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§<br />

Auskunftspflichten<br />

gegenüber Erben 1 Hans Rainer Künzle 2<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Einleitung<br />

A. Schweiz<br />

1. Banken<br />

2. Stiftungen und Trusts<br />

3. Lebensversicherungen<br />

B. Liechtenstein<br />

1. Banken<br />

2. Stiftungen und Trusts<br />

3. Lebensversicherungen<br />

C. Österreich<br />

1. Banken<br />

2. Stiftungen und Trusts<br />

3. Lebensversicherungen<br />

D. <strong>Deutsch</strong>land<br />

1. Banken<br />

2. Stiftungen und Trusts<br />

3. Lebensversicherungen<br />

E. Ergebnisse<br />

A. Schweiz<br />

1. Banken<br />

a. Gesetzliche Grundlagen<br />

a) Die gesetzliche Grundlage für die vertragliche<br />

Auskunftspflicht der Banken an die Erben setzt beim<br />

Vertrag ein, welchen der Erblasser mit der Bank<br />

vor seinem Tod abge schlossen hat. Dies war ein (irgendwie<br />

gearteter) Auftrag, 3 bei welchem der Umfang<br />

der Rechenschaft in Art. 400 OR geregelt ist:<br />

«Der Beauftragte ist schuldig, auf Verlangen jederzeit<br />

über seine Geschäfts füh rung Rechenschaft abzulegen<br />

und alles, was ihm infolge derselben aus irgendeinem<br />

Grunde zu ge kommen ist, zu erstatten.»<br />

Durch Universalsukzession (Art. 560 ZGB) wird das<br />

Auskunftsrecht des Erblassers auf die Erben übertragen.<br />

Im internationalen Verhältnis gilt für die Bestimmung<br />

des anwendbaren Rechts das Vertragsstatut<br />

(Art. 117 IPRG) und für die Zuständigkeit ist das<br />

Lugano-Übereinkommen (LugÜ) zu beachten. 4<br />

Einleitung<br />

Erben sind zur Durchsetzung ihrer Rechte im<br />

Nachlass häufig auf Informationen angewiesen,<br />

zu welchen sie nur kommen, wenn die (anderen)<br />

Erben oder Dritte ihnen aufgrund von Auskunftspflichten<br />

diese Informationen liefern. Im Folgenden<br />

soll verglichen werden, wie weit die Aus kunftspflicht<br />

von Banken, Beteiligten an Strukturen<br />

(Stiftungen/Trusts) und Lebensversicherungen gehen<br />

und zwar in der Schweiz, in Liechtenstein,<br />

Österreich und <strong>Deutsch</strong>land. Die Ausführungen<br />

können nur einen ersten Überblick über die<br />

Rechtslage in den vier Ländern geben und wollen<br />

zur weiteren Entwicklung dieser Rechte anregen,<br />

insbesondere aus einer rechtsvergleichenden Betrachtung<br />

heraus.<br />

1 Ausführliche Fassung eines Vortrags, welchen ich am<br />

7. Februar 2012 bei der Society of Trust and Estate Practitioners<br />

(STEP) Basel (www.step-ch-fl.com/public/centres/basel/)<br />

gehalten habe.<br />

2 Prof. Dr. Hans Rainer Künzle, Rechtsanwalt, Titularprofessor<br />

für Privatrecht und Privatrechtsvergleichung an<br />

der Universität Zürich (www.rwi.uzh.ch/lehreforschung/<br />

tp/tit-kuenzle.html), Partner von KENDRIS AG, Wengistrasse<br />

1, 8026 Zürich 4 (www.kendris.com).<br />

3 Im schweizerischen Recht wird die Bankbeziehung nicht<br />

als Ganzes vom Auftragsrecht erfasst, sondern die einzelnen<br />

Elemente, vgl. Claude Bretton-Chevallier/<br />

Mégevand Notter, La banque face aux demandes de<br />

renseignements des héritiers – Aspects contractuels,<br />

successoraux et de droit international privé, Not@lex<br />

2011, 124: «Le droit suisse ne reconnaît pas la notion de<br />

contrat bancaire général, espèce de contrat cadre applicable<br />

à toute relation entre un client et sa banque.»<br />

4 Vgl. Andreas Schröder, Erbrechtliche Informationsansprüche<br />

oder: die Geister, die ich rief …, successio 5<br />

(2011) 189, 193.<br />

256 successio 4/12


) Die gesetzliche Grundlage für die erbrechtliche<br />

Auskunftspflicht der Banken an die Erben setzt bei<br />

der gegenseitigen Auskunftspflicht unter den Erben<br />

an: Nach Art. 607 Abs. 3 ZGB haben Miterben,<br />

«die sich im Besitze von Erb schafts sachen befinden<br />

oder Schuldner des Erblassers sind, … hierüber<br />

bei der Teilung ge nauen Aufschluss zu geben».<br />

Nach Art. 610 Abs. 2 ZGB haben sie (sc. die Erben)<br />

«einan der über ihr Verhältnis zum Erblasser alles<br />

mitzuteilen, was für die gleichmässige und ge rechte<br />

Verteilung der Erbschaft in Berücksichtigung fällt».<br />

Diese Normen werden analog auf Dritte (wie hier<br />

5 Vgl. ZBJV 75 (1939) 158.<br />

6 Vgl. SJ 67 (1945) 281.<br />

7 Vgl. BGE 89 II 93.<br />

8 Vgl. ZR 91 (1992) Nr. 64.<br />

9 Vgl. BGE 133 III 664 = 5C.8/2007 = SJ 130 (2008) I 98 =<br />

SJZ 103 (2007) 584.<br />

10 Vgl. BGE 133 III 664, 668 E. 2.6: Es spielt keine Rolle,<br />

wenn «nicht mit Sicherheit feststeht, ob überhaupt Einzahlungen<br />

durch den Erblasser erfolgt sind»; es liegt «in<br />

der Natur der Sache, dass es im Zusammenhang mit dem<br />

Erbgang zu Wissensdefiziten und zum Verlust von Belegen<br />

über die entsprechenden Vorgänge kommen kann».<br />

11 Vgl. ZR 109 (2010) Nr. 37.<br />

12 Ebenso schon ZR 101 (2002) Nr. 26 E. 3.1.<br />

13 Vgl. ZR 109 (2010) Nr. 37 E. 2.5: «die Bank hat Fragen<br />

auch dann zu beantworten, wenn sie ihr als belanglos erscheinen»;<br />

vgl. dazu auch Brigitte Hürlimann, Recht im<br />

Spiegel der NZZ, NZZ vom 9. September 2009, NZZ<br />

208-51.<br />

14 Vgl. BGer. 4A_688/2011 vom 17. April 2012.<br />

15 Davon zu unterscheiden sind die Anforderungen an Auskunftsgesuche<br />

im Rahmen von Steuer- und Strafverfahren,<br />

vgl. dazu etwa Alexander M. Glutz, Beschwerde<br />

ans Bundesgericht gegen Entscheide des Bundesverwaltungsgerichts<br />

auf dem Gebiet der internationalen<br />

Rechtshilfe in Strafsachen (Art. 84 BGG) – Die materielle<br />

Abgrenzung von Amts- und Rechtshilfe am aktuellen<br />

Beispiel der strafprozessual unzulässigen amerikanischen<br />

«fishing expeditions» («Gruppenanfragen»),<br />

ASA 80 (1911) 713 ff.; Flavio Amadò/Giovanni Molo,<br />

Abschaffung des Unterschieds zwischen Abgabebetrug<br />

und Steuerhinterziehung bei der Rechtshilfe in Strafsachen<br />

– Mögliche Konsequenzen für die Amtshilfe im Finanzmarktbereich.<br />

Eine kritische Auseinandersetzung,<br />

AJP 20 (2011) 1369 ff.; Giovanni Molo, Die neue Trennungslinie<br />

bei der Amtshilfe in Steuersachen: Das Verbot<br />

der fishing expeditions und die formellen Anforderungen<br />

an das Gesuch, ASA 80 (2011) 143 ff.; Urs R. Behnisch,<br />

Neuere Entwicklungen der internationalen Amtshilfe<br />

im Bereich der direkten Steuern, STH 84 (2010)<br />

165 ff.<br />

16 Vgl. BGer. 5A_638/2009 vom 13. September 2010 E. 3.3.5;<br />

anders noch Maurice Aubert/Jeanne Terracina, Respon<br />

sabilité des banques suisses à l’égard des Héri tiers,<br />

SJZ 92 (1996) 139: «Mais il doit rendre plausible que ces<br />

renseignements sont nécessaires afin de sauvegarder ses<br />

intérêts contre la banque …»<br />

die Banken) übertragen. Im internationalen Verhältnis<br />

gilt für die Bestimmung des anwendbaren<br />

Rechts das Erbstatut (Art. 90 ff. IPRG) und die Zuständigkeit<br />

bestimmt sich nach Art. 86 ff. IPRG.<br />

b. Praxis<br />

a) Die Gerichtspraxis zur Auskunftspflicht der Banken<br />

in Bezug auf das Bankkonto machte in der<br />

Schweiz eine bemerkenswerte Entwicklung durch,<br />

von der Verneinung der Auskunft bis zur umfassenden<br />

Gewährung derselben: 1939 hat die Privatsphäre<br />

eine Auskunft der Bank gegenüber den Erben<br />

noch verhindert. 5 1945 wurde Auskunft gewährt,<br />

allerdings beschränkt auf die Zeit seit dem letzten<br />

Richtigbefund. 6 1963 hat sich das Bundesgericht<br />

erstmals für die zeitlich unbeschränkte Auskunft<br />

ausgesprochen. 7 1991 wurde die Rechtsprechung<br />

dahingehend ergänzt, dass auch provisorische Erben<br />

ein Auskunftsrecht besitzen. 8 2007 hat das Bundesgericht<br />

9 zusammenfassend festgehalten, (1) dass jeder<br />

Erbe einzeln Auskunft verlangen könne (E. 2.5),<br />

(2) dass Anhaltspunkte zur Begründung genügen<br />

(E. 2.6) 10 , (3) dass der Verweis auf das Bankgeheimnis<br />

(Art. 47 BankG) unbehelflich sei (E. 2.6) und (4)<br />

dass höchstpersönliche Rechte des Erblassers naturgemäss<br />

unvererblich seien, sodass auch die entsprechenden<br />

Informationsrechte nicht auf die Erben<br />

übergehen (E. 2.5). 2010 hat das Handelsgericht<br />

Zürich 11 klargestellt, (1) dass die Auskunftspflicht<br />

der Banken umfassend 12 (nicht auf «relevante» Informationen<br />

beschränkt) 13 (E. 2.5) und (2) unabhängig<br />

von der Auskunftspflicht anderer Dritter<br />

sei (E. 2.5), (3) dass auch bereits erteilte Auskünfte<br />

nochmals gegeben werden müssten (Erw. 2.6) und<br />

(4) keine Vorauszahlungspflicht bestehe (Erw. 2.8).<br />

2012 wurde schliesslich durch das Bundesgericht 14<br />

entschieden, dass auch dar Datenschutz einer Auskunft<br />

nicht entgegenstehe (interne Aufzeichnungen<br />

über Kundeninstruk tionen betreffend Börsengeschäfte).<br />

Von diesen Punkten ist insbesondere die<br />

Frage, welche Unterlagen ein Erbe der Bank genau<br />

vorlegen müsse, um Auskunft zu erhalten, von<br />

entscheidender Bedeutung. Im Zivilrecht 15 herrscht<br />

eine sehr liberale Praxis, indem Anhaltspunkte (wie<br />

Unterlagen über die frühere Kontobeziehung oder<br />

genaue Angaben über das Konto [z.B. IBAN-Nummer])<br />

als Grundlage sicher genügen. Ob auch eine<br />

voraussetzungs lose Auskunft zu erteilen sei (für<br />

eine Negativbescheinigung), ist soweit ersicht lich<br />

durch die Rechtsprechung noch nicht entschieden<br />

worden. Wichtig ist jedenfalls, dass es keinen Interessenachweis<br />

für eine Auskunft braucht. 16<br />

b) Ein Gemeinschaftskonto (compte-joint) begründet<br />

gemeinschaftliches Eigentum der Konto-Inha-<br />

successio 4/12 257


§<br />

Auskunftspflichten gegenüber Erben<br />

ber. Beim Tod eines Konto-Inhabers übernehmen<br />

dessen Erben materiell seine Stellung, also seinen<br />

Anteil (Art. 560 ZGB). 17 Für den Fall, dass das Verhältnis<br />

zwischen den Kontoinhabern nicht näher geregelt<br />

ist, gelten die gesetzlichen Regeln über das<br />

Miteigentum, welche eine hälftige Aufteilung vorsehen<br />

(Art. 646 Abs. 2 ZGB). Eine Regelung, welche<br />

der joint tenancy des common law ähnlich ist (the<br />

survivor takes it all), gibt es in der Schweiz nicht. 18<br />

Diese zivilrechtliche Lage hat zur Folge, dass die Erben<br />

ein Auskunftsrecht über das (ganze) Gemeinschaftskonto<br />

für die Zeit vor dem Tod des Konto-Inhabers<br />

haben. 19<br />

c) Grundsätzlich haben die Erben auch in der Zeit<br />

nach dem Tod des Konto-Inhabers Anspruch auf<br />

Auskunft gegenüber der Bank, weil der Auftrag seit<br />

dem Ableben des Erblassers nun mit den Erben besteht.<br />

Gegen dieses Recht versucht die sog. Erbenausschlussklausel<br />

anzugehen. 2002 und 2006 wurde<br />

von zwei kantonalen Gerichten ausgeführt, dass die<br />

Erbenausschluss klausel eine Auskunft an die Erben<br />

nicht verhindern könne 20 und nichtig sei, wenn<br />

sie die Formvorschriften für letztwillige Verfügungen<br />

nicht einhalte. 21 Das Bezirksgericht Zürich 22<br />

hat demgegenüber 2009 eine (form-)gültig vereinbarte<br />

Erbenausschlussklausel als Hindernis für die<br />

Auskunft gegenüber den Erben nach dem Tod des<br />

Erblassers angesehen. Diese Ansicht teile ich nicht:<br />

Nach Art. 560 ZGB übernehmen die Erben eines<br />

Konto-Inhabers bei dessen Tod materiell seine Stellung.<br />

23 Damit erwerben sie auch seinen Anspruch<br />

auf Auskunft. Bei der Erbenausschlussklausel handelt<br />

es sich um eine letztwillige Verfügung des Erblassers,<br />

mit welcher er über seinen Anteil am Konto<br />

(auf den Zeitpunkt des Todes) verfügt, welche<br />

aber den Auskunftsanspruch der Erben nicht berührt,<br />

24 weil der Erblasser darüber gar nicht verfügen<br />

kann, 25 schon gar nicht rückwirkend und vollständig.<br />

26<br />

d) Im Sinne eines Exkurses sei hier kurz auf das Anwaltsgeheimnis<br />

eingegangen, welches zu Diskus sionen<br />

Anlass gegeben hat. Umstritten ist die Frage,<br />

inwieweit das Anwaltsgeheimnis eine Auskunft an<br />

die Erben verhindere. Zunächst haben sich kantonale<br />

Gerichte zur Frage geäussert, ob und in welchen<br />

Fällen der Rechtsanwalt den Erben Auskunft<br />

erteilen dürfe, ohne von der Aufsichtsbehörde eine<br />

entsprechende Bewilligung zu erhalten. Im Kanton<br />

Zürich herrscht eine liberale Praxis, indem das<br />

Interesse an der Aufklärung eines Tötungsdelikts<br />

am Erblasser 27 , aber auch die gerechte Verteilung<br />

der Erbschaft (Geltendmachung der Pflichtteile)<br />

Grund für die Aufhebung des Anwaltsgeheimnisses<br />

ohne Bewilligungspflicht ist. 28 Im Kanton Basel-Stadt<br />

besteht keine Bewilligungspflicht, wenn<br />

der Anwalt des Erblassers zum Willensvollstrecker<br />

berufen wird. 29 Restriktiver ist dagegen die Praxis<br />

im Kanton Neuenburg, wo der Anwalt in jedem<br />

Fall eine Bewilligung der Aufsichtsbehörde benötigt,<br />

um gegenüber den Erben Auskunft erteilen zu<br />

dürfen. 30 Dann hat das Bundesgericht in BGE 135<br />

III 597 (4A_421/2009) entschieden, dass die Geheimhaltungspflicht<br />

des Anwalts (Art. 13 BGFA)<br />

gegenüber der Rechenschaftspflicht (Art. 400 OR)<br />

vorgehe und Anwälte deshalb grundsätzlich eine<br />

Bewilligung der Aufsichtsbehörde zur Auskunftserteilung<br />

benötigten.<br />

e) Das Bundesgericht hat 2009 31 entschieden,<br />

dass sich die Zuständigkeit für Auskunftsansprüche<br />

der Erben gegen die Bank im internationalen<br />

Verhältnis nach dem Lugano-Übereinkommen<br />

(LugÜ) bestimmt, auch wenn der vertragliche An-<br />

17 Vgl. BGE 94 II 167, 170 ff. E. 4.<br />

18 Vgl. Dominique Rochat/Philipp Fischer, Compte-joint<br />

et clause d’exclusion des héritiers: de la difficulté de servir<br />

plusieurs maitres, successio 4 (2012) 240 ff.; anders<br />

Bretton-Chevallier/Not ter (Fn. 3), Not@lex 2011, 123;<br />

Geneviève Brunner, Der Tod des Bankkunden, Zürich<br />

2011, S. 165 f.<br />

19 Vgl. ZR 109 (2010) Nr. 37 E. 2.4: «Zum Umfang der Auskunftspflicht<br />

ist festzuhalten, dass der Auftraggeber (und<br />

damit dessen Erben …) sämtliche Auskünfte verlangen<br />

kann, die ihn selber betreffen (ZR 64 [1965] Nr. 136 E. 3).<br />

Dies gilt auch beim sog. ‹Compte-joint› …»<br />

20 Vgl. ZR 101 (2002) Nr. 26 E. III/4.2 und BJM 2006, 106.<br />

21 Vgl. ZR 101 (2002) Nr. 26 E. III/4.3; allerdings offen gelassen<br />

vom Handelsgericht Zürich im Urteil vom 26. Juni<br />

2008, ZBGR 93 (2012) 91 Nr. 6.<br />

22 Vgl. Bezirksgericht Zürich (CG080087/U vom 7. Juli<br />

2009), in: Finanzmarktrecht Entwicklungen 2009, hrsg. v.<br />

Andreas Bohrer, Martin Dietrich, Sebastian Harsch,<br />

Andreas Ito, Bern 2010, S. 47 f.<br />

23 Vgl. BGE 94 II 167, 170 f. E. 4a.<br />

24 Ebenso Matthias Häuptli, Kommentar zu Art. 560<br />

ZGB, in: Praxiskommentar Erbrecht, hrsg. v. Daniel Abt<br />

und Thomas Weibel, 2. Aufl., Basel 2011 (zit. PraxKomm-<br />

Häuptli), Art. 560 ZGB N 19.<br />

25 Ebenso ZR 102 (2002) Nr. 26 E. 4.2 S. 103: «Insoweit die<br />

Erbenausschlussklausel das Informationsrecht der Erben<br />

unterbindet oder auf ein Minimum reduziert, dient<br />

sie der Umgehung von erbrechtlichen Vorschriften; sie<br />

ist mithin widerrechtlich und damit gemäss Art. 20 Abs. 1<br />

OR nichtig»; bestätigt durch BJM 2006, 106 E. 6.<br />

26 Zur Unzulässigkeit des vollständigen Verzichts auf Rechenschaft<br />

vgl. hinten, Fn. 56.<br />

27 Vgl. ZR 81 (1982) Nr. 38 E. 2.<br />

28 Vgl. ZR 53 (1954) Nr. 180 S. 376.<br />

29 Vgl. BJM 2002, 280 E. 3b).<br />

30 Vgl. RJN 2005, 284, 299 f.<br />

31 Vgl. BGE 135 III 185, 191 f. E. 3.4.2; bestätigt in BGer.<br />

4A_249/2009 vom 29. Juli 2009 E. 2.1.<br />

258 successio 4/12


32 Vgl. etwa ZR 109 (2010) Nr. 37 E. 2.1.; Handelsgericht<br />

Zürich vom 26. Juni 2008, ZBGR 93 (2012) 91 Nr. 6<br />

E. 3.1.<br />

33 Ebenso Bretton-Chevallier/Notter (Fn. 3), Not@lex<br />

2011, 123.<br />

34 Vgl. BGE 100 II 200, 214 f. E. 9.<br />

35 Vgl. BGer. 4C.108/2002 vom 23. Juli 2002 (Panama Gesellschaft):<br />

Der wirtschaftlich Berechtigte hat keinen<br />

vertraglichen Auskunfts-Anspruch, welcher vererbt werden<br />

könnte (E. 3caa).<br />

36 Vgl. CdJ GE ACJC 87/2003 vom 30. Januar 2003 E. 3, zit.<br />

von Carlo Lombardini, Ayant droit économique et droit<br />

aux renseignements bancaires: deux arrêts de la Cour de<br />

Justice de Genève, relevant 2004 Nr. 2 S. 5 f.: Da kein Vertrag<br />

mit der Bank nachgewiesen werden konnte, fehlte es<br />

in diesem Fall an einem klaren und unbestrittenen Anspruch,<br />

welcher zur Anordnung einer provisorischen<br />

Massnahme (Art. 324 der Genfer Zivilprozessordnung)<br />

notwendig gewesen wäre.<br />

37 TA TI vom 27. Juni 2002, zit. von Lombardini (Fn. 36), relevant<br />

2004 Nr. 2 S. 2 f.: Ein grundsätzlich gegebener Anspruch<br />

ist aufgrund einer Interessenabwägung dann abzulehnen,<br />

wenn es dem ausdrücklichen Wunsch des<br />

Erblassers zuwider lief; statt dessen habe die Bank den<br />

Erben die Namen von Treuhändern mitzuteilen, welche<br />

Strukturen des Erblassers verwalten.<br />

38 Vgl. BGer. 5A_638/2009 vom 13. September 2010 E. 4.1<br />

und BGer. 4A_421/2009 vom 26. Juli 2010 E. 4.<br />

39 Die Aussage von Tarkan Göksu, Informationsrechte der<br />

Erben, AJP 21 (2012) 954: «Für Auskunftsansprüche der<br />

Erben gegenüber Dritten besteht keine erbrechtliche<br />

Rechtsgrundlage», meint wohl, dass es keine ausdrückliche<br />

Grundlage im Gesetz gibt, was richtig ist, weil der<br />

Wortlaut von Art. 607 Abs. 2 und Art. 610 Abs. 3 ZGB,<br />

welche analog angewendet werden, diesen Fall nicht abdeckt.<br />

40 Ebenso schon BGer. 5C.126/2005 vom 18. August 2005<br />

E. 6.2; BGer. 4C.108/2002 vom 23. Juli 2002 E. 3c/aa =<br />

Pra. 92 (2003) Nr. 51; BGE 100 II 200, 211 f. E. 8; Appella<br />

tions gerichtshof des Kantons Tessin in: BGer. 5P.40/<br />

2005 vom 28. Juni 2005, Sachverhalt C.; weiter vgl. Bretton-Chevallier/Notter<br />

