seinen Songs untergeordnet hätten.<br />
Und als diese dann gefunden waren<br />
– zum Glück, denn, wie gesagt,<br />
alleine stünde ich recht dämlich da!<br />
-, wurden die Proben ewig aufgeschoben.<br />
Der Winter kam ins Land<br />
und die Leute wurden krank, letzten<br />
Endes sogar ich.<br />
Aber dann war’s auch schon so weit:<br />
Der Gig stand vor der Tür, und bis<br />
jetzt war keine Probe so gelaufen,<br />
wie ich sie mir vorgestellt hatte. Dabei<br />
waren alle Songs aufgenommen,<br />
samt Leadsheet längst verschickt<br />
gewesen. Aber Krankheit und studiumsbedingter<br />
Stress hatten ihren<br />
Tribut gefordert: Keiner schien sich<br />
die Songs auch nur angehört zu haben!<br />
– Uns allen fehlte die Geduld,<br />
samt und sonders mir. Ich hatte<br />
mir einen Infekt geholt und musste<br />
dauernd husten – die schlechteste<br />
Voraussetzung fürs Singen. Ich war<br />
drauf und dran, die Sache abzublasen!<br />
Aber dann haben wir uns doch<br />
noch zusammengerissen und die<br />
Situation gemeistert – wenn auch<br />
mit einigen Abstrichen: Unseren<br />
Drummer spannte ewig noch die<br />
Arbeit ein. Anschließend verfuhr<br />
er sich; der Gigort war aber auch<br />
ein kleines, verschlafenes Nest, in<br />
dem es nicht mal einen Handyempfang<br />
gab! Die Location selbst<br />
war eine Gaststätte, genauer gesagt:<br />
ein Raum für etwa dreißig Leute,<br />
mit Tischen, Stühlen und einer Art<br />
Sitzbank. An der Wand: Ein prasselnder<br />
Kamin. Essen/Trinken gab’s<br />
umsonst.<br />
Während sich die anderen an den<br />
Bieren der hauseigenen Brauerei<br />
gütlich taten, hielt ich mich an Tee<br />
und Wasser. Viertelstündlich pfiff ich<br />
mir irgendwelche Medikamente rein.<br />
Die Jungs hatten mich überzeugt:<br />
Wir würden das Ding rocken, egal<br />
wie gut oder wie schlecht! – Was wir<br />
dann auch haben: Wir spielten etwa<br />
eine Stunde, Akustikpop, aber alles<br />
andere als seicht. Das Schlagzeug<br />
pumpte seinen Beat, der E-Bass<br />
groovte, flog nur so dahin, während<br />
die Gitarre ihren saitenklagenden<br />
Senf dazugab. Über allem: meine<br />
Stimme. Irgendwie habe ich es<br />
geschafft, mich durchs Programm<br />
zu mogeln. Wie, weiß ich bis heute<br />
nicht. Die Töne saßen. Nur selten<br />
fickte mich der Husten. Es war,<br />
wenn auch nicht perfekt, so doch<br />
zumindest anhörbar. Die Leute<br />
klatschten, lachten über meine Witze<br />
und machten den Blödsinn mit, den<br />
ich ihnen aufzwang. Der Gig ist also<br />
– trotz kleinerer Fehler – doch noch<br />
ein Erfolg geworden. Vielen Dank!<br />
YouTube:<br />
www.youtube.com/benediktbehnke<br />
Facebook:<br />
www.facebook.com/pages/Benedikt-Behnke/186345048049185?re<br />
f=ts&fref=ts<br />
Website:<br />
benediktbehnke.jimdo.com<br />
Benedikt behnke
22 Andreas Hartling<br />
Andreas Hartling,<br />
Musikfotograf<br />
Jeder kennt ihn, den Moment, wenn man einen Konzertsaal, ein Festivalgelände<br />
betritt, und sofort schlägt einem laute, vor Energie nur so strotzende Musik entgegen.<br />
Doch dieses Gefühl hält nicht lange an. Mit dem Ende des Konzerts verfliegt<br />
auch das aufregende Prickeln im Bauch. Und ein verwackeltes Handyvideo, auf<br />
dem man – von einem haarsträubenden Rauschen einmal abgesehen – nicht sehr<br />
viel erkennen kann, ist dabei kein großer Trost.<br />
Aber zum Glück gibt es Menschen wie Andreas Hartling, die es sich zur Aufgabe<br />
gemacht haben, solch energetische Eindrücke festzuhalten. Denn er ist Musikfotograf<br />
