06.05.2014 Aufrufe

Der neue Merker

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Deutschland<br />

gaben. Bedauerlicherweise reservierte Frau Gheorghiu diese alle für sich.<br />

Sogar die beiden Tenorschlager, „Non discordar di me“ und „Granada“ sang<br />

sie unisono zusammen mit dem Tenor, dabei hätte man „Charly“ dieses<br />

durchaus gerne alleine schmettern hören. Angela sang hier noch das „Ave<br />

Maria“ aus „Otello“, „Il mio babbino caro“, sowie für das deutsche Publikum<br />

„Guten Abend, gut‘ Nacht“ und für ihre anwesenden rumänischen<br />

Landsleute ein rumänisches Volkslied a cappella – hier klang ihre Stimme<br />

besonders schön. <br />

Dorothea Zweipfennig<br />

„Konstantin Wecker & Angelika Kirchschlager“:<br />

„Liedestoll – 9.11.<br />

Gemischtes Doppel - Angelika Kirchschlager und Konstantin Wecker<br />

(© Nikolaus Karlinsky)<br />

Einer der beliebtesten deutschen Liedermacher und eine Opernsängerin<br />

singen gemeinsam Politisches, Poetisches – Bekanntes und Neues von Wecker,<br />

Schumann, Schubert und Strauss. Als kongeniale Partner begleiteten<br />

Jo Barnikel am Klavier, Sebastian Trimolt am Schlagwerk und das<br />

Spring String Quartett.<br />

Man war gespannt, wie das zusammengehen sollte: Ein Widerborst wie Wecker<br />

und eine glutvolle Mezzosopranistin wie Kirchschlager. Und war überrascht<br />

– denn Wecker war (das wissen seine altgedienten Fans seit langem)<br />

niemals nur linker Revoluzzer, sondern er ist vor allem ein hinreißender<br />

Poet, einer der die Worte und Verse wägt und dreht und dann ganz zarte,<br />

filigrane Melodien für seine Texte findet. Und Angelika Kirchschlager, sie<br />

wollte schon immer mal politische Lieder singen, noch besser ein Kampflied<br />

– bekennt sie. Wecker wiederum verehrt Schumann und noch mehr<br />

Schubert, versuchte sich schon früh, nämlich als 11-Jähriger, mit hohem Sopran<br />

am „Heideröslein“, wie die Einspielung zu Beginn des Abends zeigte.<br />

Beiden Künstlern gelang ein fulminanter Abend. Wecker- sowohl wie<br />

Kirchschlager-Fans durften <strong>neue</strong> Seiten an ihren Lieblingen entdecken<br />

und spätestens bei den Zugaben, beim wilden Improvisieren auf dem Flügel<br />

zwischen Wecker und Jo Barnikel verschwammen die Grenzen zwischen<br />

E- und U-Musik. Zuvor war man berührt von Konstantin Wecker<br />

als „Leiermann“, begleitet von Angelika Kirchschlager am Flügel oder „Sag<br />

mir liebe Erde“ aus Weckers Hundertwasser-Musical, das schlicht und dafür<br />

umso eindringlicher von Angelika Kirchschlager vorgetragen wurde.<br />

Es gab immer wieder Nachdenkliches, Zartes wie das „Kleine Herbstlied“<br />

und Großartiges, Ungewohntes wie das gemeinsam vorgetragene „<strong>Der</strong><br />

Tod und das Mädchen“ oder der „Erlkönig“ begleitet von einer E-Gitarre.<br />

Natürlich fehlten auch die vom Publikum stürmisch begrüßten Ohrwürmer<br />

wie „Was ich an dir mag“, „Empört euch“ oder „Liebesflug“ nicht.<br />

Man spürte den großen Spaß, den beide Künstler bei diesem Austausch<br />

hatten, die Sorgfalt, mit der das Programm zusammengestellt wurde. Wecker<br />

moderierte launig und erzählte augenzwinkernd so manche Entstehungsgeschichte<br />

von Liedern.<br />

Standing ovations für ein großartiges Konzert, ein sich begeistert Zugaben<br />

erklatschendes Publikum, das schließlich gegen 23 Uhr mit einem<br />

kleinen Gedicht von Wecker heimgeschickt wurde. Jakobine Kempkens<br />

MOZART im Michaelskonzert/Jesuitenkirche St. Michael –<br />

17.11.<br />

Hatte bei der Jubiläums-Matinee der Bayer. Staatsoper Landtagspräsidentin<br />

Stamm noch erzählt, dass man seinerzeit Mozart an Münchens Oper aus dem<br />

einfachen Grund nicht gebrauchen konnte, weil keine Planstelle frei war, so<br />

wies Dr. Frank Höndgen vor Beginn des Konzertes darauf hin, dass in St. Michael<br />

schon immer Platz für Mozart gewesen sei, zumindest für seine Werke.<br />

Am Sonntag, 17.11. um 16 Uhr wurde in St. Michael in einem festlichen<br />

Chor- und Orchesterkonzert das Requiem d-Moll KV 626 von W. A.<br />

Mozart aufgeführt. Mozarts letztes Werk wurde mit einem ebenfalls in<br />

seinen letzten Lebenswochen entstandenen Werk kombiniert, dem Klarinettenkonzert<br />

