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Der neue Merker

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Buch/CD<br />

CD / WAGNER AT THE MET<br />

(Box mit 25 dics und 9 Opern) SONY 2013<br />

Die Metropolitan Opera New York erlebte nach dem berühmten „Golden Age“, als<br />

noch Caruso und Rose Ponselle dort auftraten, eine zweite große Epoche in den 30er,<br />

40er Jahren des 20. Jhs. Da wurde die Met ab 1933 zu einem Refugium für vertriebene<br />

und emigrierte Künstler. Doch die Met kam so zu einer Phalanx großer Sänger, die sich<br />

vor allem als Wagner-Interpreten in Europa einen Namen gemacht hatten oder sich<br />

anließen, einen solchen als Wagner-Sänger an der Met zu erwerben. Kirsten Flagstad<br />

hatte in Europa (inkl. Bayreuth) kein besonderes Aufsehen erregt und wollte eigentlich<br />

ihre Karriere beenden. Doch Alexander Kipnis (auf dieser Box leider nicht vertreten!),<br />

ebenfalls ein emigrierter Gurnemanz, Hagen und Hunding von Rang, hatte mir<br />

ihr in Norwegen im „Tristan“ gesungen und sie an die Met empfohlen. Das Vorsingen<br />

fand in der Schweiz in einem von schweren Samtvorhängen dekorierten Hotelzimmer<br />

statt. Dass ihr Debüt zu einer Sensation geriet, wobei die kommentierende Geraldine<br />

Farrar die Flagstad als „A Star is born“ bezeichnete, war eine Überraschung für alle.<br />

Schnell wurde die Flagstad mit Lauritz Melchior zum „Wagner Duo of the Century“.<br />

Davon zeugt die – meines Wissens - bisher unveröffentlichte Aufnahme der „Tristan“-<br />

Aufführung vom 16. April 1938. Diese Met-Matineen, d.h. Aufführungen an Sonntag-Nachmittagen,<br />

wurden von der Petrolfirma Texaco über die Radiostationen in<br />

ganz Amerika verbreitet und trugen so wesentlich zur Popularisierung der Kunstform<br />

Oper bei. Dieser „Tristan“ – es existiert eine ganze Reihe von „Tristan“-Aufnahmen<br />

aus der Met mit Flagstad und Melchior – ist nun ein Zeugnis der beiden Sänger im<br />

absoluten Zenit ihrer stimmlichen Möglichkeiten. Höhenprobleme, die in den späten<br />

Aufnahmen der Flagstad auf LP mitunter festzustellen sind, gibt es hier nicht.<br />

Mit einer Leichtigkeit in der Klanggebung, die in einem silbernen Strahl auf Samt<br />

gebettet ertönt, präsentiert sich die Sängerin hier als ganz große Isolde. Melchior ist<br />

auch ein „tower of strength“, wie die Amerikaner sagen würden, und die Fiebervisionen<br />

des 3. Aktes (allerdings gekürzt) bergen für ihn keinerlei Hindernisse. Artur<br />

Bodanzky war damals der musikalische Leiter des „German Wing“, also für die<br />

deutsche Oper zuständig, und dirigiert einen erstaunlich schlanken, schnellen, aber<br />

nicht überhasteten Wagner. Karin Branzell als volltönende Brangäne und der Bariton<br />

Julius Huehn, der uns auch als hervorragender Wotan noch begegnen wird,<br />

und Emanuel List runden ein fabelhaftes Wagner-Ensemble ab.<br />

Eine herrliche „Walküre“ hören wir mit Marjorie Lawrence als Sieglinde und Melchior<br />

als Siegmund mit ewig langen „Wälse-Rufen“, wiederum Flagstad als tadellose<br />

Brünnhilde und Julius Huehn als jugendlicher, fast modern anmutender Wotan.<br />

Erich Leinsdorf, damals um die dreißig, wirft sich mit Elan in die „Walküre“<br />

und sollte einer der ersten Dirigenten sein, der Wagner an der Met ohne wesentliche<br />

Kürzungen aufführte. Marjorie Lawrence begegnen wir wieder in einer „Götterdämmerung“,<br />

dirigiert von Bodanzky, in der die sportliche Reiterin auf Grane<br />

in die Flammen ritt. Eine Sensation! Tragisch, dass gerade diese Künstlerin am Polio<br />

erkrankte und nur unter Aufbieten all ihrer Kräfte und Energie wieder auftreten<br />

konnte. So wurden Opern für sie eingerichtet, in denen sie sitzend oder liegend singen<br />

konnte: Kundry, Isolde, Venus. Ihrer schlanken, jubelnden Stimme zu lauschen,<br />

ist ein Ereignis. Die Höhen kommen ganz leicht und die Mittellage ist farbig und<br />

warm timbriert. Hören wir auch mal das hohe C‘ von Siegfried im 3. Akt (Jagdszene),<br />

das wohl keiner außer Melchiorso treffsicher und glanzvoll abliefern konnte. Ludwig<br />