– und das aus Leidenschaft!<br />
Wie er dazu kam und welche Eindrücke er bis jetzt sammeln konnte, verrät er dem<br />
<strong>Unsigned</strong> <strong>Sounds</strong>-Magazin:<br />
Andreas, schön, dass du dir Zeit<br />
genommen hast! Immer gerne.<br />
Steigen wir gleich in die Materie<br />
ein: Wie hat das alles angefangen?<br />
Wie bist du zur Fotografie<br />
und speziell zur Musikfotografie<br />
gekommen? Ich habe schon immer<br />
selbst Musik gemacht. Bis zu meinem<br />
Anfang als Fotograf acht Jahre<br />
lang. Da war ich in Coverbands<br />
tätig, aber auch bei Need More<br />
Space, wo wir ausschließlich eigene<br />
Songs spielten. Am häufigsten<br />
spielte ich Gitarre, manchmal aber<br />
auch Bass. Das Musizieren musste<br />
ich dann aber wegen meines Jobs<br />
eher zurückstellen.<br />
Fotografieren ist also dein Hauptberuf?<br />
Nein, nein. Ich bin gelernter<br />
Elektroniker. Das Fotografieren<br />
ist mein Hobby. Als ich mit der<br />
Musik aufgehört habe, habe ich<br />
ein anderes kreatives Ventil gebraucht.<br />
(lacht) Dass die Wahl aufs<br />
Fotografieren gefallen ist, war eher<br />
spontan bzw. Zufall. Ich hatte mir<br />
mal vor einem Festivalauftritt mit<br />
Need More Space eine Kamera<br />
gekauft, um backstage vom Festival<br />
ein paar Fotos zu machen. Aus<br />
dem ursprünglichen Spaßgedanken<br />
hat sich dann ein echtes Hobby<br />
entwickelt.<br />
Die Motivwahl der Bands oder<br />
auch Livemusik war also selbstverständlich?<br />
Es ist natürlich<br />
nicht so, dass ich nur Musiker<br />
und Konzerte fotografiere. Angefangen<br />
habe ich beispielsweise<br />
unter anderem auch mit Stillleben<br />
und Landschaftsfotografie. Also<br />
eigentlich ein ziemlich normaler<br />
Einstieg in die Materie. Dazu kam<br />
dann noch Portrait-Fotografie.<br />
Musiker und Livemusik wurden<br />
deshalb eines meiner Lieblingsmotive,<br />
weil ich ja selbst<br />
einmal Musiker gewesen bin und<br />
meine frühere Leidenschaft nicht<br />
aus den Augen verlieren wollte.<br />
(grinst)<br />
Was waren deine jüngsten Projekte?<br />
Unter anderem das große<br />
Stadtfest Schweinfurt 2012, aber<br />
auch kleinere Clubkonzerte wie<br />
das Mach Krach!-Festival oder der<br />
Newcomer Contest. Für nächstes<br />
Jahr ist z. B. schon das Umsonst<br />
und Draußen-Festival (2013) in<br />
Würzburg geplant, das ich mir<br />
gerne anschauen und einfach sehen<br />
möchte, was so kommt.<br />
Würdest du sagen, dass sich vom<br />
Aufwand her unterscheidet,<br />
welches Musikgenre du gerade<br />
fotografierst? Einen großen<br />
Unterschied gibt es da nicht. Ich<br />
würde sagen, bei Livemusik macht<br />
die Stimmung viel aus. Je besser die<br />
Stimmung, desto besser das Foto.<br />
Wobei sich ein Rockkonzert durch<br />
die schnelleren Bewegungen doch<br />
etwas komplizierter gestaltet.<br />
Was ist denn so ein typisches<br />
Problem beim Fotografieren von<br />
z. B. engen Clubkonzerten? Das<br />
Einzige, was manchmal anstrengend<br />
sein kann, ist das Licht.<br />
Damit meine ich z. B. rotes Licht.<br />
Da man in diesem Fall noch die<br />
Kameraeinstellungen verändern<br />
muss, um brauchbare Bilder<br />
hinzubekommen. Aber dazu fehlt<br />
meistens die Zeit. Ein kooperati-<br />
ver Lichtmischer ist da aber sehr<br />
hilfreich.<br />
Für die Spezialisten unter uns<br />
wäre es auch sehr interessant, zu<br />
wissen, welche Technik du bevorzugst<br />
und wieso. Ich benutze eine<br />
Canon EOS 60D, meistens mit<br />
einem lichtstarken 50mm F1,4-<br />