(Fn. 3), Not@lex 2011, 141.<br />

41 Vgl. BGer. 5A_638/2009 vom 13. September 2010 E. 4.1;<br />

ebenso schon CdJ GE C/28930/ 2003, DAS/217/05 vom<br />

17.11.2005, SZW 78 (2006) 292, 301; ebenso Bretton-<br />

Chevallier/Notter (Fn. 3), Not@lex 2011, 124.<br />

42 Vgl. CdJ GE C/28930/2003, DAS/217/05 vom 17.11.2005,<br />

SZW 78 (2006) 292, 301.<br />

43 Vgl. BGer. 5C.291/2006 vom 30. Mai 2008.<br />

44 Anders das Obergericht Zürich, vgl. BGer. 5C.291/2006<br />

vom 30. Mai 2008 E. 3.2 und Andreas Schröder in seinen<br />

Anmerkungen zu diesem Entscheid, BGer. 5C_291/<br />

2006. Urteil des Bundesgerichts vom 30. Mai 2008 (sowie<br />

Urteil des Obergerichts des Kantons Zürich vom<br />

17. August 2006, Nr. LN060014/U), successio 3 (2009)<br />

302 f.<br />

45 Vgl. vorne, A. 1. b. a).<br />

46 Ebenso Schröder (Fn. 44), successio 3 (2009) 303; anders<br />

aber das Obergericht Zürich im vorinstanzlichen Entscheid,<br />

vgl. BGer. 5C.291/2006 vom 30. Mai 2008 E. 3.2.<br />

47 Vgl. Arthur Meier-Hayoz/Peter Forstmoser, Die Auskunftsrechte<br />

von Erben gegenüber Banken, Jusletter<br />

vom 8. September 2003; weiter vgl. etwa Dieter Zobl,<br />

spruch (Art. 400 Abs. 1 OR) qua Erbrecht (Art. 560<br />

ZGB) erworben werde. Die Gerichtspraxis 32 wendet<br />

sodann übereinstimmend das Vertragsstatut an<br />

(Art. 117 IPRG). 33<br />

f) Abgrenzung: 1974 beurteilte das Bundesgericht 34<br />

einen Fall, in welchem der Kontoinhaber nicht der<br />

wirtschaftlich Berechtigte war und führte aus, dass<br />

der wirtschaftlich Berechtigte keinen vertraglichen<br />

Auskunfts-Anspruch habe, welcher vererbt werden<br />

könnte. 2002 wurde dieser Grundsatz vom Bundesgericht<br />

35 und 2003 vom Genfer Cour de Justice 36 bestätigt.<br />

Etwas anders begründete das Tessiner Tribunale<br />

d’Apello 37 die Ablehnung der Auskunft: Ein<br />

grundsätzlich gegebener Anspruch müsse im Sinne<br />

einer Interessenabwägung auch den vom Erblasser<br />

zum Ausdruck gebrachten Wunsch auf Geheimhaltung<br />

berücksichtigen. 2010 hat das Bundesgericht 38<br />

entschieden, dass sich ein Auskunftsrecht von Erben<br />

eines an einem Bankkonto (nur) wirtschaftlich Berechtigten<br />

gegenüber einer Bank nur aus dem Erbrecht<br />

ergeben könne, 39 weil Vertragsrecht in diesem<br />

Fall nicht anwendbar sei. 40 Im internationalen Verhältnis<br />

ist dabei zunächst das anwendbare Erbrecht<br />

anhand des Erbstatuts (Art. 90 ff. IPRG) zu bestimmen.<br />

41 Nach Art. 88 IPRG ist die Schweiz bei einem<br />

ausländischen Erblasser nur dann zuständig, wenn<br />

sich Nachlassvermögen in der Schweiz befindet. 42<br />

Nun stellt sich die Frage, zu welchem Zeitpunkt<br />

dies der Fall sein muss (im Zeitpunkt des Ablebens<br />

des Erblassers oder im Zeitpunkt der Klageeinreichung)<br />

und wie weit diese Tatsache nachzuweisen<br />

ist (Anhaltspunkte oder strikter Beweis). Das Bundesgericht<br />

hat 2008 43 beide Fragen offen gelassen<br />

(E. 4.2), die Zuständigkeit aber bejaht. Da es beim<br />

Auskunftsanspruch um eine rückwärtsgerichtete<br />

Betrachtung geht (Todeszeitpunkt und Zeitraum<br />

davor), sollte m.E. auf den Todeszeitpunkt abgestellt<br />

werden. 44 Dies verhindert auch Manipulationen<br />

durch einzelne Erben. Ein Glaubhaftmachen<br />

von Nachlassvermögen in der Schweiz (Anhaltspunkte)<br />

muss (wie beim vertraglichen Anspruch 45 )<br />

sodann genügen, 46 weil man nicht beweisen kann,<br />

wonach man erst sucht.<br />

c. Doktrin<br />

a) Die herrschende Lehre betreffend das Auskunftsrecht<br />

der Erben gegenüber der Bank wurde<br />

von Meier-Hayoz/Forstmoser 47 im Jusletter vom<br />

8.9.2003 zusammen gefasst: Das Auskunftsrecht des<br />

Erblassers geht auf die Erben über (Art. 560 ZGB),<br />

es ist umfassend und reicht zurück bis (mindestens)<br />

10 Jahre vor dem Tod. Geheimhaltungswünsche<br />

des Erblassers können die Auskunft der Bank zeitlich<br />

erheblich einschränken, nämlich bis zum letzten<br />

successio 4/12 259


§<br />

Auskunftspflichten gegenüber Erben<br />

Richtigbefund. Wenn es um Pflichtteile geht, greifen<br />

solche Einschränkungen des Erblassers allerdings<br />

nicht. Jeder Erbe kann die Auskunft alleine verlangen.<br />

Die Auskunft betrifft auch Gemeinschaftskonti.<br />

Das Bankgeheimnis gilt gegenüber den Erben<br />

nicht. Generell kann gesagt werden, dass die<br />

Erben den Anspruch so übernehmen, wie er im Verhältnis<br />

zum Erblasser bestand. 48 Besonders grosszügige<br />

Regeln gelten für nachrichtenlose Vermögen<br />

(wenig bis keine Anhaltspunkte). 49<br />

b) Nach eigener Meinung geht das Auskunftsrecht<br />

vom Erblasser auf die Erben über (Art. 560 ZGB).<br />

Es kann von jedem Erben einzeln geltend gemacht<br />

werden, ist umfassend (soweit noch Unterlagen bei<br />

der Bank vorhanden sind), voraussetzungslos (es<br />

genügen Anhaltspunkte, welche nicht zu beweisen<br />

sind, ein Interessenachweis ist ebenso nicht zu erbringen)<br />

und ohne Vorleistungspflicht der Erben.<br />

Die Bank muss die Auskunft unabhängig von der<br />

Auskunftspflicht Dritter und wiederholt erfüllen.<br />

Die Auskunftspflicht gilt auch für Gemeinschaftskonti,<br />

sie kann durch eine Erbenausschlussklausel<br />

(für die Vergangenheit) nicht eingeschränkt werden.<br />

50 Einschränkungen des Auskunftsrechts durch<br />

den Erblasser sind möglich, soweit es seine Person<br />

betrifft, 51 nicht aber, soweit es sein Vermögen betrifft,<br />

52 weil dieses nach Art. 560 ZGB von Gesetzes<br />

wegen auf die Erben übergeht. So kann der Erblasser<br />

insbesondere nicht ein Auskunftsrecht, das er<br />

selbst in der Vergangenheit gegenüber der Bank beanspruchte,<br />

rückwirkend für die Erben auslöschen.<br />

Noch nicht ganz geklärt scheinen mir die Fragen,<br />

ob die Erben beliebig Anfragen an Banken stellen<br />

können (bis zur fishing expedition) 53 und welches<br />

die genaue Rechtsgrundlage dafür ist, dass<br />

der Erblasser das Auskunftsrecht der Erben bezüglich<br />

des Nachlassvermögens nicht (oder mindestens<br />

nicht vollständig) 54 einschränken kann, ob dies aus<br />

dem Erbrecht 55 oder aus dem Vertragsrecht hervorgehe.<br />

56 Eine gesetzliche Grundlage fehlt sodann für<br />

die Frage, wie sich die Auskunft verlangenden Er-<br />

Probleme im Spannungsfeld von Bank-, Erb- und Schuldrecht,<br />

AJP 10 (2001) 1007, insbesondere 1016 ff.; Benoît<br />

Chappuis, L’utilisation de véhicules successoraux dans<br />

un contexte international et la lésion de la réserve successorale<br />

– Considérations de droit civil et procédure,<br />

SJ 127 (2005) II 37, 54 f.; Peter Breitschmid, Das Bankkonto<br />

im Erbgang – Probleme rund um die Vermögensverwaltung<br />

vor und nach dem Tod, successio 1 (2007)<br />

220 ff.; Michael Hamm/Gian Andry Tön dury, Auskunftsrechte<br />

von Erben gegenüber Schweizer Banken,<br />

fast grenzenlose Auskunfts ansprüche, STH 83 (2009)<br />

659 ff.<br />

48 Vgl. Schröder (Fn. 4), successio 5 (2011) 189, 192.<br />

49 Vgl. Schröder (Fn. 4), successio 5 (2011) 189, 202: «Laut<br />

Breitschmid/Matt erhalten ‹nach Mitteilung aus Schweizer<br />

Bankkreisen› ausländische Erben sodann Auskunft<br />

darüber, ob der Erblasser zur angefragten Bank in einer<br />

vertraglichen Beziehung stand. Dabei müsse nicht einmal<br />

nachgewiesen werden, weshalb ein Konto des Erblassers<br />

bei der Bank vermutet wird und es könne die Anfrage<br />

an beliebig viele Banken gerichtet werden.»<br />

50 Ebenso Schröder (Fn. 4), successio 5 (2011) 189, 192.<br />

51 Ebenso Schröder (Fn. 4), successio 5 (2011) 189, 194:<br />

«Einigkeit herrscht weitgehend, dass bei per se höchstpersönlichen<br />

Angelegenheiten kein Übergang der Geheimnisherrschaft<br />

auf die Erben erfolgt, die Bank also<br />

nicht auskunftspflichtig ist.»<br />

52 In diesem Punkt gehe ich weiter als Meier-Hayoz/Forstmoser<br />

(Fn. 47), Rz. 59; neben den Pflichtteilen ist auch an<br />

die Ausgleichung (Art. 626 ZGB) zu denken; diese kann<br />

auch von nicht pflichtteilsgeschützten Erben geltend gemacht<br />

werden.<br />

53 Nach Göksu (Fn. 39), AJP 21 (2012) 954, sind fishing expeditions<br />

«auf dem Weg prozessrechtlicher Informations<br />

rechte weder zulässig noch möglich»; nach Jean Nicolas<br />

Druey, Das Informationsrecht des Erben – die<br />

Kunst, Einfaches kompliziert zu machen, successio 5<br />

(2011) 183, 187, sind fishing expeditions unzulässig, weil<br />

der Informationsanspruch verhältnismässig ausgeübt<br />

werden muss; in dem von ihm zitierten BGE 133 III 664<br />

E. 2.6 findet sich dieses Kriterium allerdings nicht; nach<br />

Schröder (Fn. 4), successio 5 (2011) 189, 194, unterstehen<br />

«Informationsgesuche an eine Bank … dem Ausforschungsverbot<br />

und setzen daher – neben einer in inhaltlicher<br />

und zeitlicher Hinsicht möglichst konkreten<br />

Frage – die Plausibilität der Anspruchsverfolgung voraus.<br />

In Zweifelsfällen hat die Bank die Informationen dem<br />

Richter oder, sofern sich die Parteien einig sind, einem<br />

unbeteiligten und zur Verschwiegenheit verpflichteten<br />

Dritten zu erteilen, der sie dann ‹gefiltert› an die Erben<br />

weitergibt.»<br />

54 So Schröder (Fn. 4), successio 5 (2011) 189, 194: «Wollte<br />

der Erblasser seine Angelegenheiten vor seinen Erben<br />

geheim halten, findet der Übergang des Rechts auf Geheimhaltung<br />

grundsätzlich nicht statt, denn der Kunde<br />

bestimmt den näheren Inhalt des Rechts. … Diese Freiheit<br />

wird … allerdings durch das zwingende Pflichtteilsrecht<br />

begrenzt.»<br />

55 Ansatzweise wird diese Problematik bei der Erbenausschlussklausel<br />

behandelt, vgl. dazu vorne, A. 1. b. c); Zobl<br />

(Fn. 47), AJP 10 (2001) 1018, bezeichnet Einschränkungen<br />

der Auskunfts pflicht durch den Erblasser als unzulässig,<br />

ohne allerdings die angewendete Bestimmung genau<br />

anzugeben: «Auffassungen, wonach es dem Erblasser<br />

freigestellt sein soll, der Bank die Weisung zu erteilen,<br />

bei seinem Tode den Erben Auskünfte mit Bezug auf vermögensrechtliche<br />

Dispositionen ganz oder teilweise zu<br />

verweigern, sind mit der schweizerischen Rechtsordnung<br />

unvereinbar.»<br />

56 Nach Walter Fellmann, Kommentar zum Schweizerischen<br />

Privatrecht, Band VI: Das Obligationenrecht,<br />

2. Abteilung: Die einzelnen Vertragsverhältnisse, 4. Teilband:<br />

Art. 394–406 OR, 4. Aufl., Bern 1992, Art. 400 OR<br />

N 58, verstösst ein genereller Verzicht auf die Rechenschaftspflicht<br />

gegen die guten Sitten und ist daher nich-<br />

260 successio 4/12


en gegenüber der Bank genau auszuweisen haben.<br />

57<br />

c) BGE 135 III 597 58 , welcher sich mit dem Anwaltsgeheimnis<br />

auseinandersetzt, wurde in der Literatur<br />

durch verschiedene Autoren kritisch kommentiert.<br />

Nach Dorjee-Good, 59 ist der Entscheid für Anwälte<br />

in Ordnung, aber für Erben unbefriedigend, weil<br />

die Schranke des Rechtsmissbrauchs nicht erwähnt<br />

wurde. Nach Fargnoli 60 sind die Erben (als Gesamtrechtsnachfolger)<br />

entgegen der Ansicht des Bundesgerichts<br />

keine Dritten. Nach Breitschmid/Matt 61<br />

macht es Sinn, dass sich die Aufsichtsbehörde zur<br />

Geheimhaltungsbedürftigkeit äussert.<br />

tig; nach Schröder (Fn. 4), successio 5 (2011) 189, 192,<br />

sind die Modalitäten der Informationserteilung «unter<br />

Berufung auf den Zweck der Mitteilung und unter Abwägung<br />

der Interessen der Beteiligten zu konkretisieren»<br />

und die Geheimhaltungserklärung des Erblassers<br />

unterliegt den allgemeinen Schranken von Art. 19 und<br />

Art. 20 OR sowie Art. 2 ZGB (194).<br />

57 Vgl. Bretton-Chevallier/Notter (Fn. 3), Not@lex 2011,<br />

133 f.: «Ici encore, aucun texte légal ne répond à cette<br />

question et il appartient à chaque établissement financier<br />

d’établir des règles en la matière Si la succession est<br />

soumise au droit suisse et ouverte dans ce pays, les<br />

documents habituellement requis des banques sont le<br />

certificat de décès et le certificat d’héritier»; die Banken<br />

verlangen regelmässig einen Erbschein (eine Erb beschei<br />

nigung), vgl. Schröder (Fn. 4), successio 5 (2011)<br />

189, 193.<br />

58 Vgl. vorne, A. 1. b. d).<br />

59 Vgl. Andrea Dojee-Good, Das Anwaltsgeheimnis ist<br />

auch gegenüber den Erben des Klienten zu wahren –<br />

BGE 135 III 597, successio 4 (2010) 299, 307.<br />

60 Vgl. Iole Fargnoli, Bundesgericht, II. zivilrechtliche<br />

Abteilung, Urteil vom 15. September 2009 (4A_15/2009),<br />

AJP 19 (2010) 380, 383.<br />

61 Vgl. Peter Breitschmid/Isabel Matt, Informationsansprüche<br />

der Erben und ihre Durchsetzung – Insbesondere<br />

Informationsansprüche gegenüber Banken über<br />

ihre Geschäftsbeziehung mit dem Erblasser, successio 4<br />

(2010) 85, 106.<br />

62 Vgl. Hans Rainer Künzle, Interessenkollision im Erbrecht:<br />

Willensvollstrecker, Notar, Anwalt, SJZ 108 (2012)<br />

1, 4.<br />

63 Vgl. vorne, A. 1. b. f); Bretton-Chevallier/Notter<br />

(Fn. 3), Not@lex 2011, 141 f.<br />

64 Vgl. Gian Sandro Genna, Bundesgerichtliche Widersprüchlichkeiten<br />

zum Informationsanspruch im Erbrecht?,<br />

successio 5 (2011) 203, 206.<br />

65 Vgl. Schröder (Fn. 4), successio 5 (2011) 189, 200: «Richtigerweise<br />

ist die Frage zu verneinen: Wenn ein Auskunftsrecht<br />

des wirtschaftlich Berechtigten verneint<br />

d) Nach eigener Meinung 62 wurde das Bankgeheimnis<br />

geschaffen, um Vermögenswerte zu schützen,<br />

und das Anwaltsgeheimnis, um persönliche Informationen<br />

zu schützen. An beiden Orten, sowohl<br />

in der Bank als auch in der Anwaltskanzlei, können<br />

aber auch die jeweils anderen Güter eine Rolle spielen.<br />

Der Banker soll mit anderen Worten für sich behalten,<br />

dass die Geldempfängerin die Geliebte des<br />

Kontoinhabers war und der Anwalt muss offenlegen,<br />

wo sich zusätzliches Nachlassvermögen befindet.<br />

Die Offenlegung soll also nicht nur darauf abstellen,<br />

wer sie zu leisten hat (ob die Bank oder der<br />

Anwalt), sondern vermehrt berücksichtigen, welche<br />

Informationen preisgegeben werden (Information<br />

über das Vermögen oder die Person). Beim Umgang<br />

mit dem Anwaltsgeheimnis wäre eine einheitlichere<br />

Praxis der Kantone zu wünschen, zudem sollte das<br />

Anwaltsgeheimnis Auskünften über Vermögensbestände<br />

und -transaktionen nicht im Wege stehen.<br />

e) Das Bundesgericht hat ausgeführt, dass die Auskunftspflicht<br />

der Bank gegenüber den Erben eines<br />

wirtschaftlich Berechtigten nur aus dem Erbrecht<br />

hervorgehen könne, ohne aber eine genaue Rechtsgrundlage<br />

anzugeben. 63 In der Lehre werden unterschiedliche<br />

Ansätze vertreten: Nach Genna 64 ist es<br />

offen, ob solche Ansprüche im schweizerischen Erbrecht<br />

überhaupt vorhanden sind, Schröder lehnt sie<br />

ab, 65 andere Autoren sehen Art. 170 ZGB als mögliche<br />

Grundlage. 66 Nicht zu übersehen ist, dass in<br />

kantonalen Entscheiden nochmals andere Ansätze<br />

verfolgt wurden: So werden zivilprozessrechtliche<br />

Bestimmungen als Grundlage verwendet oder<br />

Entscheide auf den Einzelfall gestützt, 67 aber auch<br />

die Pflichtteile werden als Grundlage angegeben. 68<br />

wird, gilt dies auch für die Erben, können diese im Rahmen<br />

der Universalsukzession doch nicht Rechte erworben<br />

haben, die dem Erblasser selbst nicht zugestanden<br />

sind.»<br />

66 Vgl. etwa Chappuis (Fn. 47), SJ 127 (2005) II 37, 60; Guy<br />

Stanislas, Ayant droit économique et droit civil: le devoir<br />

de renseignements de la banque, SJ 121 (1999) II<br />

413, 443; anders noch Aubert/Terracina (Fn. 16), SJZ 92<br />

(1996) 141: Prüfung von Art. 401 OR und Ablehnung der<br />

Auskunftspflicht, weil der Bank die genaue Art der Berechtigung<br />

nicht bekannt sei.<br />

67 Cour de Justice Genève (CdJ GE) ACJ 1382/1998 vom<br />

11. Dezember 1998 in der Sache C/8736/1997 (nicht publiziert),<br />

zit. von Stanislas (Fn. 66), SJ 121 (1999) II 413,<br />

443; CdJ GE ACJC 318/2003 vom 20. März 2003, SZW 76<br />

(2004) 334 r47 = Journée 2004 de droit bancaire et<br />

financier, S. 97–107; CdJ GE ACJC 146/2006 vom 16. Februar<br />

2006, SZW 79 (2007) 322 = www.com mer cial arbitration.ch.<br />

68 CdJ GE ACJC 895/2003 vom 10. September 2003 E. 4c,<br />

zit. von Lombardini (Fn. 36), relevant 2004 Nr. 2 S. 13:<br />

«il en resulte qu’en leur qualité d’héritiers réservataires,<br />

AS, veuve R, GU R et D R sont ainsi légitimés à obtenir<br />

de l’intimée tous les renseignements et documents qu’ils<br />

successio 4/12 261


§<br />

Auskunftspflichten gegenüber Erben<br />

Nach Bretton-Chevalier/Notter ist die Rechtsstellung<br />

des wirtschaftlich Berechtigten jedenfalls noch<br />

weiter zu klären: «Le statut et les droits des héritiers<br />

de l’ayant droit économique d’un compte restent<br />

encore à clarifier en droit suisse.» 69 Angesichts<br />

dieser Unsicherheiten haben die Banken jeweils<br />

eigene Vorgehensweisen entwickelt, welche das<br />

Bankgeheimnis wahren. Die einen nehmen Kontakt<br />

mit den Strukturen auf und ersuchen deren Organe,<br />

die Erben des wirtschaftlich Berechtigten direkt zu<br />

kontaktieren, andere wiederum weisen die Erben<br />

an einen Treuhänder mit dem Hinweis, dieser könne<br />

ihnen antworten. 70<br />

f) Nach eigener Meinung ist ein Auskunftsrecht erbrechtlicher<br />

Natur immer dann gegeben, wenn die<br />

Erben (von Gesetzes wegen oder durch letztwillige<br />

Verfügung) einen erbrechtlichen Anspruch haben,<br />

welchen sie nur durchsetzen können, wenn man Ihnen<br />

gegenüber anderen Erben (Art. 607 Abs. 3 und<br />