Hofmann ist ein gar nicht so finsterer Hagen und Friedrich Schorr, sonst der<br />

Wotan, eine Luxusbesetzung für den Gunther. Das waren noch Zeiten!<br />

Eine weitere Hochdramatische hören wir in Margareth Harshaw, die hier aber „lediglich“<br />

als Elisabeth und „Rheingold“-Fricka zugegen ist, uns aber durch ihre klare Stimme<br />

und technische Überlegenheit in ihren Bann zieht. Erstaunlich bei all den englisch-sprachigen<br />

Sängern (u.a. auch Julius Huehn, Marjorie Lawrence, die ganz junge Astrid Varnay)<br />

ist deren perfekte deutsche Aussprache. Leider fehlt in dieser Box eine Aufnahme<br />

mit der fabelhaften Helen Traubel, die unbedingt in diese repräsentative Sammlung<br />

hinein gehört hatte. Schade, vielleicht gibt’s mal eine spezielle Traubel-Edition.<br />

Die Verbindung zur nächsten Generation, also zu den frühen 50er Jahren, ist hier<br />

auch hergestellt. Das beginnt schon mit einem „Lohengrin“ von 1943, als die 25-jährige<br />

Astrid Varnay die Elsa neben Melchiors Lohengrin war. Sie sang auch, noch<br />

kurz vor ihrem Debüt in Bayreuth, im Dezember 1950 die Senta neben Hans Hotters<br />

Holländer, den Fritz Reiner dirigierte. Nicht zu vergessen: der Heldentenor<br />

Set Svanholm als Erik! In den „Meistersingern von 1953, wiederum unter Reiner,<br />

treffen wir dann auf die junge Victoria de los Angeles, wunderbar lyrisch und aufstrahlend<br />

bei „O Sachs, mein Freund“, mit dem sehr menschlich anrührenden Paul<br />

Schöffler als Sachs und dem seinerzeit am meisten engagierten Stolzing von Hans<br />

Hopf, den wir heute wohl als zu schwer in der Stimme für dieses Fach empfinden,<br />

nachdem wir Windgassen, Kollo und Vogt im Ohr haben. –<br />

So gibt es in jeder dieser 9 Live-Mitschnitte, die hier aus Platzgründen nicht alle besprochen<br />

werden können, immer wieder tolle Entdeckungen zu machen, aber auch festzustellen, dass<br />

auch in den „Golden Age of Wagnerian Singing“ ab und an mit Wasser gekocht wurde.<br />

Die historisch klingenden Aufnahmen wurden von SONY weitgehend entzerrt<br />

und technisch auf den bestmöglichen Stand gebracht. Das Ohr gewöhnt sich nach<br />

ein paar Minuten an den eingeschränkten Klang, Die Box hält als Belohnung<br />

immer wieder kleine Wunder des Wagner-Gesanges bereit! - Nicht nur für Fans<br />

historischen Opernaufnahmen zu empfehlen!<br />

John H. Mueller<br />

Buch / Berlakovich T. (ed.): Welcome, Fanny!<br />

Fanny Elßler in America – Fanny Elßler auf der Spitze<br />

um die Welt. A Viennese dances around the world.<br />

(Hg 2013 im Eigenverlag; ISBN 978-<br />

3-200-03255-2; 140 Seiten, reich bebildert).<br />

Gemeinsam mit Co-Autorin Ursula<br />

Szynkariuk veröffentlicht Toni Berlakovich<br />

anlässlich des 200. Geburtstags<br />

von Fanny Elßler ein er<strong>neue</strong>rtes<br />

und erweitertes Büchlein über die<br />

weltberühmte österreichische Tänzerin<br />

der Romantik. Da derzeit auch<br />

die 175 Jahre der diplomatischen Beziehungen<br />

Österreich – USA zelebriert<br />

werden, behandelt dieses Buch<br />

schwerpunktmäßig (mit englischer<br />

Übersetzung der Beiträge) vor allem<br />

das tänzerische Wirken von Fanny<br />

Elßler und ihre Bedeutung für die damalige<br />

Gesellschaft in Amerika. Informativ<br />

für an Ballettgeschichte Interessierten.<br />

<br />

Ira Werbowsky<br />

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Bestellungen, Berichte, Anfragen an:<br />

Chefredakteurin Dr. Sieglinde Pfabigan, A-1210 Wien, Peitlgasse 7/3/4,<br />

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Die Zeitschrift erscheint monatlich. Für namentlich gezeichnete Beiträge ist der<br />

Verfasser verantwortlich. Bestellung jederzeit möglich.<br />

Kündigungsfrist: 3 Monate. ISSN 1017-5202.<br />

Druck: Druckerei Piacek, 1100 Wien, Favoritner Gewerbering 19<br />

88 | DER NEUE MERKER 12/2013

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