Objektiv, ebenfalls von Canon. Als<br />
Zoomobjektiv ein Canon L70-<br />
200mm F4. Vorher habe ich ein<br />
älteres Modell von Sony benutzt,<br />
dieses dann aber wieder verkauft.<br />
Bei der Canon ist das Rauschverhalten<br />
einfach besser und die<br />
Bilder sind, so finde ich zumindest,<br />
dadurch im Nachhinein etwas<br />
leichter zu bearbeiten. Da benutze<br />
ich am liebsten Photoshop Lightroom<br />
4 und Photoshop CS 6.<br />
Könntest du dir das Fotografieren<br />
hauptberuflich vorstellen? Ehrlich<br />
gesagt: Jein. Es ist schwer, sich<br />
auf einem so großen Markt wie<br />
dem der Fotografie zu behaupten.<br />
Aber die Vorstellung, davon leben<br />
zu können, ist doch ganz schön.<br />
Aber es wird, denke ich, ein Hobby<br />
bleiben. Trotzdem. Wie hat es ein<br />
Bekannter so schön gesagt: Man<br />
weiß nie, wo einen der Weg hinführt!<br />
(lacht)<br />
Kann man dich für Veranstaltungen<br />
buchen? Ja klar. Am besten<br />
geht das über meine E-Mail Adresse:<br />
AHartling@gmx.de.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Sophia Binder
24 Redstuff<br />
Mach Krach! –<br />
Vom Tatort bis zur Frauenpower<br />
Wofür ist bei uns Platz? – Genau!<br />
Für junge, talentierte Künstler, die<br />
Werbung gut gebrauchen können!<br />
Ein solcher ist Sophia Binder aus<br />
Schweinfurt. Das liegt in Bayern,<br />
Unterfranken. Eigentlich studiert<br />
sie Germanistik. Ihren ehrenamtlichen<br />
Veranstaltungsdienst Mach<br />
Krach! betreibt sie nur nebenbei.<br />
Und das dennoch mit einigem<br />
Erfolg!<br />
Spezialisiert ist sie auf Konzerte, vor<br />
allem in den Bereichen Newcomer<br />
und –förderung. Es ist ihr wichtig,<br />
dass junge Menschen, die Bands<br />
gründen, auch die Möglichkeit<br />
haben, sich zu präsentieren. Dabei<br />
verdient sie zwar kein Geld, aber das<br />
ist ihr hierbei auch nicht so wichtig.<br />
Angefangen hat das Ganze 2010.<br />
Damals spielte sie selbst noch<br />
in einer Schülerband und es gab<br />
einfach nicht genügend Auftrittsmöglichkeiten<br />
in ihrer Gegend.<br />
Vor allem keine, die junge Bands<br />
nicht schamlos ausbeuteten. Also<br />
beschloss sie, selbst Konzerte zu organisieren.<br />
In ihrer Heimatstadt war<br />
das auch sehr gut möglich. Das hier<br />
ansässige Kulturhaus Stadtbahnhof<br />
und auch das Jugendhaus Schweinfurt<br />
hätten Jugendliche mit Eigeninitiative<br />
immer gerne unterstützt.<br />
2011 hat sie damit begonnen, neben<br />
der Schule bei der Blues Agency zu<br />
jobben. „Das ist ein lokales Unternehmen“,<br />
erklärt sie, „das zum<br />
Beispiel das Honky Tonk-Festival<br />
veranstaltet, hier in der Gegend eine<br />
große Sache. Dort habe ich wirklich<br />
viele Sachen gelernt, die mir heute<br />
sehr nützlich sind: Finanzierung,<br />
Catering, Sponsorensuche; das sind<br />
alles wichtige Aspekte!“<br />
Warum machst du, was du machst?<br />
„Als ich selbst noch in einer Band<br />
gespielt habe, habe ich oft die<br />
Erfahrung machen müssen, als<br />
Musikerin belächelt zu werden.<br />
Gerade dann, wenn man keine<br />
Sängerin ist. Du kannst noch so gut<br />
sein oder noch so viel Spaß an der<br />
Musik haben, trotzdem bekommt<br />
man immer Sätze zu hören wie:<br />
‚Na gut, nicht schlecht für ein<br />
Mädchen!‘ Auf Dauer strengt das<br />
an. Jetzt, da ich Veranstalterin bin,<br />
müssen die Herren Musiker vor mir<br />
kuschen! (lacht) Oh je! Das klang<br />
jetzt bestimmt kratzbürstig! Was ich<br />
eigentlich damit sagen wollte, war:<br />
