Der neue Merker
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Aktuelles aus Österreich<br />
Die Königin der Nacht bleibt am Boden! - Olga Pudova<br />
das machte, war sehens- und hörenswert. Auch als 2. Priester setzte er im<br />
Umgang mit Papageno etliche Glanzlichter.<br />
<strong>Der</strong> prinzliche Nachfolger, Benjamin Bruns, phrasiert gut, spielt mit Anstand<br />
und ist so mit einigen Facetten für die Rolle versehen. Aber ich habe<br />
das Wiener Mozart-Ensemble der 40er- bis 60er-Jahre miterlebt und mir<br />
fehlt bei den meisten Mitgliedern des Ensembles einfach die klingende,<br />
„gesammelte“ (wie Jürgen Kesting sagen würde) Mittellage. Und ohne die<br />
klingt eben Mozart nicht wirklich. Irgendetwas läuft schief in der zeitgenössischen<br />
Sängerausbildung, denn auch Chen Reiss spielt mit Anmut,<br />
kann in der höheren Lage schöne Bögen bilden, aber die Pamina braucht<br />
eine warme, gut geformte Mittellage, ohne die klingt sie eben kühl. Olga<br />
Pudova hat eine funkelnde Höhe, die Dramatik der Königin kommt nicht<br />
ganz zu ihrem Recht, aber sie hielt sich tapfer, obzwar sie recht unköniglich<br />
entweder zu Fuß hereinspaziert oder – in einem untypischen knallroten<br />
Kostüm – mit ihren Mondsicheln aus der Unterwelt hochfährt. Aber<br />
dafür kann sie ja nichts. Ihr Personal war mit dem munteren Trio Olga<br />
Bezsmertna, Christina Carvin und Alisa Kolosova stimmkräftig und<br />
wortundeutlich besetzt.<br />
D e r Papageno von heute -<br />
Markus Werba mit dem historischen Vogelhändlerkorb<br />
die ein paar knallige Gags bietet, aber absolut charmefrei abläuft, was bei<br />
Franzosen verwunderlich ist – und in der ganz gut, aber nicht ohne eine<br />
gewisse Anstrengung gesungen wird.<br />
Ein Kastenraum ist der Schauplatz, Natur, Weite und Luft sind ausgespart.<br />
Christian Fenouillat ist für die Verdopplung des Bühnenrahmens<br />
mit abschließender Gebäudefront in trostlosen Brauntönen verantwortlich<br />
zu machen, Agostino Cavalca für Kostüme, die von überkandidelt<br />
aufgemotzten Damen bis zur grauen Masse des Chores reichten, der an<br />
vergangene DDR-Zeiten gemahnt. Die Tiere sorgen für die üblichen Kicherer<br />
(Choreographie: Beate Vollack), vom Schnürboden kam allerhand<br />
herunter, auch das Seil für Papagenos Selbstmordversuch, denn es gab keinen<br />
Baum, den er zieren hätte können. Am allerabsurdesten wirkten die<br />
Choristen, wenn sie, als Stasi-Typen mit Hut und Mantel angetan, hereinstürzten,<br />
plötzlich abbremsten und in die feierlichen Priestergesänge<br />
ausbrachen („O Isis und Osiris, welche Wonne!“) und dann wieder hinausstürzten,<br />
um offenbar ihrer Spitzeltätigkeit nachzugehen. Genug davon!<br />
Das ehemals unter dem Schutz des mächtigen Sonnenkreises blühende<br />
Reich des Sarastro ist ein von grauen Bürokraten bevölkertes Armenhaus<br />
geworden. In Bürokleidung von der Stange treten auch Tamino und Pamina<br />
nach ihrer unterirdischen Feuer- und Wasserprobe auf. Ob sich die<br />
auch ausgezahlt hat? Welche Botschaft wollten uns die Regisseure, von denen<br />
man sehr wohl Besseres gewöhnt ist, eigentlich verkünden?<br />
Brindley Sherratt ließ sich zwar ansagen, sang aber einen seriösen Sarastro.<br />
Dass die durch Kothurne geschaffene 2-Meter-Größe nicht ausreichte,<br />
ihm auch Bühnenpräsenz zu verleihen, blieb nicht verborgen, aber<br />
so kann man einen Sarastro wirklich nicht herrichten. Auch sein Sprecher<br />
gab einen gemütlichen Bürovorstand, aber w i e Alfred Šramek<br />
Das hohe Paar im Prüfungs-Streß (alle © Armin Bardel)<br />
DER NEUE MERKER 12/2013| 7