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Deutschland<br />

zu nehmender Widerpart zu Carmen. Sie gibt sich in allen Situationen sehr<br />

couragiert. Ihre Liebe zu Don José bekennt sie recht offen. Nadja Mchantaf<br />

aus dem Ensemble der Staatsoper hat sich in letzter Zeit großartig entwickelt.<br />

Ihre raumfüllende und tragfähige Stimme besitzt Geschmeidigkeit<br />

und Glanz. Ihre Arie in der Felsenschlucht (hier eher ein Schmugglercamp)<br />

stattet sie mit kräftigen und leuchtenden Spitzentönen aus. Das war höchst<br />

beeindruckend. Das Selbstbewusstsein dieser jungen Frau wird auch durch<br />

ihr Outfit (Kostüme: Henrike Bomber) unterstrichen. Blonde Zöpfchen<br />

und blaues Kleidchen wären völlig deplatziert! Marcello Giordani ist alles<br />

andere als ein naiver Bursche vom Land. Dieser Don José hat eine gehörige<br />

Portion an Charisma. Dazu passt auch die kräftige, ebenmäßig glänzende<br />

und höhensichere Stimme des Tenors. Giordani verfügt auch über<br />

entsprechende Reserven, um die Schlussszene emotional glaubhaft zu gestalten.<br />

Nicht zu überhören waren einige Anpassungs- und Abstimmungsprobleme.<br />

Als Escamillo hat Kostas Smoriginas in der Schenke reichlich<br />

Gelegenheit, seinen Modellkörper zu präsentieren. Seinen Auftritt begleiten<br />

drei Prostituierte. Für diesen Torero scheint zunächst alles Show zu sein.<br />

Die Begegnung mit Carmen hinterlässt allerdings Spuren. Dieser Bassbariton<br />

aus Litauen gefällt durchweg mit seiner kernig männlichen Stimme.<br />

In der Taverne des Lillas Pastia begegnet man auch anderen zwielichtigen<br />

Gestalten. Da sind zum einen Frasquita und Mercédès, die hier jobben und<br />

zum Vergnügen der Männer auch mal eine Tanznummer auf dem Tisch vollführen,<br />

und zum anderen Remendado und Dancairo, die nebulösen Geschäften<br />

nachgehen. Axel Köhler nutzt diese Figuren, um den tragischen<br />

Elementen zu begegnen. Singend und tanzend scheinen sie das Leben zu<br />

genießen. Die Musik gibt das her. Das Musical lässt grüßen. Norma Nahoun<br />

und Angela Liebold wirbeln ebenso agil und munter über die Bühne<br />

wie auch Timothy Oliver und Simeon Esper. Gesanglich sind sie bestens<br />

aufeinander abgestimmt. Tilmann Rönnebeck gefällt als Zuniga, Pavol<br />

Kubán als Moralès. In der Einstudierung von Pablo Assante konnte der<br />

Staatsopernchor wie immer seine Klasse unter Beweis stellen. Ein großes<br />

Kompliment verdient auch der engagiert singende Kinderchor.<br />

Diese turbulente und weitgehend stimmige Inszenierung dürfte den Dresdnern<br />

und ihren Gästen gefallen. <br />

Christoph Suhre<br />

Nicht nur Dresden, sondern auch die zauberhafte Umgebung dieser Stadt<br />

sind seit jeher magischer Anziehungspunkt für Maler, Dichter und Komponisten.<br />

Richard Wagner verbrachte einige Jahre seiner Kindheit in Elbflorenz,<br />

ehe er 1827 wieder in seine Geburtsstadt Leipzig zurückkehrte. Anstellungen<br />

führten ihn danach u. a. nach Würzburg, Magdeburg und Riga.<br />

Die Furcht vor Gläubigern trieb ihn schließlich nach London und Paris,<br />

ehe er 1842 als Kapellmeister an die berühmte Dresdner Oper verpflichtet<br />

wurde. Nachdem hier seine Opern „Rienzi“, „<strong>Der</strong> fliegende Holländer“ und<br />

„Tannhäuser“ uraufgeführt wurden, gönnte er sich im idyllisch vor den Toren<br />