Ich habe nicht nur wegen meiner<br />
eigenen Band angefangen, Konzerte<br />
zu veranstalten, sondern auch, weil<br />
ich mir etwas Respekt verdienen<br />
wollte, als Frau in der Musikszene,<br />
wenn schon nicht als Musikerin!“<br />
Hast du irgendwelche besonderen<br />
Erfahrungen gemacht? (grinst)<br />
„Da gibt es einige. 2011 war ich<br />
wieder mal als Bandbetreuerin auf<br />
dem Umsonst & Draußen-Festival<br />
in Bad Kissingen tätig. Damals<br />
forderte der Sänger einer bekannten<br />
Band aus der Gegend eine Flasche<br />
Jack Daniels von mir, obwohl das<br />
nicht im Vertrag stand. Ich kann<br />
mich nicht erinnern, wie oft ich<br />
versucht habe, ihm das zu erklären.<br />
Natürlich trat dann wieder das<br />
‚Rockstarphänomen‘ ein: Der Sänger<br />
weigerte sich, auf die Bühne zu<br />
gehen, wenn er nicht sofort seinen<br />
Jack bekäme. Das habe ich nicht mit<br />
mir machen lassen. Kurz vor seinem<br />
Auftritt war er dann schrecklich<br />
kleinlaut. Manchmal verstehe ich<br />
die Musiker nicht. Warum sind sie<br />
der Meinung, dass man unglaublich<br />
breit sein muss, um eine gute Show<br />
abzuliefern?“<br />
Womit hat das bei dir angefangen?<br />
Deine Liebe zur Musik? „Das Lied,<br />
das mich geprägt hat, als ich elf<br />
Jahre alt war, war ‚American Idiot‘<br />
von Green Day. Von da an habe ich<br />
immer mehr die Rockmusik-, aber<br />
auch die Punk-, Hardcore- und Ska-<br />
Nischen erforscht. Zurzeit höre ich<br />
am liebsten Riot Grrrl. Das ist eine<br />
meiner Meinung nach unterschätzte<br />
Musikrichtung aus den 90ern. In<br />
diesem Genre gibt es hauptsächlich<br />
Bands mit einer kompletten Frauen-<br />
Besetzung. Manchmal frage ich<br />
mich, ob das heutzutage überhaupt<br />
noch möglich wäre. Viele Mädchen,<br />
glaube ich, haben das Gefühl, niemals<br />
so gut sein zu können wie ihre<br />
männlichen Vorbilder. Vielleicht<br />
fehlt es ihnen aber auch einfach<br />
nur an Interesse. Ich würde mich<br />
freuen, wenn mehr Mädchen zu<br />
Instrumenten greifen würden. Dann<br />
könnte endlich mal der Freund das<br />
Gitarrencase zum Auftritt schleppen!“<br />
(lacht)<br />
Willst du das weiterhin eher ländlich<br />
halten oder hast du vor, in die<br />
Großstädte zu ziehen? „Zugegeben:<br />
Ich bin sehr heimatverbunden. Und<br />
gerade das ist schlecht in diesem<br />
Job. Wenn man die Konzertveranstalterei<br />
als Hauptberuf anstrebt,<br />
muss man mobil sein. Man muss<br />
auch gewillt sein, Aspekte wie<br />
Familie zurückzustellen. Anfangs<br />
habe ich mich nach einem Ausbildungsberuf<br />
dieser Richtung umgesehen.<br />
Naiv wie ich bin, nur hier in<br />
der Umgebung. Natürlich habe ich<br />
nichts gefunden. Danach habe ich<br />
mich zum Studium entschlossen.<br />
Konzerteveranstalten wird vielleicht<br />
nie mein Hauptberuf werden, aber<br />
falls sich irgendwann doch mal eine<br />
einmalige Gelegenheit bieten sollte,<br />
wäre ich der Sache absolut nicht<br />
abgeneigt!“<br />
Und fernab aller Musik? „Träume<br />
hat man ja bekanntlich viele. Zwei<br />
gibt es aber doch, die mir ganz<br />
besonders am Herzen liegen. Zuerst<br />
einmal der egoistischere: Irgendwann<br />
möchte ich Drehbücher für<br />
den Tatort schreiben. (grinst) Das ist<br />
jetzt vielleicht etwas ganz anderes,<br />
aber der Sonntagabend gehörte jeher<br />
dem Ersten! Neben den Konzerten<br />
schreibe ich nämlich auch ganz<br />
gerne mal was. Vielleicht hilft mir<br />
mein Studium ein wenig dabei.<br />
Der andere Traum geht wieder<br />