Art. 610 Abs. 2 ZGB) oder gegenüber Dritten (ohne<br />

ausdrückliche gesetzliche Grundlage) 71 einen Auskunftsanspruch<br />

gewährt. Ein typisches Beispiel sind<br />

die Pflichtteilserben, welche ihre Rechte mit der<br />

Herabsetzungsklage (Art. 527 ZGB) geltend machen<br />

müssen und unentgeltliche Vermögenstransaktionen<br />

(Schenkungen) verfolgen, bei denen der<br />

Gesetzgeber kein ausdrückliches Auskunftsrecht<br />

für die Erben vorgesehen hat. Ähnliche Auskunftsrechte<br />

gibt es etwa im Zusammenhang mit der Ausgleichung<br />

(Art. 626 ZGB) und der Erbschaftsklage<br />

(Art. 598 ZGB), sind aber bei weiteren erbrechtlichen<br />

Klagen/Ansprüchen denkbar. In allen diesen<br />

Fällen bleibt nichts anderes übrig, als Art. 607 Abs. 3<br />

und Art. 610 Abs. 2 ZGB analog anzuwenden.<br />

g) Auch im internationalen Verhältnis ist für die Beziehung<br />

zwischen der Bank und dem Erblasser «gestützt<br />

auf die in den AGB erfolgte Rechtswahl» 72<br />

regelmässig schweizerisches Recht und damit (zumindest<br />

ergänzend) das Auftragsrecht (Art. 400<br />

OR) anwendbar.<br />

h) Der Nacherbe hat vor Eintreten des Nacherbfalls<br />

keine Auskunftsrechte gegenüber der Bank. In dieser<br />

Phase beschränken sich seine Auskunftsrechte<br />

auf das Verhältnis zum Vorerben. 73 Nach Eintritt<br />

des Nacherbfalls ist der Nacherbe vollwertiger Erbe<br />

und seine Auskunftsrechte entsprechen denjenigen<br />

eines (gewöhnlichen) Erben. 74<br />

2. Stiftungen und Trusts<br />

a. Gesetzliche Grundlagen<br />

a) Die gesetzliche Grundlage für die vertragliche<br />

Auskunft der Bank an die Erben über Überweisungen<br />

des Erblassers in eine Struktur (Stiftung/Trust),<br />

also Schenkungen/Zuwendungen, ist Art. 400 OR<br />

i.V.m. Art. 560 ZGB. Während beim Bankkonto 75<br />

ein Dauerschuldverhältnis vorliegt, handelt es sich<br />

hier um einen Einzelauftrag. Fragen kann man sich,<br />

ob die gleiche gesetzliche Grundlage auch für Bareinzahlungen<br />

in eine Struktur gilt. Im internationalen<br />

Verhältnis gilt das Vertragsstatut (Art. 117<br />

IPRG) und für die Zuständigkeit ist das Lugano-<br />

Übereinkommen (LugÜ) zu beachten. 76<br />

b) Die gesetzliche Grundlage für die erbrechtliche<br />

Auskunftspflicht der Struktur (Stiftung/Trust) an die<br />

Erben setzt bei der (erbrechtlichen) 77 Anfechtung<br />

von Verfügungen unter Lebenden (Schenkungen/<br />

Zuwendungen) an eine Struktur ein, welche etwa<br />

in Art. 527 ZGB und Art. 598 ZGB geregelt sind. 78<br />

Um diese Rechte durchsetzen zu können, benötigen<br />

die Erben Auskunft von den Strukturen, welche<br />

in Analogie zu Art. 607 Abs. 3 und Art. 610<br />

Abs. 2 ZGB (Auskünfte unter den Erben) gebildemandent<br />

aux fins de déterminer dans quelle mesure<br />

leur réserve héréditaire a été lésée et entreprendre, si<br />

nécessaire, toute démarche en vue de sa reconstitution,<br />

soit … les renseignements relatifs à la constitution et au<br />

fonctionnement des sociétés F et L, et éventuelles autres<br />

dont feu GO R était ayant droit économique» (Her vorhebung<br />

vom Verfasser).<br />

69 Bretton-Chevallier/Notter (Fn. 3), Not@lex 2011, 143;<br />

ebenso Luc Thévenoz/Dieter Zobl, Das schweizerische<br />

Bankprivatrecht 2005–2006 Le droit bancaire privé suisse<br />

2005–2006, SZW 78 (2006) 293: «Ein sauberes dogmatisches<br />

Konzept, welches Auskunftsrechte an die Erben des<br />

wirtschaftlich Berechtigten (oder auch an den wirtschaftlich<br />

Berechtigten selber) im Verhältnis zum Bankgeheimnis<br />

zu rechtfertigen vermag, fehlt aber bis heute.»<br />

70 Vgl. Bretton-Chevallier/Notter (Fn. 3), Not@lex 2011,<br />

143.<br />

71 In diesem Fall werden Art. 607 Abs. 3 und Art. 610 Abs. 2<br />

ZGB analog angewendet; vgl. dazu auch hinten, A.2.a.b)<br />

(analoge Anwendung bei Strukturen) und A.3.a.b) (analoge<br />

Anwendung bei der Lebensversicherung).<br />

72 Schröder (Fn. 4), successio 5 (2011) 189, 191.<br />

73 Vgl. Göksu (Fn. 39), AJP 21 (2012) 953, 956: «Keine Erbenstellung<br />

haben und daher nicht anspruchsberechtigt<br />

sind dagegen Nacherben, solange der Nacherbfall nicht<br />

eingetreten ist (Art. 492 ZGB) …»<br />

74 Vgl. Schröder (Fn. 4), successio 5 (2011) 189, 196: «Nacherben<br />

sind ab dem Zeitpunkt des Nacherbfalls informations<br />

berechtigt.»<br />

75 Vgl. dazu vorne, A. 1.<br />

76 Vgl. Schröder (Fn. 4), successio 5 (2011) 189, 193.<br />

77 Neben der erbrechtlichen Anfechtung gibt es zum Beispiel<br />

auch die güterrechtliche Anfechtung nach Art. 220<br />

ZGB.<br />

78 Weitere erbrechtliche Ansprüche (vgl. dazu vorne, A. 1.<br />

c. f]) sind denkbar, werden aber hier nicht behandelt.<br />

262 successio 4/12


det wird. 79 Das anwendbare (schweizerische oder<br />

ausländische) Erbrecht wird nach dem Erbstatut<br />

(Art. 90 ff. IPRG) bestimmt und die Zuständigkeit<br />

bestimmt sich nach Art. 86 ff. IPRG. Wenn nicht<br />

nur Zuwendungen, sondern eine Struktur als solche<br />

angefochten wird, bestimmt sich das anwendbare<br />

Erbrecht nach dem Kollisionsrecht des jeweiligen<br />

Forums (für trusts: Art. 15 lit. c HTÜ 80 ).<br />

c) Das schweizerische Stiftungsrecht kennt keine<br />

ausdrückliche gesetzliche Grundlage für das Auskunftsrecht<br />

des Stifters bzw. der Begünstigten gegenüber<br />

der Stiftung, dieses ist aber dennoch anerkannt.<br />

81 Das anwendbare Stiftungsrecht richtet sich<br />

nach dem Gesellschaftsstatut (Art. 150 IPRG).<br />

d) Die gesetzliche Grundlage für das Auskunftsrecht<br />

des Settlor bzw. Begünstigten gegenüber dem<br />

Trustee bestimmt sich nach dem (lokalen) Trust-<br />

Recht. 82 Das anwendbare Trustrecht richtet sich<br />

nach dem Truststatut (Art. 149c IPRG).<br />

79 Vgl. etwa Breitschmid/Matt (Fn. 61), successio 4 (2010)<br />

85, 100; kritisch dazu Schröder (Fn. 4), successio 5 (2011)<br />

189, 192.<br />

80 Vgl. Übereinkommen vom 1. Juli 1985 über das auf<br />

Trusts anzuwendende Recht und über ihre Anerkennung<br />

(SR 0.221.371).<br />

81 Vgl. dazu hinten, A. 2. b. c).<br />

82 Ein schweizerisches Trust-Recht gibt es nicht.<br />

83 Vgl. BGE 89 II 87, 93 f. E. 6.<br />

84 Vgl. BGer. 5C.276/2005 vom 14. Februar 2006 E. 2.<br />

85 Anders Göksu (Fn. 39), AJP 21 (2012) 957.<br />

86 Vgl. BGE 133 III 664, 668 E. 2.6; vgl. dazu auch Markus<br />

Felber, Recht im Spiegel der NZZ, NZZ vom 11. Oktober<br />

2007, NZZ 236-21.<br />

87 Vgl. Mario Giovanoli, Aspects successoraux, in: Journée<br />

2006 de droit bancaire et financier, hrsg. v. Christian Bovet<br />

und Luc Thévenot, Zürich 2007, S. 142 f.<br />

88 Vgl. BGE 90 II 365 (Crisanus Familien-Stiftung).<br />

89 Vgl. BGer. 5P.40/2005 vom 28. Juni 2005 (Vorinstanz: TA<br />

TI vom 1. Dezember 2004, RCP 2005, 325).<br />

90 Vgl. BGE 132 III 677 = 5C.261/2005.<br />

91 Vgl. auch Peter Breitschmid, Entwicklungen im Erbrecht,<br />

SJZ 103 (2007) 119: «BGE 132 III 677 signalisiert<br />

auskunftsscheuen ausländischen Konstrukten, dass sie<br />

mittels der Erbschaftsklage auskunftsrechtlich nach<br />

Art. 86 IPRG vor schweizerischen Gerichten umfassend<br />

belangt werden können wenn auch möglicherweise zu<br />

Unrecht nicht im summarischen Verfahren: dazu ein kantonaler<br />

Entscheid aus Genf.»<br />

92 Vgl. BGE 136 III 461 = 4A_421/2009.<br />

93 Vgl. BGE 130 III 97 = 5P.302/2003 = ZBGR 85 (2004)<br />

352.<br />

b. Praxis<br />

a) Schenkungen/Zuwendungen: 1963 erklärte das<br />

Bundesgericht, 83 dass im Falle einer Schenkung auf<br />

den Todesfall (Sparheft auf den Namen eines Dritten<br />

unter Vorbehalt der Verfügung zu Lebzeiten)<br />

die Erben Auskunft erhalten und das Bankgeheimnis<br />

dem nicht entgegenstehe. 2005 hielt das Bundesgericht<br />

84 fest, dass Art. 170 ZGB keine genügende<br />

gesetzliche Grundlage für die Ehefrau sei, um nach<br />

dem Tod des Ehemannes Auskunft über seine lebzeitigen<br />

Verfügungen zu erhalten. 85 2007 gewährte<br />

das Bundesgericht 86 den Erben Auskunft bei einer<br />

Bareinzahlung in eine Struktur und führte zur<br />

Stellung der Bank aus: Wenn der Kontoinhaber aus<br />

freien Stücken Geld in eine liechtensteinische Stiftung<br />

verschiebt, «ist die Bank nicht Gehilfin des<br />

Kontoinhabers», vielmehr verwendet sie «das Geld<br />

gemäss dessen Weisungen». Die Bank ist also nicht<br />

nur eine Zahlstelle, sondern hat eine vertragliche<br />

Verpflichtung übernommen, die vererbt werden<br />

kann. Giovanoli 87 berichtet von einem Fall der Cour<br />

de Justice de Genève, in welchem die Bank einem<br />

Pflichtteilserben Auskunft über Einzahlungen in<br />

einen Trust geben musste, sowie von einem Fall, in<br />

welchem dem Nicht-Pflichtteilserben dieses Recht<br />

verwehrt wurde.<br />

b) Stiftungen: 1964 führte das Bundesgericht 88 aus,<br />

pflichtteilsverletzende Zuwendungen an Stiftungen<br />

könnten angefochten werden (Art. 527 ZGB). Über<br />

die ihnen bekannten Zuwendungen an die Stiftung<br />

haben sich die Erben gegenseitig Auskunft zu geben<br />

(Art. 607 Abs. 3 und Art. 610 Abs. 2 ZGB) und<br />

ebenso der Willensvollstrecker (i.V.m. Art. 517 f.<br />

ZGB) und gleichzeitige Stiftungsrat. 2005 wurde ein<br />

Auskunftsrecht des Erben eines wirtschaftlich Berechtigten<br />

an einer liechtensteinischen Stiftung gestützt<br />

auf Art. 400 Abs. 1 OR verneint, soweit keine<br />

Simulation vorliegt. 89 2006 stellt des Bundesgericht 90<br />

fest, dass im Zusammenhang mit einer Erbschaftsklage<br />

(Art. 598 ZGB) gegen eine liechtensteinische<br />

Anstalt auf Herausgabe von Kunstwerken (E. 3.5)<br />

auch Auskunftsansprüche gegen Dritte vorhanden<br />

sein können (E. 4). 91 Dabei stützte das Bundesgericht<br />

den Auskunftsanspruch analog auf Art. 607<br />

Abs. 3 und Art. 610 Abs. 2 ZGB. 2010 hat das Bundesgericht<br />

92 entschieden, dass der an liechtensteinischen<br />

Strukturen (Stiftungen/Anstalten) oder angelsächsischen<br />

Trusts wirtschaftlich Berechtigte<br />

keine Vertragsbeziehung mit diesen Vehikeln unterhält,<br />

welche vererbt werden könnten (E. 4). Ein<br />

Auskunftsrecht könne sich deshalb nur aus dem<br />

(ausländischen) Erbrecht ergeben (E. 5.2).<br />

c) Trusts: 2003 hat das Bundesgericht 93 entschieden,<br />

dass der amtliche Erbschaftsliquidator keine ho-<br />

successio 4/12 263


§<br />

Auskunftspflichten gegenüber Erben<br />

heitlichen Befugnisse habe, um (für die Erben) Auskünfte<br />

von Dritten (A. Trust Ltd.) einzuholen. 2006<br />

hat sich der Cour de Justice de Genève 94 mit einem<br />

Trust befasst, welcher in einem Erbfall unter der<br />

Anwendung französischen Erbrechts zu beurteilen<br />

war. Der Auskunftsanspruch des Erben des Settlors<br />

und gleichzeitig Begünstigten eines Trusts wurde<br />

abgelehnt, weil der Antragsteller (nach französischem<br />

Erbrecht) kein Pflichtteilserbe und weil der<br />

Anspruch auf eine vorsorgliche Massnahme nicht<br />

liquid war (der im Verfahren notwendige Zeugenbeweis<br />

steht bei vorsorglichen Massnahmen nicht<br />

zur Verfügung). 2010 entschied das Bundesgericht, 95<br />

dass der amtliche Erbschaftsliquidator das Recht<br />

hat, von Dritten Auskünfte über die finanzielle Lage<br />

des Erblassers zu verlangen. Auskunft geben muss<br />

insbesondere der Anwalt, welcher einen Trust für<br />

Rechnung des Verstorbenen errichtet hat (Mandat);<br />

der Anwalt kann sich nicht auf sein Berufsgeheimnis<br />

berufen. Nach Schröder würde dieses Auskunftsrecht<br />

auch den Erben zustehen. 96<br />

c. Doktrin<br />

a) BGE 133 III 664 97 (Bareinzahlung) ist auf Kritik<br />

gestossen: So bemerken Borer/Dietrich/Forlin/<br />

Harsch/Ito/Spiegel zu dieser Entscheidung, 98 dass<br />

nur der Kontoinhaber ein Vertragsverhältnis mit der<br />

Bank unterhält, nicht aber der Einzahlende. Nach<br />

Schröder 99 ist (ebenfalls) kein Vertragsverhältnis<br />

mit der Bank ersichtlich; er ist der Ansicht, die Erben<br />

sollten sich primär an die Stiftung wenden, bei<br />

unbekannten Dritten könne man einen Auskunftsvertrag<br />

«kon stru ieren» oder in Analogie zu Art. 170<br />

ZGB oder Art. 16 PartG «vorgehen». 100<br />

b) Giovanoli 101 bemerkt, dass eine vertragliche Beziehung<br />

(in welche alle Erben – auch die nicht<br />

pflichtteilsberechtigten – eintreten können), nicht<br />

nur wie geschildert im Rahmen einer Einzahlung<br />

der Bank an eine Struktur, sondern auch im Rahmen<br />

eines Auftrags zur Errichtung einer Struktur<br />

(Stiftung/Trust) erfolgen könne (Mandat).<br />

c) Noseda beschreibt die Auskunftsrechte der Begünstigten,<br />

welche im Einzelnen dem jeweiligen<br />

Trust-Recht unterstehen, allgemein wie folgt: «Der<br />

Begünstigte besitzt ein Recht auf Information gegenüber<br />

dem Trustee (mit gewissen Ausnahmen und<br />

Beschränkungen).» 102 Das Auskunftsrecht wird teilweise<br />

mit dem Eigentumsrecht 103 und teilweise mit<br />

dem Aufsichtsrecht des Begünstigten 104 begründet.<br />

Der Begünstigte darf die allgemeinen Urkunden<br />

einsehen und erhält davon auch eine Kopie. Dazu<br />

gehören etwa die Trusturkunde (trust deed) und<br />

Urkunden über Ernennung und Abberufung des<br />

Trustees, Protokolle von Trustee-Sitzungen (wobei<br />

Abschnitte über die Ausübung der dispositive powers<br />

abgedeckt werden dürfen), Rechtsberatungen,<br />

Buchhaltung und Belege und Unterlagen über die<br />

Anlage des Trustvermögens. Nicht gezeigt werden<br />

müssen Unterlagen, welche die Ausübung der dispositive<br />

powers betreffen, insbesondere die letter<br />

of wishes. 105 Baddeley führt aus, dass Auskunftsbegehren<br />

von Erben im Ausland «nicht immer stattgegeben<br />

wird, um die einheimische Trustindustrie<br />

zu schützen». 106 Dagegen können sich Trustees oder<br />

Protectors in der Schweiz der Auskunftspflicht nicht<br />

entziehen, selbst wenn sie Träger eines Berufsgeheimnisses<br />

(wie Rechtsanwälte) sind. 107<br />

d) Nach Chapuis 108 haben nur Pflichtteilserben<br />

einen Anspruch auf Auskunft und dieser ist aufgrund<br />

einer Interessenabwägung zu gewähren bzw.<br />

einzu schränken: «Il ressort toutefois de manière<br />

unanime que ce droit n’est reconnu qu’aux héritiers<br />

réservataires et qu’il est soumis à une pesée d’intérêts<br />

entre le secret bancaire dont le véhicule successoral,<br />

détenteur du compte, peut se prévaloir et le droit<br />

des héritiers réservataires à faire valoir leurs droits<br />

successoraux.» Das anwendbare Erbrecht bestimmt<br />

sich nach den Kollisionsregeln des Internationalen<br />

94 Vgl. Cour de Justice GE ACJC/146/2006 vom 16.02.2006,<br />

SZW 79 (2007) 322.<br />

95 Vgl. BGer. 5A_620/2007 vom 7. Januar 2010 = ZBGR 93<br />

(2011) 57 Nr. 9.<br />

96 Vgl. Schröder (Fn. 4), successio 5 (2011) 189, 200 f.<br />

97 Vgl. vorne, A. 2. b. a).<br />

98 Vgl. Andreas Borer/Martin Dietrich/Christine Forlin/Sebastian<br />

Harsch/Andreas Ito/Dirk Spiegel, Finanzmarktrecht<br />

– Entwicklungen 2007, Bern 2008, S. 97.<br />

99 Vgl. Andreas Schröder, BGE 133 III 664. Urteil des<br />

Bundesgerichts 5C.8/2007 vom 10. September 2007, successio<br />

3 (2008) 225 ff.<br />

100 Vgl. auch Schröder (Fn. 4), successio 5 (2011) 189, 201 f.<br />

101 Vgl. Giovanoli (Fn. 87), S. 143.<br />

102 Filipo Noseda, Praktische Auswirkungen des Haager<br />

Trust Übereinkommens für den Schweizer Trustee, Protector,<br />

Trust Administrator und Investment Advisor,<br />

AJP 15 (2006) 482, 485.<br />

103 Vgl. Re Londonderry’s Settlement (1965) Ch 918.<br />

104 Vgl. Rabaiotti’s Settlement (2000) JLR 173; Schmidt v<br />

Rosewood Trust Ltd (2003) UKPC 25.<br />

105 Vgl. Re Londonderry’s Settlement (1965) Ch 918;<br />

Rabaiotti’s Settlement (2000) JLR 173, para. 53; Schmidt<br />

v Rosewood Trust Ltd (2003) UKPC 25.<br />

106 Margareta Baddeley, Vermögensübertragungen an<br />

Trusts und schweizerisches Eherecht, FamPra. 2011, 302,<br />

304.<br />

107 Vgl. Baddeley (Fn. 106), FamPra. 2011, 302, 314; Stanislas<br />

(Fn. 66), SJ 121 (1999) II 413, 434 f.<br />

108 Vgl. Chappuis (Fn. 47), SJ 127 (2005) II 37, 55 f.<br />

264 successio 4/12


Privatrechts, welches mit dem auf die Struktur anwendbaren<br />

Recht nicht identisch sein muss (Beispiel:<br />

Anwendung französischen Erbrechts auf eine<br />

Stiftung nach liechtensteinischem Recht). 109<br />

e) Nach Thévenoz 110 ist das Auskunftsrecht der Erben<br />

im Zusammenhang mit einer Herabsetzungsklage<br />

gegen einen Trust wenig ausgebildet. Er schlägt<br />

deshalb vor, dieses Recht in einem neuen Art. 533a<br />

ZGB 111 zu fassen. Weingart 112 hat neuerdings einen<br />

ähnlichen Vorschlag 113 gemacht.<br />

f) Nach eigener Meinung gewährt das Erbrecht den<br />

Erben direkte Ansprüche gegenüber Dritten, etwa<br />

mit der Herabsetzungsklage nach Art. 527 ZGB oder<br />

dem Herausgabeanspruch nach Art. 598 ZGB. 114 In<br />

Verbindung mit solchen erbrechtlichen Ansprüchen<br />

können die Erben auch Auskunftsansprüche gegen<br />

eine Stiftung oder einen Trustee geltend machen, welche<br />

sich mangels einer ausdrücklichen gesetzlichen<br />

Grundlage auf die analoge Anwendung von Art. 607<br />

Abs. 3 und Art. 610 Abs. 2 ZGB stützen. 115 Das Erbstatut<br />

bestimmt das anwendbare Erbrecht.<br />

Das Stiftungs- und Trustrecht gewähren den Begünstigten<br />

Auskunftsansprüche, nicht aber den<br />

Erben von Begünstigten oder Stiftern. Das Gesellschaftsstatut<br />

bzw. Truststatut bestimmen das anwendbare<br />

Stiftungs- und Trustrecht, welches die<br />

genaue Ausgestaltung des Auskunftsrechts des Begünstigten<br />

bestimmt.<br />

Das Vertragsrecht kann den Erben (Universalsukzession)<br />

in gewissen Fällen, in denen im Zusammenhang<br />

