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Der neue Merker

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Aktuelles aus Österreich<br />

MUSIKALISCHES THEATER<br />

Burgtheater: „SPATZ UND ENGEL“ – 18.11.<br />

In dem am 17.9. 2013 als Koproduktion mit dem Schauspielhaus Graz<br />

in Wien uraufgeführten Werk behandeln die Autoren Daniel Große<br />

Boymann und Thomas Kahry die Beziehung bzw. Freundschaft zwischen<br />

Edith Piaf und Marlene Dietrich. Die (einschließlich 1 Pause) rd.<br />

2-stündige Aufführung wurde von Matthias Hartmann gekonnt eingerichtet<br />

und wies in ihrer Dichte keinerlei Leerlauf auf (Ausstattung: Volker<br />

Hintermeier/Lejla Ganic). Alexandra Henkel, Marcus Kiepe und<br />

Dirk Nocker schlüpften glaubwürdig in verschiedene Figuren, waren jedoch<br />

nur Stichwortbringer für Sona MacDonald als Marlene und Maria<br />

Happel als Edith, die den Abend auf beeindruckende Weise trugen.<br />

Nicht nur, dass sie das komplizierte Verhältnis der beiden, in etwa demselben<br />

Genre tätigen Künstlerinnen und einzelne Lebensstationen derselben<br />

drastisch und persönlichkeitsstark ausspielten, begeisterten sie als Sängerinnen.<br />

Die Josefstädter „Leihgabe“ MacDonald kannte man ja schon<br />

von anderen Gelegenheiten als sehr gute Sängerin, dass jedoch das hauseigene<br />

Ensemblemitglied Happel fast ebenso überzeugend in die Kehle<br />

des „Spatzes von Paris“ zu schlüpfen vermochte, überraschte. Beide sangen<br />

einen großen Teil des bekannten Repertoires der Dietrich und der<br />

Piaf und als Zugabe wiederholten sie ein Spoliansky-Lied. Ihre musikalische<br />

Begleitung erfolgte durch ein von Otmar Klein angeführtes 10-köpfiges<br />

Ensemble, das seine Sache vorzüglich machte.<br />

Obwohl die Produktion großartig gemacht und ein riesiger Publikumserfolg<br />

ist, darf man bei dem dürftigen Spielplan an starken Klassiker-Inszenierungen<br />

schon bemerken, dass das zwar ein reizvoller „Herausreißer“,<br />

doch nicht unbedingt das ist, was man vom „Österreichischen Nationaltheater“<br />