eher in die musikalische Richtung:<br />
Ich möchte Mädchen musikalisch<br />
fördern. Ihnen zeigen, dass es nicht<br />
‚unsexy‘ oder ‚anti-mädchenhaft‘ ist,<br />
gut am Bass oder an den Drums zu<br />
sein. Bei uns in Bayern gibt es da<br />
eine tolle Initiative. Sie heißt Ohura<br />
und fördert Mädchen genau so<br />
wie ich es einmal machen möchte.<br />
Schaut ruhig mal auf deren Seite<br />
vorbei: www.facebook.com/pages/<br />
Ohura/169596703051338?ref=ts&<br />
fref=ts<br />
Referenzen? „Hier in der Gegend<br />
habe ich bei fast allem Relevantem<br />
mitgearbeitet, was es im Bereich<br />
der Livemusikveranstaltung so gibt.<br />
Vom Honky Tonk über Umsonst<br />
& Draußen bis hin zum Newcomer<br />
Contest war quasi alles schon einmal<br />
dabei. Alle Referenzen stehen auch<br />
auf der Mach Krach!-Facebookseite:<br />
www.facebook.com/pages/Mach-<br />
Krach/143227395767347?ref=ts&<br />
fref=ts.<br />
Wenn ihr eine junge Band seid und<br />
Hilfe, Tipps braucht, einfach fragen!<br />
Ich antworte gerne! Schreibt einfach<br />
an: machkrach@rocketmail.com.<br />
Benedikt Behnke
26 julian ruppel<br />
open scene 27<br />
Julian Ruppel,<br />
Tontechniker<br />
Open Scene<br />
im Kunsthaus Troisdorf<br />
Heutzutage ist es fast schon üblich, dass vor allem junge Bands ihren Ton bei Konzerten selber regeln, oder dass ein Mitarbeiter<br />
der Location die Technik übernimmt – was meistens eher unzufriedenstellend ausfällt. Darum gibt es Leute wie<br />
Julian Ruppel aus Schwäbisch Hall, die sowas gerne übernehmen:<br />
Wie bist du zum Tontechnikersein<br />
gekommen? „Das war vor etwa sieben<br />
Jahren. Ich habe damals in der Schule<br />
angefangen, die Aulatechnik zu managen,<br />
wobei ich merkte, dass es mir<br />
viel Spaß macht. Dann bin ich kurze<br />
Zeit später im Club Alpha 60 e.V. (ein<br />
soziokulturelles Zentrum in Schwäbisch<br />
Hall) dem AK-Technik beigetreten und<br />
habe angefangen, dort zu ‚lernen‘. Das<br />
Ganze ging ca. eineinhalb Jahre so, bis<br />
ich das erste Konzert alleine übernehmen<br />
musste, weil kein anderer da war, der<br />
hätte einspringen können. Und seitdem<br />
mische ich alleine Konzerte und habe<br />
dadurch auch einige Musikgenres lieben<br />
gelernt, die ich vorher nicht kannte bzw.<br />
zu anfangs eigentlich gar nicht mochte.“<br />
Was sind deine Aufgaben bei einem<br />
Auftritt? „Zunächst das Rausräumen der<br />
Technik und deren Aufbau, Verkabelung,<br />
das Inbetriebnehmen der Anlage, Instrumente<br />
zu mikrofonieren, zu verkabeln,<br />
und schließlich: der Soundcheck mit den<br />
Bands! Beim Auftritt selbst meist nur<br />
kleine Korrekturen im Sound. Aber das<br />
ist sehr verschieden. Manchmal passt es<br />
auch das ganze Konzert über, ohne, dass<br />
man etwas korrigieren müsste.“<br />
Was macht dir daran am meisten Spaß?<br />
„Die Arbeit mit den Bands. Aber auch,<br />
den Livesound so klingen zu lassen, wie<br />
es die Band will, und gleichzeitig so, dass<br />
auch die Besucher zufrieden sind und<br />
gern wieder zu Konzerten kommen, bei<br />
denen ich mische.“<br />
Wie kann man so was am besten lernen,<br />
bzw.: Hast du Tipps für Neulinge in der<br />
Tontechnik? „Bei mir war das ja eher<br />
learning by doing. Aber beispielsweise<br />
kann man sich auch an Jugendzentren<br />
richten. Viele haben ihre eigene Technikabteilung<br />
und bieten Unterricht an oder<br />
sogar, selbst Konzerte zu übernehmen.<br />
Ein Tipp wäre zum Beispiel, sich am<br />
Anfang nicht zu übernehmen und sich<br />
