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märz 2012 - experimenta.de

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seinen Miluim (Reserveübung <strong>de</strong>s Militärs) ableistet. Auf <strong>de</strong>m Territorium <strong>de</strong>s Klosters sind<br />

Waffen verboten. Wie eben auch in je<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Land dieser Er<strong>de</strong>.<br />

Es scheint mir, als wäre ich Teil einer merkwürdigen Geschichte, in <strong>de</strong>r sich nicht gesagte<br />

Gedanken und schlafen<strong>de</strong> Gefühle verbergen, in <strong>de</strong>r alles versteckt ist – <strong>de</strong>r Zauber dieser<br />

Er<strong>de</strong>, ihrer Blumen, die Farben, <strong>de</strong>r Duft <strong>de</strong>r Win<strong>de</strong>, die Weiten <strong>de</strong>r Meere, die Qualen <strong>de</strong>r<br />

Liebe und das Plappern <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r…<br />

Schließlich haben sich alle versammelt. Wir sprechen über das Erhabene: Über Gott, über<br />

das Schicksal. Vor Kurzem erst haben die Zeitungen vermel<strong>de</strong>t: In einer Synagoge wur<strong>de</strong> ein<br />

gewisser Axselrod, <strong>de</strong>r Urenkel Leo Trotzkis ermor<strong>de</strong>t.<br />

Ermor<strong>de</strong>t!<br />

Der Urenkel!<br />

Fast genauso brutal, wie <strong>de</strong>r Urgroßvater…<br />

Der Tote, so sagt man, habe ständig einen neuen Repatrianten belästigt. Weswegen er, <strong>de</strong>r<br />

Repatriant, verbarg, dass seine Frau keine Jüdin ist. Aber er lockte ihn aus <strong>de</strong>r Synagoge und<br />

stach ihm ein Messer in <strong>de</strong>n Rücken. Und dann noch viele Male, viele Male, auch in das<br />

Gesicht…<br />

Was be<strong>de</strong>utet hier Charakter, was Verhängnis, was Schicksal? Und was heißt das – die Frau<br />

war keine Jüdin? Rav Kook, <strong>de</strong>r erste Rabbi Palästinas, sagte einmal, dass je<strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong> lieben<br />

sollte. Nämlich als Erstes alles Lebendige, als Zweites die ganze Menschheit und dann als<br />

Drittes Israel.<br />

Wir sprechen mit Unterbrechungen. In unserer Gesellschaft gibt es viele hübsche Frauen.<br />

Aber die Mönche gehen an uns vorbei, sie beachten sie nicht, als ob sie Laternenpfähle<br />

wären.<br />

Mönche, Orthodoxe, Chassidim.<br />

Ich erinnere mich an einen Autobus, <strong>de</strong>r langsam über eine bergige Straße Jerusalems<br />

kletterte.<br />

Es war Abend.<br />

Das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Samstags (Da bei <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tag am Abend en<strong>de</strong>t, war es das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Sabbats, A.d.Übers).<br />

Plötzlich hörte man eine Sirene. Sie verkün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nktages für die<br />

Gefallenen <strong>de</strong>r Zachala (Armee zur Verteidigung). Der Bus bremste scharf ab. Die Reisen<strong>de</strong>n<br />

www.eXperimenta.<strong>de</strong> 34<br />

März <strong>2012</strong>

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