Dresdens gelegenen Graupa eine Art Auszeit. Hier holte er sich Anregungen<br />

für Neues. Und das sollte der „Lohengrin“ sein. Ausgedehnte Wanderungen<br />

führten Richard Wagner mit Sicherheit auch in den „Liebethaler<br />

Grund“. Eine einzigartige Landschaft! Wer die Einmaligkeit dieser Region<br />

genießen will, lässt am besten sein Auto in Lohmen stehen.<br />

<strong>Der</strong> Grund galt ursprünglich als Eingangspforte zur Sächsischen Schweiz.<br />

<strong>Der</strong> jetzige Fußweg wurde 1841 angelegt. Mit Sicherheit wandelte Wagner<br />

auf diesem Pfad und ließ sich inspirieren. Man wähnt sich der Welt entrückt.<br />

Ab und an huscht ein Sonnenstrahl durch den laubbedeckten Wald.<br />

Sandsteinfelsen schließen den Grund ein. <strong>Der</strong> Wasserlauf der Wesenitz<br />

wird zum Wegbegleiter. Und plötzlich vernimmt man in der Stille das Vorspiel<br />

zum ersten Akt „Lohengrin“… Sphärenhafte Klänge, die nach wenigen<br />

Takten eine monumentale Größe annehmen. Und nun gewahrt man<br />

auch in Form eines 12,5 Meter hohen bronzenen Denkmals den Meister<br />

selbst. Es zeigt Richard Wagner überlebensgroß als Gralsritter mit Harfe und<br />

der Schale des heiligen Grals. Die fünf Gestalten, die ihn umgeben, verkörpern<br />

Elemente seiner Musik: <strong>Der</strong> Jüngling mit dem Schwert das tragische,<br />

die Frauengestalt mit dem Schatzkästlein das lyrische, das lauschende<br />

Mädchen das sphärische und der Jüngling mit dem Becher das dionysische.<br />

<strong>Der</strong> Schöpfer dieses Denkmals ist der Dresdner Bildhauer Professor Richard<br />

Guhr, der ein großer Verehrer des Komponisten war. Das 1912 entworfene<br />

Denkmal sollte zunächst im Großen Garten in Dresden aufgestellt werden.<br />

Das Richard-Wagner-Denkmal im<br />

Liebethaler Grund<br />

Ein Denkmal seiner selbst - in der Sächsischen Schweiz (© Christop Sure)<br />

Es wurde jedoch in dieser Version nicht realisiert. Bei der Suche nach einem<br />

geeigneten Standort kam man zu dem Schluss, dass der Aufstellungsort<br />

mit dem Leben und Werk Wagners in Einklang stehen sollten. Deshalb<br />

wurde es 1932/33 an dem Ort errichtet, an dem die ersten Kompositionsskizzen<br />

zu „Lohengrin“ (1846) entstanden. Wanderer verweilen in Demut<br />

vor dem monumentalen Bau. In einer Vase gewahrt man frisches Grün. Irgendwann<br />

lenkt der Wanderer seine Schritte weiter. Die Klänge des „Lohengrin“<br />

Vorspiels klingen ab, um schließlich ganz zu verhallen. Es dauert,<br />

ehe man sich dem Zauber des Ortes entzogen hat! Christoph Suhre<br />

Detmold: „Tristan und Isolde“ – 1.11.<br />

Es begann mit einer Überraschung: Detmold kann mit einem prachtvollen<br />

Theatergebäude aufwarten, das bereits Anfang des 19. Jhs. gebaut wurde.<br />

Trotz vieler Schwierigkeiten aufgrund von Kriegen, Bränden und den damit<br />

verbundenen finanziellen Verlusten gelang es dem Haus immer wieder, sich<br />

zu konsolidieren. Vom anfänglichen Hoftheater wandelte es sich in das heutige<br />

Landestheater, das mit seinen ca. 650 Sitzen nichts von dem damaligen<br />

Charme der Innenausstattung sowie Außenfassade verloren hat.<br />

Dass dort auch wunderbares Musiktheater gespielt wird, war die zweite<br />

Überraschung.<br />

52 | DER NEUE MERKER 12/2013

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