Ratschläge bei erfahreneren Leuten zu<br />
hohlen.“<br />
Hast du noch weitere Pläne und<br />
Ziele in dieser Richtung? „Ja, ich habe<br />
demnächst vor, mich neben meinem<br />
Hauptberuf selbständig zu machen, um<br />
mehr Erfahrungen auch anderorts zu<br />
sammeln.“<br />
Wie kann man dich kontaktieren und<br />
wie würden deine Kosten und Leistungen<br />
aussehen? „Man kann mich als<br />
Tontechniker über Stay True buchen.<br />
Das Label ist für das Booking von Bands<br />
gedacht, sowie zur Organisation von<br />
Konzerten. Über Kosten habe ich mir<br />
noch nicht so viele Gedanken gemacht,<br />
da es mir schwer fällt, meine eigene Leistung<br />
zu bewerten. Die Leistungen gehen<br />
vom Kofferjob bis zum Stellen kompletter<br />
PAs (bis auf Anlage und Monitoring),<br />
da ich einen Großteil der Technik selbst<br />
besitze.“<br />
Infos unter<br />
www.facebook.com/<br />
staytruesoundbooking?fref=ts<br />
und<br />
Stay True | Concerts / Booking / Sound<br />
Sehr erfreulich, was am 25. Jan. 2013 im Kunsthaus Troisdorf begann.<br />
Ein Treffen von Musikern und Zuhörern in den Räumen des Kunsthauses<br />
Troisdorf im Rhein-Siegkreis, etwas östlich von Bonn.<br />
(Aktuelles unter www.facebook.com/groups/kunsthausjam/<br />
oder http://www.openscene.de)<br />
Der Beginn einer Reihe von mehr oder weniger spontanen<br />
Auftritten zahlreicher Musiker im Kunsthaus<br />
Troisdorf, wo Musikanlagen und ein Schlagzeug auf<br />
einer Bühne bereit standen. Je nach Können bekamen die<br />
Musiker ca. 15–30min Zeit für ihre Vorführung.<br />
Solche zusammen gewürfelten Darbietungen haben aus<br />
dem Englischen die Bezeichnung Jam (Brei) oder Jam<br />
Session. Es erfordert einiges an Können, in dieser Situation<br />
wirklich anhörbare Musik zu machen. Aber selbst<br />
nach 23:00 Uhr war es noch voll genug, um zu beweisen,<br />
dass ein großer Teil der Zuhörer Spaß hatte.<br />
Musikalisch wurde eine bunte Mixtur von Kunstperformance<br />
über Bluesrock bis hin zu Balkan meets funky<br />
Hardrock präsentiert. Schon heute scheint garantiert,<br />
dass es jedes Mal neue Überraschungen geben wird.<br />
Natürlich war dies eine Einführungs-Veranstaltung, und<br />
so gab es trotz des erfahrenen Organisators Sven Axer<br />
viele kleine Unsicherheiten. Wer spielt mit wem; ja,<br />
wer ist das eigentlich? Es war sehr spannend. Viele<br />
Musiker konnten neue Kollegen kennen lernen.<br />
Und viele Zuhörer aus dem Rhein-Sieg-Kreis<br />
stellten erfreut fest, was Gutes es bei ihnen noch gab.<br />
Eine ganze Reihe der Musiker hat sich inzwischen<br />
schon auf der oben angegebenen Facebook-Seite der<br />
Session begeistert geäußert.<br />
Und das war erst das erste Konzert einer monatlichen<br />
Reihe im Kunsthaus Troisdorf. Das wird sich<br />
gewiss noch rum sprechen, sei es bei den Zuhörern,<br />
sei es bei mehr Musikern. Zukünftig wird auch<br />
noch die diesmal fehlende Bühnenbeleuchtung für<br />
besseren Durchblick und Stimmung sorgen.<br />
So eröffnen sich auch neue Chancen für den Raum<br />
Bonn, der einst eine überaus lebhafte Musikszene<br />
hatte.<br />
Josi<br />
Andreas Gruner
28 Max Marquardt – Schwarz & rund<br />
SCHWARz & RUND<br />
Max Marquardt<br />
Max Marquardt über den fulminanten Aufstieg, nein, das mirakulöse Comeback eines zeitlosen Tonträgers als<br />
Statussymbol und letzte Rettung: die Schallplatte.<br />
Mattschwarz, 30cm Durchmesser,<br />
in der Mitte ein buntes Etikett. Aller<br />
Prognosen zum Trotz feiert sie ihre<br />
Wiedergeburt. Nach fast dreißig Jahren<br />