mit der Einrichtung einer Struktur oder<br />

bei Zuwendungen an sie (Banktransaktion, Bareinlage?)<br />

vertragliche Ansprüche (Mandat) entstanden<br />

sind, ein Auskunftsrecht gewähren. Das Vertragsstatut<br />

bestimmt das anwendbare Vertragsrecht.<br />

109 Vgl. Chappuis (Fn. 47), SJ 127 (2005) II 37, 60 f.: «Or la loi<br />

applicable à la succession ne coïncide pas forcément avec<br />

celle applicable au véhicule successoral dans la mesure<br />

où ces deux lois sont désignées par des règles de rattache<br />

ment différentes. Il faut examiner quelle est la<br />

perception du véhicule successoral par le droit applicable<br />

à la succession afin de déterminer si les biens détenus par<br />

le véhicule sont de nature successorale.»<br />

110 Vgl. Luc Thévenoz, Trusts en Suisse/Trusts in Switzerland,<br />

Zürich 2001, S. 57 ff.<br />

111 Vgl. Thévenoz (Fn. 110), S. 342: «Macht ein pflichtteilsberechtigter<br />

Erbe Tatsachen glaubhaft, die eine Herabsetzungsklage<br />

gegen einen … Trustee oder Begünstigten<br />

eines … Trusts begründen könnten, kann der Richter<br />

den … Trustee sowie die Begünstigten oder Verwahrer<br />

der betreffenden Vermögenswerte verpflichten, die erforderlichen<br />

Auskünfte zu erteilen und die notwendigen<br />

Urkunden vorzulegen.»<br />

112 Vgl. Claudio Weingart, Anerkennung von Trusts und<br />

trustrechtlichen Entscheidungen im internationalen Verhältnis<br />

– unter besonderer Berücksichtigung schweizerischen<br />

Erb- und Familienrechts, Zürich 2010, N 233 ff.<br />

113 Vgl. Weingart (Fn. 112), N 297: «Sofern pflichtteilsgeschützte<br />

Erben eine Verletzung ihres Pflichtteilsanspruchs<br />

glaubhaft machen können, kann das Gericht<br />

Drittpersonen, wie z.B. Treuhänder, Begünstigte, Banken<br />

und Vermögensverwalter, zur Herausgabe von Informationen<br />

und Beweisen verpflichten, die zur Feststellung<br />

des Pflichtteilsrechts notwendig sind.»<br />

114 Zu weiteren erbrechtlichen Ansprüchen vgl. vorne, A. 1.<br />

c. f).<br />

115 Ebenso Paul Eitel/Silvia Brauchli, Trusts im Anwendungsbereich<br />

des schweizerischen Erbrechts, successio 6<br />

(2012) 116, 146.<br />

116 Vgl. BGE 133 III 669 E. 4.<br />

117 Vgl. dazu etwa Felix Rajower, Die Einforderung der<br />

Versicherungsprämien nach VVG, AJP 11 (2002) 500, 502:<br />

«Für den Versicherungsnehmer treten dessen Rechtsnachfolger<br />

in die Prämienzahlungspflicht ein, so dessen<br />

Erben (Art. 560 Abs. 2 und 603 Abs. 1 ZGB).»<br />

3. Lebensversicherungen<br />

a. Gesetzliche Grundlage<br />

a) Die gesetzliche Grundlage für die vertragliche<br />

Auskunftspflicht der Lebensversicherung an die Erben<br />

befindet sich im Versicherungsvertrag (Art. 3 und<br />

Art. 43 VVG) und der Universalsukzession (Art. 560<br />

ZGB). Im internationalen Verhältnis gilt das Vertragsstatut<br />

(Art. 117 IPRG) und für die Zuständigkeit<br />

ist das Lugano-Übereinkommen (LugÜ) zu beachten.<br />

b) Die gesetzliche Grundlage für die erbrechtliche<br />

Auskunftspflicht der Begünstigten einer Lebensversicherung<br />

an die Erben setzt bei der Herabsetzungsklage<br />

(Art. 527 ZGB) ein. Diese kommt zur<br />

Anwendung, weil der Rückkaufswert einer Lebensversicherung<br />

nach Art. 476 und Art. 529 ZGB<br />

im Nachlass anzurechnen ist (die Pflichtteilberechnungsmasse<br />

erhöht). Der Auskunftsanspruch der Erben<br />

gegenüber den Begünstigten stützt sich (analog)<br />

auf Art. 607 Abs. 3 und Art. 610 Abs. 2 ZGB. Soweit<br />

erbrechtliche Ansprüche geltend gemacht werden,<br />

richtet sich das anwendbare Recht im internationalen<br />

Verhältnis nach dem Erbstatut (Art. 90 ff. IPRG)<br />

und die Zuständigkeit nach Art. 86 ff. IPRG.<br />

b. Rechtsprechung<br />

a) 2007 hat sich das Bundesgericht 116 mit der Vererbung<br />

des Versicherungsvertrags 117 beschäftigt und<br />

festgestellt, dass das Recht, die Begünstigung zu widerrufen,<br />

nicht vererblich sei, sofern der Tod des<br />

Versicherungsnehmers nicht das versicherte Ereignis<br />

einer Lebensversicherung sei. Zur Vererbung<br />

des Auskunftsrechts äussert sich das Bundesgericht<br />

successio 4/12 265


§<br />

Auskunftspflichten gegenüber Erben<br />

weder in diesem Entscheid noch im hinten 118 erwähnten<br />

BGE 131 III 646.<br />

b) 2005 hat das Bundesgericht 119 festgehalten, dass<br />

derjenige, welcher sich auf den Pflichtteil beruft, gegen<br />

den aus der Lebensversicherung Begünstigten<br />

vorzugehen habe und nicht gegen die Versicherung.<br />

c. Doktrin<br />

a) Breitschmid 120 erwähnt einen neueren Entscheid<br />

des OLG Saarbrücken, in welchem das Gericht<br />

«… den Lebensversicherer zur Auskunft über Bezugsrechte<br />

gegenüber dem Nachlassinsolvenzverwalter<br />

verpflichtet …» 121 und er bemerkt, dass sich<br />

eine parallele Praxis auch in der Schweiz entwickeln<br />

könnte.<br />

b) Nach eigener Meinung richtet sich der (geerbte)<br />

vertragliche Auskunfts-Anspruch der Erben gegen<br />

die Lebensversicherung nach dem Versicherungsvertrag,<br />

ähnlich wie sich der (geerbte) vertragliche<br />

Anspruch bei der Bank sich nach dem Auftragsrecht<br />

(Art. 400 OR) 122 richtet. Dieses Auskunftsrecht ist<br />

allerdings noch wenig ausgebildet und es muss noch<br />

genauer erarbeitet werden, welche Bestimmungen<br />

des VVG dieses Recht enthalten.<br />

Der erbrechtliche Auskunfts-Anspruch der Erben<br />

gegen den Begünstigten einer Lebensversicherung<br />

stützt sich auf den Pflichtteil (Art. 527 ZGB)<br />

und (analog) die erbrechtliche Auskunftspflicht<br />

(Art. 607 Abs. 3 und Art. 610 Abs. 2 ZGB). Diese ist<br />

in der Lehre und Rechtsprechung anerkannt.<br />

B. Liechtenstein<br />

Während bei der Darstellung der Rechtslage in der<br />

Schweiz 123 versucht wurde, ein umfassendes Bild<br />

zu zeichnen, muss es bei den rechtsvergleichenden<br />

Hinweisen auf die benachbarten Länder bei Ausschnitten<br />

bleiben.<br />

1. Banken<br />

a. Gesetzliche Grundlagen<br />

a) In Liechtenstein durchläuft der Nachlass ein Verlassenschaftsverfahren,<br />

welches stark an die angloamerikanische<br />

Probate Procedure erinnert und auf<br />

den 1. Januar 2011 neu geregelt wurde. Das Verlassenschaftsgericht<br />

kann Auskunft von den Banken<br />

verlangen. Die Todesfallaufnahme erfolgt durch die<br />

Gemeinde im Auftrag des Verlassenschaftsgerichts<br />

(Art. 145 Abs. 2 lit. b Außerstreitgesetz [FL Auß-<br />

StrG]) 124 Art. 146 Abs. 2 FL AußStrG umschreibt<br />

die Auskunftspflicht der Bank wie folgt: «Banken …<br />

sind verpflichtet, bei Nachweis des Vorhandenseins<br />

einer Geschäftsbeziehung den Vermögensbestand eines<br />

Verstorbenen auf entsprechenden Beschluss des<br />

Gerichtes diesem bekannt zu geben; die so erlangten<br />

Zahlen dürfen ausschliesslich für das Verlassenschaftsverfahren<br />

verwendet werden». Dieses direkte<br />

Auskunftsrecht war unter dem bis 2010 geltenden § 1<br />

Verlassenschaftsinstruktion (VerlI) umstritten.<br />

b) Die Erben erwerben das Eigentum am Nachlass<br />

erst mit der sog. Einantwortung (§ 797 FL ABGB). 125<br />

Danach haben sie in etwa die gleiche Rechtsstellung<br />

wie die Erben in der Schweiz und können von<br />

einer Bank, bei welcher der Erblasser ein Konto besass,<br />

gestützt auf den Vertrag mit der Bank (§§ 1009<br />

und 1012 FL ABGB) umfassend Auskunft verlangen.<br />

Es stellt sich die Frage, ob die Erben schon zuvor<br />

ein Auskunftsrecht haben, ob schon nach dem Erbfall<br />

oder allenfalls nach der Erbserklärung (§ 799 FL<br />

ABGB/Annahme der Erbschaft).<br />

c) Das Bankgeheimnis ist in Art. 14 FL BankG 126 geregelt.<br />

Es wirkt nicht gegenüber den Erben des Bankkunden<br />

oder dem Verlassenschaftsgericht und behindert<br />

deren Auskunftsrecht somit nicht.<br />

b. Praxis<br />

a) Noch unter dem alten Recht (VerlI) hat der<br />

FL OGH 127 1989 128 die Auskunftspflicht der Bank<br />

im Verlassenschaftsverfahren wie folgt begründet:<br />

«Wenn schon eine Auskunftspflicht der Bank gegenüber<br />

dem Gericht im Interesse dritter Personen,<br />

wie etwa betreibender Parteien oder Sicherungswerber<br />

im Rahmen der Bestimmungen des<br />

118 Vgl. A. 3. b. b).<br />

119 Vgl. BGE 131 III 646 E. 2.3.<br />

120 Vgl. Peter Breitschmid, Ehe- und erbrechtliche Planung<br />

an den Schnittstellen zu BVG, VVG und Sozialversicherung,<br />

insbesondere in Patchworksituationen, successio 4<br />

(2010) 259 ff.<br />

121 Breitschmid (Fn. 120), successio 4 (2010) 265 Fn. 21.<br />

122 Vgl. vorne, A. 1. a. b).<br />

123 Vgl. vorne, A.<br />

124 G vom 25. November 2010 über das gerichtliche Verfahren<br />

in Rechtsangelegenheiten ausser Streitsachen (LR<br />

274.0).<br />

125 Vgl. Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch vom 1. Juni<br />

1811 (ABGB; LR 210.0).<br />

126 Vgl. G vom 21. Oktober 1992 über die Banken und Wertpapierfirmen<br />

(Bankengesetz; FL BankG; LR 952.0).<br />

127 Oberster Gerichtshof.<br />

128 Vgl. FL OGH A 234/88-53 vom 25.10.1989, zit. v. Julia<br />

Klatil, Die Auskunftspflicht der Banken im Verlassenschaftsverfahren,<br />

LJZ 25 (2004) 118.<br />

266 successio 4/12


Art 223 EO 129 anerkannt wird, so muss dies in einem<br />

viel stärkeren Masse auch in Ansehung einer Auskunftserteilung<br />

im Interesse des Bankkunden selbst,<br />

hier des Verstorbenen bzw. des ruhenden Nachlasses,<br />

gelten.» 130 Aber das Verlassenschaftsgericht erhielt<br />

danach nur Auskunft, wenn die primären Möglichkeiten<br />

(insbesondere die Befragung der Erben)<br />

ergebnislos verlaufen waren. 131 Dies wurde 2004<br />

vom FL OGH nochmals bestätigt. 132 Erst 2005 änderte<br />

der FL OGH 133 die Praxis und das Verlassenschaftsgericht<br />

kann seither Auskünfte auch direkt<br />

bei der Bank einholen. Wie vorne 134 dargelegt folgte<br />

der Gesetzgeber per 1.1.2011 dieser Ansicht (§ 146<br />

Abs. 2 FL AußStrG).<br />

129 Vgl. G vom 24. November 1971 über das Exekutions- und<br />

Rechtssicherungsverfahren (Exekutionsordnung; EO; LR<br />

281.0).<br />

130 FL OGH A 234/88-53 vom 25.10.1989, zit. v. Klatil<br />

(Fn. 128), LJZ 25 (2004) 118.<br />

131 Vgl. FL OGH A 234/88-53 vom 25.10.1989, zit. v. Klatil<br />

(Fn. 128), LJZ 25 (2004) 118.<br />

132 Vgl. FL OGH 5 VA 2003.106-19 vom 3.6.2004, zit. v.<br />

Nicolas Reithner, Die Auskunft der Banken im Verlassenschaftsverfahren<br />

– Replik, LJZ 26 (2005) 91.<br />

133 Vgl. FL OGH 5 VA 2005.6-43 vom 19.7.2005, zit. v. Reithner<br />

(Fn. 132), LJZ 26 (2005) 92.<br />

134 Vgl. B. 1. a. a).<br />

135 Vgl. B. 1. b. a).<br />

136 FL OGH A 234/88-53 vom 25.10.1989, zit. v. Klatil<br />

(Fn. 128), LJZ 25 (2004) 118.<br />

137 Vgl. FL OGH 03 RZ.2008.731 vom 7.5.2009, LES 2009,<br />

318.<br />

138 Vgl. StGH 1996/42 vom 24.4.1997, LES 1998, 185.<br />

139 Staatsgerichtshof.<br />

140 Vgl. FL OGH 4C 170/92-23 vom 16.8.1993, Jus & News<br />

1997, 58 ff.<br />

141 Vgl. G vom 10. Dezember 1912 betreffend die Einführung<br />

der Zivilprozessordnung und der Jurisdiktionsnorm (FL<br />

EGZPO; LR 271.001).<br />

142 Vgl. vorne A. 1. c. a).<br />

143 Vgl. FL OGH Cg 2/2000-58 vom 7.3.2002, LES 2002, 317;<br />

ähnlich FL OGH 03 RZ.2008.731 vom 7.5.2009, LES<br />

2009, 318, 321.<br />

144 Vgl. FL OGH C 133/95-70 vom 8.1.1998, LES 1998, 111.<br />

145 Vgl. FL OGH C 133/95-70 vom 8.1.1998, LES 1998, 111,<br />

115.<br />

146 Vgl. Klatil (Fn. 128), LJZ 25 (2004) 118 ff.<br />

147 Vgl. Reithner (Fn. 132), LJZ 26 (2005) 91 ff.<br />

b) In der vorne 135 erwähnten Entscheidung von 1989<br />

hat der FL OGH 136 weiter ausgeführt, dass das Verlassenschaftsgericht<br />

nur Auskunft erhält, wenn konkrete<br />

Anhaltspunkte für das Bestehen einer Geschäftsverbindung<br />

vorliegen. 2009 137 hat der FL<br />

OGH präzisiert, dass als Anscheinsbeweis genügt,<br />

wenn eine konkrete Kontonummer bei einer bestimmten<br />

Bank genannt wird. Abgelehnt wird dagegen<br />

die Nachfrage nach weiteren Konti bei derselben<br />

Bank. Weiter hat das Gericht ausgeführt, dass<br />

die Inventarserstellung keine Voraussetzung für die<br />

Bankauskunft an das Verlassenschaftsgericht sei.<br />

Auch diese Praxis wurde per 1.1.2011 ins Gesetz<br />

(§ 146 Abs. 2 FL AußStrG) übernommen.<br />

c) 1997 138 hielt der StGH 139 fest, dass das Bankgeheimnis<br />

kein Hindernis für die Auskunft an das Verlassenschaftsgericht<br />

sei.<br />

d) 1993 hat der FL OGH 140 entschieden, dass die<br />

Erben in die Position des Bankkunden (§§ 1009<br />

und 1012 FL ABGB) treten und das Bankgeheimnis<br />

kein Hindernis für die Auskunft an sie sei. Jeder<br />

von mehreren Konto-/Depotinhabern ist auskunftsberechtigt.<br />

Die Einsichtnahme bei der Bank, welche<br />

mehrfach erfolgen kann, stützt sich auf Art. XVI<br />

FL EGZPO. 141 Ebenso sind auch Kopien der Unterlagen<br />

auf Verlangen mehrfach zu übergeben, gegen<br />

Ersatz der Kosten. Eine Grenze für die Auskunft<br />

bildet (wie in der Schweiz) 142 die gesetzliche<br />

Aufbewahrungspflicht von zehn Jahren. Abgelehnt<br />

wurde das Auskunftsbegehren über weitere (als die<br />

im Auskunftsbegehren konkret bezeichneten) Konti<br />

der Erblasserin bei der Bank und zwar mit den Argumenten,<br />

die Bank sei zur Geheimhaltung höchstpersönlicher<br />

Tatsachen des Erblassers oder von<br />

Dritten verpflichtet und die Auskunft finde am offenbaren<br />

Missbrauch des Rechts seine Grenze. 2002<br />

hat der FL OGH 143 präzisiert, dass das Bankgeheimnis<br />

dann gegenüber den Erben wirken könne, wenn<br />

der Erblasser der Bank eine Schweigeverpflichtung<br />

auferlegt habe.<br />

e) Der FL OGH hat 1998 144 auch einem (deutschen)<br />

Testamentsvollstrecker ein Auskunftsrecht gegenüber<br />

der Bank gewährt. Dieser hat den Anscheinsbeweis<br />

erbracht, dass der Erblasser Konti bei der Bank<br />

führte. Das Auskunftsrecht ist eingeschränkt, wenn<br />

Rechte Dritte (wie einer Stiftung) betroffen sind.<br />

f) Im gleichen Entscheid hat der FL OGH 145 auch<br />

festgehalten, dass eine wirtschaftliche Berechtigung<br />

des Erblassers am Vermögen (Stifter) nicht vererbt<br />

werden könne und die Erben des Stifters deshalb<br />

kein Auskunftsrecht gegenüber der Stiftung haben.<br />

Daraus folgt, dass auch die Bank, welche für die Stiftung<br />

ein Konto führt, den Erben des Stifters keine<br />

Auskunft geben muss.<br />

c. Doktrin<br />

a) In der Doktrin wurde eine Debatte zwischen Klatil<br />

146 und Reithner 147 ausgetragen: Während Klatil<br />

(damals Praktikantin am LG Vaduz) das Nachfra-<br />

successio 4/12 267


§<br />

Auskunftspflichten gegenüber Erben<br />

gen des Verlassenschaftsgerichts bei den Erben bemängelte<br />

und für ein direktes Nachfragen des Verlassenschaftsgerichts<br />

bei den Banken plädierte,<br />

nahm Reithner die gegenteilige Position ein. Er kam<br />

zum Schluss, dass die Auskunft der Bank an die Erben<br />

der Auskunft der Bank an die Verlassenschaftsbehörde<br />

vorgehen solle. Der ruhende Nachlass sei<br />

zwar ein selbständiger Rechtsträger und prozessfähig,<br />

aber bis zur Bestellung eines Nachlass- oder<br />

Prozesskurators unvertreten. Pflichtteilsberechtigte<br />

könnten sich an die übrigen Erben wenden, welche<br />

zur Rechnungslegung verpflichtet seien. Die Praxis<br />

folgte (wie vorne 148 dargelegt) Klatil.<br />

b) Als Liechtenstein das Außerstreitgesetz (FL Auß-<br />

StrG) parallel zu Österreich revidierte, sprach sich<br />

Klatil 149 dafür aus, dass die Verfahrensgrundsätze<br />

des österreichischen Außerstreitgesetzes übernommen<br />

werden sollten. Ungerank 150 erläutert unter anderem,<br />

was mit dem «Nachweis des Vorhandenseins<br />

einer Geschäftsbeziehung» (§ 146 Abs. 1 FL Auß-<br />

StrG) gemeint sei: Eine Beziehung des Erblassers<br />

zur Bank muss glaubhaft gemacht, aber nicht bewiesen<br />

werden: «So kommt es in der Praxis vor, dass<br />

Erbansprecher bloss über einen älteren (z.B. einen<br />

Zeitraum Jahre vor Ableben des Erblassers betreffenden)<br />

Kontoauszug verfügen, dass sie ein Kontokärtchen<br />

mit der Anführung einer entsprechenden<br />

Kontonummer bei einer bestimmten Bank vorlegen<br />

können, dass sie angeben können, der Erblasser<br />

habe immer wieder davon gesprochen, er würde ein<br />

Konto bei der X-Bank haben, oder sie hätten den<br />

Erblasser immer wieder zur Y-Bank in Vaduz gebracht,<br />

in welche dieser dann hineingegangen sei.»<br />

c) Nach eigener Meinung müssen die Banken dem<br />

Verlassenschaftsgericht direkt Auskunft erteilen. Der<br />

Nachweis einer Geschäftsbeziehung wird in einer<br />

Art gehandhabt, welche die Erben nicht behindern<br />

dürfte, aber fishing expeditions vermeidet. Das Verwertungsverbot<br />

in Art. 146 Abs. 1 FL AußStrG ist<br />

verständlich und durch die besonders aktive Rolle<br />

des Verlassenschaftsgerichts bedingt. Damit soll<br />

eine Verwertung durch die Steuerbehörden verhindert<br />

werden.<br />

Die Erben haben daneben ein eigenständiges<br />

Auskunftsrecht, welches sie seit dem Ableben des<br />

Erblassers ausüben können, denn die Erben sind<br />

erst aufgrund der erhaltenen Informationen in der<br />

Lage, über die Annahme der Erbschaft zu entscheiden.<br />

Die Einschränkung, dass Geheimnisse des Erblassers<br />

und von Dritten zu schützen sind, ist an sich<br />

richtig, sie muss aber sorgfältig angewendet werden:<br />

Zahlungsströme sind keine höchstpersönlichen Tatsachen.<br />

151 Weil der Erblasser über Pflichtteile nicht<br />

verfügen kann, sind seine Anordnungen, die Bank<br />

solle gewisse Transaktionen auf seinem Konto gegenüber<br />

pflichtteilsgeschützten Erben geheim halten,<br />

nicht verbindlich. Einen offenbaren Missbrauch<br />