KV 622.<br />

Die Musik an der Jesuitenkirche St. Michael blickt auf eine über 400-jährige<br />

Tradition zurück und war immer ein besonderer kultureller Anziehungspunkt.<br />

1597 von Wilhelm V. ins Leben gerufen und von Orlando di Lassos Bruder Rudolfo<br />

begründet, war der Chor maßgeblich an der Wiederbelebung der Musik<br />

alter Meister beteiligt. Auch als 1804 das angegliederte Seminar aufgehoben<br />

wurde, gelang es, einen eigenen Chor und auch ein eigenes Orchester zu erhalten.<br />

So hat bis heute die Kirchenmusik ihren besonderen Stellenwert in St. Michael.<br />

<strong>Der</strong> große Chor der St. Michaelskirche gestaltet hauptsächlich das sonntägliche<br />

Hochamt. Das Repertoire umfasst alle bedeutenden Ordinariumsvertonungen<br />

vom 17. – 19. Jh. In den nächsten Jahren wird der Chor neben der<br />

selbstverständlichen Pflege des traditionellen Repertoires auch Messkompositionen<br />

des 20. Jhs. erarbeiten. Neben seinen liturgischen Aufgaben singt der<br />

Chor große Werke des geistlichen Konzertrepertoires.<br />

Im Orchester St. Michael spielen Musiker aus allen bedeutenden Orchestern<br />

der Landeshauptstadt. Unter dem langjährigen Leiter Prof. Elmar Schloter<br />

wurden fast alle großen Messvertonungen aufgeführt. Nun hält auch das<br />

Repertoire für Orgel und Orchester und die Musik des 20. und 21. Jhs. nach<br />

und nach Einzug in Liturgie und Konzert der Michaelskirche.<br />

Die beiden Klangkörper stehen für hohe künstlerische Qualität und haben<br />

in Dr. Frank Höndgen einen hochqualifizierten und ambitionierten<br />

Chef. Die zahlreichen Konzerte in St. Michael verzeichnen sowohl einen<br />

sehr guten Zuhörer-Zulauf als auch reichlich Anfragen von Künstlern, dort<br />

musizieren zu dürfen. Dies betrifft u. a. auch namhafte Organisten, welche<br />

gerne an der von Michaelsorganist Peter Kofler betreuten Rieger-Orgel<br />

(2011 modernisiert und erweitert) spielen wollen. <strong>Der</strong> letzte Orgelherbst<br />

wies in diesem Sinne zahlreiche bedeutende Kirchenmusiker-Namen auf.<br />

17.11.: <strong>Der</strong> Soloklarinettist des Bayerischen Staatsorchesters, Andreas<br />

Schablas, spielte zu Beginn Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur, KV 622,<br />

mit großer Intensität und angenehm weichem Klang.<br />

Dann zum Hauptwerk, Mozarts Requiem d-Moll KV 626. Darf man<br />

als Rezensent eine Vokabel wie „erbaulich“ verwenden? Zumindest empfand<br />

nicht nur ich diese Aufführung so.<br />

Man muss sich zwar erst einmal an den starken Hall in diesem zwar gar nicht<br />

so großen, aber sehr hohen Kirchenraum gewöhnen, ein Raum für vorzugsweise<br />

getragene Tempi. Frank Höndgens Dirigat war nicht nur dem angemessen,<br />

er ließ auch wohltuend normal musizieren, soll heißen, er vermied<br />

klanglich übertriebenes „Historisieren“, eine Sache, die ja nicht unbedingt<br />

jedermanns Gusto entspricht. Neben dem großartigen Chor und Orchester<br />

trug auch das ausgezeichnete Solistenquartett zum hohen Niveau der Aufführung<br />

bei. Voran Tareq Nazmi mit seinem Samtbass, gefolgt von Okka<br />

von der Damerau mit warm tönendem Mezzo. Bettina Kühnes klarer Sopran<br />

hatte fast etwas Knabenhaftes und Markus Zeitlers heller Tenor den<br />

typischen Evangelisten-Klang (Oratorien). Dorothea Zweipfennig<br />

50 | DER NEUE MERKER 12/2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!