hält Musik auf Vinyl wieder Einzug in<br />
deutsche Wohnzimmer. Und das mitten<br />
im digitalen Zeitalter.<br />
Es ist ein Comeback, mit dem niemand<br />
gerechnet hat. Auch, wenn es<br />
vielleicht noch zu früh ist, von einer<br />
medialen Konvergenz zu sprechen – ein<br />
vorherrschender Impetus zum Plattenspieler<br />
ist bereits allgegenwärtig.<br />
Seit Ende 2012 kommen die Verkäufe<br />
von Schallplatten erstmals wieder der<br />
Millionengrenze nahe. Gingen 20<strong>02</strong><br />
rund 300.000 der schwarzen Tonträger<br />
in Deutschland über die Kassentische,<br />
so waren es im Jahre 2011 schon knapp<br />
700.000.<br />
Die Rückkehr der Schallplatte ist<br />
überraschend. War das Hauptmedium<br />
der 1960er und 1970er Jahre lange Zeit<br />
ein Produkt für Puristen und Sammler,<br />
so feiert das schwarze Polyvinylchlorid<br />
im Jahre 2013 ein fulminantes Zweitdebut!<br />
Es scheint, als hätte Sonys Compact<br />
Disc ausgedient. Leitete sie Anfang 1980<br />
eine neue Ära des Musikmediums ein,<br />
so ist die CD längst dem praktischen<br />
MP3-Player unterlegen. Nicht zuletzt<br />
aufgrund des geringen Speichervolumens.<br />
Was kann ein Produkt schon wert<br />
sein, das man binnen weniger Minuten<br />
am Computer selbst erstellen kann?<br />
Sonys Lichtscheibe ist verkommen, zu<br />
dem wertlosen Produkt einer seelenlosen<br />
Plastikpopkultur.<br />
2001 galt mit 133,7 Millionen Verkäufen<br />
das umsatzstärkste Jahr dem kleinen<br />
Datenträger. Bis 2012 haben sich die<br />
CD-Verkäufe auf unter 90 Millionen<br />
verkaufte Einheiten eingependelt. Der<br />
Verkauf von Vinyl-Platten hingegen<br />
wächst hingegen seit 20<strong>02</strong> beständig<br />
weiter, und die Produktion kommt kaum<br />
nach.<br />
In Deutschland gibt es nur noch wenige<br />
Werke, die sich auf das Pressen von<br />
Schallplatten spezialisiert haben. Eines<br />
davon ist die Pallas-Group mit Sitz in<br />
einer kleinen Gemeinde namens Diepholz.<br />
Hier werden Schallplatten mit<br />
Maschinen gepresst, die ebenso alt sind<br />
wie das Produkt, das sie zu Tage fördern.<br />
Mit einem Faible für romantische Nostalgie<br />
hat dies allerdings wenig zu tun.<br />
Seit den 1970er Jahren wurden keine<br />
Pressautomaten mehr für Vinylplatten<br />
hergestellt. Erschwerend kommt hinzu,<br />
dass somit auch dringend benötigte<br />
Ersatzteile mühsam aufgetrieben oder<br />
gar angefertigt werden müssen. Trotz<br />
eines scheinbar aufkeimenden Booms<br />
der schwarzen Platten, limitiert sich<br />
die Industrie durch ihre altbekannte<br />
Trägheit selbst.<br />
Recherchiert man ein paar Dekaden<br />
zurück, so bemerkt man unweigerlich,<br />
dass die Musikindustrie in den frühen<br />
1980er Jahren allen Warnungen zum<br />
Trotz beharrlich an der Vinylproduktion<br />
festhielt. Das damalige Argument<br />
Compact Discs würde sich nicht auf<br />
dem Musikmarkt behaupten können<br />
und die Schallplatte sei das absatzstärkste<br />
Medium weltweit, wurde innerhalb<br />
weniger Jahre widerlegt. Und die<br />
Geschichte sollte sich ein weiteres Mal,<br />
genau 15 Jahre später, mit der kommerziellen<br />
Einführung von sogenannten<br />
MPEG-Audi-Layer II-Dateien, sprich:<br />
dem MP3-Player – wiederholen. Auch,<br />
wenn es sich bei letztgenanntem System<br />
um komprimierte Musik handelt, deren<br />
Klangspektrum niemals die Qualität<br />
erreichen wird, die Kenner und<br />
Schallpuristen einfordern. Die MP3<br />
eroberte den Markt im Sturm. Selbst<br />