des Auskunftsrechts kann ich mir sodann nur schwer<br />

vorstellen, er ist jedenfalls auch bei wiederholten<br />

Auskunftsbegehren oder unpräzisen Angaben über<br />

das Konto noch nicht gegeben. Ich erwarte, dass sich<br />

die Praxis des (privaten) Auskunftsrechts der Banken<br />

in Liechtenstein (ähnlich wie in der Schweiz vor<br />

einigen Jahrzehnten 152 ) in den nächsten Jahren noch<br />

weiter entwickeln – sprich: öffnen – wird.<br />

2. Stiftungen und Trusts<br />

a. Gesetzliche Grundlagen<br />

a) Seit der Reform des Stiftungsrechts (1.4.2009) besteht<br />

nach Art. 552 § 9 PGR 153 ein (zwingendes) Auskunftsrecht<br />

des Begünstigten gegenüber der Stiftung:<br />

«Der Begünstigte hat, soweit es seine Rechte betrifft,<br />

Anspruch auf Auskunft … Das Recht darf nicht in<br />

unerlaubter Absicht, in missbräuchlicher oder nicht<br />

in einer den Interessen der Stiftung oder anderer Begünstigter<br />

widerstreitenden Weise ausgeübt werden.<br />

Ausnahmsweise kann das Recht auch aus wichtigen<br />

Gründen zum Schutz des Begünstigten verweigert<br />

werden …»<br />

b) Nach Art. 552 § 11 PGR besteht ein reduziertes<br />

Auskunftsrecht des Begünstigten, wenn ein Kontrollorgan<br />

vorhanden ist. Nach Abs. 1 «kann der Begünstigte<br />

nur über Zweck und Organisation der Stiftung<br />

sowie über seine eigenen Rechte gegenüber der Stiftung<br />

Auskunft verlangen und deren Richtigkeit durch<br />

Einsichtnahme in die Stiftungsurkunde, die Stiftungszusatzurkunde<br />

und die Reglemente überprüfen» sowie<br />

Kontrollberichte verlangen (Art. 552 § 11 Abs. 4<br />

und 5 PGR). 154 Weitergehende Auskunftsrechte werden<br />

damit unterbunden. Diese Bestimmung dient<br />

etwa dazu, dass der Stifter, der sich gleichzeitig als<br />

Kontrollorgan einsetzt, die Informationen an die Be-<br />

148 Vgl. vorne, B. 1. b. a).<br />

149 Vgl. Julia Klatil, Verlassenschaft und Bankgeheimnis –<br />

Aktuelle Jud zu Auskunftsansprüchen unter besonderer<br />

Berücksichtigung des öAußStrG, LJZ 31 (2010) 1 ff.<br />

150 Vgl. Wilhelm Ungerank, Das neue Verlassenschaftsverfahren,<br />

LJZ 32 (2011) 178 ff.<br />

151 Vgl. dazu vorne, A. I. c. d).<br />

152 Vgl. vorne, A. 1. b. a).<br />

153 Vgl. Personen- und Gesellschaftsrecht (PGR) vom 20. Januar<br />

1926 (LR 216.0).<br />

154 Johannes Gasser, Neue Pflichten und Gestaltungsmöglichkeiten<br />

des Stiftungsrates, in: Das neue liechtensteinische<br />

Stiftungsrecht, hrsg. v. der Hochschule Liechtenstein,<br />

Zürich 2008, S. 187.<br />

268 successio 4/12


günstigten (und späteren Erben) zunächst noch beschränken<br />

kann. 155<br />

c) Das Auskunftsrecht der Erben (des Stifters) gegen<br />

die Stiftung stützt sich materiell auf den Pflichtteil<br />

(§ 762 ff. FL ABGB), 156 denn dieser kann Grundlage<br />

für die Anfechtung von Zuwendungen des Stifters<br />

an die Stiftung bzw. die Errichtung der Stiftung<br />

sein. Entsprechendes gilt für das Auskunftsrecht<br />

der Erben (des Gründers eines Trusts) gegenüber<br />

dem Trustee. Das Auskunftsrecht wird aus Art. XV<br />

Abs. 1 FL EGZPO abgeleitet. Das anwendbare Erbrecht<br />

bestimmt sich nach dem Erbstatut, welches<br />

auf die Staatsangehörigkeit des Erblassers abstellt<br />

(Art. 29 Abs. 1 FL IPRG). 157 Seit der Revision des<br />

Stiftungsrechts (1.4.2009) ist daneben immer auch<br />

«das für den Erwerbsvorgang massgebliche Recht»<br />

zu beachten ist (Art. 29 Abs. 5 FL IPRG). Damit<br />

wurde ein zweiter Filter eingebaut, weil bei Zuwendungen<br />

an liechtensteinische Stiftungen und Trusts<br />

die kurze 2-jährige Verjährungsfrist des liechtensteinischen<br />

Pflichtteilsrechts (§ 785 Abs. 3 FL ABGB)<br />

zusätzlich zur Anwendung kommt.<br />

c. Praxis<br />

a) 1996 hat der FL OGH 158 (gestützt auf das alte<br />

Stiftungsrecht) entschieden, dass der Stifter die Begünstigten<br />

durch eine Statutenbestimmung von der<br />

155 Vgl. Gasser (Fn. 154), S. 188.<br />

156 Vgl. vorne, Fn. 125; der Pflichtteil der Kinder beträgt 1 ⁄2<br />

des gesetzlichen Erbteils, derjenige der Ehegatten/Partner<br />

1 ⁄2 des gesetzlichen Erbteils und derjenige der Eltern<br />

1<br />

⁄3 des gesetzlichen Erbteils.<br />

157 Vgl. G vom 19. September 1996 über das internationale<br />

Privatrecht (IPRG; LR 290).<br />

158 Vgl. FL OGH 3 C 452/92 vom 29. April 1996, zit. v. Markus<br />

Summer, «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser» –<br />

die Auskunftsrechte von Begünstigten im liechtensteinischen<br />

Stiftungs- und Trustrecht, LJZ 26 (2005) 36, 38 f.<br />

159 Vgl. FL OGH 10 HG 2003 57-23 vom 4.11.2004, zit. v.<br />

Summer (Fn. 158), LJZ 26 (2005) 36, 39 ff.<br />

160 Vgl. FL OGH 5 HG.2010.629 vom 10.2.2012, LES 2012,<br />

66.<br />

161 Vgl. FL OGH CG.2002.32 vom 4.5.2005, LES 2006, 191.<br />

162 Vgl. Gesetz vom 10. April 1928 über das Treuunternehmen<br />

(TrUG; nicht mehr in Kraft).<br />

163 FL OGH 4 CG.2005.305 vom 7.2.2008, LJZ 29 (2008) 42.<br />

164 FL OGH 02 CG.2007.145 vom 3.9.2009, LES 2010, 84.<br />

165 FL OGH 5 HG.2010.629 vom 10.2.2012, LES 2012, 66.<br />

166 Vgl. FL OGH 4 Cg 2001 492-29 vom 5.6.2003, LES 2004,<br />

67 (mit USD 167 Mio. dotiertes Studien- und Forschungszentrum).<br />

167 Vgl. FL OGH 2 Cg 2001.52 vom 23.7.2004, LES 2005, 392.<br />

168 Vgl. FL OGH 5 HG.2010.629 vom 10.02.2012, LES 2012,<br />

66.<br />

Auskunft weitgehend ausschliessen kann und dass<br />

das Auskunftsrecht somit nur «im Kern» gewahrt<br />

werden muss. 2004 präzisierte der FL OGH, 159 dass<br />

die Übergabe des Revisionsstellenberichts ohne entsprechende<br />

Statutenbestimmung als Auskunft nicht<br />

genüge. 2012 wurde vom FL OGH 160 klargestellt,<br />

dass die Bestellung eines Buchprüfers kein Kontrollorgan<br />

im Sinne von Art. 552 § 11 PGR ist. 2005<br />

wurde vom FL OGH bestätigt, dass «das gesetzliche<br />

Auskunftsrecht bis zu einem gewissen Umfang einer<br />

abweichenden privatautonomen Regelung zugänglich<br />

(sei). Kriterium für die Zulässigkeit einer privatautonomen<br />

und damit statutarischen Gestaltung<br />

des Auskunftsrechtes von Destinatären ist die Wahrung<br />

gesellschafts- und stiftungsrechtlicher Grundsätze.»<br />

161 2008 führte der FL OGH zur Gestaltungsfreiheit<br />

des Stifters weiter aus: «Die Abwägung<br />

zwischen Transparenz und Vertraulichkeit ist primär<br />

vom Stifter vorzunehmen, welchem gem. § 68<br />

TruG 162 die Kompetenz zukommt, die Auskunftsansprüche<br />

der Destinatäre zu regeln … Dieser Regelungskompetenz<br />

sind aber durch die Grundsätze<br />

von Treu und Glauben sowie des Verbots der Schikane<br />

bzw. des Rechtsmissbrauchs Grenzen gesetzt,<br />

weshalb bspw. die Auskunfts- und Einsichtsrechte<br />

der Destinatäre in den Statuten nicht zur Gänze<br />

ausgeschlossen werden können … Aus dem Wortlaut<br />

von § 68 TruG ist abzuleiten, dass die Stiftungsverwaltung<br />

nicht verpflichtet ist …, jedem Nachfolgedestinatär<br />

alle bis zur Gründung der Stiftung<br />

zurückreichenden Geschäftsbücher und Papiere geschweige<br />

denn solche Dokumente, welche über den<br />

Willen des Auftraggebers der Stiftungserrichtung<br />

Aufschluss geben, zur Einsicht vorzulegen.» 163 Das<br />

neue Stiftungsrecht (1.4.2009) hat die Gestaltungsfreiheit<br />

des Stifters stark eingeschränkt. Nach der<br />

Rechtsprechung des FL OGH können «die Rechte<br />

der Begünstigten durch Einräumung bestimmter<br />

Informations- und Auskunftsrechte konkret im<br />

Einzelnen definiert» 164 werden. Der FL OGH betonte<br />

in einem Entscheid 2012 aber auch, dass die<br />

Begünstigten durch Statutenbestimmungen «von<br />

den ihnen zustehenden Informations- und Auskunftsrechten<br />

nicht vollständig ausgeschlossen werden»<br />

165 können.<br />

b) 2003 hat der FL OGH 166 festgehalten, dass Ermessens-Begünstigten<br />

das Recht auf Auskunft nur soweit<br />

zusteht, als es deren (beschränkte) Rechte betrifft.<br />

c) 2004 hat der FL OGH 167 entschieden, dass der<br />

12,5%-Begünstigte ein volles Auskunftsrecht hat<br />

und dass ein Erbstreit in Frankreich kein missbräuchliches<br />

Motiv sei. Der FL OGH 168 hat 2012<br />

dargelegt, dass der Begünstigte sein Auskunftsrecht<br />

successio 4/12 269


§<br />

Auskunftspflichten gegenüber Erben<br />

auch dann ausüben könne, wenn er keine Unregelmässigkeiten<br />

bei der Verwaltung der Stiftung behauptet.<br />

Der Begünstigte kann sein Auskunftsrecht<br />

nach einem weiteren Entscheid des FL OGH 169 von<br />

2012 auch in einem Schiedsverfahren geltend machen,<br />

wenn die Statuten der Stiftung eine entsprechende<br />

Schiedsklausel enthält.<br />

d) 2000 hat der FL OGH 170 eine Bank wegen unberechtigter<br />

Verweigerung von Zeugenaussagen mit<br />

Busse bestraft. Die Erben (überlebende Ehefrau<br />

und einziger Sohn), welche Zuwendungen an eine<br />

Stiftung verfolgten, haben sich bei ihrem Auskunftsrecht<br />

auf den Vertrag mit der Bank (§§ 1009 und<br />

1012 FL ABGB) gestützt.<br />

e) 2002 hat der FL OGH 171 das Auskunftsbegehren<br />

von Erben gegenüber einer Stiftung auf die Verletzung<br />

von Pflichtteilen gestützt und festgehalten, dass<br />

die Errichtung einer Stiftung gleich einer Schenkung<br />

angefochten werden könne. Das anwendbare (deutsche)<br />

Erbrecht richtete sich nach dem Erbstatut. 2006<br />

präzisierte der FL OGH den Auskunftspflichtigen:<br />

«Der nach deutschem Erbrecht zu beurteilende Auskunftsanspruch<br />

gegenüber einer Stiftung ist gegen<br />

diese, vertreten durch den Stiftungsvorstand, zu richten.<br />

Die Stiftungsräte trifft in eigener Person keine<br />

Auskunftspflicht.» 172 Gleichzeitig wurden die Anforderungen<br />

für die Geltendmachung des Auskunftsrechts<br />

verschärft: «Der Auskunfts-(Informations-)<br />

Anspruch … eines Erben/Pflichtteilsberechtigten<br />

setzt … voraus, dass dieser in entschuldbarer Weise<br />

über das Bestehen oder den Umfang seines Anspruchs<br />

im Ungewissen ist». 173 2009 hat der FL OGH<br />

den Umfang der Auskunftspflicht nach neuem Stiftungsrecht<br />

(Art. 552 § 38 PGR) näher umschrieben:<br />

«Wenn die von einer Stiftung als Verpflichtete geschuldete<br />

Rechnungslegung ‹hinsichtlich aller von<br />

ihr in Empfang genommenen Zuwendungen› die betreibende<br />

Partei in die Lage versetzen soll, allfällige<br />

Pflichtteilsergänzungsansprüche zu ermitteln, so hat<br />

die Stiftung nicht nur die zugewendeten Beträge (die<br />

auch von Dritten stammen können), sondern auch die<br />

‹Zuwender› zu bezeichnen und insbesondere anzugeben,<br />

ob diese vom Erblasser (Stifter) stammen.» 174<br />

f) 2006 hat der FL OGH festgehalten, dass Erben<br />

des Stifters keinen Auskunftsanspruch haben: «Voraussetzung<br />

ist eine rechtliche Sonderverbindung<br />

zwischen dem Erben/Pflichtteilsberechtigten und<br />

der Person, von der Auskunft begehrt wird. Das<br />

Erb-(Pflichtteils-)Recht einer Person allein stellt<br />

keine solche hinreichende rechtliche Sonderverbindung<br />

dar, welche den Auskunftsanspruch nach § 242<br />

dBGB rechtfertigt. Der Erbe/Pflichtteilsberechtigte<br />

eines Stifters ist im Verhältnis zur Stiftung als Aussenstehender<br />

anzusehen.» 175<br />

c. Doktrin<br />

a) Bösch 176 hat den Fall eines deutschen Erblassers<br />

besprochen, welcher 3 Jahre vor dem Tod eine unentgeltliche<br />

Zuwendung vornahm. Aufgrund von Art. 29<br />

Abs. 1 FL IPRG richtet sich das Erbstatut nach der<br />

Staatsangehörigkeit (deutscher Erblasser) und § 2325<br />

BGB sieht eine 10-Jahres-Frist für die Anfechtung<br />

von Zuwendungen vor. Mit der Bemerkung, dass<br />

die Anwendung des liechtensteinischen Erbrechts<br />

(2-Jahres-Frist) zu einem anderen Ergebnis geführt<br />

hätte, sprach er einen Gedanken aus, welcher später<br />

zu Art. 29 Abs. 5 FL IPRG führte. 177 Diese Bestimmung<br />

wird von Rüdiger Werner 178 näher besprochen.<br />

b) Jacob 179 umschreibt den Kreis der Kontrollberechtigten<br />

einer liechtensteinischen Stiftung wie<br />

folgt: (1) aktuell Begünstigte mit Rechtsanspruch<br />

(Art. 552 § 6 Abs. 1 PGR), (2) Ermessensbegünstigte<br />

(Art. 552 § 7 PGR; was bei der Revision des<br />

Stiftungsrechts umstritten war). (3) Letztbegünstigte<br />

(Art. 552 § 8 PGR; erst nach Auflösung der<br />

Stiftung). (4) Anwartschaftsberechtigte mit künftigem<br />

Anspruch (Art. 552 § 6 Abs. 2 PGR).<br />

c) Lorenz 180 erläutert die Einschränkungen des Auskunftsrechts:<br />

Zu beachten ist das Verhältnismässigkeitsprinzip<br />

(u.a. Erforderlichkeitsprüfung) und<br />

ebenso das Geheimhaltungsinteresse der Stiftung<br />

oder von Mitbegünstigten. Solche Interessen müssen<br />

konkret bestehen/nachgewiesen werden.<br />

169 Vgl. FL OGH 5 HG.2011.172 vom 16.5.2012, LES 2012, 67.<br />

170 Vgl. FL OGH C 145/99-38 vom 3.5.2000, LES 2000, 201.<br />

171 Vgl. FL OGH Cg 145/99-74 vom 7.3.2002, LES 2003, 100.<br />

172 FL OGH CG.2004.252 vom 7.9.2006, LES 2007, 302, 303.<br />

173 FL OGH CG.2004.252 vom 7.9.2006, LES 2007, 302, 303.<br />

174 FL OGH 8 EX.2009.1221 vom 1.10.2009, LES 2010, 104.<br />

175 FL OGH CG.2004.252 vom 7.9.2006, LES 2007, 302, 303;<br />

ebenso schon der in Fn. 145 erwähnte Entscheid FL<br />

OGH C 133/95-70 vom 8.1.1998, LES 1998, 111, 115.<br />

176 Vgl. Harald Bösch, Auskunfts- und Rechnungslegungsanspruch<br />

des Pflichtteilsberechtigten gegenüber einer<br />

liechtensteinischen Stiftung, LJZ 24 (2003) 55 ff.<br />

177 Vgl. dazu vorne, B. 2. a. c).<br />

178 Vgl. Rüdiger Werner, Stiftungen als Instrument des<br />

Vermögensschutzes, ZErb 2010, 177 ff.<br />

179 Vgl. Dominique Jacob, Die liechtensteinische Stiftung,<br />

Vaduz 2009, N 478 f.<br />

180 Vgl. Bernhard Lorenz, Kommentar zu Art. 552 § 9<br />

PGR, in: Kurzkommentar zum liechtensteinischen Stiftungsrecht,<br />

hrsg. v. Martin Schauer, Basel 2009, Art. 552<br />

§ 9 N 42 ff. , 48 ff. und 52 ff.<br />

270 successio 4/12


d) Nach Lins 181 hat das Auskunftsrecht des neuen<br />

Stiftungsrechts (anders als noch Art. 68 TrUG)<br />

zwingenden Charakter. Nur einen eingeschränkten<br />

Auskunftsanspruch haben Anwartschaftsberechtigte<br />

auf eine Ermessensbegünstigung ohne festen<br />

Anspruch (Widerrufsrecht/Art. 552 § 10 PGR),<br />

Begünstigte von Stiftungen mit Kontrollorgan<br />

(Art. 552 § 11 PGR) und Begünstigte von beaufsichtigten<br />

Stiftungen (Art. 552 § 12 PGR).<br />

e) Nach eigener Meinung wurde das Auskunftsrecht<br />

der Begünstigten mit der Schaffung des neuen Stiftungsrechts<br />

verstärkt. Die Position des (häufig vorkommenden)<br />

Ermessens-Begünstigten ist allerdings<br />

nach wie vor schwach, was auch der FL OGH<br />

bereits 2003 feststellte: «Der österreichische Gesetzgeber<br />

definierte den Auskunftsanspruch des<br />

Begünstigten einer Privatstiftung umfassender und<br />

räumte dieses Recht jedem Begünstigten unabhängig<br />

davon ein, ob dieser einen Anspruch gegen die<br />

Stiftung hat oder nicht». 182 Die Statuten können das<br />

Auskunftsrecht immer noch konkretisieren, allerdings<br />

in viel engeren Grenzen als früher. Wenn der<br />

Erst-Begünstigte nicht will, dass die späteren Begünstigten<br />

in diesen Zeitabschnitt hineinsehen können,<br />

kann er das Auskunftsrecht in den Statuten entsprechend<br />

begrenzen. Die indirekte Kontrolle durch<br />

eine Kontrollstelle ersetzt die eigene Kontrolle nie<br />

vollständig. Wie sich die Einschränkungen des Auskunftsrechts<br />

(Erforderlichkeitsprüfung, Rechtsmissbrauch,<br />

Geheimhaltungsinteressen) auswirken,<br />

181 Vgl. Alexander Lins, Die Begünstigtenrechte im neuen<br />

liechtensteinischen Stiftungsrecht nach der Reform 2008,<br />

in: Das neue liechtensteinische Stiftungsrecht, Zürich,<br />

2008, S. 83 ff.<br />

182 FL OGH 4 Cg 2001 492-29 vom 5.6.2003, LES 2004, 67.<br />

183 Ebenso wie das schweizerische Recht, vgl. vorne, A. 2.<br />

c. f).<br />

184 Vgl. G vom 16. Mai 2001 über den Versicherungsvertrag<br />

(Versicherungsvertragsgesetz, FL VersVG; LR 225.<br />

229.1).<br />

185 Vgl. G vom 6. Dezember 1995 betreffend die Aufsicht<br />

über Versicherungsunternehmen (Ver siche rungs aufsichts<br />

gesetz; FL VersAG; LR 961.01).<br />

186 Vgl. vorne, Fn. 141.<br />

187 Vgl. vorne, Fn. 125.<br />

188 Vgl. vorne, Fn. 157<br />

189 Gesetz über das internationale Versicherungsvertragsrecht<br />

(LR 291).<br />

190 Vgl. dazu vorne, B. 2. a. (Liechtenstein/Stiftungen und<br />

Trusts).<br />

191 Vgl. FL OGH 8 CF.2010.283 vom 13.04.2012, LES 2012,<br />

137.<br />

192 Vgl. dazu vorne, Fn. 141.<br />

muss die Praxis erweisen. Der Trend dürfte langfristig<br />

in Richtung Öffnung gehen.<br />

Die Errichtung der Stiftung und Zuwendungen<br />

an die Stiftung können von den Erben gleich einer<br />

Schenkung angefochten werden, wenn Pflichtteile<br />

verletzt sind. Unter diesem Titel können die Erben<br />

auch Auskunftsrechte geltend machen. Weil das FL<br />

ABGB keine ausdrückliche gesetzliche Grundlage<br />

für das Auskunftsrecht vorsieht, 183 wird Art. XV FL<br />

EGZPO als Grundlage verwendet. Die in Art. 29<br />

Abs. 5 FL IPRG eingefügte Bestimmung, welche<br />

die Geltendmachung der Pflichtteile auf 2 Jahre begrenzt,<br />

schränkt das Auskunftsrecht ein. In der Praxis<br />

beginnt die Frist allerdings häufig nicht zu laufen,<br />

weil sich viele Stifter ein Widerrufs- und Änderungsrecht<br />

vorbehalten.<br />

3. Lebensversicherungen<br />

a. Gesetzliche Grundlagen<br />

a) Das Auskunftsrecht der Erben gegenüber der Lebensversicherung<br />

richtet sich materiell nach dem Versicherungsvertragsgesetz<br />

(Art. 3 FL VersVG) 184 und<br />

Versicherungsaufsichtsgesetz (Art. 45 Vers AG) 185<br />

