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Tanzwelt<br />
WOLVES“, in dem die gegenseitigen Mächte von Dirigent und Musikern<br />
in Wolfsmasken zu Beethovens viel strapazierter, hier aber das Thema<br />
trefflich unterstreichender Schicksalssinfonie (1.Satz) bitter, aber letztlich<br />
doch vergnüglich aufs Korn genommen werden. Unter den 7 Tänzern waren,<br />
wie auch in „Cantata“, die seit September erfolgten Neuzugänge im<br />
Ensemble, die beiden Französinnen Caroline Fabre und Sandra Bourdais,<br />
der Schweizer Maurus Gauthier und der Brasilianer Juliano Nunes<br />
Pereira erstmals zu erleben.<br />
Noch einer hat sich besondere Erwähnung verdient: der blonde Florian<br />
Lochner hat sich innerhalb kurzer Zeit von einem begabten Nachwuchstänzer<br />
zu einem bemerkenswert männlich gereiften und an körperlicher<br />
Aussagekraft sowie Ausstrahlung gewonnenem Künstler entwickelt.<br />
Bravo!<br />
Es bedarf fast keiner Erwähnung mehr, dass wiederum alle Folgevorstellungen,<br />
auch schon viele Wochen im Voraus, ausverkauft sind. Die Tanzfans<br />
haben auch allen guten Grund, das Theaterhaus zu stürmen und das<br />
Zugpferd dieser alternativen Bühneneinrichtung Abend für Abend zu feiern.<br />
<br />
Udo Klebes<br />
Festspiele Baden-Baden:<br />
„DIE KLEINE MEERJUNGFRAU“<br />
(Hamburg Ballett) 17.11. – Zwei Welten<br />
Präzise und lässig zugleich - Eric Gauthier in Goeckes „I found a fox II“<br />
(© Regina Brocke)<br />
surd erleben zu können, was in der Tat wesentlich zum Flair dieses Stückes<br />
zwischen überschäumender Lebensfreude und sich dahinter öffnenden<br />
Aggressionen beiträgt. Und vielleicht auch ein letztes Mal mit Egon<br />
Madsen als würdevollem Dorfältesten, dessen Präsenz auch bei reduzierter<br />
tänzerischer Aktivität Wellen schlägt. Reizvoll ist auch der immer wieder<br />
erfolgende Rollentausch, so dass den in italienischen Wortkaskaden entladenden<br />
Disput diesmal ein Mann und eine Frau austragen – für Muttersprachler<br />
Rosario Guerra und die temperamentvolle Belgierin Anneleen<br />
Dedroog im Verbund mit ihrer körperlichen Elastizität ein ideales Futter,<br />
Begeisterungsstürme zu entfachen.<br />
<strong>Der</strong> Jubel gilt neben der famosen Compagnie zu Recht dem mit Akkordeon<br />
und (wie die Tänzer barfuß auftretenden) musizierenden Vokalquartett,<br />
das aus traditioneller neapolitanischer Tradition gespeiste, wirklich<br />
großartige Volkskunst bietet.<br />
So südländisch ausgeprägt war die Zuschauerstimmung bei den kürzeren<br />
Beiträgen vor der Pause nicht, aber auch Marco Goecke holte sich für den<br />
uraufgeführten 2. Teil seines „I FOUND A FOX“ sehr viel Zustimmung,<br />
obwohl er im direkten Vergleich zum zuvor noch einmal präsentierten<br />
1. Teil nicht mehr ganz dessen Dichte erreichte. Eventuell war dies auch<br />
der parallel dazu erfolgten Premiere beim Stuttgarter Ballett geschuldet.<br />
Eric Gauthier zirkelte auch jetzt wieder mit messerscharfen Akzenten<br />
den Raum aus, ehe ihn 4 Tänzerinnen flankieren, den Fuchs quasi etwas<br />
in die Enge treiben. Ein aus den Lautsprechern dröhnender Kate Bush-<br />
Song überlagerte dabei beinahe das tänzerische Geschehen, auch wenn<br />
der theatralische Einschlag ganz gut passte.<br />
In der Tat „SO SO EASY“ erschien Gauthiers mit Selatin Kara im Frühjahr<br />
2013 gemeinsam geschaffenes Duo in der poppig rappigen Präsentation<br />
von Miriam Gronwald und David Valencia M. Für Heiterkeit und<br />
Erstaunen sorgte auch wieder sein vier Jahre altes „ORCHESTRA OF<br />
Unerfüllbare Liebe - Hélène Bouchet als kleine Meerjungfrau und<br />
Dario Franconi als ersehnter Prinz (© Holger Badekow)<br />
Anlässlich des 200. Geburtstages des dänischen Dichters Hans Christian<br />
Andersen im Jahr 2005 hat John Neumeier für das Königlich Dänische<br />
Ballett eine Choreographie zur wohl berühmtesten Schöpfung Andersens,<br />
der „Kleinen Meerjungfrau“ geschaffen und zwei Jahre später auch mit seiner<br />
Hamburger Compagnie einstudiert. Mit einer, wie von ihm gewohnt,<br />
wieder etwas überarbeiteten Fassung gastierte das Ensemble im Rahmen<br />
seiner regelmäßigen Herbsttour damit im Baden-Badener Festspielhaus.<br />
Die Kartennachfrage ist inzwischen so groß, dass der Zuschauerraum<br />
mit seinen 2500 Plätzen mühelos an drei Abenden gefüllt werden kann.<br />
Neumeiers Kreationen sind stets von komplexen Zusammenhängen getragen,<br />
da macht auch seine Version dieses Märchenstoffes keine Ausnahme.<br />
In diesem Fall begnügt er sich dementsprechend nicht mit einer<br />
eingleisigen Darstellung, fügt ihr vielmehr eine zweite, sich darin spiegelnde<br />
und dadurch psychologisch verdichtete Komponente hinzu. Den<br />
Ausgangspunkt bildet die Parallele zwischen einer wesentlichen biographischen<br />
Fußnote und dem Schicksal der dichterischen Figur: Andersen<br />
hatte sich in Edvard Collin, den Sohn seines Pflegevaters und Förderers<br />
verliebt. Genau in dem Jahr (1836) als er an der kleinen Meerjungfrau ge-<br />
36 | DER NEUE MERKER 12/2013