in subkulturellen Jugendbewegungen<br />
oder im idealistischen Rock und<br />
Heavy Metal, dessen Szene aufgrund<br />
ihrer Sammelleidenschaft jahrelang<br />
ein Garant für hohe Absätze auf dem<br />
Tonträgermarkt war, brachen plötzlich<br />
die Verkäufe von CDs drastisch ein. Die<br />
blitzschnelle Verbreitung von digitaler<br />
Musik über das Internet entwickelte<br />
sich explosionsartig! Mit einem Haken:<br />
Niemand verdiente daran! Weder die<br />
Künstler noch das Business.<br />
Die Musikbranche reagierte zu spät.<br />
Die einst milliardenschwere Industrie<br />
hat sich ihren Sarg selbst gezimmert,<br />
nur der Deckel ist noch nicht vernagelt.<br />
Für Sauerstoffzufuhr könnte bald das<br />
aufkeimende Vinyl-Revival sorgen.<br />
Immer mehr Bands und Künstler greifen<br />
wieder auf das altbewährte Medium der<br />
Schallplatte zurück. Vinyl ist individuell,<br />
hebt sich von der Masse ab, ist hip und<br />
inzwischen wieder voll im Trend. Ganz<br />
ohne MP3 geht es aber auch hier nicht.<br />
Kleine Flyer mit einem Download-<br />
Link werden immer öfter den Platten<br />
beigelegt. Zwei in Einem: So kommt der<br />
Käufer sowohl in den Genuss des analog<br />
entschleunigten Musikhörens als auch<br />
dem des audiellen Schnellkonsums in<br />
der Straßenbahn. Schallplatten können<br />
für das Zweifache verkauft werden, bei<br />
gleichbleibenden Produktionskosten.<br />
Kritiker argumentieren, dass ein<br />
Comeback vor allem wegen der geringen<br />
Nachfrage und Produktion an Schallplattenspielern<br />
unwahrscheinlich ist.<br />
Vinyl würde lediglich bei einem „speziellen“<br />
Käuferklientel bleiben, und somit<br />
sei die Nachfrage von vornherein limitiert.<br />
Das Medium als Relikt „besserer“<br />
Zeiten sei alleine schon aufgrund seiner<br />
Unzuverlässigkeit und Imperfektion für<br />
eine breite Masse untauglich.<br />
Aber gerade dieser Imperfektionismus<br />
macht die Vinylplatte zu etwas Besonderem.<br />
Der ausschlaggebende Faktor<br />
heißt Zeit. Musik auf Vinyl hört man<br />
anders als auf dem MP3 Player oder der<br />
Nebenherbesäuselung einer Compact<br />
Disc. Man kann weder hastig durch die<br />
Titel zappen, noch auf Shuffle klicken.<br />
Man beschäftigt sich wieder intensiver<br />
mit Musik, man setzt sich mit ihr geduldiger<br />
auseinander – alleine das Auflegen<br />
und gebannte Warten, das charakteristische<br />
Knistern, bevor ein warmer,<br />
sonorer Klang den Raum durchflutet,<br />
gleicht einem heiligen Ritual.<br />
Diese (Lebens-) Qualität scheint Staub<br />
angesetzt zu haben, denn Vinylhören ist<br />
Luxus, und Musik-Konsum auf hohem<br />
Niveau. Es ist Genuss für Genießer. Und<br />
vielleicht ist es eine Marktlücke für eine<br />
Gesellschaft, die auf der Suche nach<br />
subjektiver Identität und Zugehörigkeit<br />
ist.<br />
Es bleibt also Abzuwarten, ob sich<br />
die Schallplatte tatsächlich durchsetzen<br />
kann oder nach wie vor etwas für<br />
Klangpuristen und Sammler bleibt. Und<br />
wenn die breite Masse Ehrlichkeit und<br />
Authentizität wiederentdecken<br />
Benedikt<br />
sollte,<br />
Behnke<br />
dann wäre ihre Wiedergeburt besiegelt.<br />
Doch Veränderungen begünstigen nur<br />
den, der darauf vorbereitet ist.
info@unsignedsounds.de und auch du kannst eine Seite in unserem Magazin buchen<br />
Die zweitbeste Band der Welt! Nach dem Plot!<br />
Deutscher Sprechgesang mit Band!<br />
Der Plot im Web:<br />
www.derplot.de • facebook.com/derplot<br />
youtube.com/user/theplotno1 • soundcloud.com/derplot