und formell nach Art. XV FL EGZPO. 186 Die Erben<br />

treten in die Position des Erblassers als Versicherungsnehmer<br />

ein (Einantwortung; § 797 FL<br />

ABGB 187 ) und erben damit sein Auskunftsrecht. Das<br />

anwendbare Erbrecht bestimmt sich nach dem Erbstatut<br />

(Art. 29 FL IPRG 188 ), das anwendbare Versicherungsrecht<br />

nach dem IVersVG. 189 Die Geheimhaltungspflicht<br />

der Versicherungen (Art. 44 Abs. 1<br />

FL Vers AG) gilt gegenüber den Erben nicht.<br />

b) Das Auskunftsrecht der Erben gegenüber den Begünstigten<br />

einer Lebensversicherung stützt sich materiell<br />

auf den Pflichtteil (§ 762 ff. FL ABGB) und<br />

das Auskunftsrecht wird aus Art. XV FL EGZPO<br />

abgeleitet. Das anwendbare Erbrecht (und damit<br />

auch der Pflichtteil) wird aufgrund des Erbstatuts<br />

(Art. 29 FL IPRG) bestimmt. 190<br />

b. Praxis<br />

a) Der FL OGH 191 hat in einem 2012 gefällten Urteil<br />

festgehalten, dass dem Erben des Versicherungsnehmers<br />

grundsätzlich ein Auskunftsanspruch gegenüber<br />

der Lebensversicherung zusteht. Als Rechtsgrundlage<br />

wurde der auf das bürgerliche Recht<br />

rekurrierende Auskunftsanspruch von Art. XV<br />

Abs. 1 FL EGZPO 192 angegeben. Dem Auskunftsanspruch<br />

der Erben steht die Geheimhaltungspflicht<br />

der Versicherung (Art. 44 Abs. 1 FL VersAG) nicht<br />

entgegen. Aufgrund des Erbstatuts kam italienisches<br />

Erbrecht zur Anwendung.<br />

successio 4/12 271


§<br />

Auskunftspflichten gegenüber Erben<br />

b) Der FL OGH 193 hat 2007 festgehalten, dass die<br />

Überlassung von Begünstigungen (Bezugsberechtigungen)<br />

von Lebensversicherungen im gleichen<br />

Sinne der Herabsetzung untersteht wie Schenkungen<br />

(§ 785 Abs. 1 FL ABGB). «Im Falle der Zuwendung<br />

der Versicherungssumme aus der Lebensversicherung<br />

durch den (späteren) Erblasser, für die<br />

der Begünstigte selbst Prämien bezahlte …, wird die<br />

Differenz zwischen der Versicherungsleistung und<br />

der Summe der vom Begünstigten selbst bezahlten<br />

Prämien als Geschenk behandelt.» Zum Auskunftsrecht<br />

der Erben äussert sich dieser Entscheid nicht.<br />

b) § 531 öABGB 199 umschreibt den Nachlass als «Inbegriff<br />

der Rechte und Verbindlichkeiten eins Verstorbenen».<br />

Mit der Einantwortung (§ 819 öABGB)<br />

erwerben die Erben das Eigentum an den Nachlassgegenständen<br />

und erben damit auch den mit der<br />

Bank bestehenden Vertrag. Die Auskunftspflicht der<br />

Bank an die Erben stützt sich auf die Rechenschaftspflicht<br />

der Bank (§ 1012 öABGB).<br />

c) Das Bankgeheimnis (§ 38 BWG) 200 gilt nicht gegenüber<br />

dem Abhandlungsgericht bzw. dem Gerichtskommissär<br />

und den Erben.<br />

c. Doktrin<br />

a) Schurti/Blasy 194 führen aus, dass der Umfang der<br />

Beratungspflicht des Versicherers in Art. 45 VersAG<br />

und deren Anhang festgelegt wird und diese Informationen<br />

nach Art. 3 VersVG von der Versicherung<br />

an den Versicherungsnehmer geliefert werden müssen.<br />

Sie kritisieren einen Entscheid des OGH, 195<br />

weil in <strong>Deutsch</strong>land und Österreich die Erfüllung<br />

der Informationspflichten durch den Agenten bzw.<br />

Mäkler genügt und der Versicherer damit entlastet<br />

wird, was in Liechtenstein nicht der Fall ist. Zum<br />

Auskunftsrecht der Erben gegenüber der Versicherung<br />

äussern sie sich nicht.<br />

b) Nach eigener Meinung richtet sich der (geerbte)<br />

vertragliche Auskunfts-Anspruch der Erben gegen die<br />

Lebensversicherung und er stützt sich auf den Versicherungsvertrag<br />

(FL VersVG) bzw. das Versicherungsaufsichtsgesetz<br />

(FL VersAG). Die genaue materiell-rechtliche<br />

Grundlage scheint aber noch nicht<br />

ganz geklärt zu sein, weil Art. 3 VersVG den Informationsanspruch<br />

des Versicherungsnehmers beim<br />

Abschluss der Versicherung zum Inhalt hat und für<br />

spätere Auskunftsansprüche eine ausdrückliche gesetzliche<br />

Regelung fehlt.<br />

Der erbrechtliche Auskunfts-Anspruch der Erben<br />

gegen den Begünstigten einer Lebensversicherung<br />

stützt sich materiell auf den Herabsetzungsanspruch<br />

(§ 785 Abs. 1 FL ABGB) und das Auskunftsrecht<br />

wird aus Art. XV FL EGZPO abgeleitet. Für das<br />

Auskunftsrecht des Pflichtteilsberechtigten fehlt im<br />

FL ABGB eine ausdrückliche Grundlage.<br />

C. Österreich<br />

1. Banken<br />

a. Gesetzliche Grundlage<br />

a) Gesetzliche Grundlage für die Auskunftspflicht der<br />

Bank an das Abhandlungsgericht bilden § 145 f. Außerstreitgesetz<br />

196 (öAußStrG) 197 und § 166 öAußStrG. 198<br />

b. Praxis<br />

a) 1966 entschied der OGH, 201 dass ein Kreditinstitut<br />

dem Abhandlungsgericht über ein Bankkonto<br />

(oder eine Einlage) Auskunft geben müsse, ausser<br />

es ergebe sich aus der Kontobezeichnung, dass das<br />

Konto nicht in den Nachlass fällt. Im gleichen Jahr<br />

entschied der OGH, 202 dass der Abhandlungsrichter<br />

nicht berechtigt sei, von der Verlassenschaft fernstehenden<br />

Personen Auskünfte über Vermögenswerte<br />

(Spareinlagen) zu verlangen, wenn keine Anhaltspunkte<br />

dafür bestehen, dass sie zum Vermögen des<br />

Erblassers gehört haben. 1985 lehnte der OGH 203<br />

die Auskunft einer Bank gegenüber den Erben eines<br />

Schweizers ab, der einem österreichischen Ehepaar<br />

anscheinend einen Geldbetrag übergeben hatte, welchen<br />

dieser auf ein Nummernkonto bei einer österreichischen<br />

Bank angelegt haben soll, zumal jegliche<br />

193 Vgl. FL OGH 1 CG.2003.159 vom 3.10.2007.<br />

194 Andreas Schurti/Moritz Blasy: Vertrieb von fondsgebundenen<br />

Lebensversicherungen – Informations- und<br />

Beratungspflichten, LJZ 33 (2012) 49 ff.<br />

195 Vgl. FL OGH 01.CG.2009.62 vom 10.2.2012.<br />

196 § 145 öAußStrG: «(1) Der Gerichtskommissär … hat die<br />

Todesfallaufnahme zu errichten … (2) Die Todesfallaufnahme<br />

hat zu umfassen … 2. das hinterlassene Vermögen<br />

samt Rechten und Verbindlichkeiten …».<br />

197 Vgl. Bundesgesetz über das gerichtliche Verfahren in<br />

Rechtsangelegenheiten ausser Streitsachen (Außerstreitgesetz;<br />

öAußStrG; BGBl. I. Nr. 111/2003).<br />

198 «(1) Das Inventar dient als vollständiges Verzeichnis der<br />

Verlassenschaft … (3) Zur Feststellung der Nachlasszugehörigkeit<br />

sind Dritte verpflichtet, Zutritt zu den strittigen<br />

Gegenständen zu gewähren und deren Besichtigung<br />

und Beschreibung zu gestatten.»<br />

199 Vgl. Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch für die gesammten<br />

deutschen Erbländer der Österreichischen Monar<br />

chie (öABGB; JGS Nr. 946/1811).<br />

200 Vgl. Bundesgesetz über das Bankwesen (Bankwesengesetz;<br />

BWG; BGBl. 532/1993).<br />

201 Vgl. OGH 6 0b 48/66 usw. vom 23.2.1966, QuHGZ<br />

1966/2,1 = BA 1967, 215.<br />

202 Vgl. OGH 6 Ob 280/66 vom 14.9.1966, ÖBA 1967, 218.<br />

203 Vgl. OGH 2 Ob 536/85 vom 23.4.1985.<br />

272 successio 4/12


Dokumentation fehlte. Zum Umfang der Auskunftspflicht<br />

führte der OGH 204 1992 aus, die Bank müsse<br />

auch über Kontobewegungen nach dem Todestag<br />

Auskunft geben, insbesondere über Eingänge aus<br />

vinkulierten Lebensversicherungen. 1996 entschied<br />

der OGH, 205 dass die Bank nur Auskunft zu erteilen<br />

habe, wenn die Kundeneigenschaft bewiesen sei.<br />

Dazu genüge es, wenn das Konto des Verstorbenen<br />

bestimmt genannt werde. 1999 hielt der OGH 206 fest,<br />

dass der Anspruch auf Auskunft vermögensrechtlicher<br />

Natur sei. 2000 führte der OGH 207 aus, dass der<br />

Anspruch auf Auskunft über Vermögen bei einer<br />

Schweizer Bank voraussetze, dass die Zugehörigkeit<br />

zum Nachlass nachgewiesen werden könne. 2007 urteilte<br />

der OGH, 208 dass die Auskunft grundsätzlich<br />

auf den Zeitpunkt des Todes beschränkt sei. Der Anspruch<br />

von Pflichtteilsberechtigten kann aber Grund<br />

sein, die Konten des Erblassers rückwirkend vom<br />

Todestag zu öffnen (ein Noterbe macht die Verletzung<br />

des Pflichtteils durch Vorempfänge und Schenkungen<br />

geltend). Schliesslich entschied der OGH 209<br />

2009, dass bei Mitinhabern eines Kontos nur Transaktionen<br />

des Erblassers offenzulegen seien.<br />

b) Bei Inhaber-Sparbüchern gelten besondere Regeln:<br />

1987 verweigert der OGH 210 die Auskunft über<br />

ein Inhaber-Sparbuch gegenüber einem Testamentserben,<br />

weil dieser keinen Besitz am Sparbuch hatte<br />

und auch keine Einantwortung oder Vollmacht vorweisen<br />

konnte. In einem solchen Fall kann eine Auskunft<br />

an das Abhandlungsgericht oder den Gerichtskommissär<br />

erfolgen. Im konkreten Fall wurde<br />

das Sparbuch gegen Nennung des Losungswortes<br />

durch einen Dritten eingelöst. Ähnlich lag der Fall,<br />

welchen der OGH 2005 211 zu entscheiden hatte: Die<br />

204 Vgl. OGH 2 Ob 567/92 vom 16.12.1992, ÖBA 1993, 568.<br />

205 Vgl. OGH 7 Ob 610/95 vom 15.5.1996, SZ 69/119 = ÖBA<br />

1996, 879.<br />

206 Vgl. OGH 7 Ob 358/98t vom 19.1.1999.<br />

207 Vgl. OGH 3 Ob 96/00i vom 29.11.2000.<br />

208 Vgl. OGH 7 Ob 292/06a vom 18.4.2007.<br />

209 Vgl. OGH 6 Ob 287/08m vom 16.4.2009 E. 3.2.<br />

210 Vgl. OGH 7 Ob 690/87 vom 24.9.1987.<br />

211 Vgl. OGH 7 Ob131/05y vom 21.12.2005.<br />

212 Vgl. OGH 8 Ob 582/78 vom 21.11.1978.<br />

213 Vgl. OGH 1 Ob 773/83 vom 30.11.1983.<br />

214 Vgl. OGH 7 Ob 100/03m vom 6.6.2003.<br />

215 Vgl. OGH 1 Ob 609/93 vom 21.12.1993, NZ 1994, 109 =<br />

ÖBA 1994, 731<br />

216 Vgl. OGH 10 Ob 322/98w vom 1.12.1998, SZ 71/203 =<br />

EvBl 1999/100 = ÖBA 1999/825.<br />

217 Vgl. OGH 4 Ob 36/01z vom 22.3.2001.<br />

218 Vgl. OGH 6 Ob 153/10h vom 17.12.2010.<br />

219 Vgl. Klatil (Fn. 149), LJZ 31 (2010) 1 ff.<br />

220 Alte Fassung: § 97 öAußStrG.<br />

221 Vgl. Klatil (Fn. 149), LJZ 31 (2010) 9.<br />

Bank war nicht zur Auskunftserteilung verpflichtet,<br />

weil die Kundeneigenschaft bezüglich der Inhaber-Sparbücher<br />

nicht ausreichend bewiesen war<br />

(kein Besitz). Die Erwähnung im Testament genügte<br />

nicht.<br />

c) 1978 entschied der OGH, 212 dass der Name eines<br />

Sparbuchs kein Eigentumsrecht des Namensträgers<br />

begründe. Der Namensträger sei auch nicht<br />

vom Nachweis des Eigentums befreit, wenn sich<br />

das Namens-Sparbuch in fremdem Besitz befinde.<br />

1983 entschied der OGH, 213 dass der Name, auf den<br />

das Sparbuch lautet, kein verlässlicher Hinweis dafür<br />

sei, dass sich das Namens-Sparbuch im Eigentum<br />

oder Besitz desjenigen befindet, auf dessen Namen<br />

es ausgestellt ist. 2003 präzisierte der OGH 214<br />

dass die Bank keine Verpflichtung zur Auskunftserteilung<br />

habe, wenn die Kundeneigenschaft nicht<br />

ausreichend bewiesen sei (fehlender Besitz). Die<br />

Erwähnung im Testament vor rund sechs Jahren genüge<br />

nicht.<br />

d) Der OGH 215 hielt 1993 fest, dass das Bankgeheimnis<br />

gegenüber dem Abhandlungsgericht nicht gelte,<br />

nur gegenüber Dritten. 1998 präzisierte der OGH, 216<br />

dass das Bankgeheimnis eine Auskunft an das Abhandlungsgericht<br />

deswegen nicht verhindere, weil<br />

dieses in der gleichen Rechtsstellung gegenüber der<br />

Bank stehe wie der Erblasser seinerzeit.<br />

e) 2001 hat sich der OGH 217 zu den Auskunftsberechtigten<br />

geäussert: Dem Kunden und nach seinem<br />

Tod dem zur Vertretung des Nachlasses bestellten<br />

Verlassenschaftskurator ist das Kreditinstitut jederzeit<br />

zur Auskunft über den Stand der Konten oder<br />

über Einzelheiten der Geschäftsbeziehung verpflichtet.<br />

Auch dem ruhenden Nachlass kommt die<br />

Eigenschaft eines Bankkunden zu sowie dem eingeantworteten<br />

Erben. 2010 präzisierte der OGH, 218<br />

dass dem Noterben die Auskunftsrechte unter Einschaltung<br />

des Gerichtskommissärs nur im Verlassenschaftsverfahren<br />

zustehen.<br />

c. Doktrin<br />

a) Klatil 219 bedauert, dass sich der Gesetzgeber bei<br />

der Neufassung von § 166 öAußStrG 220 nicht dazu<br />

durchringen konnte, dem Inventar den Status eines<br />

umfassenden, verpflichtenden und vor allem abschliessenden<br />

Vermögensverzeichnisses mit Rechtswirkungen<br />

für alle Betroffenen zu verleihen. Weiter<br />

ist sie der Ansicht, wenn man dem Noterben<br />

schon ein Recht gibt, sollte man ihm auch die Mittel<br />

zur Durchsetzung des Rechts geben, folglich einen<br />

eigenen Auskunftsanspruch gegenüber dem Kreditinstitut.<br />

221<br />

successio 4/12 273


§<br />

Auskunftspflichten gegenüber Erben<br />

b) Haunschmidt/Haunschmidt bezeichnen folgende<br />

Personen als Auskunftsberechtigte: «Gerichtskomissär<br />

und Notar, Finanzamt, Verlassenschaft vertreten<br />

durch den Verlassenschaftskurator oder erbserklärte<br />

Erben, Erben, Legataren … Kuratoren,<br />

Testamentsvollstrecker.» 222<br />

c) Nach Haunschmidt/Haunschmidt 223 erhält der<br />

Gerichtskomissär über legitimierte Werte Auskunft,<br />

d.h. solche, die auf den Namen des Erblassers lauten:<br />

Giro- und Pensionskonten, auf den Namen lautende<br />

Wertpapierdepots, auf den Namen lautende<br />

Sparbücher, Bausparverträge. Bei Inhaber-Sparbüchern<br />

muss zusätzlich der Besitz nachgewiesen werden,<br />

das Losungswort ist dagegen nicht notwendig.<br />

Eccher 224 betont, dass Kreditinstitute in der Praxis<br />

konkrete Anfragen verlangen. So ist bei Spareinlagen<br />

die Nummer des Sparbuches unerlässlich.<br />

d) Nach eigener Meinung ist die herrschende Gerichtspraxis<br />

restriktiver als in der Schweiz 225 : Die<br />

Auskunftspflicht der Bank gegenüber den Erben<br />

setzt voraus, dass dieser relativ präzise und zeitnahe<br />

Angaben über das Konto des Erblassers machen<br />

kann (Angabe der Kontonummer und Vorweisung<br />

von Unterlagen kurz vor dem Ableben des<br />

Erblassers) und sein Recht setzt erst mit der Erbserklärung<br />

(Annahme der Erbschaft) ein. Die Rückwärtsdokumentation<br />

wird auf Pflichtteilserben beschränkt.<br />

Bei Gemeinschaftskonti werden nur<br />

Ausschnitte gezeigt. Bei Sparbüchern muss zusätzlich<br />

der Besitz nachgewiesen werden (nicht aber das<br />

Losungswort). Ich erwarte, dass die auch in Österreich<br />

zu beobachtende Öffnung des (privaten) Auskunftsrechts<br />

weiter voranschreitet. In diesem Zuge<br />

sollte auch dem Noterben ein eigenständiges Auskunftsrecht<br />

zugesprochen werden.<br />

2. Stiftungen und Trusts<br />

a. Gesetzliche Grundlagen<br />

a) Das Auskunftsrecht des Begünstigten einer Stiftung<br />

richtet sich nach § 30 Privatstiftungsgesetz<br />

(PSG), 226 der wie folgt lautet: «(1) Ein Begünstigter<br />

kann von der Privatstiftung die Erteilung von Auskünften<br />

über die Erfüllung des Stiftungszwecks sowie<br />

die Einsichtnahme in den Jahresabschluss, den<br />

Lagebericht, den Prüfungsbericht, die Bücher, in<br />

die Stiftungsurkunde und in die Stiftungszusatzurkunde<br />

verlangen. (2) Kommt die Privatstiftung diesem<br />

Verlangen in angemessener Frist nicht nach, so<br />

kann das Gericht auf Antrag des Begünstigten die<br />

Einsicht, gegebenenfalls durch einen Buchsachverständigen,<br />

anordnen. Für das Verfahren gelten die<br />

§§ 385 bis 389 ZPO sinngemäss.»<br />

b) Unentgeltliche Zuwendungen an Stiftungen werden<br />

nach § 785 Abs. 1 öABGB 227 bei den Berechnungen<br />

von Pflichtteilen (§ 762 ff. öABGB) angerechnet.<br />

Grundlage für das Auskunftsrecht der<br />

Erben gegenüber der Stiftung über unentgeltliche<br />

Zuwendungen an die Stiftung bilden (für das Abhandlungsgericht)<br />

§ 145 f. und § 166 öAußStrG 228<br />

bzw. (für die Erben) Art. 42 Abs. 1 öEGZPO. 229 Das<br />

anwendbare Erbrecht (zur Beurteilung von unentgeltlichen<br />

Zuwendungen an Stiftungen) bestimmt<br />

sich nach dem Erbstatut (§ 28 öIPRG) 230 und richtet<br />

sich nach der Staatsangehörigkeit des Erblassers. 231<br />

b. Praxis<br />

a) 2008 entschied der OGH, 232 dass eine Stiftung<br />

grundsätzlich keine Auskunft erteilen müsse, wenn<br />

die Antragstellerin keine Begünstigte sei. Die Antragstellerin<br />

war die Unterhaltsberechtigte und<br />

wollte von der (bis dahin unbekannten) Stiftung ih-<br />

222 Regina Haunschmidt/Franz Haunschmidt, Erbschaft<br />

und Testament, 3. Aufl., Wien 2003, S. 96.<br />

223 Franz Haunschmidt/Albert Haunschmidt, Erbschaft<br />

kompakt, 2. Aufl., Wien 2009, S. 90.<br />

224 Vgl. Bernhard Eccher, Kommentierung der §§ 531–824<br />

ABGB, in: ABGB-Praxiskommentar, Band 3: §§ 531–858<br />

ABGB, BauRG, AnerbG, Kärntner ErbhöfeG, Tiroler<br />

HöfeG, hrsg. v. Michael Schwimann, 3. Aufl., Wien 2006,<br />

§ 531 ABGB N 3.<br />

225 Vgl. dazu vorne, A. 1. b.<br />

226 Vgl. Bundesgesetz über Privatstiftungen und Änderungen<br />

des Firmenbuchgesetzes, des Rechtspflegergesetzes,<br />

des Gerichtsgebührengesetzes, des Einkommensteuergesetzes,<br />

des Körperschaftsteuergesetzes, des Erbschaftsund<br />

Schenkungssteuergesetzes und der Bundesabgabenordnung<br />

(Privatstiftungsgesetz; PSG; BGBl. Nr. 694/<br />

1993).<br />

227 Vgl. vorne, Fn. 198.<br />

228 Vgl. dazu vorne, C. 1. a. a).<br />

229 Vgl. Gesetz, betreffend die Einführung des Gesetzes<br />

über das gerichtliche Verfahren in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten<br />

(Civilprocessordnung; öEGZPO; RGBl.<br />

Nr. 112/1895).<br />

230 Vgl. Bundesgesetz vom 15. Juni 1978 über das internationale<br />

Privatrecht (IPR-Gesetz; öIPRG; BGBl. Nr. 304/<br />

1978).<br />

231 Art. 4 Europäische Erbrechtsverordnung (Inkrafttreten:<br />

17. August 2015) wird diesbezüglich eine Änderung bringen,<br />

nämlich die Anknüpfung am gewöhnlichen Aufenthalt:<br />

Verordnung (EU) Nr. 650/2012 des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates vom 4. Juli 2012 über die Zuständigkeit,<br />