erwartet. <br />

Gerhard Ottinger<br />

Wien modern – Palais Kabelwerk 15.11. (Pr.14.11.):<br />

„GATES“ (Kurzopern)<br />

Zweimal vier Operellen waren der Lilith zur Eröffnung von „Wien modern“<br />

leider nicht ebenbürtig. Es lag nicht an den bemühten Ausführenden.<br />

Im 1. Teil empfand ich die ständigen Textwiederholungen auch eher<br />

einem Kabarett als einer (Kurz-)Oper angemessen.<br />

Hier war das Stück „Inventur“, komponiert auf ein Libretto von Brigitta<br />

Falkner von Fernando Riederer, für mich eindeutiger Sieger. Theresa<br />

Dlouhy (Sopran) und Johann Leutgeb (Bariton) konnten brillieren.<br />

Es geht um Einwohner in Büchern, wie Bücherläuse. In den andern<br />

Stücken im 1. Teil waren noch Richard Klein, Clemens Kölbl und Ingrid<br />

Habermann als Sänger und Darsteller tätig. Das Ensemble Platypus<br />

spielte unter der animierten Leitung von François-Pierre Descamps.<br />

Die Regie führte Kristine Tornquist vom Sirene Operntheater. Von dort<br />

haben wir aber schon häufig bessere Sujets und Musik gehört.<br />

Im 2. Teil, betreut von progetto semiserio, waren die beiden ersten Stücke<br />

interessant. „Seelentore“ von Jörg Ulrich Krah, Libretto von Susanne<br />

Felicitas Wolf spielt auf einem Bahnhof und 3 Menschen erzählen<br />

von ihren Befindlichkeiten: Levent Bakirci (Bariton), Ingrid Habermann<br />

(Sopran) und Paul Schweinester (Tenor).<br />

Im besten Stück des Abends, „Wärme“, wird eine Japanerin in Europa<br />

geschildert. Ich musste auch an Butterfly denken. Kaoko Amano gestaltet<br />

eine wunderbare Szene. Konzept, Text und Komposition sind Tamara<br />

Friebel zu danken. Ein Blüten-Hintergrund wird eingespielt.<br />

Mit der Beschreibung der übrigen Stücke will ich mich nicht noch einmal<br />

unnütz ärgern. <br />

Hans Peter Nowak<br />

The Armed Man<br />

A Mass for Peace von Karl Jenkins<br />

Keine Zeit hat so furchterregende Waffen hervorgebracht wie das 20.<br />

Jahrhundert. Grund genug, für den Jahrtausendwechsel wenigstens mit<br />

den friedlichen Mitteln der Musik eine Friedensvision zu beschwören:<br />

Vom Royal Armouries Museum<br />

bei Karl Jenkins in Auftrag gegeben<br />

und den Opfern des Kosovo-Konflikts<br />

gewidmet, ist das Werk für<br />

Chor und großes Orchester ein zeitgenössisches<br />

Beispiel einer Messe<br />

auf der Grundlage des aus dem 15.<br />

Jahrhundert stammenden französischen<br />

Lieds „L‘Homme Armé“.<br />

Das Gesamtwerk beinhaltet religiöse<br />

und weltliche Texte, die als<br />

Kontrapunkte zwischen die Teile einer<br />

großen christlichen Messe gesetzt<br />

sind. Karl Jenkins verbindet<br />

die Tonsprache klassischer Musik<br />

mit Elementen von experimentellem<br />

Jazz und Weltmusik .<br />

Ein großartiges Werk, das den Zuhörer<br />

im Innersten aufwühlt: mal<br />

Karl Jenkins - ein echter Universal-<br />

Musiker (© unbezeichnet)<br />

durch zur Schlacht rufende Fanfaren,<br />

mal durch engelsgleiche Chöre<br />

- vom irdischen Kampf zum himmlischen<br />

Frieden, hoffnungsvoll endend<br />

mit der bitter bezahlten Erkenntnis „better is peace“.<br />

Kartenpreise: € 15/13/11 Loge € 25 Kinder und Jugendliche € 9/7/5<br />

Team und Besetzung<br />

Chorus Juventus der Wiener Sängerknaben<br />

Auswahlchor des Musischen Gymnasiums Salzburg (Chorleitung Thomas<br />

Huber), Landesjugendorchester Salzburg<br />

Dirigent: Norbert Brandauer<br />

5.11.: <strong>Merker</strong>-Kunstsalon mit zwei Opernraritäten:<br />

„PIGMALIONE“ von Gaetano Donizetti und<br />

„LA FALCE“ von Alfredo Catalani<br />

Am 5. November 2013 glänzte der <strong>Merker</strong>-Kunstsalon in Wien-Döbling<br />

wieder einmal mit Ausschnitten aus zwei Opernraritäten: „Pigmalione“<br />

von Gaetano Donizetti (1797 – 1848) und „La Falce“ von Alfredo Catalani<br />

(1854 – 1893), beides Erstlingswerke der italienischen Komponisten.<br />

Den lyrischen Einakter „Pigmalione“ schrieb Donizetti im Jahr 1816 als<br />

19-jähriger, doch wurde das Werk, dessen Libretto Antonio Simone Sografi<br />

verfasste, erst 1960 in seiner Geburtsstadt Bergamo uraufgeführt. Die mythologische<br />

Handlung zeigt uns Pygmalion, den König von Kreta, der den<br />

Frauen entsagt hat und sich der Bildhauerei widmet, wobei er versucht, die<br />

ideale weibliche Schönheit zu gestalten. Es gelingt ihm so perfekt, dass er<br />

sich in die von ihm geschaffene Statue verliebt und nicht mehr imstande ist,<br />

der Geliebten mit seinem Meißel Schmerzen zuzufügen. In seiner Not bittet<br />

er die Göttin Aphrodite um Hilfe, welche die Statue, die er Galathea nennt,<br />

zum Leben erweckt. Die beiden gestehen einander schließlich ihre Liebe.<br />

Die Titelrolle verkörperte der beliebte Tenor Pablo Cameselle, dem es mit<br />

seiner lyrischen, am Belcanto geschulten Stimme gelang, die Leidenschaft<br />

des Königs für die weibliche Schönheit wunderbar auszudrücken. <strong>Der</strong> zum<br />

Leben erweckten Galathea lieh die Sopranistin Anna Ryan ihre markante<br />

Stimme und die Attraktivität ihrer leider viel zu stark verhüllten Figur!<br />

28 | DER NEUE MERKER 12/2013

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