das anzuwendende Recht, die Anerkennung<br />

und Vollstreckung von Entscheidungen und die Annahme<br />

und Vollstreckung öffentlicher Urkunden in Erbsachen<br />

sowie zur Einführung eines Europäischen Nachlasszeugnisses<br />

(Amtsblatt EU Nr. L 201/107 vom 27.7.<br />

2012).<br />

232 Vgl. 10 Ob 46/08z vom 23.9.2008.<br />

274 successio 4/12


es verstorbenen Vaters Auskunft gestützt auf § 102<br />

öAußStrG (Familienrechtliche Unterhaltspflicht)<br />

i.V.m. § 140 und § 166 öABGB (Unterhalt). Das Gericht<br />

gewährte das Auskunftsrecht und führte dazu<br />

Folgendes aus: «Für das Bestehen der Auskunftspflicht<br />

der Privatstiftung massgeblich ist, dass die<br />

Höhe des Unterhaltsanspruchs der Antragstellerin<br />

vom Vermögen oder Einkommen der Privatstiftung,<br />

das ihr vom Unterhaltsschuldner zugewendet<br />

wurde, abhängig sein kann.» Dieser Fall zeigt exemplarisch,<br />

dass bei einem bestehenden materiellen<br />

Anspruch auch der Auskunftsanspruch ohne ausdrückliche<br />

gesetzliche Grundlage von den Gerichten<br />

anerkannt wird.<br />

b) 2004 hat der OGH 233 festgehalten, dass nur aktuell<br />

Begünstigte einen Auskunftsanspruch gegenüber der<br />

Stiftung haben. Eine subsidiäre Begünstigung (z.B.<br />

nach dem Tod des Stifters) genügt nicht. 2011 hat der<br />

OGH 234 in einem Fall, in welchem der Stiftungsrat<br />

ein sehr detailliert vorgetragenes Auskunftsbegehren<br />

der Begünstigten (§ 30 PSG) während 9 Monaten<br />

verweigert hat, die Einsicht durch einen Buchsachverständigen<br />

angeordnet und die Stiftungsräte abberufen.<br />

Die Argumentation des Stiftungsvorstands,<br />

dass das Auskunftsersuchen zu umfangreich sei und<br />

dass viele Antworten aus dem Jahresabschluss ablesbar<br />

seien, wurde zurückgewiesen.<br />

c) 2007 hat der OGH 235 festgehalten, dass Zuwendungen<br />

an die Stiftung noch nicht definitiv erfolgt<br />

sind (§ 785 öABGB) und Pflichtteilberechtigte solche<br />

Zuwendungen anfechten können, wenn der Stifter<br />

sich die Änderung und den Widerruf der Stiftung<br />

vorbehalten hat. In diesem Zusammenhang steht den<br />

Pflichtteilsberechtigten auch ein Auskunftsrecht zu.<br />

c. Doktrin<br />

a) Nach Zollner 236 steht das Informationsrecht des<br />

Begünstigten nach § 30 Abs. 1 PSG den Begünstigte<br />

mit klagbarem Anspruch und aktuell Begünstigte<br />

ohne klagbaren Anspruch, aber nicht potenziell<br />

Begünstigten zu. Eine zeitliche Begrenzung des<br />

Auskunftsanspruchs ergibt sich durch Beginn und<br />

Ende des Destinatärverhältnisses (nicht: von konkreten<br />

Zuwendungen). Nach Lins 237 teilen sich der<br />

Stiftungsprüfer (Rechnungswesen) und die Begünstigten<br />

(Zweckeinhaltung) die Aufsicht. Er hält das<br />

österreichische Auskunftsrecht des Begünstigten einer<br />

Stiftung für weniger flexibel als das liechtensteinische.<br />

b) Welser 238 erwähnt, dass Erben gestützt auf § 786<br />

öABGB den anderen Erben Auskunft über Zuwendungen<br />

geben müssen. Dritte Beschenkte müssen<br />

dagegen in engherziger Auslegung von Art. 42<br />

Abs. 1 öEGZPO 239 keine Auskunft geben. De lege<br />

ferenda sollte das Auskunftsrecht deshalb in beiden<br />

Gesetzen ausdrücklich vorgesehen werden.<br />

c) Nach eigener Meinung ist das Auskunftsrecht des<br />

Begünstigten einer Stiftung in § 30 PSG zweckmässig<br />

geregelt und gibt dem Begünstigten einen durch<br />

die Statuten nicht entziehbaren Anspruch.<br />

Das Auskunftsrecht des Pflichtteilserben gegen<br />

die Stiftung ist weder im öABGB noch in der<br />

öEGZPO ausdrücklich geregelt und es wird von der<br />

Gerichts praxis nur zurückhaltend gewährt. Hier ist<br />

der Gesetzgeber gefragt.<br />

233 Vgl. 6 Ob 180/04w vom 15.12.2004.<br />

234 Vgl. 6 Ob 82/11v vom 16.6.2011.<br />

235 Vgl. 10 Ob 45/07a vom 5.6.2007, SZ 2007/92.<br />

236 Vgl. Johannes Zollner, Die eigennützige Privatstiftung<br />

aus dem Blickwinkel der Stiftungsbeteiligten, Wien 2011,<br />

S. 441 ff.<br />

237 Vgl. Alexander Lins, Die Informations- und Auskunftsrechte<br />

von Begünstigten nach dem liechtensteinischen<br />

und österreichischen Stiftungsrecht im Vergleich, in:<br />

Jahr buch Stiftungsrecht 2009, hrsg. v. Maximilian Eiselsberg,<br />

Wien 2009, S. 367 ff.<br />

238 Vgl. Rudolf Welser, Die Reform des österreichischen<br />

Erbrechts, Wien 2009, S. 32.<br />

239 Vgl. vorne, Fn. 228.<br />

240 Vgl. Versicherungsvertragsgesetz (öVersVG; BGBl. Nr.<br />

2/1959).<br />

241 Vgl. vorne, Fn. 228.<br />

242 Vgl. vorne, Fn. 198.<br />

243 Vgl. vorne, Fn. 229.<br />

3. Lebensversicherungen<br />

a. Gesetzliche Grundlagen<br />

a) Das Auskunftsrecht der Erben gegenüber der Lebensversicherung<br />

richtet sich materiell nach dem<br />

Versicherungsvertragsgesetz (Art. 3 öVersVG 240 )<br />

und das Auskunftsrecht wird aus Art. 42 Abs. 1<br />

öEGPZO 241 abgeleitet. Die Erben treten in die Position<br />

des Versicherungsnehmers ein (Einantwortung;<br />

§ 819 öABGB 242 ). Im internationalen Verhältnis<br />

bestimmt sich das anwendbare Erbrecht nach<br />

dem Erbstatut (§ 28 öIPRG 243 ) und das anwendbare<br />

Versicherungsrecht nach dem Vertragsstatut (§ 35<br />

öIPRG).<br />

b) Der Auskunftsanspruch der Erben gegenüber<br />

den Begünstigten einer Lebensversicherung stützt<br />

sich auf den Pflichtteil (§ 762 ff. öABGB). Es ist allerdings<br />

unklar, ob und nach welcher Bestimmung<br />

successio 4/12 275


§<br />

Auskunftspflichten gegenüber Erben<br />

(§§ 785, 787 und 789 öABGB) eine Anrechnung<br />

von unentgeltlichen Zuwendungen erfolgt. Grundlage<br />

für die Auskunft bilden (für das Abhandlungsgericht)<br />

§ 145 f. und § 166 öAußStrG 244 bzw. (für die<br />

Erben) Art. 42 Abs. 1 öEGZPO. Das anwendbare<br />

Erbrecht bestimmt sich nach dem Erbstatut (§ 28<br />

öIPRG).<br />

b. Praxis<br />

2003 hat der OGH 245 bestätigt, dass keine Anrechnung<br />

der Versicherungssumme an den Pflichtteil<br />

nach § 789 öABGB stattfindet, wenn eine Lebensversicherung<br />

abgetreten oder die Inhaberpolizze<br />

übergeben wurde. Damit entfällt auch die Auskunft<br />

des Lebensversicherers.<br />

c. Doktrin<br />

a) Welser 246 erwähnt, dass die Lebensversicherung<br />

nicht in den Nachlass fällt und die Pflichtteilsberechtigten<br />

nur «unter Zuhilfenahme der zweifelhaften<br />

Konstruktion einer Schenkungsanrechnung» daran<br />

partizipieren können. Er schlägt deshalb de lege<br />

ferenda eine Anrechnung nach § 787 Abs. 1 öABGB<br />

vor. Eine andere Ansicht vertritt Weiss: 247 Die Versicherungssumme<br />

ist nach § 785 öABGB an den<br />

Pflichtteil anzurechnen.<br />

b) Nach eigener Meinung besteht ein Auskunftsrecht<br />

der Erben gegen die Lebensversicherung auch<br />

in Österreich. Mangels Gerichtspraxis kann auch<br />

den Entscheid des FL OGH 248 von 2012 verwiesen<br />

werden, zumal die Gesetzgebung der beiden Länder<br />

starke Parallelen im Versicherungs- und Erbrecht<br />

aufweist.<br />

Während die Gerichtspraxis eine Anrechnung von<br />

Lebensversicherungen nach § 789 Abs. 1 öABGB<br />

ablehnt, wird diese in der Lehre mit unterschiedlichen<br />

Begründungen befürwortet. Diesen Lehrmeinungen<br />

schliesse ich mich im Grundsatz gerne an.<br />

Angesichts der bestehenden Unsicherheiten wäre<br />

eine Klarstellung durch den Gesetzgeber (in der<br />

Art des Art. 529 ZGB) zu begrüssen. Dies würde<br />

auch zur Folge haben, dass die Erben ein Auskunftsrecht<br />

gegenüber den Begünstigen besitzen.<br />

D. <strong>Deutsch</strong>land<br />

1. Banken<br />

a. Gesetzliche Grundlagen<br />

a) Der Auskunftsanspruch der Erben gegenüber der<br />

Bank stützt sich auf den Vertrag, welchen der Erblasser<br />

mit der Bank geschlossen hat (§ 666 BGB)<br />

und welcher mittels Universalsukzession (§ 1922<br />

BGB) auf die Erben übergegangen ist. Zusätzlich<br />

ist § 242 BGB (Treu und Glauben) zu beachten.<br />

b) Da der auf den Pflichtteil gesetzte Pflichtteilsberechtigte<br />

nicht mehr Mitglied der Erbengemeinschaft<br />

ist, 249 hat er auch keinen Auskunftsanspruch<br />

gegenüber der Bank, sondern muss sich an die Erben<br />

halten (§ 2314 BGB).<br />

b. Praxis<br />

a) 1990 hat der BGH 250 festgehalten, dass der dem<br />

Pflichtteilsberechtigen gegenüber zur Auskunft<br />

verpflichtete Erbe (§ 2314 BGB) von seinem Auskunftsanspruch<br />

gegenüber dem Kreditinstitut<br />

(§ 666 BGB i.V.m. § 1922 BGB) Gebrauch machen<br />

müsse. Der BGH weist darauf hin, dass dieser Anspruch<br />

des Erben dem Pflichtteilsberechtigten abgetreten<br />

werden kann.<br />

b) Nach einem Urteil des AG Kaiserslautern 251 von<br />

2011 kann der Erbe gestützt auf §§ 675, 666 BGB<br />

i.V.m. § 1922 BGB von der Bank Auskunft verlangen<br />

und zwar allein (§ 242 BGB) und neben dem<br />

Testamentsvollstrecker. Die Vorlage eines Testaments<br />

(ohne Erbschein) genügt (mit Verweis auf<br />

BGH NJW 2005, 2775). Das LG Stuttgart 252 hat 2004<br />

zur Legitimation festgehalten, dass die Bank sich<br />

nicht mehr auf § 5 AGB der Banken berufen und<br />

die Vorlage eines Erbscheins zum Legitimationsnachweis<br />

verlangen könne, wenn die Forderungsinhaberschaft<br />

durch rechtskräftiges Urteil festgestellt<br />

sei.<br />

c. Doktrin<br />

a) Bartsch 253 fasst zusammen, dass der Erbe den<br />

Kontostand zum Todeszeitpunkt, Vorgänge vor dem<br />

Tod des Erblassers und die Entwicklung nach dem<br />

Todeszeitpunkt verlangen kann. Auf entsprechen-<br />

244 Vgl. dazu vorne, C. 1. a. a).<br />

245 Vgl. OGH 6 Ob 181/02i, NZ 2003, 340.<br />

246 Vgl. Welser (Fn. 237), S. 33.<br />

247 Vgl. Christian Weiss, Rechtsgeschäfte unter Lebenden<br />

auf den Todesfall, in: Erbrecht, hrsg. v. Susanne Ferrari/<br />

Gundula Maria Likar-Peer, Wien 2007, S. 331 f.<br />

248 Vgl. vorne, Fn. 190.<br />

249 Vgl. § 2303 Abs. 1 BGB.<br />

250 Vgl. BGH XI ZR 91/88 vom 28.02.1989, BGHZ 107, 104<br />

= NJW 42 (1989) 1601.<br />

251 Vgl. AG Kaiserslautern 7 C 319/10 vom 16.6.2010, ZEV<br />

18 (2011) 585.<br />

252 Vgl. LG Stuttgart 8 O 434/03 vom 15.9.2004, ZErb 2005,<br />

129.<br />

253 Vgl. Herbert Bartsch, Auskunftsansprüche der Erben<br />

gegen die Bank des Erblassers, ZErb 1999, 20 ff.<br />

276 successio 4/12


des Befragen hat ihm die Bank alles anzugeben, was<br />

ihn interessieren könnte.<br />

b) Keim 254 erläutert zur Legitimation der Erben,<br />

dass eine notariell beurkundete letztwillige Verfügung<br />

und die Eröffnungsverfügung genügen, um die<br />

Erbenstellung nachzuweisen, auch wenn Banken-<br />

AGB anderes sagen.<br />

c) Bonefeld 255 stellt fest, dass die Testamentsvollstreckung<br />

kein Hindernis (weder im Rahmen des Bankgeheimnisses<br />

noch der AGB) sei für eine umfassende<br />

Auskunft der Bank an die Erben.<br />

d) Nach eigener Meinung ist die Stellung des<br />

Pflichtteilsberechtigten, der sich an den Erben wenden<br />

muss und kein eigenes Auskunftsrecht gegenüber<br />

der Bank hat, unbefriedigend und sollte vom<br />

Gesetzgeber verbessert werden (direkter Anspruch<br />

und eigene Legitimationsmöglichkeit).<br />

Der Umfang der Auskunftspflicht der Bank gegenüber<br />

den Erben ist umfassend. Diskutiert wird<br />

immer wieder die Legitimation der Erben. Hier ist<br />

<strong>Deutsch</strong>land sehr fortschrittlich und die Gerichtspraxis<br />

eröffnet immer neue Möglichkeiten zur Legitimation<br />

der Erben.<br />

2. Stiftungen und Trusts<br />

a. Gesetzliche Grundlagen<br />

a) Der Auskunftsanspruch der pflichtteilsberechtigten<br />

Erben gegenüber Begünstigen (Destinatären)<br />

von Strukturen (Stiftungen/Trusts) stützt sich auf<br />

§ 242 BGB, derjenige gegenüber Erben (letztwillig<br />

bedachten Stiftungen/Trusts) auf § 2314 BGB und<br />

derjenigen gegenüber Beschenkten (Zuwendungen<br />

an Stiftungen/Trusts) auf § 2329 BGB.<br />

254 Vgl. Christopher Keim, Erbnachweis gegenüber Banken<br />

ohne Erbschein?, WM 60 (2006) 753 ff.<br />

255 Vgl. Michael Bonefeld, Auskunftsanspruch des Erben<br />

gegenüber Banken bei Testamentsvollstreckung, ZErb<br />

2007, 142 ff.<br />

256 Vgl. BGH IVa ZR 198/88 vom 4.10.1989, BHGZ 108,<br />

395 f.<br />

257 Vgl. LG Baden 2 O 70/98 vom 31.7.1998, ZEV 6 (1999)<br />

152.<br />

258 Vgl. OLG Karlsruhe vom 9.12.2003, ZEV 11 (2004) 470.<br />

259 Vgl. OLG Düsseldorf I-22 U 126/06, 22 U 126/06 vom<br />

30.4.2010, ZEV 17 (2010) 528 = ZErb 2010, 305.<br />

260 Vgl. Stefan Edenfeld, Auskunftsansprüche der Pflichtteilsberechtigten,<br />

ZErb 2005, 346 ff.<br />

261 Vgl. Niels Becker, Auskunftsansprüche des Pflichtteilsberechtigten<br />

gegenüber liechtensteinischen Stiftungen,<br />

ZEV 16 (2009) 177 ff.<br />

b) Der Auskunftsanspruch der pflichtteilsberechtigten<br />

Nichterben gegenüber Begünstigen (Destinatären)<br />

von Strukturen (Stiftungen/Trusts) stützt sich<br />

auf § 242 BGB, derjenige gegenüber Erben (letztwillige<br />

bedachten Stiftungen/Trusts) analog auf § 2314<br />

BGB bzw. § 242 BGB und derjenige gegenüber<br />

Beschenkten (Zuwendungen an Stiftungen/Trusts)<br />

analog auf § 2329 BGB.<br />

b. Praxis<br />

a) 1989 hat der BGH 256 entschieden, dass ein Auskunfts-Anspruch<br />

voraussetzt, dass sich der pflichtteilsberechtigte<br />

Erbe gegenüber dem vom Erblasser<br />

in den letzten 10 Jahren Beschenkten die erforderliche<br />

Kenntnis nicht auf andere ihm zumutbare Weise<br />

verschaffen kann und der Beschenkte die Auskunft<br />

unschwer zu geben vermag. Das LG Baden 257 hat<br />

1999 festgehalten, dass der Pflichtteilsberechtigte<br />

Anspruch auf Auskunft auch gegenüber einer Stiftung<br />

(keine Familienstiftung) hat, die vom Erblasser<br />

zu Lebzeiten ausgestattet und zur Alleinerbin<br />

eingesetzt wurde. Ein als Stiftungsvorstand tätiger<br />

Rechtsanwalt muss ebenfalls Auskunft geben und<br />

kann sich nicht auf die Verschwiegenheitspflicht berufen.<br />

2003 stellte das OLG Karlsruhe 258 gestützt auf<br />

§ 2314 BGB fest, dass die Auskunft die ursprüngliche<br />

Ausstattung, aber auch spätere Zustiftungen und<br />

andere Zuwendungen umfasst.<br />

b) Das OLG Düsseldorf 259 hat 2010 bestätigt, dass<br />

§ 242 BGB als Grundlage für die Auskunft der Begünstigten<br />

dient.<br />

c. Doktrin<br />

a) Edenfeld 260 beschreibt die Berechtigten und Verpflichteten<br />

des Auskunftsanspruchs: Auskunftsverpflichtet<br />

sind Erben und Beschenkte. Auskunftsberechtigt<br />

ist der Erbe gegen den Miterben (§ 2314<br />

BGB) und der Nichterbe gegen den Beschenkten<br />

(§ 2329), der Erbe gegen den Beschenkten nur nach<br />

§ 242 BGB.<br />

b) Becker 261 stellt fest, dass der Auskunftsanspruch<br />

gegenüber einer liechtensteinischen Stiftung sich<br />

auf § 2314 BGB und § 242 BGB stützt. Die Schwierigkeit,<br />

in Liechtenstein ausländische Urteile zu<br />

vollstrecken, führt häufig dazu, dass die entsprechende<br />

Klage in Liechtenstein eingereicht wird.<br />

Wenn der Anspruch gegen die Stiftung nicht durchdringt,<br />

ist ein Vorgehen gegen die Begünstigten ins<br />

Auge zu fassen.<br />

successio 4/12 277


§<br />

Auskunftspflichten gegenüber Erben<br />

c) Osterloh-Konrad 262 legt dar, dass die Auskunftsansprüche<br />

der (pflichtteilsberechtigten) Erben und<br />

Pflichtteilsberechtigten (Nichterben) unterschiedlich<br />

sind. Das Auskunftsrecht der Erben untereinander<br />

ist im BGB nicht allgemein, 263 sondern (nur)<br />

für bestimmte Konstellationen geregelt, was von<br />

der Gerichtspraxis ausgeglichen werden muss. Sowohl<br />

der Auskunfts-Anspruch nach § 2314 BGB, als<br />

auch derjenige nach § 242 BGB setzen voraus, dass<br />

der zugrunde liegende erbrechtliche Anspruch (z.B.<br />

Pflichtteil) besteht (sog. vorbereitende Informations<br />

ansprüche), insbesondere nicht verjährt ist. 264<br />

Mit § 242 BGB will man verhindern, dass materielle<br />

Rechtspositionen mangels Information typischerweise<br />

nicht durchgesetzt werden können, weil etwas<br />

zu beweisen ist, von dem man in der Regel keine<br />

Kenntnis haben kann. So werden auch Lücken bei<br />

Normen wie § 666 BGB geschlossen. 265<br />

d) Nach eigner Meinung ist der Auskunftsanspruch<br />

der Erben gegenüber der Stiftung oder dem Trust<br />

und deren Begünstigten anerkannt und im Erbrecht<br />

auch ansatzweise (§ 2314 BGB) geregelt. Soweit<br />

eine ausdrückliche gesetzliche Grundlage fehlt,<br />

wird auf eine analoge Anwendung von § 2314 BGB<br />

bzw. § 242 BGB (Treu und Glauben) ausgewichen.<br />

Es ist zu überlegen, ob der Gesetzgeber nicht spezifischere<br />

Grundlagen schaffen oder diesen Fall dadurch<br />

abdecken sollte, dass das Auskunftsrecht unter<br />

den Erben allgemein geregelt wird.<br />

Die von der Gerichtspraxis gemachten Einschränkungen<br />

der Auskunftspflicht sind im Rahmen von<br />

§ 242 BGB zwar verständlich, im Vergleich zu<br />

den anderen Ländern (Schweiz, Liechtenstein und<br />

Österreich) 266 aber unüblich und sollten im Rahmen<br />

einer Gesetzesergänzung überdacht werden. 267<br />

b. Praxis<br />

a) Das LG Köln 268 hat 2008 den direkten Anspruch<br />

der Erben auf Auskunft von der Lebensversicherung<br />

festgehalten und stützt seinen Entscheid auf<br />

§ 242 BGB bzw. analog auf § 2314 BGB. Die Auskunft<br />

betrifft die einbezahlten Prämien, also den<br />

Zuwendungsgegenstand. 2010 hat das OLG Saarbrücken<br />

269 entschieden, dass die Lebensversicherung<br />

Auskunft über Bezugsrechte auch dem Nachlassinsolvenzverwalter<br />

zu geben habe und zwar<br />

gestützt auf § 80 Abs. 1 Insolvenzordnung.<br />

b) Das LG Göttingen 270 hat 2007 festgehalten: «Bei<br />

den aufgrund von Verträgen zugunsten Dritter auf<br />

den Todesfall dem überlebenden Ehegatten zugewendeten<br />

Leistungen aus einer Lebensversicherung<br />

… handelt es sich um Schenkungen i. S. des<br />

§ 2325 Abs. 1 BGB. Schenkungsgegenstand sind die<br />

nach dem Todesfall ausgekehrten Versicherungsleistungen<br />

und nicht etwa die in den letzten zehn Jahren<br />

vor dem Erbfall durch den Erblasser aufgewendeten<br />

Versicherungsprämien.»<br />

c) Art und Umfang der Anrechnung auf die Pflichtteile<br />

sind in der Praxis nicht einheitlich. Das OLG<br />

Stuttgart 271 hat 2007 ausgeführt, dass die Lebensversicherungssumme<br />

nicht der Pflichtteilsergänzung<br />

unterliege, wohl aber die Prämien. Anders hat der<br />

BGH 272 2010 in einem Urteil auf den Rückkaufswert<br />

abgestellt, als der Erblasser die Todesfallleistung<br />

aus einem Lebensversicherungsvertrag einem<br />

Dritten über ein widerrufliches Bezugsrecht schenkweise<br />

zugehalten hat.<br />

3. Lebensversicherungen<br />

a. Gesetzliche Grundlage<br />

a) Der Versicherungsvertrag wird – trotz des direkten<br />

Forderungsrechts des Begünstigten gegen die<br />

Lebensversicherung (§ 330 BGB) – durch Universalsukzession<br />

(§ 1922 BGB) auf die Erben übertragen.<br />

Das Auskunftsrecht der Erben gegenüber der<br />

Lebensversicherung stützt sich auf § 242 BGB.<br />

b) Der Pflichtteilsberechtigte (Nichterbe) stützt<br />

seinen Pflichtteilsergänzungsanspruch auf § 2325<br />

BGB. Der Auskunftsanspruch des Pflichtteilsberechtigten<br />

(Nichterben) gegenüber dem Begünstigten<br />

einer Lebensversicherung stützt sich analog auf<br />

§ 2314 BGB.<br />

262 Vgl. Christine Osterloh-Konrad, Rechtsgrundlagen<br />

für Informationsansprüche im Erbrecht, ErbR 2012, 299,<br />

300 f.<br />

263 Wie zum Beispiel in der Schweiz (Art. 607 Abs. 3 und<br />

Art. 610 Abs. 2 ZGB), vgl. vorne, A. 1. a. a).<br />

264 Vgl. Osterloh-Konrad (Fn. 261), ErbR 2012, 299, 302.<br />

265 Vgl. Osterloh-Konrad (Fn. 261), ErbR 2012, 299, 303.<br />

266 Vgl. vorne, A. 2., B. 2. und C. 2.<br />

267 Ebenso Osterloh-Konrad (Fn. 261), ErbR 2012, 299,<br />

303.<br />

268 Vgl. LG Köln 16 O 571/06 vom 18.12.2007, ZErb 2008, 31.<br />

269 Vgl. OLG Saarbrücken 5 U 233/09 vom 3.3.2010, ZEV 17<br />

(2010) 621.<br />

270 Vgl. LG Göttingen 4 S 6/06 vom 23.3.2007, ZEV 14<br />

(2007) 386 = ZErb 2007, 307.<br />

271 Vgl. OLG Stuttgart 19 U 140/07 vom 13.12.2007, ZErb<br />

2008, 57 = WM 2010, 1273.<br />

272 Vgl. BGH IV ZR 73/08 vom 28.4.2010, ZErb 2010, 189.<br />

278 successio 4/12


c. Doktrin<br />

a) Trimborn v. Landenberg 273 offeriert in den Anwalt-Formularen<br />

Erbrecht ein Schreiben an die Versicherung:<br />

«Mein Mandant weiss, dass der Verstorbene<br />

eine Lebensversicherung zu seinen Gunsten<br />

abgeschlossen hatte, allerdings konnten im Nachlass<br />

bislang keine Unterlagen und insbesondere kein<br />

Versicherungsschein aufgefunden werden. Ich bitte<br />

daher um Auskunft, ob mit Ihrem Unternehmen<br />

ein Lebensversicherungsvertrag besteht, in dem o.g.<br />

Person Versicherungsnehmer oder versicherte Person<br />

ist. Sollte dies der Fall sein, bitte ich um Mitteilung<br />

des Vertragsinhaltes.»<br />

b) Nach eigener Meinung ist <strong>Deutsch</strong>land beim<br />

Auskunftsrecht der Erben gegenüber der Lebensversicherung<br />

Vorreiter für die Nachbarländer. Unsicherheit<br />

besteht allerdings noch bei der Rechtsgrundlage.<br />

Da es sich um einen vertraglichen<br />

Anspruch handelt, scheint mir § 242 BGB die zutreffendere<br />

Rechtsgrundlage zu sein als § 2314<br />

BGB, welcher einen erbrechtlichen Anspruch voraussetzt,<br />

der hier nicht vorhanden ist.<br />

Das Auskunftsrecht der Pflichtteilsberechtigten<br />

(Nichterben) gegen den Begünstigen einer Lebensversicherung<br />

ist an sich unbestritten und als Rechtsgrundlage<br />

kommt nur § 2314 BGB in Frage; die Problematik<br />

dieses Auskunfts-Anspruchs liegt in der<br />

unterschiedlichen Beurteilung des Herabsetzungsanspruchs<br />

durch die Gerichte, welcher eine notwendige<br />

Voraussetzung für den Bestand des Auskunfts-Anspruch<br />

ist. Deshalb ist zu überlegen, ob<br />

der Gesetzgeber nicht Klarheit in Bezug auf die Herabsetzbarkeit<br />

schaffen sollte, ähnlich wie das in der<br />

Schweiz mit Art. 529 ZGB getan wurde.<br />

E. Ergebnisse<br />

b) Das (erbrechtliche) Auskunftsrecht der Erben gegenüber<br />

Dritten ist in allen vier Ländern im Gesetz<br />

nur ansatzweise geregelt. Regelmässig werden die<br />

Bestimmungen, welche die Auskunft unter den Erben<br />

regeln, analog auf Dritte angewendet oder dann<br />

wird der Grundsatz von Treu und Glauben (§ 242<br />

BGB) oder eine prozessuale Norm (Art. 42 öEG-<br />

PZO/Art. XV FL EGZPO) verwendet. Wenn der<br />

Gesetzgeber diese Situation bereinigen möchte, liegt<br />

die Krux darin, dass man versucht ist, im Rahmen<br />

der Pflichtteile ein solches Auskunftsrecht zu schaffen.<br />

274 Dies greift aber zu kurz, weil die Erben weitere<br />

erbrechtliche Ansprüche gegenüber Dritten haben<br />

(wie Ausgleichung oder Erbschaftsklage) 275 und<br />

auch bei diesen Ansprüchen auf ein Auskunftsrecht<br />

angewiesen sind.<br />

c) Das Auskunftsrecht der Erben gegenüber Lebensversicherungen<br />

scheint sich nach und nach durchzusetzen<br />

und stützt sich auf den Versicherungsvertrag.<br />

Die Versicherungsvertragsgesetze ken nen aber in<br />

allen vier Ländern keine ausdrückliche Grundlage<br />

für ein solches Auskunftsrecht. Angesichts der bestehenden<br />

Unklarheiten in der Rechtsanwendung,<br />

wäre eine Klärung durch die Gesetzgeber begrüssenswert.<br />

a) Das (vertragliche) Auskunftsrecht der Erben gegenüber<br />

den Banken ist in allen vier Ländern gesetzlich<br />

geregelt. Die genauen Voraussetzungen der<br />

Geltendmachung sind zwar nicht geregelt, können<br />

aber wohl nur von der Gerichtspraxis im einzelnen<br />

erarbeitet werden. Die Legitimation der Erben<br />

(durch Erbschein, Erbbescheinigung, Einantwortung)<br />

ist in allen Ländern gesetzlich geregelt. Die<br />

zusätzlichen Legitimationsmöglichkeiten müssen<br />

von der Gerichtspraxis erarbeitet werden.<br />

273 Dieter Trimborn v. Landenberg, in AnwaltFormulare<br />

Erbrecht, § 25 Lebensversicherung im Erbfall, 4. Aufl.,<br />

München 2010.<br />

274 Noch enger war Thévenoz, welcher ein Auskunftsrecht<br />

vorschlug im Rahmen der Anfechtung von Trusts und<br />

von Zuwendungen an sie, vgl. vorne, Fn. 111.<br />

275 Vgl. vorne, A. 1. c. f).<br />

successio 4/12 279

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